Frage: kennt Ihr: Angst vor der Beerdigung

[Linestraum]

Hallo, ich habe jetzt unendliche zwei Wochen auf den Tag warten müssen, nun ist es diese Woche soweit...Papa wird beigesetzt, in einer Urne, im Familiengrab, so wie er es wollte-die Trauerfeier steht soweit, ich habe nur gerödelt, im Einklang mit meiner Schwester haben wir "funktioniert", Anzeige aufgegeben usw...aber jetzt da es soweit ist: ich habe so schreckliche Angst vor diesem Tag, vor diesem Morgen, vor meiner Familie, vor Papas Freunden...anstatt ich mich trösten lasse, bekomme ich regelrecht Panik wenn ich daran denke, gemeinsam trauern zu "müssen"...ich würde viel viel lieber alleine von meinem Papa Abschied nehmen, aber das kann ich meiner ma nicht antun, sie kann soweiso kaum laufen ohne Hilfe, sie braucht mich doch an diesem Tag!!! Kann mich hier irgendjemand verstehen???? Danke, Lines

[DianaR]

Hallo,
ich kann Dich sehr gut verstehen. Mir ging es genauso. Ich habe mit unserem Bestattungsinstitut abgesprochen, dass wir (Tochter, Mann und ich), bevor die Trauergemeinde Abschied nehmen kann, noch einmal ganz allein in der Kapelle Abschied nehmen konnten. Ihr müsstet dann etwas eher dort sein, vielleicht kann Deine Schwester erstmal mit Deiner Mama draußen warten, so dass Du ganz allein Abschied nehmen kannst, sie können ja dann nach ein paar Minuten nachkommen. Nach Absprache kann man bei uns auch den Abend vorher in die Kapelle, diese wird dann mit vielen Kerzen ausgeleuchtet, auch der Blumenschmuck der Familie ist dann schon da. Dann kann man bleiben, solange man möchte. Setz Dich doch mal mit dem Bestattungsinstitut in Verbindung und frage nach Möglichkeiten.
Ich weiß, dieser Tag wird sehr schwer, aber auch Du wirst ihn schaffen und irgendwann kannst Du sagen "wir haben es für Papa schön gemacht, er hätte sich sicherlich gefreut", das wünsche ich Dir.

Diana

[elkchen]

Hallo Linestraum,
ich kann Dich sehr gut verstehen. Ich mußte im Sommer meinen Mann beisetzen. Wir haben es im Kreise der Familie und seiner Kollegen gemacht.
Meinen beiden Kindern und auch mir ging es an dem Morgen sehr schlecht und wir wollten eigentlich garnicht da hin gehen.
Wir wollten keinen Redner haben, weil wir der Meinung sind das kein Fremder über meinen Mann etwas sagen könnte, auch Musik gab es keine. Wir wollten es einfach so und es war eine sehr " schöne" Beisetzung, sofern man so etwas sagen kann. Mein Mann war noch nicht einmal 54 Jahre alt und ich vermisse ihn unendlich!
Ich wünsche Dir sehr viel Kraft !

Liebe Grüße
Elke

[Ute08]

Hallo Linestraum,
ich kann deine Ängste total gut verstehen. So manchen Tipp hast du
ja hier schon bekommen. Aber das ändert nichts an der Situation, die
du vor dir hast. Wünsche dir viel Kraft für diese schweren Stunden.
Ich habe schon von vielen gehört, dass sie bei der Beerdigung einfach
"nur funktionieren" und hinterher gar nicht richtig wissen, was sie wie
empfunden haben. Mir ging es genauso. Irgendwie hab ich bei der
Beerdigung meiner Tochter vieles nicht mitbekommen und war so ein
bisschen wie "in Watte".
Schicke dir einen lieben Gruß und
Ute

[Linestraum]

Hallo Ihr Lieben, ganz ganz lieben Dank für Euren Trost, Eure Anteilnahme, Eure Antworten!!!! Ich kann bald nicht mehr...dieser Tag morgen (ja, morgen wird es erst sein!) ist mein persönlicher Horrortag! Bisher hab ich ja nur gerödelt, aber jetzt...es ist alles so endgültig
PAPA WO BIST DU?????????????????????????????????????
Immerhin habe ich noch ein schönes passendes Abschiedslied für meinen Papa gefunden, ich werde es morgen spielen lassen-von mir für meinen Papa!
Ach Mist...ich weine und weine und weine...

[Rosalisa]

Vor fast 4 Jahren wurde mein Mann beerdigt. Es kamen viele Freunde, Nachbarn, Kollegen und Bekannte. Damit hätten wir nicht gerechnet. Es tat mit unheimlich gut zu sehen, dass nicht nur wir trauern, sondern alle die da waren. Alle waren traurig und haben uns gezeigt wie sehr sie meinen Mann mochten und ihn vermissen. Auch er hatte eine "schöne" Beerdigung. Es war ein bedeckter Tag und als wir am Grab standen schien die Sonne, nur kurz und nur auf diese kleine Stückchen Friedhof. Das war wie ein Zeichen von ihm. Du kannst die Traurigkeit nicht verdrängen, da muss man ran...leider...aber es wird besser mit der Zeit.
Denke daran, dein Papa ist immer bei dir, er verlässt dich nicht ganz.
Ich wünsche dir alles Gute
rosa

[Linestraum]

Liebe Rosalisa und Ihr anderen Lieben die mir geantwortet haben:

