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  #1  
Alt 07.02.2010, 22:55
raachelii raachelii ist offline
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Registriert seit: 07.02.2010
Beiträge: 2
Standard mama,mein schutzengel..

Meine Mama ist vor fast zwei Monaten gestorben.
Am 15.12.2009. Zwei Monate klingt so lang, dabei kommt es mir vor wie gestern.
Alles läuft nur noch so an mir vorbei, ich lebe irgendwie weiter, und weiß dennoch nicht wie.

Alles fing damit an als sie vor ca. 5 oder 6 Jahren (Ich weiß das alles nicht mehr genau, damals war ich noch jünger, jetzt bin ich 18 Jahre alt.) Brustkrebs bekam. Damals wurde ihr die rechte Brust abgenommen und sie bekam Chemotherapie und auch Bestrahlung, glaube ich.
Aber sie war von diesen Therapien nie wirklich überzeugt, ich glaube auch sie hat sich damals mehr zu der Operation drängen lassen, weil sie vor allem Angst hatte das es sonst gar keine Chance geben würde.
Sie war nie von der "normalen" Medizin überzeugt.
Ich glaube auch mich zu erinnern das sie damals nach der sechsten Chemo oder so aufgehört hat, weil es ihr zu schlecht ging.
(ihr müsst dazu wissen das meine mama selber viel ahnung von medizin hatte, und selber seit jahren in einem beruf gearbeitet hat der damit zu tun hat..dadurch wusste sie immer selbst viel und war oft nicht davon überzeugt was die ärzte sich vorstellten..)
Damals hat sie dann mit alternativen Therapien angefangen, jede menge Vitamintabletten genommen und all das..und irgendwie ging es ihr immer und immer besser.
Ich weiß das von damals wirklich nicht mehr genau..es ist zulange her, und ich dachte auch nachdem alles wieder okay war, das ich es für immer verdrängen könnte.
Ihr ging es dann für einige Jahre wirklich gut. Wir waren glücklich. Sie hatte keine Probleme mehr, obwohl die Ärzte damals schon meinten sie hätte nichtmal mehr ein Jahr zu leben.

In der Zeit als es ihr gut ging und alles wieder okay war, wurde mein Opa, ihr Vater krank. Magenkrebs. Das war ziemlich schrecklich für uns alles.
Er ist daran auch nach kurzer Zeit gestorben.

Und vor fast zwei Jahren kam dann die Nachricht das meine Mutter auch wieder krank war. Der Krebs war wieder da.
Am Anfang ging alles irgendwie noch ziemlich langsam. Meine Mama und ich waren nach meinem Realschulabschluss zusammen für ein paar Tage in Stockholm. Die Tage werde ich niemals vergessen.
Damals ging es ihr aber schon immer schlechter.
(Ihr müsst mir verzeihen, da ich mich nicht wirklich mit den ganzen Fachbegriffen und genauen Bezeichnungen der Krankheiten auskenne..)
Sie bekam dann ein Lymphödem (?!), also ihr ganzer rechter Arm staute sich mit Wasser, wenn man das so beschreiben kann. Das wurde immer schlimmer. Genauso bekam sie auch immer geschwollene Beine wenn sie zulange unterwegs war.
Trotzallem ist sie immernoch, bis sie wirklich nicht mehr konnte, sogar Auto gefahren. Sie hat nie gejammert über irgendwas.
Sie hatte am Ende am ganzen Oberkörper nur noch Hautmetastasen. Ihr ganzer Oberkörper, und fast der ganze Rücken war voll damit.
Am Anfang war es unglaublich schwer für mich das anzusehen, weil ich einfach nicht wahr haben wollte das soetwas mit meiner Mama passiert, aber ich hab sie dann immer eingecremt, und jetzt bin ich auch froh das ich wenigstens das für sie getan hat. Sie meinte immer das würde so gut tun. Wenn ich die Creme einmassiere. Mhmm, sie hat die Hautmetastasen immer wie einen Gürtel beschrieben, der immer fester geschnallt wird, sodass man irgendwann praktisch gar nicht mehr richtig atmen könnte.
Mit der Zeit lief auch dazu immer Wasser in ihre Lunge, es wurde ziemlich oft dann immer punktiert, und das hat dann auch immer wieder geholfen.
Nachts hat sie schon immer mit so Sauerstoffgerät geschlafen, zur Sicherheit, und das hat ihr auch gut getan.
Wir hatten geplant noch eine weitere Therapie anzufangen, ich glaube dabei hatte es sich um eine Studie gehandelt, irgendein Mittel das es noch nicht wirklich gab halt.
Aber meine Mutter wurde dann zu schwach, und meinte wenn sie jetzt damit anfangen würde, würde sie das sowieso nicht überleben, da sie zu schwach war.
Also haben wir praktisch immer nur darauf gehofft das es ihr besser geht irgendwann.
Das ja aber jedoch nie passiert.

