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  #1  
Alt 07.04.2004, 16:48
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Beiträge: n/a
Standard Nie mehr Glück empfinden ...

Liebes Forum,
lese seit Monaten, vielmehr schon über ein - zwei Jahre die Beiträge im Krebskompass. Leider seit 5 Monaten überwiegend die der Hinterbliebenen, weil ich nun dazu gehöre. Meine Mama ist an Krebs gestorben. So langsam kommt mir alles hoch und ich merke, dass ich einfach Hilfe brauche. Mich zerreisen die Bilder, wie sie mich mit ihrem abgemagerten Gesicht anlächelt und versucht, es mir leichter zu machen und mir die traurigkeit zu nehmen. Das bild bekomme ich nicht mehr aus dem kopf! die wichtigste person in meinem leben ist nicht mehr da. das ist nicht mehr das leben, was ich mal hatte. ich muss jetzt halt ohne sie noch irgendwie zu ende leben. aber dadrauf freue ich mich nicht. ich weiß, dass ich sie wieder sehe und dass sie mich abholen kommt, wenn ich mal sterben werde. und dann bleiben wir hoffentlich für immer zusammen. aber wie soll ich diese lange zeit bis dahin überbrücken - ich bin doch erst 25! Helft mir doch :-(
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  #2  
Alt 07.04.2004, 17:16
Tanja H. Tanja H. ist offline
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Registriert seit: 30.06.2003
Beiträge: 280
Standard Nie mehr Glück empfinden ...

Liebe Sandra,

in deinen Zeilen steckt so viel Kummer und Schmerz. Du bist noch so jung und ich verstehe deinen Schmerz.
Ich selbst bin auch Hinterbl. , 34 Jahre alt und meine Ma starb letztes Jahr im Mai. Ich kann dir natürlich nur meine Sicht vermitteln, wie es mir vor knapp einem Jahr ging bzw. heute geht. Natürlich tut mir das auch alles noch sehr weh, aber auf irgend eine Art ruhe ich in mir. Ich denke, jeder Mensch hat seine Aufgabe im Leben. Deine Aufgabe ist es vielleicht, irgend wann mal anderen Menschen zu helfen. Deine Aufgabe war es, deine Ma zu begleiten. Deine Ma wollte nicht, dass du jetzt so sehr leidest. Du schreibst selbst, sie wollte dir deine Traurigkeit nehmen.....
Nach fast einem Jahr kann ich dir sagen, ich habe gelernt, den Schmerz als einen Teil von mir an zunehmen. Wenn dir nach weinen ist, dann tu es einfach!!! Wenn dir nach schreiben ist, komm hier her, es ist immer jemand da, der dir zuhören wird.
Du mußt keine Zeit "überbrücken", genieß das Leben-für deine Ma mit.
Liebe Grüße Tanja
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  #3  
Alt 07.04.2004, 17:49
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Standard Nie mehr Glück empfinden ...

Liebe Sandra!

Du liest schon länger die Beiträge hier und beim Lesen ist Dir bestimmt aufgefallen, dass wir alle den gleichen Schmerz spüren. Wir suchen Halt, hier bei anderen Betroffenen, aber auch bei unserer Familie, unseren Freunden. Wie ist das bei Dir? Hast Du niemanden, der Dir Halt geben kann?

Du sagst, dass die Bilder ihres Leids Dich zerreißen. Versuch es anders zu sehen. Sie hatte eine schlimme Krankheit und jetzt muss sie nicht mehr leiden. Sie hat Frieden gefunden. Du schreibst auch, dass Du sicher bist, sie irgendwann wieder zu sehen. Ich bin mir bei meiner Mama auch ganz sicher und das tröstet mich sehr, weil unsere Trennung nicht endgültig ist. Wenn wir uns aber wiedersehen, dann ist sie jetzt auch irgendwie in meiner Nähe und ich bin mir auch ganz sicher, dass zu große Trauer von mir sie selbst auch sehr traurig macht.

Deine Mutter möchte, dass Du Dein Leben lebst und nicht irgendwie hinter Dich bringst.
Irgendwann bist Du vielleicht selbst Mutter und kannst all die Liebe und Fürsorge, die Deine Mutter Dir mitgegeben hat, weitergeben.

Das Leben ist so kostbar. Das hat uns diese beschissene Krankheit doch gezeigt. Und das Leben kann so verdammt kurz sein. Deshalb lebe- für Dich und Deine Mutter!

