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  #46  
Alt 04.06.2003, 18:39
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Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Hallo Anette,

ich finde keine Mailadresse von Dir!

Und übrigens: Ernährungsumstellung erscheint mir sehr wichtig!
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  #47  
Alt 10.06.2003, 20:50
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Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Hallo an alle die in diesem Forum schreiben oder lesen.

Meine Schwiegermutter wurde mit metastasiertem Nierenkarzinom diagnostiziert. Wer hat Namen oder Adressen von Aertzen die bereits mit Thermoablations-Verfahren gearbeitet haben? Die Aertzte in Holland arbeiten leider nicht mit diesem Verfahren, sind jedoch sehr daran interessiert dass sie sich in Deutschland behandlen laesst. Interferon war bei ihr leider nicht erfolgreich, im Gegenteil, die Metastasen haben sich in kurzer Zeit vermehrt.
Wer hat Erfahrung mit der Uni-Klinik im Muechen Grosshardern? Jede info wird sehr geschaetzt!
Fuer eine Antwort waere ich sehr dankbar!

Viel Kraft & liebe Gruesse,
Petra aus Florida

name@domain.de
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  #48  
Alt 11.06.2003, 06:30
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Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Hallo Petra,

aus Zeitgründen nur in aller Kürze: Alle Erfahrungen, die mein Frau Ulrike in dieser und anderen Rubriken über die Thermoablation und Embolisation geschrieben hat, haben wir in München-Großhadern gemacht - dort in der Urologie bzw. der Radiologie bei Herrn Dr. Helmberger.
Für weitere noch offene Fragen steht Ulrike baldmöglichst wieder zur Verfügung.
Inzwischen alles Gute
Jürgen
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  #49  
Alt 11.06.2003, 14:40
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Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Hallo Juergen,

vielen herzlichen Dank fuer die schnelle und ausfuehrliche Info.
Ich werde es gleich an meine Schwiegermutter weiterleiten.

Ich komme urspruenglich aus Muenchen wenn jemand jedoch eine Klinik im Norden Deutschlands kennt die auch mit Thermoablation behandeln, dann waere dass besser fuer meine Schwiegermutter zum fahren(nicht so weit). Ich glaube die Uni-Klinik in Essen behandelt auch mit der Thermoablation? Kann mir da jemand weiterhelfen? Vielen Dank!

Ich wuensche Euch allen einen schoenen Tag und viel Kraft & Freude.

Liebe Gruesse & viel Gesundheit fuer Euch alle!

Petra aus Florida
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  #50  
Alt 22.06.2003, 14:14
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Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Liebe Susanne,
lange nicht mehr von Euch gehört. Wie geht es Euch? Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, sollte Deine Mutter zur Thermoablation in der kommenden Woche (? ) in Großhadern aufgenommen werden. Bleibt es dabei? Soll die Therapie in der kommenden Woche starten? Ich drücke Euch die Daumen.
Liebe Grüße,
Ulrike
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  #51  
Alt 18.07.2003, 15:13
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Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Liebe Ulrike, lieber Jürgen,
vielen lieben Dank für eure Nachfrage und meine Mutter freut sich immer, wenn ich Grüße von euch ausrichte.
Ich habe mich sehr gefreut zu hören, daß die erste Kontrolluntersuchung für Jürgen so positiv abgelaufen ist und ich hoffe, daß ihr mit solch guten Nachrichten den Sommer richtig genießen könnt.
Wie ihr sicherlich auch selbst erfahren habt, muß man als Patient, wie auch als Familienangehöriger viel Geduld mitbringen, denn nicht immer funktioniert alles nach den eigenen Vorstellungen.
Meine Mutter war zwischenzeitlich in Großhadern und man hat dort noch einmal die Niere embolisiert und bei der Nebenniere eine Thermoablation durchgeführt. Diese Woche wurde Sie entlassen und wartet nun auf den Therapieplatz in Freiburg.
Die Kreawerte haben sich recht gut erholt und liegen momentan bei 2,4 und die Urologen sind damit zufrieden.
Die Therapie soll in ca. 2 Wochen beginnen und ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr uns noch einige Tips aus eurer eigenen Erfahrung geben könntet. Der Behandlungsplan ist vorerst auf eine Standartdtherapie ausgerichtet, um zu testen, wie meine Mutter darauf reagieren wird. Die Stationsärztin in Großhadern hat uns schon darauf hingewiesen, daß es Probleme mit der Haut ( extreme Trockenheit und Juckreiz ) geben könnte.
Wie habt ihr das Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen in Griff bekommen ?
Ich wäre für jeden Tip dankbar.

Wieviele Zyklen wurden denn bei Jürgen durchgeführt und wie war der weitere Verlauf nach Abschluß der Chemo ?

Liebe Grüße
Susanne
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  #52  
Alt 19.07.2003, 13:25
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Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Liebe Susanne,
schön, wieder von Euch zu hören! Ich freue mich für Euch, daß die Embolisation und Thermoablation erfolgreich war und endlich überstanden ist. Und nicht zu vergessen, daß die Kreawerte sich gut eingependelt haben.
Nun zur Immun-Chemo:
der Juckreiz und die trockene Haut unter und auch nach der Therapie kann schon sehr lästig sein. Hier hilft nur eines: schon mit Therapiebeginn den ganzen Körper gut eincremen ( empfehlenswert sind hier - zumindest hat Jürgen damit recht gute Erfahrungen gemacht - harnstoffhaltige Salbe, bzw. Lotion und bei besonders schlimmen Stellen Bepanthensalbe ). Harnstoff bindet die Feuchtigkeit im Unterhautfettgewebe, zieht relativ schnell ein und klebt nicht so. Bepanthensalbe am ganzen Körper ist eine recht klebrige und fettige Sache, empfiehlt sich erfahrungsgemäß in erster Linie für nachts ( es sei denn, daß irgendwo kleinere "Riss-Stellen" aufgrund von trockener Haut entstanden sind, die kann man auch tagsüber recht gut mit Bepanthensalbe in Griff bekommen ). Bei harnstoffhaltiger Lotion und -Salbe haben wir recht gute Erfahrungen mit "Eurea" gemacht - als Lotion mit 5% Harnstoff für den ganzen Körper und als Salbe mit 10 % Harnstoff für extrem trockene Hautstellen. Und ganz wichtig: REGELMÄSSIG cremen! Es verhindert zwar nicht, daß trotzdem Symptome auftreten, aber es lindert schon extrem. Jürgens Verbrauch an Hautpflegepräparaten unter und auch noch nach der Therapie ist schon recht extrem, also deckt Euch gut ein. (Was in soweit für uns nicht so problematisch war, da wir das mal selbst im Gesundheitsbereich vertrieben haben. Ich kann Dir gerne mal kostenlos Muster zuschicken, falls gewünscht - dann kanst Du ausprobieren, wie Deine Mutter damit zurecht kommt.) Wichtig bei allen Hautpflegeprodukten, die Ihr auch immer anwenden wollt: keine Parfümierung und keine künstliche Konservierung! Zum Duschen hat Jürgen beste Erfahrung mit einem Duschöl (von Nivea, gibts bei uns bei "Schlecker") gemacht. (Anmerkung von mir, Jürgen: Ich war häufig zu nachlässig mit dem Cremen, weil ich dachte, momentan gehts mal "ohne" - das hat sich dann aber als Bumerang erwiesen. "Durchschmieren", auch wenn man momentan nicht unbedingt die Notwendigkeit sieht. Ich hatte die Probleme auch noch Wochen nach Beendigung der Therapie und auch unter der Erhaltungstherapie. Also: Prophylaxe = gleichbleibende Hautpflege während der ganzen Zeit ist enorm wichtig.)

