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  #31  
Alt 03.03.2003, 12:28
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Standard Warum mußte sie so leiden?!

Hallo Heike,

mach Dir keine Vorwürfe - Du hast ALLES getan was Du tun konntest. Hört sich für Dich im Moment vielleicht lasch an, aber: Jedem Menschen sind Grenzen gesetzt, und wenn man gegen Krebs kämpft, hat man einen (zum großen Teil, wie Du lesen kannst) unbesiegbaren und hinterhältigen Feind vor sich. Ich habe alle Hochachtung vor Dir, daß Du die Kraft hattest, Deine Mutter zu begleiten.
Ich weiß nicht, was Du von Beruf bist, aber es gibt die Möglichkeit, ehrenamtlich in Hospizen tätig zu sein. Da kann man Angehörigen und Betroffenen den "letzten Weg" mit psychischer und physischer Hilfe leichter machen. Wir waren dankbar für die Menschen, die uns und unserer Mutter geholfen haben.

Liebe Grüße von Antje
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  #32  
Alt 03.03.2003, 12:45
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Standard Warum mußte sie so leiden?!

Hallo an alle,
es ist so traurig, was Ihr schreibt. Und dann immer das Warum - warum mußte der liebste Mensch so leiden? Der Tod an sich ist vielleicht Erlösung, aber das Sterben kann eine Qual sein... Und das macht es einem um so schwerer - wenn man damit fertig werden muß, daß derjenige nicht "in Frieden" gehen konnte.

Wolfgang, meine Mutter hatte auch gewußt, daß es hoffnungslos ist. Sie konnte nur nicht loslassen, und die letzte Woche (nach unserem schönen Abschied) war ein aussichtsloser Kampf mit hin und her wälzen, aufsetzen und zwischendurch, wenn die Schmerzen zu stark wurden, der Ruf: "Helft mir!" Ich habe auch das Morphium in Verdacht. Es heißt, es gibt einem halluzinogene (sagt man so?) Träume. Wenn das so ist, hatte meine Mutter einen Alptraum nach dem anderen. Z. B. zeigte sie in eine Ecke und murmelte: „Lauter schlechte Engel“. Leider weiß man nie vorher, wie der geliebte Mensch gehen wird, man klammert sich an jeden Strohhalm, besonders wenn die Ärzte sagen: Sie wird durch das Morphium nichts mitkriegen.

Nadine, ich bin ABSOLUT Deiner Meinung! Und ich denke auch, daß diejenigen, die so ein qualvolles Sterben nicht als Angehörige erlebt haben, so eine Situation nicht beurteilen können. Ich habe im Verwandtenkreis mal gesagt, wenn es erlaubt gewesen wäre, hätten wir ihr geholfen. Teilweise haben die Leute wirklich die Nase gerümpft, nach dem Motto "wie kann man nur?!" !

Heike, es tut mir so unsagbar leid, daß Du die Situation ganz alleine tragen mußtest. Wenn Du "reden" willst, findest Du hier Menschen, die Dir (vielleicht) ein bißchen helfen können. Einfach die Trauer zu formulieren macht es zumindest zeitweise etwas leichter.

Gudrun, ja, es kommt einem alles irgendwie lächerlich vor. Es relativieren sich viele Probleme, die man vorher hatte. Und wenn ich über einen Schnupfen oder Kopfweh klage, sehe ich meine Mutter vor mir und denke, wieviel Leid kann - muß - ein Mensch ertragen.

Kückeline, es ist doch klar, daß man nicht nur Trauer sondern eine gehörige Portion Wut empfindet. Das ist mehr als verständlich, denn diese Wut beinhaltet doch auch die Hilflosigkeit, weil man nur zusehen konnte, wie ein geliebter Mensch so abgrundtief leiden mußte.

Liebe Grüße an Euch alle von Antje
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  #33  
Alt 03.03.2003, 13:17
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Standard Warum mußte sie so leiden?!

