Stammtisch

[Morgana]

Liebe Conan,
hier bist Du bestimmt richtig. Am Stammtisch finden sich immer Menschen ein, denen es gerade...schlecht...gerade gut...geht..oder sich auch zwischendrin befinden.
Hier gibt es Verständnis, weil wir ja alle mal "verloren" haben.

Valentinstag überstanden...endlich keine Werbung mehr für "glückliche Paare". Seufz...hat mich ordentlich Nerven gekostet! Bin ja wie Butter in der Pfanne, löse mich ziemlich auf, wenn es um "Liebe" geht


Einen guten Wochenstart für alle, ja!


Morgana

[Anemone]

Liebe Conan,
herzlich willkommen in unserer Runde am Stammtisch. Du bist hier bestimmt gut aufgehoben, darfst jammern und weinen, wenn Dir danach zumute ist. Ich hoffe, Du findest ein ganz klein wenig Trost, wenn Du Dich hier zu uns setzt.
Dir und allen anderen Stammtischlern wünsche ich eine gute Woche mit ein bißchen Sonne drinnen in der Seele und draußen am Himmel, auch wenn uns der Winter noch fest im Griff hat.
Meine Nachbarn sind im Urlaub, ich musste heute früh also auf zwei Hauslängen den Gehweg vom Schnee befreien (guter Frühsport).
Liebe Grüße an alle
Anemone

[Bremensie]

Hallo an Alle,
genauso durcheinander wie hier im Norden das Wetter ist so sieht es in meinem Inneren aus. Und Morgen ist nun der erste Todestag meines Lebensgefährten. Irgendwie geht es mir nicht gut. Wie gehen denn andere mit so einer Situation um. Am liebsten würde ich mir die Bettdecke über den Kopf ziehen und mich nicht mehr rühren. Naja morgen Vormittag muss ich ja erstmal arbeiten. Da finde ich ein wenig Ablenkung.Ach man irgendwie bin ich ganz durcheinander.
Liebe Grüße von Erika

[Morgana]

Hallo Erika,

da bin ich schon herbeigeeilt. Nein...das Allheilmittel habe ich nicht. Das wird für Dich ein schwerer Tag morgen. Die Bettdecke über den Kopf ziehen - das würde ich oft auch gern; manchmal tränt der Schmerz so sehr, dass ich sogar... wie ein Kind den Daumen in den Mund nehmen möchte und einfach nur heulen...und im Bett bleiben. Meine "letzten Erfahrungen" waren Hochzeitstag, mein Geburtstag, Weihnachten, Silvester, sein Geburtstag OHNE IHN
Da das Wetter auch im Westen so chaotisch ist, na in meinem Inneren ist es auch ziemlich unaufgeräumt , da habe ich mir für Dich was ausgedacht.
Ich sende Dir eine arme, kleine unausgeschlafene Sonne, die noch dazu ein "Schnupfennäschen" trägt. Wenn Du ein bißchen lieb zu ihr bist, sie gedanklich morgen auf der Arbeit ein bißchen verwöhnst, dann wird sie morgen Nachmittag wieder fit sein und extra für Dich strahlen...wenn der Schmerz wiederkommt...sie möchte sich soo gern nützlich machen, die arme kleine Sonne



Ich denke an Dich morgen!

LG
Morgana

[Conan]

Hallo Erika,
ich denke morgen auch ganz doll an dich und wünsche dir viel kraft und alles alles Gute.

