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  #16  
Alt 11.10.2005, 21:18
Sandra6 Sandra6 ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Lieber Gaertner,

wenn man jemanden verliert, dann ist das schlimm. Bei einem Kind noch viel schlimmer. Aber das Du so offen darüber schreibst zeigt mir, das man es auch irgendwie verarbeitet. Man vergißt nicht, aber mit der ZEit merkt man das das Leben weiter geht.
BEi mir ist es jetzt noch keine zwei Wochen her und es ist im Moment als wäre er in Urlaub. Ich werde wohl noch Zeit brauchen um es richtig zu verstehen.. das er einfach so weg ist. Und es ist ein großes Loch das da bleibt.

Als ich heute morgen seine Urne in das viereckige Loch herab ließ, habe ich ein Bild von mir dabei getan. BEi dem Bild habe ich geschrieben wie sehr ich ihn lieb hatte, das er auf mich aufpassen soll und das ich ihn wahnsinnig vermisse. Er liegt auf einer schönen Wiese, er liebte die Natur.

Ich denke ich habe mich gut verabschiedet, aber ich selber habe es im Kopf noch nicht begriffen. Ich hoffe ich falle nicht zu tief, aber ich habe hier einen Ort wo ich mich wohl fühle. Denn allen geht es irgendwie so wie mir.

Ich wünsche Dir das Du Deine Familie zusammen hälst, ihr wieder zueinander findet. Und das Du alles irgendwann verarbeitest.

Liebe Grüße Sandra
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  #17  
Alt 12.10.2005, 02:10
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?




lg an dich sandra und danke


gaertner
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  #18  
Alt 12.10.2005, 12:11
Benutzerbild von Kerstin63
Kerstin63 Kerstin63 ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Gaertner,

mein Vater ist letztes Jahr im Juni gestorben. Das war schwer und ist es noch. Ich bin aber ganz sicher dass der Verlust des eigenen Kindes damit überhaupt nicht zu vergleichen ist, weil es ja "natürlich" ist dass die Eltern vor uns gehen, auch wenn man es sich immer später und unter nicht so schrecklichen Umständen gewünscht hätte, auf jeden Fall noch nicht JETZT.... Mein Vater war 68 J.

Ein paar Monate vor meinem Vater hat meine Freundin ihre 11jährige Tochter bei einem Verkehrsunfall verloren. Vieles in der Trauer läuft sicher ähnlich ab, und wir sind uns sicher näher als uns viele andere Menschen sind die nicht trauern. Aber ich weiss dass ich ihren Schmerz nicht nachfühlen kann. Ich gehe emotional mit soweit ich es kann und versuche es mit zu tragen, aber es ist ihr Schicksal, es ist ihr Kind das jetzt fehlt und nicht meines.

Aber durch die Nähe zu ihr habe ich vielleicht eine kleine Ahnung davon wie es bei Dir/Euch aussehen mag, auch wenn ich Eure Geschichte sonst nicht kenne. Wenn ein Kind vor den Eltern geht, ist das unbegreiflich.

Es ist bestimmt ein guter Weg, sich professionelle Hilfe zu suchen. Ich glaube das wichtigste ist (ich war selbst in Therapie) dass Du zu dem/der Thera ein gutes Verhältnis aufbauen kannst, das braucht etwas Zeit, Hauptsache die Chemie stimmt erst mal. Sonst lieber noch mal weiter kucken... Auch nicht alle Psychologen kennen sich mit dem Thema Trauer gleich gut aus oder sind gleich kompetent. Aber wenn Du Dich erstmal so halbwegs gut aufgehoben fühlst, wird es Dir bestimmt weiter helfen.

Kennst Du die Internetseite "Leben ohne Dich" für verwaiste Eltern?

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft.

Kerstin
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  #19  
Alt 12.10.2005, 23:40
Tanne11 Tanne11 ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo !

Eine Woche ist schon vorbei. Meine Mama kommt nicht mehr wieder. Jeden Tag denke ich, gleich klingelt das Telefon und Mama ruft an. Sie kann aber nicht mehr anrufen. Im Moment geschehen komische Dinge. Wir hatten zu entscheiden ob wir nun einen "Nachkaffee" nach der Beisetzung machen oder nicht (sie wollte keinen). Wir entschlossen uns aus vielen Gründen dafür und ich habe ihr dies so "gesagt". Wenn sie einverstanden sei, soll sie mir bitte ein Licht schicken. Das sollte sie noch ein bißchen üben
In der Nacht habe ich mich total verlegen und konnte mich für zwei Tage kaum noch ohne Schmerzen bewegen.
In unser Haus flattert seit dem Tod meiner Mutter in jedes offene Fenster ein kleines Rotschwänzchen und findet auch gleich wieder aus dem Zimmer heraus. Das war noch nie der Fall.
Ich vermisse meine Mama sehr. Ich möchte sie wiederhaben, ich möchte wieder mit ihr reden. Ich brauche sie und weine viel. Manchmal bin ich aber auch wieder so gefaßt, dass ich es selbst nicht verstehe.
Ich verfalle auch in einen Putzwahn. Ich bin erleichtert, dass meine Mama es geschafft hat zu sterben. In diesem Zustand in dem sie sich zuletzt befand, ist das Leben nicht mehr Lebenswert. Ist das wirklich so? Rede ich mir das nur ein um mich froh zu reden?

Dieses Forum hier hilft mir sehr viel weiter. Ich kann einfach lesen oder mir meine Gedanken aus dem Kopf schreiben. Ich bin froh, dass ich euch gefunden habe !

Was bedeutet Trauerarbeit? Ich möchte in kein Loch fallen. Am Freitag ist die Beisetzung. Was passiert dann mit mir? Irgendwie ist alles wie im Film.

Tanja
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  #20  
Alt 14.10.2005, 00:44
Madame Wu Madame Wu ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo Tanja,

nein ich glaube nicht das du dir alles schön redest. Auch bei mir schwirren viele tausend Gedanken durch den Kopf über den Neuaufbruch.

Meine Mama starb Dienstag nacht und wird auch morgen beigesetzt. Ich weiss noch nicht wie ich diese Zeit durchstehen will. Zumal ich immer jemand bin der nie vor anderen heult ausser meinem Freund. Ich kann jemanden in den Arm nehmen und trösten wenn dieser heult aber selbst............

Mama starb an Speiseröhrenkrebs, von der Diagnose bis zum Ende waren es grade mal ca acht Wochen. Sie selbst hat immer sehr viel erzählt und gerdet ohne Punkt und Komma, ich glaube die letze Woche war die Hölle für sie, denn sie konnte auf Grund des Morphiums keinen klaren Satz mehr sprechen. Ich weiss noch nicht wie ich die Trauer verarbeiten werde. Für mich selbst habe ich folgenden gedanken festegelegt:

Die Zeit des Stillsatndes ist nun vorbei, wir werden weitergehen und vorwärts planen aber nie werden wir sie ganz vergessen.

Simone
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  #21  
Alt 15.10.2005, 00:45
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe Tanja,
liebe Simone,

nun habt ihr diesen schrecklichen Tag auch hinter euch gebracht. Ich hoffe sehr, dass er für euch erträglich war und hoffe , dass ihr die Stille, die jetzt eventuell folgen wird mit uns teilen werdet, damit wir euch ein wenig in die Arme schließen können. Nicht viel, ich weiß, aber mehr als mit dem Schmerz alleine zu bleiben.

Ich wünsche euch eine erträgliche Nacht

LG
Andrea
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  #22  
Alt 16.10.2005, 01:57
Sandra6 Sandra6 ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Liebe Tanja, liebe Simone,

Es war mir, als wären es meine Worte gewesen die ich gelesen habe. Man wartet auf einen Anruf, auf ein Wort, eine Umarmung. Irgendwie kann man es nicht war haben, es ist als wäre es ein böser Traum... doch im nächsten Moment merke ich wie sehr er mir fehlt..... und er ist einfach weg.

Ich hoffe ihr habt den Tag der B. gut überstanden und habt Euch etwas erholt.

Gute Nacht..... Sandra
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  #23  
Alt 25.10.2005, 19:51
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo an alle,
ich möchte den thread mal wieder ein bisschen hochbringen.

heute war ich seit ca. 10 tagen das erste mal wieder bei roberts grab.
zwischenzeitlich war meine frau und freunde dort , er war nicht die ganze zeit allein. aber dadurch , dass ich ein paar tage urlaub genommen hatte und robert ja in der stadt auf dem friedhof liegt, wo es ihm im vorfeld , (lange bevor er überhaupt krank wurde) so gut gefallen hat, kam ich einfach nicht vorbei.

ich weiß gar nicht , wie ich es so genau formulieren soll.

