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  #1  
Alt 22.12.2017, 09:44
Vronella Vronella ist offline
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Registriert seit: 22.12.2017
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Standard Pläne machen - geht das?

Hej!
Ich darf mich ganz kurz vorstellen: bin 50 Jahre alt und wurde im September mit Eierstock Karzinom Figo 3 diagnostiziert. Total OP super verlaufen, hab mittlerweile die 4.von 6 Chemos hinter mir - auch hier alles prima. Bis auf den Haarausfall und ein paar Kilo weniger geht es mir wirklich gut.Blutwerte auch sehr gut.
Generell war/ich immer ein sehr bewusster Mensch (seit 30 Vegetarierin, mache viel Sport, kein Rauchen, mässig Alkohol) und habe eine sehr positive Lebenseinstellung.
Auch mit der Diagnose kam/komme ich nach dem ersten Schock, der gewaltig war, gut zurecht.
Was mich aber jetzt etwas verunsichert: ich mache keine Zukunftspläne mehr. Also ich lebe froh so dahin, aber bei so größeren Dingen tu ich mir sehr schwer, da aktiv zu planen. Irgendwie hab ich immer im Hinterkopf, dass mit mir eh nicht mehr so richtig zu rechnen ist, denn wer weiß - geht das gut aus, oder kommen wieder Krankenhausaufenthalte?
Konkret: meine kids sind fast erwachsen und mein Mann und ich wollten uns ein Ferienhaus in Schweden kaufen. Nur was kleines, einfaches - irgendwo in der Natur. Dafür haben wir auch gespart. Nun ist es aber so, dass ich mich gar nicht dazu bringen kann, ernsthaft über dieses Projekt weiter nachzudenken. Mein Mann wäre alleine damit aufschmissen, er ist nicht so der große Organisator und ich denk mir halt immer: was ist wenn ich wieder ausfalle, was soll er dann damit - das wäre doch nur eine zusätzliche Belastung für ihn.
Wie geht es euch damit, Pläne langfristiger Art zu machen und wie geht ihr mit dem Hintergedanken um, dass ja vielleicht ein Rezidiv kommt und alles von vorne losgeht und man dadurch ja wieder ne Zeitlang ausfällt.
Wäre wirklich froh, mal eure Meinungen dazu zu hören.
Vronella
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  #2  
Alt 22.12.2017, 10:02
Pet 1968 Pet 1968 ist offline
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Standard AW: Pläne machen - geht das?

Hallo Vronella!
Ich war am Anfang auch so, nach dem Motto bin ja eh bald tot. Das war vor 2 Jahren, und ich bin noch hier
Nun denke ich anders, weil jeder von uns auch ohne Krebs kann morgen tot sein, keiner weiss das. Also versuche ich so normal wie moeglich zu leben, nur das ich aben jetzt viele einfache Dinge sehr viel mehr geniesse. Falls Du aus Deinem Loch nicht rauskommst versuch doch mal ne Psycho oncologin oder so.
Liebe Gruesse Petra
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  #3  
Alt 22.12.2017, 12:08
Safra Safra ist offline
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Standard AW: Pläne machen - geht das?

Hallo Vronella,

Deine Diagnose ist noch nicht so lange her, insofern ist das alles verständlich, ging sicher den meisten so. Und dann noch diese trübselige Jahreszeit...

Also lass mal noch paar Wochen ins Land gehen, gehe viel raus, falls es wettertechnisch passt. Was diesen Punkt anbelangt:

Zitat:
Mein Mann wäre alleine damit aufschmissen, er ist nicht so der große Organisator und ich denk mir halt immer: was ist wenn ich wieder ausfalle, was soll er dann damit - das wäre doch nur eine zusätzliche Belastung für ihn.
..wäre nicht die Bremse, denke ich. Denn

- Pläne zu machen spornt einen an und hilft, Ziele zu erreichen - s. Papstanwärter
- ein Haus lässt sich ggf. auch wieder verkaufen, oder die Verwandtschaft hat Interesse
- ich kenne Männer, die nach dem Verschwinden ihrer Frau (wie auch immer) doch plötzlich organisieren konnten. Weil sie niemanden mehr hatten, der es ihnen abnahm. (Umgekehrt genauso)

Also: kommt erst einmal gut ins Neue Jahr, schaut, was die nächsten Untersuchungen bringen, und dann macht wieder Pläne!

