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  #1  
Alt 29.07.2011, 09:45
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo Ihr Lieben,

gestern abend habe ich versucht, mit meinem Mann zu reden. Ich sagte ihm, dass mein Tag nicht gut war, weil ich wieder so deprimiert war und dauernd am Heulen.

Er hat mich nur erstaunt angesehen und gefragt, wieso denn.
Es ist schon so, wie ich gedacht habe. Da ich nach außen ja "normal" funktioniere, ist das für ihn nicht sichtbar, dass es mir so schlecht geht.

Das Gespräch war noch nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.
Muss ich noch mal anders versuchen.

Mir ist aber jetzt auch klar, warum viele Trauernde sich so alleine fühlen. Kurz nach dem Tod des lieben Menschen sind alle da und sprechen ihr Beileid aus. Aber danach können andere Menschen damit nicht mehr umgehen, wissen vielleicht auch gar nicht, was sie dazu dann noch sagen sollen.

Ich bin so froh, dass ich hier das Forum gefunden habe, wo immer Verständis und Mitgefühl gezeigt wird, wo ich einfach meine Gedanken und Gefühle aufschreiben kann.

Ab Montag muss ich wieder arbeiten. Lenkt hoffentlich tagsüber ein bißchen ab. Da meine Kollegen Bescheid wissen, wird auch keiner fragen, wie denn mein Urlaub war.

Ich könnte schon wieder irgend etwas tun, weiß nur nicht so recht, was.

Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #2  
Alt 29.07.2011, 15:02
Dreizahn Dreizahn ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo Carla44,

ich habe bis jetzt auch nur still mitgelesen, aber nun möchte ich mich doch kurz zu Wort melden.
Deine Geschichte hat mich sehr berührt und ich möchte Dir (wenn auch unbekannterweise) nachträglich mein Beileid aussprechen.

Zitat:
Zitat von carla44 Beitrag anzeigen
Mir ist aber jetzt auch klar, warum viele Trauernde sich so alleine fühlen. Kurz nach dem Tod des lieben Menschen sind alle da und sprechen ihr Beileid aus. Aber danach können andere Menschen damit nicht mehr umgehen, wissen vielleicht auch gar nicht, was sie dazu dann noch sagen sollen.
Das muss ich leider so bestätigen. Eine gute (mütterliche) Freundin von mir ist vor mittlerweile 10 Jahren relativ jung und ziemlich überraschend Witwe geworden.
Man konnte in der Folgezeit sehr gut beobachten, wie ihr Freundeskreis kleiner wurde und viele sich von ihr zurückgezogen haben. Darunter auch Leute, die ich ebenfalls kannte/kenne und denen ich das nie zugetraut hätte.

Zitat:
Zitat von carla44 Beitrag anzeigen
Ich muss über meine Gefühle reden können, sonst frißt mich das so von innen auf, versteht Ihr das?
Ja, das kenne ich. Ich fresse zwar viel in mich rein und mache viel mit mir selber aus, aber irgendwann kommt dann der Punkt, da kann ich (das) nicht mehr. Als ich eines Tages heulend in einer H&M-Umkleidekabine saß, kam dann so der Punkt, wo ich den psycholgischen Dienst der Uni in Anspruch genommen hab. Einmal. Dann gings wieder.

Gibt es in Deinem Wohnort oder in der Nähe vielleicht eine Selbsthilfegruppe für Trauernde? Oder ein Trauercafé?
Dort könntest Du Dich mit Menschen in der gleichen Situation austauschen und - so wie ich das männliche Geschlecht kenne - findest Du dort vermutlich sogar Frauen, deren Männer sich genau so verhalten wie der Deine.

Beste Grüße
Dreizahn
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  #3  
Alt 29.07.2011, 21:17
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo ihr Lieben,

es ist sehr wichtig zu hören, wie Ihr Euch fühlt, wenn andere Abstand nehmen. Ich glaube, dass der Grund für die Zurückhaltung der anderen zu 90% Unsicherheit und Angst ist.

