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  #1  
Alt 17.06.2003, 15:30
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Standard mutter mit 9 verloren

hi ich wollte nur mal schreiben um mich mit jemanden auszutauschen der einen elternteil so zeitig verloren hat
meine mutter ist nun schon über 11 Jahre tot aber es lässt mich nicht los. jeder sagt die zeit heilt wunden,aber das glaube ich nicht mehr ,denn meine trauer wird von jahr zu jahr größer.
es macht mich kaputt-durch den krebs ist meine ganze familie zerfallen mein vater hat wieder geheiratet und ich versteh mich nicht mehr mit zu hause - lebe seit ich 15 bin nicht mehr wirklich da.
ich weiß auch nicht aber ich glaube wir haben viel falsch gemacht es gibt so viele dinge die ich bereue, die ich gern rückgängig machen würde.
ich weiß so wenig über meine mutter und hab niemanden den ich fragen kann wer sie überhaupt war- das ist hart
ich will sie gern in guter erinnerung behalten aber das ist nicht leicht wenn das einzige an was ich mich erinnere
nur schreckliche dinge sind - ich hab ihr ein paar wirklich schreckliche worte gesagt, mein vater hat mir zu meinem geburtstag(10 tage vor ihrem tot) noch gesagt wir feiern ein großes fest wenn sie wieder gesund ist(toll-hab ich mich schon gefreut) und als sie in den sarg gelegt wurde dachte ich die ganze zeit sie steht gleich wieder auf aber leider nein.
alle sagen wenn ein mensch stirbt erinnert man sich nur noch an die guten dinge, aber warum habe ich nur sch... erinnerungen
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  #2  
Alt 17.06.2003, 17:09
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Standard mutter mit 9 verloren

Liebe Christiane,

es gibt wenig Worte, mit denen ich Dich trösten kann, oder den tiefen Schmerz lindern.

Ich glaube, daß Du jetzt damit beginnst um Deine Mutter und Deine verlorene Kindheit zu trauern. Nicht nur das, sondern um all die Dinge, welche Du nicht mehr zurückholen kannst.

Was glaubst Du, was Du falsch gemacht hast? Und was denkst Du könntest Du jetzt ändern?

Bitte glaube nicht, daß wir alle nur gute Dinge in Erinnerung haben. Wer dieses sagt, will die anderen Dinge nur verdrängen, außer es herrschte wirklich nur Eitel-Sonnenschein. Jeder Zurückgelassene hat unerfüllte Wünsche mit denen er klarkommen muß. Und Jeder geht so damit um, wie es am besten für ihn selbst ist oder er es annimmt (verdrängen/schreiben/reden etc.).

Das Gefühl mutterseelenallein auf dieser Welt zu stehen, raubt Dir die Kraft und den Mut einen Schritt nach vorne zu tun. Denn Du läßt es zu, daß Dich Deine Vergangenheit immer wieder 2 Schritte nach hinten zieht.

Schreib noch mehr zu Dir und Deinen Gedanken.

liebe Grüße,
Jutta
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  #3  
Alt 18.06.2003, 11:14
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Standard mutter mit 9 verloren

Hi jutta danke erst mal dass du mir geantwortet hast, hallo natürlich auch an alle anderen

Ich weiß auch nicht was mit mir los ist. im moment kommt wahrscheinlich zu viel auf einmal. Mein opa starb im märz an brustkrebs und mein arzt hatte im november letzten jahres selbst schon verdacht auf brustkrebs bei mir- das nimmt einfach kein ende und was ich am meisten hassen könnte ist, dass mir bis zur beerdigung meines opas niemand gesagt hat, dass es brustkrebs war dabei finde ich es wichtig das ich es wissen sollte, denn das letzte was ich will ist so krepieren wie es zweimal miterleben musste.
Wieso spricht niemand in meiner familie über krebs- es wird einfach tot geschwiegen und schon gibt es gar keinen krebs mehr – ganz einfach oder ?nur für mich nicht und für meinen bruder wahrscheinlich auch nicht.

Warum äußert mein vater mir gegenüber sein wunschdenken das alles wieder gut wird, wenn er schon längst wusste dass es keine rettung mehr gab. Das macht es einem kind nicht gerade leichter 10 tage später die mutter zu verlieren. Warum hat mir niemand die möglichkeit gegeben mich ernsthaft von meiner mutter zu verabschieden. Ich glaube es ist besser einem kind die möglichkeit das die mutter vielleicht stirbt offenzulegen.

Und warum sind kinder so grausam und sagen der mutter ins gesicht :“wärst du mal lieber im krankenhaus geblieben“ oder vergessen einfach das sie sich um sie kümmern sollten, wenn eine freundin vorbei kommt?

Lasst eure kinder nie allein bei einem patienten wenn er unter starken schmerzmitteln steht
Meine mutter bekam irgendwelche spritzen (opiate-morphin?) sie hat mich nicht mehr erkannt und irgendwelchen mist geredet- ich hab das damals überhaupt nicht verstanden
Meine mutter ist schon lange vor dem 14.02.92 gestorben nämlich an dem tag als die schmerzen so groß wurden, so dass sie starke mittel dagegen bekam.

Wie kann sich ein außenstehender über meine art der trauer aufregen und mich verurteilen nur weil ich nicht auf den friedhof gehe? tut mir leid aber ich habe absolut keinen bezug zum friedhof, so wie ich da meine mutter bzw. ihren sarg sah, will ich sie nicht in erinnerung behalten- kann das niemand verstehen? außerdem hasse ich die scheinheiligkeit mit der manche menschen auf den friedhof gehen z.B. meine stiefmutter, die meine mutter nie gekannt hat kommt nach hause und erzählt groß und laut, dass sie auf dem friedhof war
Und alles schön gemacht hat- oh man kommt mir das kotzen ich glaube sie hat da nichts verloren. Wenn ich einmal sterbe dann würde ich es hassen, dass jemand zu meinem grab kommt und zwar nicht meines willen sondern nur um das grab zu pflegen damit andere leute sagen oh ja das grab ist aber hübsch gepflegt – das hat für mich nichts mit trauer oder liebe zu tun das ist einfach nur eine oberflächlichkeit – eine grässliche dazu. Was soll das?

