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  #1  
Alt 25.06.2006, 01:12
shadowkai shadowkai ist offline
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Registriert seit: 25.06.2006
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Unglücklich unverständlicher Tod meiner Mutti

Hallo...

Ich war bisher immer nur stiller Mitleser in diesem Forum. Meine Mutti war auch an Lungenkrebs erkrankt. Sie hatte einen Tumor an der Lunge, Metastasen in der Bauchspeicheldrüse und wahrscheinlich auch Hirnmetastasen. Heute morgen ist sie dann ca. 5 Wochen nach der Diagnose verstorben.

Am 02. Mai 2006 wurde sie in unser städtisches Krankenhaus eingeliefert. Da war der Grund noch, dass sie sehr schwach und abgemagert war und starke Bauchschmerzen hatte. Nachdem sie dann hier 2 Wochen lag, hat man einen Lungentumor festgestellt, worauf sie nach Halle ins Martha-Maria-Klinikum in Dölau verlegt wurde. Als man sie dort hin brachte, war sie zwar nicht in einem guten Zustand, aber sie konnte noch laufen und die Werte (bis auf Diabetes) waren i.O.
In Halle hat man dann, nach zahlreichen Untersuchungen die erste Phase der Chemotherapie begonnen. Diese ging etwa 3 Tage und wurde ihr über einen Tropf zugeführt. Danach ging es ihr (relativ) gut, was die Werte anging. Das größte Problem was sie hatte war, dass sie nicht mehr selbständig laufen konnte. Mit Hilfe konnte sie sich aber noch bewegen. Wie gesagt, die Werte waren soweit in Ordnung. Nun passierte es, dass sich ihre Blutwerte von einem auf den anderen Tag verschlechterten. Die Anzahl der weißen Blutkörperchen hatte rapide abgenommen. Sie kam in ein Einzelzimmer und konnte keinen Besuch empfangen. Danach wurde mir von den Ärzten erklärt, dass die Chemo zu stark für sie war.
In den nächsten 3 Wochen ging es ihr an sich gut. Sie hatte keine Schmerzen (bis auf die Beine), aber sie konnte nun selbst im Bett ihre Beine nicht mehr bewegen. Die Physiotherapie war hier meiner Meinung nach nicht ausreichend. Der Physiotherapeut kam 2-3 mal in der Woche! Die Blutwerte waren nun angeblich wieder normal. Also hat man die 2. Phase der Chemotherapie eingeleitet. Für etwa 3 Tage (sicher bin ich mir nicht, es könnten auch 5 Tage gewesen sein). Sie bekam die Hälfte der Dosis der ersten Therapie, jedoch dieselben Medikamente, die zuvor zu ihrem schlechten Zustand geführt hatten. Das Ende dieser Therapie war vor etwa einer Woche. Danach war sie zwar nicht fit, aber ihr Zustand verbesserte sich in den Tagen danach. Sie sollte auch am Freitag zu einer Therapie zum Laufen lernen in unsere Stadt verlegt werden. Am Donnerstag dieser Woche hat sie sich seit langem mal wieder gut angehört (mit stärkerer Stimme). Doch urplötzlich waren ihre weißen Blutkörperchen am Freitag extrem niedrig, so dass sie wieder in ein Einzelzimmer verlegt wurde und dort nur mit Schutzbekleidung besucht werden durfte. Zudem war sie nicht mehr ansprechbar, und das von einem auf den anderen Tag! Können denn Werte so schnell absinken? Gibt es für so etwas nicht schon frühere Anzeichen, die erkannt werden müssen? Ich habe gelesen, dass die Ärzte regelmäßig die Blutwerte kontrollieren müssen. Ich bin am Zweifeln, ob das hier der Fall war.
Letztenendes ist sie heute morgen verstorben. Die genaue Todesursache konnte uns keiner sagen...Es kamen nur Spekulationen!!!

