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  #1  
Alt 16.10.2008, 11:05
Benutzerbild von luna83
luna83 luna83 ist offline
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Standard Wo bleiben die Freunde ?

Hallo an Alle!
Vielleicht kennen mich einige noch,ich denke aber eher nicht! Hab schon lange nichts mehr geschrieben.
Ich habe folgendes Problem.
Meine Mum ist gestern operiert worden ( ein Rezidiv).
Keiner meiner Freunde, nicht mal meine beste Freundin haben nachgefragt wie die OP gelaufen ist bzw. wie es ihr geht. Obwohl jeder beschweid wusste dass gestern die OP war.
Ich muss sagen ich bin echt enttäuscht und traurig. Was würdet ihr machen? Ich hab manchmal das Gefühl dass meinen 2 Besten Freunden das langsam zuviel wird.

LG Luna
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  #2  
Alt 20.10.2008, 12:12
Benutzerbild von Petra_S
Petra_S Petra_S ist offline
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Standard AW: Wo bleiben die Freunde ?

Hallo Luna,
da keiner antwortet, hier meine Gedanken, obwohl ich mittler Weile einen anderen "Stand" im Leben habe als du, wenn ich aus deinem "Luna83" schließe, dass du 1983 geboren bist. Mit "einen anderem "Stand" im Leben", meine ich, dass ich älter bin, deine Mutter sein könnte - ich habe eine Tochter, die 1983 geboren wurde. Ich bin 43 Jahre und nicht mehr so von den Reaktionen anderer Menschen zu beeindrucken. Ich habe erlebt, dass ich andere Leute enttäuscht habe und andere Leute mich enttäuscht haben. Das geschieht nicht immer boshaft, manchmal ist es nur einfach so, dass man falsche Erwartungen an die Menschen hat. Wenn man jemand kennenlernt, auf der zehnten gemeinsamen Party, dann ist es nicht unbedingt gesagt, dass man mit diesem tollen Menschen, mit dem man soooo viel gefeiert hat, sooo viel schöne Dinge erlebt hat, auch klar kommt, wenns Ernst wird. Manche Menschen sind gerade deshalb so tolle, mitreißende Menschen, weil sie bisher vom Schweren und Dunklen verschont blieben, bzw. sich evtl. auch davor geschützt haben durch Flucht. Aber auch wenn man sich kennenlernt und meint, man habe das gleiche verbindende Schiksal, muss man nicht zwangsläufig die selbe Sprache sprechen und es kann zu Enttäuschungen führen auf beiden Seiten.

Was aber könntest DU machen? Tja - "Angriff ist die beste Verteidigung" - ich weiß nicht wie offen und mutig du bist:

Die Freundin anrufen :" Ich wollte dir mal erzählen was mit meiner Mutter ist, das interessiert dich doch bestimmt?!" - damit beschämst du die Freundin evtl. und ob ihr dann gestottertes Interesse wirklich echt ist und nicht alles noch schwieriger wird, das kommt auf den Charakter der Freundin an. Vielleicht aber ist sie aber auch froh, dass du es ansprichst, weil sie nicht weiß, wie sie dich auf deine Angst ansprechen soll - sie will dich ja auch nicht traurig machen. Oder sie hat Angst, dass ihr nichts "Schlaues, Tröstendes" einfällt, wenn sie nach der OP fragt und was Blödes passiert wäre....

Oder einfach sagen "...ich bin enttäuscht, ich hätte erwartet, ihr fragt mich mal..." Die Reaktion bleibt abzuwarten. Aber ansonsten, besinn dich auf dich, schreib hier im Forum was dich belastet, hier wirst du schon besser verstanden, als in der "normalen Welt" in der sich die Dinge um Beruf, Freund und Geld drehen. Für deine Mutter und dich geht es um andere Dinge. Versuch dich nicht beeindrucken zu lassen, wie gesagt, es muss nicht unbedingt bös gemeint sein, vielleicht sind sie auch nur unsicher was sie dir nun wieder sagen sollen, das die Krankheit "zurück" ist. ...alles leicht gesagt - ich weiß. Vielleicht hat sich in den vergangenen 4 Tagen aber auch schon jemand gemeldet!?

