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  #31  
Alt 15.03.2005, 22:31
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Standard Russisch Roulette.......

Hallo,

Nun hat es mich wieder hier hin gezogen. Es hilft mir unwahrscheinlich, mich hier mit Euch auszutauschen, und meinen Kummer hier von der Seele zu schreiben.
Ich habe enge Freunde mit denen ich reden kann, aber das hilft mir nie richtig. Eher habe ich das Gefühl, dass ich mich danach noch mehr alleine fühle. Wahrscheinlich, weil niemand diese Situation erlebt hat. Und ich habe ein bisschen Angst und das Gefühl, ihnen zur Last zu fallen, mit meinem momentan sehr dunklem Leben. Auch wenn sie das Gegenteil behaupten.
Tja, meine Mama.....sie (ist) war immer soooooooo positiv. Doch das heutige Gespräch hat wohl auch ihr viiiiiiieeeeel Hoffnung genommen. Wie kann es auch anders sein?!?
Sie hat oft mit verzweifeltem Blick während des Gesprächs zu mir geblickt, so als ob sie fleht:" bitte, weck mich aus diesem bösen Traum auf". Den Blick werde ich nie vergessen. Und dann hat sie doch wieder die starke Rolle angenommen, um mir das alles zu erleichtern. Sie will nicht, dass ich leide. Doch vor diesem Arzttermin haben wir nochmal über den Tod geredet. Und ich habe ihr meine Ängste mitgeteilt. Sie hat gesagt, dass sie keine Angst hat, aber es ihr doch zu früh erscheint, endgültig zu gehen. Sie meint, wenn es soweit ist, dann ist es soweit.
Ist das nicht schrecklich? Dass ich sowas hier schreiben muß? Ich will nicht selbstmitleidig wirken, doch sowas bricht mir das Herz.
Die Onkologin wird sich jetzt um die letztmöglichen Maßnahmen kümmern, Donnerstag haben wir einen Termin. Dann wissen wir, was wir noch machen können.
Und liebe Briele, Du BIST bei mir. Es tut mir gut, dass zu wissen, und dafür bin ich sehr dankbar. Ehrlich gesagt, in so einem Zustand wüßte ich nicht, was ich ohne diese Seite machen sollte. Bis bald, Saphir
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  #32  
Alt 15.03.2005, 23:48
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Standard Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

ich bin noch einmal zum Laptop zurück gekehrt.
Wenn ich darüber nachdenke kann ich verstehen,daß Dir Gespräche im Freundeskreis nicht unbedingt helfen. Es ist so, daß man jedes Thema nur hilfreich bereden kann, wenn man weiß worum es geht. Und wer muß schon in Deinem Alter damit konfrontiert sein.

Ich habe dieses Forum vor ein paar Wochen entdeckt -bin ziemlich neu in der Welt des Computers und ich habe für einen erkrankten Nachbar etwas nachgesehen. Ich war ganz perplex über diese Fülle an Informationen und Hilfen. Und mir wurde gleich bewußt was mir da entgangen ist. Sowohl in Zeiten der Erkrankung, als auch an Austausch und Trost. Also ich kann mir vorstellen, daß Du einerseits Ratschläge für praktische Hilfe findest und es Dir einfach gut tut Dich mitzuteilen.

In irgend einem Beitrag las ich den Satz "laß auch ein bißchen Platz für Hoffnung". Angesichts Eurer heutigen Erkenntnisse ist das sicher schwer, aber ich hoffe für Euch, daß Deine Mama ohne Schmerzen sein kann, daß Ihr Euch nicht nur voll Angst anblickt. Heute ist heute und das ist ein Tag des Schreckens.