Fieber und Schüttelfrost werden mit Paracetamol und Novalgin in Griff gehalten. Ca. eine halbe Stunde vor der Injektion von Interferon oder Interleukin sollte 500 mg Paracetamol schon prophylaktisch genommen werden. Und dann heißt es erst mal regelmäßig Temperatur kontollieren. Ich messe bei Jürgen vor der Paracetamolgabe einmal Fieber, um einen Ausgangswert zu haben. Und dann wieder stündlich, es sei denn, es ist schon von außen erkennbar, daß er anfängt zu fiebern (glasige Augen, heißer Kopf, frieren... ). Wir haben uns ein Ohr-Thermometer zugelegt, wie sie es in Krankenhäusern verwenden. Ist bei häufigem Messen schneller, bequemer und angenehmer und man hat sofort den Wert. Allerdings bei diesem Gerät darauf achten, daß man nicht in dem Ohr Temperatur misst, auf dem man evtl. gelegen hat - das verfälscht dann den Wert.
Bei Jürgen war es anfangs so, dass er nach ca. 3-4 Stunden nach der Spritze anfing, mit der Themeratur zu steigen oder angefangen hat, zu frieren. Das muss aber nicht bei jedem Patienten so sein: Manche reagieren schon mit Temperaturanstieg eine Stunde nach der Spritze. Deshalb besonders in der ersten Zeit engmaschig kontrollieren.
Generell habe ich ab ca. 38,3 -38,5 angefangen NOVALGIN-Tropfen zu verabreichen (20-30 Tropfen in etwas Wasser, wie man eben Tropfen verabreicht). Ca. 1 Stunde nach der Gabe der Tropfen kann man sehen, ob die Temperatur rückläufig ist. Tropfengabe kann bis zu 4 x täglich wiederholt werden, also etwa alle 6 Stunden. Anfangen würde ich versuchsweise mit 20 Tropfen und ggfls. 10 Tropfen bei fehlendem Erfolg nach 1 Stunde nachgeben. Eine andere Alternative wäre es, 1.000 mg Paracetamol = 2 Tabletten anstelle des Novalgins erstmal zu verabreichen. Jürgen reagiert jedoch besser auf Novalgin.
Novalgin und auch Paracetamol sind nicht nur fiebersenkende Medikamente, sondern werden auch bei Schmerzen eingesetzt. Und hier ist Novalgin deutlich stärker als Paracetamol (wichtig: denn die Gliederschmerzen gehen meistens etwa zeitgleich mit dem Temperaturanstieg einher - und da schlägt man mit Novalgin gleich 2 Fliegen mit einer Klappe). Wenn es vom Patienten toleriert wird und er nicht friert, sollte unter dem Temperaturanstieg möglichst keine Wärmezufuhr erfolgen, also dünne Decke ö.ä.
Wichtig bei Schüttelfrost: Zum ENDE des Schüttelfrostes ist die Maximal-Temperatur erreicht. D.h. unter dem Schüttelfrost auf KEINEN Fall den Patienten kühlen, sondern ihn so warm wie möglich einpacken. (Ggfls. 2 oder 3 Decken). Würde man ihm hier Wärmezufuhr versagen, würde die Temperatur weiter (höher) steigen. Zu Beginn des Schüttelfrostes direkt 30 Tropfen Novalgin geben. Nach Ende des Schüttelfrostes, also mit Erreichen der Höchsttemperatur: Decken wegnehmen (ggfls. nur ganz leicht zudecken) und evtl. KÜHLEN (sofern es toleriert wird). Kühlmassnahmen sind z.B. Eisbeutel in die Leisten, und in die Achselhöhlen, oder Wadenwickel. Kühlbeutel werden häufig nicht so gerne toleriert, es spricht aber nichts dagegen, mit Wadenwickeln anzufangen. Den besten Erfolg bei Wadenwickeln erzielt man, indem man zunächst eine wasserundurchlässige Unterlage unter die Beine ins Bett legt, die Waden mit einem dünnen Leinentuch, z.B. Geschirrtuch einwickelt und häufig mit ca. 45 %-igem Alkohol übergießt. Alkohol hat eine wesentlich höhere Verdunstungskälte als Wasser. Wichtig: Bitte keinen Alkohol nehmen, der höher konzentriert ist, als ca. 45 %, - trocknet zu sehr die Haut aus.
Wadenwickel sind auch immer dann indiziert, wenn die Tempertur über 40 Grad ansteigt oder das Novalgin nicht ausreichend wirkt. Aber bitte nicht die Geduld verlieren: Die fiebersenkenden Medikamente fangen erst ca. 1 Stunde nach Eingabe an zu wirken. Es kann dann länger dauern, bis die Temperatur sinkt. Wichtig ist nur, dass sie nicht weiter ansteigt.
Bei Temperatur über 40,5 Grad und keine Reaktion auf Kühlung und fiebersenkende Medikamente: Den Arzt rufen, ggfls. den Notarzt. Hier muß dann mit IV-Medikation eingegriffen werden.

Der Körper "gewöhnt" sich in der Regel im Laufe der Zeit an die Therapie. So habe ich z.B. bei Jürgen nur ein einziges Mal eine Temperatur von 40,5 Grad gehabt, danach nie wieder. Es kann aber durchaus vorkommen, daß Temperaturen zwischen 39,5 und 40 Grad auftreten (insbesondere unter Hochdosis Inteleukin oder der Kombination Interleukin-Interferon).

