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  #1  
Alt 02.05.2007, 13:25
dreamgirl64 dreamgirl64 ist offline
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Frage Chemo bei Magenkrebs mit 39 ?

Hallo an Alle,
normalerweise gehöre ich ins Brustkrebsforum - aber wegen einem Freund muss ich auch Euch mal eine Frage stellen.
Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht ?
Mein Bekannter ist vor drei Wochen am Magenkarzinom operiert worden - Magen komplett raus, Milz - obwohl erst geplant - während OP-Betrachtung doch dringelassen und LK's entfernt, von denen zwei wohl verdickt waren, es aber bis heute immer noch keine Histo gibt...
Nun hat ihm gegenüber noch keiner zur Chemo geraten, aber aufgrund meines " Leidensweges " möchte er aus freien Stücken - egal wie die Histo ausfällt - eine CHemo machen. Ich persönlich finde das gut - frage mich halt, warum ihm das bis jetzt noch niemand vorgeschlagen hat ?
Er soll jetzt in ca. 3-4 Wochen in Reha, um mit dem neuen " Ohne-Magen-Lebensgefühl " klarzukommen - vor allem mit geändertem Essverhalten.
Könnt Ihr mir Eure Erfahrungen schildern ? Hier im Forum bekommt man immer so tolle Antworten - ich würde meinen Bekannten gerne davon profitieren lassen - er wird doch im Oktober erst 40...
Vielen Dank für Eure Antworten und natürlich Euch alles Gute !

Lieben Gruß

Uschi
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  #2  
Alt 02.05.2007, 16:19
Benutzerbild von Christian S.
Christian S. Christian S. ist offline
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Ort: Arnstadt
Beiträge: 451
Standard AW: Chemo bei Magenkrebs mit 39 ?

Zitat:
Zitat von dreamgirl64 Beitrag anzeigen
Hallo an Alle,
normalerweise gehöre ich ins Brustkrebsforum - aber wegen einem Freund muss ich auch Euch mal eine Frage stellen.
Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht ?
Mein Bekannter ist vor drei Wochen am Magenkarzinom operiert worden - Magen komplett raus, Milz - obwohl erst geplant - während OP-Betrachtung doch dringelassen und LK's entfernt, von denen zwei wohl verdickt waren, es aber bis heute immer noch keine Histo gibt...
Nun hat ihm gegenüber noch keiner zur Chemo geraten, aber aufgrund meines " Leidensweges " möchte er aus freien Stücken - egal wie die Histo ausfällt - eine CHemo machen. Ich persönlich finde das gut - frage mich halt, warum ihm das bis jetzt noch niemand vorgeschlagen hat ?
Er soll jetzt in ca. 3-4 Wochen in Reha, um mit dem neuen " Ohne-Magen-Lebensgefühl " klarzukommen - vor allem mit geändertem Essverhalten.
Könnt Ihr mir Eure Erfahrungen schildern ? Hier im Forum bekommt man immer so tolle Antworten - ich würde meinen Bekannten gerne davon profitieren lassen - er wird doch im Oktober erst 40...
Vielen Dank für Eure Antworten und natürlich Euch alles Gute !

Lieben Gruß

Uschi
Hallo Uschi, nun zu der Chemotherapie. Warum man sie nicht empfohlen hat? Ganz einfach weil sie keine nennenswerten Erfolge mit sich bringt.
Warum bis dato noch kein histologischer Befund vorliegt ist mir ein Rätsel, dauert meist nie länger als sieben Tage. Lymphknoten können allerdings immer mal vergrößert sein, hat nicht unbedingt was mit dem Karzinom zutun. Vielleicht steht was in dem Patientenbrief den er vom Krankenhaus bekommen hat. Da wird in der Regel alles klar aufgeschlüsselt. Deine Erfahrungen bestätigen dieses sicherlich.

Deine Gedanken sind schon richtig und auch nachvollziehbar. Sie werden sicherlich bei dir brusterhaltend operiert haben so dass die Chemo dann im Nachhinein als Sicherheit gemacht wurde. Wenn nicht dann kannst du mich aufklären.