Mir geht es auch so, obwohl nun schon lange her, dass ich bei jeder langfristigen Reiseplanung paar Bedenken habe. Aber bisher hat alles geklappt.

Liebe Grüße! Safra
__________________
"Die Hoffnung ist der Regenbogen über den herabstürzenden Bach des Lebens."
Friedrich Wilhelm Nietzsche
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  #4  
Alt 25.12.2017, 20:51
Letti Letti ist offline
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Standard AW: Pläne machen - geht das?

Pläne kann man sicher kaum noch machen. Wir wissen nicht wie viel Zeit uns mit unseren Liebsten noch bleibt. Wir hatten den Plan endlich zusammen zu ziehen und das Leben gemeinsam zu meistern. Das bedeutet aber für mich auch 400 km weg von meiner Familie zu ziehen.
Ich weiß nicht wie lange meinem Freund noch bleibt. Wochen, Monate, ein paar Jahre? Bauchspeicheldrüsenkrebs hat keine gute Prognose. Wenn ich jetzt hinziehe und er irgendwann stirbt was dann? Dann stehe ich irgendwann in der Ferne wieder alleine da. Also sind die Pläne jetzt erst einmal über Bord geworfen.
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  #5  
Alt 31.12.2017, 00:04
Zimtschnecki Zimtschnecki ist offline
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Registriert seit: 22.11.2017
Beiträge: 3
Standard AW: Pläne machen - geht das?

Huhu an alle!

Finde ich ein schwieriges Thema, das mich auch umtreibt...
Bei mir ist die Diagnose Darmkrebs genau ein Jahr her, 2017 habe ich mit Ops und Chemo rumgebracht. Die ersten Nachsorgeuntersuchungen im Herbst sahen gut aus, alles prima eigentlich. Bevor die Diagnose zugeschlagen hat, waren wir gerade mit der Planung eines zweiten Kindes befasst, das erste ist jetzt 4. Es ist also gerade so alt, dass mein Mann alleine mit ihm den Alltag wuppen könnte, sei es wegen einer weiteren Behandlung oder wegen meines Versterbens (ja, auch darüber denke ich nach, dass es jetzt gut aussieht, heißt für in einem Jahr nicht unbedingt etwas). Mit fast 40 bleiben wenige Jahre, für eine endgültige Entscheidung. Mit allem rechnen und lieber kein weiteres Kind? Oder "auf Risiko" spielen und das Leben trotzig weiterleben? Noch bin ich ratlos.. Ein oder zwei Jahre wollen wir ohnehin warten, bis dahin hat uns die Entscheidung hoffentlich gefunden.
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  #6  
Alt 01.01.2018, 14:39
vintage vintage ist offline
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Beiträge: 745
Standard AW: Pläne machen - geht das?

liebe vronella,

ich bin "angehörige" und kann aus meiner perspektive sagen,
dass der krebstod meines mannes mit 49 jahren mich tief erschüttert hat.
dieses jahr ist meine "schwägerin" mit 44 jahren nach knapp einem jahr krebs verstorben.
ich finde das/die leben seitdem sehr "fragil" und denke auch immer das "ende" mit.
dazu gehört, dass ich mich seitdem von vielem überflüssigem trenne, was nicht ballast sein soll für mich
und später meine erwachs. töchter, wenn ich mal sterbe.
dennoch habe ich auch hund und kleine mini-firma,
aber ich wäge bei allem ab. oder möchte, dass das dann gut "abgewickelt" wird.

vielleicht fällt es dir leichter, dich auf ein haus in schweden zu freuen,
wenn ihr auch über deine befürchtungen sprecht und plan b vereinbart, falls einem von euch etwas zustösst.
pläne geben ja auch wieder kraft und motivation.
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #7  
Alt 08.01.2018, 12:21
NicoleZ NicoleZ ist offline
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Beiträge: 426
Standard AW: Pläne machen - geht das?

