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  #16  
Alt 27.03.2004, 16:47
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Liebe Steffi,
meine Schwester ist vor wenigen Monaten mit 35 Jahren an Magenkrebs gestorben. Ich werde damit nicht fertig, wünsche mir ständig, ich wäre an ihrer Stelle gegangen. Ich hätte gern mit ihr getauscht, damit sie weiterleben kann. Ich dachte, dieser Gedanke wäre von mir völlig irre und absolut wirr. Aber ich habe bei Dir gelesen, dass Du genauso denkst: ich glaube, wenn Geschwister sterben, fühlt es sich ganz besonders an.
Auch ich habe Phasen, in denen ich den Tag kaum überstehen kann. An denen ich denke, es wäre besser, ihr zu folgen.

Auch mich "verfolgen" Nachts ständig Träume von ihr. Am Anfang hat sie immer gelebt in den Träumen, zwar krank, aber sie war da. Eines Nachts ist sie dann gestorben in meinem Traum. Es war ein so grauenvolles Aufwachen... Im Moment ist sie wieder krank in meinen Träumen. Kann mir überhaupt jemand sagen, wie man einen Morgen, einen Tag überstehen soll, wenn man beim Aufwachen weiß, dass man sie niemals mehr wieder sieht??

Liebe Steffi, Du bist so verzweifelt. Gern würde ich Dir helfen, aber ich glaube, es kann hier wirklich nur die Zeit helfen. Und bitte scheue Dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt einige Organisationen und Therapeuten, die bei Trauerarbeit unterstützen und helfen. Ich habe im April einen Termin bei einer Therapeutin, und ich hoffe, dass ich gemeinsam mit ihr einen Weg finden werde, den Tod zu verarbeiten. Und ich kann mir vorstellen, wie schwer es ist, mit Deiner Mutter zu sprechen. Mach' Dir keine Vorwürfe deshalb, sie weiß ganz sicher, wie sehr Du unter dem Tod Deines Bruders leidest. Irgendwann schafft Ihr Beide es, darüber zu sprechen.

Auch Deine "Schein"-Welt ist ganz normal. Wie anders sollte man sonst den Schmerz ertragen können??
Ich hoffe, Du findest bald jemanden für Dich, der Dir zuhört, der Dir einen Weg zur Trauerarbeit zeigt.

Wir alle gemeinsam werden es schaffen.

Sonja
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  #17  
Alt 31.03.2004, 15:50
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Hallo Steffi,

ich wünsch` mir, dass Du Dich die letzten Tage nur deshalb nicht gemeldet hast, weil es Dir wenigstens ein bisschen besser geht. Bitte mach mal "Piep"! Ich glaube, einige Leute hier machen sich sorgen um Dich...
Die Idee von Sonja, dass Du Dir professionelle Hilfe suchen könntest, ist bestimmt nicht schlecht. Vielleicht gibt es auch eine Selbsthilfegruppe in Deiner Gegend? Und hast Du nicht noch einen anderen Bruder? Ich meine, Du hättest schon mal in einer anderen Rubrik und unter anderem Namen geschrieben, kann das sein?
Muss leider weiterarbeiten.

Lieb`s Grüßle

Joachim
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  #18  
Alt 31.03.2004, 17:39
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Hallo Steffi,wo bist Du???Gehst Du viel spazieren?Ich möchte Dich auf keinen Fall drängen,das Du denkst,hier etwas schreiben zu müßen,nur,wenn man einmal anfängt,dann fühle ich mit und möchte einfach wissen,wie es Dir geht.Wenn Du Lust und Kraft und Zeit hast,dann melde Dich mal wieder.In Gedanken bei Dir,Susanne
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  #19  
Alt 01.04.2004, 13:19
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Liebe Susanne, Hallo an alle anderen,

ich hab die letzten Tage keinen Mut gefunden zu schreiben. Heute kann der Sonnenschein mich hier aber auch etwas aufmuntern und in der letzten Nacht fand ich sogar etwas Schlaf. Morgen habe ich einen Tag Urlaub genommen. Ich brauche mal etwas Zeit für mich und will mit meinem Hund mal wieder eine große Runde in Potsdams Wäldern gehen.

