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  #1  
Alt 27.07.2010, 00:33
Sprachlos Sprachlos ist offline
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Registriert seit: 15.07.2010
Beiträge: 2
Standard AW: Meine Verlobte wurde mir gestohlen...

Hallo an alle,

hatte die letzten Tag viel zu tun, sodass ich erst jetzt dazu komme zu antworten. Zuerst einmal danke an die zahlreichen Antworten auch via PN:

Bei der Menge an Posts, weiss ich gar nicht wo ich beginnen soll:

1. Mit der empfohlenen Internetseite kann ich nichts anfangen - bin aber dankbar fuer den Tip und freue mich, dass sie dir weitergeholfen hat

2. "Die Zeit heilt alle Wunden"
Das kann ich bis jetzt noch wirklich nicht sehen. Mir kommt eher vor, dass es mit der Zeit immer schlimmer wird - kaum vorstellbar ist aber so. Die Gefuehle sind wie immer da - wahrscheinlich durch das gemeinsam Erlebte noch viel staerker - aber unser gemeinsames Leben rueckt mit jedem Tag weiter und weiter weg...

3. Therapie
Habe eine befreundete Aerztin gefragt, und sie meinte auch in etwa 1 Jahr ist "normal", danach sollte man an eine Therapie denken. Fuer manche ist die Therapie nach 1 Jahr vielleicht zu frueh, fuer manche vielleicht viel zu spaet. Persoenlich habe ich so meine Zweifel. Natuerlich ist es gut sich das Herz auszuschuetten, aber die Situation ist und bleibt die gleiche, daran wird keine Therapie etwas aendern koennen. Und Medikamente, die den eigentlichen Gefuehlszustand "vernebeln", koennen auch nicht die Loesung sein.

4. Umgang mit dem Tod meiner Verlobten
Da mir anfangs alle empfohlen, moeglichst nich alleine "zu Hause" zu sitzen, treffe ich regelmaessig mit Freunden auf ein paar Bier. Ich kann sobald ich meine Freunde treffe, keine ernsten Satz mehr von mir geben. Es muss immer eine kleine Bloedelei mit dabei sein, wahrscheinlich um die tiefe, innere Trauer zu kompensieren? Dadurch merken auch die wenigsten, wie´s mir innerlich wirklich geht. Ich will meine Gefuehle nicht komplett ausschuetten, schliesslich will ich weder meine Familie noch meine Freunde belasten.

5. Nach Vorne blicken
Schwieriges Thema - wie kann man nach vorne blicken bzw. auf was soll man denn bitteschoen blicken. Wenn ich nach vorne blicke, sehe ich nur all die Dinge die nicht passieren werden ...

"Wenn man eine so große Liebe verliert, hat man sich selbst verloren. Man fühlt sich leer und ausgelaugt. Nichts macht mehr Freude".

Traurig schoen formuliert, aber das beschreibt so ziemlich genau meine Situation...

LG + danke nochmals fuer die vielen Antworten!
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  #2  
Alt 27.07.2010, 00:53
Birdie Birdie ist offline
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Registriert seit: 18.10.2009
Beiträge: 623
Standard AW: Meine Verlobte wurde mir gestohlen...

Lieber Sprachlos,
schön, dass du dich gemeldet hast, ich hab mir schon ein wenig Sorgen gemacht ..
Ich kann auch diesen Spruch unterschreiben - "Wenn man eine so große Liebe verliert, hat man sich selbst verloren. Man fühlt sich leer und ausgelaugt. Nichts macht mehr Freude".

Egal wohin ich mich drehe und wende - alles erinnert mich an meinen Geliebten, mein Herz, mein Schatz ..

Ich wundere mich immer wie ich es schaffe tagtäglich irgendwie zu funktionieren.

Mir persönlich hilftt immer dieser Spruch
"Trauer ist wie der Ozean, manchmal kommen große Wellen, manchmal kommen kleine Wellen .. die Wellen kannst du nicht bekämpfen .. aber du kannst lernen zu schwimmen ..."
__________________
Wissen gibt Sicherheit!
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  #3  
Alt 27.07.2010, 05:15
Mampi Mampi ist offline
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Registriert seit: 19.06.2010
Beiträge: 36
Standard AW: Meine Verlobte wurde mir gestohlen...

Lieber Sprachlos,

bis gestern abend habe ich befürchtet, wir hätten Dich mit unseren Beiträgen erschlagen...

Jetzt, nachdem ich sehe, dass Du wieder da bist: Du bist auf dem richtigen Weg. Es ist egal bei wem Du den ersten Schritt machst - in einem Forum, bei einem Freund oder einem Therapeuten - Du HAST ihn bereits gemacht. Auch kann ich mir vorstellen, wie schwer Dir Dein erster, so offener Beitrag gefallen sein muß.

Zitat:
Natuerlich ist es gut sich das Herz auszuschuetten, aber die Situation ist und bleibt die gleiche, daran wird keine Therapie etwas aendern koennen.
Ja, an der "Tatsache" wird niemand was ändern können. Aber wie schreibst Du so schön und treffend: "sich das Herz ausschütten". Egal wie Du es ausschüttest: Durch schreiben, durch schreien, durch reden oder durch weinen - bei alledem hast Du ein Ventil, dass Dir etwas den Druck nimmt, Du etwas von Deiner Trauer "abgibst".

