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  #1  
Alt 13.06.2010, 17:32
Gittylein Gittylein ist offline
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Standard Immer noch ein wenig Gewissensbisse

Hallo,

meine Gedanken kreisen immer noch darum, warum ich am vergangenen Donnerstag nicht zu meinem Vater ins KH gefahren bin.
Ich war am Mittwoch dort, habe mich dort von ihm verabschiedet, ihn gedrückt und gefragt, dass ich gehe, ob das okay ist, er müde ist. Dann habe ich noch mal gefragt, ob ihn der Besuch angestrengt hat, ich gehe jetzt... Er hat wieder zugestimmt.
Er hatte auch ein Mal, nachdem seine Hand die ganze zeit schlaff in meiner lag, kurz meine Hand gedrückt. Mein Sohn meinte, er hatte, als ich mich vom Bett erhoben und "tschüs" gesagt hatte, den Finger gehoben...

Ich habe ihm auch gesagt, dass ich am nächsten Tag wiederkomme.
Aber ich war selebr ziemlich erschöpft, schon lange Zeit, die Hitze dazu, ich muss mit dem Zug und der Straßenbahn ins KH faheren.. alle haben mir abgeraten und gemeint, ich gehe doch Freitag früh hin, mein Vater schläft eh zu 98% am Tag und er konnte auch die Zeiten und Tage nicht mehr einordnen.
Ich habe dann am Donnerstag morgens und am späten Nahcmittag angerufen, ob sich sein Zustand verschlechtert hat. Das wurde von der Schwester und der Ärztin verneint, es würde nicht so eilen, ich soll am Freitag kommen.

Freitag kurz nach 7 Uhr kam dann der Anruf, dass mein Vater gegangen sein.
Ich wäre nach 9 Uhr im KH gewesen.


Nun quält mich immer wieder der Gedanke, warum ich nicht noch mal am Donenrstag dort war.
An dem Tag ging es meinem Vater wohl am Morgen noch einmal etwas besser, meinte die Ärztin. Sie hat ihm wohl gesagt, dass seine Töchter am nächsten Tag kommen würden.
Sein Zustand hat sich dann in den Morgenstunden zum Freitag drastisch verschlechtert und er war so unruhig, dass man ihm 2 Spritzen gegeben hat. Damit ist er dann schlafend in den Tod übergeglitten.
Seinm Gesicht sah entspannt aus, die Hände waren locker.

Einerseits sage ich mir, er hat sich irgendwie schon von mir verabschiedet, obwohl er sehr abwesend und schwach war, mich auch nicht mehr angesehen hat (die ärztin meinte aber, er hat bis zuletzt alles verstanden, war klar im Kopf), andererseits sage ich mir, warum war ich nicht noch mal am Donnerstag bei ihm, habe ihn an dem Tag allein gelassen ..
Er wusste zwar, dass ich nicht jeden Tag ins KH kann und ich habe ihn zu Hause betreut und seit Bekanntwerden der Krebserkrankung viel für ihn getan, zumal er in meinem Haus wohnt... aber das Gewissen schläft nicht...
__________________
Viele Grüße

Gittylein


Mutter: gest. 2003 an BSDK
Vater: gest. 11.06.2010 Enddarmkrebs, Metastasen Leber, Lunge
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  #2  
Alt 14.06.2010, 02:16
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

hallo Gittylein,

mach dich frei von Schuldgefühlen. Wenn man vorher wüßte, was man hinterher weiß, würde man vorher anders handeln. Aber... wir sind alle keine Hellseher.
In der Nacht, als meine Mutter starb, war ich um halb 3 - wie jede Nacht - nochmal bei ihr gewesen. Sie hat ruhig geatmet. Morgens um 7 kam der Pflegedienst - da war sie schon gegangen.
Hätte ich gewußt, daß es diese Nacht passiert, wäre ich auch nicht schlafen gegangen. Aber.. auch ich bin kein Hellseher.

Ja.. hinterher fragt man sich, warum man nicht... aber solche Fragen sind nicht hilfreich. Es gibt keine Antworten darauf. Oder doch.. es gibt eine: Man konnte es nicht wissen.