Ich weiss jetzt nicht, wie Ihr mit Eurem Therapieschema beginnt. Jürgen hat in den ersten 4 Wochen zunächst nur Interferon und 1 x wöchentlich seine 5-FU-Infusion erhalten. In den zweiten 4 Wochen fiel die 5-Fu-Infusion weg, dafür begann die Interleukin-Hochdosis-Therapie und Interferon und Interleukin wurden kombiniert, d.h. in 2-stündlichem Abstand gespritzt. Die nebenwirkungsträchtigere Zeit sind in diesem Fall bei Jürgen immer die letzten 4 Wochen. Das eigentliche Schema ist üblicherweise genau umgekehrt: In den ersten 4 Wochen Interferon und Interleukin und in den zweiten 4 Wochen Interferon und 5-FU. München-Großhadern hat in Laborversuchen festgestellt, dass es sinnvoller sein kann, das Schema so umzustellen, wie Jürgen es durchführt. Es wird dort dem Patienten freigestellt, auf welche Art und Weise er es durchführen will. Uns erschien die Versuchsreihe logisch und sinnvoll und zumal sich im Reaganzglas mehr Erfolge nachweisen liesen, entschieden wir uns für die Therapieumstellung wie oben beschrieben.
Sollte Deine Mutter nach dem üblichen Schema behandelt werden, wird sie vermutlich die nebenwirkungsreichere Zeit in den ersten 4 Wochen haben.

Bei den Gliederschmerzen kann man leider nicht sehr eingreifen: Sollten sie jedoch extrem stark sein, kannst Du auch hier ohne weiteres mal zwischendurch Novalgintropfen (20-30 Stück) geben.
Jürgen helfen sie immer recht gut. Die Schmerzen sind eigentlich am stärksten kurz nach der Injektion, während des Fiebers bis zum nächsten therapiefreien Morgen. Am therapiefreien Tag (es wird, außer während der Hochdosistherapie, ja immer montags - mittwochs und freitags gespritzt, sodass in der Regel ein therapiefreier Tag dazwischen liegt) wird es meistens erheblich besser.
Bitte während der Therapie auf AUSREICHENDE Trinkmenge (2-3 Liter !! pro Tag) unbedingt achten. Bei hohem Fieber sind 2 Liter sogar noch definitiv zu wenig. Und auf dementsprechende Urinausfuhr achten. Ich habe Dir, glaube ich, schon mal von meinen Beobachtungs- und Bilanzbögen geschrieben, die ich für Jürgen angefertigt habe. Wenn Du magst, maile ich sie Dir gerne an Deine email-Adresse oder schicke sie Dir per Post. Wichtig ist m.E. einen Verlauf innerhalb dieser 8 Wochen zu sehen - bei einem weiteren Kurs Immun-Chemo weißt Du dann in etwa, was wann auf Dich (Euch) zukommt = Temperaturanstieg wann und wie hoch, nach welcher Zeit hat das fiebersenkende Medikament gewirkt, wie war die Einfuhr und die Ausfuhr (von Flüssigkeit etc.). Mit der Bilanz sollte Deine Mutter ca. nicht mehr als max. 800-1.000 ml im Plus sein - d.h. sie sollte höchstens 1.000 ml mehr Flüssigkeit im Körper behalten, als sie innerhalb von 24 Stunden als Urin ausgeschieden hat. Lieber wäre mir eine Bilanz von ca. 400-500 ml Plus (es sei denn, sie hätte Temperatur-Höchstwerte gehabt und stark geschwitzt).
Diese Bilanz halte ich für äußerst wichtig, da ja auch bei Deiner Mutter nur noch eine Restniere vorhanden ist, die unter der Therapie nicht allzuviel leiden sollte. Vielleicht klingt das mit der Bilanz für Dich im Moment sehr kompliziert, ist es aber nicht. Wenn Du die Bilanz-bzw. Beobachtungsbögen vor Dir siehst, wirst Du feststellen, dass Du nur Werte eintragen musst und nach 24 Stunden die Bilanz ausrechnen musst. Für mich waren diese Bögen sehr hilfreich und auch die Klinik war total begeistert, als sie die gesehen haben. Zumal man auch einen 8 - Wochen-Verlauf dokumentiert hat.
Bitte täglich zur selben Zeit mit der selben Kleidung (oder ohne) das GEWICHT kontrollieren. Stärkere Gewichtszunahmen und eine unstimmige Bilanz lassen auf eine Flüssigkeitseinlagerung schließen. Leichte Gewichtszunahmen oder -abnahmen unter der Therapie sind normal.
Einmal wöchentlich solltet Ihr vom Hausarzt Blut abnehmen lassen und insbesondere auf die Werte Kreatinin, Kalium und Leukozythen (=weiße Blutkörperchen im Blutbild) achten. Unter der Therapie (insbesondere unter Interleukin-Hochdosis) empfehle ich sogar eine Blutentnahme 2x wöchentlich.
Der Kreatininwert wird unter der Therapie evtl. ansteigen. Bei Jürgen bis auf einen Wert von ca. 3,2. Das ist nicht weiter tragisch, solange er im Rahmen bleibt und die Ausscheidung stimmig ist. Sollte er höher klettern, müßte evtl. die Dosis reduziert werden.
Leukozythen sinken erfahrungsgemäß ab. Bei Jürgen bis auf einen Wert von ca. 1.000. Unter diesem Wert würde ich darauf achten, dass Deine Mutter ggfls. "infektanfälliger" wird. D.h. bringe sie bitte nicht mit Leuten in Kontakt, die z.B. erkältet sind o.ä. und meide bitte große Menschenmengen. Bei einem Leukowert unter 1.000 ggfls. mit dem Arzt absprechen, ob Kontaktpersonen einen Mundschutz tragen sollten oder auch hier die Dosis reduziert werden müsste.
Jürgen bekommt übrigens wegen der evtl. Nierenschädigung nur halbe Ration der üblichen Immun-Chemo. Wie läuft das bei Deiner Mutter? Ich würde ggf. Kontakt mit dem Arzt aufnehmen, um das abzuklären. Denn die Therapie kann schon auch die Niere belasten. Jürgens SChema ist in Großhadern ausgerechnet worden und damit fährt er ganz gut.
Es kann unter der Therapie evtl. Übelkeit, Durchfall, Appetitlosigkeit etc. auftreten. Gegen die Appetitlosigkeit ist absolute "Wunschkost" indiziert. Es kann durchaus vorkommen, dass das, was ihr heute einigermaßen schmeckt, morgen "widerlich" riecht oder schmeckt. Ggfls. musst Du Dich täglich in dieser Beziehung umorientieren.
Gegen Übelkeit würde ich Dir raten "Paspertin"-Tropfen im Hause zu haben. Hiervon kann sie ohne weiteres vor jeder Malzeit und auch zwischendurch mal 20 Tropfen nehmen. Sollte die Übelkeit durch das 5-Fu verursacht werden, und die Paspertin-Tropfen nicht ausreichen: In diesem Fall bitte "Zofran 4 mg" Schmelztabletten verschreiben lassen (ein spezielles Medikament gegen Übelkeit unter Chemotherapie mit sehr, sehr guten Erfolgen). Evtl. kann es Dir passieren, dass der Hausarzt wegen des extrem hohen Preises nicht sehr begeistert ist, dieses Medikament zu verschreiben. Bestehe einfach darauf. Die Krankenkasse zahlt es und Deine Mutter hat ein Recht darauf.
Von diesen Tabletten läßt man 1 auf der Zunge zergehen.
Gegen evtl. Durchfall empfehle ich "Immodium lingual" zu Hause zu haben. Verabeichnung gem. Verpackungsbeilage.