Ich habs geschafft und hinter mir, ich habe aber keine Beileidsbekundungen über mich ergehen lassen können, ich bin einfach weg, spazieren, weinen, alleine sein danach...heute war ich nochmal am Grab, eine Kerze anzünden, aber für mich ist mein Vater dort nicht...er ist vielmehr hier, in meinem Garten (hier haben wir zusammen gesessen und gegessen an meinem Geburtstag z.B.)-ich habe wirklich für mich gespürt, dass diese gemeinsame trauern so gar nicht mein Ding ist. Ich mache das lieber alleine oder mit einer lieben Freundin. Aber egal, ich habs ja auch für Mama getan und jetzt ist erstmal gut...Papa ist in meinem Herzen, in meiner Seele, immer und überall. Das spüre ich einfach.
Euch allen hier ein dickes DANKESCHÖN und viel Kraft auf Euren Trauerwegen...
Lines

[gila87]

liebe lines, das erinnert mich so an mich... :-) ich habe auch keine beileidsbekundungen entgegengenommen, weil ich das einfach nicht geschafft habe (obwohl viele gesagt haben, dass "sich das so gehören würde"... drauf geschissen, das war die beerdigung MEINER mama). und am liebsten wäre es mir gewesen, wenn ich an dem tag einfach nur geflüchtet wäre, ich habe auch so unglaublich angst gehabt.
ach scheiße, die eigenen eltern müssten einfach unsterblich sein. oder zumindest so lange leben, bis wir kinder sterben und da noch unsere hände halten.
wie geht es dir im moment?

schönen abend und liebste grüße!
gila

[Linestraum]

Hallo Gila, danke der Nachfrage, es geht mir im Moment-nach einigen positiven Tagen-leider nicht ganz so gut...die Vorweihnachtszeit, die ich ohnehin nicht so dolle mag, weckt in mir viele "Papa" Erinnerungen.
Und dann meine Ma, die nun alleine da sitzt...das berührt mich im Moment sehr.
Ich bin so oft es geht da, aber sie will ja auch nicht immer "betüddelt" werden sagt sie dann. Verstehe ich auch.
Ich merke auch, dass ich wohl erst jetzt, danach (nach der beisetzung) registriere, was es heißt: Papa ist tot. Ich ertappe mich so oft dabei, dass ich ihn was fragen will, einfach nur so mal anrufen- geht nicht. Und das verstehe ich eben erst ganz ganz langsam...ist es bei dir ähnlich????-sicher hat Papa jetzt keine Schmerzen mehr, aber dass er jetzt auf dem Friedhof sein soll....das raffe ich einfach nicht...traurige frostige Grüße von LINES

[gila87]

liebe lines, ich verstehe dich sehr gut. leider... man glaubt manchmal, nachdem ein paar tage oder zumindest stunden vergangen sind, die erträglicher waren, dass es bergauf geht, aber dann kommt die trauer und verzweiflung und wut und und und mit voller wucht zurück und wirft dich auf den boden. und gerade jetzt, in der "besinnlichen" und familienheiligen zeit, ist es besonders schwer zu ertragen, dass ein so wichtiger mensch nicht mehr da ist. und ja, auch das gefühl, das du beschreibst, wenn du sagst, dass du es manchmal nicht glauben kannst, deinen papa nicht anrufen zu können, ihn etwas zu fragen, kenne ich sehr gut. ich denke mir oft, dass das alles nur vorübergehend ist und mama dann urplötzlich wieder vor mir stehen wird, so wie es halt immer war... es ist auch noch immer manchmal in der früh, kurz nach dem aufwachen, so, dass ich erst mal realisieren muss, dass es KEIN böser traum ist, dass mama nicht mehr hier ist. wieso muss man seine eltern verlieren?!?! glaubst du eigentlich an gott oder an ein "leben danach"? aja, ich möchte dir einen satz niederschreiben, den ich im internet irgendwo gefunden habe und der mich irgendwie "tröstet" oder zumindest ein kleines lächeln auf die lippen zaubert: "ich habe papa/mama nicht verloren , er/sie ist mir nur vorausgegangen. so wie papas/mamas eben nun mal sind."
in diesem sinne wünsche ich dir eine gedankenlose nacht und einen tiefen schlaf.
alles liebe, gila

[gila87]

aja, kurzer nachtrag zu deinem satz, dass papa keine schmerzen mehr hat: man hört so oft diese worte, dass es eine erlösung war, dass es gut ist, dass diese schmerzen endlich vorbei sind etc. sollen ein trost sein, denke ich. aber mal ehrlich, wieso haben dein papa und meine mama und viele anderen auch überhaupt schmerzen haben müssen?! wieso haben sie soviel leid ertragen müssen, dass es dann schlussendlich eine erlösung sein hat müssen?! uh, ich merke, die wut auf diesen scheißkrebs kommt gerade so richtig zurück...

[Linestraum]

Guten Morgen liebe Gila,

Du hast so vollkommen RECHT, warum hat/haben mein großer starker Papa/deine Mama sooo gelitten??? Das war für mich auch so verdammt schlimm mit anzusehen er hat gekämpft, still gelitten, sich nochmals operieren lassen, aber er kam nicht mehr so recht auf die Beine...alle haben ihn noch ausgemeckert, von wegen, er läßt sich hängen...aber ich bin überzeugt davon, er KONNTE nicht mehr, er hatte soviel Schmerzen vorher, nachher. Warum??? Ich bin nicht Gott, ich weiß es nicht warum Menschen so leiden müssen...ich habe heute Nacht von Papa geträumt...und ich wollte grad zu seinem Grab, aber hier schneit es so doll, dass ich nicht fahren kann. Vielleicht soll es grad nicht sein, dass ich hin fahre...es wäre zu gefährlich.
ich wünsche dir einen einigermassen angenehmen Tag, alles Liebe, die Lines

[Linestraum]

PS Danke für den schönen Satz mit dem vorausgehen... und ja, ich glaube an einen Gott, aber nicht so mit Kirche und dem ganzen Gedöns, ich glaube einfach, es gibt da was...auch danach.