Denke, du kannst ein gutes Gewissen haben. Hast alles dir mögliche getan. Mehr kann keiner tun. Und was man nicht wissen kann, das kann keine Schuld bedeuten im Nachhinein - und damit auch kein schlechtes Gewissen.

Ich weiß, es ist schwierig, diese quälenden Fragen abzublocken. Grad wenn es noch ganz frisch ist. Aber man muß es tun. Sonst geht man selber irgendwann kaputt. Dein Vater würde das für dich ganz sicher nicht wollen, oder?
__________________
Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #3  
Alt 14.06.2010, 09:18
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

Liebe Gittylein,

ich kann Dir da wirklich nachempfinden.

Meine Mami starb vor bald 3 Jahren. Sie war immer sehr darauf bedacht, dass sie mir nicht zur Last fällt .... war ich bei ihr in der Klinik (die war 100 km weg - war aber egal, sie fühlte sich da wohl) wollte sie immer, dass ich bald wieder fahre und mich um meine Familie kümmere.

An einem Mittwoch war meine Mami dann auf einmal wieder klar (sie hat vorher viel halluziniert und geschlafen) und meinte, es wäre bald soweit. Am Freitag dann: Es dauert nicht mehr lange. Am Samstag konnte ich sie telefonisch nicht mehr erreichen, aber die Schwestern, am Sonntag fuhr ich zu ihr. Ich sah sie - und wußte, sie würde an diesem Tag oder Nacht sterben.

Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Sie war ruhig, bis ich da war. Und dann trotz Medis nicht mehr. Wir hatten vorher schon viel über den Tod und das Danach gesprochen, zwischen uns war alles klar, sie wußte, sie dürfe gehen.

Einerseits wollte ich ihr beistehen - andererseits wollte ich es ihr nicht schwermachen - nach dem Motto: Geh jetzt bitte, schau Dir das nicht an, fahr zu Deiner Familie ...... die Schwestern rieten mir zu gehen, damit sie ruhiger wird.

Sie war dann auch ruhig und starb in der Nacht.

Aber auch bei mir flackert es immer wieder auf: Warum bist Du nicht bei ihr geblieben?

Andererseits schickte sie mich immer wieder weg .... hätte sie es überhaupt gewollt, dass ich dageblieben wäre? Oder hätte sie ihr Sterben verzögert? Nur, damit sie mich schont?

Ich weiß selbst, es ist müßig, darüber nachzudenken, es führt zu keinem Ergebnis. Trotzdem ereilen mich immer mal wieder diese Gedanken.

LG
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  #4  
Alt 14.06.2010, 11:11
Gittylein Gittylein ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

Hallo,

ja, ich weiß... mein Verstand sagt mir, es ist so, wie Ihr schreibt.
Aber Verstand und Gefühl gehen oft nicht Hand in Hand miteinander...
Was mich auch sehr beschäftigt ist, dass mein Vater 2 Spritzen gebraucht hat, weil er so unruhig war. So die Ärztin. Beruhigungsspritzen.
Erst dann ist er ruihg vom Schlaf ind en Tod übergeglitten.
Hatte er Schmerzen? Er hatte zuvor trotz massiver Lebermetastasen nie welche, nur ein schwaches Schmerzpflaster gehabt.
Hatte er Angst? Obwohl er immer gemeint hat, es ist sowieso aus und vorbei, es gibt nichts mehr nach dem Tod.
Hat er auf mich und meine Schwester warten wollen? Ist er durch die Spritzen dann schneller eingeschlafen, weil man die Dosis ja sicher kaum richtig berechnen kan in einem solchen Zustand. Und er hat gleich 2x eine Spritze zum Beruhigen gebracht, so die Ärztin.
Die Schwester zuvor hat gemeint, er wäre ruhig eingeschlafen, im Schlaf.
Man wollte uns sicher beruhigen...
Hat mein Vater die Unruhe gehabt, weil meine Schwester und ich nicht da waren? Weil meine Schwester gar nicht mehr da war, seit er im KH war?
Sie hatte eine schwere OP und sich erst am Freitag getraut, kurz "Urlaub" aus dem KH zu nehmen, um sich beim Vater zu verabschieden.
Wenn sie an den WE zu Besuch kam, war es imerm irgendwie zu spät. Mein Vater hatte die "Macke" imemr vorwurfsvoll auf die Uhr zu schauen und zu mecker, wieso sie erst so spät zu Besuch kommen. Er musste einfach meckern ... :-)
Und nun kam sie, kamen wir beide zu spät...

