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  #61  
Alt 17.10.2003, 07:18
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Standard ich habe schuld

Lieber Rollo,

Du kannst Dir sicher vorstellen, dass ich mich für Dich und mit Dir freue.

Warum halte ich mich eigentlich drei Jahre nach dem Tod meiner Frau im Krebs-Forum auf, denn es geht mir doch sehr,sehr gut ?

Die Antwort:

Ich möchte ein wenig von dem weitergeben, was ich positiv erlebt und verarbeitet habe, in der Hoffnung, es wird verstanden und genutzt, das eigene NEUE LEBEN aktiv zu gestalten.

Auch das klingt für Menschen, die den Tod noch nicht unmittelbar als Begleiter mitgemacht haben:

Ich bin dankbar für die Möglichkeit, Wegbegleiter gewesen zu sein. Es hat einen sehr großen Verlust bedeutet; andererseits habe ich wunderbare Erfahrungen gemacht, die ich nicht mehr missen möchte. Der Tod meiner Frau hat mein Leben verändert,
es ist sehr bewußt, aktiv und offen.

Mir ist die Vergänglichkeit sehr bewußt, aber auch das wunderbare Leben. Ich versuche mich dem zu stellen, was auf mich zukommt und den Augenblick zu gestalten, so gut ich es kann.

Shalom
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  #62  
Alt 17.10.2003, 23:16
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Standard ich habe schuld

Liebe Anja,
Ich finde es richtig gut das Deine Nichte dich jetzt zum Rat holen und auch (kommt noch) Tränen abladen ausgesucht hat. Da hast Du jetzt eine grosse Aufgabe. Manchmal wirst Du auch verzweifeln wollen. Ich habe alles bei unseren Töchtern mitgemacht. Der Sohn, das ging, aber die Mädchen Anja. Sowas von Gefühlsachterbahn wie es ein Mädchen in der Pubertät fabriziert, das ist wie mit einem kleinen Boot auf stürmischer See fahren. Hast Du dich gerade mit dem Einen abgefunden, ist das schon längst überholt und der Andere ist der bessere. Ich wünsche Dir jedenfalls viel Spass.
Meine Enkel und Enkelinnen sind 11, 9, 3, 5, 0,10 Jahre alt, dh die Jüngste ist 3 Stunden nach dem Tod meiner Frau geboren. Dazu kommt noch eine 6jährige Nichte aus dem Senegal und ein dreijähriger Neffe.

Ich habe heute am Grab alles meiner Frau erzählt. Seitdem bin ich innerlich ganz ruhig geworden. Ich habe das Gefühl, sie versteht mich und findet es richtig was ich mache.
Sie hat den Platz in meinem Herzen. Ich denke immer an sie. Ich bin dankbar für die Zeit die ich mit ihr verbringen durfte. Es war etwas unvergleichbar Schönes. Ich bin dankbar das ich sie haben durfte. Ich weiss auch das ich sie wiederfinden werde.
Dir Anja danke ich für all die lieben aufmunternden Worte die Du für mich gehabt hast. Es hat mir geholfen.
Ich hoffe wir bleiben in Kontakt.
Danke Rollo

Hallo Shalom,
Deine Zeilen haben mich wach gerüttelt. Ich werde Dir das nicht vergessen.
Ich verstehe auch warum Du noch hier im Forum schreibst. Es wird immer wieder Menschen wie mich geben, die sich alleine nur noch im Kreis drehen und ohne Hilfe immer tiefer abrutschen.
Auch wir, so hoffe ich, bleiben in Kontakt. Ich werde immer mal wieder nachsehen wer hier ist. Vielleicht kann ich Anderen etwas von dem geben was ihr mir gegeben habt.
Auch Dir meinen Dank
Rollo

Guten Abend liebe Afra,
Dir ganz besonders danke ich. Du wärst, glaube ich, die beste Freundin von Marita geworden. Du bist ein wunderbarer Mensch.
Danke das es Dich gibt
Rollo