Es hat mich heute unheimlich deprimiert. das letzte mal waren die blätter noch an den bäumen , haben einige blumen noch geblüht, insekten gesummt und vögel gezwitschert. heute waren schon viele bäume und sträucher kahl und haben in abendlicher stimmung die nackten zweige und äste in die luft gestreckt. ausser dem wind in den ästen war stille.ich glaube mir ist heute das erstemal richtig bewußt geworden, das es kein schöner park ist , wo robert jetzt liegt , sondern eben ein friedhof.die tatsache , das er nicht mehr da ist , wurde dadurch nochmal richtig hochgespült.
all die sicherheit, die ich die letzten tage mir versucht habe zu erarbeiten, war mit einem schlage weg. fragen kommen wieder hoch, die man schon lange als abgehakt betrachtet hat.
ich hoffe , das sieht morgen alles wieder anders aus. muß man in seiner trauer immer auf solche rückschläge gefasst sein ?

lg gaertner
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  #24  
Alt 25.10.2005, 20:53
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AndreaS AndreaS ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Lieber Gärtner,

ich befürchte fast, dass diese Rückschläge das Schlimmste an der Trauer sind. Diese Augenblicke, in denen wir nicht damit rechnen. Briele hat es einmal wunderbar formuliert: „und plötzlich fällt dich die Trauer von der Seite an wie ein wildes Tier“ und du bist dem Schmerz wieder schutzlos ausgeliefert.
Die Momente, in denen uns wieder klar wird, dass es endgültig ist, die Augenblicke, in denen wir uns nicht selbst betrügen können, in denen wir wieder erbarmungslos spüren, dass unser gemeinsamer Weg zu Ende ist.

Nach der ersten ganz akuten Phase finden wir irgendwie zurück in den Alltag. Wir müssen ja, was wollen wir dagegen tun? Auf der Arbeitsstelle hat man – wenn überhaupt – eine sehr geringe Schonfrist, die Rechnungen bezahlen sich nicht von alleine, der Rest der Familie muss versorgt sein. Notwendigkeiten, die uns davon abhalten, zu trauern, die uns hindern, unseren wirklichen Schmerz zu empfinden, weil er uns ein Funktionieren unmöglich machen würde. Aber er ist in uns dieser Schmerz und irgendwann und irgendwo, egal aus welchem Grund bricht er wieder aus uns raus.

Die kahlen Bäume, die „sterbende Natur“ im Herbst, ein empfindsamer Mensch wird dies immer mit einer gewissen Wehmut beobachten, für uns Trauernde reißt diese Symbolik irgendwie die Wunde noch mal ein Stück mehr auf.

Ich kann überhaupt nicht auf den Friedhof gehen. Ich ertrage es nicht. Ich habe bei uns im Garten zwei Beete angelegt, dort, wo wir immer gesessen haben. Dort ist er präsent, dort rede ich mit ihm.

LG
Andrea
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  #25  
Alt 26.10.2005, 10:07
AndreaM AndreaM ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

4 Wochen und 4 Tage ist es jetzt her. Und seit gestern habe ich das Gefühl, meine Mama ist weiter weg als je zuvor. Ich war auf dem Friedhof und weiss eigentlich nicht, was ich dort erwartet habe. Ich wollte mich erinnern, ich wollte ihr nahe sein. Stattdessen habe ich mich über die angefressenen Sonnenblumen geärgert und fühlte mich blöd. Ich konnte mir ihr Gesicht nicht vergegenwärtigen, ich habe nur ihre traurige, haarlose gestalt gesehen.

Wir haben begonnen, ihre Papiere zu sortieren für den Notar. Und als mein Mann zu einem Ordner sagte "den brauchen wir nicht mehr" bin ich in Tränen ausgebrochen. Wie soll ich es denn schaffen, die restliche Wohnung auszuräumen? Wenn mein Mann nicht wäre, der die Planung für die Renovierung macht, der immer wieder ganz sanft nachfragt, welche Farbe ich mir wohin vorstellen könnte - ich würde wahrscheinlich einfach in diese Wohnung ziehen und trübsinning mit meinen Umzugskisten dort sitzen.