Sie kommt damit besser klar als ich, obwohl ich mich irgendwie verabschiedet habe... aber ich hätte am Donnerstag...
Ja ich weiß, hätte man doch ...

Seufz..
__________________
Viele Grüße

Gittylein


Mutter: gest. 2003 an BSDK
Vater: gest. 11.06.2010 Enddarmkrebs, Metastasen Leber, Lunge
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  #5  
Alt 15.06.2010, 23:18
Gittylein Gittylein ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

Ist diese Unruhe vor dem Tod eher normal?
Habt Ihr das auch alle erlebt oder davon gehört?
Mein Vater bekam sogar 2 Spritzen zur Beruhigung, wurde mir gesagt. Dann erst ist er eingeschlafen.
Jetzt denke ich, er wollte noch auf uns, seine Töchter, warten und nur durch die Spritzen ging es dann so schnell...
Vielleicht hätte er es noch geschafft, bis wir bei ihm gewesen wären.
Vielleicht hätte man uns früher Bescheid geben müssen, am Tag zuvor, dass wir ins KH kommen sollen...

Tausend Fragen, die in mir bohren.
__________________
Viele Grüße

Gittylein


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  #6  
Alt 15.06.2010, 23:34
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

hallo Gittylein,

ja... solche Unruhe gibt es - nicht immer aber ist doch nichts Ungewöhnliches.

Siehst... im allerletzten Stadium kurz vor dem Tod gerät der ganze Stoffwechsel auch endgültig aus den Fugen, der Blutzucker "randaliert", der Kreislauf "spinnt" - all das kann Unruhe auslösen, die aber der Sterbende u.U. selber gar nicht mehr bewußt wahrnimmt. Da man das aber nicht sicher weiß, hilft man mit Medikamenten nach.
Ich denke, du interpretierst viel zu viel da hinein. Sei dankbar, daß die Ärztin ihn am Ende so ruhiggestellt hat, daß er friedlich hinübergleiten konnte. 2 (!) Spritzen sagen zunächst nur aus, daß die 1. nicht ausgereicht hat. Das kann aber auch daran liegen, daß sie zunächst es mit sanfteren Medikamenten versucht haben und dann gesehen, daß es halt doch nicht ausreicht.

Du hast ein schlechtes Gewissen - und um dich selber weniger schuldig zu fühlen, suchst du jetzt die "Schuld" bei den Spritzen usw.
Keiner weiß, ob es noch 2 Stunden dauert oder 1 oder 2 Tage im allerletzten Stadium. Niemand kann das wissen oder voraussehen, wann der Zeitpunkt kommt. Die Ärztin nicht, die Schwestern nicht und du schon gar nicht.

Mach dich doch nicht selber so fertig! Du hast keine Schuld - du brauchst kein schlechtes Gewissen haben.
Sei doch froh, daß dein Papa am Ende ganz friedlich einschlafen durfte.
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Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

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  #7  
Alt 15.06.2010, 23:40
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IreenS IreenS ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

Hallo Gitty,

meine aufrichtige Anteilnahme zum Heimgang deines Papas.

Nimm es nicht persönlich.
Die Unruhe deines Vaters kann ganz andere Ursachen gehabt haben
- nichts was mit dir - deiner Schwester zu tun hat.

Und die eine oder andere Frage sollte man sich einfach nicht stellen
- man bekommt darauf keine Antwort
- es ist einfach so.

Manches müssen wir einfach hin nehmen.

