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  #1  
Alt 26.08.2008, 22:08
Kathrin23705 Kathrin23705 ist offline
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Standard Ich musste meine Schwester gehen lassen

nach einigem lesen hier habe ich mich nun entschlossen, auch meine erfahrungen hier niederzuschreiben.

meine zwillingsschwester starb am 05.04.2007 im alter von nur 34 jahren. sie hatte bsdk - bauchspeicheldrüsenkrebs.

Ich hatte die Ehre und durfte sie bis zu ihrem allerletzten schritt begleiten. in der damaligen zeit habe ich mich sehr oft gefragt, ob ich das alles schaffen kann. und durch dieses und noch ein anderes forum habe ich sehr viel mentale unterstützung erfahren.

meine schwester hatte ihre diagnose -inoffiziell- am 24.12.2006 erhalten. die offizielle wurde ihr dann am 2.1.2007 bestätigt. gleich an weihnachten sagte sie mir, dass sie krebs habe. sie wusste aber noch nicht, welchen. sie hatte es nur durch zufall erfahren.

alles in allem hatten wir ein inniges verhältnis. und sie sprach im kh auch mit einer seelsorgerin, weil sie nicht wusste, wie sie mir helfen kann, mit dieser diagnose umzugehen. sie hatte angst, dass ich daran kaputtgehe. und in gewisser weise bin ich auch daran kaputtgegangen.

ursprünglich wollte sie mich an ihrem sterbebett als letzten haben - einfach, um mich zu schützen, da ich ein wirklich sehr emotionaler mensch bin. aber es lief darauf hinaus, dass ich die einzige person war, die sie bis zum schluss um sich haben wollte. sie wollte weder unsere mutter bei sich haben (sie leidet noch heute darunter), noch meine kinder, die sie als zweite mama ansahen. sie selbst konnte leider keine kinder bekommen.

ihre letzten 4 wochen verbrachte sie in einem hospiz. und ich muss sagen, es war die wirklich beste entscheidung, die sie hätte treffen können. ich konnte jederzeit zu ihr, wenn sie nach mir rief. und als sie ins hospiz "einzog", da fühlte sie sich gleich wie zu hause. ich selbst fuht täglich zwei- bis dreimal die 20 km hin und wieder zurück. meine familie musste in dieser zeit wirklich sehr zurückstecken. meine schwester hatte einfach priorität.

was ich sagen will: ich bin noch heute - fast 17 monate nach ihrem tod - ihr zutiefst dankbar für die erfahrungen, die ich machen durfte. auch sie war bei mir der erste mensch, den ich begleitet habe und auch der erste mensch, den ich tot gesehen hatte. ich hatte und durfte sogar noch beim waschen helfen, was mir sehr viel bedeutet hat.

dass ich dabei war, wie sie gestorben ist - davon zehre ich noch heute. denn ich bin mir sicher, dass sie friedlich eingeschlafen ist. ich konnte zusehen, wie ihre organe im wahrsten sinne des wortes langsam "heruntergefahren" sind. ich durfte ihr noch wasser geben, sie streicheln, leise mit ihr reden. und ich bin mir sicher, das sie weiß, dass ich da war, sie nicht im stich gelassen habe.

aber selbst jetzt, wo ich dies hier schreibe, habe ich noch tränen in den augen. seit dem tod meiner schwester ist bei mir nichts mehr wie es war. zehn monate nach ihrem tod ist auch noch einer meiner brüder gestorben. er war dialysepatient, medikamenten- und alkoholabhängig. sicher, wir wussten, er würde nicht ewig so weiterleben können. aber als er dann auf der its im kh lag, da hab ich bitterlich geweint. es sind doch beides geschwister von mir, die gehen mussten!!!!!!

auch die mutter meiner besten freundin habe ich nach dem tod meiner schwester begleitet. sie hatte leberkrebs, welcher auch erst sehr spät erkannt wurde.

auch familiär lief seit dem tod meiner schwester sehr vieles schief. meine schwiegereltern hassen mich mittlerweile und schikanieren mich, wo es nur geht! aber mein mann steht gottseidank zu mir!

und so frage ich mich immer wieder: warum nur ist das leben so ungerecht????

