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  #1  
Alt 17.02.2005, 20:04
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Standard Russisch Roulette.......

Hallo,

ich habe das dringende Bedürfniss zu schreiben, denn ich habe gerade einen extremen Durchhänger. Ich weiß nicht mehr woher noch die Kraft zu nehmen, um das Kapitel Krebs zu überstehen, und meiner Mutter eine starke Begleiterin zu sein. Die ganze Zeit tatenlos zuzusehen, wie sie sich durch die Chemos quält, die höllischen Schmerzen der Knochenmetastasen , etc. Aber auch die Angst in ihren Augen zu sehen, die Angst vor der Zukunft. Seit sie Krebs hat, bin ich in Angst(wie wahrscheinlich jeder andere auch). Manchmal kann ich die Angst unterdrücken, manchmal eher weniger. Und die Zeit vor wichtigen Untersuchungen ist die Schlimmste. So wie jetzt. Ich weiß, dass sie eine sehr agressive Form von Nierenkrebs hat, und die schnelle & starke Metastasierung nicht für eine lange Zukunft spricht.Und das es kaum Möglichkeiten für eine Behandlung gibt. Jetzt hat sie bald die 3-monatige Chemo durch, und wird Anfang März kontrolliert, ob es angeschlagen hat.
Und ich habe so eine Angst vor diesem "russisch Roulette": Tod oder Leben. Bis zur nächsten Untersuchung.
Ich kann nicht mehr, wie soll ich ohne sie leben???? Wir sind noch so jung! Ich würde sie so gerne beschützen, aber ich kann es nicht. Und auch dieses komische Gefühl während jeder Minute, die ich nicht bei ihr sein kann. Diese ständige Frage aus dem Unterbewußtsein: wie lange haben wir noch zusammen???? Ist das nicht einfach traumatisch? Wie kann man besser durch diese Zeit gehen? Und dem geliebten, kranken Menschen das Beste ermöglichen? Es tut einfach verdammt weh.....Saphir
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  #2  
Alt 18.02.2005, 11:30
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Standard Russisch Roulette.......

Hallo Saphir,

ich kann mir glaube ich ganz gut vorstellen was Du jetzt durchmachst. Mein Vater ist letztes Jahr an Darmkrebs gestorben bzw. an den Komplikationen nach einer OP und danach lag er dann noch 9 Wochen auf der Intensiv und konnte wegen der Beatmung nicht sprechen und war häufig auch nichgt mehr ansprechbar und er wurde immer dünner, das war ziemlich schrecklich. Ich wohnte ausserhalb und auch wegen den Kindern konnte ich nicht jeden Tag hin und man wusste ja auch nicht ob er es noch schaffen würde, das ganze auf und ab. Man steckt drin und es ist nur wie ein Alptraum.

Ich wünschte jetzt ich hätte mir schon in dieser Zeit Bücher zum Thema Sterbebegleitung besorgt, aber davor hatte ich in der Zeit die Augen verschlossen, er lag ja "eigentlich" nicht im Sterben sondern war wg. Rezidiv operiert worden um noch etwas Zeit zu schinden und dann Lungenembolie und dann lag er da und von Tag zu Tag und Woche zu Woche sah es mal besser und mal schlechter aus. Ich bin, und das finde ich jetzt am furchtbarsten, ganz oft nicht meinen Impulsen gefolgt. Ihm eine duftende Blüte in die sterile Intensiv zu bringen, mich (ganz am Ende) zu ihm in den Arm zu legen (wäre doch alles egal gewesen mit den Schläuchen usw.), oder auch mal den KH-Seelsorger anzusprechen obwohl ich garnicht gläubig bin aber da hing immer so ein Zettel im Vorraum der Intensiv und manchmal wenn ich da warten musste und keine Kraft mehr hatte dachte ich warum nicht einfach mal hingehen, vielleicht kann ich den mal mit zu meinem Vater nehmen oder einfach nur mit ihm reden.... aber ich habe mich dann nicht getraut oder es war mir peinlich oder was auch immer... jetzt wünschte ich, ich wäre mehr meinen Impulsen gefolgt und hätte mich auch besser informiert. Aus eigener Feigheit habe ich meinem Vater immer wieder gut zugeredet obwohl mir oft der Satz in der Kehle steckte "oder willst Du nicht mehr"... er hatte lebenslangen Horror vor Ärzten und KH und vom Personal hörten wir mit der Zeit immer häufiger "er verweigert sich" bei der Pflege und weigert sich die Augen aufzumachen (wenn er denn mal wach war), und vielleicht hätte ich es ihm und mir erlauben sollen das auchmal auszusprechen. Aber ich war auch unsicher ob ich nicht IHN damit zu sehr belaste wenn er da so liegt und seine Ängste nicht mal artikulieren kann.

Ich denke jetzt man sollte sich auch als begleitender Angehöriger viel mehr Hilfe suchen: den Seelsorger ansprechen oder in einem Hospiz nachfragen wie sie einem evtl. bei der Sterbebegleitung helfen können oder eben Bücher (siehe auch die vielen Buchtipps hier im KK zu diesem Thema). Ich habe mich damit zwar auch beschäftigt, aber erst hinterher weil ich so viel gezweifelt habe was ich alles falsch gemacht habe. Ich denke man muss auch auf sich selbst achten - DAMIT man zu dem was getan werden muss auch die Kraft hat solange es eben dauert. Vielleicht kannst Du Dir auch Hilfe für Dich selbst besorgen, einen Psychologen oder eine Trauergruppe.