Ich bin sehr berührt über Deine Liebe, ich wollte ich könnte etwas für Dich tun.
Für heute sage ich gute Nacht.
Briele
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  #33  
Alt 16.03.2005, 09:16
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Liebe Saphir,

ich kann gut verstehen dass das alles ein furchtbarer Schock für Dich ist. Die Dinge passieren einfach so und es fühlt sich in der Tat wie ein Alptraum an und man kann es nicht aufhalten, jedenfalls nicht wirklich. Ich wünsche Euch, dass das Schlimmste nicht so schnell eintreten wird. Aber, ich hoffe Du nimmst mir das jetzt nicht übel... meiner Ansicht nach solltest Du diesen Gedanken auch langsam an Dich heran lassen dass es passieren kann..... Versteh mich nicht falsch, das heisst nicht dass man aufhört zu kämpfen oder trotz allem weiter zu hoffen.... aber man muss auch der anderen Möglichkeit irgendwann ins Auge sehen.

Ich habe es damals, denke ich jetzt, viel zu lange verdrängt. Nach dem Tod meines Vaters wünschte ich, ich hätte mich zeitiger (nämlich nicht erst nachdem er gegangen war) mit dem Sterben und dem Tod auseinander gesetzt... im Nachhinein habe ich viele Bücher geradezu in mich aufgesogen und dort dann - zu spät - einige (nicht alle) Antworten auf Fragen gefunden die ich mir nicht beantworten konnte als ich an seinem Bett stand. Ich bin meinen Impulsen viel zu wenig gefolgt weil ich nicht wusste "wie ist das möglicherweise...", "kann man sowas machen"..... Man findet natürlich nirgendwo ein Rezept für die Richtige Sterbebegleitung, aber man kann sich ein wenig Hilfe und Anleitung aus dem Internet oder aus Büchern oder von Menschen holen die damit schon Erfahrungen haben, und die hatte ich nicht.... es war für mich das erste Mal, ich hatte SOLCHE Angst und habe so vieles unterlassen weil ich unsicher war und ich bin mir jetzt ganz sicher dass ich mir selbst mehr zugetraut hätte wenn ich das vorher gelesen hätte... es wäre deswegen bestimmt nicht weniger schwer oder entsetzlich gewesen aber es wäre mir vielleicht nicht ganz so fremd vorgekommen. Schwer zu erklären aber so sehe ich es jetzt. In unserer Familie wurde das Thema Tod und Sterben immer sehr tabuisiert. Vielleicht ist das für Dich ja anders. Aber ich denke ich hätte mich dem Thema vorher annähern sollen, anstatt immer so zu tun als wäre diese Möglichkeit nicht wirklich "in echt" vorhanden.... und ich wünschte vor allem meinem Vater eine bessere Begleitung gewesen zu sein, ich war oft so feige.....

Wollte ich Dir nur erzählen. So war es bei mir.

Kerstin
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  #34  
Alt 18.03.2005, 11:05
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Hallo nochmal,

