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  #1  
Alt 13.09.2008, 13:45
Jul26 Jul26 ist offline
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Standard Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Hallo ihr alle,

in ein paar Tagen ist das Jahresgedächtnis meiner Mutter und jetzt ist alles wieder hochgekommen. Ich hatte gedacht, ich habe die Trauer ganz gut verarbeitet, jetzt aber gemerkt, dass ich sie anscheinend nur verdrängt habe.

Was hat euch geholfen, mit eurer Trauer umzugehen? Und wodurch geht es euch langsam besser?
Ich weiß auch, dass es kein Patentrezept für Trauer gibt, aber vielleicht hilft mir die eine odere andere Sache von euch weiter oder gibt mir einen kleinen Anstoß.

Mein Freund meinte, ich sehe die Trauer wie eine Krankheit, die man schnell loswerden will. Aber es ist doch normal, dass man auch mal wieder fröhlich sein will und die Trauer nicht deinen ganzen Tag beherrscht, oder?

Bei einigen von euch habe ich gelesen, dass sie das Gefühl haben/hatten, man erwartet von ihnen, dass sie weiterfunktionieren müssen. Dieses Gefühl hatte ich kurz nach dem Tod meiner Mutter auch.
Jetzt habe ich noch das Gefühl, in manchen Lebensbereichen (wie z. B. auf Geburtstagsfeiern) nie mehr richtig normal sein zu können. Mir fällt es unheimlich schwer, z. B mit fremden Leuten ins Gespräch zu kommen und über eher sinnlose Themen zu reden, weil ich im Hinterkopf immer an meine Mutter denken muss.

Das hört sich vielleicht ein bißchen konfus an, aber ich hoffe ihr versteht mich.
So eine Email zu schreiben, kostet auch etwas Überwindung, weil man ja viel Persönliches von sich preisgibt. Ich schicke sie jetzt einfach mal ab.

Viele Grüße
Julia
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  #2  
Alt 13.09.2008, 14:51
Ronnya Ronnya ist offline
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Hallo Julia....
Da mach ich mal den Anfang....
Herzlich willkommen auch wenn es immer ein trauriger Anlass ist in einemm Forum wie diesem hier zu schreiben....

Du bist hier gut aufgehoben,und deine Scheu persönliches über dich preiszugeben wird dem Gefühl weichen hier einen Platz gefunden zu haben an dem du über deine Mutter "reden " kannst und wo du Menschen finden wirst,denen es genauso ergeht wie dir....

Zu deiner Frage...
Nein, ich habe natürlich kein Patentrezept wie man mit der Trauer umgehen kann.
Jeder trauert anders und alle Gefühle die in dir hochkommen sind normal.
In unsere Gesellschaft gibt man dir eine gewisse Zeit aber dann sollte es doch mal "gut" sein.....
Das Thema Trauer und Tod sind leider immernoch ein großes Tabu .

Schön,das du hier hierhingefunden hast.

Einen lieben Gruß
Regina
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Erinnerungen ,die nicht verblassen,
bilden ein festes Fundament in unserem Inneren
Mein geliebter Vater - 16.6.2008
Und immer sind da Spuren deines Lebens
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  #3  
Alt 13.09.2008, 18:31
Benutzerbild von Neverend
Neverend Neverend ist offline
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Liebe Julia

Das was Du empfindest an solchen Jahrestagen, oder auch an Festtagen, Geburtstagen ist etwas ganz normales. Besonders im ersten Jahr sind diese Tage sehr schwer. Alles kommt wieder hoch.

Das hat aber nichts zu tun mit falsch oder zuwenig trauern. Es liegt einfach daran dass es spezielle Tage sind, vor denen hat man ja auch ein wenig Bammel.

Stell Dir die Trauer wie Wellen vor, irgendeinmal sind sie nicht mehr so hoch, aber spiegelglatt ist es nie mehr. Du wirst auch nach x-Jahren noch traurig sein über einen solchen schweren Verlust.

Liebe Grüsse

Neverend
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"Du bist mein siebter Sinn, mein doppelter Boden,mein zweites Gesicht. Du bist eine meiner Farben, irgendwann find ich Dich wieder!"



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Geändert von Neverend (14.09.2008 um 10:18 Uhr)
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  #4  
Alt 13.09.2008, 18:53
Jul26 Jul26 ist offline
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Eben habe ich ein paar Bekannte von meiner Mutter angerufen und ihnen Bescheid gesagt, wann und wo genau ihr Jahresgedächtnis ist. Ich war froh, als ich die Anrufe hinter mir hatte. Manche Anrufe waren komisch, weil ich den Bekannten ja nicht das Gefühl geben wollte, dass sie dort hinkommen müssen, weil ich jetzt angerufen habe. Aber ich wollte auch nicht, dass Bekannte, die auf jeden Fall kommen möchten, nicht kommen können, weil sie nicht wissen, wann und wo genau die Messe für das Jahresgedächtnis ist.

