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  #1  
Alt 27.05.2015, 15:20
Kiwi1009 Kiwi1009 ist offline
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Registriert seit: 27.05.2015
Beiträge: 7
Standard Mum ich vermisse dich so unendlich

Hallo Ihr Lieben,

ich lese mich nun schon seit April hier durch das Forum und bin von Tag zu Tag entsetzter, dass ich es nicht schon früher hierher geschafft habe. Vielleicht wäre einiges anders gelaufen

Bei meiner Mum wurde 2011 Darmkrebs mit Metastasen in Leber und Bauchfell diagnostiziert. Und sie hat vor mir und meinem Bruder - wie wir jetzt wissen - sehr sehr viel verschwiegen. Am Ostersonntag dieses Jahr ist sie mit 61 Jahren gestorben und ich komme damit einfach nicht klar.

Ich bin wie in einer Achterbahn, mal geht es mir gut und mal könnte ich alles zusammenschreien. Mit meinem Vater kann ich nicht darüber reden - wir haben nicht das gleiche Verhältnis zueinander, das Mum und ich hatten.

Wir waren nicht nur Mutter und Tochter, wir waren auch beste Freundinnen. Die letzten 3,5 Jahre habe ich jede freie Minute bei meinen Eltern verbracht und auch vorher schon hatten wir ein sehr enges Verhältnis.

Mit meinem Vater ist es irgendwie anders - ich kann das gar nicht beschreiben - aber seitdem ich weiss das uns viel verschwiegen wurde und auch was in der letzten Woche vor ihrem Tod passiert ist, kann ich einfach nicht mit ihm reden. Mit fehlt irgendwie die Vertrautheit. Und vielleicht mache ich mir auch selber Vorwürfe, dass ich nicht rechtzeitig etwas gemerkt habe…

Ich habe im Moment kein Vertrauen mehr zu meinem Dad um schäme mich gleichzeitig dafür - meine Oma ist fast 90 und kommt mit der Situation ihr Kind verloren zu haben gar nicht klar, sie hat in den letzte 2 Monaten sehr abgebaut. Meine kleine heile Welt fällt gerade auseinander und irgendwie erwarten alle um mich herum dass ich Mum „ersetze“. Ich habe keinen Partner und fühle mich so alleine und überfordert mit der ganzen Situation. Wir trauern alle, aber ich soll funktionieren - mein Vater und meine Oma sind gerade wie Kinder, total überfordert mit wirklich kleinen alltäglichen Dingen und ich muss mich um alles kümmern.

Mein Bruder lebt sehr weit weg von uns und meldet sich seit Mums Tod kaum noch bei uns. Ich bin jeden Tag bei meiner Oma, bei meinem Vater und auf dem Friedhof und ertrage es kaum. Wir leben in einem Dorf und alles um mich herum erinnert mich an Mum. Der Freundeskreis meiner Eltern waren eigentlich alles ihre Freunde, mein Elternhaus „ist“ meine Mum, jedes noch so kleine Teil ist sie, genau so der Garten. Sie hat ihren Garten geliebt - ich habe so gar keinen grünen Daumen aber mein Vater noch viel weniger. Also habe ich jetzt einen Garten - ich könnte es nicht ertragen wenn ihre geliebten Hortensien nicht mehr da wären und wurschtle mich so durch. Ich würde mich am Liebsten in meiner Wohnung einigeln und einfach nur Zeit für mich haben, aber dann kommt wieder das schlechte Gewissen. Ich weiss einfach nicht mehr was ich tun soll.

Ich muss mir das alles einfach mal von der Seele schreiben, sorry, aber ich habe echt niemanden mit dem ich reden kann…
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  #2  
Alt 27.05.2015, 21:06
sum1 sum1 ist offline
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Registriert seit: 27.11.2013
Beiträge: 29
Standard AW: Mum ich vermisse dich so unendlich

Hallo Kiwi. Es tut mir leid mit deiner mum. Ich muss leider gerade die gleiche Erfahrung machen, habe aber Menschen zum reden. Jedenfalls kann ich dir nur einen Rat geben auch wenn du ihn vermutlich nicht hören willst. Aber NIMM dir die Zeit für dich. Es ist nicht deine Aufgabe dich jetzt für die anderen zu opfern. Du brauchst die Zeit für dich sonst wirst du irgendwann in einen Hammer laufen. Vielleicht fährst du in Urlaub. Und auch wenn es nicht einfach ist, sprich deinen Dad und Oma darauf an. Manchmal ist es erstaunlich was das bewirkt. Alles gute
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  #3  
Alt 28.05.2015, 19:56
Benutzerbild von Eval2589
Eval2589 Eval2589 ist offline
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Ort: Wien
Beiträge: 53
Standard AW: Mum ich vermisse dich so unendlich

Liebe Kiwi,

ich möchte ein großes Kraftpaket schicken.
__________________
In dankbarer Erinnerung an meine Oma
EK 12/09 seitdem Stoma, Chemotherapie
07/12 Peritonalcarzinose
am 11.02.2013 ins Licht gegangen
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  #4  
Alt 19.06.2015, 14:03
Kiwi1009 Kiwi1009 ist offline
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Registriert seit: 27.05.2015
Beiträge: 7
Standard AW: Mum ich vermisse dich so unendlich

Ach ihr Lieben,

es tut so gut wenn man das Gefühl hat verstanden zu werden. Ihr nehmt euch Zeit mir zu antworten obwohl jeder hier sein eigenes schweres Schicksal zu tragen hat. So aufgefangen zu werden, es ist so wertvoll.

Vielen Dank dafür.