Es ist ein Alptraum. Man wird die Bilder an die Zeit noch lange mit sich herumtragen. Aber mir tut am meisten weh was ich NICHT getan habe. Ansonsten bin ich egal wie schwer es war jetzt froh es getan zu haben, anders als mein Bruder der "gekniffen" hat und nicht mal gekommen ist als ich anrief dass er nun im Sterben liegt. Wenn ich manchmal nicht mehr konnte dachte ich nur "ausruhen oder mich erholen kann ich auch hinterher". Mein Vter war zum zweiten Mal verheiratet, seine Frau kannte ich vorher kaum aber am Ende haben WIR zusammen gehalten, und das ist immer noch so. Die letzte schwere Entscheidung für meinen Vater habe ich seine Tochter getroffen, ich habe tränenüberströmt vor dem Arzt gestanden und gesagt "Ja tun Sie es" (Lmitierung der Intensivmassnahmen)und manchmal denke ich wie kann man sowas tun müssen, aber trotz allem bin ich froh dass ich da war. Mein Bruder hat sich bei allem gedrückt aber bitte das war seine Entscheidung. Damit muss er ja nun weiter leben. Ich hätte gern noch mehr getan, aber man weiss ja immer nicht vorher wie und wann alles passiert. Irgendwas bereuen wird man wohl immer, man kann nur versuchen im Rahmen seiner Kräfte dass man hinterher möglichst wenig zu bereuen hat... so sehe ich das jetzt. Manches geht veilleicht auch nicht. Ich bin z.B. nicht bis zum Schluss geblieben, was ich jetzt bitter bereue. Die Frau meines Vaters war schon weg (weil ihr die Ärzte schon gesagt hatten er ist nicht mehr wikrlich bei uns) und ich war schon den ganzen Tag im KH und abends um 10 konnte ich nicht mehr, die Ärzte konnten nicht sagen ob es noch die ganze Nacht oder 2 Tage dauern wird, das Herz schlug ganz schwach immer noch und immer weiter, auch nach Stunden noch, ich war total entkräftet und verheult und allein und vollkommen überfordert und so ging ich nachdem die Ärzte mir auch noch mal sagten "er ist schon nicht mehr bei uns, er kann nichts mehr hören und fühlen, es sei nur noch MEIN Abschied, nicht mehr für ihn spürbar", und am nächsten Morgen ist er dann kurz nach 8 Uhr gestorben. Ich konnte damals nicht anders ich war so allein und hatte solche Angst aber wenn ich es nochmal tun könnte würde ich sagen gebt mir eine Matratze ich bleibe hier, oder irgendwen anrufen bitte komm ich kann das nicht allein (wenn die Familie schon kneift dann wenigstens eine Freundin, ist doch egal was die im KH denken), aber so war es nunmal nicht. Es würgt mich immer noch und ich fühle mich so entsetzlich dass ich ihn allein gelassen hab, der Arzt rief dann am Sonntag früh an, er sagte er und die Schwester haben zum Schluss seine Hand gehalten. Sie haben mir später noch mal bestätigt da das Gehirn fast nicht mehr durchblutet war und er sehr stark sediert war KANN er nichts mehr gemerkt haben er war schon ganz weit weg... und trotzdem. Aber damit MUSS ICH jetzt weiter leben. Ich muss mich damit trösten dass ich getan habe was ich konnte. So war es nun mal.

Ich weiss nicht iob dir das jetzt irgendwie weiterhilft.....

Wie alt bist Du denn? Ich bin 40 J. mein Vater war 68 J. Du sagst ihr seid noch so jung? Hast Du Geschwister?

Alles Gute und viel Kraft für Dich
Kerstin
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  #3  
Alt 18.02.2005, 16:43
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Liebe Kerstin,

ich habe meine Mama und meinen Papa jahrelang in ihrer Krankheit und ihrem Sterben begleitet. Ich hatte vorher viele Bücher zu diesem Thema gelesen, sogar Seminare besucht. Liebe Kerstin, ich glaube man kann sich auf so etwas kaum vorbereiten. Jeder Mensch empfindet seine Krankheit anders, jedes Sterben verläuft anders. Man ist auch nicht allein auf seiner Sterbeinsel, das Verhalten von Ärzten, Schwestern, Angehörigen, es spielt so vieles mit hinein, man hängt von anderen Menschen ab und wie in allen Situationen im Leben, gibt es auch in dieser so etwas, wie Glück haben.

Mein Bruder hat auch, wie du es nennst, gekniffen. Zumindest habe ich es so empfunden. Heute weiß ich, er hatte schlicht und einfach Angst. Das kann man verstehen, oder auch nicht. Auch nach Mamas und Papas Tod hat mich sein Verhalten oft befremdet. Inzwischen habe ich von so vielen ähnlich gelagerten Erfahrungen gehört, daß ich fast annehmen muß "Männer trauern oft anders".

Aus Deinen Zeilen spricht viel Liebe und man merkt, Du hast Dich aufmerksam, liebevoll verhalten. Glaub mir, egal was man und wie man alles macht, in der Endgültigkeit des Todes findet man immer noch etwas was man lieber anders, besser gemacht hätte. Dich plagen Vorwürfe, daß Du in der Sterbestunde Deines Vaters nicht bei ihm warst. Du warst vorher bei ihm. Du hast Dich verabschiedet. Und wer weiß, vielleicht wollte er alleine sterben.