Alle, die ich nicht namentlich genannt habe, werden so hoffe ich doch, weiter schreiben, den ganzen Frust, das Leid, die Angst und die Einsamkeit von der Seele schreiben. Es hilft, ich bin ein Beispiel.
Rollo
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  #63  
Alt 18.10.2003, 17:42
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lieber rollo,

danke für deine liebe antwort. du machst mir ja richtig mut, auf die pubertätszeit meiner nichte. bin echt mal gespannt, was da noch alles kommt. mein vater hat auch immer gesagt, zwei mädchen (meine schwester und ich) waren schlimmer zu hüten, als ein sack flöhe. und ehrlich, da hat er recht gehabt.
ich hoffe auch, sehr das wir in kontakt bleibe, auch ich werde weiter nach dir ausschau halten.

wünsche dir noch ein schönes wochenende.

liebe grüße
anja.w
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  #64  
Alt 20.10.2003, 18:37
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Hallo Anja,
hast Du das Wochenende gut überstanden? Was macht Deine Nichte? Noch alles in Ordnung?
Ich habe lachen müssen über das was Dein Vater gesagt hat. Das mit dem Sack Flöhe.
Es ist wirklich so. Meine Frau hat oft gesagt: Lieber noch fünf Jungens, aber kein Mädchen mehr.
Ich war am Samstag wieder bei ihr, habe das Grab jetzt winterfest gemacht.
Wenn jetzt der November kommt brauch ich nur noch Gestecke auf das Grab legen, die andere Arbeit ist getan.
Ich habe auch wieder viel mit ihr geredet, das hilft mir immer sehr.
Ich wünsche Dir eine schöne Woche und freue mich mal wieder etwas zu lesen.
Viele Grüsse, auch an all die Anderen
Rollo
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  #65  
Alt 21.10.2003, 18:23
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Hallo rollo,

habe mich gestern sehr geärgert. ich habe dir glaube ich schon mal geschrieben, das ich zu meiner schwester (mutter meiner nichte) keinen kontakt mehr habe. meine schwester will meiner nichte verbieten mich zu meinem geburtstag zu besuchen. sie hat der kleinen gegenüber ziemlich viel blödes zeug geredet. die kleine hat ihr aber klar gesagt, sie läßt sich den kontakt mit mir nicht verbieten, weil ich ihre tante war, bin und bleibe. sie hat mich lieb und sie will nicht einen teil ihrer familie verlieren, nur weil meine schwester seit einem halben jahr streit mit mir hat und wir nicht mehr miteinander reden. bei dem vater meiner nichte, macht meine nichte auch dauernd stress, obwohl die scheidung von ihr aus ging und sie einen wirklich sehr lieben neuen partner hat.
meine schwester hat meiner nichte gesagt, ich müßte im dez. alleine da sitzen, weil ich meinen vater weihnachten 2001 auch im stich gelassen hätte. nur sie war da mit anhang. zu der zeit war bei uns total viel schnee. ich war eine woche vorher da und mein vater hat am morgen des heilig abend zu mir gesagt, ich soll nicht kommen, wegen dem schlechten wetter, er hätte sonst keine ruhe. ich soll kommen, wenn es wieder besser wird. sind ja immerhin 200 km gewesen. über sowas bin ich wirklich verärgert. zum geb. meiner nicht im august habe ich meiner nichte ein album mit bildern von meinem papa gemacht und die typischen sprüche meines vaters dazugeschrieben. alle fanden es super und für die kleine war es ihr schönstes geschenk. ein foto habe ich vergrößern lassen. da ist sie mit meinem vater drauf. sie lehnt sich an ihn und er ist bei seiner lieblingsbeschäftigung, kuchen essen. der kommentar meiner schwester war, die spinnt. die wird mit dem tot von papa nicht fertig. die sollte zu einem therapeuten.
ehrlich, sowas kann ich alles nicht verstehen. nach all dem was gewesen ist, muß man doch zusammen halten. aber sie ist einfach nur eiskalt zu mir gwesen, bis ich gesagt habe ich will sie nicht mehr sehen und hören. da sind aber viele verzweifelte wochen vorangegangen. sie war immer sehr pessimistisch mit meinem vater und ich hatte immer hoffnung. einmal hat sie ihm gesagt, naja, wenn du jetzt chemo kriegst, kannst du dich auf was gefasst machen, das wird bestimmt schlimm. oder nachdem der arzt da war und mein vater wieder etwas hoffnung hatte, "du mußt auch zwischen den zeilen lesen, das war nicht positiv". andauernd solche sachen.