Hast du Geschwister? Wie geht es deiner Mama jetzt?
Gruß Petra
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  #3  
Alt 20.10.2008, 13:54
J.F. J.F. ist offline
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Standard AW: Wo bleiben die Freunde ?

Hallo Luna,

da ich selbst betroffen bin, schaue ich nie in den Angehörigen-Teil. Warum? Ganz einfach. Es ist so schon schwer genug die Angehörigen so auszubalancieren, wer was wie gesagt bekommen kann. Das gleiche gilt für Freunde. Manche können mit dem Thema Krankheit, insbesondere Krebs und noch wichtiger mit dem Sterben und dem Tod nicht umgehen. Sie haben regelrecht Panik davor. Ihnen muss man die Möglichkeit einräumen weiterhin die Sache "totzuschweigen". Womit ich mich nicht befasse, kann mir nicht wehtun, nach diesem Motto. Muss man einfach akzeptieren. Selbst Betroffene verfahren nach diesem Schema. Dass die Freunde nicht direkt an dem Abend der OP angerufen haben, kann mehrere Gründe haben. Einer davon, sie haben Angst, dass die Nachrichten nicht so tolle sind, der zweite, man möchte Dir vielleicht die Möglichkeit geben selber den Zeitpunkt zu wählen, wann sie für Dich da sein sollen. Schliesslich weiss man, wenn man nicht dabei ist, wann ist die OP beendet, hat man schon den Patienten besuchen können, was hat der Arzt gesagt, musstest Du erst Luft schnappen, abschalten. Jeder ist da anders, der eine greift sofort zum Telefon, der andere muss erst einmal zu sich selbst finden, einen Weg suchen, um mit der Situation umgehen zu können. Vielleicht wollte man Dir diese Zeit gönnen, nicht von einer Schrecksituation in die Erzählsituation rutschen zu müssen. Egal ist es den Freunden nicht, sie denken an Dich und Deine Mutter, aber zu Zeiten und an Orten, über die Du vielleicht überrascht bist. Da ist vielleicht gerade die OP am Laufen, man steht unter der Dusche, steht irgendwo und wartet oder oder. Verstehen tue ich es auf jeden Fall, dass da Enttäuschung, Traurigkeit, vielleicht sogar ein bisschen Wut da ist, aber es wäre eventuell ungerecht gegenüber den Freunden. Wenn die Gleichgültigkeit gross ist, kein Interesse gezeigt wird oder welches geheuchelt wird (man merkt das, so blöd ist kein Betroffener, egal ob Kranker oder Angehöriger), dann ist es Zeit aus Freunden Bekannte oder nobodys zu machen. Aber erst einmal würde ich mit ihnen sprechen. Denn Du weisst was Du willst, was Du von ihnen erwartest. Kennen oder wissen Deine Freunde von Deinen Erwartungen?

Auf jeden Fall wünsche ich Dir und Deiner Mutter aller Gute.
__________________
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  #4  
Alt 28.10.2008, 09:53
Benutzerbild von luna83
luna83 luna83 ist offline
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Standard AW: Wo bleiben die Freunde ?

Hallo Petra, Hallo J.F.,

ihr habt mir so lieb geantwortet. Danke! Eure Worten haben mich sehr aufgebaut. Und es sind auch ein paar tränen gekullert.

Vielleicht hast du Recht J.F., und man muss aus Freunden Bekannte oder Nobodys machen,ich hab diese Erfahrung auch gemacht und dies auch umgesetzt. Heuchelei und falsches Interesse bringen einem in so einer Situation reichlich wenig.

Da im Moment meine Nerven Blank liegen (die Chemo+ Bestrahlung die anstehen, Ärger im Job ) Bleibt mir im Moment wohl nicht viel anderes übrig als mir profesionelle Hilfe zu suchen. Ich werde alleine mit der ganzen Situation nicht mehr fertig. Schreiben hilft mir ganz ungemein. Danke dass ihr mir zugehört habt.