Als meine Mama im Sterben lag, sagte ich zu ihr, ach Mama, ich hab dich so schrecklich gern. Uund sie antwortete, ich dich auch, und das bleibt auch so, das mußt du dir merken, daran wird sich nie etwas ändern.

Und ich glaube, das bleibt für uns alle so, die unsere Lieben nicht mehr so ums un haben, wie wir es kannten.
Ich wünsch Dir alles Gute
Briele
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  #4  
Alt 19.02.2005, 11:27
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Liebe Kerstin,

erstmal vielen Dank für Deinen langen Brief. Aber meiner Meinung nach hast Du wirklich alles getan, was Dir möglich war, und Du brauchst Dir in keinster Weise Vorwürfe zu machen. Schließlich dürfen wir nicht vergessen, dass wir Menschen sind, und keine ferngesteuerten Maschinen. In so einer Zeit befinden wir uns doch mehr oder weniger die ganze Zeit im Schockzustand, so dass in unserem Körper einfach ein Gefühlswirrwarr herrscht.
Ich kann mir vorstellen, dass man hinterher immer auf der Suche nach Gründen ist, sich irgendwie Vorwürfe zu machen. Weil diese Krankheit einfach unberechenbar ist, und wir Menschen so hilflos daneben stehen müssen. Egal was immer wir auch tun, wie sehr wir kämpfen, wir können nicht gewinnen, wenn das "Schicksal" es nicht zuläßt. Dein Vater, da bin ich mir sicher, weiß wie sehr Du ihn geliebt hast, und was Du für ihn getan hast. Das Du bei ihm warst und ihn begleitet hast.
Meine Mutter weiß auch, wie sehr ich sie liebe, wie stark ich mich für sie einsetze, aber ich denke immer, es ist nicht genug. Auch wenn es idiotisch klingen mag....solange der Krebs stärker ist, fühle ich mich als eine Verlierein, die sich nicht genug bemüht. Auch wenn mein Verstand weiß, wie blöd sowas ist.
Ich bin 25, meine Mutter 53. Und wie bei Dir, habe ich auch dasselbe Problem mit meinem 21-jährigen Bruder. Er drückt sich davor, Mama zu besuchen und bei ihr zu sein. Klar, er hat Angst, aber die habe ich genauso. Und ich denke, es wird sehr problematisch für ihn sein, wenn die Krankheit siegt. Dann hat er doch mit dem Tod zu kämpfen, und zusätzlich muß er sich immer sagen, dass er Mama "im Stich gelassen" hat, oder???? Es wäre schön, wenn er das ändern würde. Dann könnte er wenigstens dasein, wenn ich nicht kann. Aber ich kann ihn nicht zwingen.
Vor Büchern zum Thema Sterbebegleitung oder einer Therapie habe ich Angst. Ich bin feige, ich kann mich dem Thema Tod nicht stellen. Ich will, dass Mama überlebt. Und wenn ich an ihren Tod denken muß, fange ich an durchzudrehen. Was soll ich da machen? Ich wünsche Dir alles Liebe und Gute.
Saphir

P.S. Wie schaffst Du das, mit dem Tod umzugehen?
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  #5  
Alt 19.02.2005, 12:41
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Hallo Briele,

Danke für deine Antwort. Du hast sicher recht dass man sich mit Büchern oder auch persönlichen Gespächen
nicht WIRKLICH auf das vorbereiten kann was da pssiert wenn jemand stirbt. Nur geht es mir jetzt so dass ich bestimmte Dinge nach denen ich mich dort gefragt hatte ("kann man sowas tun..") hinterher erst gelesen habe, und ich denke es wäre zumindest etwas hilfreich gewesen wenn ich mich damit schon mal auseinander gesetzt hätte. WIE es dann ist das kann man sich vorher sowieso nicht vorstellen. Ich denke das ist so wie mit dem Thema eigene Kinder: Du hast tausende Kinder gesehen und trotzdem ist wenn es Dein eigenes ist alles anders, auch darauf ist man nicht wikrlich vorbereitet was sich da alles an Gefühlen in einem findet.... egal wie viele Kinder man gesehen hat oder wieviele Bücher man gelesen hat.

Trotzdem denke ich es kann hilfreich sein sich schon mal an das Thema anzunähern, gerade wenn man es vorher so weit von sich geschoben hat wie ich es immer getan hatte. Ausserdem zerbreche ich mir immer gern anderer Leut#s Kopf und denke "geht das jetzt" und "was denken die" und wenn ich mir vorher diese uznglaubliche ENDGÜLTIGKEIT auch nur annähern hätte klarmachen können dann hätte ich mich in vielem anders verhalten, auch gegenüber dem Personal. Manchmal denke ich jetzt (das ist zwar fies aber es ist so) warum konnte nicht jemand anders erst sterben denn jetzt habe ich es "geübt" und würde wenn es noch mal meinen Vater träfe vieles anders machen....naja was einem halt so durch den Kopf geht.

