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  #1  
Alt 29.11.2006, 16:35
WUAM WUAM ist offline
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Registriert seit: 13.11.2006
Beiträge: 7
Daumen runter Wenns überhaupt interessiert

Hallo zusammen,

ich bin ein Mensch der eigentlich nicht aufgibt, aber wie soll das jetzt weitergehen. Wir haben alles versucht.

Ärzte sind machtlos. Sind nur noch auf die Begrenzung von Schmerzen und Wohlbefinden fixiert.

Meine Frau ist mit der Situation nicht fertig geworden. Sie gibt sich jetzt langsam auf. Obwohl, es gibt Hömeopathen, die sagen, wir bekommen den Stillstand hin. Aber um welchen Preis. Ich fahre also, wenn Gott und meine Frau das wollen, morgen kilometerweit, wahrscheinlich den letzten Spezialisten aufzusuchen, der glaubt helfen zu können.

Meine Verwandten machen sich rar, denken an die Weihnachtsgeschenke für die Kinder oder nerven durch Anrufe und Aussagen wie:" ...das ist ja schrecklich!!!" Tolle Nummer, hätten sie es nicht gesagt, wäre ich nicht drauf gekommen.

Meine Hilferufe verpuffen, wie Wasser auf der heissen Herdplatte. Wir, und damit glaube spreche ich für alle Angehörigen in diesem Forum brauchen auch Hilfe.

Ich versuche mit der Situation klar zu kommen, aber meine Liebe zu meiner Frau macht das einfach unmöglich. Ich bin mittlerweile in der Situation, dass ich mich dabei ertappe nicht mehr funktionieren zu wollen. Aber ich muss doch. Aber woher die Kraft nehmen und nicht stehlen.

Ich fühle mich zum ersten Mal in meinem Leben mit der Situation konfrontiert, die ich alleine durchstehen muss. Ohne mein Liebstes, das ich auf der ganzen Welt habe. ... und das tut so weh...

Ja, dieses Forum hat was. Man schaut als Betroffener rein, lässt seinen Frust und seine Sorgen ab, aber ... mehr kommt nicht zurück.

Leben wir eigentlich in einer Welt voller Nummern und Verrohung?

- Ja. Sonst würde ein solches Forum auch den Sinn ergeben, welchem ich ihm am Anfang zugestanden habe. Ein Forum zum Austausch von Rat, Gefühlen, ja Hilfe und Trost zu finden. Aber es sieht für mich immer mehr so aus, als wenn dieses Forum dafür da ist Selbstdarstellern Raum für christliche Sprüche und/oder ... "Mir geht es schlechter" Dastellungen etc. zu bieten.

Eigentlich schade. Jeder, zu welchem Thema auch immer ergeht sich in seinen Diskkussionsbeiträgen oder Antworten in Selbstdarstellung. Egal unter welchem Thema/Titel man auch schaut.

Ist es wirklich Ziel dieses Forum so zu verkümmern, die Sorgen und Bedürfnisse des einzelnen gar nicht mehr wahr zu nehmen, ihm direkt verbale Hilfe anzubieten?

...ich bin schlimmer dran - mein Titel wird schon für eine Resonanz sorgen?...

Schade. Schade.

Die Pille und Pleite echter Hilfe, professioneller Hilfe zu bekommen habe ich geschluckt.

- Ich glaube, wie viele andere auch. Die Hilfe von Leidensgenossen in diesem Forum gibt es anscheinend auch nicht.

Also hat unsere Gesellschaft wieder einmal gewonnen: Krebs ist Plack, Plack den man nicht wegbekommt oder abwaschen kann. Nicht nur, dass der eigentliche Kranke wie ein Aussetziger behandelt wird, nein, - , man macht bei den Angehörigen direkt weiter. ... und der Angehörige mit dem Angehörigen und so weiter...

So. Das musste einmal gesagt werden.

Würde mich freuen, echte Antworten zu bekommen oder gar Zustimmung.

- Eine echte Hilfe erwarte ich eigentlich hier nicht mehr.