Wenn ich so schreibe, kommen mir wieder die Tränen. Eine Bekannte hat gestern zur mir gesagt, ihr erster Gedanke, als sie meinen Bruder und mich das erste mal gesehen hat, war, dass wir ein Liebespaar sind, so wie wir mit einander gekuschelt haben. Sie sagte, dass sie gleich gespürt hat, was wir beide für eine innige Beziehung zu einander haben. Das fehlt mir so... auf seinem Schoß zu sitzen und ihn zu drücken.

Ich...ich bin immernoch ganz durcheinander. Als er starb hatte er solche Angst in seinen Augen, aber nachdem... sah er so entspannt aus. Ich hätte ihm doch so gerne geholfen! Jetzt kommt der Frühling, es wird warm, die Blumen fangen an zu blühen - er hätte das alles so gerne gesehen, er hätte so gerne die Wärme auf seinem Körper gespürt. Ich fühl mich wie der Sommer ohne Sonne...

Ich weiß einfach nicht, wie ich ihn loslassen soll.

Nächsten Mittwoch wollen wir den Grabstein aussuchen. Was heißt wollen? Ich will das eigentlich nicht.

Ach - es ist alles so leer ohne ihn!

Danke, liebe Susanne, dass Du da bist und natürlich auch danke an alle anderen. Ihr helft mir so sehr einen Schritt vor den anderen zu setzen.

Steffi
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  #20  
Alt 01.04.2004, 14:14
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Liebe Steffi,
vor anderthalb jahren verlor ich meinen Schwiegervater an Speiseröhrenkrebs, im Januar bekam mein Vater die Diagnose Lungenkrebs....er hält sich tapfer und verträgt seine Therapie gut.
Ich kann Dich gut verstehen....wieviel Leid und wieviel Verlust kann ein Mensch ertragen? Wann hört es endlich auf weh zu tun....versuche Dich damit zu trösten, daß es Deinem Bruder jetzt besser geht, daß er keine Schmerzen mehr ertragen muß. Ich glaube daran, daß die Menschen, die einem nahe stehen und früh sterben müssen die Schutzengel werden für uns.
Hinter mir steht mein Großvater und mein Verlobter, der vor zwölf Jahren bei einem Autobahnunfall ums Leben kam. Ich stelle mir vor, daß er sich darüber freut, daß ich ein glücklicher Mensch geworden bin, eine Familie habe und daß ich das Leben lebe, daß er sich für uns beide gewünscht und geplant hatte.
Es hat lange, lange gedauert bis ich diesen Glauben in meinem Herzen und in meinem Kopf durchsetzen konnte gegen die ewige Trauer, dieses schwarze Loch, aber es hat mir geholfen daran zu glauben, daß er nicht gewollt hat, daß ich unglücklich bin. Er ist glücklich und frei, wenn ich es bin. Es ist schon so lange her, aber es gibt immer noch Tage an denen ich an ihn denke, wie er wohl jetzt wäre, wenn wir geheiratet hätten und Kinder gehabt hätten....aber all das war uns leider nicht beschieden. Dafür ist jemand da, der mich beschützt, der da ist, wenn ich sterben sollte, dann werde ich abgeholt. Hört sich makaber an, aber ich glaube daran, daß man im Tod nicht allein ist, auch wenn für die Angehörigen so aussieht. Als mein Schwiegervater starb, mein Mann war bei ihm, ich habe ein paar Kilometer weiter bei Freunden übernachtet, weil wir unsere Tochter mit hatten, da bin ich nachts aus dem Schlaf hochgeschossen, weil ich fühlte, daß jemand in der Nähe war, den ich kannte und auch wieder nicht. Ich bin der festen Überzeugung, daß die Mutter meines Mannes da war, sie ist vor 20 Jahren an MS gestorben, und hat ihren Mann abgeholt. Ich habe mitten in der Nacht bei meinem Mann angerufen und nach seinem Vater gefragt.......er war gerade gestorben.
Ich will Dir damit sagen, daß Dein Bruder sicherlich nicht allein ist und solange Du unglücklich bist, ist er auch traurig. Ich weiss ec nicht, aber ich glaube fest daran, daß es mehr gibt zwischen Himmel und Erde, und mehr als wir verstehen.
Liebe Steffi, ich hoffe so, daß Du bald aus Deinem Loch rausfindest....versuch die große Leere ohne ihn auszufüllen mit deinem eigenem Leben, dann erfüllst du ihn auch. Lebe und lache, dann ist er frei und kann auch lachen.
Alles Liebe und alles Gute Mitshi
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  #21  
Alt 01.04.2004, 17:14
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Liebe Steffi,fühl Dich bitte nie gezwungen,etwas zu schreiben,aber vielleicht gehört dies zu einem neuen Alltag und wir gehören dazu und wollen eben alle wissen,(wie auch dein Bruder )wie es Dir geht.Du machst morgen einen Urlaubstag,fühl die beginnende Wärme wie eine Umarmung und ich denke ganz fest an Dich,wenn Du zur Sonne schaust.Morgen fahre ich mit meinem Mann und meiner Tochter für eine Woche nach Holland.Da wir wenig Zeit füreinander haben und dadurch auch einige Probleme entstanden sind ,hoffe ich,diese Woche wird für alle ein kleiner Neuanfang.Bitte wundere Dich deshalb auch nicht,wenn ich mich zu Ostern erst zurück melde.Ich bin sicher alle,die hier sind passen auf Dich auf,wenn auch keiner den anderen ersetzen kann.Seltsamerweise haben auch wir heute für meinen Schwiegervater den Grabstein ausgesucht.Das Grab haben seine Frau und Tochter mi Mann agberäumt.Für meinen Mann wäre es ein schlimmer Rüchschlag gewesen und ein neuer Abschied,er war so (auch aus beruflichen Gründen)nicht dabei.Ich drücke Dich ganz doll und schau bitte zum Stern,der am Abendhimmel blinkt,deine Susanne
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  #22  
Alt 07.04.2004, 10:49
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Jutta Jutta ist offline
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Liebe Steffi,