Es umarmt und drückt Dich ganz herzlich

Sabine
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  #4  
Alt 07.04.2004, 18:11
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Standard Nie mehr Glück empfinden ...

liebe sandra,
es tut mir leid, das du schon so früh deine mama verloren hast.
ich bin über 10 jahre älter als du und kann mich kaum damit abfinden keine eltern mehr zu haben ( mein papa ist vor 3 jahren gestorben und meine mama im oktober 2003).die bilder die mich verfolgen, sind in etwa die, die du auch schilderst.ihr abgemagertes gesicht, das versucht zu lächeln, damit ich nicht so traurig bin, ihre augen, die mich stumm fragen "habe ich eine chance" und ihr glaube daran, mein papa paßt schon auf uns auf.
es kamen viele worte des trostes, aber es hat nicht geholfen, obwohl viele liebe menschen da sind, die sich wirklich unglaubliche mühe geben.
tanja schreibt, dass unsere mütter alle nicht wollten , dass es uns jetzt so schlecht geht und damit hat bestimmt recht.
manchmal wenn ich das gefühl habe der schmerz frißt mich auf, denke ich daran und erinnere mich, wie viel mühe und kraft es meiner mama in ihrer situation gekostet haben muß, für mich zu lächeln und dann lächele ich nur für sie, ein ganz eigenes lächeln, nur für meine mama. sie soll sich nun nicht mehr um mich sorgen, sondern mit meinem papa ihre ruhe finden. meine mama war meine beste freundin, meine beraterin, meine engste vertraute. ich muß für sie weiter machen, denn ich weiß, hätte sie die möglichkeit gehabt, mir noch einen letzten wunsch zu sagen, es ware dieser gewesen, ich solle nicht so traurig sein und mein leben leben.
es ist schwer und ich weiß auch nicht, wie es gehen soll, ich fange einfach jeden tag neu an.anders gehts bei mir nicht.
ich wünsche dir von herzen, dass du einen weg findest weiter zu machen, für dich und auch für deine mama, sie hätte es bestimmt gewollt.

einen lieben gruß und eine umarmung
silke
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  #5  
Alt 08.04.2004, 11:57
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Standard Nie mehr Glück empfinden ...

Hallo Silke,
ich bin genauso alt wie Du und habe meine Mama auch im Oktober 2003 verloren. Leider hat mein Vater jetzt Blasenkrebs bekommen, ich hoffe aber das beste.

Jeden Tag neu zu beginnen und versuchen sich nicht hängen zu lassen (Disziplin habe ich übrigens auch von meiner Mama gelernt, nach dem Motto: Wer feiert kann auch arbeiten gehen).

Es tröstet mich, dass man hier im Forum nicht alleine ist. Die Umwelt, Freunde, Lebensgefährten können immer das gleiche nach einer gewissen Zeit leider nicht mehr hören. Ich schreibe lieber hier, weil ich weiss, dass das Verständnis für die Situation einfach groesser ist.

Liebe Gruesse und Frohe Ostern für alle !
Gruss Bine
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  #6  
Alt 08.04.2004, 18:35
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Standard Nie mehr Glück empfinden ...

liebe bine, liebe sandra und liebe mitleser
als mein papa gestorben ist, hatte ich große angst davor, dass meine mama auch nicht mehr lange lebt, obwohl sie damals kerngesund war. egal, ob sie in den urlaub geflogen ist, oder mit dem auto unterwegs war, am liebsten hätte ich sie daheim eingesperrt, damit ihr auch ja nichts passiert.( was natürlich utopisch war)
als im sommer 2003 die diagnose krebs kam ,(inoperabel) dachte ich, ich drehe durch. ich hatte keine zeit zum durchdrehen, sie brauchte mich jetzt, mehr denn jeh. mir war alles egal, alles hatte an wert verloren, es drehte sich für mich alles nur noch um meine mama, für meine freunde muß das die hölle gewesen sein, trotzdem waren sie die ganze zeit ganz nah bei uns. sber.................sie bekam keine chance, warum auch immer. ich hoffe ich stelle mir diese frage irgendwann nicht mehr, denn sie raubt mir immer noch jede nacht den schlaf.
liebe bine,
ich glaube, ich kann sehr gut nachfühlen, wie es dir im moment geht, deshalb wünsche ich dir von herzen alles gute, viel kraft und vor allem wünsche ich deinem papa eine chance, damit ihr noch ganz ganz viel zeit miteinander verbringen könnt, um viele schöne dinge zu erleben. habt ihr einen guten arzt gefunden, der sich für euch zeit nimmt und mit euch redet?
ja man kann hier im forum allerdings anders schreiben, als man mit seinem umfeld redet. immer geht es bei mir nicht. manchmal macht es mich auch noch trauriger. wie schon gesagt jeder tag ist ein neuer kampf.
eine umarmung an euch
silke
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  #7  
Alt 09.04.2004, 03:31
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Standard Nie mehr Glück empfinden ...