Meine Mutti lag zeitweise auch mit einer Patientin zusammen in einem Zimmer, die gerade an einer Lungenentzündung erkrankt war. Wie kann das sein? Da besteht doch, und zwar gerade bei Lungentumor-Patienten, eine immense Gefahr der Ansteckung!
Ich bin am zweifeln, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Der Arzt sagte auch, dass sich die Metastasen verbessert hätten...Ich verstehe nicht, wie das dann auf einmal so schnell gehen konnte! Meine Mutter hatte mich auch gebeten, dass ich sie in ein anderes Krankenhaus verlegen lassen soll und ich habe es nicht gemacht. Nun mache ich mir Vorwürfe, dass sie vielleicht noch leben könnte. Sie war die einzige, die mir noch aus meiner Familie geblieben war. Ich selbst leide seit Jahren an Depressionen, Agoraphobie und Panikattacken, was es mir in der Zeit, als sie in Halle lag, nicht ermöglicht hat sie zu besuchen. Das belastet mich ganz stark, weil ich sie auf ihrem letzten Weg nicht begleiten konnte. Das Ganze hat mir nun nochmal so einen Schlag verpasst, dass ich gar nicht mehr klar komme...Ich weiß nicht, wie alles weitergehen soll...

Ich will mit meinem Eintrag hier sicher keinem die Hoffnung nehmen. Es gibt auch andere Fälle. Aber ich bin im Moment so verzweifelt.....

Ich möchte noch sagen, dass ich sehr froh bin, dass es dieses Forum gibt und ich über den Tod meiner Mutti sprechen kann...Danke an Euch

Kai
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  #2  
Alt 25.06.2006, 09:46
Stina Stina ist offline
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Standard AW: unverständlicher Tod meiner Mutti

Lieber Kai, mein Beileid zum Tod Deiner Mutter. Bei mir war es der Vater, der, da der Lungenkrebs lange Zeit als Bronchitis behandelt wurde, gestorben ist. Hier war keine Behandlung, nur palliative Therapie mehr möglich. Allerdings war mein Vater Sonntags auch noch soweit "fit", Blutwerte Montags noch alle o.k, Dienstags ist er dann gestorben. Er hatte keinerlei Metastasen "nur" einen Tumor auf der Lungen...
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  #3  
Alt 25.06.2006, 12:23
Benutzerbild von sywal
sywal sywal ist offline
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Standard AW: unverständlicher Tod meiner Mutti

Lieber Kai!
Es tut mir sehr leid, was Du in den letzten Tagen erlebt hast. Das rasche "Heimgehen" Deiner Mutti muß wohl erst einmal begriffen und verarbeitet werden. Andererseits kann wohl niemand sagen wie lange sie den Tumor schon hatte. Und so ist es vielleicht für Mutti positiv, daß sie nicht sehr lange leiden mußte.

Ich denke, es macht für Dich wenig Sinn, jetzt einen Schuldigen zu suchen. Du hast sicher die Hilfe geleistet, die Du geben konntest. Wenn Deine Mutti in ein anderes KH verlegt werden wollte - Du dies nicht organisieren konntest, so ist dies, bei dem kurzen KH-Aufenthalt oder der kurzen Zeit, nachdem sie den Wunsch äusserte, wahrscheinlich nicht die Ursache der traurigen Realität.
Bei den Wirkstoffen die später in 1/2 Dosierung gegeben wurden ist es so, daß mehrheitlich sogenannte "Standardtherapien" (= Wirkstoff und Dosierung) angewendet werden, daß sind jene Wirkstoffe/Dosierungen die die größten Erfolgchancen bringen. Und, wie Du selbst schreibst, haben sich die Metas verbessert. Daß der Physiotherapeut "nur 2-3 Mal die Woche kam", ja das werden wohl die allgemeinen Einsparungsmaßnahmen sein. Wäre er jeden Tag gekommen, hätte dies wahrscheinlich auf die Grunderkrankung wenig Einfluß gehabt.