Ich habe schon seit ein paar Tagen nichts mehr von Dir gelesen. Wie geht es Dir?

liebe Grüße
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  #23  
Alt 14.04.2004, 16:56
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Hallo Steffi,wo bist Du nur geblieben,hier vermissen Dich doch schon einige Menschen.Bitte melde Dich,nur kurz,wieder.Danke,Susanne
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  #24  
Alt 14.04.2004, 20:31
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Hallo Steffi,

ich glaube, hier vermissen Dich wirklich einige.
Wenn Du inzwischen einen Weg gefunden hast, mit dem Verlust Deines liebsten Menschen umzugehen und Du Dich deshalb nicht mehr meldest, dann würde mich das ganz arg freuen. Wäre aber lieb, wenn Du Dich trotzdem mal kurz meldest.
Und wenn es Dir immer noch so schlecht geht, dann melde Dich auch. Hier findest immer offene Ohren und Herzen.

Liebe Grüße

Joachim
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  #25  
Alt 16.04.2004, 12:59
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Liebe Susanne, liebe Jutta, lieber Joachim und auch ein liebes Hallo an alle anderen!

Ich hätte nicht gedacht, dass ihr alle noch so an mich denkt. Die letzten Tage und Wochen waren sehr schlimm für mich.

Ich wünsche mir so sehr, dass ich ihn nur noch einmal sehen kann, will ihn nur noch einmal in den Arm nehmen und mit ihm reden oder ihn nur ansehen, bei ihm sein, ihn spüren. Von schönen Erinnerungen kann man doch nicht glücklich werden.

Heute ist ein warmer Tag, das Leben geht weiter, aber meine Welt ist stehengeblieben. Sie steht still, seit dem 13. Februar um 16.30 Uhr. Ich bin da, mache meine Arbeit, treffe ab und zu Freunde, doch ich bin nicht dieselbe. Keine Spur von dem lächelnden immer lebensfrohem optimistischen Sonnenschein.

Ich würd zu gerne zu seinem Grab und auch den Schwestern auf der Palliativstation würde ich so gerne danke sagen, dass sie so unbeschreiblich liebevoll und fürsorglich waren. Doch ich kann es nicht. Ich hab das Gefühl von Tag zu Tag immer weniger mit seinem Tod fertig zu werden.