Wie kann meine stiefmutter sagen : „das hätte es bei deiner mutter nicht gegeben“ woher nimmt sie sich diese freiheit und frechheit etwas über einen menschen zu sagen den sie nie kannte? Wie kann sie es sich erlauben alle fotos meiner ma wegzuräumen?
Sie wusste vorher das sie in eine familie hineinheiraten würde- ich weiß auch, dass dies sicher nicht leicht ist , aber deshalb hat sie, glaube ich, dennoch keine rechte die familie auseinander zu drücken und die kinder rauszuekeln

Mein problem war gar nicht so sehr der tod meiner mutter sondern die furchtbare ignoranz meiner stiefmutter und ich glaube das sie mit ihren jetzt 30 lenzen auch noch nicht die welt gesehen hat jedenfalls nicht meine
Es ist furchtbar nervig wenn man versucht in ruhe abschied von einem menschen zu nehmen
Und dabei immer wieder durch unqualifizierte aussagen von menschen, die nie jemanden geliebten verloren haben, gestört wird- das weltbild eines kindes/jugendlichen ist unwahrscheinlich weich und beeinflussbar.

So und jetzt muss ich mich erst mal entschuldigen, dass es so furchtbar lang geworden ist, aber in 11 Jahren sammelt sich jede menge frust an und es tut gut den mal ablassen zu können
In meinem freundeskreis ist das schlecht möglich- mit 20 ist das thema tod meist sehr unbedeutend- ist auch besser so

Liebe grüße, christiane
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  #4  
Alt 18.06.2003, 13:06
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Standard mutter mit 9 verloren

Liebe Christiane,

zunächst mal brauchst du dich nicht zu entschuldigen, weil dein Beitrag so lang geworden ist. Du kannst hier schreiben, so viel du möchtest! Es gibt eben viele Dinge, die dir auf der Seele liegen, und die kannst du hier alle loswerden!

Ich weiß nicht so recht, wo ich beginnen soll, denn ich möchte dich nicht mit pseudo – psychologischem Geschwafel langweilen. Aber ich habe deinen Beitrag aufmerksam gelesen und mir so meine Gedanken gemacht.

Ich kann verstehen, dass das Grab deiner Mutter dir nicht viel bedeutet. Bei mir wäre es ein bisschen anders, aber ich kann nachvollziehen, dass jemand sagt „das, was da in der Erde begraben ist, ist nicht meine Mutter“. Und ob man das Grab nun besonders schön pflegt oder nicht, sagt über die Gefühle für die betreffende Person wirklich nicht zwangsläufig etwas aus!

Herrje, es ist aber auch alles ganz schön schwierig. Deine Stiefmutter ist ja altersmäßig von dir gar nicht sooo weit entfernt, das macht die ganze Sache wohl auch nicht leichter – für beide. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich auch manchmal gefragt hat, wie sie am besten mit dir oder mit der Situation umgehen soll. Vielleicht ist sie dabei einfach öfter ohne böse Absicht genau ins Fettnäpfchen getreten. Ich kann das ja nun wirklich nicht beurteilen.
Hast du mit ihr mal versucht darüber zu sprechen, wie es dich verletzt, wenn sie alle Fotos deiner Mutter wegräumt? Hast du ihr gesagt, dass es dich wütend macht, wenn sie über deine Mutter spricht, als hätte sie sie gekannt?

Weißt du, ich glaube, wenn Kinder einen geliebten Menschen verlieren, ist es für die Erwachsenen im Umfeld unheimlich schwer zu entscheiden, wie man am besten mit dem Kind umgeht. Vielleicht hat dein Vater geglaubt, er würde dich schützen, wenn er nicht offen über den Ernst der Lage spricht. Vielleicht glaubte er, es wäre nicht gut für dich, wenn du Angst um deine Mutter haben müsstest.
Vielleicht hat er sich den Ernst der Lage selbst nicht eingestehen wollen, oder er wusste einfach nicht, WIE er es dir sagen sollte.

Glaub bitte nicht, dass ich mich auf die Seite deiner Stiefmutter und deines Vaters schlagen will. Ich versuche nur, Erklärungen für ihr Verhalten zu finden, um dir vielleicht auch deren Standpunkt mal aufzuzeigen. Aber das ist wie gesagt als Außenstehender sehr schwer.

Aber eines muss ich dir unbedingt noch sagen: mach dir um Himmels Willen keine Vorwürfe darüber, wie du dich als Kind verhalten hast! Du solltest dich um deine Mutter kümmern und hast lieben mit deiner Freundin gespielt? Christiane, du warst ein Kind! Das ist total normal! In dem Alter macht man sich doch die Tragweite seiner Handlungen und Worte noch gar nicht bewusst.
Vielen Menschen, die einen anderen verloren haben geht es so, dass sie im Nachhinein sagen „warum haben wir so viel gestritten? Warum habe ich so gemeine Dinge gesagt? Habe ich ihm / ihr oft genug gesagt, dass ich ihn / sie liebe?“
Wenn der geliebte Mensch plötzlich schwer krank ist oder sogar verstirbt, dann denken wohl die meisten Angehörigen zu irgendeinem Zeitpunkt „hätten wir doch die Zeit besser genutzt“.

