Er will mich nicht mehr sehen!

[twins]

Hallo,
hier nun meine Geschichte für Euch mit der Bitte um Hilfe!
Im September wurde ich von meinem Mann geschieden, es war laut Aussage von Ihm eine rein wirtschaftliche Entscheidung. Ich habe zugestimmt und Ihm geglaubt, dass wir danach weiter zusammen bleiben und sich zwischen uns nichts ändern wird, zumal ich auch noch bei Ihm in der Firma arbeite. Das ging auch bis Ende Oktober ohne Probleme, doch dann kam der Schicksalstag ungebremst auf uns zu. Er erfuhr nach einer Untersuchung die niederschmetternde Diagnose BSDS mit Lebermetastasen und die Prognose lautete, dass er nur noch ein halbes Jahr zu leben hätte. Am Tag darauf rief er mich an und teilte mir das Ergebnis mit. Ich muss Euch ja nicht sagen, dass für mich eine Welt zusammen stürzte. Ich wollte natürlich sofort zu Ihm fahren, aber das wollte er nicht. Abends telefonierten wir dann fast 2 Stunden miteinander. Tausend Dinge haben wir besprochen, worauf ich hier jetzt nicht näher eingehen möchte. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag!
Abends um 19:00 Uhr bin ich zu Ihm gefahren und wir haben zusammen geweint und viele Dinge erneut besprochen. Er sagte mir, dass ich mich jetzt nur noch um Ihn kümmern muss und alles für Ihn regeln soll. Ich blieb ca. 2 Stunden bei Ihm und er bat mich dann zu fahren, weil er sehr müde sei. Wir verabschiedeten uns noch am Auto mit einer langen Umarmung und einem Kuss und ich fuhr nach Hause (beim Abschied sagte er noch, dass er sich melden wird, ich sollte bitte nicht anrufen). Am Sonntag hörte ich nichts von meinem Mann und ich hielt mich an unsere Abmachung Ihn nicht zu kontaktieren. Am Montag fuhr ich zur Firma und versuchte zu arbeiten, es ging aber nicht. Meine Gedanken waren bei meinem Mann und dieser schrecklichen Diagnose. Gegen 17 Uhr kam er dann in die Firma und ich lief sofort zu Ihm. Schon an der Tür ermahnte er mich, nicht so ein langes Gesicht zu ziehen. Ich versuchte zu grinsen, aber es misslang mir und er bat mich zu gehen. Ich verstand die Welt nicht mehr und lief heulend zurück in mein Büro. Eine halbe Stunde später kam er zu mir und sagte: „Ich kann deine Nähe nicht ertragen, dein Heulen, deine Stimmungsschwankungen.“ Er ging dann zurück in sein Büro und ich fuhr heulend nach Hause zu meinen Kindern. Innerhalb der nächsten Woche sah ich Ihn nur noch durch Zufall auf dem Flur, als ich gerade nach Hause wollte. Er sagte mir, dass das zweite Untersuchungsergebnis das gleiche Ergebnis brachte und dass er den Krebs besiegen will. Dann drehte er sich um und ging. Ich fuhr nach Hause und heulte ununterbrochen, kurz vor zuhause fuhr ich zur Kirche und steckte eine Kerze an. Ich hatte schon oft für Ihn eine Kerze angezündet und es hat immer geholfen. Warum er, fragte
ich mich immer wieder, warum?????????????????
Ich habe versucht Ihn anzurufen, SMS, Emails geschrieben, aber ich bekam keine Antwort.
Eine Woche später ohne Kontakt zu Ihm, wurde ich ins Personalbüro zitiert. Mir wurde mitgeteilt, dass ich ab sofort freigestellt werde, damit die Belegschaft anhand meines Auftretens und meiner verheulten Augen nicht Vermutungen über den Gesundheitszustand meines Exmannes ableiten konnten. Ich fuhr nach Hause und war völlig verzweifelt. Dieser Zustand hält bis heute an und ich weiß nicht mehr weiter. Ich habe immer wieder versucht mit Ihm in Kontakt zu treten, leider ohne Erfolg. Ich habe mich viel mit Freunden, Ärzten und engsten Vertrauten darüber unterhalten, aber helfen konnte und kann mir niemand. Ich weiß nicht mehr weiter und darum wende ich mich heute an Euch. Ich weiß seit dem 13.11.2007 nicht, wie es Ihm geht. Die zwei Personen die es wissen, sagen mir nichts (sie haben von Ihm Redeverbot). Warum????????????????????????????????????????????? ?? Bitte hilft mir zu verstehen, ich verstehe gar nichts mehr.


Forum für Hinterbliebende ist sicherlich nicht der richtige Platz, aber ich weiß nicht zu welchem Thema meine Geschichte sonst passt!

[Kristina M.]