Ralfi hat mir soviel Nähe, Wärme und Geborgenheit gegeben, ich kann das gar nicht beschreiben. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart so lebendig, sein Lachen war der Lohn für alles. Immer mehr lebe ich in meiner Scheinwelt, immer mehr verdränge ich die Gegenwart. Die Menschen um mich herum, sind erleichtert und froh, weil sie denken, ich fange an, mit Ralfis Tod leben zu lernen, aber das ist nur Fassade und ich kann einfach nicht darüber sprechen. Ich erzähle doch immer nur dasselbe...

...dass ich ihn so liebe...
...und das nicht ertragen kann...

Ich habe Ostern mit der Familie verbracht, es war eine verrückt ausgeglichene Stimmung... Aber war sie das wirklich? Ich habe ein Foto geschenkt bekommen, auf dem ich auf dem Schoss von meinem Bruder sitze und wir uns knuddeln. Ich kann das Gefühl an dem Abend als das Foto entstand noch so spüren. Er war so traurig an dem Abend, ich hab ihn festgehalten, hab ihm ins Ohr geflüstert, dass ich ihn lieb hab. Das war zu Weihnachten vor drei Jahren. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich uns vor mir sitzen, wie ich ihn festhalte. Nur noch einmal möchte ich ihn so drücken, wie an diesem Abend! Ein einziges Mal. Meine Sehnsucht ist so groß.

Ich bin auch wütend. Wütend auf Gott - sofern es ihn gibt. Warum nur hat er das getan? Warum will er so liebe Menschen so schnell bei sich haben? Warum ist er so egoistisch? Warum hat er mir meinen größten Schatz genommen? Warum durfte mein Bruder nicht viel länger glücklich sein? Warum tut er sowas?

Ich kann es immernoch nicht fassen. Es zerreißt mir das Herz, dass ich ihm nicht irgendwie helfen konnte.

Ich bin ein Mensch, der sich immer mit dem Gedanken über schlechte Zeiten hinweggeholfen hat, dass ich daran glaube, dass in jedem Menschen etwas Gutes steckt und dass jeder gute Mensch den Lohn für seine Großzügigkeit, Liebe und Güte erhält.

Aber das stimmt nicht und das macht mir große Angst! Ich dachte immer, es gibt eine gerechte Welt. Vielleicht habe ich zuviel geträumt und die Augen verschlossen.

Ich danke Euch allen so sehr, dass ihr da seit. Hier ist der einzige Ort, wo ich meine Gedanken rauslassen kann! Vielen Dank und ganz liebe Grüße an Alle!

Steffi
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  #26  
Alt 06.05.2004, 16:22
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Liebe Steffi,entschuldige mein nicht melden,nach demUrlaub und den Schulferien hatte ich eine eitrige Mandelentzündung und wenn man Tumor mäßig eh schon nicht richtig schlucken kann ,ist es lästig.Wo bist Du jetzt??Geht es dir ähnlich wie mir und das frühjahr ist noch schlimmer als sonst?Im Frühjahr bin ich trauriger als sonst,da viele ,liebe Mitmenschen das Erwachen der Natur nicht mehr miterleben können.Ich glaube,es geht dir auch so und manchmal kann man nochnicht einmal mehr schreiben und sich auseinandersetzen.Melde dich nur bitte kurz zum Hallo sagen,ich denke ganz fest an dich,Susanne
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  #27  
Alt 12.05.2004, 07:21
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Liebe Susanne,

es tut mir leid, zu hören, dass es Dir sehr schlecht ging. Wie war denn Euer Urlaub? Seit ihr Euch wieder ein bisschen näher gekommen und bist Du etwas zur Ruhe gekommen? Ich denk ganz fest an Dich! Du hast mir sehr geholfen und tust es immernoch, ich würde Dir davon gern etwas zurückgeben, doch ich weiß nicht recht, wie.

So wie es Dir geht wegen dem Frühjahr, fühle ich mich auch. Die Bäume blühen, der Winter ist vorbei, die Menschen haben wieder bessere Laune, aber ich bin irgendwie stehengeblieben.