heute war der erste Tag seit langem, an dem ich mal ein bisschen ausschlafen konnte. Doch wäre ich am liebsten garnicht aufgestanden. Beim Aufwachen überfielen mich sofort wieder die Angst und Panik, die mich seit einigen Tagen massiv begleiten. Waren gestern wieder bei der Onkologin, was nicht so positiv war. Wir haben jetzt nur noch die Chance mit einem Medikament, was hier noch nicht auf dem Markt ist. Und evtl. können wir noch was mit Autovakzinen probieren, was aber nicht sehr viel verspricht.
Und die Uhr tickt. Zusätzlich werde ich mich jetzt um einen guten Schmerzspezialisten kümmern müssen. Hätte nie damit gerechnet, dass dies alles so schnell passieren wird.
Bin sehr verwirrt, und noch garnicht in der Lage, mich so einer Situation zu stellen, geschweige denn mich damit auseinander zu setzten. Aber das Leben spielt anders, und ich kann nicht mehr davor flüchten.
Liebe Kerstin, ich bin mehr als feige, obwohl ich mich damit auseinander setzte. Jetzt habe ich noch viel zu tun, kann mich in den Kampf um das Überleben meiner Mutter stürzen (das Medikament auftreiben, einen guten Schmerzspezialisten suchen...etc). Aber ich habe Angst davor, wie ich weiterhin stark für meine Mutter sein kann, wenn ich sowas nicht mehr habe. Wenn es nichts mehr gibt, wofür ich kämpfen kann, und noch ein Fünkchen Hoffnung am Ende des Weges wartet. Die Leere, wenn es wirklich keine Möglichkeit mehr gibt, wird mir mit großer Sicherheit alles nehmen, woran ich mich jetzt noch klammer, vorallem meine Kraft!!! Wie Du (und wie alle anderen auch) weiß ich nicht, wie stark oder wie "feige" ich sein werde, wenn ich nur noch auf das ENDE warten muß.
Und immernoch meine ich niemals, dass Du feige warst. Wie solltest Du auch? Du warst für Deinen Vater da(das hat er mit Sicherheit bemerkt), und Du bist jetzt noch für Deinen Vater da, was er bestimmt auch mitbekommt. Laß die Selbstvorwürfe ruhen, Du kannst Dir nichts vorwerfen. Es ist unmöglich, sich in so einer Situation an eine Gebrauchsanleitung zu halten, das einzige was möglich ist, ist demjenigen seine Liebe spüren zu lassen. Und das hast Du.
Wie stark ich mich jetzt mit dem Tod befasse, ich werde es nicht schaffen, mich vor meinen Gefühlen zu schützen, die wer weiß was mit mir anstellen können. Das haben wir Menschen nicht unter Kontrolle. Und das ist auch gut so.
Ich werde jetzt mal meine e-mail Adresse reinsetzten. Wer weiß, was noch alles passieren wird, und vielleicht sprenge ich hier den Rahmen. Das heißt nicht, dass ich nicht mehr hier rein schreiben werde. Nur für den Fall. Viele Grüße,
name@domain.desaphir@hotmail.de
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  #35  
Alt 18.03.2005, 11:05
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saphir@hotmail.de
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  #36  
Alt 18.03.2005, 11:44
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Hallo Saphir,

wieso meinst Du sprengst Du hier den Rahmen? Du kannst hier doch schreiben was Du willst?....

Es ist klar dass Dich kein Buch der Welt WIRKLICH auf das vorbereiten kann was man dann empfinden wird wenn es einmal soweit ist. Man weiss ja auch nie wie es genau passieren wird, es kann unendlich lange dauern und man muss nur irgendwie funktionieren und steckt da drin wie in einem dunklen Tunnel, oder es geht plötzlich furchtbar schnell und alles überschlägt sich und man weiss garnicht wie einem geschieht.... Ich wollte nur sagen dass wenn ich nochmal (mit dem Wissen das ich jetzt habe) davor stünde, würde ich vieles anders machen. Das Allerwichtigste für mich ist: dem Herzen und den Impulsen folgen und NICHTS NICHTS verschieben oder noch hinauszögern. es ist zwar idiotisch weil man ja weiss dass dejenige dann weg sein wird aber die ENDGÜLTIGKEIT habe ich einfach nicht realisiert, ich denke ja jetzt noch manchmal dass es EIGENTLICH nicht wirklich sein kann dass er nicht wieder kommt, nicht mal für einen Tag.... versuch zwischendurch auch mal inne zu halten (auch wenn es noch sooooo wehtut) und den Moment den Du noch hast mit ihr zu geniessen....

Aber ich habe es ja genauso gemacht wie Du, das handeln war leichter als das innehalten..... ich verstehe das sehr gut.
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  #37  
Alt 18.03.2005, 17:29
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Liebe Saphir,

in Gedanken war ich oft bei Dir und Deiner Mama. Jetzt ist das ausgesprochen was Du befürchtet hast. Läßt man Dich bei der Suche nach einem Schmerztherapeuten allein, wird Dir dabei nicht geholfen?

