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Alt 21.10.2016, 11:54
Benutzerbild von Frank Emm aus Weh
Frank Emm aus Weh Frank Emm aus Weh ist offline
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Registriert seit: 26.09.2016
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Standard eine Geschichte, die mich unruhig macht...

... und weil ich nicht weiß, was ich damit machen soll, erzähle ich sie euch einfach mal:

in dem Vorort, in dem ich als Kind lebte (Dortmund-Kruckel) , gab es ein großes Brachgelände einer ehemaligen Zeche, und daran anschließend ein ebenfalls stillliegendes großes Gelände mit Gleisanschlüssen u.s.w.. Das gesamte Gelände gehörte damals der VEW, dem Arbeitgeber meines Vaters, und es war der schönste Abenteuerspielplatz, den man sich als Kind wünschen konnte.
Als etwa 8-10-jähriger, also Ende der 60er Jahre, habe ich zusammen mit Freunden sehr gern zugeschaut, wie der Inhaber eines großen Dachdeckerbetriebs aus dem Nachbarort an einer Stelle dieses Geländes sehr häufig große Mengen gebrauchter Teerpappe abgekippt und direkt vor Ort in Brand gesteckt hat. Ich kann mich noch gut an die beeindruckenden schwarzen Qualmwolken erinnern, die wir als Kinder ganz toll fanden. Diese etwa wöchentlichen Großfeuer fanden über Jahre statt und umfassten einen Geländestreifen von etwa 50 Metern, etwas abseits einer Straße, und weit genug vom Elternhaus entfernt, dass meine Eltern das nicht sehen konnten.
Etwa 5 Jahre später wurde das Gelände grob von Müll geräumt, und die VEW verkaufte es als günstigen Baugrund an ihre Mitarbeiter.
Meine Eltern kauften eines der Grundstücke, nämlich genau an der Stelle, wo Jahre zuvor die ständigen Teerpappefeuer stattgefunden hatten. Natürlich legten mein Vater und seine neuen Nachbarn in den großen Gärten auch Beete und kleine Gewächshäuser an, und es entstand beinah so etwas wie ein Wettbewerb, wer die schönsten und meisten Möhren, Tomaten, Gurken, Salate u.s.w. ernten konnte. Selbstverständlich wurde all dies auch regelmäßig von den Familien verzehrt.
Zu keinem Zeitpunkt wurde je daran gedacht, dass hier Umweltschäden eine Gesundheitsgefahr darstellen könnten, denn erstens war weder meinen Eltern noch den Nachbarn bewusst oder bekannt, dass hier etwas nicht so ganz stimmte, und zweitens war auch mir als ehemaligem "Zeugen" eine Umweltsünde überhaupt nicht bewusst, und ich hatte es sowieso schon längst vergessen.
Das änderte sich auch nicht, als in den Achtziger und Neunziger Jahren einige (eigentlich fast alle) Nachbarn und auch mein Vater an Krebs erkrankten. Einige davon verstarben (wie auch mein Vater), und nur einer lebt bis heute.
Ich habe das alles nie weiter verfolgt, da ich als junger Erwachsener irgendwann in eine andere Stadt zog und erst nach einigen Jahren mit eigener Familie wieder ganz in der Nähe der Eltern wohnte.
Nachdem ich im letzten Jahr an Krebe erkrankte, sprach mich ein sehr alter Herr aus unserer Straße an und sagte: "das wundert mich eigentlich nicht. Dein Vater ist doch auch an Krebs gestorben, und fast die ganze Nachbarschaft von euch genau so. So viele Krebskranke in nur 6 Familien, das gibt es doch sonst nirgendwo. Das ist doch alles nur wegen dem alten Dachdecker ****, der da jahrzehntelang seinen giftigen Müll verbrannt hat. Ich konnte es nie ansprechen, denn dein Vater und alle anderen Nachbarn waren immer schon so schwer krank, bevor ich es überhaupt erfahren habe, und ich kannte die Familien ja auch nicht so gut. Aber ich dachte, dir könnte ich es jetzt endlich mal sagen."
Natürlich sah ich sofort wieder die riesigen Feuer und Qualmwolken vor mir, die ich nach über vierzig Jahren eigentlich vergessen hatte. Und seitdem geht mir ein seltsames Gefühl im Bauch herum. Sind diese Dinge vielleicht wirklich die Ursache all der Krebsfälle, und vielleicht sogar meiner eigenen Erkrankung? Und müsste ich nicht irgendwas tun? Man denkt sofort an Schadenersatz, aber das ist natürlich Quatsch. Den alten Dachdecker gibt es längst nicht mehr, und was nützt es auch? Aber wäre es sinnvoll, die jetztigen Besitzer der Häuser mal anzusprechen und ihnen die Geschichte zu erzählen? Ihnen vielleicht sogar eine Überprüfung der Böden nahezulegen? Oder mache ich sie damit nur verrückt und mich selbst lächerlich? Wären jetzt überhaupt noch Bodenverunreinigungen nachweisbar?
Eigentlich will ich mit all dem gar nichts zu tun haben, denn ich habe spätestens seit meiner Erkrankung genug eigene Dinge, die mich beschäftigen.
Aber es ist eben eine Geschichte, die mich unruhig macht...

Geändert von Frank Emm aus Weh (21.10.2016 um 12:14 Uhr)
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