Ihr ging es dann immer nur noch schlechter und schlechter.
Sie war oft im Krankenhaus um das Wasser aus der Lunge punktiert zu bekommen und die letzten Wochen hat sie im Hospiz verbracht.
Ich war so verwundert als sie eines Tages meinte das ein Platz im Hospiz frei ist und sie dahin möchte, weil sie immer gesagt hat das sie nicht möchte das wir sie dorthin schicken. Aber ich weiß das es besser so war vllt, wir hätten ihr nachts niemals helfen können, bei den ganzen Schmerzen die sie hatte.

Zu dem ganzen kam noch das meine Mutter und mein Vater, wenn sie nicht wieder krank geworden wäre, sich schon lange getrennt hätten. Mein Vater hatte schon die ganzen letzten beiden Jahre eine Freundin.
Meine Mutter hatte ebenfalls einen Mann kennengelernt. Mein Vater ist nur bei uns immer noch wohnen geblieben um meine Mutter zu pflegen und um für uns dazusein, auch wenn wir uns ziemlich häufig gestritten haben.
Ich weiß das es meine Mutter ziemlich verletzt hat das mein vater eine Frau kennengelernt hat und mit ihr zusammen ist, obwohl meine Mutter selbst einen Freund hatte, hat sie meinen Vater immernoch geliebt und sich gewünscht das er zu ihr zurückkommt.
Aber ich weiß das mein Vater nicht der richtige für sie war, sondern ihr Freund den sie kennengelernt hatte. Die beiden hätten neu anfangen können, wenn meine Mama es geschafft hätte. Sie wäre endlich glücklich gewesen, denn sie hat so ziemlich immer zurückgesteckt und immer nur ja und amen zu allem gesagt in der Ehe mit meinem Vater.
Und das ist fast das allerschlimmste für mich, zu wissen das meine Mama neu hätte anfangen können und glücklich gewesen wäre.
Sie hat schon immer davon erzählt das wir, mein Bruder, Sie und ich uns ein haus suchen würden und dann könnten wir machen was wir wollen.

Meine Mama war/ist der wichtigste Mensch in meinem Leben.
Ich liebe so unfassbar doll. Das ist gar nicht in Worte zu fassen. Wir hatten eine sehr sehr enge Beziehung. Sie hat mir eigentlich alles erzählt, wobei sie immer meinte das sie ihre Kinder damit eigentlich gar nicht belasten sollte. Aber ich bin froh das sie mir all ihre Sorgen erzählt hat.
Sie war der stärkste Mensch den ich je gekannt hab.
Sie hat in allem und jedem immer nur das positive und beste gesehen.
Und trotz ihrer ganzen Krankheit und all den schmerzen die sie hatte, hat sie NIE wirklich NIE gejammert.
Und jetzt macht es mich jedes Mal krank wenn ich von irgendwelchen Menschen vollgejammert werde, mit ihren unwichtigen sorgen oder schmerzen, die nichts im vergleich dazu sind was meine mutter erlebt hat.
Sie hat immer nur an das gute geglaubt. Sie hatte so viel Hoffnung und Vertrauen.
Und auch so viel Vertrauen in mich. Ich bin immer zu ihr gekommen wenn ich irgendwelche Sorgen hatte, und sie hat mich immer bestärkt.
und jetzt weiß ich nicht wie ich weiterleben soll.
ich habe keine ahnung was ich mit meinem leben tun soll. denn im moment ist alles sinnlos für mich.

ich träume so oft von ihr. aber irgendwie immer nur träume in denen sie auch stirbt oder soetwas.

ich wüsste in den letzten monaten das sie sterben würde. innerlich wusste ich es. aber ich dachte immer, okay noch einen monat, noch eine woche, noch einen monat. das schaffen wir. ich wollte es nie wirklich wahr haben.
am tag bevor sie gestorben ist, war ich nach der schule mehere stunden bei ihr. zum glück alleine.
sie lag damals nur noch da. hat geatmet, aber nichts mehr gesagt. nur noch geatmet.
ich weiß nichtmal ob sie mich gehört hat.
aber ich hab ihr so viel erzählt. ihr sogar vorgesungen. sie gestreichelt und alte erinnerungen wiedererzählt.
und irgendwie kommt es mir im nachhinein so vor als hätte ich innerlich gewusst das es zuende geht, denn an dem tag hab ich mich unbewusst wirklich von ihr verabschiedet.
ich wünschte nur ich wäre bei ihr gewesen als sie gegangen ist.
bei ihr gewesen als sie eingeschlafen ist.
sie hat mal gesagt das sie angst davor hat. und ich wäre so gerne bei ihr gewesen.
und ich fühl mich auch schlecht das ich es nicht war.

an dem letzten tag hab ich ihr auch gesagt das wenn sie gegangen ist, soll sie mir ein zeichen geben das es ihr gut geht.
denn das ist das allerwichtigste für mich.
ich wünsche mir so sehr das es ihr jetzt gut geht und das sie keine schmerzen mehr hat. wenn ich das wissen würde, könnte ich vllt etwas leichter weiterleben. zu wissen das sie jetzt wieder mit ihrem papa vereint ist und sie keine schmerzen mehr hat.
sie ist jetzt mein schutzengel, und der von meinem bruder.
und ich liebe sie über alles...