Nicht vergessen möchte ich aber hier zu sagen:

Es gibt Ausnahmen. Aber die kann man an einer Hand abzählen.

An die Owner des Forums eine Bitte:
Sollte man nicht wenigsten hier, und wie ich gesehen habe gibt es auch hier Ärzte und professionelle Berater, eine Plattform schaffen die echt weiterhilft?

Gruß
WUAM
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  #2  
Alt 29.11.2006, 20:01
silverlady silverlady ist offline
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Registriert seit: 13.03.2006
Beiträge: 1.974
Standard AW: Wenns überhaupt interessiert

hallo Wuam

ich verstehe in welcher Lage du bist, kann dir aber bei dem Rest nicht zustimmen.
Ich habe von vielen hier im Forum und auch ausserhalb sehr viel Hilfe bekommen als mein Mann im Sterben lag.
Ich durfte hier weinen, jammern und auch nach Hilfe fragen. Jeder hat sogut er konnte versucht für mich und meinen Mann dazusein.

Deine Not, deine Hilflosigkeit deine Angst vor dem was kommt sind normal. Wir die Angehörigen haben alle angst vor dem Moment wenn die Ärzte sagen wir können nichts mehr tun.
Aber jeder geht mit dieser Angst anders um. Der eine sucht sich Hilfe um die Situation besser zu bewältigen, ein anderer versucht vor der Angst davon zu laufen und wieder andere brechen in Vorwürfen aus.
Wenn du Hilfe brauchst sage ganz klar wobei wir helfen können.

ansonsten wünsche ich euch beiden das deine Kraft reicht. Und noch eins, sei vorsichtig mit den Versprechen auf Stillstand. Sosehr wir auch darauf hoffen, es gibt leider genug Menschen die aus unserer Not Profit schlagen wollen.

Halt die Ohren steif
silverlady
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  #3  
Alt 29.11.2006, 20:57
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rezzan rezzan ist offline
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Beiträge: 146
Standard AW: Wenns überhaupt interessiert

Hallo Werner,

Wow, was du schreibst ist wirklich der Hammer! Auch wenn es dir wahrscheinlich nicht gefällt: deine Verzweiflung, Wut, Machtlosigkeit und mittlerweile auch Kraftlosigkeit sprechen aus jedem deiner Worte. Und auch wenn dir das auch wieder nicht gefällt: Es tut mir ehrlich leid, dass du das durchmachen musst - JEDER tut mir leid, der das durchmachen muss. Und glaube mir, wenn es etwas gäbe, womit ich helfen könnte, würde ich es sehr gerne tun. Für dich und auch für jeden anderen. Aber was glaubst du kann man tun? Was ist die Hilfe, die du brauchst und suchst? Du sprichst zum einen von Rat, Trost, Austausch von Gefühlen, dann wieder von ärztlich kompetenter Hilfe und professionellen Beratern...

Nun, ich bin keine Ärztin und bestimmt schon gar kein professioneller Berater. Aber wie kann man dir mit Rat, Trost und Austausch helfen? Das kann man doch nur, in dem man berichtet, wie es einem selbst ergangen ist und was einem selbst etwas geholfen hat, wo man Hilfe gefunden hat usw. Das ist doch nicht als Selbstdarstellung und "mir ging es ja viel schlimmer..." gedacht. Irgendwie gehen oder gingen wir aber alle durch dieselbe Hölle.

Oder brauchst du pragmatische Tipps? Du bist selbstständig und hast noch Kinder und Haushalt zu schmeißen. Da kann eine Ganztagshilfe möglich sein (jaja, ist theoretisch unbezahlbar, praktisch gibt es da aber bezahlbare Mittel und Wege). Wenn du am Ende deiner körperlichen und seelischen Kräfte bist, solltest du dir vielleicht über Anti-Depressiva nachdenken. Das hört sich immer ganz schlimm an, ist es aber nicht! Meine Hausärztin hat mir ohne zu zögern Mittel verschrieben, die mir geholfen haben, die Kraft weiterhin aufzubringen. Und Kraft ist vorallem das was man braucht. Brauchst du Tipps für finanzielle Unterstützung? Was auch immer, bitte formuliere es einfach, es wird sich ganz sicher jemand finden, der dir konkret helfen kann und möchte.