Also im Vorfeld bitte folgende Medikamente vor Beginn der Therapie zu Hause haben:
Novalgin-Tropfen, Paracetamol-Tabletten, Paspertin-Tropfen, (Zofran würde ich mir erst dann besorgen, wenn Paspertin nicht hilft), Immodium lingual, Alkohol zur Kühlung, ausreichend Hautpflegeprodukte. Ich selber habe immer noch "Lasix" im Hause, damit ich ggfls. bei unzureichender Urinausscheidung "nachhelfen" kann. Ich weiss allerdings nicht, ob das für Dich so ratsam ist. Vielleicht solltest Du im Falle von zu hoher Bilanz lieber den Hausarzt kontaktieren und gezielt danach fragen.

Bei Jürgen wurde seinerzeit nur ein 8-Wochen-Zyklus Immun-Chemo durchgeführt. Man ging davon aus, dass es sich zu diesem Zeitpunkt um einen Krankheitsstillstand handelte, ungeachtet eines Lymphknotenpaketes im Mediastinum, das bereits im vergangenen Jahr zu sehen war. Man hat anschließend Jürgen auf eine Erhaltungstherapie eingestellt, die wird alle 8 Wochen verabreicht, besteht nur aus Interferon und Interleukin (5-FU fällt also weg). Und das Interferon und Interleukin wird auf 5 aufeinanderfolgenden Tagen gespritzt. Diese Therapie wird alle 8 Wochen wiederholt. Jürgen hat sich jetzt allerdings entschlossen, das Lymphknotenpaket im Mediastinum entfernen zu lassen: Es stellte sich als eine Metastase des bekannten Nierenzellkarzinoms heraus. ABER: Lt. patologischem Bericht konnte man in dieser Lymphknotenmetastase AUSGEPRÄGTE REGRESSIVE VERÄNDERUNGEN feststellen. D.h. die Krebszellen sind von der Therapie angegriffen worden und waren auf dem Weg, sich zurückzubilden. Die Therapie hat also angeschlagen! Aus diesem Grund sind wir gerade wieder dabei, zumindest einen weiteren 8-Wochen-Kurs durchzuziehen (eine Woche haben wir gerade um). Soweit mir bekannt ist, zieht man eigentlich 2 bis 3 dieser 8-Wochen-Kurse mit jeweils einer Erholungspause dazwischen hintereinander durch und stellt erst danach bei Krankheitsstillstand oder totaler Remission auf eine Erhaltungstherapie um. Wir hatten das damals vielleicht etwas verfrüht gemacht. Nach Beendigung eines solchen 8-Wochen-Kurses (ca. 4 Wochen später) wird in der Regel ein Kontroll-CT bzw. -MRT durchgeführt, um den weiteren Krankheitsverlauf zu begutachten. Danach wird man in der Regel entscheiden, was weiter zu tun ist.

Ich möchte Euch an dieser Stelle mit diesem pathologischen Resultat von Jürgens Lymphknotenmetastase auch Hoffnung machen. Die Therapie lohnt sich trotz aller evtl. Nebenwirkungen und Unbequemlichkeiten. Und es gibt ein Phänomen, dass ich im Laufe meiner Tätigkeit als Krankenschwester entdeckt hatte und das mir auch heute vom Mann meiner besten Freundin (auch Krankenpfleger auf einer urologischen Station) immer wieder bestätigt wird:

Wenn der Organismus mit Fieber reagiert (so schlimm das auch für den Patieten sein mag) REAGIERT der Körper mit einer IMMUN-ANTWORT auf die Therapie. Ich kann Dir zwar nicht garantieren, dass es stimmt, aber wir haben immer wieder festgestellt:
Je besser (ohne Nebenwirkungen) die Therapie vertragen wurde, um so weniger hatte sie Erfolg. Deshalb hier ein Appell an Euch: Haltet durch.

Ich möchte noch anmerken, dass ich hier mit den Nebenwirkungen, die ich geschildert habe, mich speziell in erster Linie auf die eigenen Erfahrungen mit Jürgen bezogen habe. Es können immer mehr oder auch weniger Nebenwirkungen auftreten. Eines ist allerdings immer vorhanden:
Fieber, mehr oder weniger hoch - Gliederschmerzen, totale Abgeschlagenheit (wir nehmen das jedoch mittlerweile als positives Ergebnis, weil wir dann wie gesagt davon ausgehen, dass der Körper positiv reagiert!). An therapiefreien Tagen sollte Deine Mutter wenn möglich versuchen, ihren gewohnten Lebensrhythmus soweit wie möglich einzuhalten. Vielleicht ein wenig spazieren gehen oder sich anderweitig "leicht" betätigen (....einmal ums Haus rum ist manchmal schon eine schöne Quälerei und Leistung .....), um nicht ganz "abzuschlaffen". Und Gott sei Dank gibt es die Spritzen ja immer am späten Nachmittag, sodaß ein Großteil der Nebenwirkungen in die Nacht fällt.

Ich hoffe zweierlei.
Erstens: Es war nicht zuwenig, d.h. ich habe nichts vergessen
Zweitens: Es war nicht zuviel, d.h. Du hast bis zum Ende ausgehalten und bis zum Ende gelesen und überlebt (...nur Heino kann mit drei Worten alles sagen, wozu ich tausend brauche ....)