@Regina: Genau dieses Gefühl habe ich manchmal, dass die Leute denken: "Jetzt muss es doch langsam mal gut sein. Kann die sich nicht normal benehmen?" aber dieses Zusammenreißen bringt ja nichts, weil ich meine Trauer ja dann nur verdränge und später kommt sie dann noch stärker wieder hoch.

Liebe Grüße
Julia
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  #5  
Alt 14.09.2008, 00:14
Benutzerbild von Lilian101
Lilian101 Lilian101 ist offline
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

hallo Julia..
habe meinen Mann am Dienstag beerdigt....jetzt am kommenden Mittwoch hat er Geburtstag..es tut höllisch weh...das wird es immer an solchen besonderen Anlässen...es fehlt ja jemand.....
ich habe mein ganzes leben immer getan was andere wollten oder ich habe mich daran gehalten was richtig ist...aber was ist richtig??? das was andere wollen.???....nein das was ich oder das was DU fühlst ist richtig...forder dir dein Recht ein so zu trauern wie du es für richtig hälst..und nicht was andere meinen oder sagen...
um über meine trauer zu meinen Mann schreibe ich hier..ich schreibe was ich fühle oder stelle viel fragen..das hilft mir sehr...ich hatte nie scheu hier zu schreiben..ich fühle mich hier aufgehoben...denn alle hier haben das selbe durchgemacht..niemand anders als all die lieben Menschen hier können uns besser verstehen.....
wünsche dir einen schönen Sonnatg..
LG Simone
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geboren.am 17.09.1970
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  #6  
Alt 14.09.2008, 10:17
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Neverend Neverend ist offline
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Liebe Julia,

Ja wir sitzen hier alle im selben Boot. Wir verstehen uns gegenseitig und können Gefühle nachvollziehen.

Es wird Dir bestimmt guttun, hier zu posten, zu lesen, Dich auseinanderzusetzen mit anderen, ähnlichen Schicksalen.



Neverend
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  #7  
Alt 14.09.2008, 20:41
Bremensie Bremensie ist offline
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Hallo Julia,
Wenn ich Dich richtig verstehe ist der Tod Deiner Mutter doch erst ein Jahr her. Nicht umsonstheißt es Trauerjahr.Wenn wir traurig über den Tod unseres Angehörigen sind dann sollten wir die Trauer auch zulassen. Wir dürfen nur nicht darin versinken. Ich selber habe eine liebe Freundin die mir bei der Trauerbewältigung geholfen hat und noch hilft. Als mein zweiter Mann gestorben ist hat sie in der ersten Woche nach seinem Tot bei mir gewohnt. Dies ist jetzt 7 Jahre her. Auch als jetzt mein Lebensgefährte am 17. Februar gestorben ist war sie wieder eine Woche bei mir. Sollte mir danach sein dass ich über meinen toten Mann bezw. Lebensgefährten reden möchte hört sie mir zu. Mein Lebensgefährte hat jetzt am 28 September Geburtstag und sie wird mit mir zusammen an sein Grab gehen. Ich sollte noch dazu erwähnen dass meine Freundin alle beiden Männer gekannt hat. Meine Freundin hat auch dafür gesorgt das ich auch an Unternehmungen teil nehme. Auch meine Arbeit hat mir geholfen und hilft mir noch. Ich halte auch in Gedanken Zwiegespräche mit meinen beiden verstorbenen Männern. Das hat sogar auch manchmal eine heitere Seite in dem ich wenn ich etwas gut gemacht habe sie gedanklich auffordere mich auch dafür zu loben.
Auf alle Fälle drücke ich dich ganz fest.
Ein guter Schritt ist wirklich dass du dich in diesem Forum geöffnet hast.
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  #8  
Alt 22.09.2008, 18:15
Benutzerbild von mutzel
mutzel mutzel ist offline
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Beiträge: 48
Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Hallo Julia,

hier bist du genau richtig. Hier kann man seinen Gedanken mal
freien Lauf lassen und sich alles von der Seele schreiben.
Meine Mutter ist im November letzten Jahres gestorben und es vergeht kein
Tag wo ich nicht an sie denke. Das weinen hat einbißchen nach gelassen, aber es ist einfach ein Loch und dieses Loch kann niemand stopfen.
Das normale Leben um einen herum geht weiter, aber mein Leben ist nicht mehr das was es war. Wie du schon richtig sagtest man funktioniert irgendwie. Aber die Trauer holt sich ihren Raum. Und den braucht man auch.

