Papi, schön, dass du gehen konntest!

[potschemu?]

Hallo!
Heute bzw. gestern, da es ja schon nach Mitternacht ist, ist mein Papa gestorben. Einerseits bin ich traurig, andererseits glaube ich es noch gar nicht und wieder andererseits bin ich so unendlich froh, dass er nun nicht mehr kämpfen und leiden muss und alles ein Ende gefunden hat. Er hatte sehr lange Krebs, Chemos, OPs, Metastasen blablabla. Heute ist er gestorben.
Ist er echt gestorben? Ich kann es noch nicht glauben! Ich werde nie wieder mit ihm reden und er wird mich nie mehr zum Essen einladen. Keiner wird mir mehr Blumen schenken.
Angst macht mir, dass ich als einzige Verwandte morgen also heute alles regeln muss. Was kommt dann auf mich zu? Begräbnis planen, unterschreiben irgendwo. Ich fühle mich dem noch nicht gewachsen. Ich bin 21 Jahre alt. Aber ich glaube, dass man für so eine scheiß Aufgabe gar nicht alt genug sein kann. Sowas ist immer schwer. Morgen werde ich heimfahren (bin noch an meinem Studienort) und dann in seine/meine Wohnung gehen. Wo er gestorben ist. Und er wird nicht da sein.
Meine Mutter war bei ihm als die Bestatter ihn abgeholt haben. (sie waren aber geschieden) Und sie war lange mit ihm in der Wohnung alleine. Dann war sie böse, weil ich ihn nicht tot sehen will und ich wollte, dass ihn die Best. vorher holen. Sie sagte, sie möchte nicht so schnell abtransportiert werden, wenn sie tot ist. Ur gemein! Ich wollte ihn auch nicht abtransportieren lassen, nur möchte ich ihn eben nicht als Leiche sehen, sondern ihn anders in Erinnerung behalten. Jeder ist da eben anders.
Ich möchte morgen nicht heimkommen und alle weinen sehen. Sogar meine Halbgeschwister, die meinen Papa auch von klein auf kennen, sollen sooo geweint haben!!! Ich kanns mir ganr nicht vorstellen.
Nie wieder wird er mit uns Weihnachten feiern. Zum Glück habe ich erst Geburtstag gehabt.... Wie ich in Zukunft mit diesem Verlust umgehen werde? werde ich spontan losheulen? Oder in ein Loch fallen? Oder so sein wie immer?
Hat mein Papa mich eigentlich gut genug gekannt? Habe ich ihn gekannt? Ich an seiner Stelle hätte mich schon vor Jahren umgebracht. Wieso hat er das nie getan? Was war eigentlich der Sinn in seinem Leben? Schade, dass ich es nicht weiß, aber viell. komm ich mal drauf.
Was mache ich, wenn ich auch Krebs bekomme? Oder eins meiner Kinder (habe noch keine)? Geht dann alles wieder von vorne los?
Ich höre auf, denn ich hab schon genung Platz verschwendet. Zu sagen gäbs noch vieles, aber ich muss packen, da ich morgen um 5:00 aufstehen muss um heimzufahren. Also in 3 Stunden....
Alles Gute an alle, die auch jemanden verloren haben!
Papa, ich habe dich lieb, vergiss das nie!!!!!!!
Deine Julia

[Tanja2005]

Ach Julia,

es tut mir sehr leid für Dich. Und es ist so schlimm, dass es wieder eine/r mehr ist im Hinterbliebenenforum.

Vor dem Tod meiner Mutter habe ich immer grdacht, ich würde gleich mitsterben oder aber man müsste mich in die Pychatire einweisen, weil ich aus Schmerz verrückt werde. Nichts davon ist passiert. Ich bin selbst ganz überrascht. An manchen Tagen geht es mir gut und ich bin froh für meine Mutter, dass es vorbei ist und an anderen bin ich unendlich traurig über all das, was wir nicht mehr gemeinsam erleben werden und kann mir nicht vorstellen, den Rest meines Lebens ohne sie hinzubekommen.