Hallo Ihr alle!
Ich hatte heute einen relativ guten Tag: Ich habe die Bettdecke beiseite geschoben und habe mich mutig raus getraut! Neben eins zwei negativen Erlebnissen habe ich eine alte Schulfreundin getroffen. Sie hat nicht weg gesehen, sie ist auf mich zu gekommen und hat mich angesprochen. Erst haben wir beide ein bisschen geweint und dann ganz prima geplaudert. Das tat so gut!
Ich wünsche euch allen auch viele liebe Menschen um euch rum.
Eure Carmen

[bernhardiner]

Klopf Klopf,
habt Ihr noch ein kleines Plätzchen frei an Eurem Stammtisch? Ich würde mich gern zu Euch setzen. Bisher habe ich ja in der Gruppe "Gallenblasentumor" geschrieben ("Warum???"). Nun aber ist mein Schatz über die Regenbogenbrücke gegangen und ich habe den Boden unter den Füßen verloren. Am 21. Januar haben wir den 37. Hochzeitstag gehabt und am 24. Januar ist Karin in meinen Armen für immer eingeschlafen. Viele denken, man konnte sich ja auf die Tatsache und auf das, was danach kommt, einstellen, aber das ist keinesfalls so. Ich jedenfalls bin in ein tiefes Loch gefallen. Alles um mich herum erinnert mich an Karin. Manchmal schrecke ich auf und denke, jetzt geht die Tür auf, meine Frau kommt herein und sagt, tut mir leid, aber es ist ein wenig später geworden. Doch die Tür geht nicht auf.
Aber dieses Gefühl kennt Ihr ja sicherlich alle.
Am Tage geht es ja. Da kann man sich mit Arbeit ablenken. Schlimm sind die Abende und die Wochenenden.

LG Siegfried

[Morgana]

Lieber Siegfired,
ein herzliches Willkommen...nun hier .
Ich glaube, es spielt keine Rolle, dass man sich darauf "einstellen" konnte. Wenn es geschieht, dann ist es...so real... Das tief Loch habe ich auch nach dem Tod meines Mannes am 28.08.08 erlebt...und falle immer wieder nochmal hinein. Auch mich erinnert doch alles an meinen Mann, das fängt schon beim Frühstücksgeschirr an... Wenn ich nach Hause komme, dann linse ich immer erstmal Richtung Schlafzimmer...wäre so schön, wenn er dort noch seinen Mittagsschlaf halten würde. Gerne würde ich sein "Bin Daaahaa..." wieder hören, wenn er nach mir nach Hause kam. Die Abende und die Wochenenden finde ich auch schlimm. Ich lenke mich ab; flüchte auch manchmal richtig aus der Wohnung...doch...der Abend kommt - und dann kriecht das Gefühl des Alleinseins kalt in mir hoch.

Was kann ich Dir sagen...? Auf jeden Fall: Herzlich Willkommen am Stammtisch!
Hier finden sich Menschen, die verloren haben, denen es mal besser, mal schlechter geht und die sich austauschen können.

Ich wünsche Dir...viel Kraft...viele Packungen Tempotücher...und alles Gute.

Morgana

[illy]

Hallo Bernhardiner,
auch von mir ein herzliches Willkommen hier. Der Stammtisch ist groß genug und hat noch für viele Platz. Hier wirst du immer jemanden finden, dem du war vorjammern darfst und der das auch gut verstehen kann. Aber hier lernst du auch, dass es irgendwann (kannst du dir im Moment bestimmt noch nicht vorstellen) wieder anders wird. Der Schmerz bleibt (Mein Mann ist im August verstorben, wir waren fast 34 Jahre verheiratet) aber er wird erträglicher und das Trauertier schläft ab und zu. Ich wünsche dir viel Kraft, gib nicht auf, denn ich glaube kaum, dass unsere Lieben es gewünscht hätten uns so traurig zu sehen. Irgenwann lernt man, sich an die schöne gemeinsame Zeit zu erinnern und ist dankbar, dass es sie gab. Ich bemühe mich zur Zeit noch, aber ich arbeite dran, mal geht es ganz gut und manchmal eben nicht, (dann bin ich eben traurig und heule mich richtig aus).
Also schreib dir alles von der Seele, hier bist du richtig.
Illy

[Conan]