Ich besuchte vor vielen Jahren meinen Schwiegervater welcher an Lungenkrebs erkrankt war, im KH. Es war dies mein 1. Besuch, obwohl er dort seit Wochen lag. Hatte zuvor einen kleinen Streit mit der Familie, denn die Besuche sollten nicht spontan sondern organisiert ablaufen.
Braun gebrannt lag er da - im Einzel(nicht 1. Klasse!)Zimmer, fit, nach einer Zigarrette verlangend. War für mich fürchterlich zu sehen, wie er die Zig., zwischen dem "Sauerstoffziehen", "genoß". 2 Stunden später war er tot. Für die Familie war ich schuld, ich aber würde mir Vorwürfe machen, hätte ich ihm den Glimmstängel nicht gegeben. Was ich damit sagen will? Was war jetzt richtig? Wobei, mit der Verlegung in ein anderes KH kein direkter Vergleich möglich ist. Aber, wenn ich selbst nicht rauchen würde, hätte ich vielleicht, als überzeugte Nichtraucherin gemeint, daß er nicht rauchen darf!

Um eine genaue Todesursache feststellen zu können, bedarf es einer Obduktion, selbst bei Verkehrsunfällen muß ja nicht immer der Unfall, es kann z.B. ein Herzinfarkt, die Ursache sein. Ich erlebe es hier im Forum wie schwer es ist Hinterbliebenen zu antworten, will man doch die richtigen Worte finden. Wie schwierig ist dies wohl für das KH-Personal steht ein Angehöriger persönlich vor ihnen. Wie oft hat das Personal wohl schon solch tragische Schicksale "hinnehmen" müssen, denn auch für ein KH-Personal ist dies eine Niederlage (so lange sie sich nicht an diese fürchterlichen Gegebenheiten gewöhnt haben). Das sind ja auch "nur" Menschen und wenn sie sich nicht abgrenzen, gehen sie vor die Hunde.

Du kannst mir glauben, daß ich wirklich die letzte bin, die unangebrachte Therapien oder vernachlässigende, inhumane Mediziner bzw. Personal in Schutz nimmt. Bei all meinen Kämpfen gegen inhumanes Handeln habe ich gelernt zu objektivieren, meinen persönlichen Schmerz dabei hintanzustellen, da es ganz einfach Verläufe im Leben gibt, die man schmerzlich zur Kenntnis nehmen muß.

Lieber Kai. Es ist schlimm der letzte seiner Familie zu sein. Es gibt aber auch Familien, da paßt eigentlich nur mehr das Wort. Du bist nicht allein! Schau vielleicht einmal ins Forum für Angehörige, wenn Du auf Grund Deiner Depressionen mal nicht auf die Straße kannst, aber igle Dich nicht ein! Du wirst sehen, soferne Du Hilfe annehmen kannst oder willst, daß Du genau diese bekommst. Im Forum, auf der Straße, am Arbeitsplatz - wo auch immer. Wir Menschen hier auf der Erde sind, trotz allem eine verbundene Gemeinschaft und irgendwo ist ein Mensch der Dir zur Seite stehen wird, wenn Du ihn wirklich brauchst.

Viel Kraft für Deinen weiteren Lebensweg
Sywal
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  #4  
Alt 25.06.2006, 13:32
sanne2 sanne2 ist offline
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Beiträge: 1.088
Standard AW: unverständlicher Tod meiner Mutti