Ich kann gut nachvollziehen wie es dir geht. Wie du schon richtig festgestellt
hast es gibt kein Rezept. Ein Tag geht es einem besser und am anderen Tag einfach wieder schlechter, wenn Geburtstag oder Todestag ansteht kommt alles wieder hoch. Und ich kann dir nur den Rat geben, trauer wie du es für
richtig hälst und wie du es brauchst. Und dumme Sprüche kommen meist nur von den Menschen die noch keinen lieben Menschen verloren haben. Alle anderen verstehen wie man sich fühlt.
Ich drück dich ganz doll

LG
mutzel
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  #9  
Alt 23.09.2008, 20:12
AndreaM AndreaM ist offline
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Registriert seit: 12.09.2005
Beiträge: 201
Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Liebe Julia,

meine Mutter ist im September 2005 gestorben - es treibt mich schon seit einiger Zeit wieder um. Es ist der beginnende Herbst, die kürzer werdenden Tage - der 22.09. ist ihr Todestag. Eigentlich bedeuten Jahrestage mir nicht viel und ich will ihn eigentlich nicht beachten, ihr Geburtstag im Dezember ist der Tag, den ich im Gedächtnis behalten will. Aber - nein, ich kann nicht dagegen an.

Niemand reagiert gleich. Ich denke, Trauer ist eine Kombination aus verarbeiten und verdrängen. Je nach dem, wie stark man grade ist, so kann man verarbeiten. Wenn die Kraft nachlässt, wird wieder verdrängt. Es ist ein Prozess, beim einen länger, beim anderen kürzer. Für andere auch nicht nachvollziehbar, da Du kein Schild um den Hals trägst "ich verarbeite gerade, sprich mit mir über meine Trauer" oder "ich verdränge gerade und spreche gerne über belangloses"

Nichts ist falsch und Du bist richtig!

Liebe Grüße
AndreaM
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  #10  
Alt 24.09.2008, 17:49
Jul26 Jul26 ist offline
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Hallo ihr,

danke für eure Antworten!
Auch die Themen hier von anderen Menschen durchzulesen hat mir geholfen. Ich finde das sehr schön, dass wir uns in diesem Forum gegenseitig Trost und Mut zusprechen können.

Mir geht es im Moment soweit wieder ganz gut.

@ AndreaM: Das stimmt, dass die Leute ja nicht wissen können, ob ich jetzt grade in einer Phase bin, in der ich über meine Mutter reden will, oder ob ich grade verdrängen will.

Das sage ich mir auch immer. Aber womit ich gerade bei meinen Onkeln und Tanten (den Geschwistern meiner Mutter) ein Problem habe, ist, dass es mir so vorkommt, als ob sie meine Mutter schon abgehakt haben. Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass sie so denken, aber auf mich wirkt es so. Ich versuche dann auch gar nicht erst, das Gespräch auf meine Mutter zu lenken, sondern rede dann lieber später mit meinem Freund oder meinen Freundinnen über meine Mutter.

LG, Julia
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  #11  
Alt 24.09.2008, 20:48
Benutzerbild von Lilian101
Lilian101 Lilian101 ist offline
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

hallo Julia..
ja so geht es mir auch...habe das gefühl das ich die einzige bin,die trauert..
ausser natürlich meine Kinder...aber sie gehen anders damit um..ich laufe rum wie ein häufchen elend wobei das leben meiner brüder und anderen verwanten ganz normal weitergeht...heute sind es genau 4 wochen her das mein mann verstarb...und heute ist es ganz schlimm..jedesmal wenn ich daran denke das er nie wieder kommt heule ich...
wie mit der trauer umgehen??? lass einfach deinen gefühlen freien lauf..mach das wonach dir zumute ist...
ich drücke dich ganz lieb
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  #12  
Alt 25.09.2008, 14:03
AndreaM AndreaM ist offline
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Liebe Jul,

ich kenne natürlich Deine Familie nicht - aber für die Onkel und Tanten bis Du wahrscheinlich "das Kind" - und so versuchen Sie, für Dich stark zu sein. Die Normalität zu spielen im etwas hilflosen Versuch Dir den Halt nicht zu entziehen?

Ich habe meinem Bruder auch immer versichert, es ginge mir gut - und er hat anfangs so getan als glaube er mir...