Nun was soll ich sagen zum Leben ohne Magen, ich bin übrigens erst 30 gewesen als meine Leidensgeschichte begonnen hat und leider gibt es immer jüngere Patienten die sogar unter 30 sogar 20 sind. Es ist keine Frage des Alters mehr.
Es entscheidet die Einstellung darüber wie er mit der neuen Situation umgehen wird. Wenn er kämpferisch ist dann schafft er es ohne Sorgen und Probleme. Leicht wird es nicht werden aber es ist nicht so dramatisch. Man beginnt halt wie ein kleines Kind und gewöhnt sich an alles wieder. Gibt gute Ratgeber wovon ich allerdings keinen groß genutzt habe oder besser garnicht. Ich trinke heute kohlensäurehaltige Getränke obwohl es tabu sein soll. Er muss experimentieren und sich anfänglich von den auftretenden Schmerzen sich nicht beunruhigen lassen.
Bei mir hat es fast anderthalb Jahre gedauert ehe ich normal essen konnte ohne dieses Dumpingsyndrom. Die Passage wird mit zunehmender Zeit immer unempfindlicher und die Kreislaufprobleme haben sich dann auch verabschiedet.

Christian S.
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  #3  
Alt 09.05.2007, 21:51
Maus_85 Maus_85 ist offline
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Registriert seit: 09.05.2007
Beiträge: 22
Standard AW: Chemo bei Magenkrebs mit 39 ?

Hallo, ChristianS!

Eines wundert mich bei deiner Antwort, und zwar deine Aussage bzgl. des Erfolgs der Chemo. Warum soll sie keinen nennenswerten Erfolg haben? Meine Mam bekommt seit Montag Chemo...

Ich hole wohl besser ein wenig aus, um meine Situation bzw. die meiner Mam zu veranschaulichen:

Heute vor zwei Wochen bekam meine Mam die Diagnose, dass das, was anfänglich für ein riesiges Geschwür gehalten wurde, wohl doch Krebs ist. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hat sie eine Magenspiegelung bekommen (ständiges Sodbrennen, saures Aufstoßen, ab und zu Überlkeit nach dem Essen), bei der allerdings "nur" eine Gastritis diadnostiziert worden ist. Magenbild ansonsten unauffällig. Daraufhin hat sie Magentabletten genommen (Antra mups, Nexium, Phosphalogel gegen das Sodbrennen), deren Wirkung nicht besonders waren. Schleißlich hat sie sich wieder untersuchen lassen, nachdem die Symptome immer noch da waren. Die Schmerzen sind in kurzer Zeit rapide angestiegen, so dass der Termin der Spiegelung um eine Woche vorverlegt wurde - ihr Glück! Das war nun also vor zwei Wochen. Bei der Spiegelung wurde nun ein Magengeschwür festgestellt, ein ziemlich großes zwar, aber immerhin "nur" ein Geschwür. Bis ihr Arzt "Schatten" entdeckt hat, die ihm nicht so ganz gefallen haben. Er vermutete einen Abszess irgendwo hinter dem Geschwür, weshalb meine Mam zum Ultraschall musste. Dann die Diagnose... Das war am Dienstag. Am Donnerstag haben wir sie schon in die Klinik gebracht, wo dann bereits die ersten Tests gemacht wurden. Am Montag drauf hat sie dann eine Bauchspiegelung bekommen, um auszuschleißen, dass im Bauchraum Metastasen sind. Es sind keine vorhanden, allerdings sind die Lymphknoten ziemlich angeschwollen. Der Tumor (wie es aussieht, Stufe 3 von 4) hat sich in die Magenwand gefressen, weshalb sie statt ein paar Milimeter 1 1/2 cm Stärke misst. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass das alles verhärtet ist, weshalb sie nicht nur dauernd Schmerzen hat, sondern auch kaum was essen kann. Sie war noch nie besonders mächtig, mehr als 52/53 kg hat sie nie gewogen, doch jetzt war sie auf 46 kg abgemagert, und das bei einer Größe von 1,68 cm. Das war auch der Grund, warum sie nicht gleich mit der Chemo angefangen haben. Also erst mal Infusionen, die sie wieder aufbauen sollten. Haben sie dann auch einigermaßen, so dass sie vorgestern wieder rein musste, wo sie dann "durchgespült" wurde (der Port wurde in der Zwischenzeit schon eingesetzt), so dass gestern die erste Chemoinfusion angestöpselt werden konnte. Farblich gesehen ist sie weiß wie die Wand, was mich aber nicht verwundert, da die Chemo 6 Std. gedauert hat. Sie hat auch eine kleine Infusion mitbekommen, in der die Chemo für die Nacht drin war, auf die ihr schlecht war wie Sau. Erst mit der Beigabe eines Mittels gegen die Übelkeit wurd`s dann besser... Seit heute mittag ist sie nun wieder daheim und liegt mehr oder weniger apathisch auf der Couch. Nächste Woche Dienstag muss ich sie wieder rein bringen, dann bekommt sie die nächste Chemo. Im Wechsel leichte Chemo-stärkere Chemo. Wenn ich mich richtig erinnere, sechs Wochen lang, dann schauen sie nach, wie ihr "Untermieter" drauf reagiert. Abhängig davon, kommt der Magen entweder gleich raus oder erst später, wahrscheinlich im August. Aber raus kommt er so oder so.