Lieber Kai,
auch mir tut es sehr leid, dass Deine Mutter gehen musste!
Ich kenne diese Gedanken: "Hätte ich es verhindern können? Hätte ich etwas anders machen können?"
Nein, Du hättest nicht!
Auch wenn es kein Trost ist, aber Deine Mutter konnte würdevoll "gehen"!
Ihr Leidensweg ist beendet, sie ist jetzt erlöst! Gerade bei Krebs weiß man nicht wie es endet, wie lange der Leidensweg dauert.
Meine Mutter verstarb leider auch an Lungenkrebs, sie ist einfach eigeschlafen.
Einen Tag vorher ging es ihr noch einigermaßen gut, sie konnte noch aufstehen, essen und trinken und am nächsten Tag ist sie einfach nicht mehr aufgewacht. Für sie war es ein angenehmes Sterben.
Du wirst jetzt lernen müssen mit Deiner Trauer umzugehen, vielleicht hilft es Dir ein wenig, wenn Du Dich hier weiterhin austauscht.
Ich wünsche Dir für die Zukunft alles Gute!
Es tut mir wirklich sehr leid für Dich!
Liebe Grüße!
Sanne
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  #5  
Alt 26.06.2006, 14:28
Massimo Massimo ist offline
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Beiträge: 75
Standard AW: unverständlicher Tod meiner Mutti

Hallo Lieber Kai,Ich will dir auch mein aufrichtiges beileid wünschen!Ich kann das mit empfinden wie es dir geht...Ich habe vor 5Wochen meine große Liebe auch daran verloren!Er hat gekämpft bis zu seinem letzten Atemzug.Er wollte nicht gehen,er war erst 39 Jahre Jung...Wir haben nie die Hoffnung aufgegeben,aber wir hatten leider keine Chance!Mir geht es wie Dir,auch ich habe schon seit langer Zeit Diese Panikattaken,die mein Leben ziemlich einschränken!Auch ich fühle mich sehr verloren.Du kannst mir gerne schreiben,vielleicht kann ich dir einige gute Ratschläge geben,die mir sehr sehr helfen mit der Krankheit zu leben!Würde mich sehr freuen,vor allem weil wir das gleiche Schicksal haben!Mfg Gerdi P.S.Ich kann erst am Mittwoch wieder schreiben,da ich meinen Pc heute verleihe!Ich wünsche dir ganz viel kraft und bleibe stark!
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  #6  
Alt 27.06.2006, 10:00
Benutzerbild von susannek
susannek susannek ist offline
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Standard AW: unverständlicher Tod meiner Mutti

hallo kai
das tut mir so leid für dich um deine mama. ich selber hab vor 2 wochen mein vater an diese krankheit verloren. ich hab ihn bekleitet und musste für ihn stark sein. meine mama hab ich mit 7 jahre verloren das sind nun 22 jahre her. vor jahren hatte bei mir Depressionen angefangen. panik vor dem tot und seit ich kinder hab die angst das ich sie auch alleine lassen muss wie meine mutter mich. ich war auch mit 18 in behandlung dann ging es mir jahre lang wieder gut. aber seit papa krank wurde ging es mir zunehmend schlechter. nun wo er tot ist ist mir so als ob ich mitgestorben bin. ich komm kaum mit meinen leben mehr zurecht. betäube meinen schmerz oft mit alkohol. gib jedne den schlud daran das papa nicht mehr da ist und bekomme wieder angstzustände und das nicht ohne. oft bin ich mit mir slebst nicht in reinen und meine kinder sind meine einzige lichtblick in meinen leben. ich liebe die so sehr und der gedanken das noch wasgeschehen könnte macht michverrückt. ich weiss was du nun durch machen tust. wenn du gerne reden willst kai schreib ich án. hab ein offenes ohr. denn eins hab ich gelernt man muss viel darüber renden denn nur das hilft etwas. weder alkohol noch drogen sind eine lösung aber reden ist der erste weg zu besserung.
grüsse susi
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  #7  
Alt 27.06.2006, 11:49
Michael_D Michael_D ist offline
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Standard AW: unverständlicher Tod meiner Mutti

Liebe Susi,

Deine Antworten und Nachrichten haben mich immer zutiefst berührt. In jedem Thread, den Du beantwortest, bietest Du an, daß Du für ein persönliches Gespräch zur Verfügung stehst. Ich finde das super. Doch was ist mit Dir? Brauchst Du auch mal jemanden zum Reden? Ich glaube, Dir fehlt da auch jemand!

