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Alt 09.12.2007, 00:26
Sawaidee Sawaidee ist offline
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Registriert seit: 01.12.2007
Beiträge: 1
Standard Mama, ich liebe dich sehr, wo immer du auch bist. Du fehlst mir sehr.

Ich (32 J.) habe schon oft in diesem Forum gelesen. Immer wieder wenn ich das Gefühl hatte, die Trauer kommt wieder ist es ein Zufluchtsort für mich, da es hier vielen Menschen so ähnlich geht wie mir.

Meine Mutter ist Mitte März gestorben, genau am Geburtstag meines Vaters. Jetzt fühle ich mich ihr sehr nah, da sich die Zeit, in der wir erfuhren, dass ihre Krankheit unheilbar ist und sie nur noch ein paar Monate zu leben hatte, sich durch die Jahrestage wiederholen. Vor ca. 3 Jahren kam sie ins Krankenhaus, da ihre Wirbel plötzlich zusammengesackt waren und sie sich nicht mehr bewegen konnte. Im Krankenhaus wurde die Krebserkrankung „Multiples Myelom“ festgestellt. Ich war gerade in der Endphase meines Referendariats und versuchte ihr so gut es ging zu helfen. Ihr ging es nach der Bestrahlung wieder besser und bei meiner Hochzeit konnte sie gut mitfeiern. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ende November 2006 ging es ihr wieder schlechter und schlechter. Nach einem Besuch bei ihr war ich richtig geschockt und dann hatte sie noch fast eine Lungenentzündung bekommen. Mein Vater war die ganze Nacht bei ihr im Krankenhaus. Sie hat die Nacht überstanden und nach einigen Wochen konnte sie zurück nach Hause verlegt werden. Bei einem Familiengespräch erzählte sie uns, dass ihr der Arzt nur noch eine sehr kurze Lebenszeit vorausgesagt hätte, ca. 2 Wochen. Ich wusste schon lange von ihrer Krankheit aber ich hatte es nie so wirklich wahr haben wollen. Ich versuchte ihr immer so gut wie möglich zu helfen und ihr nahe zu sein aber vor der Art der Krankheit habe ich die Augen verschlossen. Obwohl es vor Weihnachten noch einige schwere Zeiten gab, ging es ihr an Weihnachten wieder so gut, dass es mir wie ein Wunder vorkam und wir hatten eine sehr innige Zeit zusammen, in der wir viel geredet, viel über die Zeit nach ihrem Tod gesprochen und viel geweint hatten. Ich werde diese Zeit nie vergessen. Sie war unendlich kostbar für uns. Ich habe ihr oft gesagt, wie sehr ich sie liebe und wie stolz ich auf sie bin. Im Februar konnte sie noch ihren Geburtstag feiern, auch wenn sie immer schwächer wurde. Am 7. März merkte ich, wie sich etwas bei ihr veränderte und beschloss bei ihr zu bleiben. Mein Vater pflegte sie sehr liebevoll Zuhause. In den folgenden Tagen ging sie immer weiter weg von uns. Sehr enge Freunde meiner Eltern, mein Bruder und seine Freundin und ich waren immer in ihrer Nähe, um ihr körperlichen und seelischen Beistand zu leisten. Es viel mir schwer ihren Abschied mitanzusehen und ich habe mich mehrmals nachts von ihr für immer von ihr verabschiedet und am nächsten Morgen war sie noch bei uns. An ihrem Todestag waren elf Personen um ihr Bett versammelt. Wir saßen um ihr Bett herum, bildeten mit ihr zusammen einen Kreis und sangen Taizelieder. Sie war zu diesem Zeitpunkt schon seit längerer Zeit nicht mehr zu Bewusstsein gekommen und sollte es auch nicht mehr erreichen. Die Liebe zu ihr war greifbar. Ich bin dann eine zeitlang in den Garten gegangen, kam aber dann doch zum richtigen Zeitpunkt wieder ins Haus. Mein Vater hat ihr gut zugeredet und ich habe ihr die Stirn gestreichelt als sie von uns gegangen ist. Es war wunderschön und gleichzeitig auf eine Weise alles zu intensiv für mich. Sie war die Person, die mir am Nächsten stand und die erste Person, die ich kannte, die gestorben ist. Ich liebe und vermisse sie. Sie war ein toller Mensch und eine sehr liebevolle Mutter.

Ich danke euch für eure Geduld, diesen langen Bericht durchzulesen. Weihnachten wird schwer ohne sie aber ich habe schon seit Oktober mir darüber Gedanken gemacht, wie ich diesen Feiertag verändern kann. Ein großer Trost ist auch, dass ich im 5. Monat schwanger bin und zu Weihnachten kann ich dann hoffentlich auch schon unsere Tochter spüren. Ich habe damals meiner Mutter versprochen, wenn ich schwanger werden und eine Tochter bekommen sollte, würde ich ihr ihren Namen als Zweitnamen geben. Dies war das Einzige, womit ich damals die Zukunft zur Gegenwart ziehen konnte. Denn das sie ihre Enkelkinder nie kennenlernen würde, war das Einzige, was sie noch bedauerte.


"Ich liebe dich, Mama. Dies wird sich nie ändern. Du bist und bleibst immer ein wichtiger Teil von mir, wo immer du auch jetzt bist.“




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