Solltest Du noch Fragen haben oder mir z.B. zum Versenden des Bilanzbogens lieber privat Deine email-Adresse oder Wohnungsadresse bekannt geben wollen, maile mir bitte unter "incocare@gmx.de" -oder ruf mich an. Ich gebe Dir hier nochmal unsere neue Telefonnummer: 09164-968888 (nur noch diese bitte).

Sollte ich was vergessen haben und es fällt mir noch ein, melde ich mich nochmals.

Liebe Grüße auch an Deine Mutter und viel Erfolg bei der Therapie (und die Kraft, es durchzuhalten)

Ulrike und Jürgen
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  #53  
Alt 23.07.2003, 19:30
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Hallo Ulrike,

vielen Dank für die ausführliche Beschreibung, diese Infos sind ganz wichtig für mich: denn die Ärzte können nur weitergeben, was sie kennen bzw. was sie gelernt haben. Manchmal ist es eben ganz schön wenig, wie in meinem Fall. Keiner hat mir bis jetzt empfehlen können, was ich machen sollte
1992 wurde mir die rechte Niere herausgenommen, da von Tumoren befallen. Ich hatte Glück, keine Metastasen. 9 Jahre lang ging´s gut, immer wieder die Kontrollen bis 2001 wo die linke Niere einen 3cm großen Tumor hatte, der in der Berliner Charité-Krankenhaus herausgeschält wurde. Und 2 Jahre später, trotz der immer werdenden Kontrolluntersuchen (alle 6 Monate), wieder mal einen Tumor an der linken Restniere.
Die Ärzte der Charité sind der Meinung, es muss noch eine erneute Operation durchgeführt werden, aber sie wollen wieder herausschälen. Daher meine Unsicherheit, denn ich habe deine Berichte gelesen und weiß, dass es diese Tumorablation gibt, die anscheinend sehr effektiv ist.

Ist das Berliner Charité Krankenhaus /Urologie Prof. Loening das richtige Krankenhaus? Ich habe gestern mit einer Dame von dem Krebsinformationsdienst gesprochen, die mir nicht sehr viel über andere Krankenhäusern sagen konnte.

Daher meine Frage an Sie und an die Leser: ist jemand in dieser Situation bzw. gewesen? Was wurde gemacht, und welche Operation wurde durchgeführt ? Wie sieht es aus mit der Nachsorge ? Viele Fragen, aber zu wenig Antworte
Danke für irgendewelche Infos.
Gruß Berti
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  #54  
Alt 23.07.2003, 20:20
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Liebe Berti,
persönlich kenne ich die Charité in Berlin nicht, habe allerdings bisher nichts Negatives von dort gehört.
Meiner Meinung nach ist es o.k., wenn der Tumor definitiv aus der Niere geschält werden kann ( = Tumorenukleation )und die Restniere mit ausreichender Funktion erhalten werden kann. Eine Tumorenukleation ist seinerzeit bei meinem Mann nicht möglich gewesen - er hätte mit über 90%iger Wahrscheinlichkeit die Niere verloren und wäre damit dialysepflichtig gewesen.
Man muß immer davon ausgehen, daß es generell wichtig ist und auch gut, wenn ein Operateur das OP-Gebiet mit eigenen Augen sieht. So kann er auch Veränderungen in der Umgebung, z. B. Lymphknoten makroskopisch beurteilen und auch entfernen, wenn es noch nicht bei der vorhergehenden OP geschehen ist. Bei Tumoren der Niere sind häufig auch die umliegenden Lymphknoten von Krebszellen befallen ( = Lymphknotenmetastasen ) , die dann ihrerseits über die Lymphbahnen metastasieren.
Ist eine operative Tumorenukleation NICHT möglich oder sehr wahrscheinlich nicht möglich, gibt es die Möglichkeit der Thermoablation, die ich in meinen früheren Beiträgen hier geschildert habe. Denn die zweite Niere verlieren hieße dialysepflichtig zu werden und ggf. weniger Chancen bei einer Immun-Chemo-Therapie zu haben.
Die Thermoablation ist sicher eine sehr gute Variante, aber bei einer Möglichkeit, den Tumor separat unter Erhalt der Niere mit ausreichender Funktion operativ zu entfernen, und wenn der Eingriff für den Patienten nicht zu gravierend ist, würde ich die Thermoablation immer an die zweite Stelle setzen und die OP aus den oben geschilderten Gründen vorziehen.
Von der Nachsorge her wundert es mich sehr, daß Du nur alle 6 Monate zur CT oder MRT-Kontolle musstest. Generell sollte man in der ersten Zeit alle 3 Monate CT-Kontrollen durchführen lassen. Die Kontrollen sollten generell den Bauchraum betreffen ( denn auch in der Nierenloge der bereits entfernten Niere setzen sich gerne wieder Rezidive fest )und AUCH den Brustbereich ( Lunge und auch Lymphknoten im Bauch und Brustbereich ). Und für diese Kontollen ist ein Sonogramm oder Röntgenbild der Lunge definitv zu ungenau - also bitte auf einem CT oder MRT bestehen!
Und noch eines würde ich Dir empfehlen: sprich bitte Deine Ärzte auf eine Immun-Chemo-Therapie nach der OP an. Du hast mittlerweile 2 Rezidive Deines Nierenzellkarzioms gehabt und da sollte m. E. doch noch etwas zusätzlich gemacht werden. Auch wenn bislang keine Metastasen festgestellt wurden. Bist Du sicher, daß bei den beiden vorhergegangenen OP's auch keine Lymphknoten befallen waren?
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiter helfen. Solltest Du noch Fragen haben, melde Dich ruhig.
Alles Liebe und Gute,
Ulrike
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  #55  
Alt 22.08.2003, 08:30
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Hallo Ulrike,

ich hoffe, Du bist immer noch so oft im Forum vertreten!?
Ich habe folgende Frage: was hat man zu Deinem Mann gesagt, als damals diese Diagnose (beidseitiges Nierenzellkarzinom) feststand? Hat man sofort eine Behandlung vorgeschlagen, wurde ihm damals Hoffnung gemacht?
Vielen Dank im voraus für Deine Antwort!
Sabine
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  #56  
Alt 26.08.2003, 11:55
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Liebe Sabine,

kann Dir leider erst heute antworten, da wir mit unserem PC ein paar Schwierigkeiten hatten. Aber ich denke, es ist noch nicht zu spät, oder?