Liebe Mitlesende und Mitleidende,
Es fällt mir so unsagbar schwer mich mit der Art und weiße wie mein Vater sterben mußte abzufinden.
Ich als ältester Sohn meines Vaters mußte ihm versprechen das er nicht ersticken muß das ich dies verhindern würde,und Ich habe mich auf die Aussage der Ärzte verlassen das mein Vater von allem nichts bewußt mitbekommen würde.
Aber nachdem mein Vater quallvoll ersticken mußte und Ich nur hilflos wie gelähmt zusehen konnte mache Ich mir die größten Vorwürfe mein Wort meinem Vater gegenüber nicht gehalten zu haben und ich weiß nicht wie ich jetzt weiter damit klarkommen soll.
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  #34  
Alt 03.03.2003, 14:12
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Standard Warum mußte sie so leiden?!

Hallo!

Ich bin neu hier. Mein Vater ist am 1.3. gestorben,er hatte Speiseröhrenkrebs. Allerdings ist er nicht an dem Krebs selbst gestorben, sondern an naja ..so genau konnten die Ärzte das auch nicht sagen. Auf jeden Fall hatte er am Schluss noch eine Lungenentzündung und das war wohl zuviel. Er kam dann auf die Intensivstation. wo er genau wie eure Angehörigen anfing sich zu wehren. Daraufhin gab man ihm Morphium und er beruhigte sich wieder.Nach ein paar Stunden wurde er zum Sterben auf die Normalstation gelegt, dort fing er wieder an sich aufzubäumen.Wir konnten das nicht mit ansehen und sprachen mit der Ärztin. Sie gab ihm ein sehr starkes Beruhigungsmittel und von da an schlief er noch 8 Stunden, seine Atemzüge wurden immer seltener, bis er dann ganz aufhörte zu atmen und sein Kopf auf die Seite fiel. Ich hab keine Ahnung was die Ärztin ihm genau gegeben hat, aber so habe ich erfahren dürfen, das es auch anders geht.
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  #35  
Alt 03.03.2003, 14:35
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Standard Warum mußte sie so leiden?!

Hallo auch ich bin neu hier. Meine mutter starb auch wie bei christine am 1.3...sie hatte metastasen in der Lunge, Leber,knochen,und im Hirn,die ärzte konnten nicht feststellen wo der Hauptherd lag.Vor 1 Woche sagte meine Mutter zum 1.Mal dass sie endlich sterben wolle, sie hatte 9Monate gekämpft.von da an ging es bergab.sie fing an Wirr an zu sprechen und hatte sehr starke Schmerzen, so dass wir sie ins Krankenhaus einliefern mussten.am Freitag hatte sie mühe mit atmen,sie bekam all halbe stunde eine Morphiumspritze, zusätzlich hatte sie noch Pflaster.die Schmerzen wurden immer schlimmer sie wollte sich die kleider vom leib reissen und windete sich im Bett und rief immer "helft mir haltet mich!!..am abend war sie so schwach dass sie nur noch da lag und schwer atmete.mein Vater und ich blieben die ganze nacht bei ihr.Um 5.15uhr hatte ich keine Kraft mehr ich war total erschöpft. mein vater schickte mich nach hause mit dem Versprechen dass er mich sofort anrufen würde wenn es meiner mutter schlechter gehen würde.ich fuhr nach hause und legte mich sofort schlafen. um 6.00uhr rief mich meine schwester an und teilte mir mit dass meine mutter gestorben sei.sie hatte Blut erbrochen und atmete dann einfach nicht mehr..zuerst machte ich mir vorwürfe dass ich nicht länger geblieben bin..aber mein Vater meint dass meine Mutter mir den Anblick ersparen wollte und erst gehen konnte als sie mit meinem Vater alleine war..

..also wie ihr seht sind die Krankenhäuser hier in der Schweiz,kein Deut besser als bei euch in Deutschland..


in stiller Trauer sandra G-
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  #36  
Alt 03.03.2003, 15:49
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Standard Warum mußte sie so leiden?!