es heisst ja immer, dass du eine aufgabe gestellt bekommst, die du bewältigen sollst, um auf eine nächste vorbereitet zu sein. nur frage ich mich: was hat gott noch vor mit mir, dass ich immer aufgaben bekomme, die ich kaum in der lage bin zu lösen???? ich weiß es einfach nicht.

sorry, dass es so lang geworden ist. aber es war mir einfach mal ein bedürfnis, darüber zu schreiben. auch, wenn es schon relativ lange her ist.

kann man überhaupt mit dem tode geliebter menschen irgendwann umgehen???

lg kathrin
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  #2  
Alt 26.08.2008, 22:20
Benutzerbild von oma2
oma2 oma2 ist offline
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Standard AW: Ich musste meine Schwester gehen lassen

Hallo Kathrin,

deine Zeilen haben mich sehr betroffen gemacht.

Es tut mir leid, dass du deine Schwester und deinen Bruder verloren hast. Ich weine um meine Mutter die am 19. Mai verstorben ist :-(

Tja, die Frage wie viele Aufgaben ich noch gestellt bekomme frage ich mich auch immer wieder.
Warum trifft es manche immer so Knüppeldick ?

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute !

Oma2
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  #3  
Alt 26.08.2008, 22:42
Benutzerbild von Schokolinse
Schokolinse Schokolinse ist offline
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Standard AW: Ich musste meine Schwester gehen lassen

KATHRIN - meine liebe Kathrin hat es endlich ins Angehörigenforum geschafft

Ich danke Gott, dass er meine Gebete erhört hat.....weißt Du, welcher Spruch mich (UNS, natürlich) seit Montag begleitet? Er steht auf einem riesigen Bild im Zimmer meiner Mama, die seit heute ihren zweiten Block bekommt :

Manchmal denkt man,
Gott müsste einem in all
den Widerständen des Lebens
ein sichtbares Zeichen geben,
das einem hilft.
Aber eben dies ist sein Zeichen :
dass er einen durchhalten,
es wagen und dulden läßt.

Du bist stark Kathrin, und genau das ist es was Dich Eure Geschichte hat niederschreiben lassen.

Freue mich für Dich

Liebe Grüsse,

Maya
__________________
Was keiner wagt, das sollt ihr wagen/ was keiner sagt, das sagt heraus/ was keiner denkt, das wagt zu denken/ was keiner anfängt, das führt aus.//

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr es sagen/ wenn keiner nein sagt, sagt doch nein/ wenn alle zweifeln, wagt zu glauben/ wenn alle mittun, steht allein.//

Wo alle loben, habt Bedenken/ wo alle spotten, spottet nicht/ wo alle geizen, wagt zu schenken/ wo alles dunkel ist, macht Licht.
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  #4  
Alt 27.08.2008, 08:05
chrisi0211 chrisi0211 ist offline
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Beiträge: 947
Standard AW: Ich musste meine Schwester gehen lassen

Liebe Kathrin!

Zitat:
Zitat von Kathrin23705 Beitrag anzeigen
kann man überhaupt mit dem tode geliebter menschen irgendwann umgehen???
Ja! Mit der Zeit lernt man das Unabänderliche, endgültige zu akzeptieren, sein eigenes Leben so weiterzuführen, wie es auch der liebe vorangegangene Mensch für einem selber gewollt hätte. Sie bleiben in unserem Herzen, leben in Erinnerungen weiter und die innerliche Wut, Traurigkeit wird abgelöst von Dankbarkeit - man ist dankbar überhaupt so einen lieben Menschen kennengelernt zu haben, man ist dankbar für die vielen, schönen, zusammen erlebten Momente, man ist dankbar für die Liebe, die dieser Mensch einem entgegengebracht hat... Das sind alles Werte, die der Tod nicht auszulöschen vermag, die ewig in uns drinnen sind und das sind gleichzeitig auch Werte, die erst gar nicht jeder Mensch erfahren darf!