Als bei meinem Mann das beidseitge Nierenzellkarzinom festgestellt wurde, haben wir in der Klinik, wo der Befund per Zufall diagostiziert wurde, sofort erst mal rigoros mitgeteilt bekommen: "Beide Nieren müssen sofort entfernt werden". Die Untersuchung, die Mitteilung der Diagnose und die für den hier tätigen Urologen feststehende operative Therapie mit der Sicherheit der anschließenden lebenslangen Dialyse wurde - gelinde ausgedrückt - mit dem Feingefühl eines Metzgers von diesem Urologen meinem Mann mitgeteilt. Dieses "Gespräch" gipfelte damit, als daß man meinem Mann noch nicht einmal die Gelegenheit gab, Fragen zu stellen und es auch offensichtlich überhaupt kein Interesse gab, mit dem betroffenen Patienten ( und erst recht nicht mit mir als Ehefrau und Krankenschwester )über weitere evtl. Möglichkeiten zu reden.
Zu erwähnen sei an dieser Stelle allerdings, daß es sich um eine urologische Konsilaruntersuchung handelte, da mein Mann derzeit in dieser Uni-Klinik wegen einer Herz-OP stationär war, also nicht in erster Linie in urologischer Behandlung. ( Man hatte im Vorfeld dieser Operation die beiden Nierentumoren entdeckt.) Mein Mann hatte für solche Fälle wie der oben geschlilderte immer einen sehr passenden Spruch, der hier absolut zutreffend war: "Das Einzige was hier stört, ist der der Patient". Aufgrund dieses ärztlichen Verhaltens war klar, daß in diesem Hause mit Sicherheit für meinen Mann KEINE urologische Therapie in Frage kam.

Nach der Herz-OP sind wir dann in MEHREREN verschiedenen großen Kliniken vorstellig geworden, haben mehrere niedergelassene Ärzte konsultiert, um uns einfach einen Eindruck zu verschaffen und uns zu informieren über verschiedene Möglichkeiten der Behandlung. Ich hatte als Krankenschwester zwar schon recht viel Wissen aufgrund meiner langjährigen Klinikerfahrung. Aber hier ging es ja nicht nur um EINE Niere, sondern um beide, die gleichzeitig befallen waren mit recht großen Tumoren ( und das kommt relativ selten vor ). Ich wußte um die Immun-Chemo-Therapie und um die eigentlich standardmäßig erforderliche operative Entfernung der Niere, die notwendig ist um eine Immun-Chemo vorzunehmen ( denn nach Tumorreduktion hat diese Therapie weitaus größere Chancen ). Mir war auch bekannt, daß man evtl. an einer der beiden Nieren eine Tumorenukleation vornehmen könnte ( den Tumor also nur separat aus der Niere entfernen und die Restniere stehen lassen ) - diese Möglichkeit ist leider jedoch nicht immer gegeben. Sie ist abhängig von der Lage des Tumors, seiner Größe etc. und vor allen Dingen in schwierigen Fällen auch von der Geschicklichkeit des Chirurgen, da dies in vielen Kliniken keine alltägliche OP ist.

In der Zwischenzeit sind zunächst sämtliche weiteren Untersuchungen durchgeführt worden, um die Ausbreitung der Krebserkrankung einschätzen zu können ( CT, MRT, Knochenszintigramm etc. ).

"Hängen" geblieben sind wir dann zunächst in der Uniklinik Würzburg. Hier wurde uns der Vorschlag unterbreitet, daß man zunächst die stärker befallene Niere ( also die mit dem größeren Tumor ) komplett entfernt, um sich ein Bild vom Ausmaß der Erkrankung an dieser Niere zu machen, dann ggf. über die andere Niere weiter nachdenkt und auch über eine Immun-Chemo-Therapie. Es war zu diesem Zeitpunkt bereits klar, daß eine Tumorenukleation der anderen Niere - wenn überhaupt möglich - nur sehr schwierig durchführbar wäre und somit zumindest die "Gefahr" der anschließenden Dialysepflicht bestand. Es war also wichtig, zunächst einmal das Stadium der Erkrankung näher beurteilen zu können, ehe man evtl. einen Patienten für den Rest seines Lebens an die Dialyse hängt und ihm damit eine reichlich eingeschänkte Lebensqualität bietet, die evtl. in keinem Verhältnis zum Stadium der Erkrankung steht!

Nach der Nierenentfernung einschließlich Nebenniere und umliegender Lymphknoten stand fest, daß der Tumor hier bereits
in EINEN Lymphknoten gestreut hatte und somit eine Metastasierung vorlag. Der Krebs hatte also die Möglichkeit gehabt, sich über das Lymphsystem zu verbreiten. Es gab auf der anderen Seite aber keinen sicheren Nachweis für Organmetastasen - in der Lunge gab es zwar drei oder vier winzige Rundherde, die aufgrund der Größe aber nicht zugeordnet werden konnten. Es könnten Metastasen gewesen sein, sie könnten aber auch eine ganz andere Herkunft haben. Knochenmetastasen und Hirnmetastasen konnten ausgeschlossen werden.

Bzgl. der Therapie der anderen Niere wurde uns dann vom Urologen in Würzburg mitgeteilt, daß eine Tumorenukleation zu 90 % nicht durchgeführt werden kann, daß also anders herum mit 90 %iger Sicherheit die Niere nicht zu retten wäre, was dann Dialyse heißen würde. Man sagte uns allerdings auch, daß man in diesem Stadium der Erkrankung die andere Niere schon operieren würde, auch mit der Gefahr der wahrscheinlichen anschließenden Dialysepflicht. Auf der anderen Seite bot man uns hier an, zunächst eine Immun-Chemo versuchsweise durchzuführen ( allerdings wegen der fehlenden Tumorreduktion mit geringerem Erfolg )um dann die andere Niere ggf. später zu entfernen. Bezeichnenderweise wurden uns diese beiden Möglichkeiten genanntzu freien Entscheidung. Vom Arzt wurde in der Situation KEINE Empfehlung ausgesprochen, er war eher recht zurückhaltend ( für mich verständlich, für meinen Mann nicht - er sprach in dieser Zeit immer von "SB-Krankenhäusern" ). Die Entscheiung lag also ganz allein bei uns: bei OP wahrscheinlich Dialyse - maximale Einschränkung der Lebensqualität mit einer metastasierenden Krebserkrankung, von der niemand weiß, wie sie weiter fortschreitet, oder die Einzelniere samt Tumor behalten und eine Immun-Chemo zu versuchen, von der man weiß, daß sie zwar 30 - 40 % Erfolg hat, allerdings nach größtmöglicher Tumorreduktion.