Ich würde so gerne noch einmal mit ihm reden, ihn noch einmal ganz fest drücken... Nachts schlafe ich immernoch mit seiner Strickjacke im Arm ein, das gibt mir irgendwie etwas Halt. Am Muttertag ging es mir ganz besonders schlecht. Wir waren alle bei meiner Mam, aber Ralf ist nicht gekommen. Ich kann mich noch gut an letztes Jahr erinnern, da sah alles noch so aus, als wenn er es schafft. Die Prognosen sprachen zwar immer gegen ihn, aber er war so optimistisch, so voller Leben.

Ich hab das erste Mal dem Tod ins Gesicht gesehen und weiß Gott, ich wollte nie, dass es einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben ist, der geht. Ach ich kann es gar nicht richtig ausdrücken, unsere Gespräche fehlen mir so unendlich, die Nähe und Geborgenheit. Mir gehen so viele Dinge durch den Kopf. Wenn ich doch nur mehr hätte tun können für ihn, wenn ich ihm seine Schmerzen hätte nehmen können, wenn ich ihm doch nur Zeit hätte schenken können.

Vielleicht war es naiv von mir zu denken, ich würde ihn niemals verlieren. Wir wussten ja schon bei der Diagnose, dass er einen der agressivsten und seltensten Tumore hat. Man darf nie aufgeben.

Mein Leben verläuft wie hinter einem Schleier. Mal geht es mir recht gut und dann schlägt meine Stimmung von einer Sekunde auf die andere um.

Mir fangen langsam wieder an die Worte zu fehlen. Mein Hals ist dann wie zugeschnürt und ich kann nicht mehr richtig klar denken.

Ich bin in Gedanken ganz fest bei Dir Susanne - ich bin froh, dass es solche Menschen, wie Dich gibt, die einem das Gefühl geben, verstanden zu werden!

Liebe Grüße
Deine Steffi
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  #28  
Alt 12.05.2004, 08:40
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Hallo,Guten Morgen Steffi,es tut gut ,etwas von Dir zu lesen,danke,das Du doch wieder antwortest.Es war für dich wohl auch das erste Mal,das jemand ganz naher gestorben ist,oder?Mein Mann war im November 41 J.und hat nach neunj.Pflege seinen Vater verloren,heute noch spricht er nicht darüber.Es war der erste Todesfall in seiner näheren Umgebung und es war und ist ziemlich schlimm für ihn.Hier im Forum habe ich darüber öfter schon mit Trude gemailt,mein Mann zieht immer noch am liebsten Kleidung seines Vaters an und ich denke,dies ist sein Weg der Trauer.Ich glaube,keiner bereitet sich hier bei uns auf das sterben vor,wir alle wissen,das es irgendwann soweit ist,und wiederum verdrängen wir es ganz hinten.In anderen Kulturen wird viel offener damit umgegangen,so daß auch die Angehörigen sich anders aufgefangen fühlen,nur das nutzt uns jetzt auch wenig.Mir geht es wieder ganz normal gut.Der Urlaub war schön(windig),so allmählich kommt bei uns auch wieder eine angenehmere Stimmung auf.Auch ich als Tumor-Frau möchte mich ja auch "normal"auseinandersetzen und nicht als "krank"behandelt werden.Aber manchmal kommen eigene Gedanken und Ängste dann noch zu Meinungversch.dazu und schon knallt es.Aber mein Mann ist als solcher ein ganz lieber und ich würde ihn für nichts wieder hergeben wollen und seine Macken haben wir ja Gott sei Dank alle .So,jetzt fahre ich zur Behandlung(Kg undMassage),sei ganz dool gedrückt und fühl Dich bitte gut heute,Susanne
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  #29  
Alt 13.05.2004, 07:23
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Guten Morgen Susanne!

Schön, dass es bei Euch langsam wieder bergauf geht. Ich kann verstehen, dass es manchmal nicht einfach ist mit der Situation umzugehen. Mein Bruder wollte auch nie in Watte gepackt werden, sondern sich ganz normal verhalten dürfen. Er konnte nicht damit umgehen, wenn ihn irgendjemand übervorsichtig behandelt hat, denn natürlich hatte er selbst ja auch Tage, an dem er Angst hatte. Da brauchte er Menschen, die ihm Mut machen und ihn an etwas anderes denken lassen. Aber vielen fiel das schwer...