Ich habe 2003 meinen Bruder (34) durch einen Unfall verloren, kurz zuvor meine Oma beerdigt und heuer am 9. Juli meine Tante gehen lassen müssen, alle drei Menschen sind für mich unersetzlich, wobei ich den Tod meiner Oma, sie durfte fast 85 werden, als etwas ganz natürliches empfunden habe - ja, sie hatte ihr Leben gelebt, ihr Körper war alt und ich gönnte ihr ihren Frieden. Bei meinem Bruder war es extrem anders, er war kerngesund und jung, stand mitten im Leben, hatte noch so viele Pläne, wir konnten uns nicht einmal verabschieden, bei seinem Tod war die Frage nach dem "warum, warum bloß er" im Vordergrund, ich konnte es lange nicht akzeptieren... Er hat doch so sehr gern gelebt... manchmal hadere ich da auch heute noch mit dem Schicksal. Und bei meiner Tante (55) war es wieder anders. Sie hatte eben Magenkrebs, ich erlebte die vielen Höhen und Tiefen mit, ich sah zu, wie aus einer starken, resoluten Frau, die ihr Leben meisterte, immer gerne gegessen hatte, eine zerbrechliche, zarte, hilfsbedürftige Person wurde, der Körper geschunden von Chemos, Schmerzen und Leid - zum Schluß wog sie ca. 35 kg, sie war blaß, hatte fast keine Haare, abgemagert bis auf die Knochen, nur einen Bauch wie eine Frau, die im 6. Monat schwanger war. Wir hatten die Möglichkeit uns zu verabschieden... ich gönnte ihr, daß sie Ruhe gefunden hatte, daß sie erlöst war von all dem Schmerz...

Weißt Du, ich liebte alle drei und es ist immer zu früh, wenn ein lieber Mensch gehen muß, dennoch gibt es eben Unterschiede für einen Hinterbliebenen... Eine Frau sagte mal zu mir: "Das einzig gerechte auf dieser Welt ist, daß jeder einmal sterben muß." Sie meinte es nicht böse... Ich sagte darauf zu ihr: "Nein, auch das ist nicht gerecht, denn der eine darf alt werden und hatte sein Leben, der andere muß oft schon in jungen Jahren sehr leiden, bevor er erlöst wird und manche kommen überhaupt nur auf die Welt zum Sterben - also was ist da gerecht daran?" - ES GIBT KEINE GERECHTIGKEIT, der Tod kann eine Erlösung sein, er kann befreiend sein, er kann aber auch unerbittlich und grausam sein - so empfinde ich es... Vielleicht irre ich mich aber auch? Vielleicht ist es im Jenseits so schön, daß es nur ein Segen ist, wenn man dazwischen nicht lange leben darf/muß? Ich weiß es nicht, das weiß ich erst, wenn mein eigenes Lebenslicht erloschen ist...

Auf jeden Fall gilt es zuerst einmal unser Aufgabe anzunehmen und zu meistern: Das Leben!

Ich wünsche Dir einfach alles Gute!!!

lg Chrisi
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  #5  
Alt 28.08.2008, 22:10
Kathrin23705 Kathrin23705 ist offline
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Beiträge: 278
Standard AW: Ich musste meine Schwester gehen lassen

Oma2, vielen Dank für deine Worte. Es tut mir sehr leid für dich, dass auch du einen geliebten Menschen geheh lassen musstest. Aber dort, wo deine Mama jetzt ist, geht es ihr gut. Dessen bin ich mir ziemlich sicher. Sie hat nun keine Schmerzen mehr.

Ja meine liebe Maya , hab wirklich sehr lange gebraucht, um hier reinzugehen und auch zu schreiben. Irgendwie hab ich mich immer davor gesträubt. Es war und ist für mich ein weiterer Schritt, Beate los- und gehen zu lassen. Sehr oft noch habe ich das Gefühl, dass sie um mich herum ist und auf mich und meine Familie aufpasst.

Ich weiß nicht, gibt es eine andere Ebene, von der aus sie Kontakt zu uns aufnehmen kann? Diese Frage stelle ich mir sehr häufig, weil ich eigentlich sehr oft das Gefühl habe, dass sie mich vor irgendetwas (Gefahren, falschen Entscheidungen, Reaktionen?) bewahrt. Wie gern wüsste ich mit Gewissheit, dass sie noch da ist, mir ein Zeichen gibt. Oder bin ich einfach nicht in der Lage, ihre Zeichen zu erkennen? Wie oft wünsche ich mir, dass sie mir hilft, meine Probleme (mit Schwiegereltern) in den Griff zu bekommen. Aber das geht ja leider nicht. Oder doch?