naja, wollte ich dir mal erzählen. aber ich lass mich nicht unterkriegen. dann besuche ich die kleine eben an ihren papawochenenden. mit ihrem vater verstehe ich mich sehr gut. der weiß auch alles und freut sich immer wenn ich die kleine besuche.

liebe grüße
anja.w
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  #66  
Alt 23.10.2003, 05:23
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Hallo Rollo,

ich denke, du bist auf dem besten Weg "ins Leben"! Ich habe meine Mutter vor 10 Jahren verloren (sie wurde nur 57 Jahre). Sie hatte ebenfalls Hepatitis C und bei ihr hat das Virus die Blutbildung zerstört. Nach dem Tod meiner Mutter war am Anfang Erleichterung, dass die endlich sterber durfte. Sie musste sehr viel Leid ertragen - aber auch für uns war es unendlich schwer zu sehen, wie stark ihr Schmerz war.
Mein Vater ist heute eine kranker, einsamer und verbitterter Mensch. Auch er hat Hepatitis C und hatte vor vier Jahren eine Lebertransplantation. Er hat sich nur operieren lassen, weil er dachte, er würde es nicht überleben. Durch die vielen Medikamente hat er Blasenkrebs bekommen, die Nieren funktionieren auch nur sehr eingeschränkt. Er hat Depressionen und lässt keinen an sich ran.
Durch den Tod meiner Mutter haben mein Bruder und ich auch gleichzteitig den Vater und unser "zuhause" verloren. Anfangs (hat sich über mehrer Jahre erstreckt!) wollten wir ihm helfen und haben wirklich alles probiert, ihn aus seiner Isolation zu holen. Er sucht für sein Schicksal immer Schuldige und war uns gegenüber sehr verletzend. In der Zwischenzeit sind unsere Besuche sehr eingeschränkt. Meine Kinder meinen immer, wir fahren in die "Höhle des Löwen".
Lieber Rollo, ich denke, du willst wieder teilhaben am Leben - bitte lass es deine Kinder und Enkelkinder auch! Auch wenn du nicht auf deine Enkelkinder aufpassen kannst, kannst du ihnen Geschichten und Erlebnisse aus deinem Leben erzählen. Es sind doch vor allem die glücklichen und schönen Erlebnisse, die man als Schatz ein Leben lang bewahrt!
Ich wünsche dir alles Gute!
Liebe Grüße ............Margit
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  #67  
Alt 24.10.2003, 23:33
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Liebe Margit,
ich habe zigmal angesetzt Deinen Brief zu beantworten. Jedesmal habe ich die Zeilen wieder gelöscht, weil sie nicht im entferntesten das wiedergaben was ich ausdrücken möchte.
Das was Du schreibst hat mich sehr stark erschreckt. Auf einmal waren all die Bilder wieder da, die Bilder, die ich glaubte verdrängen zu können.
Du schreibst das ich auf dem besten Weg
"ins Leben" bin.
Danke für den Zuspruch, es ist schön wenn man merkt das Andere mitfühlen und helfen.
Ich will auch wieder am Leben teilhaben, ich will raus aus diesem Loch, weg von diesen Depressionen, diesem fürchterlichen Grauen.
Ich will leben.
Ich weiss aber zur Zeit nicht ob ich es schaffe.
Es gibt Tage, da bin ich sehr zuversichtlich. Da kann ich sogar lachen. Aber jetzt habe ich auch wieder Tage, die ich eigentlich hinter mir dachte, an denen ich nur weine.
Das Schicksal das Dich getroffen hat ist furchtbar. Ich finde nicht die richtigen Worte um Dir zu sagen wie ich mit Dir fühle.
Aber ich fühle auch sehr viel für Deinen Vater. Nicht weil er auch Hep. C krank ist. Auch nicht wegen der Transplantation und der schlimmen anderen Erkrankungen. Nein, das ist es nicht.
Wir haben, glaube ich, das Gleiche erlebt. Und den Verlust eines geliebten Menschen durch diese verfluchte, furchtbare Krankheit zu verkraften ist fast unmöglich.
Meine Frau ist auch nur 55 Jahre alt geworden. Und sie hätte so gerne noch weiter gelebt. Auch ihre "Blutbildung" war zerstört.
Ich habe wieder wie damals die Hilflosigkeit gefühlt, wenn das Blut schwallartig aus ihrem Mund kam, weil Varizen im Hals geplatzt sind. Ich habe wieder die Angst in ihren Augen gesehen. Ich habe wieder gefühlt wie ich sie in den Armen hielt und versuchte das Blut abzuwischen. Diese Bilder hatte ich wieder ganz deutlich vor mir.
Wenn man merkt wie der geliebte Partner immer mehr verfällt und man nichts, rein garnichts dagegen machen kann, wenn man den Tod nicht aufhalten kann, dann kann man schon verbittert werden.
Man sucht Schuldige und gibt sich selber die Schuld.
Man will keinen um sich haben und sich in seinen Kummer vergraben.
Man will auch sterben, aber man bleibt leben.
Ich glaube ich verstehe Deinen Vater.
Ich war heute wieder stundenlang am Grab. Habe meiner Frau viel zu erzählen gehabt. Es hilft mir, ich fühle mich ihr dann ganz nahe.
Ich merke auch, ich bin noch nicht über den Berg. Ich arbeite aber daran und ich habe Hilfe.
Viele Grüsse
Rollo