Wir baten uns wieder Bedenkzeit aus und haben wieder angefangen auf Informationssuche zugehen - diesmal mit der Zielsetzung: Was kann man tun, um den Tumor aus der Niere zu entfernen und die Niere trotzdem zu erhalten. Für meinen Mann war in dieser Zeit auch sehr wichtig, mehr über die Dialyse zu erfahren, falls er doch die Entscheidung treffen müsste: OP ja oder nein. Wie es dann weiter ging, hast Du sicher hier von mir gelesen. Mein Mann hatte sich schon schweren Herzens zur OP entschieden, als wir dann wieder aus anderer Quelle erfuhren, daß bei Dialysepatienten die Immun-Chemo häufig nicht greift (wurde übrigens im Nachhinein von anderen Ärzten, die ich dann gezielt darauf ansprach auch bestätigt, aber seltsamerweise erst dann ). Gleichzeitig wurden uns in München Großhadern mehrere Vorschläge gemacht, u. a. die Thermoablation, von der ich zuvor zur Behandlung von Nierenkrebs nur aus den USA gehört hatte ( war derzeit hier in Deutschland bei Leber- und Knochentumoren bekannt aber meines Wissens nicht bei der Niere ).

Du siehst also, daß es extrem wichtig ist, sich mehrere Meinungen einzuholen, um den persönlichen richtigen Weg zu finden. Bei Tumorbefall EINER Niere ist die Entscheidung sicher nicht so schwierig, aber bei bilateralen Nierentumoren.....

Wurde uns Hoffnung gemacht?

Schwierig zu beantworten. Ich weiß auch nicht, ob man jemandem in der Situation richtig gehend Hoffnung "MACHEN" kann. Ich denke, die Hoffnung muß aus einem selbst heraus kommen. Ich glaube nicht, daß das von außen möglich ist, wenn der Patient selbst sich erst mal in einer hoffnunglosen Situation sieht. Und das tun ja die meisten, wenn sie mit der Diagnose Krebs konfrontiert werden. Ich denke, das braucht seine Zeit, um sich mit der Situation vertraut zu machen, genügend Informationen zu haben etc. Irgendwann sollte dann auch der Faktor Hoffnung da sein und Glaube an sich selbst.
Liebe Grüße Ulrike
N.B.: Vielleicht möchtest Du mir die näheren Umstände erläutern, die zu Deiner Fragestellung geführt hat ?

Ab hier ein paar Worte vom "Objekt" Patient selbst:mir hat meiner Erinnerung nach als Erster -nachdem die "Hoffnung" der anderen Ärzte so aussah: natürlich können wir operieren .........- der Oberarzt in München-Großhadern echte Hoffnung gemacht. u.a. mit Worten wie: In diesem Zustand gibt es noch mehrere Möglichkeiten, wir können die Thermoablation, evtl. die Embolisation machen, danach kann man die Immun-Chemo machen, evtl. -falls die Erfolge sich nicht einstellen, mit dendritischen Zellen arbeiten,und das alles in einem Hause. Er hat bestätigt, dass ich in Würzburg bei einem der besten Chirurgen gewesen bin. Und die Hoffnung auf den Erhalt der Niere bei Tumorenukleation hat er auch nicht gehabt und das ganz deutlich auch gesagt. Und was für mich ganz wichtig war: Er hat "Empfehlungen" ausgesprochen, was man in welcher Reihenfolge tun sollte und er war auch der Erste und damals zunächst der Einzige der gesagt hat, dass die Immun-Chemo unter Dialyse so gut wie keine Chancen hat. Und er hat mir gesagt: In Ihrem Alter, Ihrem Zustand sehe ich da gute Chancen, dass Sie evtl. noch viele Jahre mit dieser Erkrankung leben können.

Liebe Grüße Jürgen (Patient und Ehemann von Ulrike)
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  #57  
Alt 26.08.2003, 15:24
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Liebe Ulrike und Jürgen!

Vielen Dank für Eure Antwort! Es ist eine große Hilfe (sicherlich für alle Forum-Benützer) daß Du Dir die Zeit für solch ausführliche Antworten nimmst!
Ich möchte Dir gerne diesen Fall näher erläutern: Es geht um meinen Onkel in den Niederlanden. Bis vor 14 Tagen hatte er keine Schmerzen und keinerlei Anzeichen für einen Krebs. Einen Tag nach seinem 60. Geburtstag, hatte er Blut im Urin. Zuerst dachte der Urologe an einen Blasenpolyp. Nach der Ultraschalluntersuchung stellte er fest, daß sich in beiden Nieren Tumore befinden,(wie groß ist mir nicht genau bekannt), sowie Metastasen in den Nebennieren. Der Urologe ist genauso ein Metzger wie Du beschrieben hast und hat meinem Onkel und meiner Tante (die vor 15 Jahren einen Eierstockkrebs besiegt hat) an den Kopf geknallt, daß dies sein Todesurteil sei. Es wurde einige Tage später noch eine CT-Untersuchung angeordnet bei dem laut Urologen alles kleine Kugeln (Metastasen) im Bauch seien. Die weiteren Organe dürften frei von Metastasen sein.
Erst nach Drängen (lt. Urologen würde eine Behandlung nicht viel bringen) hat mein Onkel nun am Donnerstag einen Termin in der Krebsklinik in Amsterdam erhalten. Nach der "einfühlsamen" Überbringung der Diagnose durch den Urologen hatten mein Onkel und meine Tante ursprünglich so gut wie keine Hoffnung. Nachdem sie selber und auch wir in Österreich im Internet herumgesucht haben, hoffen wir doch, daß es noch Möglichkeiten gibt. Falls in der Klinik in Amsterdam nichts gemacht wird, werden mein Onkel und meine Tante wahrscheinlich in die Charité nach Berlin gehen, meine Mutter hat im Internet einen Bericht über neue Therapiewege im fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms gefunden, ob dort auch eine Thermoablation gemacht wird, wissen wir nicht. Da mein Onkel und meine Tante in Berlin auch eine gute Unterkunftsmöglichkeit durch einen Freund haben, wäre Berlin daher am einfachsten für sie. Lieber noch wäre Ihnen eine Klinik möglichst nahe an der holländischen Grenze, aber wir wissen eigentlich alle nicht, wo welche Therapien gemacht werden. Sollte man meinem Onkel in der Klinik in Amsterdam diese Thermoablation in Deutschland empfehlen, würde er sicher überall hinfahren. Die größte Angst, die sie derzeit haben ist, daß man meinen Onkel einfach zum Sterben heimschickt. Da er keinerlei Beschwerden hat, ist die Vorstellung daß er wahrscheinlich nur mehr ein 3/4 Jahr zu leben hat, unbegreiflich.
Euer Beitrag hat uns aber sehr geholfen, da man in Holland (soviel wir wissen) nicht mit der Thermoablation arbeitet, und somit immer noch die Möglichkeit besteht, daß ihm in Deutschland geholfen werden kann.
Mein Onkel ist ein sehr guter Mensch, er hat seiner Frau während ihrer schlimmen Krebserkrankung sehr liebevoll beigestanden (es waren damals auch drei Kinder zu versorgen) und er hat es einfach nicht verdient. Es ist schon klar, daß es viele "gute" Menschen mit diesem Schicksal gibt, aber es wäre sehr schön, wenn ihm geholfen werden könnte.