Liebe Sandra ,

Meine Mutter ist vor 6 Jahren gestorben. Ich erinnere mich, das ich anfallsartig so Getrauert habe, das ich richtige körperliche Schmerzen hatte, mit Heulkrämpfen und einem tiefen Gefühl der Machtlosigkeit und auch das Gefühl das es mich zerreist.
Bilder begleiteten mich den ganzen Tag oft habe ich sie gesucht in Ihrer Kleidung in meinem Kopf ,habe mit Ihr gesprochen und manchmal das Gefühl geghabt sie ist ganz nah bei mir. Ich hatte damals nicht die Hilfe anderer Betroffenen gesucht,ich war mir überhaupt nicht bewusst das ich das hätte tun konnen (fällt mir jetzt so auf)
Halt hat mir meine Familie und ein Paar Freunde gegeben.
Ich konnte mir in dieser Zeit noch nicht mal vorstellen das es mir irgendwann besser gehen könnte und fühlte mich ausgeliefert.
Gestern war es das erste mal nach langer Zeit das ich mich wieder damit beschäftige ,das ich weinte und mit ihr sprach, es kommen alte Gefühle wieder hoch aber es zerreist mich nicht mehr. Denken tue ich an meine Mutter noch oft meist ganz kurz im Alltagsituationen
ich habe mir unbewusst Erinnerungs Inseln gesetzt (z.B einen Ring von Ihr liegt immer im Badezimmer).
Aber Ich muß auch sagen das ich wieder leben kann, mich freuen und feiern kann all das was vorher auch war, nur das da eine Narbe ist die manchmal wieder zur Wunde wird .

Ich drücke Dich ganz fest
Elli
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  #8  
Alt 19.04.2004, 04:49
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Standard Nie mehr Glück empfinden ...

Hallo Sandra,

wie geht es Dir ?

Gruß Elli
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  #9  
Alt 22.04.2004, 23:34
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Standard Nie mehr Glück empfinden ...

liebe sandra,
magst du nicht mehr schreiben, oder geht es dir so schlecht?
liebe grüße silke
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  #10  
Alt 27.04.2004, 20:24
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Standard Nie mehr Glück empfinden ...

Liebe Sandra,

mein Papa ist vor 3Monaten für immer verreist zu den Engeln...auch mir geht es wie dir, ich bekomme diese Bilder nicht aus meinem Kopf, bevor er für immer verreist ist...Am Freitag bekam ich den Anruf von meinem Bruder, dass es jetzt soweit ist, ich wohne 600 KM von meinen Eltern entfernt, ich weiss nicht wie ich hinkam, ich wusste nicht was mich erwartet...es war die schrecklichste Fahrt meines Lebens zu meinen Eltern...Dann kam ich an zu Hause und sah meine Mum die nur noch weinte ich lief voller Panik ins Schlafzimmer und sah meine Papa in einer ganz schrecklichen Verfassung...Ich nahm seine HAnd und verscuhte mit ihm zu reden und weinte...er fragte mich mit schwacher Stimme, warum ich weine...ich sagt nur so, was anderes viel mir nicht ein...diese Bilder wie schwach er war, abgemagert, die Seele garnicht mehr im Körper, vom Krebs kapuut gemacht ist für mich so bleibend geblieben in meinem Kopf, dass ich sie nicht mehr los werde...Ich versuche das ich nicht an diese Bilder denke, aber es verfolgt mich regelrecht...Meine Papa war ein so lieber Mensch, er wollte noch soviel erleben und hat gekämpft...vergebens...
Im Moment sind meine Glücksmoment sehr rar...
Ich kann dich verstehen , was in dir vorgeht....


LG Stern
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