Wenn du an deine Mutter denkst, dann scheinst du als erstes an die „bösen“ Worte zu denken, und dass sie zum Schluss nicht mehr sie selber war. Vielleicht würden die aber auch ein paar gute Dinge einfallen, wenn du deine Schuldgefühle überwinden könntest?!
Klingt jetzt doch ziemlich hobby – psychologisch. Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.

Jetzt muss ich erstmal Schluss machen. Schreib bitte einfach weiter alles auf, was dir durch den Kopf geht, okay? Ich bin auch erst 23, aber Gedanken über den Tod sind mir gar nicht fremd, und den meisten anderen hier wohl auch nicht.
Ich drück dich jetzt erstmal ganz fest und schicke dir viele Grüße aus Münster!

Katrin
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  #5  
Alt 18.06.2003, 15:56
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Hallo Christiane,

Dein Schreiben hat mich sehr betroffen gemacht.
Es ist hart mit 9 seine Mutter zu verlieren....aber wieso kommt es jetzt erst mit 20 hoch? Ist bei Euch nicht drüber geredet worden? Totgeschwiegen? Das ist wohl das Schlimmste was passieren kann...gerade mit 9 Jahren, man ist nicht mehr so klein um schnell zu vergessen...und man ist noch nicht so alt um zu verstehen, b.z.w. es alleine zu verarbeiten...Schuldgefühle? Nein die brauchst Du ja wohl nicht haben, ich denke es hat Deine Mutter damals nichts glücklicher gemacht, als Dich noch unbeschwert spielen zu sehen oder z.B. sich auf den Geburtstag zu freuen..ja..warum wurdest Du alleine zu ihr gelassen...Kannst Du Dich mit Deinem Paps nicht austauschen? Ich denke, es ist furchtbar wichtig für Dich...kann er Dir nicht Deine Fragen über Deine Mutter beantworten?
Das mit dem Friedhof kenne ich auch...ich gehe dort auch nicht hin...nie!
Ich denke, das muß jeder für sich selbst entscheiden...ist Deine Trauer echter, wenn Du das Grab harkst?
Ist sie echter, wenn man schwarz trägt?
Ich suche mir ruhige Plätze an denen ich in Erinnerungen verweilen kann...das mag für die einen der Friedhof sein...für mich nicht.
Ich habe das Genörgele zu oft gehört...muß wieder auf den Friedhof...pflanzen, harken...hab keine Lust...aber die Leute...
wenn es denn das Einzige ist was interessiert...

Warum ich auf Deine Geschichte aufmerksam geworden bin?
Ich bin keine Hinterbliebene, hoffe ich werde es auch nicht so schnell...aber..
Ich habe am Montag eine Bekannte an Lungenkrebs verloren..nach 2 Wochen...es wurde erst im Endstadium entdeckt....
sie wurde 39 Jahre alt und hinterläßt eine 14jährige Tochter.
Weil es so schnell ging, wurde die Tochter nicht aufgeklärt und ihr wurde gesagt, alles wird wieder gut...alle wußten , es wird nicht wieder gut...warum, verdammt noch mal wurde es ihr nicht gesagt? Es wurde ihr die Chance genommen, noch einige für sie wichtige Dinge, mit ihrer Mutter zu besprechen...wird sie es verwinden? Auch das Wissen, daß alle es gewußt haben?
Jetzt, wo ich Deine Geschichte lese, denke ich es war falscher als falsch...und es muß dort in der Familie sehr an der Trauer gearbeitet werden und über alles geredet werden...sonst..

Christiane, hast Du Dir mal überlegt eine Therapie zu machen?
Bei Dir wird die Zeit die Wunden nicht heilen..sonst hätte sie es schon getan...!
Du hast mit 20 noch das ganze Leben vor Dir..es darf nicht mit solch dunklen Gedanken überschattet werden..

Ich wünsche Dir das beste für die Zukunft
viele Grüße
Pedi
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  #6  
Alt 18.06.2003, 16:37
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Liebe Christiane,
ich weiß, ehrlich gesagt, nicht so recht, wie ich ausdrücken soll, was ich dir sagen möchte.

Zuerst einmal: Du bist nicht alleine! Es ist gut, dass du hier geschrieben hast, hier wirst du Verständnis finden und vielleicht können wir dir auch helfen zu lernen deiner Mutter, deinem Vater, deiner Stiefmutter und vor allem dir selber zu vergeben und zu verstehen?

Denn das ist das Gefühl, dass am meisten aus deinen Zeilen bei mir ankommt - Schuldgefühle, Ärger darüber, dass sie dich verlassen hat, darüber, wie du und deine Familie mit dem Verlust deiner Mutter umgegangen ist, darüber, dass dein Vater wiedergeheiratet hat, darüber, wie seine Frau damit umgeht.

Zunächst, glaube mir, ich verstehe was du durchmachst! Ich hatte meine Mutti mit 15, vor jetzt fast 25 Jahren, nach 2 Jahren schwerer Krankheit (nicht Krebs, aber trotzdem schlimm) verloren. Auch ich erinnere mich an die Zeit bevor sie starb - niemand hat mir gesagt, wie es wirklich um sie stand - und doch hatte ich es geahnt. Ja, ich war älter als du, aber gerade in den frühen Teenage-Jahren habe ich ihr, wie Kinder es so oft in dem Lebensabschnitt tun, Sorgen gemacht (nichts wirklich schlimmes, nur die üblichen Generationsreibereien) und ihr weh getan und habe später lange gedacht, "warum habe ich es ihr nur so schwer gemacht, wie konnte ich ihr das antun?". Aber weißt du, sie hätte es nicht gewollt, dass ich diesen Gedanken erlaube mein Leben zu bestimmen. Ich bin sicher, auch deine Mutti würde es nicht wollen! Wenn du sie heute fragen könntest, würde sie sich wahrscheinlich garnicht daran erinnern, dass du "was Böses" gesagt hast.

