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  #1  
Alt 12.03.2015, 17:28
Anni1993 Anni1993 ist offline
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Standard AW: Mein Papi hat mich für immer allein gelassen

Hallo,

Vielen Dank für Eure lieben Worte!

Mir geht es immer noch sehr, sehr schlecht. Ich vermisse meinen Papa ständig.
Kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. :mad

Gestern habe ich den Abschlussbericht des Krankenhauses
gelesen & bin völlig fertig seit dem. Die Ärzte haben wohl schon früher entschieden, dass sie ihn aus ethischen Gründen nicht reanimieren werden. Das gibt es doch nicht! Warum machen die das? & Ich hatte gedacht, das Ärzte immer verpflichtet sind Leben zu erhalten!
Ich kann es nicht verstehen, mein Papa war noch soo fit und stabil, wie kann man sowas nur über unsere Köpfe hinweg entscheiden?
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  #2  
Alt 12.03.2015, 17:49
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: Mein Papi hat mich für immer allein gelassen

Zitat:
Zitat von Anni1993 Beitrag anzeigen
Ich hatte gedacht, das Ärzte immer verpflichtet sind Leben zu erhalten!
Hallo,

das ist so nicht richtig. Ein Blick in die Berufsordnung für Ärztinnen und Ärzte der BÄK gibt hier genaueren Aufschluss. So steht in § 2 Abs. 2
"Sie haben dabei ihr ärztliches Handeln am Wohl der Patientinnen und Patienten auszurichten. Insbesondere dürfen sie nicht das Interesse Dritter über das Wohl der Patientinnen und Patienten stellen."

Wenn du deinen eigenen Satz noch einmal überdenkst, dann wirst du feststellen, dass eine ärztliche Verpflichtung, Leben immer zu erhalten, eine ganz furchtbare und fatale wäre.

Viele Grüße
Simi
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  #3  
Alt 12.03.2015, 18:09
Anni1993 Anni1993 ist offline
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Standard AW: Mein Papi hat mich für immer allein gelassen

Naja, fraglich bleibt, ob ein geistig topfitter und in körperlich guter Verfassung
der gegen den Tod kämpfen möchte auch so gewollt hätte. Es geht nicht um mich, es geht darum, dass mein Vater leben wollte und ihm damit noch eine Chance genommen wurde.
Ich würde die Entscheidung verstehen, wenn er bettlegerig, inkontinent war oder Schmerzen hatte.
So etwas ist doch nicht zum Wohle des Patienten, jemandem in guter Verfassung, der die Chemo gut wegsteckt, Hilfe zu verweigern.

Diese Gewissheit, dass Papa noch eine Chance genommen wurde, kränkt mich umso mehr.
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  #4  
Alt 12.03.2015, 19:01
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: Mein Papi hat mich für immer allein gelassen

Zitat:
Zitat von Anni1993 Beitrag anzeigen
Gestern habe ich den Abschlussbericht des Krankenhauses
gelesen & bin völlig fertig seit dem. Die Ärzte haben wohl schon früher entschieden, dass sie ihn aus ethischen Gründen nicht reanimieren werden.
Hallo Anni,

ich denke hier geht gerade einiges durcheinander, denn genau diese Erkenntnis war doch keine Neuigkeit von gestern. Am 11.02. schriebst du bereits in deinem anderen Thread
Zitat:
Zitat von Anni1993 Beitrag anzeigen
Heute sagte sie noch, dass die Ärzte bei der Tumorkonferenz beschlossen haben, dass sie ihn im Falle von Herz- oder Organgversagen nicht mehr wiederbeleben.
Es sei wohl alles zu spät und er würde nur noch leiden, wenn sie ihn wiederbeleben!?
Als ich sagte,sie müsste ihm helfen, sagte sie, dass "es auch Ärzteethik gäbe und sie ihn nicht wiederbeleben sollen, nur weil es dann für die Angehörigen etc. leichter wäre"
Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber der Gesundheitszustand deines Vaters war wohl beträchtlich schlechter, als dein persönlicher Eindruck seiner Situation. Du berichtest auch nicht, was nun laut Abschlussbericht die Todesursache war. Vermutungen, Befürchtungen und Gekränktsein bringen dich jedoch nicht weiter. Suche das Gespräch mit den behandelnden Ärzten und nimm den Abschlussbericht und lasse dir vom Hausarzt oder Onkologen deines Vaters erklären, wie der Ablauf war und ob bzw. welche Optionen bestanden hätten.

Alles Gute
Simi

Geändert von simi1 (12.03.2015 um 19:05 Uhr)
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  #5  
Alt 12.03.2015, 22:13
Anni1993 Anni1993 ist offline
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Standard AW: Mein Papi hat mich für immer allein gelassen

Hallo Simi,

Mein Vater hatte dann in ein Lungenzentrum
gewechselt und dieses war deutlich optimistischer, als die Ärztin in der Uni Klinik auf deren Grundlage ich den Thread vom 11.02 geschrieben hatte.
Deshalb war ich verwundert. Außerdem wusste ich am 11.2 auch nicht, dass eine Chemo so gut vertragen werden kann.