Zur Zeit geht es mir auch nicht besonders, aber ich glaube daß WIR uns ganz bestimmt verstehen. Wenn ich richtig informiert bin, dann sind wir mit 29 auch gleich alt.

Also: schick' mir eine private Nachricht mit Deiner E-Mailadresse oder auch Deiner Telefonnummer, wenn Du dies möchtest. Sonst schicke ich Dir meine.

An Dich denke ich immer ganz besonders.
Michael
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  #8  
Alt 27.06.2006, 21:49
Roly&Uschi Roly&Uschi ist offline
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Standard AW: unverständlicher Tod meiner Mutti

Hallo Kai,

zunächst möchte ich Dir auch mein herzlichstes Beileid aussprechen.

Ich denke, wir haben uns in der vergangenen Woche in Halle auf der Station 27 gesehen?

Weißt Du, meinem Lebensgefährten, der zur Zeit auch noch in Halle stationär ist hat DR. STEINERT am letzten Dienstag das Leben gerettet, er hatte einen bösartigen Pleuraerguss der sich trotz Drainage nicht stoppen ließ und ihm jede Kraft nahm. Er hatte ein Plattenepithelkarzinom Stadium IIIa und Metastasen in den Lymphen. Auch ihm ging es nach der OP im Januar recht gut und plötzlich von einem Tag zum andern immer schlechter.

Da schlimme an dieser Krankheit ist wohl die Unberechenbarkeit, niemand weiß auf was man sich einstellen muß.

Vielleicht ist Deiner Mutti auch viel Leid erspart geblieben und Sie hat jetzt Ihren Frieden.

Wenn Du mal reden möchtest kannst Du mich ja gern anmailen, ich bin leider keine gute Schreiberin

alles Liebe Uschi
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  #9  
Alt 28.06.2006, 00:12
shadowkai shadowkai ist offline
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Beiträge: 2
Standard AW: unverständlicher Tod meiner Mutti

Hallo ihr Lieben!

Zunächst möchte ich mich für euer Mitgefühl und eure zahlreichen Antworten bedanken. Ich bin wirklich froh, dass es dieses Forum hier gibt!

Trotz allem kann ich immer noch nicht verstehen, wie man eine 2. Chemo ansetzen kann, wenn die erste schon so schlimme Auswirkungen hatte und abgebrochen werden musste. Schon bei der ersten hatten sie ihre Blutwerte so drastisch verschlechtert und sie hatte so viele Wasseransammlungen, dass sie fast daran gestorben wäre. Ich kann das einfach nicht verstehen. Ich hätte gern noch ein wenig Zeit gehabt, um ihr zu zeigen, wie lieb ich sie habe und was ich ihr noch für Freuden bereiten kann. Ich habe sie nie oft besucht und sie mein ganzes Leben lang vernachlässigt. Ich wünschte ich hätte noch eine Chance gehabt, das wieder gut zu machen! Selbst im Krankenhaus habe ich ihr nicht so beigestanden, wie sie es verdient hätte. Durch meine Agoraphobie und Panikattacken war ich einfach zu feige, in eine andere Stadt zu fahren, weil ich Angst hatte! Als sie noch in Köthen lag, habe ich sie jeden Tag besucht, aber in Halle hab ich ihr nicht auf ihrem letzten Weg beigestanden. Sie hätte mich bestimmt gebraucht. Das belastet mich am allermeisten und ich weiß nicht wie das alles noch weitergehen soll. Ich habe auch nicht viele Perspektiven für die Zukunft, an denen ich mich festhalten könnte. Meine Mutti ist tot, ab nächsten Monat bin ich arbeitslos und möglicherweise habe ich demnächst noch eine Anzeige wegen Beamtenbeleidigung am Hals! Was soll da noch bergauf gehen?