Übrigens habe ich neulich im Buchladen tatsächlich ein Buch mit dem Titel gesehen "Männer trauern anders" und eine Sekunde (etwas hämisch) überlegt ob ich es für meinen Bruder kaufen soll... aber das hätte sich garnicht gut gemacht denn seit dem Tod meines Vaters geht alles mit der Familie den Bach runter, mein Vater wollte dass seine zweite Frau alles bekommt und hatte das zu Lebzeiten schon mit uns besprochen und anstatt sich daran zu halten klagt mein bruder jetzt seinen Pflichtteil ein, und das kann ich alles überhaupt nicht verstehen, ausserdem hat er sich schon als mein Vater noch im KH lag geweigert mit mir über all das zu sprechen. Es ist als hätte ich keinen Bruder, wir (die Frau meines Vaters und ich)haben alles gemacht, die Beerdigung und das Grab und den Stein, und mein bruder holt sich jetzt sein Geld.... naja ich kann garnicht mal so böse auf ihn sein weil er sehr verzweifelt sein muss wenn er versucht so "das letzte Wort gegenüber dem Vater zu behalten" aber es tut weh und ich bin enttäuscht und ich denke immer ob mein Vater gemewrkt hat dass mein Bruder in all den Wochen nur 3 Mal im KH war.....

Männer trauern anders..... ;-(... mit dem Titel ist sicher was anderes gemeint ich hoffe wenn Männer dies lesen verstehen sie dass ich das SOOO verallgemeinernd natürlich NICHT meine. Ich habe das Buch ja auch nicht gekauft.... Aber es tut trotzdem weh. Wir alle hatten auch vorher kein SEHR enges Verhältnis aber jetzt geht man sich aus dem Weg. Es ist jetzt irgendwie alles richtig kaputt und ich habe nicht nur meinen Vater verloren. Meine Mutter hat sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert und mich nicht unterstützt als mein Vater im KH lag ich hätte mir gewünscht dass sie mal sagt "ich nehme die Kinder und passe auf lass Dir Zeit"... aber statt dessen hatte ich immer nur ein äusserst knappes Zeitfenster (musste bis in die nächste Stadt fahren)und schliesslich habe ich einen Babysitter bezahlt und sie hat auch nie wieder gefragt "willst Du mal zu deinem Vater fahren".... das tut auch weh. Und bruder und Mutter nehmen mir sehr übel dass ich zu der Frau meines Vaters halte (auch wenn ich sie vorher nicht gut kannte, ist alles ziemlich verworren) aber ich denke er würde das wollen denn er hat sich immer um alles gekümmert, sie ist nicht so der zupackende Typ, udn ich dachte er würde sich freuen wenn sie nicht so allein dasteht udn ausserdem verstehen wir uns sehr gut. Und die Tage und Wochen im KH werden uns sowieso für immer verbinden.

Viele Grüsse
Kerstin
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  #6  
Alt 19.02.2005, 13:04
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Hallo Saphir,

wie schaffe ich es mit dem Tod umzugehen? ....

Ich weiss es nicht. Irgendwie hat sich aber alles verändert seit dem Tod meines Vaters. Der Tod war bei uns in der Familie immer ein Tabu. Mir ist JETZT aufgefallen warum ich immer solche Angst + Scheu vor Friedhöfen hatte: weil wir nie mit unseren Eltern zu Gräbern von Grosstanten oder Grosseltern mit gegangen sind. Wer starb war irgendwie nur weg.... "keine Friedhofskultur".... Soweit ich jetzt weiss sind beide Eltern eigentlich nie auf den Friedhof gegangen. Und ich hatte damals im KH auch eine unglaubliche Angst vor dem Moment wenn er aufhört zu atmen, als wäre er dann nicht mehr ER sondern irgendwas unheimliches.

Die Bestatterin fragte auch ob wir einen offenen Sarg wollten und wir hatten beide Angst davor (Frau meines Vaters und ich). Aber von einer Freundin bekam ich den Tipp ihn im Sarg fotographieren zu lassen und etwa 2 Wochen nach der Beerdigung habe ich die Fotos angesehen und ich sehe sie mir jetzt ganz oft an. Mein Vater sieht ganz normal aus und ich glaube diese Angst vor einem toten Angehörigen ist jetzt weg, naja nicht ganz weg aber nicht mehr so dass Gefühl es wäre gespenstisch.... er war ja immer noch er. Man hätte ihn noch anfassen können. Er war ja sowieso nur noch bewegungslos und hat nur ganz schwach geatmet als ich ihn zuletzt sah, nichts zuckte im Gesicht usw. über Stunden, also kann es nicht mehr viel anders gewesen sein. Und auf den Fotos (schön geschmückt mit Efeu und Blumen) sieht er sehr friedlich aus, so wie zuletzt im KH.

Und ich habe inzwischen Dinge getan die ich mir früher nie hätte vorstellen können, wir haben mit ca. 20 - 30 Schubkarren den Grabhügel selbst abgetragen und als die Erde absackte Säcke hingeschleppt und nachgefüllt und Blumen gepflanzt und Laterne + Kerzen aufgestellt und Grabstein ausgesucht und der Friedhof ist jetzt mein Ort der Ruhe, ich gehe dort gern umher, es ist ein sehr schöner Dorffriedhof. Und natürlich setze ich mich jetzt viel mehr mit der eigenen Endlichkeit auseinander. Natürlich macht es mir noch grosse Angst aber nicht mehr so kopflos-panisch wie früher. Neulich sah ich im Buchladen einen Bildband (den ich mir auch kaufen will) der heisst "Nochmal Leben vor dem Tod" und dokumentiert Menschen vor und nach dem Tod in Hospizen. Früher hätte ich sowas nie NIE ansehen können aber jetzt zieht es mich an.... und die Fotos sind für mich nicht mehr beängstigend, oder nicht mehr NUR beängstigend sondern irgendwie auch schön und tröstlich....

