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  #1  
Alt 11.11.2015, 10:49
salasarama salasarama ist offline
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Registriert seit: 11.11.2015
Beiträge: 4
Unglücklich Mama ich vermiss dich schrecklich...

Ich verfolge dieses Forum nun schon einiger Zeit...und war immer hin und her gerissen ob ich selber auch mal meine Geschichte erzählen soll. Diese Woche ist für mich wieder mal eine schlechte Woche daher möchte ich nunch meine Geschichte teilen, von der Seele schreiben. Ich bin 26 Jahre alt und meine Mutter musste leider wie viele andere zu früh gehen.

Meine Mutter ist im Jahr 2011 an Brustkrebs erkrankt. Leider wurde er wie so of viel zu spät entdeckt und sie hatte nicht mehr viele Optionen, so entschied Sie sich für eine doppelte Masektomie. Meine Mutter war immer die stärkste in unserer Familie. So hatte Sie auch diesen Schlag nicht unterbringen können. Sie sagte Krebs den Kampf an. Durchlief die Chemo mit anschliessender Bestrahlungstherapie. All das ohne jemals zu jammern, sich zu bemitleiden oder das Mitleid andere zu wollen, Sie war stark. Nach all den Therapien war sie natürlich nicht mehr so körperlich fit wie wir sie kannten. Sie schlief viel mehr und musste vieler ihrer Verpflichtungen die sie in Vereinen nachging aufgeben. Die Nachsorgeuntersuchungen fielen alle positiv aus und wir waren guter Hoffnung!

Anfangs Jahr 2014 erlitt Sie eine doppelte Lungenembolie. Sie hatte viel Glück, wäre sie 5 Minuten später ins Krankenhaus gekommen, wäre es zu spät gewesen. Einmal mehr waren wir uns bewusst wie schnell alles vorbei sein könnte. Sie ging zur Kur und kam bestärkt zurück.

Doch dann im Sommer 2015 fing es wieder an. Meine Eltern gingen jedes Jahr für 4 Wochen nach Spanien in Urlaub. Auch dieses Jahr war bereits alles geplant. Ca. eine Woche bevor Sie Ihren Flug hatte, bekam meine Mutter komische Schmerzen. Sie konnte kaum Essen halten und sie war geschwächt. Wir schickten Sie zum Dokter, der diagnostiziert Gastritis (Magenschleimhautentzündung). Sie bekam Medikamente dafür und der Doktor gab sein "go" für die Ferien. So gingen Sie also und die ersten zwei Wochen ging es ihr auch besser, dank den Medikamenten. Doch dann ging es ihr immer schlechter. Sie war sehr erschöpf, konnte kaum raus ins Freie weil sie keine Energie hatte. Sie nahm viele Medikamente und nichts half. Zeitweise hatte Sie Atemschwierigkeiten. Aber wie Sie war, sie beschwerte sich nicht all zu gross und biss sich durch.

Als Sie dann montags 10. August nach Hause flog ging alles relativ schnell. Mein Bruder holte die beiden vom Flughafen ab und fuhr sie direkt ins Krankenhaus. Da meine Mutter kaum ansprechbar war und sehr geschwächt war. Im Spital untersuchten Sie sie. Sie konnten nicht gleich sagen was es war, Harnblasenentzündung, Blasenentzündung ect. Am Dienstag hiess es dann Ihre Leber sei stark vergrössert, und wir hatten schon eine Vorahnung was das heissen konnte. Sie hatte bereits einen leichten Gelbstich und sprechen war sehr schwer für sie. Langer Rede kurzer Sinn, am Mittwoch riefen Sie uns an und teilten uns mit das es Lungenmetastasen sind die bereits grössten Teil der Leber eingenommen haben. Sie habe zwei Möglichkeiten, Chemo oder gar nichts machen. Meine Mutter entschied sich für die Chemo. Sie wurde in ein anderes Krankenhaus verlegt.