Ein ehrlich gemeinter Versuch,
Rezzan
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  #4  
Alt 29.11.2006, 21:18
dolores2505 dolores2505 ist offline
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Beiträge: 222
Standard AW: Wenns überhaupt interessiert

Hallo WUAM
ich bin in der gleichen Situation wie du, nur bei mir ist es meine Mutter. Ich habe schon festgestellt, dass ich persönlich sehr aggressiv und unfair bin im Moment zu meinem Umfeld, das kommt durch diese schreckliche Ausnahmesituation in der wir leider leben müssen. Diese Agressivität und "un"- fairness lese ich auch aus Deinen Zeilen.
Man kann kein Verständnis von allen erwarten, aber gerade hier gibt es so viele wertvolle gute Ratsachläge oder man kann einfach mal Jammern - wie Du das ja eben auch getan hast !
Gruß
dolores
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  #5  
Alt 30.11.2006, 02:52
dorchen83 dorchen83 ist offline
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Beiträge: 80
Standard AW: Wenns überhaupt interessiert

Hallo...

Es interessiert!!! Es fehlen oft nur die Worte...
Was du täglich erlebst ist nicht "fehlender Wille", sondern Angst und Unsicherheit - das ist nicht nur auf das Forum bezogen.. sondern vor allem auf deine Umgebung... Das heisst nicht, dass du nun noch Mitleid, mit deinem armen Umfeld haben brauchst, welches nicht weiß, was zu sagen oder was zu tun ist ...
das heisst: wenn man Hilfe braucht, muss man das leider klar formulieren, und dazu auch klar formulieren, welche Hilfe man wünscht und wie der andere einem konkret helfen soll...
Einfach Beispiel: "Zuhören".. eigentlich sollte es einfach und selbstverständlich sein, und doch ist es so schwer - wozu ein Psychotherapeut, wenn man einen guten Freund hat? Ja, wenns doch so einfach wäre... die meisten menschen sind nach 5 Minuten spätestens mit dem Thema überfordert - so überfordert, dass man das Gespräch schon von selbst in eine andere Richtung lenkt (man sieht bereits die Panik in den augen ). Wenn man aber sagt: "Mir geht es nicht gut. Ich brauche jemanden, der mir einfach nur zuhört - mich in den Arm nimmt - nicht urteilt über meine Gefühle, sondern einfach da ist. Du brauchst auch nichts sagen." Dann wird dein Gegenüber froh sein, dies für dich zu tun - unter Garantie. Was meinst du, warum dich nun so viele gefragt haben wie (!!!) sie dir helfen können - sie wollen helfen... wissen nur nicht was dir helfen würde..

Nun das Gesundheitssystem... das ist eine andere Sache... da gebe ich dir Recht... es fehlen Dienstleister und Hilfsangebote für Krebskranke und deren Angehörige, wenn diese noch nicht bettlägerig oder ähnliches sind - mein Dad hat einen Gehirntumor (inoperabel - und auch keine andere Therapiemöglichkeit) und das schon seit 12 JAhren, auch wenn ihm damals nur 3 Monate bis allerhöchstens ein Jahr gegeben wurden (das soll nun kein Akt im Sinne von: "hallo sieh her, mir gehts auch schlecht - lebe mit so einer situation schon seit 12 Jahren" sein, sondern erstens - im Gegenteil - Mut machen, dass schlechte Prognosen nicht stimmen müssen und dass zweitens keine Therapiemöglichkeit = baldiger Tod heissen muss und dass es zu schaffen ist, auch wenn es unmöglich erscheint - wir waren bei Papas diagnose damals 11; 13 und 15 und meine Ma hatte bestimmt ähnliche Ängste und Sorgen und hat sie auch immernoch).
Wir bräuchten Hilfe - er kann nicht mehr alleine sein (das schon seit vielen Jahren nicht), es gibt Tage da kann er sich nicht alleine waschen oder aufs klo ... aber es gibt auch Tage, da kann er es... also haben wir noch keine Pflegestufe... und keinen Pflegedienst ... und den Hospizdienst (der übrigens kostenlos kommt), den will meine Ma noch nicht. So haben wir morgens nur, wenn meine Ma arbeitet, eine völlig überforderte, weil "normale" Kinderfrau, die auf meinen Papa aufpasst (das ist noch unsere Kinderfrau von damals ). Und wenn meien Ma mal einen Termin hat, passen wir auf meinen Paps auf... irgendwie funktionierts - wenns noch schlechter wird, kriegen wir hoffentlich dann auch sofort die Pflegestufe zugesagt. Also in dem Sinne liegt Deutschland brach - verwirrtheit und ähnliches zählt nicht als pflegebedürftigt... leider... also hier wird der Krebs ausgeklammert - du hast recht.