Und ich gebe Katrin Recht. Dein Vater hatte sicher große Probleme, dir die Wahrheit zu sagen. Vielleicht wusste er selber nicht, wie er damit umgehen soll, vielleicht wusste er sogar selber nicht, wie schlimm es stand oder konnte es damals nicht akzeptieren? Ich weiß es natürlich nicht, ich kenne weder dich noch ihn, aber ich könnte mir vorstellen, dass es so war.

Auch ich hatte nie Bezug zu Muttis Grab - bin zwar hier und da hingegangen, bis ich vor 14 Jahren hierher nach Australien zog, aber wirklich Bezug hatte ich nicht - es war halt nur ein Grab mit ihrem Namen drauf. Es ist auch nichts schlimmes dabei, finde ich. Für die einen ist ein Grab sehr wichtig, für andere ist es sogar eine Last. Mein Papa ist vor etwas über einem Monat in Deutschland gestorben. Da ich seine nächste Angehörige war, hat er bestimmt, kremiert und in einem anonymen Grab beerdigt zu werden. Viele mag das schockieren, aber ich bin ihm unendlich dankbar dafür, denn ich hätte es ja von hier aus nicht pflegen können. Für mich lebt er in meinem Herzen und meinen Gedanken weiter. Das ist, wie ich bei beiden Eltern damit umgehe, sie verloren zu haben. Die Trauer ist deine Sache, falsche Konventionen haben da nichts zu suchen.

Was deine Stiefmutter angeht. Auch da bin ich etwas erfahren, denn ich bin ebenfalls Stiefmutter von 5 "Kindern" meines Mannes, die nur zwischen ein und zehn Jahren jünger sind als ich (mein Mann ist 25 Jahre älter als ich, wir sind seit 14 1/2 Jahren verheiratet) Ich will deine Stiefmutter nicht in Schutz nehmen, ich kenne sie ja nicht, aber vielleicht kann ich dir helfen, sie etwas besser zu verstehen (ich hoffe, es tut dir nicht weh, was ich schreibe, das soll es nicht!!!)

Es wird für deine Stiefmutter sehr schwer sein. Vielleicht ist sie unsicher, weil sie weiß, dass sie deine Mutter nicht ersetzen kann. Vielleicht versucht sie auszudrücken, dass sie den Platz deiner Mutter in euren Herzen nicht verdrängen will, in dem sie das Grab pflegt. Ich weiß es nicht, bin ja auch kein Psychiater. Du bist ärgerlich, dass sie die Fotos deiner Mutter entfernt hat - das kann ich verstehen!!! Aber ich kann auch verstehen, dass sie nicht mit - wie soll ich sagen - einem Geist konkurieren möchte, wo immer sie in ihrer Wohnung hinsieht. Es ist schwer, den richtigen Mittelweg zu finden. Vielleicht kannst du sie bitten, dir die Fotos zu geben, vielleicht helfen die Fotos dir ja, schöne Erinnerungen an deine Mutter zurück zu bringen.

Du schreibst, deine Stiefmutter hat gewusst, dass sie in eine Familie heiratet - ja, das hat sie. Aber hat diese Familie sie auch als Mitglied akzeptiert oder muss sie täglich kämpfen, ihren rechtmäßigen Platz an der Seite ihres Mannes einzunehmen - anerkannt zu werden? Die erste Frau meines Mannes lebt zwar, sie sind seit über 20 Jahren geschieden, aber auch ich muss sogar heute noch hier und da meinen Platz als *seine Frau* in der Familie vertreten, auch wenn ich es mir anders wünschen würde - auch ich bekomme manchmal das Gefühl, dass ich in der Familie ja *nur* seine 2. Frau bin und für immer bleiben werde, egal, dass wir jetzt schon länger zusammen sind, als er es mit seiner ersten Frau war. Das ist etwas, dass einem manchmal sehr weh tut, denn ich habe von Anfang an alles getan was ich konnte, um seine "Kinder" und später deren Familien als meine Familie anzusehen - aber es muss halt auf Gegenseitigkeit beruhen, sonst wird es nichts. Ist es nicht möglich, dass deine Stiefmutter ähnlich empfindet?

Liebe Christiane, ich hoffe, ich war nicht zu brutal mit meinen Ansichten. Und bitte glaube mir, ich habe wirklich volles Verständnis für deine Gefühle!!! Ich habe nur versucht zu helfen.

Ich hoffe, du schreibst mal wieder,
Liebe Grüße aus dem winterlichen Australien,
Astrid
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  #7  
Alt 18.06.2003, 23:47
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Liebe Christiane,

hallo, alle anderen,
stimme Euch einerseits völlig zu. Für Stiefmütter ist es sicher oftmals generell ganz schön schwer.

Aber wir kennen die Stiefmutter alle nicht. Es gibt nun mal Menschen, die haben einfach keinen Draht zueinander. Ich habe das mit meiner Schwägerin durch. Ich habe aus meiner Sicht noch nie jemanden getroffen, der derartig blöd und unbedacht daherquatscht und anderen ständig damit weh tut. Und wenn man ihr dazu was sagt, ist sie ein Jahr beleidigt. Irgendwann weiß man selbst schon gar nicht mehr, worum es eigentlich ging und neigt dazu, sich bei ihr zu entschuldigen. Nur damit es wieder Ruhe in der Familie gibt und sie wieder mit einem spricht. I

Ich habe da jetzt - auch wenn es mir wegen meines Bruders weh tut - mit abgeschlossen. Es bringt nichts. Wir sind einfach zu verschieden. Ich bin aus irgendwelchen Gründen seit Jahren immer wieder Opfer ihrer Haßtiraden; irgendwie scheint sie alles, was ihr nicht paßt, auf mich zu projizieren. Es geht mir nicht darum, jemandem die Schuld zuzuweisen; ich akzeptiere mittlerweile einfach, daß wir nicht zueinander passen. Die damit verbundenen Auswirkungen auf mein familiäres Umfeld kann ich leider nicht ändern; habe das aus meiner Sicht zumindest jahrelang versucht. Fast 15 Jahre. Jetzt ist mein Papa gestorben und sie ist seit über einem Jahr mal wieder beleidigt und spricht nicht mehr mit mir. Mein Bruder wird von ihr über seine bescheuerte Schwester "informiert" usw. usw.

