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  #1  
Alt 14.11.2012, 03:10
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Katzensprung Katzensprung ist offline
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Standard Wenn die Kranke leugnet

ich denke hier im Angehörigen-Forum finde ich Gehör und gleich- Betroffene...

Meine Mutti (68) leugnet, dass ihr Nierenkrebs nicht heilbar ist.
Sie spricht darüber, wenn sie wieder ihre Haare hat und in zwei Jahren das Konzert ihres Chores wieder mitsingen kann... Ich stimme nur zu, sicher wird sie wieder singen in ihrem Chor.
Wir lachen immer viel, über Kleinigkeiten, ich mache es albern.

Natürlich weine ich. Aber nicht vor ihr.

Sie hat Nierenkrebs im Endstadium >T4 mit diversen Metastasen auch Knochenmetastasen im Nacken, eine Niere wurde sofort entfernt Mai 12, es gibt Knochenmetastasen im Nacken, dort wurde auch operiert - leider konnte nicht alles enfernt werden.
Sie bekommt palliative Chemo, ist viel zu Hause.
Nachdem sie gestern nach fast 3 wochen Krankenhaus entlassen wurde, sagte sie stolz "Ich bin als geheilt entlassen".
Sie glaubt, wenn ihre Haare erstmal wieder da sind, singt sie auch wieder in ihrem Chor.

ich sage dann nichts. Ich lache viel mit ihr.
ich bin unsicher, weiss sie es? Oder glaubt sie wirklich in zwei Jahren wieder zu singen?
Mein Mann meint, er sieht es in ihren Augen, sie weiss es.
Ich sehe das nicht.
Vermutlich ist es egal-
wir sollten eine schöne Zeit haben, nicht wahr...

Mein Pa wischt alle ernste Reden ab, Es gibt Wunder.

Vielleicht ist das gut so, wie meine Eltern damit umgehen?
Mir fällt es sehr schwer.
Ich bin eine schlechte Schauspielerin.

Wie geht ihr damit um?
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  #2  
Alt 14.11.2012, 07:58
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Guten Morgen Katzensprung,

das ist eine schwierige Situation für dich! Du weißt, dass es keine Heilung gibt und ich bin mir sicher, dass die behandelnden Ärzte deiner Mutter ebenfalls gesagt haben, dass nur eine palliative Behandlung möglich ist. Aber vielleicht muss deine Mama für sich daran glauben, dass es irgendwie weiter geht, Pläne schmieden, damit sie überhaupt weiter machen kann. Mein Vater hatte Lungenkrebs und mehrere Knochenmetastasen. Obwohl er und auch wir wussten, dass er sich bereits in einem sehr fortgeschrittenem Krankheitsstadium befand, hatten wir alle irgendwie immer die Hoffnung, dass ihm mehr Zeit vergönnt würde. Mein Vater selbst wollte so gern noch mit meiner Tochter auf ihrem Abiball tanzen. Das war sein Ziel. Als er im Januar dieses Jahres plötzlich einfach vor dem Treppenabsatz fiel und wieder ins Krankenhaus musste, hatte ich diese Vorahnung, dass es womöglich der Anfang vom Ende sein würde. Ein Oberschenkelhalsbruch... verursacht durch eine bis dato nicht lokalisierte Knochenmetastase... Es war der Anfang vom Ende... Ich will es hier nicht unnötig ausweiten, aber es kam der Zeitpunkt, da mein Papa für sich realisierte, dass ihm nicht mehr viel Zeit verblieb. Trotzdem hatte er immer noch Wünsche und auch Ziele. Auch wenn sich die meisten dieser Wünsche und Ziele nicht mehr realsieren ließen. Das war auch gar nicht wichtig, wichtig war es für ihn, Wünsche zu haben und seien sie noch so klein und "unbedeutend". Ich möchte dir nur damit sagen, dass es für deine Ma vielleicht derzeit auch immens wichtig ist, sich Ziele in der näheren Zukunft zu stecken. Und du machst dochalles richtig, du lachst mit ihr, verbringst Zeit mit deiner Mama und begleitest sie. Das ist unglaublich schwer, ich weiß, wie sich das anfühlt und so gern würde man noch mehr tun und mehr helfen, aber oft hilft es auch, dem Kranken ein kleines bißchen Normalität zu geben. Und wenn dies das Schmieden von Zukunftsplänen ist, dann soll es so sein, oder?