Ohne Dich, Deine Lebensumstände näher zu kennen, bin ich mir in einem sicher: daß Du es aushältst und Du bei allem Schmerz und Kummer Deiner Mama die beste Begleitung bist. Das klingt vielleicht anmaßend von mir, man kann sagen, woher will sie das denn wissen, aber ich merke daß Du die besten Voraussetzungen dafür hast: Liebe, Interesse, Bereitschaft, vorausblickendes Denken, pragmatisches Handeln, Aufmerksamkeit und noch vieles, was ich gar nicht in Worte fassen kann, was aber aus Deinen Zeilen spricht. Liebe Saphir, fürchte dich bitte nicht so daß Du es nicht aushältst, daß Du irgendwelchen Maßstäben (die ja nur von Dir selbst aufgestellt werden) nicht gerecht wirst. Du tust, was Du kannst.

Eines wirst Du nicht können, das ist das Schreckliche, Du wirst Deine Mama nicht retten können und das Schicksal nicht aufhalten können.Und Du liegst mit Deiner Ahnung vollkommen richtig wenn Du sagst, noch schlimmer wird sein, wenn man gar nichts mehr tun kann.

Wie wahr. In den Jahren der Erkrankung meiner Mama war ich die große Managerin und Macherin, sie hatte alles in meine Hände gegeben. Gestorben ist sie vier Wochen lang. Tag für Tag wurden meine Hilfeleistungen, das was ich tun konnte weniger. Zum Schluß waren wir reduziert auf uns zwei, unsere Liebe, unser gemeinsames Warten auf ihren Tod. Damals hatte ich nur eine dumpfe Ahnung, daß das auch dazu gehört. Ich glaube in solchen Zeiten geschieht etwas, das schwer zu beschreiben, nicht zu erklären ist. Etwas in einem tritt einen Schritt zur Seite, klinkt sich aus, damit man diesen Schmerz, das Entsetzen aushält.

Nach Mamas Tod habe ich bestimmt 30-40 Bücher über das Thema gelesen, ich habe mehrere Seminare besucht, für Trauernde, für Sterbebegleitung, ich habe mich bestimmt nicht als geschult betrachtet, aber als erfahrener wenn es dann darum geht meinen Papa zu begleiten.Als Papa immer kränker und schwächer wurde, als er starb, da war alles so anders, die Umstände, sein Schicksal, sein Sterben, daß ich eigentlich kaum auf etwas zurückgreifen konnte.Außer wieder auf das, was ohnehin in mir war: meine Liebe, meine Bereitschaft.

Es gibt allerdings einige Erkenntnisse, die ich für den Rest meines Lebens mitnehme. Kerstin hat es in ihrem Brief bereits angedeutet: NICHTS verschieben! Liebe Saphir, was immer du Deine Mama fragen willst,sagen, bereden willst,mach es. Wir alle hoffen und wünschen Euch von ganzem Herzen, daß Ihr noch eine lange, gute Zeit miteinander haben könnt. Aber es kann sein, daß Deine Mama sehr plötzlich starke schmerzstillende Mittel benötigt. Man kann dann oft noch miteinander kommunizieren, aber es ist reduziert.

Wie schon in einem meiner ersten Beiträge möchte ich Dir noch etwas sehr ans Herz legen: den Kontakt mit der Hospizbewegung. Das heißt nicht immer die Unterbringung in einem Hospiz, die machen auch viel an Hilfe und Unterstützung daheim.

Liebe Saphir, liebe Kerstin, könnte es nicht sein, daß Ihr "Feigheit" mit "Angst"
verwechselt?

Wenn es Dir lieber ist den Kontakt per e-mail fortzusetzen mußt du es sagen,aber ich schließe mich Kerstins Meinung an, hier sprengt man keinen Rahmen.