Hallo Siegfried,
auch von mir ein herzliches trauriges Willkommen. Mir geht es ähnlich wie dir, mein lieber Ronni ist auch am 24.01.09 für immer von mir gegangen. und unseren Hochzeitstag hatten wir am 14.02.! Ich habe auch alle Sachen von meinem Spatz liegen gelassen, er muss doch alles finden, wenn er wieder nach Hause kommt. Sogar seine Hausschuhe liegen noch auf der Heizung, weil er doch immer so kalte Füße hatte. Hier am Stammtisch kann man so etwas alles schreiben, hier sind immer Menschen, die einen verstehen. Das hilft und tut gut. Ich hoffe, dass du hier auch ein bisschen Trost bei uns findest.
LG Carmen

[Blue]

Liebe Erika, wenn es sich irgendwie einrichten läßt, mache heute am ersten Regenbogentag etwas Besonderes, tue Dir etwas Gutes und wenn es geht, sei nicht alleine. Wenn die Gedanken in Deinem Kopf umherwirbeln und Du weißt nicht wohin, dann erzähle von Deinem Mann – vielleicht hier? Und natürlich ist heute (und eigentlich immer) alles erlaubt, Weinen und Lachen, alles was Dein Herz möchte. Klar, ich hoffe die Tage vorher waren „schlimmer“ als der Tag heute. Hoffe es ist irgendwie erträglich.

Hallo Carmen und Siegfried, willkommen in der Runde.

Rowa, wie geht es Dir? Alles klar?

Kommt gut durch den Tag

Grüßle
Bruni

[bernhardiner]

vielen Dank für die nette Aufnahme hier in der Runde. Es ist schon eigenartig, wie so ein gemeinsames Schicksal sich eigendlich fremde Menschen zusammenbringt.
Man ist sich ganz schnell gar nicht mehr so fremd.
Ich war mit meiner Karin 41 Jahre zusammen, davon 37 Jahre verheiratet. Sie hat viele Jahre bei mir mit in der Firma gearbeitet, so daß wir wirklich 24 Stunden am Tag zusammen waren. Trotzdem gab es kaum Augenblicke, wo wir uns nichts zu sagen hatten. Oft hat einer genau das ausgesprochen, was der andere gerade gedacht hat. Wir haben dann immer gelacht und gesagt, warum reden wir überhaupt noch miteinander. Klar gab es auch mal Gewitterwolken. Aber wir haben es immer wieder geschafft, sie weg zu schieben. Wir hatten uns mal versprochen, nie abends ins Bett zu gehen, solange noch einer auf den anderen böse war. Das haben wir auch fast immer geschafft.
Wir haben viel miteinander gelacht und wir hatten die gleichen Hobbys. Haus, Garten, Hund und Skandinavien.
Wenn ich dies hier so schreibe, sehe ich Karin gleich wieder ganz nah bei mir. Ich kann es einfach nicht akzeptieren, daß sie nicht mehr da sein soll. Klar war sie in der letzten Zeit schon arg gezeichnet von der Krankheit, aber sie war da. Ich konnte zu ihr gehen, sie berühren und streicheln oder küssen. Jetzt streichele ich ihr Bild oder ihr Kissen. Das reimt sich ja sogar.
Ich hör jetzt aber lieber erst einmal auf, bevor ich mich noch mehr herrunter ziehe.

LG, Siegfried

[Conan]

Hallo Ihr Lieben,
ich hätte nie gedacht, dass ich mal "fremden" Menschen so mein Herz ausschütten werde aber es ist wirklich schön hier bei euch. Ich bin schon immer neugierig, wer was geantwortet hat. Und irgendjemand ist immer da, der die richtigen Worte findet. DANKE!
Ich habe noch so viel zu erledigen und hatte mir für heute so viel vorgenommen aber ich habe keine Lust. Bis Mittag habe ich nun wieder die Zeit vertrödelt. wie schafft ihr es, euch zu motivieren euch aufzuraffen, den normalen Alltag zu meistern?!
Seid alle lieb gegrüßt Carmen

[Anemone]