Moin,
meine Diagnose ist jetzt schon 7,5 Jahre her, und langsam bin ich auch vom Kopf her wieder normal. Hat halt gedauert. Wohingegen mein bester Freund 7 Jahre lang hart gekämpft hat und sich selbst mit vielen Plänen und Ideen motiviert hat, weiterzumachen. Er ist im Oktober gestorben, und hat sich bis zur letzten Minute geweigert, diese Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen. War sehr bewundernswert, aber hat seine Familie mit einigen Fragezeichen bezüglich der Beerdigung hinterlassen.

Ich meine, sehen wir es doch mal so: wenn man mit "lange schwere Krankheit" zu tun hat, kommt das Ende ja meist nicht plötzlich und unerwartet sondern kündigt sich eine Zeit vorher an. Ich meine, macht Pläne, lebt das Leben, und falls es doch zu Ende gehen sollte, reicht doch eine Woche völlig aus, um den Hinterbliebenen einen Zettel zu schreiben, an wen sie sich in welcher Angelegenheit wenden müssen, wenn man mal nicht mehr ist. Zum Beispiel "Die schwedische Maklerfirma soundso, Tel. soundso, kann dir bestimmt helfen, falls du das Ferienhaus mal loswerden möchtest."

LG Nicole
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  #8  
Alt 22.01.2018, 12:16
monika.f monika.f ist offline
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Ort: Mannheim und Königswinter
Beiträge: 226
Standard AW: Pläne machen - geht das?

Guten Morgen in die Runde,

das ist auch für mich ein schwieriges Thema. Wir hatten immer geplant, wenn mein Mann in Rente ist, in das Haus meiner verstorbenen Eltern zu ziehen, wo ich die obere kleine Wohnung nach deren Tod für mich behalten habe und die untere größere Wohnung vermietet hatte. Nun hat letzten Sommer die Mieterin gekündigt, und wir haben beschlossen, von da an die obere Wohnung zu vermieten und die untere schon mal für uns herzurichten.

Also Umzug von oben nach unten und dazwischen meine Diagnose Speiseröhrenkrebs. Glücklicherweise wollte der gefundene Mieter für oben selber renovieren, dafür läuft der Mietvertrag erst ab 01.03.18.

Aber mir sind auch gleich Zweifel gekommen, 'lohnt' sich das alles überhaupt? Was ist in 3 Jahren, wenn wir hinziehen wollen? 'Lohnt' es sich, in Renovierungen Zeit und Geld zu stecken, wenn wir sowieso dort nie dauerhaft wohnen werden? Immer dieses 'lohnt' es sich noch.

Radiochemotherapie habe ich inzwischen hinter mir und gut überstanden, Voruntersuchungen für eine OP waren letzte Woche, jetzt warte ich auf einen OP-Termin. Einen geplanten Skiurlaub muss ich absagen.

Aber ansonsten habe ich beschlossen, weiter die Pläne zu verfolgen, die wir hatten. Was würde es für einen Sinn machen, jetzt schon damit abzuschließen und zu sagen, es 'lohnt' sich sowieso nicht mehr ... Ich würde damit auch meinen Mann vor den Kopf stoßen, dessen Lebensplanung durch meine Erkrankung mit durcheinandergeraten ist.

Ich versuche mir immer zu sagen, (was ich nach einigen Schicksalsschlägen schon lange für mich formuliert hatte), man kann sich immer etwas vornehmen, weiß aber nie, ob sich die Pläne so realisieren lassen, wie man gedacht hat. Und das nicht nur wegen Krankheit, das Leben an sich ist nicht planbar.

Also warum sich nicht auf das Ferienhäuschen freuen? In meinem Fall, warum nicht eine neue Dusche einbauen, ein neues Bett kaufen?

Es ist mir schwer ums Herz, wenn ich das schreibe. Ich habe keine Wahl, was die Krankheit und Behandlung angeht. Ansonsten habe ich aber die Wahl, ob ich mich nur damit beschäftigen möchte oder mir Gedanken um eine (schöne) Zukunft mache und dazu gehörige Projekte angehe.

Liebe Grüße,

Monika
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