Niere raus oder nicht?

Hallo,

ich habe schon einige Berichte gelesen und finde es toll wie sich hier geholfen und beraten wird. Ich hoffe, mir kann jemand einen Tipp geben?
Bei meinem Vater wurde im Zusammenhang mit einem Hämatom ein kleiner Tumor in der linken Niere gefunden. Er ist ca 6 mm groß, also noch sehr klein und laut Aussage der Ärzte noch im Frühstadium. Er wurde erst eine Woche nach der OP bei der Laboruntersuchung gefunden. Mein Vater und auch wir sind vor die Entscheidung "Niere raus oder nicht" gestellt. Bisher wurde nur ein CT vom Bauchraum gemacht und ein Röntgenbild von der Lunge - beides unauffällig. Was würdet Ihr tun? Welche Untersuchungen wären für eine kluge Enscheidung notwendig?
Liebe Grüße Antje

[Rudolf]

Hallo Antje,
wenn ich Dich richtig verstanden habe, ist also der Tumor zusammen mit dem Hämatom entfernt worden, d.h. der ganze Tumor ist im Labor gelandet. Oder?
Bei dieser Sachlage kann ich mir nicht vorstellen, daß ein Arzt die Entfernung der Niere empfiehlt. Selbst bei größeren Tumoren um 3 cm oder mehr wird nach Möglichkeit nicht die ganze Niere entfernt. Man wird immer versuchen, die Niere zu erhalten!
Aus meiner Sicht stellt sich die Frage nicht: "Niere raus oder nicht". Aber vielleicht gibt es ja besondere Gründe, die Euch der Arzt noch nicht gesagt hat.
Zwar ist die Metastasierung bei einem so kleinen Tumor (6 mm) ziemlich unwahrscheinlich, unmöglich ist sie indes nicht.
Und wenn Ihr Sicherheit über die Lunge haben wollt, was sicher richtig ist, dann reicht eine Röntgenaufnahme nicht aus. Aus meiner Erfahrung und Beobachtung weiß ich, daß Lungenmetastasen auf dem CT ab ca. 2 mm Größe erkennbar sind, auf dem Röntgenbild aber erst ab ca 1 cm!
Der Unterschied ist der fünffache Durchmesser, aber mehr als das 100fache Volumen.

Ich selbst würde in dieser Situation noch einen anderen Arzt um seine Meinung fragen. Oder auch zwei.
Alles Gute
Rudolf

Hallo Rudolf,

danke für die schnelle Antwort! Ja, der Tumor ist zusammen mit dem Hämatom entfernt worden und im Labor wurde der Tumor auch erst festgestellt! Mein Vater hat heute die Ärzte gefragt, ob ev. noch weitere Untersuchungen gemacht werden können. Die Antwort der Ärzte war : Es ist alles ok, er brauche sich keine Sorgen machen! D.h. weitere Untersuchungen sind aus der Sicht der Ärzte wohl nicht notwendig, was sagt man dazu!?

Hallo Antje,
ja was soll man dazu sagen?
Tatsächlich halte ich die Wahrscheinlichkeit, daß dieser wirklich sehr früh entdeckte kleine Tumor schon gestreut hat, für sehr gering. Aber die Sicherheit sollte Euch keiner geben können, auch kein Arzt.

Manchen Berichten hier im KK ist zu entnehmen, daß nicht alle Ärzte "up to date" sind, leider.
Vielleicht scheut der eine oder andere Arzt ja auch die Belastung seines Budgets. Der Eindruck drängt sich manchmal auf.

Habt Ihr eine große Klinik in der Nähe? Vielleicht eine Uni-Klinik? Auf jeden Fall würde ich eine 2. oder 3. Meinung einholen. Auch von einem Onkologen und ggf. einem weiteren Urologen.

Eins scheint mir allerdings sicher: eilig ist nichts. Aber die Nachsorgeuntersuchungen sollten sein. Da solltet Ihr wirklich weitere ärztliche Meinungen einholen.

Wenn man dem Psychologen LeShan folgt, dann scheint eine gute "Prophylaxe" für einen Rückfall zu sein, das Schöne im Leben (wieder) zu entdecken. Nach dem Motto: Freude macht gesund, Angst macht krank. In meiner weiteren Familie gab es zwei Fälle von Krebs, wo ich nachträglich den Eindruck habe, daß diese Personen "nicht mehr gebraucht" wurden, ihre Lebensmitte verloren hatten. In gewisser Weise traf das vor 4 - 6 Jahren für mich auch zu.