Lieber Wolfgang,
Mach Dir BITTE keine Vorwürfe, auch wenn Du Deinem Vater ein Versprechen gegeben hast. Aber wie solltest Du sein Leiden in den letzten Stunden verhindern, wenn Du gar nicht wußtest, was auf Dich zukommt? Und wie hättest Du es denn verhindert? Am Ende hättest Du Riesenprobleme bekommen, wenn Du "nachgeholfen" hättest. Und das hätte Dein Vater doch nicht gewollt?!
Das mit dem "Nachhelfen" haben wir ernsthaft überlegt, und ich war im Krankenhaus nah dran, die Schmerzpumpe so einzustellen, daß einfach eine viel größere Dosis in meine Mutter gepumpt worden wäre. Was hätten die Ärzte wohl gemacht? Mich natürlich angezeigt, da es schließlich ein Verbrechen hierzulande ist, wenn man einem Menschen das Leid ersparen will. Schizophren, nicht wahr?!
Denke daran: Dein Vater ist jetzt irgendwo bei Dir und will sicher nicht, daß Du Dir das Leben schwer machst. Er kann doch verstehen, daß Du nur das tun konntest, was Du getan hast. Und wird froh sein, Du ihn auf seinem Weg nicht allein gelassen hast.
Liebe Grüße von Antje
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  #37  
Alt 03.03.2003, 17:59
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Standard Warum mußte sie so leiden?!

Hallo Antje und alle anderen,

es ist erschreckend, wenn ich sehe, wieviele von uns zur Zeit den gleichen Schmerz durchleben. Ich denke, wir alle, haben etwas erlebt, was wir nie vergessen werden. Jeder von uns muß nun seinen Weg finden und versuchen auf seine Art weiterzuleben. Es ist aber schön, daß wir uns zumindest gegenseitig helfen können, das Erlebte irgendwie und irgendwann zu verarbeiten, in dem wir es niederschreiben und rauslassen können.

Antje, ja Du hast recht,ich habe mir auch schon überlegt, evtl. einen Hospizkurs zu machen. Einige Frauen aus der Krebs-Selbsthilfegruppe meiner Mutter haben so einen Kurs und ich kann mir dort Informationen darüber holen.

Nadine, ich gebe Dir recht,jeder Mensch sollte das Recht auf ein SELBSTBESTIMMTES Ende in Würde und Frieden UND ohne Qualen haben. Ich habe Ende November einen Bericht im Fernsehen gesehen über die Schweiz. Es gibt dort eine Vereinigung mit dem Namen D....... Leider weiß ich nur noch, daß er mit D anfängt. Sehr viele Deutsche waren schon dort und angeblich will man es sogar verbieten. In was für einem Land leben wir eigentlich??

Christine, ich glaube, ich weiß was man Deinem Vater gegeben hat. Das Mittel heißt Haldon und ist ein starkes Rauschmittel. Zumindest spricht Deine Schilderung dafür. Ein solches Mittel hat man meiner Mutter auch zeitweise gegeben, allerdings hat man sie damit in eine Art Tiefschlaf versetzt zu einem Zeitpunkt, als sie noch ansprechbar war, und das fand ich unmöglich.

Sandra, was wir unter würdigem sterben verstehen muß man selber in die Hand nehmen. Dabei hilft kein Krankenhaus und der Patient muß es selber wollen. Wie gesagt, es gibt eine Vereinigung in der Schweiz und an die muß man sich wenden solange der Patient noch selber entscheiden kann, es aber keine Hoffnung mehr besteht zur Heilung.

Tja, ich drück euch für heut ganz fest. Jetzt wird es schon dunkel und das ist im Moment für mich besonders schlimm.

Liebe Grüße Heike
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  #38  
Alt 03.03.2003, 19:39
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Standard Warum mußte sie so leiden?!

