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  #1  
Alt 13.01.2005, 15:09
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Beiträge: n/a
Standard ich könnte den ganzen Tag nur schlafen

Hallo,

mein Vater (75) ist über die Weihnachtsferien an Nierenkrebs gestorben.

Obwohl es hier und woanders viele tragischeren Schicksale als meines gibt, und ich andererseits dankbar bin, dass er so schnell erlöst wurde (er starb innerhalb eines Jahres nach Ausbruch der Krankeit und musste physisch so gut wie nicht leiden, war nur erschöpft) ist es trotzdem nicht ganz einfach.
Über die Ferien musste ich immer stark sein, trösten, helfen, organisieren (meine Mutter hat sonst keine Angehörigen und die Freunde musste ich teiweise auch noch trösten...).

Mein Problem: ich kann nicht heulen (das hat schon manche Freunde geschockt), auch nicht wirklich traurig sein, trotzdem bin ich deprimiert,ziehe mich gerade von aller Welt zurück, will niemanden sehen und könnte den ganzen Tag nur schlafen.

Kennt dies hier jemand und wie kommt man aus diesem Zustand wieder heraus?
(die Sorge um meine weitweg wohnende Mutter ohne Familie-aber sie will nicht umziehen- ist übrigens auch gross).

herzlich,

Pascale
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  #2  
Alt 13.01.2005, 15:34
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Beiträge: n/a
Standard ich könnte den ganzen Tag nur schlafen

lieber pascale

mein herzliches beileid erstmals. meine mutter ist auch in den ferien, bzw. genau an weihnachten für immer eingeschlafen.

das mit dem heulen, ist bei allen ganz individuell. und dafür darfst du dich auch nicht verurteilen oder dich hinterfragen, ob etwas nicht mit dir stimmt. du bist einzigartig und somit auch deine reaktionen und gefühle. lass dir von niemandem einreden oder vorhalten wie du zu funktionieren hast. jetzt brauchst du mal zeit für dich!

und das du jetzt total erschöpft bist, kenn ich... ich musste auch sehr vieles erledigen.. obwohl ich am liebsten gar nichts mehr wollte! es ist nicht einfach, wenn man die ganze last alleine tragen muss, aber manchmal kann man es sich einfach nicht aussuchen.

ich schicke dir viel kraft, du wirst dich sicher ganz langsam wieder einpendeln!

Zalika
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  #3  
Alt 13.01.2005, 15:37
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Beiträge: n/a
Standard ich könnte den ganzen Tag nur schlafen

Hallo Pascale,

mein aufrichtiges Beileid.

Ich kann Deine Gefühle gut verstehen, mein Papa (65) ist am 29.12. an BSDK verstorben. Ich war auch die ganze Zeit die Starke, habe alles versucht so gut es ging zu erledigen. Nun, da die "Aufgaben" alle erledigt sind, bin ich in einem Loch, aus dem ich auch nicht richtig rauskomme... ich habe zuviel Zeit auf einmal, Du verstehst sicher was ich meine. Ich bin auch nur noch müde und könnte schlafen.

Ich glaube, daß braucht einfach Zeit, ich habe mir vorgenommen ein wenig zu lesen (über das was nach dem Tod kommt), denn meine Mama möchte momentan auch lieber alleine sein.

Ich denke um da wieder rauszukommen braucht es einfach mehr oder weniger ZEIT. Wenn nicht werde ich mich mal an eine Trauergruppe o. ä. wenden. Vielleicht hat hier ja noch jemand einen Tipp.

LG GabyF
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  #4  
Alt 13.01.2005, 15:40
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Beiträge: n/a
Standard ich könnte den ganzen Tag nur schlafen

Hallo Pascale,

es tut mir leid dass Du Deinen Vater verloren hast. Das ist jetzt natürlich eine schwere Zeit für Dich. Mein Vater ist letztes Jahr im Juni gestorben. Ich kann mir vorstellen was Du jetzt durchmachen musst.

Was meinst Du damit: Du könntest nicht wirklich traurig sein? Meinst Du damit, Du verdrängst es, wärest aber gern traurig?.... Also, ich denke jeder reagiert auf so einen Verlust anders und findet andere Wege damit umzugehen. Niemand kann Dir vorschreiben WIE Du zu trauern hast. Es ist jedoch wichtig dass Du die Gefühle die Du IN DIR HAST zulassen kannst. Manchmal muss man das erst lernen, und manche Menschen können es schon.... aber die Trauer um ein Elterteil ist ein schmerzhaftes und komplexes Gefühl egal wie das Verhältnis zu Lebzeiten war. Es sind nun mal die Eltern.

