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  #1  
Alt 08.11.2012, 19:47
sanna53 sanna53 ist offline
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Daumen runter Geht's Euch auch so?!

Hallo, hab schon mal geschrieben wegen Problemen mit Sondennahrung über die PEG, das hat sich bald erledigt, da mein Mann dann Nahrung über den Port erhalten hat. Der hat sich leider entzündet und wir haben das gleiche Problem jetzt wieder. Mein Mann ( spk- drittes rezidiv seit 1996) lehnt die PEG-Nahrung mittlerweile ab. Nächste Woche soll er wieder einen Port bekommen, ich hoffe dass dies auch geht, da er mittlerweile nur noch Haut und Knochen ist. Die Chemotherapie plus Bestrahlung sind seit einiger Zeit vorbei, aber er hat leider alle Nebenwirkungen mitgenommen. Nach 200 ml Sondenkost per PEG ist er voll bis oben. Mein eigentliches Problem ist, dass er immer ungerechter und bissiger mir gegenüber wird. Ich kann ihm nichts mehr recht machen, selbst Arzttermine sind mit einer sinnlosen Diskussion verbunden. Wenn er nach etwas Sondennahrung voll ist bin ich schuld dran. Weiß gar nicht mehr wie ich mich verhalten soll. Kennt jemand von Euch diese Art mit Angehörigen umzugehen? Ich trau mich schon nicht mehr mal fragen, ob ich was zu essen machen soll( er kann alles essen). Bin um jede Antwort dankbar, weil ich nicht mehr weiß was ich noch tun soll. Beim verhungern zusehen kann ich nicht, essen wird entsorgt und selbst nach 200ml bin ich Schuld an seinem Zustand ?! Vielen Dank mal in voraus für Eure Antworten, vielleicht hat ja jemand ein gleichen Erfahrungen gemacht wie ich- die böse Ehefrau, der man jeden Tag einen neuen ungerechten Text reindrücken muss. Liebe Grüsse
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  #2  
Alt 08.11.2012, 21:37
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Geht's Euch auch so?!

Liebe Sanna,

solche Erfahrungen habe ich nicht gemacht, aber ich habe oft davon gehört, dass die Chemo auch psychische Nebenwirkungen hat. Dass Menschen ihr Wesen verändern, aggressiv und ungerecht werden... Es muss sehr, sehr schwer für dich sein, diese Reaktionen deines Mannes zu ertragen und nicht persönlich zu nehmen. Denn persönlich nehmen darfst du das nicht. Wenn ich bedenke, dass ihr bereits seit 1996 kämpft... Das ist verdammt hart. Ich hoffe, dass dir hier ganz viele Menschen mit ähnlichen Erfahrungen schreiben und dir hilfreiche Tipps geben können.

Kann dein Mann über seine Gefühle sprechen? Wenn ja, wäre es vielleicht denkbar, dass er das Gespräch mit einem Psychoonkologen sucht? Ich denke, du tust bereits alles, was in deiner Macht steht, um deinen Mann zu unterstützen, zu begleiten und ihm alles so angenehm wie möglich zu gestalten. Mehr geht nicht! Und vielleicht wäre es auch gut, wenn du Hilfe in Anspruch nehmen könntest. Und wenn du dich einfach nur mal bei jemanden über die derzeitige Situation ausk... könntest. Wenn nicht, dann tu es hier im Forum!

Ganz liebe Grüße
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #3  
Alt 10.11.2012, 10:58
sanna53 sanna53 ist offline
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Standard AW: Geht's Euch auch so?!

Hallo, hallo Miriam,danke dir erst mal für deine Antwort.psychoonkolgische Gespräche lehnt mein Mann ab, für ihn ist das "jammern".einmal haben wir zusammen in einer onkologischen Fachklinik eins gehabt, er hat alles schön geredet, Zuhause sei alles gut, er könne Zuhause auch essen. Das ist das gleiche wie Hilfe und Unterstützung annehmen, das fällt ihm schwer. Natürlich versuche ich seine Boshaftigkeit nicht ernst zu nehmen, denke er ist frustig und seine Wut muss raus. Aber jeden Tag so zu leben ist einfach nichts. Ich dachte wir stehen auch den Mist gemeinsam durch, leider komme ich mir die letzte zeit vor wie ein Fremdkörper im eigenen Haus. Ich trau mich schon gar nicht mehr fragen, was er essen will. Wenn er stationär muss bin natürlich ich dran Schuld. Er denkt ich will ihn los werden. Zum Glück habe ich wenigstens gute Freunde zum reden. Aber es sollte mal ein Gespräch mit ihm stattfinden, es gibt so viel zu besprechen, aber ihm ist immer alles egal. Ich frage mich oft, wie andere Paare so mit der Krankheit leben, wenn ich im Forum lese habe ich immer das Gefühl da wird zusammen gehalten. Aber es kann doch nicht sein, dass nur mein Partner sich so verändert hat? Liebe Grüße -Sanna
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  #4  
Alt 10.11.2012, 18:13
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Geht's Euch auch so?!