Liebe Grüße
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #3  
Alt 16.11.2012, 15:43
lucie79 lucie79 ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Hallo Katzensprung, ich war in der selben Situation und im Nachhinein muss ich sagen dass auch gut so war. Meine Mama bekam die Diagn. Lungenkrebs mit Metastasen in Lympfknoten und Leber. Der Dr.sagte nur es kann schnell gehen oder auch länger dauern. Sie und auch mein Vater waren voller Hoffnung noch viele Jahre zusammen zu haben,sie wollte unbedingt die Einschulung Ihrer Enkelin erleben. Die Enkelin ist grade 1Jahr! Ich selber bin Krankenschwester und wusste genau wie die Lage aussieht und hatte damit gerechnet das sie Weihnachten nicht mehr bei uns ist. Das war sehr schwer für mich,so auch wie Du es beschreibst,habe ich nicht vor Ihr geweint und wenn ich weg gefahren bin von Ihr liefen die Tränen nur so.Ich habe immer überlegt ob das alles richtig so ist nix zu sagen. Es ging dann alles sehr schnell, nur 2 1/2 Monate später ist sie ganz Plötzlich verstorben,keiner hatte damit gerechnet. Und ich habe später mit meinem Vater darüber gesprochen, er meinte wenn sie es gewusst hätten wäre die Zeit die sie noch zusammen verbracht haben nicht so schön gewesen. Sie hätte sich total aufgegeben wenn sie das gewusst hätte. Sie wollen es manchmal nicht hören bzw. wahrhaben als Selbstschutz. Oder innerlich wissen sie es und wollen nur uns schützen, ich weiß es nicht. Bei jedem mag das anders sein aber so war es bei uns. Sorry für den langen Text, hilft mir darüber sprechen. LG und alles Gute für Euch Lucie
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  #4  
Alt 16.11.2012, 22:53
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Katzensprung Katzensprung ist offline
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Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Danke Miriam, danke Lucie

ich bin noch auf der Stufe, wo ich es wohl einfach annehmen muss.

Ich hatte bisher nicht viel Umgang mit dem Tod, mit dem Loslassen. Meinen alten Hund einschläfern lassen war schon die Hölle, bitte lacht nicht, ich hatte diese Hündin 14 Jahre an meiner Seite, es war ein Loslassen... Alles war gut und richtig, aber es hat trotzdem so weh getan. Und das war nur ein alter Hund!

Ihr meint auch, es weiter zu spielen? Alles wird gut? Auch wenn es schwer fällt? Nicht darüber zu sprechen, dass ihr Krebs unheilbar ist und die Lebenserwartung unter einem Jahr (von Diagnose an!) liegt?

Leider kann ich mit niemand wirklich darüber sprechen, mein Mann hat selbst mit dem langsamen Abschied seiner Mutter (74), die ich auch sehr mag, zu tun - und er sagt nur, wir müssen uns abfinden mit Dingen, die wir nicht ändern können... Aber wirklich komme ich nicht an ihn ran, ich glaube ihm nicht, dass er das so mit sich selbst einfach ausmachen kann...

Und mein Vater leugnet wie Mutti, mit ihm hatte ich ein Gespräch unter vier Augen, aber er will es nicht wahr haben, spricht davon, den goldenen Hochzeitstag zu feiern in 3 Jahren. Da hab ich das Gespräch abgebrochen. ok.