Hallo liebe Anja,
ich habe Dich nicht vergessen. Ich war nur noch nicht in der Lage auf Deinen Brief zu antworten. Kommt aber ganz bestimmt noch
Ich denke viel an Dich und Deinen Tinnitus.
Bis bald,
Rollo
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  #68  
Alt 25.10.2003, 10:22
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Lieber rollo,

heute fahre ich ans grab meines vaters. ich bringe ihm ein wintergesteck in herzform mit. ausserdem treffe ich mich heute mit meiner nichte. meine schwester hat erlaubt das ich sie abhole, natürlich ohne reinzukommen. naja egal. ich freue mich sehr auf die kleine. sie hat mich gefragt, ob sie ihre beste freundin mitbringen darf. sie möchte gerne das ich sie kennenlerne. freue mich also heute auf einen schönen tag mit zwei teenies. meinen beitrag habe ich aus einem tief heraus geschrieben. aber es geht mir schon wieder besser. war nur so dahingeschrieben und ist verglichem mit allem anderen völlig belanglos.
es tut mir leid, dass es dir nicht so gut geht. ich denke solche tage kommen und gehen. merke es auch an mir selber. auch ohne das einem ein lieber mensch genommen wird, geht es uns nicht immer gut.
bei uns ein junger mann 33 jahre einen autounfall er war sofort tot. kurz vorher hat er seine frau angerufen, dass er in 10 min. zu hause wäre. als er nicht kam ist sie und eine tante ihm entgegen gefahren. dann war da der stau und blaulicht. sie haben bei der polizei angerufen, das sie auf jemanden warten, wer da in den unfall verwickelt wäre. da hat sie gesagt welches auto ihr mann fährt und der polizist hat ihr gesagt, der fahrer war sofort tot. wenn ich sowas höre, da muss man dankbar sein, dass man leben darf. das leben ist ungerecht und manchmal doch ziemlich hart.
ich hoffe es geht dir bald wieder besser. und die guten tage kommen.
am 30.10 ist es 1 jahr her, dass mein vater wieder ins krankenhaus gekommen ist und er das letzte mal in seinem haus war, bei seinen tauben und seinem hund. danach ging es nur noch bergab.

aber heute freue ich mich auf meine nicht. ich muß jetzt los, sind immerhin 200 km.
wünsche dir und allen anderen ein schönes wochenende.

