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  #1  
Alt 27.10.2009, 22:05
Kiksy Kiksy ist offline
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Registriert seit: 27.10.2009
Beiträge: 1
Standard Ich mag dieses Leben nicht leben...

Hallo ihr Lieben,

immer wieder hab ich hier mit gelesen und tröstende Worte gefunden aber jetzt hab ich einfach das Bedürfnis auch mal meinen Kummer von der Seele zu schreiben...

Im April 07 wurde bei meinem Papa mit 57 Jahren Darmkrebs diagnostiziert mit Lebermetastasen, damals wurde er 2 mal operiert erst der Tumor im Darm und ein Teil der Leber und 2 Monate später die restlichen Lebermetastasen anschließend folgten 8 Zyklen Chemo, die restlichen 4 Zyklen wollte er nicht mehr... Er war dann 16 Monate Metastasen frei. Jede Nachsorge war die reinste Hölle, zu jedem seiner Termine hab ich ihn begleitet egal ob Chemo oder NS, ich hatte oft das Gefühl dass es mir schlechter geht als ihm... Dann im November 08 der Schock Rezidiv Metastasen auf der Leber und auch noch auf der Lunge - dann folgten wieder 8 Zyklen Chemo, so dann kam es zu einer Portinfektion und seit dem geht es für ihn nur noch Berg ab, keine Chemo mehr, Verwachsungen im Bauchraum, Stoma, sein Körpergewicht ist weit unter der Norm, Ödeme, Deprssionen, die Leber und Lunge voll mit Metastasen...
Er ist jetzt zu einem Pflegefall geworden, da er keinen Pflegedienst möchte übernehmen das meine Mutter und ich.
Er quält sich,geht durch die Hölle und wir mit...

Da ich noch Zuhause wohne werde ich total eingespannt,ich führe kein "normales" Leben mehr alles was ich noch kann bzw. darf ist zur Arbeit gehen, ansonsten verbringe ich die meiste Zeit Zuhause mit meinen Eltern,vorallem fällt es mir sehr schwer mit seinen depressiven Verstimmungen klar zu kommen, ich bin gern mit meinem Vater zusammen und möchte auch jeden freie Minute mit ihm genießen und helfe meiner Mutter wo ich kann aber ich bin 22, habe das Bedürfnis "Spaß" am Leben zu haben weil ich gerade sehe wie schnell es rum sein kann aber ich darf nicht...
Manchmal wünsch ich mir einfach das dieser Spuk endlich ein endet nimmt, auch wenn ich höllische Angst vor der Zeit danach habe und ich weiss da wird eine Leere sein die kein Mensch auf der Welt mehr füllen kann...
Ich kann da nicht mehr mit zu sehen wie mein Papa so hoffnunglos kämpft und keiner kann ihm mehr helfen!!!

schön dass es euch hier gibt

ganz liebe Grüße
Kiksy
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  #2  
Alt 27.10.2009, 22:47
vintage vintage ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 29.05.2009
Beiträge: 745
Standard AW: Ich mag dieses Leben nicht leben...

liebe kiksy,

willkommen hier.
du hast wirklich eine schwere last zu tragen mit 22 jahren.
es ist nicht gut, wenn deine eltern dich so einspannen.
du solltest dein eigenes leben führen können und sie ihres, welches sie ja auch schon "grösstenteils" gelebt haben. und hoffentlich haben sie noch eine gute gemeinsame zeit.
aber: von meinen kindern würde ich das, glaube ich heute, nicht verlangen. weil ich weiss, wieviel kraft das kostet. ich würde mich über besuche freuen und unterstützende hilfestellungen, aber für das andere würde ich den pflegedienst nehmen. es ist psychisch und physisch für angehörige nicht einfach! aber das spürst du ja seit längerem selbst.

Zitat:
Zitat von Kiksy Beitrag anzeigen
Er ist jetzt zu einem Pflegefall geworden, da er keinen Pflegedienst möchte übernehmen das meine Mutter und ich.
Er quält sich,geht durch die Hölle und wir mit...(...) Da ich noch Zuhause wohne werde ich total eingespannt,ich führe kein "normales" Leben mehr
klingt nach burn out einer pflegenden.

spreche mit deiner mutter, das du an deinen grenzen angekommen bist (was ganz normal ist), und das ihr ergänzend und zur unterstüzung externe hilfe hinzuziehen solltet. ihr wird es nichtviel anders gehen und sie soll sich mal in deine lage versetzen!
dann schaue, das du dir "pausen" einrichtest: unternehmungen mit freundinnen, kinobesuche, wieder spass haben, ausflüge...dinge, die dir kraft geben und lebenslust. umso tatkräftiger kannst du dann wieder für deine eltern da sein.
und nicht zuletzt: niemand kann dir verwehren, ein zimmer zu nehmen (z. b. in einer wg mit gleichaltrigen), auszuziehen.
nur pendeln zwischen arbeit und pflegearbeit, und das in so jungen jahren...also nein. lass dich mal knuddeln ....und ermutigen, wieder etwas mehr gesunden egoismus zu zeigen.