Lilian, das könnte auch zu Deiner Familie passen, nicht? Sie wissen, Dein Leben ist aus den Fugen - aber sie wollen sich vielleicht so "normal" wie möglich geben um nicht auch ein Teil der Katastrophe zu werden?

Ich wünsch Euch einen Sonnenstrahl!
AndreaM
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  #13  
Alt 25.09.2008, 14:30
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Lilian101 Lilian101 ist offline
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

huhu andrea..
ja das kann sein.....mein bruder sagte vorgestern zu mir::::er würde gerne mit mir reden..weiß aber nicht wie anfangen..oder er möchte mich nicht daran erinnern.(obwohl ich ja eh an nichts anderes denken kann)... es ist einfacher für uns..also für mich wenn leute einfach kommen und reden ich will ja...ich möchte nur nicht den leuten auf den wecker gehen..sie kennen die geschichte sie kennen wie er verstorben ist aber ich habe das Gefühl immer und immer darüber reden zu müssen....vielleicht deswegen damit es nicht in vergessenheit gerät.ich weiß es nicht...
..ganz lieben gruß...
simone...
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  #14  
Alt 27.09.2008, 09:50
Jul26 Jul26 ist offline
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Hallo Lilian und ihr anderen alle,

ich will auch nicht, dass meine Mutter vergessen wird.
Meine Mutter hat einen Abschiedsbrief geschrieben an meinen Vater, meine Geschwister und mich. Und da hat sie reingeschrieben, dass wir sie nicht vergessen sollen.
Für mich hat sich ihr Brief so angehört, als ob es das schlimmste für sie wäre wenn wir (und ich denke auch unsere restliche Familie, Bekannte...) sie vergessen würden. Ich finde das hat man aus ihrem Brief ganz klar rausgehört.
Und ich denke, deshalb finde ich es auch so schlimm, wenn meine Familie nicht über sie redet. Weil dann vielleicht die Befürchtung von meiner Mutter stimmt, dass sie von manchen vergessen wird.

LG, Julia
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  #15  
Alt 27.09.2008, 11:44
Kathrin23705 Kathrin23705 ist offline
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Registriert seit: 23.12.2006
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Standard AW: Gibt es ein Patentrezept für Trauerbewältigung?

Julia, ich glaube, die trauer wird dich dein ganzes leben lang in verschiedenen formen begleiten.

ich selbst habe vor knapp anderthalb jahren meine schwester gehen lassen müssen. sie war mein zwilling. und sie wollte mich bei ihrem letzten schritt dabei haben.

damals, als feststand, was sie hat und dass sie so gut wie keine chance hat, hab ich angefangen, hier im forum darüber zu schreiben. und auch in einem anderen noch. das hat mir während dieser zeit sehr sehr viel kraft gekostet, mir aber auch sehr sehr viel kraft gegeben.

nach ihrem tod fiel ich erstmal in ein loch. und da bin ich auch heut noch nicht richtig raus. ich hab dann irgendwann angefangen, alles in so eine art tagebuch aufzuschreiben (hab sogar das angebot, es veröffentlichen zu lassen) in der hoffnung, dann ein wenig klarer ihren tod akzeptieren zu können. es hat mir auch teilweise geholfen. das problem ist nur, dass ich von meinem mann kaum noch hilfe erfahre. für ihn ist es einfach weg. er mag es nicht, wenn ich von ihrem tod spreche. im gegenteil zu meiner tochter. sie ist elf und vermisst ihre tante sehr. jeden abend ist sie in ihrem bett traurig und will sie am liebsten im himmel besuchen. glaubst du, dass mir das unendlich schwer fällt, dann mit ihr über meine schwester zu reden?

andererseits hab ich auch phasen, wo ich fast jeden tag zum friedhof gehe. es gibt dann aber auch zeiten, in denen es mir sehr schwer fällt, dort hinzugehen. also geh ich teilweise wochenlang nicht. zum friedhof zu gehen, heisst für mich einfach nur, den menschen zu zeigen: ich trauere und denk an sie. aber die menschen wissen doch nicht, wie es IN einem aussieht. ich hab ihr bei mir im wohnzimmer jetzt einen altar eingerichtet. das ist ein sehr altes schränkchen von meinem verstorbenen bruder (er starb dieses jahr im februar) mit ner riesenkerze von ihm, einem bild meiner schwester, bambus und vielen teelichtern. die zünd ich jeden abend an und seh sie. dann seh ich sie und denk an beide.

das ist meine art, damit klarzukommen.

lg kathrin
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