Und bitte entschuldigt dass ich erst jetzt auf eure netten Worte antworte - es ging einfach nicht eher

Ich nehme mir eure Ratschläge zu Herzen, nehme mir Zeit für mich und kämpfe mich langsam wieder zu etwas Normalität. Wenn noch ein wenig Zeit vergangen ist muss ich unbedingt das Gespräch mit Mums letzten beiden Ärzten suchen, es gibt einfach Dinge über die ich Klarheit brauche.

Mit meinem Vater kann ich mittlerweile sprechen, aber das tut uns beiden nicht so gut. Wir sind uns einfach viel zu ähnlich - aber es ist ok, jeder von uns hat andere liebe Menschen zum Reden.

Mit meiner Oma geht es leider nicht so. Sie wird 90 und baut seit April leider sehr ab. Sie weigert sich mit anderen außer uns zu sprechen und hat sich ihre eigene Geschichte der letzten Tage meiner Mum zusammengereimt. Leider ist es eine eher schreckliche Geschichte die mein Vater und ich uns nun jeden Tag anhören dürfen - das zieht halt wieder extrem runter. Aber was soll man machen...

Was mich sehr erschreckt ist, dass fast alle "Freunde" auf einmal weg sind. Mein Vater ist so allein und das macht mich wütend. Für Feste und Geburtstage waren sie gut aber jetzt wo er Freunde brauchen würde sind alle weg. Aber wie gesagt, liebe Menschen tauchen da auf wo man am Wenigsten damit rechnet.

Und für mich ist es auch ganz arg dieses Forum, obwohl ich hier ja nur ganz kurz aktiv teilnehme.

Fühlt euch alle umarmt
LG
Kiwi
__________________
Mum - ich vermisse dich
05.04.2015
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  #5  
Alt 08.07.2015, 14:07
Kiwi1009 Kiwi1009 ist offline
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Registriert seit: 27.05.2015
Beiträge: 7
Standard AW: Mum ich vermisse dich so unendlich

Meine allerliebste Mum,

ich liebe dich unendlich und vermisse dich noch viel mehr.

Am Sonntag waren es 3 Monate seit ich dich verloren habe. Du fehlst mir so unendlich und jeden Tag wird es schlimmer. Unsere Gespräche, die Wochenenden mit Kuscheldecke, Tee und Kuchen auf dem Sofa, die Urlaube zusammen, unsere Mädelstrips zum Shoppen, die vielen Nachmittage in deinem Garten auf der Liege, selbst heiße Schokolade machen und Plätzchen backen an Weihnachten. Ich war immer dein Kuchentester, wenn du ein neues Rezept gefunden hast. Du hast mich dann immer angerufen - komm schnell rüber, ich hab da was ausprobiert. Seit April kann ich keinen Kuchen mehr essen. Ich kann überhaupt nichts machen was mich irgendwie an dich erinnert.

Wir konnten immer über alles reden, haben uns auch wortlos sofort verstanden. Du warst die Einzige, bei der ich meine Gefühle auch mal gezeigt und auch mal ein paar Tränen vergossen habe wenn es mir nicht gut ging. Bei dir war es immer leicht, du hast mir immer die Geborgenheit gegeben, die ich sonst bei niemandem hatte.

Du warst immer interessiert an allem was ich so gemacht habe, wolltest immer alles wissen und hast mich immer unterstützt. Ich konnte dich wegen deiner Flugangst leider nie zu einem Urlaub ins Ausland überreden, aber du hast es dir nie nehmen lassen mich an den Flughafen zu begleiten. Du fandest das alles so spannend. Meine Freunde mussten zwar immer schmunzeln, aber es war unser Ritual, dass ich mich nach der Ankunft gemeldet habe um dir zu sagen dass es mir gut geht und wie schön es ist. Jetzt war ich ein paar Tage weg und niemand hat angerufen, niemand hat nachgefragt ob ich auch ja alles dabei habe, niemand hat nachgefragt wie es mir gefallen hat, niemand wollte Fotos sehen.

Oma und Pa hatten es nicht immer leicht mit uns als Team. Aber wir haben hier auch immer alles geregelt für den Rest der Familie. Alle konnten sich auf uns verlassen. Und jetzt sitze ich hier in diesem tiefen dunklen Loch und bin so alleine. Niemand ist für mich da.

Ich denke so viel an dich und bin so dankbar für alles was du für mich getan hast. Ich hatte eine wunderschöne Kindheit, wir haben uns immer so toll verstanden und du warst immer auch eine Freundin nicht nur meine Mum.
Ach Mum, ich würde alles geben dich nochmal in die Arme nehmen zu können.
Ich hab dich so lieb!
__________________
Mum - ich vermisse dich
05.04.2015
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  #6  
Alt 08.07.2015, 16:14
mausi69 mausi69 ist offline
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Registriert seit: 19.02.2014
Beiträge: 1.379
Standard AW: Mum ich vermisse dich so unendlich

Liebe Kiwi

Ich kann dich so gut verstehen, aber glaube mir es wird die Zeit kommen wo es erträglicher ist.

Unsere Mütter werden uns immer fehlen, keine Frage, aber sie hätten gewollt das unser Leben weiter geht.
Bei mir ist jetzt über ein Jahr vergangen, bis zum ersten sterbetag war es die reinste Berg und Talfahrt, aber jetzt habe ich mein Schicksal den Rest meines Lebens auf meine Mama verzichten zu müssen angenommen.

Ich denke mit viel Liebe und ebenso viel Dankbarkeit an Sie, das sie mich im Herzen weiter durchs Leben begleiten wird.

Ich wünsche dir das du irgendwann zur Ruhe kommst und mit einem Lächeln an deine Mama denken kannst. Nimm dir Zeit, es sind erst drei Monate vergangen.

Alles liebe Mausi
__________________
Meine Mama
BSDK ED 05.02.2014

28.07.1949 - 22.06.2014

Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514
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