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  #46  
Alt 10.02.2006, 20:24
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Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Standard AW: ein Stern im Himmel

Hallo Nessie,

hast Du Dich schon mal mit dem Thema "Trauer" an sich beschäftigt? Es gibt ja ganze Bücher darüber, oder kuck einfach mal bei Google nach zum Thema "Trauerphasen". Es gibt da verschiedene Modelle, die aber letzten Endes alle aufs Gleiche hinauslaufen: es braucht Zeit, und es gibt verschiedene Phasen die man meistens wohl durchläuft, natürlich immer individuell. Vieles davon habe ich bei mir auch wieder gefunden, auf jeden Fall hat es mir geholfen zu erkennen was für ein schwieriger Prozess das ist, wie viele widersprüchliche Gefühle da in einem auftreten können.

Ich denke jetzt, dass man bestimmt aus gutem Grund vom "Trauerjahr" spricht. Ich denke, diese Zeit braucht es in der Regel schon. Also lass Dir einfach Zeit, bei Dir ist es aus meiner Sicht immer noch relativ frisch. Ich finde nicht, dass Du deinen Vater oder deine Gefühle für ihn, die Trauer und das zeitweise sehr starke Vermissen jetzt schon loslassen musst. Ich habe mich in den ersten Monaten äusserst intensiv mit den Themen Koma,Tod, Friedhof, Verlust der Eltern usw beschäftigt, habe eine Gedenk-Homepage (http://www.beepworld.de/members85/memory63/index.htm) für meinen Vater gebastelt, bin also richtig eingetaucht in dem ganzen Elend und der Trauer und dem Gedenken. Von anderen (z.B. von meinem Mann) habe ich oft gehört: "zieht Dich das denn nicht noch mehr runter, beschäftige Dich doch lieber mit was anderem"....). Manchmal dachte ich auch, ich kann nie wieder an was anderes denken, mich für was anderes interessieren.... aber anscheinend musste das für mich so sein. Mit den Monaten wurde es besser und weniger mit dieser Intensität, dann kam noch mal ein tiefes Loch um den 1. Jahrestag, und inzwischen hat es sich normalisiert. Die o.g. Themen gehören jetzt zu meinem Leben bzw. meinem "Wissen" dazu, aber ich bin nicht mehr so darauf versessen. Tatsächlich sind mit der Zeit wieder andere Dinge in den Vordergrund getreten. Aber es hat seine Zeit gedauert. Dieses Trauerjahr habe ich anscheinend gebraucht.

Ich denke nicht unbedingt, dass Du Dich durch dieses festhalten wollen an der Trauer selbst "runterziehst". (Kann es sein, dass andere Leute Dir sowas sagen, oder denkst Du das wirklich selbst?). Ich kann das unheimlich gut verstehen. Ich "mochte" die Trauer irgendwann auch, hat es mich doch weiterhin mit meinem Vater verbunden, ein ganz spezielles Band der Trauer. Es ist doch schön dass Du selbst von Dir sagen kannst, dass Du denkst Du machst das ganz gut, mit der Trauer (habe ich das richtig verstanden?). Lass Dich nicht hetzen oder hetz Dich selbst nicht. Du bist doch offenbar auf einem sehr guten Weg. Lass Dir einfach mehr Zeit. Ich finde, das ist noch ganz schön früh bei Dir. Ich finde nicht, dass Du die Trauer schon loslassen musst. Natürlich ist es wichtig darauf zu achten das man nicht "für immer" darin stecken bleibt, aber aus meiner Sicht bis Du noch relativ am Anfang dieses Prozesses.

Natürlich muss man sich irgendwann auch wieder erlauben, dass es einem gut geht. Aber soweit ich Dich verstanden habe, hast Du doch auch gute Phasen. Nimmst Du Dir selbst das irgendwie übel, denkst Du das wäre nicht OK?