Liebe Grüße und nochmals vielen Dank!
Sabine
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  #58  
Alt 26.08.2003, 23:46
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Liebe Sabine,

ich hoffe für euch, daß Ihr eine geeignete Therapieform für Deinen Onkel findet. Die Immun-Chemo-Therapie bestehend aus Interleukin / Interferon / 5 FU ist z. B. eine bei den Schulmedizinern gängige Therapiemassnahme beim metastasierten Nierenzellkarzinom. Sie sollte eigentlich an allen großen Kliniken durchgeführt werden, zumal es die einzige Therapie ist, die die Schulmedizin derzeit zur Verfügung hat ( mit 30 - 40 % nachgewiesener Erfolgschance ). Prof. Atzpodien aus Münster hat sie damals mitentwickelt und ist auf dem Gebiet führend.
Bzgl. der Metastasen im Bauch könnte ich mir vorstellen, daß es sich um befallene Lymphknoten handelt. Vielleicht könnte davon auch im Vorfeld einiges herausoperiert werden?! Die Thermoablation ist sicher nicht bei jedem Tumor durchführbar ( abhängig von Lage und Größe des Tumors ), aber es ist sicher eine Frage wert, ob zumindest mit einer Niere hermit etwas erreicht werden könnte. Und auch die Nebenniere könnte evtl. mit der Thermoablation therapiert werden. Vielleicht ist auch Lasertherapie eine Möglichkeit. Die wird meines Wissens an der Uniklinik Frankfurt / Main bei Prof. Vogel durchgeführt. Ansonsten bliebe nur die OP: Entfernung der kompletten Niere samt Nebenniere und umliegender Lymphknoten oder aber, falls möglich, die Tumorenukleation.
Mit der Charité in Berlin habe ich keine persönlichen Erfahrungen, aber bisher auch nichts Negatives davon gehört. Aus einem Bericht von Berti ( etwas weiter oben auf dieser Seite ) konnte ich entnehmen, daß die dort auf jeden Fall auch Tumorenukleationen vornehmen. Und die werden mit Sicherheit auch die Immun-Chemo-Therapie kennen. Ob sie die Möglichkeit der Thermoablation haben, ist mir nicht bekannt. Das gab es im vergangenen Jahr nur an einigen wenigen großen Unikliniken in Deutschland. Wichtig ist auf jeden Fall, daß man möglichst versucht, soviel Tumormasse zu entfernen, wie es nur geht, bevor man mit der Immun-Chemo-Therapie beginnt.
Mit holländischen Kliniken kenne ich mich leider gar nicht aus, kenne auch nichts in Grenznähe. Da kann ich Dir leider nicht helfen. Aber holt Euch auf jeden Fall mehrere Meinungen ein - manche Ärzte sind leider sehr schnell bereit, bei einem Patienten im fortgeschrittenen Stadium einer Krebserkrankung nicht mehr viel und vor allen Dingen kostenträchtige Therapien anzubieten. Schlimm, aber so ist es leider. Dein Onkel ist körperlich fit, wie Du schreibst, und da sollte es doch eine Möglichkeit geben! Lasst Euch nicht abwimmeln. Manchmal braucht man halt bei den Herren in Weiß viiiiiel Geduld, muß nachbohren, beharren, immer wieder fragen und sollte vor allen Dingen auch ein möglichst kompetenter Gesprächspartner sein, um eigene Fragen und Vorstellungen einbringen zu können. Sie werden zumeist etwas vorsichtiger, wenn sie merken, daß man sich mit der Materie auch selbst befasst hat.

In diesem Sinne alles Gute für Euch,

Ulrike
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  #59  
Alt 27.08.2003, 08:04
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Liebe Ulrike!

Ich glaube auch, daß es immer wichtig ist bei den "richtigen" Ärzten zu sein und ich denke schon, daß in dieser Klinik in Amsterdam (auf Krebs spezialisiert) kompetetente Personen sind, die meinem Onkel mehr Informationen und Möglichkeiten geben, als der Urologe im Krankenhaus.
Ich habe noch eine Frage an Dich: Du hast geschrieben, daß Jürgen eine Herz-OP hatte, hatte er dadurch Schwierigkeiten im Laufe Seiner Therapien? Mein Onkel wurde vor ca. 1 1/2 Jahren am Herzen operiert aufgrund von Herzmuskelstörungen. Seitdem geht es ihm wieder gut, er muß aber soweit ich weiß noch ein Medikament dauerhaft einnehmen.

Viele Grüße!
Sabine
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  #60  
Alt 27.08.2003, 09:22
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hoffnung bei BEIDSEITIGEM Nierenzellkarzinom

Liebe Sabine,

nein, Jürgen hatte keine Probleme wegen der Herz-OP ( Bypass-OP ) unter den Therapien. Die Dosierung der Immun-Chemo wurde allerdings reduziert aufgrund der Niereninsuffizienz. Er hat ja nur noch einen Teil einer Einzelniere, die nicht zu stark belastet werden darf. Die Dosierung wurde also angepasst. Und so wird man denke ich immer verfahren, wenn die Risikofaktoren zu hoch sind.
Bei den Möglichkeiten einer Therapiemassnahme für Deinen Onkel habe ich übrigens die Embolisation der Nierentumore vergessen. Auch das ist eine Variante, nach der man die Ärzte fragen könnte.

Alles Gute für Euch.
Liebe Grüße,
Ulrike
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