Dort war es ein Auf und Ab. Sie wollten keine Zeit mit Biopsie verschwenden und gleich mit der Chemo beginnen. Wir wurden leider eher spät informiert was da alles abging. Als dann eine Schwester von palliativ Behandlung sprach und ich merkte das wir auf der Palliativ-Station sind war mir vieles klarer. Meiner Mutter ging es von Tag zu Tag schlechter. Sie hatte gute Momente da konnten wir miteinander sprechen, Witze machen und nur Mutter und Tochter sein. Und natürlich über meine bevorstehende Hochzeit die am 19. August stattfand sprechen. Sie sagte allen Krankenschwestern und Ärzten sie sollen sich beeilen, sie müsse dann fit für meine Hochzeit sein. Leider ging es ihr immer schlechter, ich war jeden Tag bei Ihr und pflegte Sie mit meinem Vater. Am 18. August wussten wir es würde nicht mehr lange gehen. Sie wollte gehen konnte aber irgendwie noch nicht. So beschlossen wir ihr alle gemeinsam als Familie nochmals zu sprechen, ihr zu sagen sie darf gehen ect. Wenn ich heute an diese 10 Tage, die zwischen einliefern ins Krankenhaus bis sie schliesslich starb zurück denke, scheint mir das alles noch sehr unreal. Wie ich gehandelt habe und was ich zu ihr gesagt habe. Sie starb am 19. August in Gegenwart meines Vaters und meines einen Bruders.


Zwei Tage später war meine Hochzeit, und wir feierten für meine Mutter. Sie hatte sich gewünscht das ich alles genau so mache wie geplant. Das war ihr grösster Wunsch. Den wollte ich Ihr nicht verwehren.

Noch heute habe ich Schwierigkeiten alles so zu verarbeiten. Es trifft mich manchmal wie ein Blitzschlag dass Sie nicht mehr bei uns ist. Jetzt umso mehr da wir im Dezember nach Indien gehen und zum zweiten Mal heiraten (mein Mann ist aus Indien). Meine Mutter freute sich so fest darauf und mich zereissts fast das sie nicht dabei sein wird...

Nun gestern kam der nächste Schlag. Mein Vater erzählte mir das er eine Frau kennengelernt hat online und sie sich beide sehr mögen. Er scheint wie ein Teenager. Er hat mir schon seit zwei Wochen gesagt es ginge ihm sehr gut. Er habe den Tod von meiner Mutter gut verarbeitet und das sein Abschiedsprozess bereits vor einem Jahr begann, weil er gespürt hat das etwas nicht stimmte. Nun wird er 60 im Dezember und ich verstehe das er nicht alleine sein will, kann, wie auch immer. Und ich bin froh das er jemand gefunden hat mit dem er Sachen unternehmen kann und ich mir keine Sorgen machen muss das er vereinsamt. Doch ging das alles doch sehr schnell jetzt. Mein Grossvater (meinem Vater sein Vater) hat seine Frau ebenfalls an Krebs verloren, und hatte nach 6 Monaten bereits eine neue Freundin. Und mein Vater konnte es nicht verstehen und war wütend ect. Doch nun macht er nicht nur genau das selbe, bei ihm ging es bloss zwei Monate. Ich bin verwirrt und traurig. Ich konnte noch nicht alles verarbeiten, wie auch? Ich heiratete ohne meine Mutter und werde es gleich nochmals tun. Das ist alles sehr stressig für mich. Und nun muss ich mich schon mit einer Neuen befassen, damit klar kommen meinen Vater von einer anderen Frau erzählen zu hören ect ect.

Ich habe einen tollen Ehemann, zwei tolle Brüder und tolle Freundinnen die mich unterstützen und alles. Doch irgendwie bleibt das Gefühl das niemand ganz versteht wie es mir geht und wie es sich anfühlt. Ich hatte eine so tolle Bindung zu meiner Mutter und ich vermisse sie schrecklich. Ich bin so froh konnte ich Abschied von ihr nehmen, etwas das sicher vielen verwehrt blieb. Doch diese 10 Tage waren einfach zu kurz um alles zu sagen.