Ich werde wohl den Hausarzt befragen. Vielleicht komme ich dann besser damit klar.

Todesursache laut bericht war ein Herztod.
Eigentlich dachte ich immer, dass die meisten Krebspatienten an Organversagen sterben, hätte nicht gedacht, dass das Herz so in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Geändert von Anni1993 (12.03.2015 um 22:18 Uhr) Grund: Todesursache ergänzt
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  #6  
Alt 12.03.2015, 22:18
simi1 simi1 ist offline
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Beiträge: 551
Standard AW: Mein Papi hat mich für immer allein gelassen

Mach das!
Und scheue dich auch nicht, im zuletzt behandelnden Krankenhaus um ein Gespräch zu bitten. Wenn du die tatsächliche Situation, die Abläufe und Eventualitäten erklärt bekommst, ist es leichter zu akzeptieren und eines Tages damit abzuschließen. Ungeklärtes vergiftet den Trauerprozess.

Alles Gute!
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  #7  
Alt 19.03.2015, 13:08
Sternchen912 Sternchen912 ist offline
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Beiträge: 12
Standard AW: Mein Papi hat mich für immer allein gelassen

Liebe Annie,

mein herzliches Beileid.
Meine Mama ist im Dezember an einem kleinzelligen Lungenkrebs gestorben.
Wir hatten ab Diagnose bis sie eingeschlafen ist nur 3 Wochen.
Auch sie wurde nicht wiederbelebt, da durch den Angriff der Lunge und auch der anderen Organe, nach dem Wiederbeleben nur ein Koma möglich gewesen wäre und das wäre ja nicht lebenswert. Da sie daraus nie wieder hätte erwachen können.
Uns hat man es auch vorher so gesagt.
Die Reanimation ist schon für einen gesunden Menschen wohl ein sehr großer Eingriff, für einen kranken kaum zu schaffen.
Ich bin so unendlich traurig.
Und kann dich so gut verstehen.
Auch ich habe den Arztbericht gelesen.
Es ist einfach so schlimm, und man versteht nicht warum man selbst so machtlos ist.
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  #8  
Alt 19.03.2015, 19:35
Anni1993 Anni1993 ist offline
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Beiträge: 33
Standard AW: Mein Papi hat mich für immer allein gelassen

Vielen Dank für eure mitfühlenden Worte nochmals!

Wisst ihr, was mir im Kopf herumschwirrt seit einiger Zeit. An dem Tag, als Papa gestorben war und wir uns von ihm verabschiedet haben, sind 2 Krankenschwestern und 1 Ärztin bei uns vorbei gekommen bzw. mussten an uns vorbei.
Die Tage zuvor hatten sie mit uns immer sehr nett und freundlich geredet, uns über Papas Zustand informiert...
Niemand ist an dem Tag zu uns um Ihre Anteilnahme auszudrücken, oder wenigstens zu sagen, dass es ihnen Leid täte...
Auch die Ärztin die über den Tod uns informierte, sagte nichtmal, dass es ihr Leid täte.
Ich verstehe das nicht und es geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Wie kann man nur so unmenschlich sein,...oder, ist es etwa die Anweisung des Krankenhauses, dass man so etwas "nicht darf".

Mich würde interessieren, ob jemand von euch ähnliches erlebt hat?
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  #9  
Alt 19.03.2015, 21:58
Chari Chari ist offline
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Standard AW: Mein Papi hat mich für immer allein gelassen

Hallo Anni

Soweit ich mich erinnern kann hat uns auch keiner von der Palliativstation irgendwie besonders reagiert. Aber das fand ich auch nicht besonders schlimm noch wäre es mir besonders aufgefallen. Im Endeffekt hilft keine Beleidsbekundung, ich fand es sogar eher störend dann wie beim Begräbnis alle nur mit einem "Beleid" nuschelnd an mir vorbei sind.

Ich denke als Arzt darfst du auch all das nicht an dich heranlassen bzw du siehst es vielleicht auch eher als "gut" wenn der leidende Mensch erlöst wird.

Ich weiß noch wie meine Oma geweint hat und meine Schwester noch halb weinend meinte dass Mama doch noch atmen würde, aber die Schwester hat ihr nur erklärt dass sie bereits tot ist und das noch die letzten Muskelbewegungen der Körpers sind.

Klar, fachlich aber halt auch ferngehalten von der Emotion. Ich denke je mehr man mit dem Tod zu tun hat umso "abgestumpfter" wird man auch. Wenn man immer nur Menschen sterben sieht, dann wird das Einzelschicksal unwichtiger. Klar gibt es noch Schicksale die einen dann auch persönlich bewegen (kleines Kind tot, junge Mutter tot, Mutter stirbt bei Geburt usw)

Für dich mag es zwar unmenschlich erscheinen aber ich denke dass ist ein normales Verhalten, wenn man länger mit dem Thema Sterben zu tun hat.
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