Und mein jüngerer Bruder ist depressiver Alkoholiker mit suizidalen Tendenzen, trocken seit 8 wochen - vorher hab ich oft den RTW rufen müssen, seitdem wir die Diagnose von Mutti haben.
Phasenweise hatte ich Mutter und Bruder in Krankenhäusern ...
ja ich gestehe, es überforderte mich und ich hab arge schlafstörungen.

zur Zeit sind beide zu Hause. Mein Bruder trainiert begeistert im Fitness-Studio.
Doch wie dünn ist das Eis. bei beiden.
ich befürchte, wenn Mutti stirbt, geht mein Bruder mit...
doch das sollte nicht im Vorrang stehen.

Mit Mutti lustig sein, nicht wahr...
Ich habe ihr lustige Bücher von Erma Bombeck gekauft und
möchte gerne mit ihr den Film Avatar schauen.

lg Nadi
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  #5  
Alt 16.11.2012, 23:31
JoJo1978 JoJo1978 ist offline
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Beiträge: 5
Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Hallo Nadi,

bei uns war es anfangs auch so. Wenn du meinen Papa gefragt hast was die Ärzte sagten, kamm nur ist nicht so schlimm, oder verändertes Gewebe nix schlimmes, wir dachten anfangs dass er das nicht weiß, dass die Ärzte ihm nichts gesagt hatten, aber er wurde von Anfang an von den Ärzten informiert. Auch meine Mutter hat es am Anfang verdrängt. Die Ärzte sagen es gibt keine Heilung (ich war dabei) und sie geht raus und nach einer halben Std. Sagt sie, siehst du die Ärzte haben gesagt es gibt Heilung
Aber mittlerweile wird das bei uns nicht mehr verleugnet. Meine Mama hat gesagt, sie wollte (auch von uns nicht) nicht alles auf einmal hören und wissen, wenns soweit ist wird sie entsprechend reagieren. Also haben meine Schwester und ich immer nur ein bisschen MEHR gesagt und es ist auch gut so. Ich muß jedesmal weinen wenn ich bei meinen Eltern rausgeh und mit meiner Mama weinen wir auch oft zusammen, aber nicht für lange! Wir haben so viele positive Sachen zu bereden und da passt weinen nicht dazu!

Lg joanna
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  #6  
Alt 17.11.2012, 07:28
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Mirilena Mirilena ist offline
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Beiträge: 1.519
Standard AW: Wenn die Kranke leugnet

Liebe Nadi,

mir ging es ganz ähnlich, als mein Vater mit der Diagnose Krebs kam. Nie zuvor war ich derart konfrontiert mit einer so schlimmen Krankheit und den möglichen Folgen. Auch ich fühlte mich komplett überfordert, es zog mir den Boden unter den Füßen weg und es hat Wochen gedauert, bis ich überhaupt realisiert hatte, was das bedeutet und ich die Krankheit für mich annehmen konnte (so seltsam das klingen mag, denn ich war ja nur die Angehörige).

Du spielst kein Theater, du gehst jetzt nur auf die Wünsche deiner Eltern ein. Wenn sie derzeit nicht über die unheilbare Krankheit reden möchten, hat es keinen Sinn, sie dazu zwingen. Aber es wäre wichtig, dass du auch an dich denkst. Wenn du niemanden hast, mit dem du offen sprechen kannst, dem du deine Ängste und Sorgen anvertrauen kannst, dann ist das auf Dauer schlimm. Schau mal, ob es bei dir in der Nähe eine Selbsthilfegruppe gibt oder nimm Kontakt auf zur Seelsorge im Krankenhaus. Die wissen zumindest, an wen du dich weiterhin wenden kannst. Oft helfen schon wenige Gespräche, um die Seele zu entlasten. Ich habe das auch getan und kann es dir nur empfehlen. Ich denke,mit der Zeit wird sich die Einstellung deiner Mama noch ändern, aber jeder muss nun einmal seinen Weg gehen...

Alles Liebe
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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