Liebe Mitleidende,
wie Heike schrieb, ein würdiges Ende muß der Betroffene noch SELBST entscheiden können und das bedeutet RECHTZEITIG.Man kann es leider nur selbst in die Hand nehmen bzw. liebevolle Menschen haben, die die Zivilcourage und die Liebe aufbringen irgendwie zu helfen. Es ist ein Armutszeugnis für unsere Mediziner, dass sie vor lauter Angst vor der "Obrigkeit" nicht in der Lage sind Menschlichkeit walten zu lassen. Ich bin kein bösartiger Mensch, bin aber im Verlauf meiner Erfahrungen leider zu dem Schluß gekommen, dass diese Ärzte ES wohl erst am eigenen Leibe oder beim Liebsten, das sie haben, erleben müssen um den "Stein ins rollen" zu bringen, damit sich in Hinsicht würdevolles und wirklich schmerzloses Sterben in diesem Lande etwas tut.
Die Gesellschaft in der Schweiz heisst, soviel ich weiss: "Dignitas" und es gibt , glaube ich noch "Exit". Auch in den Niederlanden soll es wohl "Hilfsmöglichkeiten" geben.Ich bin wie Antje der Meinung, dass nur ein Mensch, der seinen liebsten Menschen so qualvoll hat leiden und sterben sehen, das Recht hat, sich wirklich kritisch über diese Meinung zu äußern. Ich denke, wir ALLE wollten unsere Angehörigen solange wie möglich "behalten", aber sie so qualvoll leiden und sterben zu sehen.....Ich fühle mich als Versager, dass ich das bei meinem Mann "zugelassen" habe. Einem Tier wird geholfen,- einem Menschen nicht! Ist ein Mensch eher dazu bestimmt qualvoll zu sterben? Ich habe viele Mediziner (es gibt sicherlich auch Ausnahmen) in Punkto Schmerztherapie und Erleichterung der letzten Stunden als unfähig und (oder) feige erlebt. Ich selbst würde mich in dieser Situation nicht mehr der Hand eines Arztes anvertrauen! Nur uns als Laien sind diesbezgl Grenzen gesetzt und das erschwert das würdevolle und schmerzlose Sterben noch mehr.Das alles hört sich hart und verbittert an! Ich BIN hart und verbittert geworden, als ich mir den Leidensweg und den Tod meines Mannes und im Vergleich dazu die "Hilfe" der Ärzte hilflos ansehen mußte.
Es gibt sicher auch andere Beispiele, aber ich schreibe momentan in DIESER Rubrik und das ist meine Meinung dazu, entstanden aus meiner (unserer) traumatischen Erfahrung.
Es tut mir leid, Euch zusätzlich bedrückt zu haben, aber wenn niemand irgendwann einmal den Mund aufmacht wird sich in dieser Beziehung nie etwas ändern. Man sagt zwar, der Tod gehört zum Leben, aber hat man damit gemeint, dass der Mensch ELEND und WÜRDELOS sterben muß (von den Altersgruppen, die betroffen sind, mal ganz zu schweigen)?
Es tut mir für Euch alle sehr leid, diese Worte sind absolut unzureichend um wirklich auszudrücken was ich fühle,aber ich weiss selbst, dass es in dieser Situation keinen wirklichen Trost gibt.
Nadine, die selbst auch von Eurem Unglück betroffen war und es seelisch noch ist.
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  #39  
Alt 03.03.2003, 21:00
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Standard Warum mußte sie so leiden?!