Im letzten Herbst starb ein sehr lieber Bekannter von uns sehr plötzlich und unerwartet an Lungenkrebs. Alle, die ihn kannten, waren entsetzt und schnell entstand die Idee, wir sollten für seine Frau etwas zusammenlegen. Ich hatte da eine gute Idee für ein Geschenk und schwups war ich auch diejenige die das Geldeinsammeln, den Kauf und die Übergabe übernehmen sollte. Ich muss sagen, beim Geld einzahlen waren alle (insgesamt 12 Bekannte) sehr grosszügig und sehr schnell dabei. Man war mir auch unglaublich dankbar dafür, dass ich das alles übernahm. Als sich dann der Tag der Übernahme näherte, war mir auch mulmig dabei zumute, die Witwe zu besuchen. So gut kannte ich sie nun auch wieder nicht und man hat immer panische Angst davor, dass die Trauernde plötzlich in Tränen ausbricht oder gar zusammenbricht. Was macht man dann? Ich hatte jedoch keine Wahl und dachte mir nur: "Jetzt musst du mutig und stark sein. Da führt jetzt kein Weg mehr vorbei." und fuhr hin.

Ja, natürlich hatte ich mit ihr dann über ihren Mann gesprochen, darüber wie er so war (Charakter), wie die Krankheit verlief, seine letzten Tage im Krankenhaus, seine Wünsche bis hin zu seiner (damals noch geplanten) Beerdigung. Natürlich hat sie auch immer wieder bitterlich geweint, wenn sie sich beim erzählen wieder so stark an alles erinnerte. Genauso natürlich habe ich sie auch in den Arm genommen und versucht, Verständnis zu zeigen. Nach etwa einer Stunde fuhr ich dann wieder weg und sie weinte nicht mehr, sondern war sehr dankbar für den Besuch. - Hinterher fragten mich andere aus der Gruppe, die zusammengelegt hatte, wie das Gespräch den war und mehrere sagten "das hätte ich nie geschafft."

Man hat einfach sehr grosse Angst davor, dass der Trauernde plötzlich losweint. Wenn das passiert, glaubt man a) man hat jetzt gründlich was falsch gemacht und b) man hat die betroffene Person in eine sehr peinliche Situation versetzt, da die meisten eben nicht gerne vor anderen weinen. Ja, was gibt es da einfacheres als zu fliehen und sich fernzuhalten, und genau das tun eben die meisten.

Oft liest man auch in Todesanzeigen: "Von Beileidsbekundigungen am Grabe bitten wir Abstand zu nehmen". Das gibt einem als Aussenstehenden auch eine gute Entschuldigung sich wegzubleiben und zu warten "bis sich alles gelegt hat".

Deswegen finde ich es ganz toll, dass Ihr hier beschreibt, wie Ihr Euch nach dem Verlust wirklich fühlt. Mich jedenfalls bestärkt das sehr darin, in Zukunft deutlich mehr auf Trauernde zuzugehen und sie eben nicht allein zu lassen.

Ganz liebe Grüsse
Euer Alpenveilchen
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  #4  
Alt 29.07.2011, 21:41
Rheingoldcat Rheingoldcat ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo Ihr Lieben,

bei mir war es auch immer so, dass ich die Beileidsbekundungen am Grabe furchtbar finde. Das konnte ich noch nie, aber im Persönlichen Gespräch habe ich es auch früher immer so gehalten, das ich zugehört habe und wenn die Tränen kamen dann habe ich ohne viel Worte denjenigen in den Arm genommen.
Ich wünschte mir das auch, das ich mich fallen lassen kann und weinen wenn es mir danach ist.
Nur leider kann das Umfeld nicht damit umgehen. Ich habe schnell gemerkt, wo ich meine Gefühle zeigen kann und wo es besser ist meine Trauer und die Tränen nicht zu zeigen.
Es ist sehr schwer, im Alltag so zu funktionieren.
Ich bin nur sehr traurig, wenn sehr gute Freunde, wo man es nicht erwartet hat, sich zurück ziehen und mit mir nicht mehr umgehen können.
Das ist sehr sehr traurig.


Liebe Gruß
Sabine
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  #5  
Alt 29.07.2011, 22:46
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir bewußt, dass ich plötzlich auf der anderen Seite stehe. Irgendwie. Anders kann ich das nicht beschreiben.