Liebe Sanna,

nein, ich glaube auch nicht, dass nur dein Mann sich so verändert hat. Bestimmt gibt es zahlreiche Menschen, denen es ähnlich geht wie dir und die auch das Gefühl teilen, manchmal am liebsten weglaufen zu wollen... Das zumindest käme mir in den Sinn... Es ist sehr mutig von dir, deine Gefühle hier zu benennen. Ich kann mir vorstellen, dass viele sich nicht trauen, auch negative Gefühle hier zu äußern, weil sie dann ein schlechtes Gewissen haben. Meine Mutter meinte, mein Vater hätte sein Wesen auch sehr durch die Chemo verändert. Er sei ihr gegenüber oft maulig und manchmal auch sehr ungerecht gewesen. Davon habe ich nichts mitbekommen, aber ich war ja auch nicht 24 Stunden am Tag dort. Manchmal konnte meine Ma damit umgehen und manchmal ist ihr der Kragen geplatzt (was ich durchaus nachvollziehen kann). Dann hat sie meinem Vater wohl auch die Meinung gesagt so nach dem Motto "Bis hierhin und nicht weiter! Hier ist eindeutig meine Grenze erreicht!" Später hat mein Vater sich dann wohl auch entschuldigt, wenn er über sein Verhalten nachgedacht hatte. Er hat sich auch geweigert, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wollte lieber alles mit sich selbst ausmachen und Gespräche über die Krankheit, die Konsequenzen etc. gingen immer von meiner Mutter aus... Erst als sich im Januar dieses Jahres die Situation zuspitzte, d.h. als mein Vater wieder ins Krankenhaus musste und dann die Aussage "Sie sind austherapiert" kam, konnte er sich für ein Gespräch mit der Psychoonkologin entscheiden. Und Sanna, du glaubst nicht, wie gut ihm das getan hat. Anschließend hatten wir das Gefühl, als habe man ihm Felsbrocken von der Seele genommen. Er wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb und er hatte seinen Frieden geschlossen. Da konnte er sich öffnen und Nähe zulassen.
Sag mal, kannst du deinem Mann sagen, wie du dich fühlst, wenn er so ungerecht reagiert und dich so behandelt? Weiß er, wie verzweifelt und traurig du bist?
Ich kann ja verstehen, dass dein Mann total wütend ist auf die ganze Welt, mit seinem Schicksal hadert und dass ihn das alles verändert hat. Aber ich finde es wichtig, dass er erkennt, dass du immer an seiner Seite kämpfst, zu ihm hältst und dass seine Krankheit auch dein Leben extrem verändert hat. Ich wünsche dir von Herzen, dass ihr wieder einen besseren Zugang zueinander findet. Und pass gut auf dich auf, denn auch du bist wichtig!!!
Liebe Grüße
Miriam
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  #5  
Alt 10.11.2012, 20:48
sanna53 sanna53 ist offline
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Standard AW: Geht's Euch auch so?!