Aber es gibt Instanzen, die dir helfen und das auch gerne tun. Wie der eben erwähnte ambulante Hospizdienst - diese menschen arbeiten ehrenamtlich und sind auch vor allem dazu da, den angehörigen den Rücken frei zu halten, sie zu stützen, zuzuhören - ganz tolle Menschen, die auch andere Hilfsinstanzen vermitteln können. Und Hospiz heißt auch nicht gleich Tod (deshalb scheuen sich ja viele - so wie meine ma - leider!). Wenn du magst suche ich dir eine Stelle in deiner Gegend heraus.

Hast du denn mit deiner Frau schon eine Patientenverfügung geschrieben? Das ist sehr wichtig, solche Dinge zu regeln, wenn sie es noch kann. Der Hospizdienst unterstützt einen z.B. auch beim Verfassen solcher Dokumente oder bei der Beantragung einer PFlegestufe.

In welcher Verfassung ist denn deine Frau? Deine Kinder halten dir bestimmt auch gerne einmal den nachmittag frei, wenn es sein muss... Kinder sind stärker als man meint - nur sie haben manchmal auch angst... aber wenn man offen mit ihnen redet - ihnen sagt, dass man auch angst hat, dann hilft das sehr (das hat meine Ma damals leider nicht ganz so gut hinbekommen)... . Mit 14 und 18 sind sie schon sehr weit - auch wenn sie in diesem Alter nicht mit einer solchen Krankheit und mit dem möglichen Verlust ihrer Ma konfrontiert werden sollten - egal in welchem Alter ... diese Krankheit kommt einfach nie zum richtigen Zeitpunkt...

und es ist schlimm... es ist einfach eine scheißkrankheit... und die situation in der du bist - in der die meisten hier sind - sie ist einfach traurig und ungerecht... das kann man nicht schönreden... * dich von hier aus einfach mal stumm ganz lieb in den Arm nehmend*

Aber vielleicht hilft es ja, dass man da nicht alleine durchmuss? Ich bin so wie die anderen auch da. Ich sage dir: "Ich würde dir gerne helfen! Du kannst gerne fragen! Jammern! Fluchen! Um konkrete Hilfe bitten! Ich bin da, so gut ich kann."
Und das meine ich so.

Einen ganz aufrichtig lieben Gruß

Dorchen
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  #6  
Alt 30.11.2006, 09:43
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Tamara1965 Tamara1965 ist offline
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Registriert seit: 31.10.2006
Ort: Wolfsburg
Beiträge: 50
Beitrag AW: Wenns überhaupt interessiert

Hallo Wuam,

deine Verzweiflung läßt mir die Tränen in die Augen schießen. Es tut so weh. . Meine beste Freundin pflege ich schon seit langer zeit. auch ihr kann nicht mehr geholfen werden. Diese Hilfslosigkeit Jetzt bin ich selber erkrankt und erschrocken wie es wohl meinem mann geht.
Ich sende die viel Karft und Trost und nehme Dich ganz doll in den Arm und hoffe das du weinen kannst

Lieben Gruß Tamara
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