Ich weiss nicht wonach ich hier suche, vielleicht jemand der ähnliches durchgemacht hat?
Jemand der mir sagen kann es wird besser mit der Zeit? Manchmal hab ich das Gefühl ganz allein damit zu sein, mit dem Schmerz und Trauer...
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  #2  
Alt 11.11.2015, 11:31
diejüngste diejüngste ist offline
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Registriert seit: 16.09.2014
Beiträge: 138
Standard AW: Mama ich vermiss dich schrecklich...

Hallo Salasarama,

dein Verlust tut mir so wahnsinnig leid.
Ich kann mich so gut in dich reinfühlen, bin auch erst 26, meine Mama ist im Juni gestorben, 6 Tage nach meiner standesamtlichen Hochzeit, die wir extra vorverlegt hatten, und 2 Monate vor der großen kirchlichen Feier, die sie komplett mitgeplant hat.
Die Hochzeit dann noch durchzuziehen war so unendlich schwierig, aber ich habe es nicht bereut. Wir haben alle an meine Mama gedacht, es war genau so, wie sie es sich für mich gewünscht hatte, abgesehen davon, dass sie selbst eben nicht mehr da war.

Das Leben ist so unfair, es tut mir so unendlich leid für dich.
Ich würd dir so gern sagen, dass die Zeit alle Wunden heilt, aber bei mir ist das bisher leider nicht der Fall gewesen.
Mittlerweile bin ich in der 10. Woche schwanger und es ist so schwer für mich, weil ich ihr nicht mehr davon erzählen kann, obwohl sie für mich der wichtige Mensch war.

Ich weiß gar nicht was ich dir sagen soll.
Es tut mir einfach so wahnsinnig leid.

Die Idee mit Indien finde ich sehr schön, bitte mach das unbedingt!
__________________
meine liebste Mama
05.08.1960 - 04.06.2015

Unsere Geschichte:
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=64138

Ich hab dich lieb Mama.
Bis zum Mond und zurück.

http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=66377
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  #3  
Alt 11.11.2015, 12:18
petitejeff petitejeff ist offline
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Registriert seit: 10.10.2015
Beiträge: 26
Standard AW: Mama ich vermiss dich schrecklich...

Liebe Salasarama,

mir tut dein Verlust schrecklich Leid.
Auch ich habe im etwa gleichem Zeitraum wie du meinen Vater auf der Palliativstation in den Tod begleitet.

Ich finde es ganz stark von dir, dass du dennoch geheiratet hast und so deiner Mama ihrer letzten Wunsch erfüllt hast. Das war sicher sehr schwer.
Ich wünsch dir ganz viel Kraft weiterhin!
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  #4  
Alt 15.11.2015, 22:45
salasarama salasarama ist offline
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Registriert seit: 11.11.2015
Beiträge: 4
Standard AW: Mama ich vermiss dich schrecklich...

Vielen Dank euch beiden für die lieben Worte! Es tut gut zu wissen dass man nicht ganz alleine mit all diesen verwirrenden Gefühlen ist...
heute ist es wieder unglaublich schwer...man denkt doch immer man hätte alle Tränen bereits vergossen und trotzdem kommen da immer wieder welche und überrollen mich regelrecht...

Ich wünsche euch ebenfalls ganz viel Kraft!

Geändert von salasarama (15.11.2015 um 23:06 Uhr)
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  #5  
Alt 10.02.2016, 17:23
salasarama salasarama ist offline
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Registriert seit: 11.11.2015
Beiträge: 4
Standard AW: Mama ich vermiss dich schrecklich...

Es sind bereits mehr als 5 Monate ohne dich vergangen...ich kanns kaum glauben.
Mein Leben hat sich so stark verändert, meine Familie hat sich verändert. Ich glaube wir wissen noch nicht wie wir ohne dich funktionieren können, sollen, müssen. Währenddessen plant mein Vater bereits der Einzug seiner neuen Freundin bei unserem Elternhaus...das ist alles so schwer zu verdauen. All diese Erinnerungen an dich, und er möchte Platz für die neue Dame schaffen... Ich wünschte er hätte sich mehr Zeit genommen und würde nicht so überstürzt handeln...
__________________
Vermiss dich Mami 24.09.1955 - 19.08.2015
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