Ich habe gelesen verdrängte Trauer könne sogar zu Depressionen führen bzw. (langfristig) krank machen. Ich denke aber bei Dir ist es das nicht, dafür ist die Zeit noch viel zu kurz denke ich. Es hört sich für mich nur so an (und das wäre ja auch nachvollziehbar) dass Du einfach erschöpft bist von der Zeit der Krankheit, der Sterbebegleitung, all dem was dann folgt wie Trauerfeier, die Sorge um die Mutter usw. Das sind ganz ungewohnte Belastungen und ich denke dass es normal ist dass Körper und Psyche sich erstmal zurückziehen und erholen wollen. Trotzdem denke ich es könnte Dir helfen wenn Du Dir erlaubst die Gefühle die da irgendwo in Dir sicher sind (auch die Traurigkeit) zuzulassen. Nicht damit andere die es evtl. erwarten könnten die Tränen sehen, nur für Dich allein.

In manchen Situation kann man nicht weinen, das kenne ich auch. Aber man sollte nicht "nicht weinen" weil man es verdrängt oder es sich nicht erlauben will.... es ist doch OK zu weinen (oder wütend zu sein, oder was auch immer). Wie gesagt niemand kann Dir vorschreiben WIE Du zu trauern hast - aber offenbar machst Du Dir ja Gedanken darüber warum es bei dir so ist wie es ist, und ich kann natürlich nur eine Vermutung anstellen, ganz ohne Dich und Dein Verhältnis zu deinem Vater und Eure ganze Geschichte zu kennen.... aber vielleicht kommst Du aus diesem Zustand heraus indem Du Deiner Traurigkeit ins Gesicht siehst?

Ich habe übrigends nach ca. 5 Monaten eine Depression entwickelt obwohl ich eigentlich mit allem drum und dran getrauert hatte, auch viel weinte usw., aber der Verlust meines Vaters hatte irgendwie mein ganzes Leben aus den Angeln gehoben. Wir waren uns in den letzten 20 Jahren nicht sonderlich nahe (war er nicht der Typ für) aber ich habe ihn furchtbar lieb und vermisse ihn sehr. Vermutlich war ich auch so untröstlich weil ich so viel versäumtes bereute, und noch bereue, ich weiss es nicht, ich will damit nur sagen diese Trauer (die erste wirklich grosse Trauer meines Lebens) hat mich völlig umgehauen und ich kann mir inzwischen vorstellen dass einem in einer solchen Zeit so ziemlich alles passieren kann was vorher man nie von sich selbst gedacht hätte. Trauer ist Schwerstarbeit. Mich hat es sehr verändert, es ist alles sehr belastend - so wie für Dich nun auch die zusätzliche Sorge um die Mutter. Vielleicht kannst Du Dir professionelle Hilfe holen, wenn Du das Gefühl hast es nicht allein zu schaffen?

Wünsche Dir alles Gute und viel Kraft.

Kerstin
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  #5  
Alt 13.01.2005, 15:42
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Standard ich könnte den ganzen Tag nur schlafen

Hallo Pascale, die Tränen werden kommen, glaube mir. Im Moment bist Du wahrscheinlich psychisch und physisch zu erschöpft. Du hast viel zu organisieren, keine richtige Zeit zum Trauern. Schade, daß Du Deine Mama nicht zum Umzug bewegen kannst, aber einen alten Baum verpflanzt man nicht so schnell. Mein geliebter Papsi ist am 29.07.04 gegangen und ich bin froh, daß die Familie noch enger zusammengerückt ist, wir wohnen alle dicht zusammen und so kann jeder meiner 4 Geschwister mal schnell bei Mama reinspringen, keine Frage, wir werden Papsi niemals ersetzen, das wollen wir auch nicht, aber allein das Gefühl nicht allein zu sein, reicht manchmal schon aus. Wir vermissen meinen Papsi so sehr, er war der Mittelpunkt unserer großen Familie und mehr als nur Vater. Jetzt rollen doch wieder die Tränen.
Dein "Problem" sich von aller Welt zurückzuziehen ist kein wirkliches Problem. Es ist eine ganz normale Reaktion. Man durchlebt viele Phasen der Trauer. Lebe die Trauer so, wie Du es meinst, laß Dich von niemandem in eine Schublade stecken.
Sie ganz lieb gedrückt von
Anna-Maria
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