Tja, jetzt hocken wir da, mein Pap, meine Mam und ich. Von einer Minute auf die nächste in ein anderes Leben geworfen, müssen wir nun schauen, das Beste draus zu machen. Das Schwierige ist auch, dass meine Mam kaum zu hoffen wagt. Die Ärtzte reden jedoch positiv, sie haben keine Metastasen gefunden (bis auf die geschwollen Lymphknoten); sie kann auch wieder ein bisserl mehr essen, öfter am Tag kleine Mengen. Für mich sind das alles positive Dinge, doch sie kann sich einfach nicht daran aufbauen. Ich habe angst, dass sie alles durchwegs schwarz sieht. Die Dinge haben immer zwei Seiten, etwas ist nicht nur gut oder nur schlecht. Ich denke mir, es hätte viel schlimmer kommen können. Man hätte auch überall Metastasen finden können. Sie hat durch die vorgezogene Magenspiegelung eine gute Woche Zeit gewonnen. Doch das sieht sie alles nicht... Freilich zehrt es an den Nerven und v.a. an den Kraftreserven, ständig Schmerzen ertragen zu müssen (vom Tumor, der Chemo...), doch sie muss endlich umdenken. Wir hatten nicht die Zeit, uns an das Thema heranzutasten, uns damit auseinander zu setzen oder überhaupt großartig zu begreifen, was das eigentlich alles bedeutet. Das, was sie im Moment am meisten braucht und am wenigsten hat, ist Zeit. Sie hat einfach nicht die Zeit, sich in endlosen negativen Gedanken zu verlieren. Positive Gedanken. Die sollte sie haben. Doch in ihr sitzt die Angst davor, sich über Kleinigkeiten zu erfreuen, da sie sich vor Rückschlägen fürchtet. Nach dem Motto "lieber gar nicht freuen, dann ist die Enttäuschung nicht so groß". Klingt dämlich, ich weiß, aber so ommt es mir vor. Ich nehme bewußt Abstand von Redewendungen wie "du bist stark, du schaffst das, du bist eine Kämpferin!", weil ich sie nicht unter Druck setzen möchte. Aber gar nichts sagen ist genauso sch...

Hat jemand eine Idee, wie ich sie dazu bringen kann, ihren "Untermieter" als real anzusehen, damit sie dagegen angehen kann? Ich habe ihr vom letzten Urlaub eine Krebsschale gegeben, die ich am Strand gefunden hab. Ich hab sie geffragt, wie wichtig es ihr ist, ihrem "Feind" in die Augen sehen zu können. Meine Idee ist die, dass sie die Schale zertreten soll, mit aller Kraft und Wut, die in ihr steckt, bis nur noch Staub übrig ist. Damit hat sie bildlich den Kampf gegen den Krebs aufgenommen und wäre endlich auf dem richtigen Weg. Würde sie sie jetzt kaputt machen, würde sie nur heulen, was rein gar nichts bringen würde. Sie hat mir gesagt, sie hat den Weg noch nicht gefunden, den Weg, damit umzugehen. Dementsprechend liegt die Krebsschale auch noch unberührt herum...