Ich erzähle das hier nur weil es für mich eigentlich eine unglaubliche Veränderung ist. Das habe ich nicht geplant, es hat sich so ergeben. Sicher ist mein Therapeut dabei sehr hilfreich gewesen dass ich mich dem Thema stellen konnte.

Aber Du bist jetzt an einem ganz anderen Punkt. Ich hoffe es tut Dir nicht zu sehr weh wenn Du hier liest was ich alles schon erlebt habe und was Du ja hoffentlich nicht bald erleben musst. Natürlich willst du das deine Mutter lebt, und ich wünsche Dir und ihr sehr dass ihr noch viel viel Zeit zusammen haben könnt. Ich denke Du wirst Dich mit den Themen dann auseinandersetzen wenn es soweit ist - wenn für Dich die Zeit da ist. Ich hatte den Gedanken es könnte wirklich passieren ja auch immer wieder verdrängt, konnte es nicht realisieren. Ich konnte es mir nicht vorstellen, mal abgesehen dass man natürlich immer hofft und hofft...

Trotzdem, vielleicht überlegst Du noch mal ob eine Unterstützung (Psychotherapeut ?) für Dich nicht sinnvoll wäre einfach um über die Dinge reden zu können auch die Dich ängstigen (mit Ängsten kenne ich mich aus... :-) ) denn man kann wirklich lernen mit den Dingen anders umzugehen. Und um ihn oder sie dann schon zu "haben" wenn es mal schlimmer werden sollte.... Aber ich kann schon verstehen dass Du Angst davor hast. Das muss jeder wissen wie er/sie durch die Dinge hindurch geht und sie bewältigt, und wann man was bewältigen und zulassen kann. Ich bin mir ganz sicher ohne die 1,5 Jahre Therapie die ich schon vor dem Tod meines Vaters hatte und dann die Begleitung durch den Thera wäre vieles anders gelaufen, aber ich bin nur froh dass er da war. Naja das hört man sicher auch aus meinen Worten heraus aber ich will hier auch nicht missionieren, das musst Du selbst wissen welchen Weg Du gehen willst und kannst. Das soll sich jetzt nicht herablassen danhören aber Du bist ja auch viel jünger und ich möchte nicht wissen WIE überfordert ICH mit alldem in deinem Alter gewesen wäre.... Du tust was Du kannst und das finde ich ganz grossartig, ehrlich - Du solltest nur auch ein bisschen auf Dich achten...

Viele Grüsse
Kerstin
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  #7  
Alt 19.02.2005, 13:27
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Liebe Saphir,

bevor ich gestern die Zeilen für Kerstin schrieb, hatte ich für Dich etwas geschrieben, aber das Senden hat nicht funktioniert - ich bin ganz neu auf diesem Gebiet. Also nun ein neuer Versuch ......

..... wie gerne würde ich Dir etwas sagen können, was Euch hilft, einen Katalog der guten Ratschläge senden. Ich kann Dir nur von meinen Erfahrungen erzählen, ob etwas für Dich und Deine Mutter dabei ist, weiß ich nicht. Jede Geschichte ist anders.

ANGST - mein Gott, es ist doch logisch, daß man sie hat. Versuch für Euch beide etwas zu finden, was diese Angst reduziert. Ich habe, sowohl für meine Mama, als auch für mich, gute Erfahrungen mit den Bachblüten gemacht. Auch die Homoöpathie bietet einiges, ich habe auch nicht gezögert ein Medikament zu nehmen, bin dann aber wieder zu den Bachblüten zurückgekehrt. Da gibt es Hilfe für Deine Mutter und für Dich.

SCHMERZEN - sind die Schmerzen nicht beherrschbar? Da muß man manchmal ein bißchen Druck machen.

KRAFT -ich glaube wenn man die Angst ein wenig in den Griff kriegt, gewinnt man Raum für die Kraft. Es klingt vielleicht banal, aber versuche, Dich gut und gesund zu ernähren, zu schlafen, mal an die Luft zu kommen und ich hoffe Du hast Menschen bei denen Du Dich ausheulen und anlehnen kannst.

Ich verstehe Dich, ich kenne das Gefühl von Angst, Kummer, Panik, Hilflosigkeit, das Mitleiden. Bei Euch kommen sicher noch Gefühle von Ungerechtigkeit, Wut und so dazu, weil Ihr jung seid.

Was könnte ich Dir raten? Ich denke, der Kranke gibt den Rhythmus vor, die Themen, was er will, gilt. Ich hatte mir einiges anders vorgestellt, aber Mama traf ihre Entscheidungen und es war recht so. Manchmal lohnt es aber, ein wenig nachzuhaken.

Versuch ein paar Fäden zu spinnen, was Hilfe betrifft. Es gibt fast überall eine Hospizbewegung. Die helfen nicht erst in den letzten Stunden, die sind auch eine Hilfe wenn es um die Themen geht, die du ansprichst.

Bestimmt fällt mir noch etwas ein, dann schreib ich dir wieder.
Für heute alles Liebe
Briele
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  #8  
Alt 19.02.2005, 23:07
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Liebe Saphir,

hier bin ich wieder, ich habe im Laufe des heutigen Tages mehrmals an Dich und Kerstin gedacht, habe nun alles auf dieser Seite nochmals gelesen. Ich hoffe Du fühlst Dich von Kerstin und mir ein wenig aufgefangen. Wie Kerstin schreibt, Du bist in einer anderen Phase, vielleicht bräuchtest Du Gespräch- Schreibpartner, die in Deiner Situation sind.