LG
Kerstin
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  #47  
Alt 16.02.2006, 18:19
nessie nessie ist offline
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Standard AW: ein Stern im Himmel

Liebe Kerstin,
die Art Deine Trauer zu bewältigen.... Man das ist schon echt heftig. Ich schaue mir gerne Bilder an, auf denen die pure Lebensfreude zu sehen ist. Ich könnte nie so tief in die Trauer einsteigen, wie Du es tatest. Hat es Dir wirklich gut getan ? Gibt es zum Gedenken nicht viel schönere Bilder in Dir ? Bist Du beim Erstellen Deiner Internet-Seite nicht zusammengebrochen ? Sich den Tod so extrem bewusst zu machen, wie Du es tatest, kann und möchte ich auch gar nicht. Ich glaub es würd mich richtig fertig machen.
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  #48  
Alt 17.02.2006, 12:58
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Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Standard AW: ein Stern im Himmel

Hallo Nessie,

es tut mir leid wenn Dich das so schockiert hat, das wollte ich nicht, war mir auch ehrlich nicht bewusst, dass das so wirken könnte.

Ob das alles so "gut" für mich war... ich weiss nicht, es war nun mal der Weg den ich gegangen bin, ich hab's mir ja nicht bewusst ausgesucht sondern so lief es dann eben ab. In der Zeit konnte ich nicht anders, oder vielleicht wollte ich auch nicht, für mich musste das sein. Vielleicht gerade weil das Thema Tod und Trauer in unserer Familie immer ein extremes Tabu war, ich oft auch noch im Erwachsenen-Alter so Angstträume (auch z.T. Tagträume) hatte in denen ich panisch auf den Gedanken an den Tod reagierte. Ich hatte immer Angst/Grusel vor Friedhöfen usw. das hat sich alles geändert.

Aber es ist ganz gut dass Du das mal gesagt hast, wie gesagt bin ich mir dessen einfach nicht bewusst gewesen, und vielleicht sollte ich damit in Zukunft anderen gegenüber rücksichtsvoller oder vorsichtiger umgehen.

Die Bilder (in meinem Kopf, und die ich male) haben sich übrigens schon wieder sehr verändert. Aber das was da auf der HP zu sehen ist, ist das was ich in der Zeit gesehen und empfunden und gemalt habe.

Kerstin
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  #49  
Alt 17.02.2006, 13:40
nessie nessie ist offline
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Standard AW: ein Stern im Himmel

Liebe Kerstin,
Ja, sicher war ich schockiert. Ich war aber nicht für mich schockiert, sondern für Dich. Wenn dies der für Dich richtige Weg war, dann ist es auch gut so !! Jeder trauert anders und Du hast Deinen Weg gefunden. Du hast Dir den Tod auf diese Weise bewusst gemacht. Aber mal ehrlich, Dir blieb so auch gar nichts anderes übrig. Du hast geschrieben, dass Du jetzt ganz andere Bilder siehst. Füge sie doch mit ein und zeige Deinem Papa, wie es Dir jetzt geht.
Schockiert war ich vielleicht auch deshalb, weil ich mich immernoch vom Friedhof fernhalte. auch rede ich immernoch mit meinem Papa. Ich sehe meinen Papa eher in seinem geliebten Garten, oder irgendwo in der Karibik auf einen Liegestuhl mit nem Bier in der Hand.
Du kannst Dir sicher vorstellen, dass wenn ich eine Gedenkseite für meinen Papa schaffen würde, so würde ich seine Zeit hier auf Erden wiedergeben. Ich würde allen zeigen, was für ein toller Mensch er war.
Als ich auf deiner Seite war, habe ich dies vergeblich gesucht. Ich dachte, ich könnt ihn ein wenig kennenlernen. Ja, er ist nicht mehr da, aber er lebt in uns weiter und wir haben viele schöne Erinnerungen. Diese Erinnerungen sind das Einzige, was uns geblieben ist.
Dieses extreme Bewusstsein machen, kann ich nicht und will ich auch nicht. Ab und an kommt es mal durch und dann geht es mir auch richtig schlecht, aber solange ich mit Papa noch rede und ich ihn irgendwie manchmal noch bei mir hab, komm ich klar. Ich vermiss ihn halt, weil ich ihn nicht mehr besuchen kann, so wie früher. Seine sterblichen Überreste machen mich nur fertig und es mir bewusst.

Lieben Gruß

Nessie
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