Hast Du übrigens Informationen darüber, wie das Hämatom entstanden ist? Und wie lange es bestand?

Gönnt Euch ganz viel Hoffnung. Sie ist berechtigt.
Liebe Grüße
Rudolf

Lieber Rudolf,

die Ärzte haben leider die Niere gestern kurzfristig rausgenommen. Sie untersuchen jetzt den Befund! Warum das Hämatom entstanden ist, kann nicht genau gesagt werden. Ev. durch den Tumor.
LG Antje

[Rudolf]

Hallo Antje,
beachte bitte, daß alles, was ich Dir schreiben kann, sich auf das Nierenzellkarzinom bezieht.
Zwar sind mehr als 85% der Nierentumoren Nierenzellkarzinome (nach: Die blauen Ratgeber - Nierenkrebs), aber es gibt eben auch die anderen Krebsarten, die anders zu beurteilen und ggf. anders zu behandeln sind. So wird auch das Nierenbeckenkarzinom als Urothelkarzinom zum Blasenkrebs gerechnet.
Es wäre also sinnvoll, erst zu klären, um welchen Krebs es sich bei Deinem Vater handelt.

Bei meiner Frage nach der Entstehung des Hämatoms stand die Überlegung im Hintergrund, ist es durch mechanische Einwirkung (Schlag, Druck) entstanden oder durch den Tumor selbst, indem Blut aus ihm ausgetreten ist. In diesem Falle läge eine ganz andere Situation vor, es könnten auch Tumorzellen in das umliegende Gewebe abgegeben worden sein und auch in die Blutbahn und damit zu anderen Organen gelangen.

Vielleicht ist dies auch der Grund, weshalb die Niere jetzt ganz entfernt wurde.
Gerade in diesem Fall wäre es besonders wichtig, daß insbesondere die Lunge regelmäßig durch CT überwacht wird.

In dem erwähnten blauen Ratgeber ist auch die Rede davon, wie wichtig ein gutes Arzt-Patienten-Verhältnis ist, und daß Arzt und Patient gemeinsam entscheiden, welche Therapie für Sie am besten ist.
Dazu kann es allerdings nötig sein, dem Arzt "ein Loch in den Bauch" zu fragen. Man möchte doch wenigstens etwas von der Situation verstehen und sich nicht blind auf den Arzt verlassen, nicht seine eigene Meinung und Verantwortung an den Arzt abgeben. Jedenfalls geht es mir so.
LG
Rudolf

Hallo Rudolf,

so wie es mein Vater gesagt hat, handelt es sich um ein Nierenzellkartionom.
Bei der ersten OP hatte der Schnellschnitt nichts ergeben, daher wurde auch nur das Hämatom entfernt. Erst die genauere Untersuchung im Labor hat ergeben, dass in diesem Gebilde der Tumor versteckt war.
Gestern, also einem Tag nach der 2.OP, sagte der Arzt zu ihm, dass es die richtige Entscheidung war die Niere zu entfernen. Was kann das bedeuten?
LG Antje

[Rudolf]

Hallo Antje,
die Frage kann ich nicht beantworten. Ich kann nur vermuten, das is so ist, wie ich es schon schrieb: vielleicht wurde ja bei der Untersuchung des Tumors festgestellt, daß er aufgebrochen war und so das Hämatom verursacht hat. Dann nämlich wäre die Niere sehr gefährdet.

Aber das ist eine Frage, die Du dem Arzt stellen solltest.

Mit nur einer Niere zu leben, ist überhaupt kein Problem.
Das können alle bestätigen, die hier im KK geschrieben haben. Der Vater meines Hausarztes hat weniger als 1 Niere und ist inzwischen über 90 J. bei guter Gesundheit.
LG
Rudolf

[Antje Bergholz]

Hallo,

wollte nach so langer Zeit einmal mitteilen, dass es meinem Vater gut geht und bisher keine neuen Tumore aufgetaucht sind! LG Antje

[Rudolf]

Hallo Antje,
ich freue mich sehr, daß es Deinem Vater gut geht,
aber auch, daß Du Dich an uns hier erinnerst.
Danke für die Mitteilung, und weiter alles Gute.
Rudolf