Vielleicht hat sie selbst ein Problem. Mir ist das jetzt egal. Ich habe selbst genug Probleme und werde nie wieder "zu Kreuze kriechen" und versuche auch, mich nie wieder aufzuregen.

Das Beispiel ist jetzt länger geraten, als ich wollte. Hatte nur im Sinn, daß die Stiefmutter von Christiane vielleicht auch überhaupt nicht zu ihr paßt. Und das es keinen Sinn macht, sich krampfhaft verständigen zu wollen - klappt eh nie. Ich habe das vor 15 Jahren allerdings auch noch nicht so gesehen.

Im Übrigen verstehe ich es sehr gut, daß man auch nach 11 Jahren oder nach 30 Jahren nicht mit dem Tod eines geliebten Menschen klar kommt. Und Kinder, die grausame Worte sagen, sind völlig normal. Ich war schon zwanzig und könnte mich heute noch ohrfeigen für ein paar Worte, die ich meiner kranken Oma um die Ohren gehauen habe und für die ich nicht mehr um Verzeihung bitten konnte. Aber es hätte nichts geändert, wenn ich damals einfühlsamer gewesen wäre. Wenn jemand mit 20 nicht in der Lage ist, die Situation richtig einzuschätzen, wie soll es dann ein Kind?

Viele Gedanken, ein bißchen durcheinander.

Gruß an alle
Marga
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  #8  
Alt 19.06.2003, 09:39
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Hallo Zusammen,

Christiane, es gibt keine Zeitvorgabe um mit der Trauer, dem tiefen Schmerz umgehen zu können und zu müssen.
Bitte versuche Dich zu verstehen, Du hattest als 9 Jährige doch gar keine Lebenserfahrung. Du hast einfach nur als Kind reagiert.
Du wurdest alleine gelassen in Deiner kleinen Welt.

Es ist für die Erwachsenen so unglaublich schwer, sich wieder in die Seele eines Kindes zu versetzen. Vielleicht wollte Dein Vater Dich durch seine Handlungen nur schützen, denn er wußte garnicht, was in Deinem Herzen vorgeht.
Ich war auch einmal so unglaublich naiv, wenn die Situation auch nicht mit Deiner zu vergleichen ist. Mein Sohn wollte sich von seinem heißgeliebten Opa, den er durch die Krankheit "begleitet" hat, in der Aufbewahrungshalle verabschieden. Wir taten alles erdenkliche um ihn davon abzuhalten. Und trotzdem gelang es ihm.
Heute weiß ich, dass es gut war.

Auch wenn Du keinen Kontakt zu Deinem Vater hast, könntest Du Deine Gefühle einmal aufschreiben? Und eines Tages den Mut aufbringen, ihm dann einen Brief zu schreiben? Vielleicht öffnet sich dann für Dich eine Türe, und Du könntest mit ihm darüber reden? Bekommst eventuell auch Antworten auf Deine vielen Fragen?

Weißt Du, ich glaube fest, daß man einen Menschen auch nach dem Tode um Verzeihung bitten kann. Vielleicht hilft Dir da ein "Gespräch" mit Deiner Mutter. Klingt für manchen Realisten etwas abgefahren, aber für mich war es ein gutes Gefühl nach dem Tode meiner Mutter. Ich habe mich bei ihr für die nicht so schönen Gedanken und Handlungen entschuldigt.

Menschen wie Deine Schwiegermutter gehen achtlos mit ihren Worten um. Hast Du ihr schon einmal gesagt, wie sehr sie Dich getroffen haben?
Wenn unsere Gegenüber nicht wissen, wie wir fühlen, wie können sie dann damit umgehen, und vielleicht mal nachdenken? Die Konfrontation bedeutet aber nicht, dass sie sich ändern werden oder wollen. Aber für Dich ist es vielleicht gut, es einmal los zu werden. Dann kannst Du für Dich sagen, ich habe Schritte unternommen, ich habe es versucht. Und gibt Dir selbst eine Chance Deinen Weg zu finden??

ganz liebe Grüße
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  #9  
Alt 19.06.2003, 17:11
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Hallo Alle,
Marga, ich glaube, das ist tatsächlich was falsch von mir bei euch angekommen - kann an mir liegen, ich denke nur 1 Monat nach dem Tod meines Vaters noch nicht wieder ganz klar - vielleicht sollte ich jetzt auch nicht versuchen, in einer so schwierigen Situation wie Christianes zu antworten, aber ich möchte doch klarstellen, wie ich es meinte:

Ich habe auf keinen Fall sagen wollen, dass es Christianes Schuld ist, wie sie fühlt oder dass sie "zu Kreuze" kriechen soll!!! Nur hilft es manchmal, mit den eigenen Gefühlen besser ins Reine zu kommen, wenn man versucht, auch die andere Seite zu sehen.
Ich habe sehr ähnliche Situationen in der Familie, mit denen ich abgeschlossen habe, wie du Marga. Stimmt, irgendwann muss man einen Schlusspunkt setzen und kann anderen einfach nicht mehr erlauben, auf einem rumzutrampeln - aber nicht, bevor man selber nicht wirklich tief drinnen damit abgeschlossen hat. Wenn man es "begräbt", schwelt es nur versteckt weiter und richtet immer mehr seelischen Schaden an - fast wie ein "seelischer Krebs", der einen schließlich ganz auffressen kann.
Natürlich kenne ich Christiane, ihre Stiefmutter und die ganze Situation nicht - würde mir nie erlauben, irgendwelche Urteile abzugeben, sondern hatte nur versucht, Christiane auf die *mögliche* andere Seite hinzuweisen.