Ich bin nicht so gut im Trösten, aber wenn Du Fragen wegen der ganzen Sachen hast, die Du jetzt erledigen musst, dann sag mir Bescheid. Ich habe das Ganze gerade hinter mir und weiß deshalb, was alles ansteht. Bestimmt hilft Dir aber auch Deine Mutter. Die hat das bestimmt nicht so böse gemeint. ich war dabei als meine Mutter starb und habe sie danach auch noch mehrmals gesehen bevor sie beerdigt worden ist. Für mich war das gut so, weil sie so friedlich ausgesehen hat. Endlich hat sie sich nicht mehr gesorgt, keine Schmerzen mehr und auch keine Angst. Aber da ist jeder anders und Deine Entscheidung ist völlig okay.

Ich wünsche Dir, dass Du mit dem Tag heute irgendwie zurecht kommst.

Liebe Grüße,

Tanja

[teufelchen_26]

liebe julia,

das ist alles ein scheiß... es tut mir sehr leid für dich...

also
erstmal steht die beerdigung an. man sucht sich da ein bestattungsinstitut vor ort aus und die erledigen alles für einen (anzeige, blumen, urne oder sarg, grabstelle, beisetzung ect.) die sagen einen auch was man machen muss... die kümmern sich um den transport und gegf. einäscherung.

dann gibt es da noch die ganzen behördengänge. er muss ja überall abgemeldet werden (krankenversicherung, Rentenversicherung usw.) aber auch da bekommt man eine liste vom beerdigungsinstitut. dann muß die erbfrage geklärt werden und man muss einen erbschein beantragen.

das alles ist ziemlich bürokratisch und nimmt viel zeit in anspruch. du solltest dir dann doch etwas zeit nehmen. deine mum hilft dir sicher gerne und unterstütz dich

viel kraft und trost
das teufelchen

[potschemu?]

Hallo!
Danke, teufelchen und tanja, für eure Antworten! Zur Zeit ist echt wahnsinnig viel zu organisieren! Gestern war echt der Hammer. Wir waren beim Bestatter und haben alles ausgesucht, wie die Parte gestaltet werden soll, welches Foto, welche Schrift, Blumen, etc.... Dann mussten die Partenund die Einladungen verschickt werden und wir hatten keine Adressen!! Am Anfang schien uns das alles ziemlich ausweglos. Doch nun können wir mit Stolz behaupten, dass wir über 80 Parten verschickt haben! Mit Hilfe des Internets und seines Handy konnten wir die Adressen ausfindig machen. Meine Mama hilft mir zum Glück sehr! Sie kennt seine alten Freunde auch besser als ich. Und sie hebt ab, wenn wer anruft. Ich wüsste nicht was ich dann sagen soll...
Das Begräbnis wird sicher toll. Vom ASBÖ (Rettung) kommen sämtliche Vereine. Das war ihm immer wichtig! Und seine Orden werden wir hinstellen, auf die er so stolz war.
Ach, ich bin so froh, dass dieser sein schrecklicher Leidensweg endlich zu Ende ist. ICh bin so glücklich!! Endlich muss ich ihn nicht mehr leiden sehen und muss nicht mehr mitbekommen, wie er immer mehr verfällt! Jetzt geht es ihm bestimmt besser!
Morgen werde ich schauen was ich machen möchte. Meine Mama muss nämlich arbeiten. Entweder ich fahre mit dem Zug wieder in seine Wohnung oder ich geh spazieren. Oder beides.
Er ist so präsent die ganze Zeit, das ist richtig unheimlich. Ich höre immer seine Kommentare, wenn wir was machen (z.B. wenn wir das Essen aus seinem Kühlschrank weghauen. Er hätte wieder alles abgelaufene aufbehalten wollen!)
teufelchen, viele Behördengänge kommen erst noch. Wenn wir den Totenschein haben. Es war auch jetzt schon bürokratisch, aber wird sicher noch mehr. Komisch...
Tschüs, z.Z. bin ich sehr froh!
Julia