Liebe Saphir und auch liebe Kerstin, ich wünsche Euch alles Gute
Briele
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  #38  
Alt 18.03.2005, 23:06
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Liebe Saphir,Kerstin und Briele !
Seit Beginn lese ich hier immer mit und ich möchte dir, Saphir sagen,dass ich aus ganzem Herzen mitfühle und an dich denke. Ich habe meine Mama auch durch die Krankheit begleitet und alle deine Ängste, Zweifel und dein Kummer waren auch die meinen. Es war so eine schwere, herausfordernde Zeit,aber sie war auch so unendlich wertvoll.Die Gespräche zwischen Mama und mir ,unsere Ängste,dem "Tod ins Gesicht zu schauen",aber auch unser Lachen und die Berührungen-alles ist so lebendig in meiner Erinnerung, als ob sie nicht schon seit 8 Monaten tot ist.Ich habe fast den Zeitpunkt übersehen,als Heilung unmöglich wurde und meine Mama sich damit abfand,ohne dies aber deutlich zu sagen. Plötzlich wollte sie aber keine weiteren Behandlungen mehr ,sondern nur mit mir und meinem Bruder im Garten sitzen beim Kaffee und reden. Ich war aber noch ganz mit Kämpfen beschäftigt, suchte nach alternativen Behandlungsmethoden und konnte nicht verstehen, warum sie weitere Chemos ablehnte.Ich bemerkte es zum Glück dann noch halbwegs rechtzeitig, dass die Zeit des Kämpfens für sie vorüber ist.Ich habe dann Hospizkarenz bei meinem Arbeitgeber beantragt und war innerhalb einer Woche beurlaubt.Ab diesem Zeitpunkt war auch für mich eine "andere Zeit" angebrochen.Mama und ich waren viel zusammen,wir saßen Stunden im Garten und redeten. Mama ließ ihr Leben nochmal an sich vorbeiziehen- ihre Freuden,ihre Enttäuschungen und ich konnte da sein,konnte ihr noch viele Fragen stellen und auch einen Konflikt zwischen uns bereinigen,der uns beide lange geplagt hatte.Mama war auch froh darüber, dass sie mir mitteilen konnte,wie sie ihr Begrängnis wollte,welches Foto wir nehmen sollten usw. Anfangs wollte ich am liebsten flüchten,wenn sie so sprach, aber irgendwann wurde ich ruhiger , "untätiger" und konnte wirklich "Da-Sein".Angst hatte ich trotzdem dauernd,mal bewußt,mal verdrängt,da war sie aber immer.Ich war mir nie sicher,ob mich meine Angst nicht daran hindern würde, auch bei ihrem tatsächlichen Sterben dabei zu sein.Trotzdem haben meine Mama und ich es geschafft, es gut zu Ende zu bringen.Als es bei ihr so weit war,war die Kraft bei mir auf einmal da,sie stand einfach neben meiner Angst und hat ausgereicht, um bei ihr zu bleiben.Jetzt hilft mir die Erinnerung an unsere gemeinsam verlebte Zeit( es war die intensivste Erfahrung meines Lebens) trotz Schmerz um sie und Trauer halbwegs gut weiter zu leben. Liebe Saphir, ich kann den Worten von Briele und Kerstin nichts mehr hinzufügen.Vielleicht nur soviel: wenn deine Mama kämpfen will, dann kämpfe mit ihr mit.( Hoffnung gibt es immer!)Wenn sie es aber nicht mehr kann und will, wenn sie direkt oder symbolisch vom Sterben spricht, dann wäre es gut,wenn du dich zu ihr setzen und ihr zuhören könntest,so oft du kannst.
Ich fände es schade,wenn du nicht mehr im Forum schreiben würdest- wenn´s für dich passt, bleib bitte da.