Durch den so nah erlebten Tod eines lieben Menschen ist plötzlich nichts mehr, wie es mal war. Trauer war für mich vorher auch nur: Tränen, Schmerz und Abschied nehmen, aber immer mit dem Gedanken, das wird dann irgendwann wieder besser. Der Schmerz wird vergehen, Weinen kann man auch nicht ständig und nur die schönen Erinnerungen bleiben.

Als meine Großeltern gestorben sind, wohnten wir weit weg, haben nur die Beerdigungen erlebt. Als vor 1,5 Jahren die andere Oma meiner Jungs starb, war das schmerzlich, weil wir ein gutes Verhältnis hatten. Ich habe wochenlang oft abends geweint, es tat sehr weh. Aber es wurde dann wirklich irgendwann einfacher, damit umzugehen. Und, ja es war schwierig, den Opa anzurufen und zu fragen, wie es ihm geht. Ich dachte immer, das weiß ich sowieso, dass es ihm nicht gut geht.
Dass er vielleicht auch jemandem zum Reden brauchte, darüber habe ich gar nicht so nachgedacht. Wußte eben auch nicht, was ich ihm sagen sollte.

Heute, mit meiner eigenen Erfahrung und diesen ganzen verworrenen Gefühlen, bin ich froh, mit jemandem reden zu können. Vielleicht muss man das (leider) selber erleben, um dann auch Andere besser zu verstehen und das eigene Verhalten zu ändern.

Ich möchte gerne für mich begreifen, was das alles mit mir macht, dieser ganze Weg der Sterbebegleitung, die Trauer, dieses Chaos der Gefühle.

Schön, dass es Euch hier gibt und ich meine Gedanken so aufschreiben kann.
Liebe Grüße
Carla
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  #6  
Alt 30.07.2011, 07:44
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Billchen Billchen ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

he Carla......
ja dein letzter Satz drückt es richtig aus..man muß das erst mal selbst erlebt haben....wir haben 2007 meinen Papa verloren und daher weiß ich wie du dich fühlst....am Tag der Beerdigung wäre ich am liebsten zu Hause geblieben und amGrab hab ich gedacht ich bin in einem Film und spiele einfach nur eine Rolle...Aber nein,,,so ist es ja garnicht man durchlebt seinen schlimmsten Alptraum...das Schreckgespenst des Lebens....man will weglaufe..davonrennen nichts von all dem wissen und ist doch wie gebannt.....'Auf den Freidhof gehe ich sehr selten...denn da liegt zwar mein Vater in der Erde aber da ist er nicht....es hört sich vielleicht blöd an was ich grade zusammenfasele aber so hab ich mich damals gefühlt und ich vermute dir geht es ähnlich..
Ich habe damals an seinem Sterbebett gedacht....hoffentlich ist bald alles vorbei ich kann es nicht mehr mit an sehen ..aber als er dann tod war wollte ich das auch nicht...
So sind wir Menschen nun mal gestrickt
Ich schick dir einen dicken Knuddeler und viel Kraft für deine Trauer zu durchleben
__________________
Ganz liebe Grüße
Billchen
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  #7  
Alt 30.07.2011, 09:58
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo Billchen,

das mit dem Grab kann ich gut verstehen. Ich verbinde mit der Grabstelle auch nichts. Da steht halt die Urne mit der Asche meines Vaters in dieser Stehle. Und davor eine Steintafel mit seinem Namen drauf, aber das hat für mich nichts mit ihm oder seinem Leben zu tun.

Von selber werde ich da bestimmt nicht wieder hinfahren. Für mich hat dieser Ort nichts mit meinem Vater zu tun.
Dafür werde ich aber irgendwann, wenn ich die Kraft dafür habe, mal in das Heim fahren, wo mein Vater seine letzten 3 Wochen gelebt hat. Die Heimleiterin hat mir in sehr langen guten Gesprächen sehr geholfen.
Nur sein Zimmer kann ich nicht wieder betreten, da wohnt jetzt ja schon jemand anderes und das wäre für mich nicht zu ertragen.