ganz liebe grüße, fühle dich in den am genommen.
anja.w
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  #69  
Alt 25.10.2003, 12:13
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Hallo Anja,
schätze Du wirst meinen Brief erst nach Deiner Rückkehr lesen, macht doch nichts, oder?
Habe Du mit den Mädchen richtig Spass. Ich freue mich für Dich. Vor allen Dingen das es Dir wieder besser geht.
Hast mir einen kleinen Schrecken eingejagt. Vielleicht renkt sich das mit Deiner Schwester ja wieder ein. Ich wünsche es Dir sosehr.
Ich freue mich auch mit Dir das Du zum Grab fahren kannst. Pass aber auf Dich auf, es ist zur Zeit kein Reisewetter.
Fährst Du mit dem Auto? Entschuldige, Ich bin halt ein neugieriger Mensch.
War wohl Gedankenübertragung mit dem Gesteck, ich wollte meiner Frau auch eines in Herzform schenken. Nicht das Du jetzt denkst ich wäre ein Nachmacher.
Ich habe mich gestern selber dazu überredet, daß ein Friedhofsgärtner das Grab meiner Frau in Dauerpflege betreut. Ich schaffe es nicht mehr alleine. Vor allen Dingen um diese Jahreszeit nicht. Wenn es regnet oder schneit, dann kann ich den Rollstuhl nicht mitnehmen, dann muss ich mir das Sauerstoffgerät auf den Rücken schnallen und die Medikamente in eine Tragetasche packen. Dann bleibt nicht mehr viel für den Stock, die Harke und den Rechen und was sonst noch mit muss, wie Pflanzen usw. Also lass ich den Gärtner ran und nehme nur noch Kerze und einen Blumenstrauss mit. Dann habe ich auch noch mehr Zeit mit meiner Frau zu reden.
So Anja, ich freue mich schon auf Deinen Bericht.
Danke für das in den Arm nehmen, ich drück Dich auch.
Bis bald, und viele Grüsse von
Rollo
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  #70  
Alt 25.10.2003, 21:37
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Lieber Rollo,

es tut mir leid,dass es dir nicht so gut geht. Aber ich denke, das wird noch eine Weile so bleiben, dass es ein ständiges hin und her zwischen den Gefühlen ist. Es genügt oft eine Kleinigkeit und man erinnert sich wieder an den geliebten Partner. Sprichst du manchmal über deine verstorbene Frau mit deinen Kindern? Vielleicht würden solche Gespräche euch allen helfen. Auch wenn deine Kinder selber Familien haben, so haben sie doch ihre Mutter verloren. Vielleicht würden deine Kinder gerne mehr an deinem Leben teilhaben?
Ich habe Anfang Mai erfahren, dass ich Krebs habe. Ich wurde operiert und habe vor drei Wochen meine Chemo abgeschlossen. Zur Zeit geht es mir gut und ich hoffe, dass es noch lange so bleibt. Aber eines habe ich mir fest vorgenommen: sollte diese sch.... Krankheit wieder zurückkommen, dann werde ich lange und ausführliche Gespräche mit meinen Lieben führen. Wenn ich daran sterben sollte, soll sich keiner Vorwürfe machen oder traurig sein, dass man nicht über seine Gefühle gesprochen hat. Leider habe ich mit meiner Mutter solche Gespräche nicht führen können.
Erschrecke nicht über solche Aussagen - ich bin durch und durch ein positiver Mensch und glaube fest daran, dass ich es geschafft habe!
Liebe Grüße und ein erholsames Wochenende
Margit
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  #71  
Alt 26.10.2003, 16:14
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Hallo, liebe Margit,
was kann ich jetzt noch schreiben?
Schreiben wie leid mir das alles tut?
Ich weiss es nicht. Alles was ich sagen will, passt nicht, es klingt irgendwie so hohl, so nichtsagend.
Ich bin doch erschrocken, aber ich kann nicht im entferntesten das ausdrücken was ich empfand als ich Deine Zeilen las. Ich wollte, ich hätte Deine positive Einstellung
Ich wünsche Dir von ganzem Herzen, daß Du diese Krankheit besiegt hast. Mehr will ich dazu auch jetzt nicht sagen.
Reden, mit Deinen Angehörigen reden, über alles das was Dich berührt und bedrängt, das solltest Du jetzt schon machen. Nicht warten. Dann ist es immer zu spät.
Ich kann jetzt nur noch zu meiner Frau, jedoch nicht mehr mit ihr reden.
Ich kann auch nicht so mit den Kindern reden, ich versuche es wohl, doch es geht nicht.
Ich habe mich auch nicht richtig von meiner Frau verabschiedet.
Wir haben an den Tod nicht gedacht. Wir wollten leben.
Als meine Frau durch die Schleuse zum Op geschoben wurde, haben wir geglaubt, am nächsten Tag ist das Schlimmste überstanden. Ich trauere jedem Tag hinterher, den wir versäumt haben. Es ist noch so viel was ich ihr zu sagen habe.
Ich danke Dir für Deine aufmunternden Zeilen und ich wünsche Dir alles, alles Gute und behalte Deine positive Einstellung.
Viele Grüsse
Rollo
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  #72  
Alt 27.10.2003, 13:55
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Hallo Rollo,