Liebe Briele und Kerstin,
wollte euch auch noch sagen,dass ich eure Briefe sehr schätze. Sie sind so hilfreich und -das meine ich so,wie ich es sage- weise !
Alles Gute für euch,
Alina
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  #39  
Alt 19.03.2005, 11:47
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Hallo,

ich danke Euch. Für Eure Unterstützung, und vorallem das Ihr da seid.
Ja, ich bin alleine. Wie schon erwähnt, ist mein Bruder der Situation garnicht gewachsen. Habe zwar lange mit ihm geredet, aber was soll ich machen. Wenigstens gibt er zu, dass ihn das zu sehr mitnimmt. Aber vorgestern ist er dann doch zu Mama gefahren, was sehr schön war. Und ich werde ihn nicht in Ruhe lassen, aber ihn auch zu nichts zwingen. Kleine Denkanstöße sollten reichen, ihn dazu bewegen, was er verpaßt, wenn er diese Zeit jetzt nicht nutzt.
Meine Oma ist da, aber meine Mutter will sie nicht zu oft um sich haben, da sie sich schnell von ihr entmündigt und dominiert fühlt.
Die restliche Verwandschaft ruft immer nur zwischendurch an. "Können wir was tun?......Wenn ihr Hilfe braucht, wir sind immer für Euch da.....". Vielleicht mag das ungerecht sein, aber für mich sieht das immer nur nach Pflichtanrufen aus.
Wenn sie wirklich was tun wollen, wo sind sie dann? Dann kommt man doch einfach vorbei, ist präsent und signalisiert so alles, was man zu "geben" bereit ist, oder? So würde ich das machen. Sie haben warscheinlich Angst, ihre Schwester zu besuchen. Aber das sind alles erwachsene Menschen, und was soll ich da sagen?!? Vielleicht hat das auch tiefere Wurzeln, wer weiß????
Nur will ich mich damit nicht rumschlagen. Zum Glück hat Mama gute Freunde, die aber, was die aktuellen medizinischen Sachen betrifft, natürlich nicht so "befugt" sind, was zu regeln. Aber wenn ich arbeiten muß, sind sie sofort präsent, und kümmern sich. Sonst wäre ich echt aufgeschmissen.
Jetzt habe ich noch eine Frage. Hatten Eure Eltern auch Tumor-fieber? Das macht mir Sorgen. Erst dachten wir, das würden die Nachwirkungen vom Interferon sein, aber das ist jetzt schon zu lange abgesetzt, und das Fieber ist noch da.
Ich werde hier im Forum bleiben. Es war nur so ein Gedanke von mir.....Aber da ich mich nun getraut habe, mit unserem privaten Leben an die Öffentlichkeit zu gehen, werde ich jetzt auch dabei bleiben. Und was besseres als Euch, hätte mir garnicht passieren können. Alles Liebe, Saphir
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  #40  
Alt 19.03.2005, 13:45
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Hallo - an alle, die hier sind,

Saphir - Tumorfieber hatte meine Mama auch. Sie erhielt dann eine Infusion - ich nehme an mit Antibiotikum.

Deine Worte über die Verwandtschaft kann ich gut nachempfinden. Ich kann mich aber auch gut an mein Verhalten VOR meinen Erfahrungen erinnern. Ich glaube nicht vorher ein gefühlsmäßiger Trampel gewesen zu sein, aber mein Benehmen war anders. Übervorsichtig,ängstlich, einfach nicht wissend. Es liegt schon viele, viele Jahre zurück, da erkrankte die Wohnungsnachbarin an Krebs. Wir hatten außer einem Gruß, ein paar unverbindliche Worte keinen Kontakt. Dann sah ich wie sie immer weniger wurde. Ich wollte anklopfen und fragen ob ich etwas helfen kann, sei es die Wäsche machen, etwas kochen, an so etwas wie eine Nachtwache hatte ich damals nicht gedacht. Ich habe es nicht gemacht.
Wenn alte Eltern von Freunden und Bekannten starben, dann tat mir deren Kummer leid, aber alte Menschen sterben, das ist so. Wenn junge Menschen erkrankten und starben, dann war das schrecklich, aber was ich wirklich tun könnte, ich weiß nicht, war ich zu phantasielos, zu herzlos, zu blöd? Es hat eigentlich auch nie zu mehr gereicht als einen Brief zu schreiben, ein Buch zu schenken, zu sagen, wenn du mich brauchst, dann kannst du mich immer anrufen.