Alles Gute
Ireen
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http://www.myvideo.de/watch/4892460/...ume_leben_ewig


Wolfgang *03.04.1947 - +18.10.2008

Christel *17.05.1950 - +12.04.2011
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  #8  
Alt 16.06.2010, 08:56
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Bulldogge Bulldogge ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

Hallo Gittylein,
ich kann deine Gewissensnöte sehr gut nachempfinden, ging es mir doch ganz genauso. Auch jetzt, 6 Wochen später, sage ich mir andauernd, "warum bist du nur nach Hause gefahren, warum bin ich abends nicht nochmal die 40 km ins Krankenhaus, warum habe ich ihn alleine gelassen?" ICH WEISS ES NICHT!
Mein Mann lag 6 lange Tage im Sterben auf der Palliativstation, er wollte nicht gehen, war anfangs auch sehr unruhig Er bekam über den Diffusor Morphium und ein Beruhigungsmittel, die Ärzte haben ihn sehr genau beobachtet und die Dosen kontinuirlich erhöht bis er endlich in ein ruhiges, friedliches Stadium verfiel. Ich war jeden Tag bei meinem Mann, wollte dabei sein wenn er gehen musste. Am Samstag 1.5. saßen meine Tochter und ich den ganzen Tag an seinem Bett, er lag gleichmäßig atmend und warm im Koma, bekam nichts mehr mit, zeigte keinerlei Reaktionen mehr. Am späten Nachmittag mußten wir mal nach Hause fahren um unsere Tiere zu versorgen, Pferde und Hunde mußten ja gefüttert werden. Ich war an diesem Tag total erschöpft, zittrig, hatte nichts gegessen und war totmüde. um 19.00 Uhr rief ich nochmal in der Klinik an, alles unverändert, kein Grund zur Besorgnis, Zustand wie die Tage zuvor - und ich traf die folgenschwere Entscheidung nicht mehr zu fahren sondern was zu essen und mich mal auszuruhen - zwei Stunden später kam der Anruf, mein über alles geliebter Mann hatte einfach aufgehört zu atmen und ich war nicht bei ihm gewesen! Seitdem mache ich mir oft Vorwürfe deswegen aber letztendlich ist es passiert und es kann nichts mehr rückgängig gemacht werden. Wenn ich mich mit Selbstvorwürfen zerfresse mache ich mich selber nur noch mehr kaputt. Also höre auf darüber nachzudenken, es ändert nichts mehr an der Situation. Ich tröste mich damit, dass ich mich bereits von ihm verabschiedet hatte, ihm gesagt hatte, er könne gehen, ich käme alleine klar.
Liebe Gittylein, ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute, laß den Kopf nicht hängen, mit den Tagen und Wochen wird es immer wieder ein klein wenig leichter.

Liebe Grüsse
Maria
__________________
___________________________________________
Mein geliebter Willy
* 9.6.49 + 01.05.10
Ich werde dich niemals vergessen!
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  #9  
Alt 16.06.2010, 09:32
sissy sissy ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

Hallo ihr Lieben!

Ich möchte euch nur kurz meine Geschichte erzählen, damit ihr vielleicht etwas ruhiger werden könnt.
Ich war beim Sterben meines Mannes dabei und trotzdem ist er ohne mich gegangen.
Ich bin nur kurz eingenickt, weil ich schon so übermüdet war, es waren höchstens 4 Minuten und da ist er gegangen.
Mein Glaube ist da einfach, die Menschen wissen und spüren es, ob sie alleine gehen wollen oder jemanden dabei haben wollen oder ob wir es aushalten oder ob wir unsere Lieben einfach nicht gehen lassen wollen.
Es ist gut so, wie es ist und war.

L. G.

Sissi


Günter - *14.09.2009
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  #10  
Alt 16.06.2010, 20:51
Gittylein Gittylein ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

Hallo,

danke für eure Antworten.