So, das war nun etwas mehr, als ich eigentlich schreiben wollte... Ich hoffe, dass mir jemand weiterhelfen kann, damit ich ihr weiterhelfen kann.

Schon mal Danke im Vorraus!

Maus_85
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  #4  
Alt 10.05.2007, 02:13
Beene Beene ist offline
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Standard AW: Chemo bei Magenkrebs mit 39 ?

Hallo Maus,

na, das war ja eine lange Geschichte, die ich da gerade von Dir gelesen habe. Ich will versuchen, Dir ein wenig zu helfen:

Mein Vater hat Magenkrebs mit Lymphknotenbefall, Leber-Bauchfell-und wahrscheinlich auch einer Lungenmetastase. Also eigentlich ein aussichtsloser Befund ohne Aussicht auf Heilung.

Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn man den Befund erhält. Ich kann nachvollziehen, was Du mitmachst und wie sehr Du Dich danach sehnst, dass alles wieder so wird wie vorher und ich kann auch verstehen, dass Du unbedingt Deine Mama noch ganz lange behalten möchtest und dass Du am liebsten mit ihr zusammen das Schwert zum Kampf ziehen möchtest....

Du darfst eines erst einmal nicht vergessen: Es ist nicht Deine Krankheit, Du bist nicht betroffen ! Ich weiß, dass ich jetzt vielleicht einen wunden Punkt treffe, aber besser für Deine Mutter ist sicherlich der Weg ihr zu sagen: "Mama, ich bin da, egal was Du machen möchtest (auch wenn sie gar nicht kämpfen möchte oder Zeit braucht, um die Diagnose zu verarbeiten), ich stehe hinter dir und wenn Du mich brauchst, kannst Du auf mich zählen !

Ich bin anscheinend ähnlich gestrickt wie Du, ich habe gedacht, wenn es mein Magen wäre, ich würde mir einen Krebs darauf tätowieren lassen und ihm jeden Tag sagen, dass ich ihn schon klein kriege.... Aber das bin ich und das ist nicht mein Vater !!!! Er erlebt die Krankheit am eigenen Körper und ganz anders als ich es tue..... Er ist ein stiller Mensch, eher introvertiert, es würde gar nicht zu ihm passen, wild zu kämpfen.... Versuche herauszufinden, wie Deine Mutter damit ungehen kann und will, vielleicht hilft ihr der Glaube (bete mit ihr zusammen), oder gute Gespäche (organisiere einen Psycho-Onkologen) oder vielleicht einfach nur ihre Hand zu halten, usw.
Erwarte nicht, dass sie Deine Krebsschale wütend zertritt, zwing sie nicht dazu, es ist vielleicht nicht ihr Weg ! Finde heraus, was ihr Weg ist und gehe ihn mit ihr zusammen !

Denke nicht, dass Du nichts tun kannst, Du kannst so viel machen !! Du hast den Weg hierher ins dieses Forum gefunden, das ist ein guter Weg, Du wirst viele Antworten auf Deine Fragen finden und vielleicht noch mehr !

Ich kann mir vorstellen, dass Dich Christians Antwort (Chemo bringt keinen nenneswerten Erfolg) schockiert hat. Nun, versuche aber den Realitäten ins Auge zu sehen, schau hin und nicht weg. Du glaubst zu 100% an den Erfolg der Chemotherapie für Deine Mutter, wobei wir ihr alle diesen Erfolg wünschen. In der Realität ist es oft anders, das kannst Du hier im Forum vielfach lesen. Es ist leider nicht sicher, ob die Chemo greift und ob der Erfolg gelingen wird. Frag´die behandelnden Ärzte, sie werden bestimmt ehrlich zu Dir sein und Dir sagen, wie hoch die Chancen sind, wie die Prognose ist, usw. Scheu Dich nicht zu fragen, fragen, fragen !!!

Du kannst viel organisatorische Hilfe leisten, Fahrdienst, Haushaltshilfe, leckeres Essen kochen, usw. und natürlich auch, wenn Du Dir das zutraust und Deine Mum einverstanden ist, sie zu den Arztterminen begleiten, Fragen stellen, Befunde lesen, usw.
Du kannst nach Alternativen suchen, Du kannst andere Meinungen einholen, gute Rehaklinken finden, Kontakte herstellen, usw.
Du kannst so viel tun und bist gar nicht machtlos !!!