Du sagtest, dass das Sterben Deines Vaters der schlimmste Alptraum war. Für mich hat das noch eine andere Seite. Ich hoffe, ich kann hier die richtigen Worte dafür finden.
Ich hatte ja das Glück, dass mein Vati ganz ruhig und friedlich gegangen ist, es war kein lauter Schmerz-erfüllter Kampf, sondern wirklich ein Einschlafen.
Die Ruhe und der Frieden haben mich tief erfüllt, bei all dem seelischen Schmerz, ihn gehen lassen zu müssen.

Vorher war Sterben ein absolut unfassbares, unerträgliches Ereignis für mich, das mir sehr große Angst gemacht hat.
Heute habe ich es mit erlebt und hatte die Kraft, meinen Vati zu begleiten, weil es für ihn so wichtig war, mich an seiner Seite zu haben.

Es tut sehr sehr weh, aber es ist auch eine Erfahrung, die sehr wichtig für mich ist. Vielleicht habe ich jetzt begriffen, was immer so gesagt wird: der Tod gehört zum Leben dazu.

Ich bin sehr dankbar dafür, diese letzten Tage und Stunden mit meinem Vati gehabt zu haben und dankbar dafür, dass er so friedlich erlöst wurde.

Carla
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  #8  
Alt 29.07.2011, 11:55
success success ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo Carla,

ja mir geht es nicht anders. Mein Freund unterstützt mich zwar, wo er nur kann, aber mittlerweile ist für ihn einfach wieder Alltag.

Die Beileidsbekundungen gingen mir von vornherein auf den Senkel. Hier im Forum komischerweise nicht. Aber so von Angesicht zu Angesicht, per SMS von Bekannten oder per Telefon. Das hat mich so genervt. Vor allem war es eben auch meist nur dieses Höflichkeitsgetue, denke ich. Ich konnte damit nichts anfangen. Es half nichts.

Und nun steht man da, muss einen Haufen Dinge regeln, Erbe usw. und hat nicht mal richtig Zeit zum Trauern. Und alle um einen rum erwarten, dass man einfach wieder normal funktioniert.

Ich fühle mit Dir.
__________________
Mein geliebter Papa 11.05.1955-11.07.2011
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  #9  
Alt 29.07.2011, 13:03
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Liebe Carla,

es tut mir sehr leid, das das Gespräch mit deinen Mann nicht so gut gelaufen ist. Ich nehm dich einfach in den Arm

Ja ich kenn das, hier kann ich alles aufschreiben, was in mir vorgeht und ihr hört zu und schreibt mir dann. Das was ich hier aufschreibe, erzähl ich sonst niemanden, nichtmal meinem Liebsten. Ich kann einfach nicht. Und somit lebt jeder sein Leben und für alle anderen dreht sich die Welt ganz normal weiter.

Ich hoffe für dich, das dir das Arbeiten gut tut und dich ablenkt.

Ganz liebe Grüße
Jäcky
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  #10  
Alt 29.07.2011, 14:19
Sammarly Sammarly ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Hallo liebe Carla,

ja, die Außenwelt die denkt wohl, dass wir spätestens nach der Beerdigung wieder die "alten" zu sein haben, für sie dreht sich die Welt weiter, ist nichts einschneidendes in deren Leben passiert.....
Ich hab da jetzt auch mal dran gedacht, ob außer meiner Familie, meinem Papa und meiner Schwester noch irgendjemand an meine Mama denkt. Sie hat noch 3 Schwestern, ich frag mich, ob da noch jemand an sie denkt, oder alle zur Tagesordnung übergegangen sind. Bei ihrer jüngsten Schwester bin ich mir sicher, dass sie sie nicht vergißt, bei den anderen beiden nicht. Ich hab das Gefühl, ich bin die Einzige (aber das stimmt nicht, denn meinem Papa und meiner Schwester geht es genauso schlecht) die noch immer jeden Tag an sie denkt. Wie ist das mit ihren Freunden, ehemaligen Arbeitskollegen, denkt da noch jemand an sie....

Für meinen Mann ist das auch nicht mehr so präsent, obwohl er meine Mama sehr mochte und wenn ich traurig bin oder (für ihn) aus heiterem Himmel losweinen muss, dann versucht er, mich zu trösten. Wir reden auch über sie, aber nicht immer. Ich hab das Gefühl, seid ich dieses Forum gefunden habe, fließt das alles nur so aus mir raus. Zuhause funktioniert man ja und auf Arbeit sowieso.