Liebe Nadine,
ja, ich lese Deine Wut, Deine Verbitterung, weil Du einen lieben Menschen verloren hast. Trotzdem dürfen wir in diesem Maße din Ärzte nicht anklagen. Sie haben einen Eid geschworen. Sie DÜRFEN dem Leben KEIN Ende machen, selbst, wenn sie es wollten. Glaube mir, daß sie oft genug selbst hilflos davorstehen, weil sie nicht wissen, wie sie ihren Patienten noch helfen sollen.
So sind nun mal unsere Gesetze und wer von uns will allen Ernstes über Leben und Tod entscheiden.
Ich wollte es nicht!
Ich selbst habe vor kurzem meinen geliebten Partner verloren an dieser gemeinen Krankheit. Auch ich hatte Angst davor, daß er evtl. ersticken muß. Ich habe meine Bedenken geäußert. Er bekam starke Schmerz- und Beruhigungsmittel und schlief dadurch fast den ganzen Tag. Wenn er zwischendurch erwachte, hatte er schlimme Panikattacken -Atemnot-, bekam dann sofort eine zusätzliche Beruhigungsspritze, schlief dann wieder ein. Ganz schlimm wurde es am Nachmittag bevor er starb, da halfen die Spritzen nicht mehr und wie Christine beschreibt, bekam er zusätzlich ein Mittel in die Infusion gespritzt. Er schlief ein und wachte nicht mehr auf. Auch ich weiß nicht, wie dieses Mittel hieß, man hat mir auch nichts gesagt, was ich übrigens auch sehr bedaure. Haldol bekam er sowieso, es gehörte zur Schmerztherapie.
Deshalb gibt es für mich nur eine Möglichkeit, nämlich, sich mit den Ärzten auseinanderzusetzen, was sie tun können, um das Sterben zu "erleichtern".
Und "leicht" ist es mit Sicherheit für niemanden. Ich glaube, daß der Kampf auch im Unterbewußtsein stattfindet. Ich bin mir sicher, daß Heinz lange bevor ich es überhaupt bemerkte, schon längst mit sich selber abgeschlossen hatte. Gekämpft hat er trotzdem.

Wolfgang, und allen anderen, denen es so ergangen ist, bitte keine Schuldgefühle.
Wir stehen doch alle hilflos davor. Mein Vorwurf geht eher an die Ärzte, die eigentlich einen besseren Überblick über die Situation haben sollten, als wir. Und zwar IM RAHMEN ihrer Möglichkeiten.
Wir als Angehörige konnten nur eins tun, für unsere Lieben da sein und ihnen wenn möglich noch ein paar kleine Wünsche erfüllen.
Die schrecklichen Bilder aus dem Krankenhaus werden noch lange da sein, wütend machen, ja.
Aber unsere Lieben müssen jetzt nicht mehr leiden, es wird ihnen gut gehen und sie werden immer bei uns sein.

Allen hier viele liebe Grüße
Mucki
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  #40  
Alt 03.03.2003, 21:17
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Standard Warum mußte sie so leiden?!

Liebe Mucki,

eine Frage zu Deinen Worten:

Mir wurde von den Ärzten gesagt, daß Haldol nur zur Beruhigung gegeben wird, da meine Mutter auch aufgrund ihrer Gehirnmetastasen sehr unruhig war. Immer wenn sie ansprechbar war, habe ich sie nach Schmerzen gefragt und sie hatte keine, auch als Haldol abgesetzt wurde. Was Du hier schreibst, sind ganz neue Perspektiven für mich, die ich im Moment nicht zuordnen kann. Wurde ich hier von den Ärzten belogen??

Liebe Grüße Heike
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  #41  
Alt 03.03.2003, 22:45
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Standard Warum mußte sie so leiden?!

Hallo, Heike, erst mal ein paar Dinge zu Haldol, die ich gefunden habe:

Wirkstoff: Haloperidol (Butyrophenon Neuroleptikum)

Handelsname: Buteridol, Duraperidol, Haloperidol-ratiopharm, Serenace, Serenase

Einsatzgebiete: schizophrene Psychosen, Erregungszustände

Anmerkungen: Das Standartmedikament bei psychotischen Erregungszuständen. Wenig vegetative Nebenwirkungen, dafür aber ausgeprägte motorische Störungen (Parkinson ähnliche Symptome die bei einem Besuch auf einer akuten psychiatrischen Aufnahmestation sofort auffallen).
Haloperidol wurde 1958/1959 von Paul Jansen entwickelt und auf den Markt gebracht. Es sollte dem einige Jahre früher eingeführtem Chlorpromazin angeblich an "Spezifität" bei Schizophrenien überlegen sein. Diese Ansicht liegt nahe wenn man die hohe Affinität der Substanz zu den Dopamin-Rezeptoren im Gehirn (Schizophrenie als Störung des Dopaminstoffwechsels) bedenkt. In den vielen klinischen Studien die bisher durchgeführt wurden war jedoch kein Neuroleptikum wirklich effektiver als Chlorpromazin in der Behandlung der Schizophrenie. (http://www.epsy.de/haldol.htm)