Leider wirst Du Dich mit dem Thema Krebs jetzt intensiv auseinandersetzen müssen (wenn Du möchtest), aber das macht Dich sicherlich auch ein wenig reifer, erfahrener und bringt Dich Deiner Mutter vielleicht noch viel näher........

Wenn Du reden möchtest, kannst Du mir gerne eine PN schicken !!!!

Lass die Ohren nicht hängen !

Viele liebe Grüße
Beene
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  #5  
Alt 10.05.2007, 12:25
Maus_85 Maus_85 ist offline
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Registriert seit: 09.05.2007
Beiträge: 22
Standard AW: Chemo bei Magenkrebs mit 39 ?

Hallo Beene!

Danke für die Antwort. Ich glaube, du hast Recht. Ich kenne meine Mam nur als "Stehaufmännchen", sie hat sich noch nie klein kriegen lassen, und das, obwohl sie schon ziemlich viel mitgemacht hat in ihrem Leben. Bei jeder Krise ist sie nach einer kurzen Durchhängphase wieder aufgestanden und hat weiter gemacht. Diesmal ist es irgendwie anders. Vielleicht hab ich auch nur Angst, dass sie sich selbst aufgibt, dass sie zwar die Behandlungen und Untersuchungen über sich ergehen lässt, nicht aber mit dem Herzen bei der Sache ist. Mittendrin kommt ein kleines Aufflackern des alten Feuers, das hoffentlich doch noch in ihr brennt, aber eben nur mittendrin. Kann sein, dass ich an ihrer Stelle kämpfen möchte, weil ich Angst hab, dass sie es nicht tut... Ich weiß es nicht. Und glaube mir, ich hab schon sehr viel mit ihr geredet. Sie hört mir auch immer aufmerksam zu, ich bin ihre "kleine Psychologin" und nach unseren Gesprächen vermittelt sie mir eigentlich den Eindruck, dass es ihr gut getan hat, zu reden und mir zuzuhören. Wie gesagt, eigentlich...Ich weiß, dass ich sie nicht drängen darf, weil sie momentan sensibler ist als normal, aber wenn ich gar nichts sage, ist das doch auch nichts! Ich bin für sie da, zu 100% und das weiß sie auch. Ich hocke viel vor meinem PC, meistens dann, wenn sie gerade döst, recherchiere, hole mir Infos, lese Berichte Betroffener oder deren Angehöriger (so bin ich ja auch hier gelandet), bombadiere die Ärzte mt meinen Fragen, daheim kümmere ich mich ums Essen, schau nach der Wäsche, bügle... Mein Pap unterstützt mich zwar nach Kräften, doch er muss selber schauen, dass ihn das nicht zu sehr mitnimmt. Wir können ja nur voll und ganz für sie da sein, wenn wir bei Kräften bleiben. Ich scheue mich auch nicht davor, Freunde und Bekannte um Hilfe zu bitten, unsere Nachbarin, dass sie mal für meinen Pap mitkocht, wenn ich mal einen Abend weg bin. Ich hab ihr auch ans Herz gelegt, dass sie ein Tagebuch schreiben soll, in dem sie den Verlauf der Krankheit/Behandlung sowie ihre Gedanken und Gefühle festhalten kann. Es tut gut, wenn die Emotionen ein Ventil bekommen... Gemacht hat sie noch gar nichts. Versteh mich nicht falsch, aber es nervt mich einfach, wenn ich mir den Mund fusselig rede und gleichzeitig merke, dass alles nichts als heiße Luft ist. Sie ist froh über unsere Gespräche, vermittelt mir auch den Eindruck, dass sie über das Gesagt nachdenkt, macht aber nichts. So war das meistens, wenn wir wieder eines dieser "Gespräche" hatten. Ich hab ihr beigebracht, sich über Kleinigkeiten zu freuen, z.B. einen schönen Sonnenuntergang zu betrachten, wenn man an der Bahnschranke warten muss oder über die ersten Blumen im Frühling usw... Ich finde halt einfach, dass sie noch Glück im Unglück hatte und wünsche mir nur, dass sie das weingstens ein bisschen honoriert. Ich verlange bestimmt nicht, dass sie grinsend und schauspielernd durch die Gegend rennt und jedem vermitteln will: denk dir nichts, mir geht`s gut. Ich weiß, dass es ihr nicht gut geht, ebenso wie jeder andere. Doch in Selbstmitleid darf sie auch nicht versinken, doch das droht sie zuweilen. Davor will ich sie abhalten. Deshalb wohl meine kleinen "Tricks". Sie ist nicht tot und hat auch von den Ärzten kein Todesurteil bekommen. Sie hat auch herzlich wenig Lust, wenigstens für eine halbe Stunde an die frische Luft zu gehen. Beinahe wie ein verwundetes Tier, das sich zum Sterben zurückzieht. Diese Einstellung ist angebracht, wenn man ihr gesagt hätte: "Es tut mir Leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, aber iwr haben in sämtlichen Organen Metastasen gefunden und geben Ihnen höchstens noch drei Monate." Aber das hat man ihr nicht gesagt! Das Ding hat den Magen beschlagnahmt und der kommt früher oder später raus. Nur den Magen. Nichts in der Leber/Mils/Lunge etc. Und selbst dann... Ich halte einfach nichts von Aufgeben... Nenn mich ier egoistisch, aber ich wil sie wenigstens so sehen: und nicht so:

Und deshalb hab ich mich auch hier angemeldet, weil ich ein Ventil brauche. Eigentlich dachte ich, dass sie und nicht ich sich hier anmelden würde, weil ich gedacht hab, dass ihr das gut tun würde.

Im Moment kommt noch hinzu, dass ihr dauernd schlecht ist und die Tropfen, die sie gegen die Übelkeit bekommen hat, nicht so toll helfen... Es fällt schwer, nach vorne zu sehen. Aber nach hinten sehen kostet genauso viel Kraft und bringt gar nichts. Pessimismus bringt verdammt nochmal nichts! Wenigstens ein wenig Optimismus! Das klingt jetzt hart, dessen bin ich mir bewußt, aber: ein Kind will eine 1 in der Schule. Die Eltern unterstützen es, so gut sie können. Die Lehrer versuchen, alles so gut als möglich zu erklären und dem Kind zu vermitteln. Doch das alles nützt nicht sehr viel, wenn das Kind keine Hausaufgaben macht und das Erlernte Zuhause wiederholt.

Die Eltern: in erster Linie mein Vater und ich, mit Freunden und dem Rest der
Familie
Die Lehrer: ihre Ärzte
Das Kind: meine Mam


Am Sonntag ist Muttertag. Diesen hab ich vor, mit ihr zu verbringen und ihn zu einem schönen Tag zu machen. Sie meinte, wegen was denn... Weil es mir ein Bedürfnis ist, ihr einen schönen Tag zu machen und ihn mit ihr zu verbringen! Zudem kann sie nicht den ganzen Tag nur Daheim auf der Couch herumliegen, das tut ihrem Körper, v.a. ihrem Rücken auch nicht besonders gut.

Einen lieben Gruß,
Maus


Hey, es ist jetzt 14:37 Uhr und meine Mam hat endlich gesagt, dass sie WILL!!! Sie WILL essen und trinken, um ihren Körper zu stärken, denn sie WILL dagegen angehen! Keine Ahnung, was diese Gemütsänderung verursacht hat (und es ist mir auch relativ wurscht), ich bin nur froh, dass sie jetzt anscheinend auf den für sie richtigen Weg gekommen ist. Die Sache hat nur einen Haken: wie es scheint, macht ihr Pförtner dicht. Sie kann kaum was trinken, geschweige denn mehr als ein paar Bissen essen. Wie soll sie dann zu Kräften kommen? Noch mehr Infusionen? Ihre Arme tun ihr immer noch weh von den letzten Infusionen... Doch wie soll sie ohne ausreichende Reserven die OP überstehen? Und schlecht ist ihr immer noch...

Geändert von Maus_85 (10.05.2007 um 14:41 Uhr)
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