Alles Gute euch!
LG Luna
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  #5  
Alt 28.10.2008, 13:25
Cindy 69 Cindy 69 ist offline
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Standard AW: Wo bleiben die Freunde ?

Hallo Luna,

ich finde es sehr gut, wenn du professionelle Hilfe in Anspruch nimmst, weil du erkennst, dass du es nicht schaffst und das schreiben darüber hier nicht ausreicht.
Ich stand auch schon kurz davor.

Fühl dich gedrückt, schicke dir eine große Portion Kraft !

Ganz liebe Grüße

Cindy
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  #6  
Alt 29.10.2008, 12:42
Mondkuss23 Mondkuss23 ist offline
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Beiträge: 23
Standard AW: Wo bleiben die Freunde ?

Hallo Luna

Ich dachte ich antworte dir jetzt schnell, da ich die Situation nur zu gut kenne. Die Freunde, die sich in der Zeit der Krankheit nach meinem Papa erkundigt haben konnte ich an einer Hand abzählen und es waren meistens Freunde bzw. Menschen von denen ich es nie erwartet hätte.
Meine engsten Freunde fragten eigentlich nur recht selten nach. Dies belastete mich auch sehr stark.
Das für mich eigentlich unfassbarer kam dann jedoch nach dem Tod von meinem geliebten Papa.
Ich stand auf einmal ohne Freunde da. Klar da kamen so Kommentare wie "Wenns dir schlecht geht dann melde dich bitte, aber ich meld mich jetzt nicht bei dir, weil ich dich ja nicht nerven will".......Genau: ich dachte echt ich spinne. "Wenns dir schlecht geht, dann melde dich bitte"......wie soll es einem Menschen nach dem Tod des Vaters auch gut gehen und erwarten da "Freunde" wirklich von einem, dass ich mich melde wenn es mir schlecht geht. Mir gings tagtäglich schlecht, aber ehrlich gesagt war ich dann auch zu stolz um mich bei ihnen zu melden und mitzuteilen, dass es mir schlecht geht.
Der Abschuss kam dann nach nicht mal 4 Monaten von Seiten zweier sehr guten und eigentlich besten Freundinnen, die mit mir zusammen studierten: Ich durfte mir einen riesen "Anschiss" abholen, weil ich mich ja nicht mehr bei ihnen melde und ob ich nichts mehr mit ihnen zu tun haben möchte!!!!!!!!!!!!!!
Und so was nennen sich Freunde.

Luna ich kann dir eigentlich nur sagen, erwarte es von den anderen nicht, dass sie nach deiner Mama fragen und es verstehen werden. Ich denke das versteht auch nur ein Mensch, der sich in so einer Situation befindet oder befand, für die anderen sind die Ängste und Sorgen kaum nachvollziehbar und ihnen scheinen sie auch oftmals übertrieben.....so schlimm das für einen selber auch ist!!!

Mit hat mein Psychologe sehr geholfen mit der ganzen Situation überhaupt klar zu kommen und er hat mir auch zu verstehen gegeben, dass ich auf Menschen, wie die eben genannten Freundinnen verzichten kann. Dies hab ich dann auch getan und es geht mir besser.
Durch die ganze Krankheit und Trauer wurde mein Freundeskreis zwar beträchtlich kleiner aber auch "krisenstabiler"

Ich hoffe ich hab das jetzt gerade nicht alles konfus geschrieben und du verstehst was ich meine.
Wenn du dich mal näher austauschen magst, kannst mir gerne auch im ICQ schreiben
__________________
Nimm dir Zeit den Himmel zu betrachten
Suche Gestalten in den Wolken,
Höre das Wehen des Windes
und berühre das kalte Wasser.
Wir sind die Eindringlinge,
die von einem unendlichen Universum
nur für eine kurze Zeit geduldet werden

Papa (21.1.1948-19.10.2007), ich hab dich lieb!!!!
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