Liebe Christiane, was du fühlst, fühlst du, und das ist dein volles Recht.
Aber es ist meiner Ansicht nach sehr wichtig, dass du dich deinen Gefühlen stellst, verstehst, warum du und andere so und so fühlen, denken und reagieren und innerlich lernst damit umzugehen. Es kommt mir so vor, als ob du es die ganzen Jahre in dich reingefressen hast und das ist nicht gut!!!
Dein erster Schritt war, hier zu schreiben und das ist ein erster Schritt zum Heilungsprozess und sehr wichtig. Wir hören dir alle gerne zu und fühlen mit dir!
Aber ich schließe mich Pedi an, mir hat dein Schreiben Angst gemacht. Ich weiß nicht, ob dieses Forum für dich reicht. Denk doch bitte ernsthaft über die Möglichkeit einer Therapie nach. Du hast Recht auf Hilfe! Lass es nicht dein Leben ruinieren!
Noch einmal, wenn mein letztes oder dieses Schreiben irgendwie das Gefühl gab, dass ich irgendwelche Schuld oder auf dich abladen wollte oder was immer - UM GOTTES WILLEN! Das war nicht meine Absicht!!! Und das täte mir wirklich leid!

Bitte glaubt mir, ich will keinem weh tun, denke wirklich an euch und wünsche allen Hinterbliebenen aus tiefstem Herzen, dass ihr bald mit einem Lächeln an eure Lieben denken könnt!

Astrid
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  #10  
Alt 19.06.2003, 23:39
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Liebe Astrid,
bitte mach Dir absolut keine Gedanken darüber. Ich wollte Dir und niemandem sonst irgendetwas unterstellen und habe da auch noch nicht mal drüber nachgedacht. Deine Worte sind schon so angekommen, wie Du sie noch mal erläutert hast. Tut mir auch leid, wenn meine Gedanken nun wieder bei Dir den Eindruck hervorgerufen haben, man würde Dich mißverstehen. Ist das alles kompliziert. Ich wollte lediglich einen zweiten Aspekt in die Sache bringen, das hatte mit Deiner - richtigen - Meinung gar nichts zu tun. Entschuldige bitte, wenn da ein falscher Eindruck entstanden ist. Mit dem "nicht mehr zu Kreuze kriechen" meinte ich wirklich nur mich selbst und mein Beispiel und ich habe überlegt, ob andere vielleicht - ähnlich wie ich selbst - immer die sein sollen, denen die Konflikte angekreidet werden, ohne daß sie tasächlich die Ursache sind. Wir haben uns da schlichtweg falsch verstanden; ich würde nie denken, daß Du oder sonst jemand hier einem anderen weh tun will.

Alles Liebe für Dich und alle anderen hier wünscht

Marga
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  #11  
Alt 21.06.2003, 12:26
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Hallo Marga,
grrr, jetzt hatte ich gestern so schön geantwortet und es ist anscheinend nicht durchgegangen - jedenfalls ist es nicht da. Also neuer Versuch:

Erstmal danke, dass du so lieb geantwortet hast! Ich hatte dein Schreiben auch nicht als Unterstellung oder so angesehen. Nur war ich selber nach meinem ersten, nachdem ich es schon abgeschickt hatte, nicht sicher wie's ankommt. Ich wollte daher einfach nur klarstellen, was ich wirklich meinte. Das Letzte, dass Christiane jetzt braucht, ist das Gefühl, dass sie nun auch noch hier "runtergeputzt" wird - das war halt wirklich, wie gesagt, nicht meine Absicht.

Ich bin wohl auch im Moment oft verunsichert und etwas überempfindlich im Umgang mit anderen - *mein Problem*, an dem ich arbeiten muss - das kommt von mehreren Gelegenheiten, in denen "enge" Familienangehörige in den fast 7 Monaten der Krankheit meines Vaters mir sehr weh getan haben - durch Unverständnis, Rücksichtslosigkeit und manchmal schlichtweg Egoismus - daran knabbere ich noch etwas, weil ich immer mit Verständnis für sie da war, was für Probleme sie auch immer hatten und das eine Mal, wo ich sie brauchte, haben sie mich völlig im Stich gelassen. Aber ich versuche, auch ihre Seite zu sehen, um mit mir ins Reine zu kommen.

Ich schicke euch, Marga und Christiane, und allen anderen hier ganz herzlich liebe Grüße aus Australien,

Astrid
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  #12  
Alt 23.06.2003, 13:33
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Hallo Christiane