Ja, liebe Twins, eigentlich solltest Du lieber im Forum für Angehörige schreiben, denn wir hier haben alle jemand Nahestehendes verloren und versuchen irgendwie mit dieser Situation zurecht zu kommen und Du willst eigentlich einen nahestehenden Menschen in seinem Krankheitsprozess begleiten. Deshalb nur so viel: Nach meinen Erfahrungen stimmt nach der Kenntnis der Diagnose erst einmal nichts mehr, was vorher war. Es herrscht der emotionale Ausnahmezustand und der stärkste Mensch reagiert anders als gewohnt. Für uns war es einfach, wir waren von Anfang an ein Team und sind den Weg gemeinsam gegangen und trotzdem habe ich meine Verzweiflung und Traurigkeit niemals vor meinem Mann gezeigt, denn wie hätte er damit umgehen sollen? Auch mich noch trösten? Das fällt einem Mann doch schon im Normalzustand schwer, es gibt nur sehr wenige Männer, die mit der Emotionalität der Frauen umgehen können, sie sind dann einfach überfordert. Ich glaube, Du solltest darüber nachdenken, ob Dein Mann all seine Wut und Verzweiflung jetzt in Deine Richtung ablässt, vielleicht auch, weil Du ihm derzeit als das schwächste Glied erscheinst und daran entlädt sich der Mensch ja im Allgemeinen sehr gern. Und wenn er dem Krebs den Kampf angesagt hat, dann lass ihn, er hat sich eben nicht seine Frau als Kampfgefährtin ausgesucht...vielleicht, weil er sie schützen will, vielleicht, weil er ihr das nicht zutraut? Gib ihm das Gefühl, dass Du bereit bist, wenn Du gerufen wirst, und warte einfach ab. Von Einem Menschen, der mit dieser Diagnose leben muss, kann man keineswegs Reaktionen erwarten, die in ein bestimmtes Muster passen. Zurückhaltung und eine ausgestreckte Hand sind wohl unter Umständen viel mehr als stundenlange Diskussionen.
Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du selbst durch zurückhaltendes, leises Ausprobieren im Interesse Eurer Kinder den richtigen Weg findest. Kristina

[twins]

Hallo Bine,
danke für deine lieben und ehrlichen Worte. Natürlich habe ich schon daran gedacht, dass er mich schützen möchte. Das er nicht will, dass ich Ihn leiden sehe, aber ich vermisse Ihn so sehr und würde so gerne an seiner Seite sein.
Durch den Abstand würde ich Ihm sicherlich nicht mehr weinerlich gegenüber treten, sondern versuchen Optimismus zu verbreiten. Ich hbe so große Angst davor, dass das Telefon klingelt und ich erfahren muss, dass er gestorben ist. Ich habe so große Angst bis dahin nichts mehr zu hören von Ihm. Was soll ich bloß tun?
Ich weiß ja noch nicht mal, wo er sich im Moment aufhält.
Traurige Grüße von twins

[twins]

Hallo Kristina, bin neu hier und habe gar nicht an die Angehörigenseite gedacht. Danke für deine Zeilen und Tipps...... Ich bleibe ja im Hintergrund und belästige Ihn nicht. Ich kann Ihn total verstehen, dass er den Kampf alleine bestreiten will, aber ich würde doch so gerne bei Ihm sein.
Gruß twins

[mutzel]

Hallo Twins,
es ist unglaublich was du schreibst. Aber diese schei... Krankheit macht einen
Menschen völlig kaputt und es passieren Dinge, die man vorher nicht für möglich gehalten hat.
Als ich deine Zeilen gelesen habe - war mein erster Gedanke - warum hat er
sich von dir scheiden lassen, waren es wirklich wirtschaftliche Gründe oder
hat er schon von seiner Krankheit gewusst?
Ich denke ich bin sehr sensibel in dem Bereich, weil meine Mutter von ihrem BK auch schon mehr als 2 Jahre gewusst hat- es aber auch bis zu letzt verschwiegen hat. Erst als es nicht mehr anders ging hat sie mir davon erzählt.
Also du siehst es gibt nichts was unmöglich ist. Menschen zeigen merkwürdige Reaktionen und Verhaltensweisen.
Aber alle Spekulationen von dir bringen dich jetzt auch nicht wirklich weiter,
ich glaube du solltest vielleicht mal einen Therapeuten auf suchen oder
mit einer guten Freundin reden, denn du musst dir auch mal alles von der Seele reden, sonst platzt man irgendwann. Ich kann da ein Lied von singen
der Schmerz, der Frust, die Wut muss raus sonst zerfrisst es dich völlig.

Ich schicke dir ein dickes Kraftpaket.

LG Simone

[PrinzessinAqua]

Liebe Twins,
das ist wircklich alles sehr heftig. Aber leider mußt du die Entscheidung von deinem Mann akzeptieren. Wenn er derzeit keine Hilfe möchte, wird es sicher seine Gründe haben.
Das mit der Scheidung hat mir auch etwas Gednaken gemacht muß ich dir ehrlich sagen. man scheidet sich aus einer Wirtschaftlichen Lage habe ich noch nie gehört, ist aber auch egal.