Ich war eben am Tag vor seinem Tod (Donnerstag) nicht bei meinem Vater. Da war ihn niemand besuchen. Und am Mittwoch habe ich einfach gesagt, ich komme am nächsten Tag.
Ich habe lange hin und her überlegt und mich nachdem mich die Klinik beruhigt hatte, der Zustand ist unverändert, dazu entschieden, zu Hause zu bleiben.
Und das nagt in mir...
Ich weiß, dass manche Menschen scheinbar allein gehen möchten. Ich kann das bei meinem Vater überhaupt nicht einschätzen. Er hat auch im KH. lt. Ärztin, nicht über seinen Zustand etc. gesprochen, alles mit sich selebr abgemacht.
Er war so froh, dass ich im Haus wohne, und dass er nach jedem KH-Aufenthalt wieder nach Hause kommen konnte, nicht in ein Heim musste.
Und dann ist er doch nicht mehr nach Hause gekommen, weil ich es nicht allein geschafft hätte und die Gegebenheiten im Haus total ungünstig waren...und dann war ich den Tag zuvor nicht da, am Todestag drei Stunden zu spät.
Und er hat imemr so einen Tick gehabt in den letzten Jahren. Ständig auf seine Uhr geschaut, auchw enn er sie nicht um hatte...und gemeckert, dass meine Schwester und ich zu spät kommen, wo ich z.B. so lange war, wenn ich einkaufen oder mal mit meinem Mann unterwegs war, warum meine Schwester erst halb Vier zu Besuch kommt etc. :-)
Komisch... und nun waren wir wieder zu spät, hat er uns gezeigt.
__________________
Viele Grüße

Gittylein


Mutter: gest. 2003 an BSDK
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  #11  
Alt 16.06.2010, 22:02
sonnenschein247 sonnenschein247 ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

liebe gittilein, es ist schwer sich von diesen gedanken zu befreien. ich denke nicht dass dein vater angst hatte, die unruhe kommt oft auch davon wenn die leber nicht mehr richtig arbeitet. ich arbeite in der altenpflege und habe es schon so oft erlebt, dass die menschen tagelang "kämpfen" , es ist immer jemand von den angehörigen da und dann geht derjenige nur mal ganz kurz raus und genau diese gelegenheit nehmen die menschen und schlafen ein.
vielleicht spürt man , dass die die zurück bleiben nicht loslassen ? ich weiß es nicht, aber ich bin mir sicher dass dein vater genau so gehen wollte wie er es getan hat.
liebe grüße
__________________
Betroffener:
mein Schwager
Plattenepithelkarzinom
verstorben am 13.April 2011




****************************************



unvergessen: meine innigst geliebte OMA
Darmkarzinom
10.4.1902 * 3.4.1975

meine beste Freundin JOHANNA
Darmkarzinom
10.4.1966 * 31.8. 1999
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  #12  
Alt 16.06.2010, 23:09
Gittylein Gittylein ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

Hallo Sonnenschein,

danke für deine Antwort.

Natürlich versuche ich mich acuh zu beruhigen, nach Erklärungen.
Angeblich sollen die zahlreichen und die große Lebermetastase nicht das doch relativ schnelle Ende herbeigeführt haben, sondern eher die Nieren.
Die Beine waren schon tagelang bis hoch enorm geschwollen, eine Menge Eiweiß im Blut.
Verwirrt war mein Vater auch nicht, meinte die Ärztin.
Den Zustand durch den geist aufgeben der Leber, habe ich damals bei meiner Mutti erlebt.
__________________
Viele Grüße

Gittylein


Mutter: gest. 2003 an BSDK
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  #13  
Alt 17.06.2010, 09:45
sissy sissy ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

Liebe Gittylein!

Zitat:
Den Zustand durch den geist aufgeben der Leber, habe ich damals bei meiner Mutti erlebt.
Wie hast du das erlebt?

Sonst kann ich Sonnenschein nur beipflichten, weil ich konnte meinen Mann nicht loslassen, darum wird er gegangen sein in dem Augenblick wo ich nicht da war (nur ein paar Minuten hatte er Zeit).
Es ist für mich auch gut so, weil ich es weiß, dass er gehen musste.

L. G.
Sissy
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  #14  
Alt 17.06.2010, 13:48
Gittylein Gittylein ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

Hallo Sissy,

meine Mutti damals war von eienr auf die anderen Stunde etwas verwirrt, teilweise nicht mehr richtig da, ist dann knapp 3 Tage in eine Art Koma gefallen, war also gar nicht mehr wach, gelb.