Jetzt, wo ich dies hier schreibe, merke ich wieder einmal, wie sehr sie mir fehlt, wie sehr mir mein Bruder fehlt. Aber ich merke auch, dass Beate mir weit mehr fehlt als mein Bruder. Und das tut mir innerlich weh. Wahrscheinlich fehlt Beate mir mehr, weil wir Zwillinge sind, weil wir dieses Band haben/hatten, welches noch nicht zerrissen/zerschnitten ist.

Maya, dieser Spruch von dir hat mich sehr angesprochen. Ich hab ihn mir in meinen Kalender geschrieben. Er regt mich zum nachdenken an. Und es tut mir gut, darüber nachzudenken.

Chrisi, auch dein Bruder und deine Tante sind so jung gestorben. Und auf so verschiedene Arten. Ich frage mich immer und werde auch manchmal gefragt, was denn nun schlimmer ist: auf den Tod zu warten, oder plötzlich herausgerissen zu werden aus dem Leben. Das empfindet jeder wohl anders. Ich konnte mich von meinem Bruder auch nicht mehr bewusst verabschieden. Er lag ja im Koma, als ich ihn das letzte Mal sah. Auch das tat mir sehr sehr weh. Ihn da so liegen zu sehen und von den Ärzten gesagt bekommen, dass sie eigentlich nur noch warten, dass sein Herz aufhört zu schlagen, er aber ein starkes Herz zu haben scheint .
Von meiner Schwester habe ich mich nie konkret verabschiedet. Viele fragten mich, wie ich mich jedesmal von Beate verabschiede: so, als würden wir uns nie wiedersehen oder ganz normal. Was für eine makabere Frage!!!!! Ich für mich kann aber nur sagen, dass ich mich jedesmal ganz normal von ihr verabschiedet habe. Und als sie dann gegangen war, hab ich sie auf die Stirn geküsst und ihr gesagt, dass ich sie liebe und immer lieben und nie in meinem ganzen Leben vergessen werde. Und bis heute habe ich Wort gehalten! Ich bin mir auch sicher, dass sie dies auch noch mitbekommen hatte.

Ich weiß nicht, ob oder wieviele Menschen hier an ein Leben nach dem Tod glauben. Ich glaube daran!!! Ich habe Beate nach ihrem Tode am Fussende ihres Bettes (hinter mir ) in der Mitte zweier Engel gesehen. Ich habe ihr die Tür und die Fenster geöffnet, damit sie sich aussuchen konnte, wo sie hinaus ins Licht gehen wollte. Sie ging durchs Fenster. Und sie war glücklich dabei.

Diese Gewissheit zusammen mit dem Wissen, dass sie wirklich friedlich eingeschlafen ist, beruhigt mich einigermassen.

Das Wissen, dass sie von Engeln abgeholt wurde, tut mir gut. Zusammen mit meiner (sehr gläubigen) Tochter und meiner Mutter haben wir ihr Grab und das Grab meines Bruders und Onkels (Onkel und Bruder liegen in einem Grab) mit Engeln geschmückt. Die passen ja jetzt auch auf alle auf.

Sorry, wenn es wieder so lang geworden ist. Irgendwie kann ich mich nie kurz fassen .

LG Kathrin
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  #6  
Alt 28.08.2008, 23:11
sonnescheint sonnescheint ist offline
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Standard AW: Ich musste meine Schwester gehen lassen

liebe kathrin,

erstmal möchte ich dir mein beileid aussprechen. eine zwillingsschwester zu verlieren, muss wirklich hart sein. und dann so kurz danach auch noch einen bruder…

ich hab meine mutter vor bald vier monaten verloren. oder sagen wir so: ihre körperliche anwesenheit ging verloren…. und die fehlt natürlich sehr……

aber wir sind ja nicht nur körper, wir sind auch geist. und der stirbt nie. er verändert nur ab und zu seine form. von dem her spüre und „weiß“ ich, dass es ein leben nach dem tod gibt. denn der tod ist nur ein übergang, eine große veränderung, aber eben kein „tot sein“, in dem sinn, dass es dann kein leben mehr gibt. „beweisen“ kann ich es nicht – aber das macht nichts

ich finde es sehr schön, dass du gesehen hast, wie deine schwester zwischen zwei engeln steht. ihren „abhol“-engeln…..