Trotzdem möchte ich allen, die ihre(n) Liebste(n) noch haben, raten, aus meinen Fehlern zu lernen und jede Minute der verbleibenden Zeit zu nutzen, so gut es geht!

Ich wünsche euch allen ganz viel Kraft für die Zukunft!!!

Kai


@ Massimo und susannek: Ich bin erst seit kurzem hier angemeldet und weiß nicht wie man private Nachrichten verschickt???

@ susannek: Ertränke deinen Schmerz nicht in Alkohol!!! Ich selbst bin in meiner Vergangenheit dem Alkoholismus verfallen und weiß, wie schwer man nur aus diesem Teufelskreis herauskommt. Ich hätte es nicht geschafft, wenn ich nicht 2 Wochen im Koma gelegen hätte! Vielleicht solltest du, falls du nicht schon dabei bist, eine Therapie beginnen, die dir hilft sowohl mit den Depressionen als auch dem Schmerz umzugehen!!! Immerhin kommt das nun beides auf einmal und ich weiß, wie sehr das schwächt, wenn man schon seelisch am Boden ist.

@ Uschi: Ich freue mich für dich, dass die Operation gut geklappt hat. Ich wollte damit auch nicht sagen, dass ich generell Fehlbehandlungen in diesem KH vermute, doch leider gibt es in vielen KHs solche „Unglücksfälle“ und als Laie weiß man sowieso nicht, was richtig und was nicht richtig ist…
Ich wünsche euch beiden alles Gute!!!
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  #10  
Alt 28.06.2006, 00:44
TePe TePe ist offline
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Standard AW: unverständlicher Tod meiner Mutti

Hallo

erstmal herzliches Beileid für deinen tiefen Verlust.

Ich sehe in deinem Schmerz einige Parallelen zu dem was mir vor 9 Jahren widerfuhr. Ich verlor damals meinen einzigen Bruder da er im Winter im Rahmen seines Zivildienstes mit dem Auto tödlich verunglückte. Der Schmerz für mich und meine Familie war unbeschreiblich. Ich hab mir auch unendlich viel Vorwürfe gemacht, ihn manchmal wie Scheisse behandelt und viel zu oft nur eigennützig gehandelt zu haben. Dann habe ich dem Landkreis vorgeworfen die Autos nicht mit Winterreifen ausgestattet zu haben (war ein Dienstwagen). Naja am Ende bleibt einfach die Tatsache bestehen das es Schicksal war und es so plötzlich kam das kein Abschied möglich war. Habe mir oft gewünscht das er einfach im Rollstuhl sitzen würde aber nicht gestorben wäre dabei (Genickbruch), aber das hätte ihm nicht gefallen und so hab ich ihn in Erinnerung wie er war, als sportlich aktiven jungen Menschen.
Deine Mutter wird gewusst haben wie Du wirklich gefühlst hast, auch wenn Du es ihr nicht jeden Tag sagen konntest, wenn man so eng verbunden ist, muss man das nicht täglich sagen, sowas weis man einfach.
Der Schmerz vergeht eigentlich nie, aber er rückt mit den Monaten und Jahren in den Hintergrund. Mir hat damals geholfen das ich andere getroffen habe denen ähnliches passiert ist - man ist dann nicht alleine und das bist Du auch nicht.