Meine ersten "Tipps" - wenn man das Wort gebrauchen kann, - waren pragmatischer Art. Ich habe mich zurück versetzt in die Zeit der Krebserkrankung meiner Mama, ich hoffe Du fandest das nicht zu banal. Aber ich bin ziemlich bald darauf gekommen wie wichtig es ist, daß ich gesund bleibe, das ich vor ihr, neben ihr, hinter ihr stehen kann und nicht selbst umkippe. Ich habe keine Erfahrung mit Therapien. Ich habe damals bedauert nicht eine Technik zu beherrschen wie autogenes Training, Qigong, Atemtechnik, irgend so etwas in dieser Richtung. Ich lerne nun Qigong, das entspricht mir, aber es gibt ja eine ungeheure Palette von Angeboten.

Die Termine der Untersuchungen sind immer schrecklich.Da kann man gar nichts dagegen tun. Es muß aber nicht immer ein schlechtes Resultat herauskommen! Ich kann nur von meiner Erfahrung sprechen, wenn das Ergebnis der Untersuchung nicht erschreckend war, dann ging die Erleichterung bald in Selbstverständlichkeit über. Wenn es wieder einmal schlimm war, dann hab ich gemerkt, daß es einfach eine gewisse Zeit braucht bis das Entsetzen in das Innere vordringt, irgendwie, irgendwo dort einen Platz findet und dann lebt man auch erst einmal wieder weiter.

Es tut mir leid, daß Dein Bruder da irgendwie ausfällt. Versuche (es ist nicht leicht) nicht zu viel Energie in vergebliche Bemühungen, Wut und Groll zu investieren. Du brauchst sie für Dich und Deine Mutter. Und - wie ich schon das erste Mal schrieb, wenn Du keine Hilfe im Umfeld hast,bitte such sie Dir!

Weißt Du was ich versäumt habe? Ich habe keine Fotos von meiner Mama in ihren letzten Jahren. Wir haben nie groß fotografiert, das tut mir sehr leid. Ich hätte auch gerne ihre Stimme auf einem Tonband. Von meinem Papa hab ich das dann gemacht, bis jetzt konnte und wollte ich das Band nicht hören, aber es ist wie ein Schatz, den ich da habe.

Zu Beginn der Erkrankung meiner Mama habe ich - man kann es beten, oder flehen nennen - da war in mir das Flehen, bitte, bitte, laß sie bei mir bleiben, später änderte sich diese Bitte, bitte, es soll das geschehen, was für SIE das Beste ist und zum Schluß betete ich, daß sie sterben kann, weil es das war, was sie wollte.

Rückblickend betrachtet muß ich sagen, daß die gemeinsam verbrachte Zeit während Ihrer Erkrankung unglaublich intensiv war, geprägt von Nähe, Liebe, Dankbarkeit.

Für heute hör ich auf.
Ich wünsche dir alles Gute
Briele
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  #9  
Alt 20.02.2005, 09:54
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Ich habe meinen Vater auf seinem letzten Weg begleitet, dachte immer, dies könnte ich nicht, aber in diesen Momenten, denkt man überhaupt nicht nach, man handelt einfach spontan und KANN es. Mein Vater starb, als seine Frau, mein Mann und meine Kinder aus dem Zimmer waren und ich ganz alleine mit ihm war....
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  #10  
Alt 20.02.2005, 12:12
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Liebe Briele,

ich danke Dir sehr für Deine Antworten, und vorallem für Deine Anteilnahme. Das hilft schon wahnsinnig, zu merken, dass ich nicht alleine da stehe, in so einer Situation. Und Banales hast Du mir auch nicht geschrieben: ich habe am eigenen Leib zu spüren bekommen, wie mein Körper auf alles reagiert. Denn nebenbei habe ich ja auch den Spagat zu meiner Arbeit zu erledigen. Und das ist ein Job, wo ich es mir nicht leisten kann, meine Gefühle zu zeigen. Da muß ich immer gut drauf sein, und darf mir nicht anmerken lassen, in was für einer Situation ich stecke.
Und gerade da hat mein Körper gestreikt. Ich bekam während der Arbeit starke, kalte Schweißausbrüche, starke Zitteranfälle, und hatte mich überhaupt nicht mehr im Griff. Dazu kamen dann auch Panikattacken, wegen wirklich banalen Dingen, die ich nie vorher hatte. Seitdem nehme ich Antidepressiva. Sonst könnte ich meinen Job garnicht mehr professionell ausüben.
Seitdem kann ich auch wieder besser schlafen.
Mit dem essen ist das so eine Sache. Ich esse wirklich gut ( sonst wäre ich schon längst zusammengebrochen), aber ich habe das Gefühl, der Stress nimmt 70%von meiner Nahrung für sich in Anspruch....so habe ich schon gut an Gewicht verloren. Was soll man da machen?!?
Mit den Antidepressiva ist das auch keine Lösung für immer, ich weiß das. Nur halten diese mich echt aufrecht. Ich habe ja auch nicht viel Zeit neben meiner Mutter und der Arbeit, um z.B. eine Therapie zu machen. Aber ich denke, auf lange Zeit muß ich etwas finden, um mein Inneres zu stärken. Sonst kann ich meiner Mama ja auch keine große Hilfe sein, wenn ich da irgendwann kollabiere. Ich finde es sowieso erstaunlich, zu was der menschliche Körper imstande ist.
Zurück zu Dir. Deine Worte tun gut, und es ist hilfreich, was Du schreibst. Einfach zu sehen, wie Du mit allem umgegangen bist, gibt mir Mut. Ich habe noch eine Frage. Hattet ihr einen Schmerz-therapeuten? Ich glaube, das ist das nächste, was ich jetzt bald machen muß. Jemanden zu finden, der meiner Mama besser die Schmerzen behandeln kann. Ich danke Dir aus ganzem Herzen, alles Gute, Saphir.
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  #11  
Alt 20.02.2005, 12:23
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Liebe Saphir, mein Vater ist wegen der Schmerzen sehr gut auf einer Palliativ-Station behandelt worden.
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  #12  
Alt 20.02.2005, 12:36
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Liebe Kerstin,