Hallo Miriam, hab mich über Deine Antwort grad sehr gefreut. Heute war wieder ein furchtbarer Tag, hab mich bis jetzt zu einer Freundin geflüchtet. Mein Mann war den ganzen Tag beleidigt, weil ich heute morgen gebeten habe, er möge doch normal mit mir reden und nicht immer so bissig sein. Die Folge war, dass er heute so eine Art Hungerstreik gemacht hat, wobei ich nicht weiß, ob er wirklich nichts essen wollte oder nix runtergebracht hat. Er redet eben nicht mit mir. Als ich jetzt Heim kam war er schon im Bett. Normalerweise geht er immer sehr spät schlafen, also weiß ich wieder nicht was los ist. Er/wir wissen eigentlich nichts, das Ergebnis vom PET- ct steht ja noch aus. Jedenfalls tuts weh zuzusehen wie er jeden Tag weniger wird. Ich glaube, er ist sich selbst nichts mehr Wert, da er sich ja immer über Arbeit identifiziert hat. Nun geht's nicht mehr. Leider kommt von ihm auch kein Zeichen, dass er sich mal aufrappeln will, isst und trinkt. Ich kann die Situation nicht einschätzen, damit meine ich kann er nicht oder will er nicht. Er ist schon immer sehr stur gewesen, hat immer seine Meinung durchgesetzt, jetzt kenne ich seine Meinung nicht mehr. Ich habe jeden Tag Angst, dass es sein letzter Tag sein könnte, dann denke ich mir die Energie zum schimpfen hat er noch. Bin momentan ganz schön fertig, weil unrecht tun will ich ihm ja auch nicht.
Gesagt wies mir geht habe ich ihm oft, aber ich glaube das es nicht angekommen ist. Das ich immer für ihn da bin ist wohl mittlerweile eine Art von Belastung für ihn- er war ja immer der starke, der Macher eben.
An mich denken sollte ich, das sehe ich jeden Tag so. Besonders weil meine Krankenkasse mir immer mehr Ärger macht wegen meiner Depression,deshalb bin ich seit Mitte August krank. Mein Arbeitgeber wird auch Ärger machen, klar. Aber ich hab mir immer gesagt, mein Mann kommt zuerst, alles andere ist ist unwichtig.
Nun bin Ich am überlegen, ob ich den Dingen seinen Lauf lassen soll, Zuhause mein Mann, der mich irgendwie jeden Tag ablehnt, evtl wäre es besser an mich zu denken, auch wenn's schwer ist wieder zu arbeiten - hab da aber zur zeit keinen klaren Kopf dafür. Leide da psychisch so sehr mit ihm. Ich denke auch, dass er weiß, dass ich viel für ihn mache, aber es scheint ihm auch egal zu sein.
So, nun hab ich schon wieder viel zu viel geschrieben - danke fürs lesen/ zuhören. Liebe Grüße! Sanna
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  #6  
Alt 10.11.2012, 22:38
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Mirilena Mirilena ist offline
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Liebe Sanna,

ach, das tut mir so leid! Es ist furchtbar, wenn der Partner so reagiert und einen mit Nichtachtung straft. Das ist schlimmer, als wenn er schreien und toben würde, oder?

Ich denke, du hast schon ganz gut für dich herausgefunden, was deinen Mann so umtreibt. Wenn er sich hauptsächlich in seinem Leben über die Arbeit identifiziert hat und stolz darauf war, für seine Familie sorgen zu können, ist es für ihn ungleich schlimmer, wenn dieser Part jetzt weggebrochen ist. Da muss er sich unweigerlich wertlos fühlen, auch wenn er das keinesfalls ist. Und bestimmt fällt es ihm sehr schwer, dass er jetzt sozusagen diese "Rolle" an dich abgeben musste. Nichts von dem, was ihn einmal ausmachte, kann er noch tun. Das muss sehr schwer sein, dies zu akzeptieren und anzunehmen. Schade, dass er jedoch außer Acht lässt, dass er eine tolle Beziehung und eine wunderbare Frau hat, die 100% hinter ihm steht! Vielleicht sieht er es aber auch und weil er mit sich selbst so ein Problem hat, verhält er sich dir gegenüber so ungerecht. Aber das sind alles nur Spekulationen meinerseits.

Ich finde es auf jeden Fall wichtig, dass du dir Auszeiten nimmst. Zeiten, in denen du etwas für dich tust, dir etwas Gutes tust, denn auch du brauchst auch dringend kleine Inseln, um Kraft zu tanken. Wie schön, dass du zumindest gute Freunde hast, mit denen du offen reden kannst.

Bist du denn wegen der Depressionen in Behandlung? Auch das wäre wichtig für dich. Was die Arbeit angeht... wenn es dir psychisch nicht gut geht und du Depressionen hast, wäre es jetzt keine gute Idee, wieder in den Job einzusteigen. Das wäre eine zusätzliche Belastung für dich, die du nun nicht gebrauchen kannst.

Ach, Sanna, ich schicke dir ein großes Kraftpaket und jede Menge Sonnenstrahlen und hoffe, dass dein morgiger Tag besser sein mag!!!
Liebe Grüße und schlaf gut,
Miriam
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