Ein mensch wo Krebs hat, braucht sehr viel Kraft, das bedeutet auch er kann kein Menschen an seiner Seite brauchen wo viel Weint. Den genau das macht ihm dann auch wieder Angst und er weiß nicht wie er mit sich um gehen sollte.

Aber ich würde dir auch empfehlen in das Forum für Angehörige zu wechseln. Da wir hier alle sehr schwere Schicksalsschläge hinter uns haben. Du brauchst leute wo dich auch richtig aufbauen können. Klar können wir das auch, aber ich denke einfach du wärst da noch viel besser aufgehoben. den ihr seid noch im kampf und könnt hoffen. denk immer daran.

Wünsche euch alles gute

Viele Grüße
Manu

[Martina R.]

Hallo Twins,
das ist ja wirklich eine traurige Geschichte, die für mich aber nicht ganz zusammen passt. Wäre es nur die Krebserkrankung deines Ex-Mannes, wäre es noch zu erklären, aber irgendwas stimmt doch nicht.
Ihr seit geschieden aus wirtschaftlichen Gründen? Man liest aus deinem Thread, daß ihr nicht zusammen wohnt, aber weiter zusammen seid?
Du wirst entlassen und stehst ohne Zukunftsperspektive da?
Liebe Twin, versuche Klarheit in diese Beziehung zu bekommen. War schon vor der Krankheit alles aus? Ist die Krankheit nur von ihm "vorgeschoben" um dich nicht mehr zu sehen?
Mir tut es beim Lesen weh, wie sehr du leidest!!! Es kann nicht sein, daß du irgendwie dazwischen hängst und überhaupt nicht weisst was los ist. So wirst auch du krank.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft und mache dir Mut die Angelegenheit mit deinem Mann zu klären.
Martina

[twins]

Hallo,
s gibt Neuigkeiten! Ich muss am Donnerstag um 11:00 Uhr ins Büro kommen!
Ich habe keine Ahnung was mich dort erwartet. Habe große Angst davor!
LG twins

[dolores2505]

Hallo Twins,
wie gehts Dir? Hoffe Dich hat nichts so schlimmes erwartet an Deinem Termin gestern???
Gruß
dolores

[twins]

Hallo Dolores,
danke für deine Zeilen.
Nun zu gestern Vormittag: Ich fuhr um 11:00 Uhr in die Firma und wurde am Empfang abgeholt (als ehemalige Chefin schon ein merkwürdiges Gefühl). Ich wurde in das Büro des Vizegeschäftsführers gebracht, wo schon drei Personen auf mich warteten. Ich gab allen drei Personen (alles ehemalige Freunde von mir und meinem Mann) die Hand und setzte mich an den Tisch.
Zuerst wurde sich nach meinem Befinden erkundigt, welches ich mit "nicht gut" beantwortete. Dann ging alles sehr schnell. Sie sagten mir, dass meine Zeit hier in der Firma gezählt ist und ich mich doch bitte um eine neue Stelle bemühen sollte. Sie würden mir auch keine Steine in den Weg legen und ich dürfte auch den Firmenwagen noch solange behalten, bis ich eine neue Stelle gefunden habe. Gerne würden sie mir auch bei den Bewerbungsschreiben helfen und selbstverständlich bekomme ich auch ein super Zeugnis ausgestellt. Etwa 6 Wochen Zeit hätte ich dafür, dass würde ja ausreichend genug sein.................. Ich fing an zu weinen und mein Puls raste.
Ich konnte darauf nichts antworten und hüllte mich in Schweigen. Nach ungefähr 2 Minuten fragte man mich, wie ich die Sache sehen würde?
Ich antwortete nicht darauf und weinte weiter leise vor mich hin. Dann fragte ich, ob ich jetzt gehen darf, was mit einem JA beantwortet wurde. Ich stand auf und ging wortlos raus. Danach gefragt, wie es meinem Exmann geht, habe ich mich nicht getraut, ich hätte sowieso keine Antwort bekommen..............
Nun sitze ich hier im Wohnzimmer und bin total fertig. Ich weiß im Moment nicht mehr, was ich denken und fühlen soll?
Was habe ich nur verbrochen, ich kann doch nichts für seine Krankheit. Warum geht man jetzt so mit mir um?
Waarrrrrrrrrrrrrrrruuuuuuuuuuuuuuummmmmmmmmm?

twins

[twins]

Auch Danke an alle anderen lieben Schreiber hier im Forum und für die guten Ratschläge und aufmunternden Worte.
Danke!
Liebe Grüße twins

[dolores2505]

Hallo Twins,
also das macht mich doch etwas sprachlos. Vielleicht solltestDunochmal ein durchdachtes Gespräch von Deiner Seite aus führen mit den sogenannten "fFreunden". Vielleicht klärt sich dann auch dieses große "WARUM"
Gruß
dolores

[twins]

Hallo Dolores,
keine Chance, die halten alle dicht. Sind doch auch nur Marionetten von Ihm und werden den Teufel tun, mir etwas zu sagen. Wollen doch alle etwas von dem großen Kuchen abhaben.
LG twins