Dann war ich, waren wir plötzlich die Betroffenen. Ich muß sagen, wirklich brauchbare Hilfe und Unterstützung habe ich von Menschen erfahren, die aus eigener Erfahrung wußten was nun los ist.

Ja und ich bin nun auch eine Andere. Aber vielleicht ist das im Leben so.

Ich glaube Du sollst und kannst und darfst auf das Angebot Deiner Verwandtschaft zurückgreifen. Vielleicht versuchst Du einmal ganz konkret um eine Hilfe, eine Erledigung, irgend etwas zu bitten. Du hast natürlich recht mit Deinem Gedanken, daß es Wurzeln, Gründe, Geheimnisse zwischen Geschwistern gibt, an denen man besser nicht rüttelt, weil sie einen auch nicht direkt etwas angehen. Ich selbst gebe nicht so viel auf verwandtschaftliche Bande. Sind sie da, dann ist das fein, aber Hauptsache man hat Hilfe, Unterstützung, Beistand.

Hat man die Schmerzen in den Griff bekommen?

Liebe Grüße
Briele
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  #41  
Alt 19.03.2005, 13:46
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Liebe Alina,

ich schreib Dir später!
Liebe Grüße
Briele
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  #42  
Alt 19.03.2005, 19:58
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Liebe Alina,

Dein Satz ....es geschafft, gut zu Ende zu bringen.... hat mich an den Satz des Arztes erinnert, als meine Mama starb. Er sagte, das habt ihr gut hingekriegt und als ich wahrscheinlich etwas befremdet war, meinte er, wirklich, es hätte nicht besser sein können. Er hatte recht. Inzwischen denke ich auch anders über den Satz, den ich früher öfter von alten Leuten hörte: ich wünsche dir eine gute Sterbestunde.

Es geht mir wie Dir. Diese Zeit, bei mir waren es Jahre, der Krankheit und des Sterbens meiner Eltern zählt zu der intensivst gelebten meines Lebens. Es war ein langer Abschied. Schon viele Jahre vorher war mir klar, daß mein Verlust einmal sehr groß sein wird, weil eben die Liebe, die Nähe, das Verstehen auch sehr groß war. Eines bedingt das andere.

Wie schön, daß Du in Hospizkarenz gehen wolltest und auch konntest. Aus Deinen Zeilen lese ich, daß Du mit Deinem Verlust in Frieden leben kannst. Das kann ich auch und dafür bin ich dankbar. Was mich betrifft, spielt da natürlich eine Tatsache mit, die andere leider nicht in ihrer Geschichte haben: meine Eltern waren schon alt und was dann wegfällt, ist das Hadern mit dem Schicksal. Mit der Trauer und dem Verlust hat das dann wiederum (meiner Meinung nach) nichts zu tun, die hat mit der Beziehung zum Verstorbenen zu tun.

Ich bin über Deinen Beitrag wirklich froh - Du beschreibst gut wie man als Angehöriger dem Rhythmus des Kranken folgt, folgen sollte, auch wenn es nicht immer leicht ist. Man muß so hellhörig sein, die Balance finden zwischen Mut zusprechen, es gut sein lassen, aber ich glaube man bekommt zusätzliche Antennen.
Ich hatte für mich Vorstellungen von der Begleitung, die zum Teil gelesener Schilderungen entsprachen, zum Teil meinen Wunschvorstellungen. Es kam ganz anders, weil Mamas Erkrankung und ihre Bedürfnisse ganz anders verliefen als ich dachte. Aber wir konnten uns beide recht gut anpassen und haben das Beste daraus gemacht.

Liebe Alina, magst Du in Zukunft vielleicht nicht nur mitlesen, sondern auch mitschreiben? Mich würde es freuen.