Hallo, an alle,
ich habe heute mal wieder ein bißchen in meiner Firma vorbeigeschaut. Gearbeitet habe ich nämlich kaum, weil mich alles nur angekotzt hat. Freitag wurde mein lieber, lieber Vater beerdigt und heute habe ich Berge von Papier auf dem Schreibtisch über lauter dummes Zeug. Es war wohl ein Fehler dahinzugehen. Aber zuhause sitze ich stundenlang da und starre die Wand an. Ich war auch abends noch bei meiner Mutter. Die hat jetzt Angst um mich und ich um sie. Wir sind nur fertig. Ich habe ihn einfach nur lieb und hoffe, daß er gleich um die Ecke schaut. Sie wohl auch. Die letzten Tage kann ich nicht vergessen. Es war schlimm. Ich habe gesehen, wie er leidet ohne einen Ton zu sagen; er war auch die ganze Zeit geistig voll da. Was soll ich das beschreiben. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich weiß nicht, ob meine Ma es schafft, ob ich es schaffe. Er war doch unser größter Schatz.

Gudrun
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  #42  
Alt 03.03.2003, 23:41
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Liebe Mucki,
zunächst einmal mein Beileid zum Tode Deines Partners. Ich selbst weiss, wie schwer es zu ertragen ist.Ich habe meinen Mann vor fast einem Jahr verloren und es geht mir schlechter denn je.Aber das soll hier nicht das Thema sein.
Ich würde nur gerne etwas "geraderücken", wir haben uns mißverstanden.Ich wollte nicht, dass die Ärzte dem Leben meines Mannes ein Ende setzen. Selbst während seiner letzten Stunden kämpfte ER um sein Leben,- er wollte es behalten. In Bezug auf meinen Mann sprach ich von wirksamer Schmerztherapie und BERUHIGUNG in den letzten Stunden,- denn er wurde fast "wahnsinnig" vor Qual (wohl in erster Linie auch seelischer Qual). Bei uns gab es nichts wie schlafen etc. Mein Mann war bei Bewußtsein,- er bat immer wieder darum schlafen zu dürfen. Aber dem wurde nicht entsprochen.Und die Medikamente, die man ihm gab stellte ihn noch nicht einmal ruhig.Wohl dem, der in seinen Tod hineinschlafen darf!Das war es, was er wollte, und ich ihm auch gewünscht hätte. Ich sprach, wie wohl auch einige der Schreiber vor mir, eben von genau der entgegengesetzten Situation. Nämlich bei Bewußtsein qualvoll (körperlich und seelisch)seinem Ende entgegenzugehen- und zu sehen.
Und allgemein meinte ich, dass der Patient natürlich SELBST bestimmen sollte, wann für ihn der Punkt erreicht ist, an dem er es nicht mehr aushält und nur noch gehen will (und solche Fälle gibt es auch!)Und ich spreche natürlich auch von Schwerstkranken, die stark leiden wie z.B. Krebskranke im Endstadium.Nur der Patient alleine sollte über SEIN Leben entscheiden können. Und die Ärzte haben auch den Eid geschworen, Leiden zu lindern und Menschen zu helfen. Aber genau in dieser Hinsicht hapert es häufig. Wenn Du mit Deinem Partner bessere Erfahrungen gemacht hast, sei froh. Wir und viele andere Betroffene hatten nicht das "Glück"!Ich denke, wir alle wollen zunächst einmal unsere Lieben "behalten", wenn aber das wirklich nicht mehr möglich ist, dann möchte man doch einen sanften, friedlichen Weg, wie zum Beispiel einen ruhigen, langen Schlaf.Es ist grauenvoll genug den Leidensweg eines Menschen mitzuerleben, aber ihn auch noch qualvoll in den Tod gehen zu sehen. Das darf man NIEMANDEM antun. Kein Mensch hat es verdient so elend zu sterben, wie es manche tun. Und DAGEGEN wehre ich mich!