als meine mutter starb, war das eine minute nach unserer ankunft bei ihr im hospiz, während sie von mir auf die rechte wange und von meiner tante auf die linke wange gleichzeitig je ein begrüßungsküsschen bekam.
dass sie so schnell nach unserer ankunft starb, war für mich so ein schock, dass ich leider gar nichts diesbezügliches wahrnehmen konnte…. sicherheitshalber machte ich auch ein fenster auf….

ich dachte immer, ich würde in ihrem todesmoment – so ich dabeisein „dürfe“ - ein „erhabenes“ gefühl haben. aber ich glaube, ich hatte gar kein gefühl, ich hatte einfach einen schock…. erst nach ein paar stunden, als ihr körper schon ganz kalt war, kam ein gefühl der „erleichterung“ – jetzt hat sie es hinter sich….
und es ist ein schönes gefühl zu wissen, dass sie starb, als sie von ihren lieben geküsst wurde…

mittlerweile habe ich mit ihr kontakt aufnehmen lassen (ich bin aufgrund meiner irdischen trauer dazu leider nicht selbst in der lage) und habe nun die bestätigung, dass es ihr sehr gut geht.
wir hatten uns vorher ausgemacht, dass wir in kontakt bleiben. ich sagte ihr noch, sollte es nicht so wirklich klappen mit unserer „kommunikation“, dann solle sie mir ein medium schicken – so war es dann auch.

mit einem wort, es gibt noch viele andere, die an ein leben nach dem tod „glauben“. du bist ganz sicher nicht die einzige .

ich finde, wir dürfen auch sehr dankbar dafür sein, dass wir unsere lieben so intensiv begleiten konnten. das stärkt das „band“ immens. das gibt für die zeit danach soviel kraft.
die beziehung zu unseren lieben die kann ja gar nicht sterben. der einzige unterschied ist halt der, dass wir sie nicht mehr von angesicht zu angesicht sehen und ihre körperliche anwesenheit genießen können…. aber das band ist weiterhin da….

bei mir klingt dieser große schock über die krankheit und das sterben MEINER mutter schön langsam etwas ab und da spüre ich dieses band immer stärker. geht es dir auch so?

schau, jetzt ist es bei mir auch lang geworden.....
ja, diese tiefen gefühle, die wir alle durchleben, die brauchen halt ihren raum… auch im internet, wie es aussieht

alles gute und viel kraft!

irene
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  #7  
Alt 29.08.2008, 13:29
Kathrin23705 Kathrin23705 ist offline
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Standard AW: Ich musste meine Schwester gehen lassen

Irene, vielen Dank für deine aufmunternden Worte. Es tut gut, von anderen zu hören, dass auch sie ihre Lieben um sich herum spüren, dass sie wissen wissen, dass die Vorangegangenen sich liebevoll um die Zurückgebliebenen kümmern.

Gerade bin ich aber auch wieder traurig. Unsere Freundin, gleichzeitig unsere Trauzeugin, mit der wir Anfang des Monats zwei Wochen gemeinsamen Urlaub hatten, ist seit heut eine Hinterbliebene. Ihre Mutter ist heut gestorben - an eine Art des Krebses im Genitalbereich.

Ich bin einfach nur geschockt, traurig und möchte am liebsten nur weinen. Meine Mutter rief mich gerade an und sagte es mir. Bin ja gerade nicht zu hause und musste es übers Telefon erfahren.

Und alles kommt mit Beate wieder hoch.


Ich frage mich in diesem Moment wieder einmal: warum lässt ER es zu, dass so viele Menschen in meinem Umfeld zu IHM gehen müssen? ER holt sich einen nach dem anderen mit liebgewordenen Menschen. Worin steckt da der Sinn? Jede Aufgabe hat einen Sinn!? Welcher Sinn steckt hier hinter???? Ich finde ihn einfach nicht!