wollte Dir schon die ganze Zeit etwas dazu schreiben. Muß aber zugeben, es fällt gar nicht so einfach. Denn ein Teil Deines Beitrages kenne ich nur zu gut...
Ich selber war zwar schon 19 Jahre alt !! als zuerst mein Bruder mit 20 Jahren und dann meine Mutter auf den Tag genau 1 Jahr später ( der Krebs brach wohl wegen der übergrossen Trauer über mein bruder aus) starb. Meine beiden jüngsten Geschwister aber waren erst 11 und 12 Jahre alt. Irgendwie mußte ich dann eben besonders stark sein, weil ich irgendwie versuchen wollte - meinen Geschwistern soviel Halt zu geben, wie es in so einer Situation halt nur möglich ist. Durch diese Geschehnisse brach aber alles, was man überhaupt noch Familie nennen konnte - komplett auseinander. Mein Vater fing einfach ein neues Leben an - mit neuer Frau ( was okay gewesen wäre, wenn er seine beiden jüngsten Kids nicht einfach im Regen hätte stehen lassen).
Die Zeit, wo sie noch bei ihm gewesen sind, waren mehr als hart für die beiden... Kurz nach dem Tod meines Bruders zog ich (ich war mit 18 ausgezogen ) auf Wunsch meiner Mutter wieder nach Hause zurück. Sie brauchte Hilfe - meine Geschwister brauchten Hilfe. Ich war die älteste - also gabs keine andere Entscheidung für mich.
Mit meinem Vater war einfach nicht zu rechnen - er rannte der Situation einfach weg, ohne sich einmal nach hinten umzudrehen und mal zu sehen, was seine Kinder machen.
Und ja, ihm bin ich böse - vor allen Dinge, weil er auch Jahre später auch nur einmal bereit gewesen ist, über diese Zeit zu sprechen.
Im Gegenteil, er wunderte sich, warum ihn seine "Kinder" in Stich gelassen haben - und seine Dritte Frau später war sauer, das keiner ihr bei der Pflege ( er starb vor 7 Jahren an Krebs und div. Schlaganfällen) meines Vaters helfen wollte. Warum auch? Hört sich böse an. Alle meine Versuche in 20 Jahren mit ihm zu reden wiegelte er mit wirklich bitterbösen Briefen an mich ab.
Heute kann ich ihn ruhen lassen. Habe aber auch überhaupt kein Bedürfnis irgendwann einmal sein Grab zu besuchen. Er soll seine Ruhe und seinen Abstand zu seinen Kids behalten - er hat es sich selbst so ausgesucht.

ich habe meine beiden Brüder so gut ich konnte dabei geholfen, erwachsen zu werden. Die Schule zu ermöglichen - sie sind bei mir aufgewachsen. Als ich 26 Jahre alt geworden bin, war der jüngste endlich 18 Jahre alt - und ich war am Ende. Hat sich kein Mensch für interessiert. Habe die Mitter gepflegt, bis zu ihrem Tod; habe versucht für die jüngsten geschwister grosse Schwester und ein bissle Muttererstaz zu sein ( was aber ja gar nicht geht) Beide haben später Jahre gebraucht - aber sie haben es geschafft. Haben irgendwann ihre eigenen kleinen Familien gegründet.
Ja, auch ich habe sicherlich vieles gesagt und getan, was ich nicht hätte tun sollen Christine. Es ist auch die Hilflosigkeit in so einer Situation. Es mag sein, das Du Deiner Mutter gewisse Dinge nicht so sagen konntest, wie Du eigentlich wolltest. Mag auch sein, das Du ihr in gewisser Form Sachen an den Kopf geworfen hast, die Du heute bereust. Tue ich auch Christiane. Ich schäme mich für einiges, was ich gesagt habe...

aber weißt du was? irgendwann einmal habe ich begriffen, das meine Mutter mir ganz bestimmt schon lange diese Sachen verziehen hat. Die einzige, die sich nicht verzeihen konnte, war ich mir selber.

Wann bitte Christiane bist Du bereit Dir zu verzeihen?

Und -du hast ein Recht darauf, als Kind mal etwas falsches zu sagen - gesagt zu haben. Es ist die Zeit, wo wir lernen. Wenn alle Kinder als Erwachsene, mit dem Wissen eines Erwachsenen auf die Welt kämen, wäre das Leben ganz schön langweilig.
Was die Trauer angeht, gebe ich Dir Recht. sie wird deswegen größer von Jahr zu Jahr, weil Du ganz sicher weder mit Dir noch mit Deiner Mutter Freiden schließen konntest.

Ich bin mit 26 Jahren aus meiner Heimstadt weg - und bin erst vor 3 Jahren das erste mal auf Besuch wieder zurück. Hab also auch vor dem Tod meines Vaters nie wieder Kontakt zu ihm gehabt - ausser ein paar Briefe, wo es den versuch gab wieder Kontakt aufzunehmen, von meiner Seite aus.

Ja, ich lebe jetzt in Ruhe hier. Brauche kein schlechtes gewissen zu haben.

Weißt du, wann ich das gemacht habe? Erst vor 2 Jahren - ich war in einer stationären Therapie. Dort erst habe ich mich von meiner Mutter und meinem Bruder verabschieden können, und erst seit dem bin ich mein Schuldgefühl los.
Ja, auch von meinem Vater habe ich mich verabschiedet - nicht so, wie von den anderen Beiden.

Es gibt Möglichkeiten auch Für Dich es ähnlich zu machen Christiane. Inform einer Therapie z.B. um alles aufzuarbeiten.
Du hast Recht, das andere 20jährige sicherlich nicht unbedingt über das Thema Tod auseinandersetzen wollen. Aber es gibt sicherlich viele 20 jährige, die ähnlich eErfahrungen haben wie Du. Vielleicht gibts ne Selbsthilfegruppe in Deiner Nähe. Nur damit Du auch eine Plattform von Gleichaltrigen hast, über das Thema zu sprechen.