Was mir hilft ist, dass mich niemand wirklich drängt. Wir fahren in die Wohnung, und wenn ich nach einer Stunde nicht mehr kann, dann gehen wir eben wieder. Mein Mann hat mir versprochen, wir machen eine Kiste in die alles hineinkommt, wovon ich mich im Moment nicht trennen kann. Wenn das allerdings so weitergeht, wird das eine sehr große Kiste.

Manchmal denke ich auch, ich sollte mich vielleicht doch zusammenreissen. Ich bin 35, ich stehe mit beiden Beinen im Leben. Eltern sterben irgendwann, das ist der Lauf der Dinge. Wenn ich hier von Schicksalen lese, von Frauen die Ihre Männer verloren haben und umgekehrt, die alle Pläne und Träume für ihr Leben aufgeben müssen, wenn ich lese, dass Eltern um ihre Kinder trauern müssen, dann denke ich, ich sollte es doch schaffen können, mein Schicksal zu akzeptieren.

Es ist schön, dass es einen Ort wie dieses Forum gibt, an dem einfach für alle ein Platz ist. An dem man Trost bekommen und diesen Trost dann weitergeben kann.

Ich glaube ich rede wirr - das passiert mir oft in letzter Zeit, dass die Gedanken schneller sind, als ich sie fassen kann.

Ich wünsch Euch allen einen guten Tag.
Andrea
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  #26  
Alt 26.10.2005, 16:24
Drops Drops ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo,

bei mir sind es jetzt genau 21 Tage her, seit mein Pap´s die Augen für immer geschlossen hat.
Gestern war nun die Beerdingung. Das ist nun auch überstanden.

Mein Mann hat gestern die Collage und ein Bild von meinem Vati an die Wand gehängt. Nun schaue ich es mir öfters an und immer wieder kullern die Tränen.

Im Moment scanne ich die Gedichte von Pap´s ein und stelle sie auf meiner Hompage aus. Da sind so einige Gedanken von ihm dabei, aber auch humorvolles wer mag kann ja mal schauen.Gedichte

Aber fertig bin ich damit nochlange nicht. Er hat sich über vieles Gedanken gemacht und darüber Gedichte geschrieben.

Liebe Grüße Simone
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  #27  
Alt 01.11.2005, 06:52
Sandra6 Sandra6 ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Lieber Gaertner,

es wird immer so sein wenn Du auf den Friedhof gehst. Wenn ich zu meiner Mutter gehe, sie starb vor 10 Jahren, tut es mir heute noch weh. Wir haben versucht das Grab wie einen Garten aussehen zu lassen. Keine typischen Blumen, eine Sonne aus Ton und eine kleine weiße Taube. So fällt es ein bischen leichter. Und jetzt, im Herbst, wenn alles Trostlost und Fad wird, dann stehe ich da .... doch manchmal denke ich, es ist gar nicht so Trostlost, es ist nur friedlich und still..... Im Sommer hörst Du viele Vögel, Insekten, hast schöne Blumen. Im Herbst sieht der Strauß so fehl am Platz aus und die Vögel sind weg. Und es ist still...

Es sind jetzt vier Wochen seid mein Dad fort ist, bisher bin ich noch nicht bei ihm gewesen. Er liegt in einem anderen Ort, da er nicht zu meiner Mutter ins Grab wollte. Ich habe ein wenig Angst davor zu ihm zu gehen, denn bei ihm ist nur eine Wiese. Kein Stein, keine Blumen, kein Grab nebenan... nur Wiese mitten auf dem Friedhof. Es wird immer schwer sein, doch es geht weiter.

Sorry, ich muß aufhören. Es fällt mir schwer es zu begreifen.... es wird wohl noch eine Weile dauern bei mir bis ich so offen über seinen Tod schreiben kann.........................................
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  #28  
Alt 03.11.2005, 16:35
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Sandra! Sandra! ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo!