(achjeee, ich hab viel viel viel viel viel viel viel zu viel geschrieben...tut mir leid..)
liebe grüße,
rachel..
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  #2  
Alt 08.02.2010, 02:35
Benutzerbild von Ute08
Ute08 Ute08 ist offline
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Registriert seit: 26.02.2009
Beiträge: 939
Standard AW: mama,mein schutzengel..

Liebe Rachel,
du musst dich nicht entschuldigen, weil du hier geschrieben hast. Ich weiß aus Erfahrung, dass das etwas hilft, mit dem Schmerz klar zu kommen.
Es tut mir sehr leid, dass du in so jungen Jahren solch schreckliche Erfahrungen machen musst und dass deine Mama dich schon verlassen musste. Ich hoffe, dass du liebe Menschen um dich hast, die dir helfen können, bei dir sind und dich stützen. Es gibt keine tröstenden Worte bzw. mir fällt nichts ein, was deiner Situation angemessen erscheint. Mach dir keine Vorwürfe, dass du nicht bei deiner Mama warst. Vielleicht wollte sie es so, um es nicht noch schlimmer für dich zu machen. Du hast sie begleitet und warst für sie da. Das alleine zählt und ist viel mehr als ein junger Mensch leisten können müsste. Ich bewundere dich, wie du mit der Situation umgegangen bist und dich um deine Mutter gekümmert hast. Das zeugt von großer Stärke und Reife. Schaffen manch Ältere nicht.
Zwei Monate ist nichts und ich kann mir vorstellen, dass es noch weh tut wie am ersten Tag.
Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft für die nächste Zeit und das die Sonne irgendwann wieder für dich scheint.
Schreibe hier immer, wenn dir danach ist. Es versteht dich ein jeder.
Ein lieber Gruß
Ute
__________________
Meine Tochter Melanie + 31.10.2009 14.54 Uhr
Du durftest nur 17 Jahre alt werden.
Ich werde dich immer in meinem Herzen haben!!!
www.darkprincess-melaniehuemmer.de
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  #3  
Alt 08.02.2010, 06:31
Bremensie Bremensie ist offline
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Registriert seit: 25.11.2007
Beiträge: 758
Standard AW: mama,mein schutzengel..

Liebe Rachel,
deiner Mutter geht es jetzt gut und sie hat keine Schmerzen mehr. Ihr Paps hat sie ganz bestimmt in Empfang genommen. Wenn sie sich ein wenig orientiert hat wir sie dir auch sicherlich ein Zeichengeben. Wenn du magst schreibe deiner Mutter doch einen Brief und erzähl ihr was dich bedrückt und wie lieb du sie hattest. Dann köntest du ihn weglegen oder an einer Stelle vergraben die ihr beide geliebt habt. Tröstende Worte für dich und deinen Bruder fallen mir nicht ein und gibt es auch erstmal nicht. Darum neheme ich dich ganz doll in den Arm wenn ich darf.. Deine Ma ist gegengen als sie alleine war. Sie wollte es so. Du hast soviel für sie getan und dafür ist sie dir dankbar. Sie wollte darum auch für immer gehen als sie alleine war. Dir und deinem Bruder wünsche ich ganz viel Kraft für die kommende Zeit. Lasst eure Trauer zu.
LG Erika
__________________
Jeder Tag ist der Anfang des Lebens.
Jedes Leben der Anfang der Ewigkeit.
(Rainer Maria Rilke)
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  #4  
Alt 08.02.2010, 19:53
raachelii raachelii ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 07.02.2010
Beiträge: 2
Standard AW: mama,mein schutzengel..

Dankee, ihr seit wirklich liiieeb und toll
Jaa, ich rede auch ständig mit ihr. Einfach so wenn ich alleine bin. Erzähl ich ihr alles mögliche.
Meine Mutter hat auch immer an sowas wie Schutzengel geglaubt und ich dadurch auch.
Und schon allein der Gedanke das nach dem Tod nichts mehr kommt, ist zu grauvenvoll.
Also spreche ich einfach immer mit ihr.

Mein Bruder ist ncoch drei Jahre jünger als ich, und ich weiß nicht wirklich wie es ihm so geht.
Er erzählt kaum etwas. Wir beide haben immer alles unserer Mutter halt erzählt.
Mit unserem Vater kann man über solche Sachen nur ziemlich schwer reden.
Wir streiten uns so häufig in letzter Zeit mit meinem Vater, was ich wirklich schrecklich finde, da wir ja eigentlich jetzt zusammenhalten sollten. Ich hoffe immer nur das es besser wird.

Am meisten Angst hab ich davor das ich sie vergessen werde. Also natürlich nicht vergessen. Aber ihr Lachen. Ihre Stimme. Ihr Geruch und sowas...die Zeit vergeht viel zu schnell.

Liebe Grüße, und auch für euch alle andern alles gute...<3
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