Mein Vater war, trotz der zahlreichen und einen sehr großen Lebemetastase noch voll ansprechbar und hatte, bis auf das Kurzzeitgedächtnis, den vollen Durchblick. So die Ärztin.
So habe ich das auch zwei Tage vorher gesehen. Er war geistig voll da, hat aber nicht mehr verständlich geantwortet bzw. sich mit Lauten verständlich gemacht, wenn ich etwas gesagt oder ihn gefragt habe.
Er ist eher an Nierenversagen gestorben, erwartet hatte man auch, dass die Leber eher zuerst schlapp macht.
Blöd ist, dass man ihn, als er noch nicht total schwach war, immer wieder mal gefragt haben muss, ob er seine letzte Zeit nach Hause möchte. Und das, bevor man mit uns, mit mir gesprochen hat, ob das überhaupt möglich ist.
Na klar hätte er das gern... er hat sich so auf seine Schaukel, den Garten gefreut, endlich kam der Sommer, konnte er raus. :-(
Aber es war mir nicht möglich, es ging einfach nicht. Er hätte hier auch nicht in den Garten gekonnt, weil die Gegebenheiten im Haus nicht günstig sind. In der Klinik haben ihn ich bzw. meine Söhne noch drei Mal durch den Park gefahren und er hat sich so darüber gefreut. :-)
Ich denke, er hat gehofft, dass ich ihn noch mal heim hole, weil ich ja immer für ihn da war, weil er nur durch mich so lange zu Hause bleiben konnte. Aber er hat an der Ärztin gemerkt, dass ich nicht gleich "Ja" gerschrieen habe, das nicht wirklich woltle.
Die Ärztin meinte, er wollte nach Hause, am Ende hat sie es aber wieder so gedreht, als hätte mein Vati nicht darauf geantwortet, eher so reagiert, dass er auf der Palliativ bleiben möchte.
Ich glaube aber auch, er hat gewusst, ich schaffe das nicht allein zu Hause, weil ich keine Ablösung gehabt hätte, weil ich selber ziemlich mit meinem Nerven und Kräften am Ende war, dazu vorher noch eine Woche lang eine schwere Darmgrippe hatte.

Mein Vater ist erst nach den Spritzen eingeschlafen. Es waren nur drei Stunden...dann wären wir noch mal bei ihm gewesen. Die Ärztin hatte ihm am Vortag gesagt, dass wir ihn besuchen kommen. Aber da wurde mir noch nach 20 Uhr gesagt, es reicht, wenn wir am Freitag ins KH kommen.
Aber er war eben am Donnerstag allein und ich habe ihn nicht mal angerufen, weil er ja immer geschlafen und am Telefon kaum geantwortet hat, nur mit den Stationsschwestern und der Ärztin gesprochen.

Bei meiner Mutti, ich habe sie im Haus mit Hilfe meiner Schwester bis zum letzten Atemzug begleitet, hatte ich sofort eine tiefe Ruhe empfunden, nachdem sie eingeschlafen war. Ich hatte richtig abgeschlossen, ohne dass noch etwas offen war.
Dabei hatte ich zum Vati gar nicht ein so tolles Verhältnis, hat er es mir schon imemr und auch in den letzten beiden Jahren sehr oft sehr schwer gemacht. Er war ein schwieriger und egoistischer Mensch, der nur seine Vorstellungen gelten lassen hat und alle mussten danach springen.
Aber das ist ja jetzt auch egal...

Ich bin eben jemand, der sich in jeder Lebenslage immer mit dem Gewissen plagt und meint, ich hätte doch ... Da nutzt mir auch meine Vernunft nicht so viel. Gewissen und Vernunft "streiten" sich immer wieder.
__________________
Viele Grüße

Gittylein


Mutter: gest. 2003 an BSDK
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  #15  
Alt 17.06.2010, 14:57
sissy sissy ist offline
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Standard AW: Immer noch ein wenig Gewissensbisse

Liebe Gittylein!

Vielleicht schreibst du deinem Vater alles was dich noch belastet, bringst es ihm zu seiner letzten Ruhestätte und verbrennst es.
So kannst du vielleicht abschließen und dein Gewissen beruhigen.

Unsere Toten sind nicht abwesend, sie sind nur unsichtbar, sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer


L. G.

Sissy
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