__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #3  
Alt 27.10.2009, 23:05
Benutzerbild von Ylva
Ylva Ylva ist offline
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Registriert seit: 21.10.2005
Ort: Hessen
Beiträge: 3.113
Standard AW: Ich mag dieses Leben nicht leben...

Ich mag dieses Leben nicht leben.
Ein trauriger Titel aber genau so fuehle ich mich momentan auch,

Herzlich Willkommen Kiksy , leider kein schöner Grund das wir uns kennenlernen aber eine wunderbare Plattform um zumindest virtuell gedanklich aufgefangen zu werden und man kann sich dem Seelenbalast wunderbar entledigen.

Als meine Mutter an Brustkrebs erkrankte war ich 17 , mein 18 Geburtstag stand kurz bevor, ich wollte so richtig ins Leben starten und dann kam alles anders. Dann kam der Krebs.

Als Angehöriger ist man ein hilfloser Helfer. Man möchte so gerne etwas tun, aber man kann so wenig tun. Da sein. Und gleichzeitig möchte man manchmal einfach fluechten. Nicht fda sein. Die Augen vor der Reralität verschliessen. Und sobald man nach Hause kommt wird man damit konfrontiert.

Ich kann mir vorstellen, wie schwer die Situation für dich ist.

Du willst helfen, du hilfst, indem du da bist, indem du deinen Vater versorgst und deine Mutter unterstützt und du siehst dein Leben vor dir, dass du dir so anders vorgestellt hast.

Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich Spaß hatte, wenn ich lachte, wenn ich ausging, wusste ich doch das meine Mama zuhause war und es ihr schlecht ging. Sobald ich lachte oder glücklich war, hasste ich mich, weil ich dachte es ist nicht fair. Aber jetzt, jetzt weiss ich das es gut war und ist. Das unsere Eltern uns gerade das auch wünschen. Natuerlich geht es nicht immer, aber man braucht diese Momente um wieder Kraft zu tanken. Nimm dir deine Auszeiten, auch wenn es nicht leicht ist, gönne dir schöne Momente, davon profitieren am Ende alle.

Ich denke auch das ein Pflegedienst eine sehr gute Alternative wäre, aber es ist natürlich schwer, wenn dein Vater dies ablehnt. Aber vielleicht kann man durch Gespräche mit ihm, mit deiner Mutter, mit Ärzten , dem Pflegedienst der in Frage kommen koennte - ihm das ein bisschen naeher bringen.

Ich nehme dich gedanklich in den Arm, und wuensche dir viel Kraft,
Ylva
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  #4  
Alt 27.10.2009, 23:14
mahanuala mahanuala ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.05.2007
Ort: norddeutschland
Beiträge: 944
Standard AW: Ich mag dieses Leben nicht leben...

liebe kiksy

auch auf die gefahr hin, mich bei einigen angehörigen mal wieder unbeliebt zu machen, schreibe ich dir meine meinung:

ich habe drei kinder in etwa in deinem alter.
wäre ich in der situation deines vaters oder deiner mutter würde ich wollen, daß sie LEBEN...ihr leben gestalten und so viel wie möglich tun können, was junge leute machen.
mir wäre es lieber, ich wäre z.b. in ei nem hospiz und sie kämen zu besuch, ausgeschlafen und ohne burnout und wir hätten die stunden, die sie da sind zum reden, zum zusammensein, zum hand halten.
es wäre doch schlimm genug, wenn mein partner oder ich leiden, meine kinder leiden doch noch genug mit, daß sie mich oder meinen partner verlieren....und es wäre doch kein wunder, wenn meine kinder, obwohl sie mich lieben vor verzweiflung und erschöpfung nur noch hoffen, daß das elend bald ein ende hat....

wenn deine eltern es nicht so sehen (können) ist es natürlich eine eine schwierige situation.
dann mußt du für dich selbst entscheiden, wei weit du dich selbst einbringen kannst, ohne nur noch von ärger oder burn out geplagt zu sein.

vielleicht hast du jemanden (tante, onkel, pate/patin oder hausarzt) der dich begleiten kann, deinen eigenen weg in dieser schwierigen zeit zu finden....
ich wünsche dir alles gute dabei!
liebe grüße
mahanuala
__________________
once you have tasted filght,
you will walk the earth with your eyes

turned skyward
for there you have been
and there you want to return

leonardo da vinci
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