Liebe Grüße
Briele
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  #43  
Alt 21.03.2005, 21:15
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Liebe Briele,
will mich nur mal kurz melden bei dir und hallo sagen.Weißt du, was mich in letzter Zeit ( der Tod meiner Mutter ist jetzt 8 Monate her)schon sehr beschäftigt, ist der Umstand, dass ich mich nach der Krankheitsbegleitung so sehr verändert haben,ohne dass ich es wirklich genau fassen kann. Jedenfalls ist mein Lebensgefühl irgendwie "gedämpfter" geworden und es ist mir nun auch im Alltag viel bewußter geworden, dass wir alle "endlich" leben. Das macht einerseits alles intensiver für mich, andererseits aber auch trauriger.Überschäumende Lebensfreude und Unbekümmertheit - das kenne ich halt so seit Mams Tod nicht mehr.Das trennt mich nun auch manchmal von Freunden und Bekannten, da fühl ich mich dann etwas einsam. Aber gewonnen hab ich ja auch so viel,vor allem die Erkenntnis,dass ich nun mein Leben anders ausrichten will. Ich will mich bemühen so zu leben, dass ich mal "gut" sterben kann.Meine Mama ist darin mein Vorbild, in den letzten Stunden ihres Lebens antwortete sie auf jede Frage von uns,ob sie etwas möchte oder wir etwas tun können nur immer mit den Worten :" Es passt schon, so wie es ist".
Hast du dich auch so verändert? Hast du eigentlich mal daran gedacht,ehrenamtlich bei der Hospizbewegung mit zu arbeiten? Frage nur,weil mir das selber schon länger durch den Kopf geht und mich irgendwie nicht loslässt( Mama war 4 Tage auf der Palliativ- Station,für die liebevolle Behandlung bin ich so dankbar ).Natürlich erst später mal,wenn nicht mehr alles sooo nah ist und weh tut.

So,jetzt hoffe ich ,dass du,Saphir nicht böse bist wegen meiner Abweichung, denn es ist ja dein Thread und ich hoffe sehr,dass es dir und deiner Mama halbwegs gut geht.

Liebe Grüße von Alina
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  #44  
Alt 22.03.2005, 15:41
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Hallo,

ich muß mich entschuldigen, es tut mir wirklich leid, aber mir war gar nicht bewußt, daß ich mit meinen Texten wirklich arg abweiche von Saphirs Thread. Nach Alinas Zeilen ist mir das plötzlich klar geworden.

Liebe Saphir, ich denke oft an Dich und Deine Mama.

Liebe Alina, ich mach einen Thread auf im "Forum für Hinterbliebene" und antworte Dir dort.

Allen alles Liebe
Briele
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  #45  
Alt 22.03.2005, 17:39
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Hallo,

bitte fühlt Euch doch nicht unwohl bei dem, was Ihr hier rein schreibt. Ja, Ihr seid "Hinterbliebene", aber doch auch Angehörige. Und Ihr schreibt hier wirklich hilfreiche Briefe, von denen ich mir das eine oder andere gut rauspicken kann.
Schließlich seid ihr diejenigen, die das, was ich jetzt durchlebe, leider alles schon mitgemacht habt.
Ich bin froh, wenn auch ihr diesem Thread was "Positives" abgewinnen könnt. So soll es ja schließlich sein, dafür ist diese Seite ja auch da.
Bei uns geht es gerade ein wenig heiß her. Wir sind ja momentan auf der Suche nach "letzten" Möglichkeiten, die diesen Krebs noch bekämpfen können, und das raubt mir gerade viel Zeit und Kopf.
Deswegen wollte ich nur kurz schreiben, denn ich gucke trotzdem öfter hier rein. Nur habe ich wirklich eine Denkblockade, die es mir schwer macht, richtige und verständnisvolle Texte zu verfassen. Es prasselt momentan doch viel auf mich ein. Also, fühlt Euch hier nicht mit Euren Briefen unwillkommen, ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen. Alles Liebe für Euch, Saphir
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