Deine Bedenken, was Psychopharmaka angeht: Nicht alle sind "Komplettumnebler", die Dir die Gefühle rauben oder Dir die Last von der Schulter nehmen könnten, sie helfen Dir lediglich, mit der Situation besser zurecht zu kommen. Und - weils mir grad so einfällt - auch die Homöopathie hat in dieser Hinsicht gute Mittel auf Lager (und glaube mir, ich bin auch keine, die sich das Hirn chemisch-biologisch wegblasen läßt).

Du schreibst, Du möchtest Deine Freunde nicht belasten.... Hmmm, vielleicht belastetes es den ein oder anderen (sicherlich nicht alle), dass Du Deine Trauer überspielst und nicht das Vertrauen hast zu zeigen, wie es Dir wirklich geht - zu dem sind ECHTE Freunde nunmal da...

Liebe Grüße!
Mampi
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  #4  
Alt 27.07.2010, 10:30
Benutzerbild von annika33
annika33 annika33 ist offline
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Beiträge: 1.806
Standard AW: Meine Verlobte wurde mir gestohlen...

Zitat:
Zitat von Sprachlos Beitrag anzeigen
4. Umgang mit dem Tod meiner Verlobten
Da mir anfangs alle empfohlen, moeglichst nich alleine "zu Hause" zu sitzen, treffe ich regelmaessig mit Freunden auf ein paar Bier. Ich kann sobald ich meine Freunde treffe, keine ernsten Satz mehr von mir geben. Es muss immer eine kleine Bloedelei mit dabei sein, wahrscheinlich um die tiefe, innere Trauer zu kompensieren? Dadurch merken auch die wenigsten, wie´s mir innerlich wirklich geht. Ich will meine Gefuehle nicht komplett ausschuetten, schliesslich will ich weder meine Familie noch meine Freunde belasten.

Hallo Sprachlos, hallo an alle,

ich bin ebenfalls Hinterbliebene, verlor im vergangenen Jahr meine Mama.

Was Du da beschreibst, kenne ich sehr gut. Ich selber handhabe das ziemlich ähnlich wie Du, bei den Freunden und Bekannten, aber es gibt auch "Anlaufstellen" für mich, wo diese Blödeleien und somit die Aufrechterhaltung der so tapfer errichteten Fassase mal fallengelassen werden kann.

Das, was in einem ist, gefühlsmäßig, das einem mit dem Thema nicht konfrontierten Menschen zu erklären, wäre viel zu aufwendig, schier nicht machbar und daher versucht man es oft erst gar nicht. Man will sich ja verstanden fühlen, wenn man schon über den für einen selber wichtigsten Menschen redet. Das reißt man nicht mal eben so an und lässt Einblicke in die eigene Gefühlswelt zu, um hinterher zu spüren, dass das Gegenüber (glücklicherweise, ob der noch nicht gemachten Erfahrung) sich zwar bemüht, aber dennoch nicht nachvollziehen kann.

Ich blödel auch viel rum, wahre den Schein, werde von meiner Umwelt oft als "gut drauf" empfunden, ja...so war ich auch vorher, als Mama noch lebte. Aber mit einem Mal, da ist einfach alles anders. Ich hab 35 Jahre lang, meine Mutter an meiner Seite gehabt und kann nicht fix sagen, nach einem oder zwei Jahren, da ist die Welt wieder wie vorher. Das wird sie nie wieder sein und ich setze mich dahingehend auch zeitlich überhaupt nicht unter Druck. Warum auch?! Ich spüre selber, dass meine Trauer sich verändert, die Intensität manchmal ganz arg überkommt, aber es gibt Tage, da geht es.

Ich selber mach mir so meine "Traurigkeitsskala", wo ich für mich selber gedanklich einordne. 1 ist super und 10 total beschissen. Momentan lieg ich bei einer guten 4. Es geht zur Zeit.

Was ich wichtig finde ist, dass man einige Menschen hat, die einen wirklich verstehen, die Anteil nehmen. Ich habe so Menschen in meinem Umfeld zu denen ich guten Kontakt pflege. Auch Menschen hier aus dem Forum, die ein ähnliches Schicksal teilen und bei denen ich mich verstanden fühle !

Als Mama so krank wurde, meine Verlustangst so übermächtig groß, dass ich nahezu nicht mehr in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen, wandte ich mich an eine Trauerbegleiterin. Das war für mich persönlich auch hilfreich.

Für mich selber ist es noch lange nicht "wieder gut" und wiegesagt kann und wird es das auch niemals sein, weil sich die Dinge eben grundlegend geändert haben. Ein Besuch beim Arzt brachte mir seinerzeit, außer einem Rezept für ein Antidepressivum nicht wirklich viel. Anzuwenden, bei krankhafter Traurigkeit, stand drinnen. Krankhaft wäre es für mich gewesen, wenn ich angesichts der ganzen Schxxxe nicht traurig gewesen wäre.

Vielleicht hilft es Dir, wenn wir alle uns hier weiterhin austauschen. Ich persönlich kann oftmals aus der Vielzahl von Beiträgen profitieren und für mich selber Positives ziehen (okay, der Link, der unterdessen entfernt wurde, der gehört eindeutig nicht zu den hilfreichen Dingen für mich persönlich, wiegesagt).

Liebe Grüße

Annika
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