Wünsche dir alles Gute...

elisabeth
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  #13  
Alt 25.06.2003, 22:19
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Standard mutter mit 9 verloren

Hallo an alle
ganz herzlichen dank für eure antworten und den zuspruch, den ich hier gefunden habe.DANKE.
und Astrid: Don´t worry. habe dein schreiben gar nicht böse genommen, da müsstest du wirklich einen ganz anderen ton draufhaben bis ich mich gekränkt fühle, also nochmal don´t worry du hast wirklich nichts falsches gesagt

und elisabeth:wie ist das so bei einer therapie ich kann mir gar nichts konkretes vorstellen Denke auch das das ergebnis stark von der kompetenz des arztes abhängt ich kenn in meiner gegend (südl.Brandenburg - nördl.sachsen) keine guten ärzte ( egal ob hausarzt, frauenarzt usw.) fühl mich von den meisten ärzten in meiner gegend ganz schön verarscht (hab so schon probleme mit rücken, kreislauf und augen, bin eigentlich über jeden tag froh an dem ich zu keinem arzt muss
und erfolge hab ich auch noch keine gesehen)

na dann bis zum nächsten mal wünscht mir glück bei meiner jobsuche ansonsten bin sehr bald arbeitslos und das verkrafte ich dann glaube ich wirklich nicht mehr - viel zu viel zeit zum nachdenke und absolute unproduktivität furchtbar

ok tschüß
christiane
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  #14  
Alt 26.06.2003, 12:39
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Standard mutter mit 9 verloren

Hallo Christiane,
wie gut, wieder von dir zu lesen - hatte mir schon etwas Gedanken gemacht. Und danke, dass du meine Schreiben so aufgefasst hast!!!

Ich kann dir leider keinen Tipp geben, was Ärzte, Psychologen und/oder ähnliches in deiner Umgebung angeht, da ich in Deutschland mit sowas noch nicht zu tun hatte - so hoffe ich, dass andere dir damit weiterhelfen können!

Ich habe aber noch eine Frage, die du hier natürlich nicht zu beantworten brauchst, wenn du nicht möchtest, aber vielleicht dir selber gegenüber stellen solltest.
Ich frage mich nämlich, warum du dich innerlich so sehr wehrst, zum Friedhof zu gehen. Wie schon gesagt, ich verstehe, wenn du keinen Bezug zum Grab hast, und das ist völlig OK!!!
Aber ist das wirklich der Grund? Oder ist es, dass du dich tief drinnen noch immer weigerst, ihren Tod zu akzeptieren? Ich frage nur, weil ich irgendwie das Gefühl habe, das könnte bei dir der Grund sein. Wie gesagt, ich halte nicht viel von "Konventionen", es ist deine Sache, ob du zum Grab gehen möchtest oder nicht. Aber wenn du nicht innerlich lernst, den Verlust deiner Mutter zu akzeptieren, kannst du nicht anfangen zu heilen. Das heißt nicht, dass du nicht trauern sollst - ganz im Gegenteil - aber zwischen den Zeilen kommt es bei mir so an, als ob du unbewusst andere negative Gefühle aufgebaut hast um dich davon abzuhalten, wirklich zu trauern - denn das hieße ja auch, den Tod zu akzeptieren - und dass du deshalb nicht zur Ruhe kommst. (meine persönliche Meinung - wie gesagt, habe keine psychologische Schulung oder so - ist einfach ein Gefühl, wenn ich deine Schreiben lese!)
Hast du schonmal versucht, dich in eine stille Ecke zu setzen und darüber nachzudenken was du wirklich fühlst und warum?

Aber jetzt Schluss mit dem "Psychobabble" für heute.

Ich drücke dir natürlich ganz fest die Daumen mit der Jobsuche!
Ich wünsche dir auch von ganzem Herzen, dass deine Gedanken, deine Gefühle und dein Herz sehr bald anfangen zur Ruhe zu kommen.

Es gibt soviel Schönes in der Welt, die das Leben lebenswert machen! Von "Kleinigkeiten" angefangen, wie z.B. einen Vogel singen hören zu können (ich meine richtig zuzuhören), an duftenden Blumen riechen zu können, zuhören zu können, wenn der Wind leise ums Haus weht, geschäftigen Ameisen bei ihrer Arbeit zuzusehen. Wir haben es in unserer heutigen Zeit nur leider verlernt, diese Dinge bewusst aufzunehmen. Versuch es mal - aber du musst es üben, gib nicht gleich auf, wenn's nicht klappt. Es gibt mir ein Gefühl von innerer Ruhe und Freude - und sei es manchmal nur für ein paar kurze Augenblicke, aber die helfen mir - geben mir etwas, worauf ich zurückgreifen kann, wenn ich im Keller bin.

Drücke dich ganz fest und denke an dich!
Bis hoffentlich bald
Liebe Grüße,
Astrid
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  #15  
Alt 04.07.2003, 12:32
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Standard mutter mit 9 verloren

hallo astrid

sorry ich hab selten zugriff aufs internet dass wird in nächster zeit wahrscheinlich noch schlechter mit dem schreiben, aber ich werd immer mal versuchen hier was schreiben zu können.

das mit dem friedhof ist so eine sache. ich geh da einfach ungern hin. bei uns ist der friedhof so eine art alte-leute-treff.man hat dort einfach keine ruhe, sondern wird ziemlich wahrscheinlich von irgendjemanden angequatscht und " auch du armes ding" - da hab ich echt keinen bock drauf. und wie gesagt ich hasse es wenn leute auf den friedhof gehen nur um ihre "arbeit" zu machen. meine oma (väterlicherseits)stönt immer rum oh es so trocken ich muss auf den friedhof fahren, kanns denn nicht mal regnen. oh da krieg ich so einen hals. sie fährt ja nicht nur wegen meiner ma raus, denn ihr mann ( ist allerdings schon 25 Jahre tot)liegt gleich gegenüber.
also wenn ich mal tot bin will ich niemanden an meinem grab zur reinen "pflichterfüllung der grabpflege" sehen.

im sommer sitze ich oft am wehr, dort sind oft drei schwäne ( das waren die lieblingstiere meiner mutter)und dann denke ich oft über sie nach und rede mit ihr. dort habe ich meine ruhe, dass finde ich viel schöner.

liebe grüße
christiane
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