mein wochenende war sehr schön. war wirklich lustig mit meiner nichte. meine schwester und ich werden uns nicht mehr vertragen. ich will es nicht. es ist zuviel vorgefallen. naja, seine verwandschaft kann man sich nicht aussuchen.
die gräber waren schon winterfest gemacht, habe einen sehr schönes herz dazugelegt.
an deiner stelle würde ich auch einen gärtner beauftragen. ist doch sinnvoll, da es dir doch gesundheitlich nicht gut geht. wieviel kostet sowas? und wie oft machen die dann das grab deiner frau? wir haben uns sowas auchmal überlegt.

ansonsten gehts mir ganz gut.

viele liebe grüße
anja.w
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  #73  
Alt 27.10.2003, 18:19
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Hallo Anja,
Prima das Dir das Wochenende so gut gefallen hat.
Mit der Verwandtschaft hast Du wohl recht. Manche sind wirklich eine Plage.
Zu Deiner Frage was ein Friedhofsgärtner kostet, kann ich Dir eine genaue Auskunft nicht geben. Es kommt darauf an was Du machen lässt. Einfach den Gärtner fragen ist das Beste. Bei meinen Großeltern kommen im Jahr so zwischen 400 bis 600 Euro zusammen. Das habe ich jetzt aber drastisch reduziert. Die Pacht der Grabstätte läuft auch in 4 Jahren aus.
Für meine Frau und mich habe ich eine neue Familien-Grabstätte gepachtet. Der Vertrag läuft auf 30 Jahre. Da werde ich noch eine Dauergrabpflege für die ganze Zeit abschliessen, denn wer weiss, ob nach mir sich noch jemand verantwortlich fühlt.
Sonst ist bei mir so alles wie üblich. Morgen früh werde ich wieder zum Grab fahren und bis zum Abend bleiben. Danach kann ich dann noch beim Arzt vorbei.
Ich hoffe das die Zeit jetzt noch schneller vorbei geht. Die Erinnerung an voriges Jahr wird wieder zu mächtig. Am 26.11.02 war der Operationstag, am 01.12.02 ist sie gestorben.
Das ich nicht mehr mit ihr reden konnte, das macht mich fertig. Aber ich will Dich und auch die Anderen, die hier lesen, nicht mit runterziehen.
Ich will positiv denken. Ich dachte mal ich hätte es schon geschafft.
Ich drücke Dir die Daumen das es Dir weiterhin gut geht.
Viele Grüsse
Rollo
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  #74  
Alt 27.10.2003, 18:24
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Lieber rollo,

bitte schreib mir immer ehrlich, wie es dir geht. du ziehst mich nicht runter. ich will dir wirklich helfen und zuhören. du mußt dich hier nicht verstellen. ich kann dich doch so gut verstehen. gerade wir beide machen in diesen wochen doch alles zum ersten mal durch, dass es ein jahr her ist. wir können uns doch gegenseitig helfen und stützen.

ich nehme dich in den arm und denke ganz fest an dich.

ganz liebe grüße
anja.w
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  #75  
Alt 27.10.2003, 20:46
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Liebe Anja,
Du weisst ja wie es ist. Zur Zeit ist es ganz bescheiden. Ich habe alles wieder vor Augen. Ein Bericht in der Zeitung, eine Sendung im Fernsehen und alles ist wieder da.
Ich denke es wieder, eine andere Entscheidung von mir und meine Frau würde noch leben. Ich bin mir wieder sicher, wenn wir auf meiner Leberspende bestanden hätten, wäre es später auch gemacht worden.
Wir waren im falschen Moment am falschen Ort.
Vielleicht liegt es ja auch nur an diesen Tagen. Die Angst vor den Jahrestagen, ich weiss es nicht.
Ich war doch schon mal weiter. Ich hatte doch schon wieder Lebenslust.
Ich merke, ich wiederhole mich.
Vielleicht sieht ja morgen Abend, wenn ich vom Grab zurück bin, alles wieder anders aus.
Danke fürs drücken Anja, ich drücke zurück.
Viele Grüsse
Rollo
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