Ich gebe zu, ich bin verbittert, verzweifelt und traurig über die Art und Weise, wie man meinen Mann hat sterben lassen (auch über das Verhalten verschiedener Ärzte), dennoch spreche ich nicht nur für mich sondern auch für die Fälle, denen es ebenso ergangen ist.
Ich wünsche Dir alles Gute,
Nadine
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  #43  
Alt 04.03.2003, 04:17
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Hallo Nadine,
ich kann Deinen Zorn und Deine Einstellung nachempfinden, so wie viele hier, welche die Qual des Todes miterlebt haben.
Als ich bei meiner Mutter ganz deutlich sah, dass in punkto pallitative Alternative nichts getan wurde, habe ich sie nach hause geholt. Sie hatte keine Schmerzen, dafür sorgte ihre Hausärztin. Es war ihr qualvoller seelischer Schmerz sterben zu müssen, der letzte Schrei nach dem Leben, der heute noch in mir sitzt. Beim ersten Hausbesuch der Ärztin brachte sie mir die Informationshefte vom Hospiz mit, die Phasen des Gehens.
Meine Mutti hatte sich eine Sammlung von Schlaftabletten zugelegt, für den Fall der Fälle. Doch sie war ja nicht einmal mehr imstande sich alleine zu drehen usw., wer hätte ihr diese geben sollen? Hätte ich ihr den Todesmix zubereiten sollen? Hätte es die Ärztin machen sollen? Wir wären Beide gesetzlich belangt worden. Und wer beruhigt das Gewissen? Kommen nicht die Gedanken jetzt schon nach dem Tode, habe ich alles in meiner Macht stehende getan um zu helfen, zu lindern???? Welch ungeheures Schuldgefühl würde da die Hinterbliebenen zerfleischen? Wie viele Menschen hätten wirklich die Kraft, ob sterbend oder zurückbleibend, diesen Weg zu gehen? Hängen wir nicht Alle so sehr am Leben, dass immer noch ein Fünkchen Hoffnung (ob nun realistisch oder nicht) oder den starken Glauben an die Hoffnung gibt vorhanden ist?
Glaubst Du nicht, dass ein Arzt, welcher diese Situation hat zu seinen möglichen Mitteln greift?? Ich schon, denn ich weiss es aus dem Bekanntenkreis. Und wie viele Ärtze sind nicht nur wegen ihren Überstunden zu Alkoholiker und Drogenabhängigen geworden? Da dürfte niemand eine Studie beginnen!!
Verstehe mich nicht falsch, ich bin absolut FÜR ein humanistisches Sterben und den sofortigen Ausbau der pallitativen Medizin, und wäre an vorderster Front dabei darum zu kämpfen, um alles in meiner Macht stehende zu tun. Deshalb begann ich bei mir, ich meldete mich zum ehrenamtlichen Hospizdienst an, werde die Schulungen so bald als nur möglich beginnen, nachdem ich meine gesundheitliche Situation geregelt habe. Ich bin der Meinung hier schon einen winzig kleinen Teil beitragen zu können, und auch mit zu kämpfen, für was ich einstehe.
Leider sitzen in vielen Köpfen noch die Erinnerungen an die grausigen Ereignisse vom 2. Weltkrieg, und das hemmt uns Deutsche am MEISTEN. Ebenso die Unmacht der Hinterblieben, der Weisskittel ist für viele Menschen immer noch ein Halbgott und hat das Wissen.
Der Schmerz lähmt, und viele Menschen haben nicht die Möglichkeiten und das know-how, wie sie sich informieren, um dann vor den Ärzten Rückrat zu bieten. Und wehe sie tun es!! Mein letztes Beispiel, "ich werde nur noch mit ihrem Hausarzt diskutieren" wurde ich abserviert und stehen gelassen.
Nadine, sprech mit dem Hospizdienst, anderen evtl. vorhandenen pallitativen Dienste, schau wo DU Deinen Beitrag leisten kannst. Den Wut bewegt Berge. Und je mehr Menschen diese Wut konstruktiv umsetzen, um so mehr können wir gemeinsam tun um endlich ein würdevolles Sterben in die Wege zu leiten.