Micha

Geändert von TePe (28.06.2006 um 00:49 Uhr)
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  #11  
Alt 28.06.2006, 13:53
sanne2 sanne2 ist offline
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Beiträge: 1.088
Standard AW: unverständlicher Tod meiner Mutti

Hallo Kai,
ich kann Dich sehr gut verstehen!
Wenn ein geliebter Mensch geht, fragt man sich immer ob man genug für ihn getan hat! Deine Mutter wusste ganz bestimmt, dass Du immer an sie gedacht hast. Da stimme ich Micha vollkommen zu!
Eine Mutter kennt ihr Kind, wie sonst kein anderer. Sie wusste sicherlich von Deinen Ängsten und hatte dafür Verständnis. Mache Dir doch bitte keine Vorwürfe! Sie wusste, dass Du gedanklich immer bei ihr warst und das ist doch das Wichtigste! Hinterher macht man sich immer Vorwürfe! Man denkt immer, dass man etwas hätte besser machen können, aber es ging nun mal nicht.
Ich kann Dich so gut verstehen, weil ich lange ebenso gedacht habe wie Du!
Meine Mutter und mein Mann erkrankten zeitgleich an Krebs und lagen in verschiedenen Krankenhäusern. Nebenbei hatte ich noch zwei verängstigte und pubertierende Kinder zu beruhigen und ging auch noch arbeiten.
Leider konnte ich mich auch nicht so um meine Mutter kümmern, wie ich es gerne getan hätte. Darunter hatte ich sehr sehr lange gelitten. Diese Selbstvorwürfe haben mich zerfressen und trotzdem konnte ich nichts mehr ändern.
Kai, es wird noch lange anhalten, dieses Gefühl alles falsch gemacht zu haben.Aber Du hast nichts verkehrt gemacht, Du hast das für Deine Mutter getan, was Du machen konntest! Deine Mutter wusste es, glaube es mir!
Ich bin selber Mutter und würde für alles Verständnis haben, was meine Kinder machen oder nicht. Und wenn ich sehr krank sein würde und eines meiner Kinder würde so wie Du darauf reagieren, wüsste ich den Grund und würde es in Ordnung finden und absolutes Verständnis dafür haben!
Du hast alles richtig gemacht! Der Schmerz wird eines Tages für Dich erträglicher werden! Bei mir hat es zwei Jahre gedauert, aber inzwischen kann ich damit umgehen!
Schreibe ruhig alles was Dich bewegt hier ins Forum. Es tut wirklich gut!
Herzliche Grüße!
Sanne
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  #12  
Alt 29.06.2006, 16:53
Flieger Flieger ist offline
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Beiträge: 2
Standard AW: unverständlicher Tod meiner Mutti

Hallo Kai,

wegen dem Blutkörperchen-Mangel... genau das hat meine Mutter auch durchmachen müssen. Nachdem die Chemo angefangen wurde, verschlechterte sich ihr Zustand am 2ten Tag so dermaßen, dass sie in eine andere Klinik ( mit vorhandener Intensiv-Station ) verlegt werden musste.
Es wurde ein erheblicher Mangel an weißen Blutkörperchen festgestellt. Zudem bekam sie plötzlich unerträgliche Schmerzen in den Beinen und konnte nicht mehr laufen ( sie hatte aber schon immer Durchblutungsstörungen ).

In der Klinik wurde sie mit Blutplasma versorgt, bekam aber eines Nachts akute Atemnot und musste auf die Intensiv-Station verlegt werden, es hatte sich Wasser in den Lungen angesammelt, zudem hatte sie noch eine Lungenentzündung verschleppt. Dort verbesserte sich ihr Zustand jedoch wieder sehr schnell und konnte nach 2 Tagen wieder auf die Station verlegt werden. Nachdem sie einigermaßen wieder belastbar war, wurde sie zurück zur Stahlenklink gebracht, dort liegt sie zur Zeit... wird aber weder bestrahlt noch wird die Chemoteraphie weiter gemacht - man sagt das Risiko sei zu groß Laufen kann sie gar nicht mehr, die Arterien sind zu...

Also das die Werte rauf und runter gehen scheint also "normal" zu sein.

Mir sagte man, ich solle mich schon mal um einen Hospiz Platz für meine Mutter bemühen ... man hat also von der ärztlichen Seite aufgegeben

Gruß,
Peter
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