Es fragt keiner mehr, wie es mir jetzt geht, wie es mir ohne sie geht. Ich hab das Gefühl, sie wird totgeschwiegen, versteht ihr das? Als hätte es sie nicht gegeben, ach man, das liest sich alles wirr....
Nach 19 Wochen muss es ja mal wieder gut sein, ist es aber nicht und so bleibt mir einfach nur das Schreiben hier.

Besonders traurig finde ich, dass eine Verwandte, die 2 Häuser weiter wohnt und meine Mama auch gut kannte, mir bis heute nicht ihr Beileid ausgesprochen hat. Selbst wenn man dies nicht persönlich tun kann oder möchte, ein Anruf, und wenn man nur sagt, ich hab gehört, was passiert ist, es tut mir leid, dass kann man doch machen, oder? Ich bin da sowas von enttäuscht, ich weiß nicht, ob das jemand verstehen kann. Als ob sowas eine Bagatelle ist, über die nicht gesprochen werden muss. Tagesordnung, eben...

Liebe Grüße an euch alle
Heike
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  #11  
Alt 29.07.2011, 14:41
carla44 carla44 ist offline
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Ich kann Euch da nur zustimmen. Die anderen denken, dass wir schon wieder normal funktionieren.
Da wäre die schwarze Kleidung vielleicht doch ein gut sichtbares Zeichen nach außen. Kann ich mir zumindest vorstellen, dass es dann mehr auffällt, dass man noch so tief traurig ist.

Mir hat nur ein einziger Bekannter jetzt mal gesagt, dass er weiter fragen wird, wie es mir geht. Und dass es mindestens ein Jahr dauern wird, bis man so halbwegs damit klar kommt. So war seine Erfahrung als er seinen Opa verloren hat, bei dem er aufgewachsen war.

Alle anderen reden einfach nicht drüber oder fragen erst gar nicht, wie es mir jetzt geht. Wahrscheinlich könnten sie mit ehrlichen Antworten auch nicht umgehen. Ich bin selber auch hilflos, wenn ich jemand anderen sehe, dem es nicht gut geht.
Gut Freunde kann ich ja in den Arm nehmen. Aber ansonsten? Viele Worte wirken da so leer und wie FLoskeln.

Ich bin am Überlegen, ob es gut ist, es selber anzusprechen, wenn es von der Situation her paßt. Vielleicht sind die Anderen uns gegenüber einfach nur hilflos, wissen einfach nicht, was sie sagen sollen.

Sind nur so Gedanken, die mir gerade durch den Kopf gehen. Ich muss über meine Gefühle reden können, sonst frißt mich das so von innen auf, versteht Ihr das?

Carla
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  #12  
Alt 29.07.2011, 14:54
Sammarly Sammarly ist offline
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Standard AW: Uns blieben ganze 17 Tage

Ja Carla,

ich versteh das, es frißt einen auf! Und man hat das Gefühl, man erstickt daran, weil es ja raus will, man es mitteilen muss. Der Spruch "geteilte Leid, ist halbes Leid", der stimmt. Mir hilft es, wenn ich mit meiner Schwester telefoniere, irgendwann landen wir immer bei Mama und dann öffnen sich alle Schleusen. Das tut dann so gut, zu wissen, da ist noch jemand, der genauso empfindet, genauso hilflos ist, sie genauso sehr zurück wünscht.

Stell dir vor, wir würden schwarz tragen, der Bogen um uns herum würde noch größer werden, glaub ich jedenfalls.

Ich muss aber ehrlicherweise auch sagen, dass ich, bevor das mit meiner Mama passiert ist, auch eher auf Distanz gegangen bin, wenn jemand einen nahen Angehörigen verloren hat. Ich hatte Angst, die Wunde wieder aufzureissen. Jetzt seh ich das mit anderen Augen, ich bin durch diese ganzen schrecklichen Ereignisse gereift, so blöd das vielleicht klingen mag. Ich kann auf andere Menschen zugehen, die in ähnlichen Situationen stecken und nachfragen, sie sind dankbar, wenn jemand da ist, der zuhört und einfach nur versteht.....

Ganz liebe Grüße von Heike
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