liebe Grüsse,
Jutta
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  #44  
Alt 04.03.2003, 08:12
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Hi ihr Lieben,

Haldol ist ein Neuroleptikum; das heißt es hat dämpfende Wirkung = nimmt die Angst, Erregung, bzw. eventuelle Halluzinationen (es ist kein Schmerzmittel). Je nachdem in welcher Kombination Medikamtente gegeben werden, potenzieren sie sich unter Umständen gegenseitig - deshalb ist die Wirkung auch nicht bei jedem Patienten gleich (ist auch so erwünscht).

Mein Vater bekam - als er schon sehr starke Atemnot durch eine starke nicht mehr behandelbare Herzschwäche hatte - Vendal als Dauerinfusion. Das ist ein Morphinpräperat; auch das bekam er gegen die Angst und zur Beruhigung (Schmerzen hatte er keine). Man muss sich allerding bewußt sein, dass alle diese Medikamente auch Nebenwirkungen haben. Im Falle von Vendal bewirkt die gewünschte Sedierung auch eine Atemdepression (d.h. die Atmung wird langsamer und flacher). Wird der Patient unruhig, muss die Dosis gesteigert werden (es wäre sonst z.B. bei meinem Vater zu Panikattacken und extremer Atemnot gekommen). Was das für die Atmung bedeutet, muss ich euch nicht sagen.

Man (der Arzt) muss sich also schon sehr genau überlegen wann was, in welchem Ausmaß gegeben werden kann. Ich denke nicht, dass es so einfach ist, wie der Laie sich das vorstellt.
Es gibt sicher wie in jedem Beruf solche und solche Ärzte. Sie aber generell zu verteufeln finde ich aber trotz eventuell schlechter Erfahrungen nicht richtig.

Auch ich bin in solchen Fällen, wie ihr sie leider erleben musstet, für Sterbehilfe. Das Problem ist halt (neben dem Eid) auch ein eventueller Mißbrauch. Nicht alle empfinden dem Sterbenden gegenüber eine solche Liebe wie wir hier es tun (oder getan haben). Leider.Auch das muss man sehen.

Ich wünsche euch viel Kraft
Alles Liebe
Afra
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  #45  
Alt 04.03.2003, 11:22
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Hallo Heike,
ja, Haldol ist ein Beruhigungsmittel. Es hemmt die Angst- und Erregungszustände.
Habe nochmal nachgesehen, will nichts falsches schreiben.
Heinz bekam dieses Mittel in Zusammenhang mit Dilaudid (Schmerzmittel).
Und zwar in flüssiger Form durch einen Port. Genau gesagt setzte es sich wie folgt zusammen:
7 Amp. Dilaudid + 1 Amp. Haldol, tagsüber 1 ml/h und nachts 2 ml/h.
Das war zuletzt die Dosis, die ihm seine Schmerzen und seine Ängste einigermaßen nahm. Wie gesagt, in den letzten Tagen spritzte man ihm noch zusätzliche Beruhigungsmittel. Ob es Haldol war, kann ich nicht sagen, war nicht mehr in der Lage nachzufragen. War nur froh, daß er nicht mehr so leiden mußte.

Liebe Grüße
Mucki
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