Hallo Bernhardiner,
herzlich willkommen am Stammtisch. Schön, dass sich mal wieder ein Mann zu uns setzt (die Herren sind eindeutig in der Minderzahl).
Nein, auch wenn man weiß (oder ahnt), dass der geliebte Mensch bald sterben wird, ist es ein Schock, plötzlich alleine zu sein.
Mein Schatz und ich hatten auch 41 gemeinsame, schöne Jahre. Es ist unendlich schwer, nun ein "neues" Leben aufzubauen ohne den geliebten Menschen.
Ich bin nun schon drei Jahre allein und habe immer noch meine Probleme damit. Es kostet so viel Kraft. Aber - und vielleicht ist das ein Trost für Dich - der Schmerz wird erträglicher, auch wenn er nie ganz weg ist. Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und hoffe, dass Du Dich in dieser Runde ein wenig geborgen fühlen kannst.
An Dich und alle anderen Stammtischler schicke ich viele Grüße.
Anemone

[Morgana]

@Carmen:
ein kleines HuHu aus der Mittagspause....
Am Stammtisch sind ganz viele verschiedene Stühle, passend für jeden, der sich setzen will und vielleicht mal einfach ein bißchen Zuwendung brauchen könnte. Mir gefällt es hier immer besser ....
Also ich nehme mir auch einiges vor und erledige genau 2 Dinge/Tag , das habe ich mir angewöhnt...damit ich das gute Gefühl habe, doch noch etwas erledigt zu haben und nicht mit hängendem Kopf den nicht-erledigten Dingen nachärgere...
Ehrlich gesagt...ich motiviere mich für den normalen Alltag indem ich mir vorstelle, dass ich eine Rolle in einem Theaterstück spiele; ich spalte Gedanken, Sorgen, Trauer ab...das klappt ganz gut, bis ich dann nach Feierabend wieder langsam "all das" auf mich zukommen lasse...wieder "Ich armes Hühnchen " bin...Dazu stehe ich dann auch...und heule und schiefe manchmal, als wollte ich gar nimmer aufhören...

@Siegfried: So, wie Du es beschreibst...da kenne ich manchen schönen Momente, ja, den liebevollen Alltag mit meinem Mann wieder. Auch wir sind immer erst eingeschlafen, wenn wir uns wieder "vertragen" hatten, mit einem Bussi besiegelt...es schläft sich viel besser, wenn da nix mehr geklärt werden muß. Gelacht haben wir auch gern miteinander...und gemeinsame Hobbies: Garten, Katzen, Schottland . Sein eigenes war MOTORRADFAHREN .
Ja, auch in seinen letzten Lebenswochen, wor er schon schwer gezeichnet, vorwiegend im künstlichen Koma lag, da war die Liebe, die Zärtlichkeit da...Noch Kuscheln und Streicheln zu können...er war ja noch da...

Sende mal einen Regenbogen:


Fühlt euch alle mal von mir lieb umarmt


Morgana

[Conan]

Hallo Ihr Lieben,
wenn ich das hier lese, hatte ich ja noch richtig "Glück"! Mein Spatz war bis zum letzten Tag auf den Beinen, er war zwar schwach,und musste sich immer öfter hinlegen aber er war noch relativ gut drauf. Die Ärzte haben auch immer gemeint,dass das nicht normal ist, dass er noch so klar ist (und überhaupt noch lebt). Aber für ihn stand das Thema "Sterben" gar nicht zur Diskussion, er wollte nur erst wieder zu Kräften kommen. Noch am Freitagabend waren wir zusammen unseren Sohn vom Zug abholen, haben dann einen Tee getrunken und haben geplant, was am nächsten Tag alles gemacht werden muss. Und am Sonnabendmorgen ist er um 8.45 Uhr für immer eingeschlafen. Aber selbst da gingen seine Augen nicht richtig zu, als wenn er sich immer noch gewehrt hat! Oh nein, jetzt habe ich wieder dieses Bild vor mir, ich lass jetzt erstmal in Ruhe die Tränen laufen!
Traurige Grüße von Carmen