Auch wenn es manchmal bei Euch knallt, es ist so schön, dass ihr beide jemanden habt, an den Ihr Euch anlehnen könnst! Mein Bruder war für mich der einzige Mensch, zu dem ich so ein Vertrauensverhältnis habe, mir fehlt das alles so, ich komme mir so alleine vor.

Ja, Du hast Recht, es ist für mich das erste Mal, dass ich einen so nahe stehenden Menschen verloren hab. Ich kann Deinen Mann was die Trauer betrifft, sehr gut verstehen. Mir geht es ähnlich, ich spreche ja auch mit niemandem. Nicht dass ich nicht wöllte, aber ich kann einfach nicht, auch nicht, wenn meine Mam z. B. auf mich zugeht. Ich verkrieche mich regelrecht in seine Strickjacke. Das ist als liefe ich vor der Realität weg, obwohl ich ja genau weiß, dass er nicht zurückkommt. Seine Sachen um mich zu haben und unsere Lieblings-Musik zu hören, erhält mir ein Stück von ihm.

Bei uns gab es das Thema Tod nie, bei uns war immer alles harmonisch, alle haben gelacht und es gab sehr selten mal Streit. Und jetzt? ...geht der liebste Mensch, den ich habe. Ich möchte nicht sagen, dass es besser ein anderer gewesen wäre. Am liebsten hätte ich alle Menschen, die ich liebe für unbegrenzte Zeit neben mir. Ich glaube, ich kann ganz generell nicht mit dem Tod umgehen. Oder vielleicht schon, aber mein Bruder hat sich so gequält, das geht mir nicht aus dem Kopf. Ich kann das nicht vergessen, das sind Bilder, die sind so grausam und ich bekomme sie nicht aus dem Kopf. Es ist so schrecklich, was ich gesehen hab. Hätte er doch einfach ruhig einschlafen können. Man hört doch, dass viele, die sterben, ganz ruhig und friedlich einschlafen. Aber er hat sich so gequält, ich denke er wollte auch nicht gehen. Er hat uns zwar gefragt, ob wir ihn loslassen, aber er wollte nicht... Heute ist es drei Monate her um 16.30 Uhr. Kann das einfach nicht fassen, dass ein Mensch so leiden muss. Niemand soll auf diese Art und Weise aus dem Leben gehen! Ich wünsche mir, dass man friedlich, ruhig und auf eine schöne Zeit zurücksehend gehen darf, wenn man das Schicksal oder wie auch immer man es nennen will, wirklich nicht ändern kann.

Liebe Susanne, Deine Mails geben mir so viel Halt, das sollst Du wissen! Ich bin in Gedanken ganz nah bei Dir. Ich hoffe, zumindest die Massage hat Dir gestern etwas gut getan, hm!?

Liebe Grüße
Steffi
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  #30  
Alt 18.05.2004, 10:41
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Hallo Steffi,danke,für Deine lieben Worte,die tun mir echt gut.Du sollst wissen,ihr seit die einzigen,die sowohl im Hirntumor-Forum als auch hier soviel von mir erfahren.Wir wohnen auf dem Land und mit so einem Ding im Kopf wirst du immer beobachtet.Selbsthilfe ist zu weit weg,also so geben wir uns gegenseitig etwas wertvolles im Leben,nämlich echtes Verstehen und die Gewissheit doch nicht allein zu sein.Du hast doch schon den Weg hierher gefunden,meinst du nicht,das dein Bruder darüber im Himmel glücklich ist?Er sieht,das Du dich öffnest,soviel Du für im Moment als günstig empfindest.Das Du in der Realität nicht mit anderen über Deinen Bruder sprichst,zeigt ,wie tief der Schmerz in Dir sitzt und Du versuchst es so zu verdrängen.Vielleicht ist der Schmerz bei deiner Mutter anders,aber sie gibt dir den Wink,mit ihr zu reden.Laß es doch auf einen einzigen Versuch ankommen.Wenn es Dir nichtas gibt,brauchst Du ja nicht weiterreden.Denk daran,ich bin dann in Gedanken bei Dir,Susanne
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