LG eure traurige Kathrin
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  #8  
Alt 30.08.2008, 00:39
sonnescheint sonnescheint ist offline
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Standard AW: Ich musste meine Schwester gehen lassen

liebe kathrin,

oh, das tut mir sehr leid…..

auch in meinem umfeld gibt es einige menschen, die viele todesfälle zu verkraften haben.

was kann der sinn dahinter sein?
vielleicht bedeutet es, dass es in diesen bewegten zeiten unsere aufgabe ist, die stellung auf erden zu halten …….?
soviele werden – oft sehr schnell und dramatisch– „abgezogen“… und wir bleiben übrig….

in österreich gibt es eine junge frau, deren mann und die beiden kinder bei einem bahnübergang mit dem auto ums leben kamen. der mann war gleich tot, die kinder starben erst nach ein paar tagen. ihre geschichte geht deshalb auch so nah, weil sie einen wirklich bemerkenswerten umgang mit der situation hatte: sie hat es akzeptiert und beim begräbnis sehr bewegende worte gefunden.
(sie hätte auch schreien und um sich schlagen oder sich wo runterstürzen können……)
sie und ihr mann waren clinik-clowns („rote nasen“), die verabschiedung soll sehr berührend und bunt – und eben sehr friedvoll gewesen sein.
(genaueres weiß ich allerdings nicht, da ich aufgrund meiner situation kaum zeitung gelesen habe…)

vielleicht geht es auch darum, zu erkennen, dass mit dem tod nicht alles vorbei ist …. dass da noch soviel ist…. dass die liebe nie stirbt….., egal ob jemand auf der erde bleibt oder in andere dimensionen „auswandert“…... dass wir bewusster mit dem thema tod umgehen … ihn akzeptieren als teil des lebens und ihn nicht so verdrängen ….. und uns auch mit der trauer auseinandersetzen, sie bewusst durchleben, denn in ihr steckt soviel liebe…..

auch wenn es manchmal bitter oder höhnisch klingt, auch ich glaube daran, dass ALLES im leben einen sinn hat – auch wenn wir den vielleicht lange nicht (oder auch nie) erkennen können.

ich vertraue darauf, dass das universum weiß, was es tut. (ob ich das nachvollziehen kann, ist eine andere sache…..)

mit dieser einstellung ist es leichter, loszulassen. selbst wenn ich nicht weiß, warum meine immer gesunde, positive, strahlende mutter auf diese art und weise (bauchspeicheldrüsenkrebs) und so schnell sterben musste…… hat es wohl irgendeinen sinn. vielleicht wird sie ja im universum an anderer stelle mehr gebraucht…..?
so genau können WIR das eben nicht wissen……

und wir, die wir bleiben, wir werden eben vielleicht noch eine weile auf der erde gebraucht…. vielleicht ist es ja auch eine unserer aufgaben, durch diese tiefen emotionen durchzugehen....

ich hoffe, ich konnte dir etwas trost geben…

liebe grüße

irene
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  #9  
Alt 31.08.2008, 17:18
Kathrin23705 Kathrin23705 ist offline
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Standard AW: Ich musste meine Schwester gehen lassen

Nun steht es endgültig fest. Wir werden am kommenden Samstag zur Beisetzung gehen.

Ich weiß ja, was diese Familie durchmacht und ich trauere mit ihnen. Es tut mir einfach nur alles so unendlich leid für all diejenigen, die mit dem Tod eines geliebten Menschen umgehen müssen. Aber irgendwann trifft es nunmal jeden von uns.

Heut gegen morgen hatte ich einen seltsamen Traum: ich sah Beate, wie es ihr gutgeht (in einzelnen Bildern - wie Fotos), wie sie lächelte und sich einfach wohlfühlte. Aber dazwischen kam ein einziges Bild; das Bild welches ich von ihr habe, als sie gestorben ist. Und danach kamen wieder diese "fröhlichen" Bilder. Bedeutet das, dass Beate mir versichern will, dass es ihr gutgeht? Ich hoffe es und gehe davon aus. Das soll dann für mich wohl auch heissen, dass ich meine Trauer endlich ablegen soll und muss und nach vorn schauen muss.

Es ist nur schwer nach vorn zu sehen, wenn soviele Menschen sterben, wenn ich mein eigenes Leben zur Hölle gemacht bekomme. Aber Beate hilft mir bestimmt, es wieder in meine geregelten gewohnten Bahnen zu lenken.

lg Kathrin
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