auch Dir möchte ich mit ganzem Herzen für Deine liebe Anteilnahme danken.
Und das was Du mir schreibst, tut mir nicht mehr weh, als es diese Krankheit ohnehin tut. Es tut mir nur leid, was Du erlebt hast, und bei Dir auch noch Schuldgefühle hinzukommen. Im Gegenteil, Du zeigst mir ganz selbstverständlich auf, wie so ein Krankheitsverlauf auch "enden" kann, und was bei uns logischerweise auch der Fall sein könnte. Es gibt ja nur 2 Möglichkeiten. Und das ist für mich auch wichtig zu sehen. Wie man gerade im schlimmsten Fall damit umgehen kann. Gerade das ist eine gute Art von Hilfe. Sich auszutauschen, zu merken, man ist nicht allein damit, und sich hier und da etwas raus zu picken, was für einen in Frage kommt, und in der jeweiligen Situation eine gute Hilfestellung sein könnte.
Nun ja, jetzt muß ich erstmal wieder die Zeit bis zur nächsten Untersuchung überwinden, was mir doppelt hart kommt. Denn ich muß Anfang März, genau in der Zeit, beruflich für eine Woche in die Staaten. In so einer wichtigen Zeit nicht bei ihr sein zu können, ist grausam. Viele sagen vielleicht: ja, dann kannst Du Dich doch mal ablenken und verschnaufen, aber bei mir ist das unmöglich. Auch an Dich hätte ich nch eine Frage. Habt ihr einen Schmerztherapeuten hinzugezogen? Ich glaube, meine Mama kann bald nicht mehr ohne.....Viele liebe Grüße, und alles Gute, Saphir
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  #13  
Alt 20.02.2005, 18:13
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Liebe Saphir,

danke für Deine Zeilen. Zuerst zu Deiner Frage - wir hatten keinen Schmerztherapeuten, den gab es in dem kleinen Krankenhaus nicht. Zu Beginn von Mamas Krebserkrankung habe ich dieses Thema mit dem Arzt besprochen, ich wollte wissen wie die das handhaben wenn es zu Schmerzen kommt, ob ich mich verlassen kann, daß alles getan wird, was getan werden kann.Ich war nach diesem Gespräch beruhigt und als die Zeit der Schmerzen kam, da hat sie genug Mittel bekommen. Mama war dann oft im Dämmerschlaf, das haben wir beide bedauert, aber vor die Wahl gestellt sie mit Schmerzen präsent zu haben, oder ohne Schmerzen schlafend, war es wiederum leicht zu entscheiden.

In meinem letzten Brief habe ich geschrieben "man muß dahinter sein". Damit meinte ich, man muß beide - Patient und Arzt - abfragen um auf einen Nenner zu kommen.Den Ärzten und Schwestern im Krankenhaus werde ich bis ans Ende meiner Tage dankbar sein, aber für manche Fragen war unser Hausarzt sehr wichtig. Er hat
befürwortet, daß Mama Mistelspritzen bekam, und immer ein Selen Vitamin A,C,E, Präparat.Im Grunde genommen weiß ich natürlich nicht ob ihr diese Dinge geholfen haben, aber wir hatten das Gefühl, wir machen da selbst auch etwas.

Wenn Dir das Medikament gegen Depression hilft, dann nimm es einfach. Ich kenn mich mit Depressionen nicht aus, mir wurde damals auch eines angeboten, ich dachte, bin ich depressiv? Nein, ich bin traurig und habe allen Grund dazu, ich bin überarbeitet, übermüdet, ich habe Angst und weiß weshalb. Ich hab dann beim Arzt weitergefragt und ich habe ein Medikament bekommen, das die Stimmung aufhellt. Ich habe auch ein Multivitaminpräparat genommen.Ich hatte schon geschrieben, daß ich damals bedauerte nicht auf eine Entspannungstechnik zurück greifen zu können. Mit Hilfe eines Buches habe ich es mit der Atemtechnik versucht. Das ging so so la la, aber ein wenig half es manchmal.

Ich verstehe, daß es Dich bekümmert nicht an Mamas Seite sein zu können, wenn sie den Arzt- Untersuchungstermin hat. Liebe Saphir, es ist wie es ist und es kommt wie es kommt. Wichtig ist Deine Bereitschaft und die spürt man mit jeder Zeile. Du weißt,Du mußt in die Staaten, Deine Mama weiß das auch. Was Du vorher tun kannst, wirst du tun und dann bist Du wieder bei ihr. Für diese Woche wünsche und hoffe ich für Euch, daß Ihr jemanden habt.