Mein Vater ist leider am 06.10.2005 nach einem kurzen aber heftigen Leidensweg von uns gegangen. Irgendwie kommt mir alles immer noch so unwirklich vor. Im Juni 2005 wurde bei ihm Magenkrebs festgestellt. Es erfolgte sofort die "rettende" OP, aber leider konnte diese nichts mehr retten. Plötzlich waren Metastasen da und plötzlich tauchten sämtliche Komplikationen auf, die sonst so selten sind!? Eins kam zum anderen und es wurde immer schlimmer. Obwohl er nach der OP nie wieder richtig auf die Beine kam, hat er sich bis zum Schluss nicht entmutigen lassen und hat immer tapfer weitergekämpft. Leider war der Krebs zu stark und mein Vater letztendlich zu schwach.
Einerseits bin ich froh, dass sein Leidensweg "nur" 4 Monate gedauert hat und er friedlich und ohne Schmerzen eingeschlafen ist; aber andererseits bin ich so wütend darüber, dass er so früh von uns gehen musste und keine Chance gegen den Krebs hatte. Er wurde nur 63 Jahre alt. Er war doch erst seit Februar 2005 im wohlverdienten Ruhestand. Wir hatten noch so viel Pläne und Wünsche, die wir nun nicht mehr realisieren können. Er war immer so unternehmungslustig, voller Leben und Energie. Und nun ist er einfach weg und kommt nie mehr wieder. Der Verlust tut so unendlich weh. Viele sagen, dass die Zeit die Wunden heilt, aber daran kann ich zurzeit nicht wirklich glauben. Allein die Erinnerungen an vergangene schöne Erlebnisse stimmen mich so unendlich traurig, da ich weiß, dass es solche zukünftig nie wieder geben wird. Schon der Gedanke daran, wie er mich immer herzlich in die Arme genommen und mich immer liebevoll 'sein Engelchen' genannt hat, breche ich in Tränen aus.
Ich vermisse ihn so sehr. Irgendwie ging alles nun viel zu schnell. Wenn es ein "Heilmittel" gegen die Trauer und den Schmerz gibt, dann hätte ich es gerne.

Liebe Grüße Sandra!
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  #29  
Alt 04.11.2005, 00:39
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

Hallo ,

es tut immer gut zu lesen, das andere die selben erfahrungen, sorgen und nöte haben. in manchen momenten denke ich , mein allernächstes"umfeld" hat schon recht, es wird zeit , den platz im leben , den man vorher hatte , wieder voll einzunehmen , sich zu 100 % wieder in die arbeit zu stürzen und einfach wieder normal zu funktionieren.
Danke , das ich dann hier lesen kann, es ist nicht verkehrt und völlig abgedreht, dass einen diese trauer doch länger nicht zur ruhe kommen läßt.
das stärkt mich , gegenüber "diesem Umfeld" meine trauer ohne schlechtes gewissen haben zu dürfen. denn dieses gefühl beschleicht mich manchmal, mich schämen zu müssen , dafür, das mich diese sogenannten "flashbacks" immer noch überraschend treffen. zugegebenermaßen aber auch nicht mehr so oft und nicht mehr so heftig .
trotzdem vermisse ich jemand, mit dem ich immer mal wieder über meine gefühle, meine trauer , den tod von robert und über robert selber reden kann.
denn dieses austauschen hilft, reden hilft. solange dies nicht in der form , wie ich das gerne möchte, machen kann, werde ich halt immer mal wieder ein paar zeilen schreiben.

an sandra6
wir haben für robert alle zusammen einen wunderschönen platz ausgesucht. er liegt im sogenannten "alten teil" vom friedhof, wo es wirklich wie in einem park ist. sträucher, wiese und auch hohe bäume. gleich in der nähe eine bank zum verweilen. und nicht in einer reihe, sondern mitten in einer wiese an einer wegkreuzung. er war immer was besonderes , er passte in keine reihe.
öfters huschen eichhörnchen bei ihm vorbei, so wie die letzten wochen in der klinik vor seinem fenster.hinter seinem grab stehen am wegrand mirabellen, an dem tag , wo wir den platz ausgesucht haben , sind sie uns garnicht aufgefallen, da sie da noch nicht geblüht hatten.
die paar tage später , zu seiner beerdigung, hat sich mutter natur alle mühe gegeben , warmer sonnenschein und die mirabellen standen in schneeweiser blüte. trotz des so unfassbar traurigen anlasses , weswegen wir dort alle anwesend waren, war es ein tag , der schöner nicht sein konnte. diese äußerliche stimmung hat am ende dazu beigetragen, die schwere des augenblicks abzumildern und auch froh zu sein, das robert es dort so schön hat.
an so einem tag hatten wir vor jahren mal meine mutter dort besucht , die ca. 20 m weiter leider auch schon dort ihre ruhestätte gefunden hat.
da waren meine jungs noch in der grundschule und haben so dahin gesagt, hier ist es aber schön , wenn wir mal sterben , wollen wir auch hier liegen.(bei mir laufen die tränen ).
ich hoffe , er nutzt diese schlechten , nassen , depressiven herbststunden, um wie in der klinik einfach zu schlafen, wenn es ihm nicht so gut ging , und freut sich und räkelt sich , wenn das wetter angenehmer ist.
zu dem grab meiner mutter habe ich keine enge bindung, meinetwegen hätte es auch die "grüne wiese" sein können. liegt allerdings auch an unserem damaligen verhältnis.
das robert ein so schönes und besonderes plätzchen bekommt , war in erster linie deshalb, weil wir davon ausgehen, das dies sein wunsch ist. die zeit zwischen dem wissen, das er stirbt und seinem tatsächlichen tod hat nicht ausgereicht , diese dinge endgültig zu besprechen. da stand noch eine abschiedsparty zu hause im vordergrund, die dann leider ob der schnelligkeit , mit der der krebs uns robert entrissen hat , auch nicht stattfinden konnte.
so, jetzt hab ich mich wieder beruhigt.

