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Alt 07.04.2017, 23:21
axiom axiom ist offline
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Lächeln Anschlussheilbehandlung/Rehab

So wie viele anderen auch, habe ich mich anfangs gedacht:

AHB, sowas brauche ich doch nicht. Ich bin ein junger Mann, ich werde mich schon wieder von alleine erholen. Was soll ich denn unten den ganzen alten Leuten? Warum sollte ich 3 Wochen weiterhin in einer "Anstalt" sein, wo ich doch zuhause sein kann und wieder den Alltag (er)leben kann.

Tja. Im Krankenhaus habe ich jemanden kennengelernt, der mit uns allen hier ein Schicksal teilt, und er hat mir von der AHB erzählt, die er schon beantragt hatte. Er hat mich außerdem überredet, auch einen Antrag zu stellen. Ich solle mir die Zeit für mich nehmen. Es wird mir sicher gut tun.

Gesagt - getan. Nun, da ich 3 Wochen Anschlussheilbehandlung hinter mir habe, dachte ich, ich schreibe mal was da so gemacht wurde und was es mir gebracht hat. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen bei der Entscheidung.

1. Ja, in meinem Fall war ich in einer "normalen" Onkologischen Rehab-anstalt und nicht in einer speziellen für junge Erwachsene. Daher war der Altersschnitt etwa doppelt so groß wie mein Alter.
War das ein Problem? Nein. Ehrlich gesagt war das absolut egal. Ich habe mich mit allen super verstanden und man kommt sich vor wie in einer großen Familie. Aber gleichzeitig hat jeder ein ähnliches Schicksal und man begegnet sich auf Augenhöhe.

2. Therapien. Die Therapien waren hauptsächlich Einzeltherapien. Daher waren diese perfekt auf mich abgestimmt. Dies ist für mich sehr wichtig gewesen, da ich doch kräftiger und ausdauernder war, als die meisten anderen. Dies hatte nicht zwingend etwas mit der Krankheit oder Therapie zu tun, sondern teils auch damit dass ich viel jünger war und durchaus sportlich.

3. Information. Ich habe durch Sozialarbeiter und Vorträge während dem Aufenthalt viel gelernt. Einerseits Dinge über die Krankheit, andererseits über die Nachsorge und das weitere Leben und auch, ganz wichtig, was ich für "benefits" haben kann. Z.B. Beantragung eines Behindertenpasses, Steuer-erleichterungen usw.

4. Erfolge. Durch die Chemo hatte ich Taubheitsgefühle sowie Kribbeln in den Zehen und den Füßen gehabt. Diese wurden mit Ergotherapie und Strombehandlungen therapiert und die Neuropathien sind im Moment komplett verschwunden. Ich hoffe es bleibt so.
Ich habe über 2 kg Muskelmasse aufgebaut, 1 kg Fett verloren und bin viel fitter und ausdauernder geworden. Ich fühle mich praktisch wieder wie vor der Diagnose.
Durch Psychotherapie, Entspannungsübungen und vielen Arztgesprächen fühle ich mich auch von psychischer Seite einfach viel ausgeglichener. Die Angespanntheit, die ich vorher verspürt hatte, hat sich gelöst.
Rücken und Knieprobleme, die durch die abgebauten Muskeln gekommen sind, sind wieder weg.
Die Narben der letzten OP wurden behandelt bzw mir erklärt wie ich sie selber weiterbehandeln soll, damit sich verklebungen lösen und sie mich nicht mehr stören (obwohl ich sie noch gar nicht als so störend empfunden habe, möchte ich anmerken).
Ich habe extrem viel Selbstbewusstsein getankt. Ich konnte wieder 3 Stunden alleine Wandern gehen, ohne Sorge haben zu müssen, dass mein Körper das nicht mitmacht. Das klingt vielleicht für viele selbstverständlich, aber die letzten 6 Monate war ich kaum alleine und schon gar nicht weit weg von der Zivilisation. Es war für mich wie ein Loslassen. Hat sich toll angefühlt.

5. Energiereserven auffüllen.
Ich habe diese 3 Wochen genutzt, um mich um mich zu kümmern. Ich war nach den Therapien im Fitnessraum, ich war schwimmen, saunieren, im Whirlpool, im Dampfbad, spazieren, wandern, PC zocken, lesen, hatte massagen, usw. Das hat echt gut getan. Es war wie eine Mischung aus Urlaub und dem "neuaufsetzen eines betriebsystemes".

Ich würde immer wieder wenn ich eine onkologische Rehabilitation oder Anschlussheilbehandlung bewilligt bekäme, diese auch durchführen.

LG Axiom

P.S. Gerne könnt ihr auch eure Erfahrungen mit der Rehab/AHB hier teilen, oder einfach Fragen stellen, wenn ihr noch keine hattet, aber euch dafür interessiert.
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8/16: Orchiektomie Links (Nicht-Seminom IIa)
9/16 - 11/16: 3xPEB (danach: Marker negativ)
2/17 roboterunterstützte RTR (1,5cm links-paraarotaler Lymphknoten: tumorfrei)
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10/20 MRT Abdomen: Alles i.O.
3/21 Tumormarker weiterhin negativ
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Geändert von gitti2002 (07.04.2017 um 23:24 Uhr) Grund: NB
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