Wenn es möglich ist, versuche manchmal Deine Ängste zu bändigen, so wie man ein wild gewordenes Pferd bändigt. Das ist nicht leicht, ich weiß. Aber manchmal dachte ich, eigentlich bin ich vollauf beschäftigt mit dem was IST fertig zu werden und will mich nicht noch ängstigen, was alles sein KANN.
ein Beispiel dafür war die Prognose des Arztes, daß Mama vermutlich einen Darmverschluß bekommen wird. Ich habe mich drei Jahre lang davor gefürchtet und war so etwas wie die Oberwächterin ihrer Verdauung. Sie ist nicht daran gestorben.

Du hast viel um die Ohren, Saphir. Ich schlage Dir vor, daß ich Dir schreibe wenn ich glaube etwas sagen zu können, wenn Du Zeit hast freue ich mich von Dir zu hören, aber es ist auch o.k. wenn Du keine Zeit hast. Es tut mir im Herzen weh, daß Ihr beide so jung seid und dem Kummer ausgesetzt seid. Ich bin sehr beeindruckt von Dir und Deine Mama hat eine bemerkenswerte Tochter.

Ich denke an Euch wünsche alles Liebe
Briele

Seit wann ist denn Deine Mama krank?
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  #14  
Alt 20.02.2005, 18:21
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Hallo Saphir,

mit Schmerztherapeuten habe ich keine Erfahrungen weil es meinem Vater noch gut ging als er wegen des DK-Rezidiv zur OP ins KH ging. Nach den OP-Kompliaktionen lag er mehr oder weniger stark sediert seine letzten 9 Wochen auf der Intensiv, was man ihm da wann im einzelnen gegeben hat weiss ich nicht, er schlief oft gerade nach kleineren Eingriffen oder Untersuchungen die unter Narkose durchgeführt wurden und ansonsten haben die Anästhesisten immer versichert sie würden ihn versuchen so einzustellen dass er keine Beschwerden oder Schmerzen hat, er konnte sich wegen der Beatmung ja nicht mehr äussern aber wenn er z.B. während der Pflege wach war und gestöhnt oder das Gesicht verzogen hat wurde er gefragt ob es weh tut und dann haben sie darauf reagiert. Wie gesagt die Details weiss ich nicht. Aber ich würde an deiner Stelle mal den behandelnden Onkologen fragen, oder in dem KH in dem Deine Mutter zur Behanldung war oder ist, oder einen sonstigen Arzt deines/Eures Vertrauens fragen was man machen könnte, oder einfach aus den gelben Seiten Schmerztherapeuten heraus suchen und anrufen und da durchfragen wer helfen kann und Erfahrungen auf dem Gebiet hat. Soviel habe ich mitbekommen: wenn man sich nicht selbst kümmert passiert meistens garnix.... am besten durchfragen und nicht locker lassen. Was sagt denn deine Mutter dazu? Du hast ganz oben von den höllischen Schmerzen geschrieben: was wird denn bisher dagegen getan, hast Du das Gefühl die behandelnden Ärzte tun nicht genug? Ich kenne mich nicht damit aus was man ambulant machen kann aber in dem KH haben sie mir versichert gerade zum Ende hin dass sie meinem Vater ein Opiat gegeben haben das wäre "so ca. 100 mal stärker als Morphium" (den Namen habe ich vergessen), was nicht nur Schmerzen stark dämpfen sondern auch ein warmes, behagliches angstfreies Gefühl schaffen sollte. Aber vermutlich ist das dann nur der Fall wenn es ohnehin dem Ende zugeht, weiss ich nicht. Daran habe ich mich jedenfalls festgehalten. Im Nachhinein habe ich noch gelesen über die Folgen/Nebenwirkungen von Langzeitbeatmung und Patienten im Koma (in dem er ja auch Zeitweise lag) und besonders langem Intensiv-Aufentahlt, wodurch die Wahrnehmung sich stark verändert, d.h. seine mangelnde Wachheit war vermutlich eine Mischung aus alldem und auch dem zunehmenden Organversagen (v.a. Leber) und ich hoffe nur dass das alles durch die Medikamente gemildert war und er sich vielleicht garnicht so schrecklich gefühlt hat. Auf jeden Fall gibt es Medikamente die so stark sind dass man nichts mehr mitbekommen soll, aber ich nehme an ein Preis den man dafür zahlt ist dann die mangelnde Wachheit...

Sonst würde ich im Internet nochmal suchen unter Krebs und Schmerztherapie. Aber am besten die Ärzte ausquetschen, die müssen doch was tun!!

Viele Grüsse
Kerstin
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  #15  
Alt 20.02.2005, 18:26
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Standard Russisch Roulette.......

Hallo ihr beiden,

1. ich nehme auch Antidepressivum seit November '04 weil es mir mit der Zeit nach dem Tod meines Vaters immer schlechter statt besser ging, jetzt also trotz bzw. ergänzend zu der Psychotherapie

2. Von meinem Thera hatte ich als Hilfe zu den Entspannungsübungen mal eine Kassette bekommen das nennt sich "Progressive Muskelentspannug", das fand ich besser als ein Buch zu lesen: man macht die Kassette an und folgt dann der einschläfernden Stimme, es ist immer ein Wechsel aus Anspannung und Entspannung. Bei mir hat das gut geklappt.

Kerstin
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