an sandra!
das mittel heißt reden und zuhören (oder schreiben und mitlesen) ,geteiltes glück ist doppeltes glück , geteilter schmerz ist halber schmerz.
manchmal hasse ich auch die alten sprüche , doch warum das rad neu erfinden ?


lg gaertner
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Geändert von gaertner (04.11.2005 um 00:44 Uhr)
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  #30  
Alt 07.11.2005, 20:57
gaertner gaertner ist offline
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Standard AW: Wie verarbeitet Ihr die Trauer, den Schmerz?

hallo an alle mitleser

im wesentlichen soll es ja hier um einen austausch gehen , wie jeder einzelne von uns ,mit der situation in der er sich befindet ,umgeht.
dabei geht es dem einen schlechter und dem anderen besser , die meisten postings handeln natürlich von den schlechteren tagen , da man sich seine trauer , seine wut , seinen frust von der seele schreiben möchte.
ich möchte heute mal das gegenteil machen , und euch schreiben , das es mir im moment recht gut geht und euch auch mal schreiben , warum das so ist.


am freitag letzte woche hatte ich ein gespräch mit einer bekannten, die selber ärztin ist , leiterin einer suchtklinik. sie hat vor ca. drei jahren einen großen persönlichen verlust hinnehmen müssen und versteht dadurch die situation bei anderen natürlich noch viel besser, als sie es berufsbedingt vorher natürlich auch schon konnte.im laufe des gespräches kamen wir auf meine schlafstörungen zu sprechen . da erzählte sie mir , das sie mittlerweile schon drei jahre dieses problem hat , das sie morgens echt sche... drauf ist , weil sie jede nacht so schlecht schlafen kann. aber das ist halt einer von vielen prozessen, der in der trauer aufbrechen können, manche werden depressiv, manche bekommen richtig massive gesundheitliche probleme (kreislauf) oder nicht aufhörenwollende panikattacken. die auswirkungen können vielfältig sein. plötzlich hielt sie inne und sagte , oh , jetzt hab ich ihnen aber angst gemacht, sie hoffen auf besserung und ich erzähle ihnen , das das bei mir schon drei jahre dauert. da konnte ich wirklich lächend sagen, nee , ich finde es beruhigend, das ich nicht alleine diese störung habe , und ich muß mich nicht sorgen, das es nur bei mir länger dauert , das nur ich dieses problem habe . es ist für mich einfach kleiner und unwichtiger geworden. und ich werde lernen , mich immer besser damit zu arrangieren.


was mir an diesem wochenende auch sehr geholfen hat, war der besuch bei werners familie in köln. auf der fahrt dorthin hatte ich auch mal den gedanken, ob ich mir damit nicht zuviel zumute, wieder ein kind zu sehen, das im bett liegt und an dem elenden chemotropf hängt und zu wissen, dieses kind ist definitiv dem tod geweiht. ( für die , die ihn nicht kennen http://www.krebs-kompass.org/Forum/s...d.html?t=11533)
doch die gespräche , die ich vor allem natürlich mit werner dort hatte , das leuchten in den augen von jan, als ich die mitbringsel und die vielen grüße ausgerichtet habe , das hat mir bei weitem mehr gebracht, als ich eigentlich erwarten konnte.ich bin froh , das ich mir die zeit genommen habe , diese reise zu machen.

lg gaertner
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