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  #1  
Alt 26.04.2018, 01:16
Eiswolf Eiswolf ist offline
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Standard Krebs überlebt, beruflich Tod - Ich brauche Rat

Der Krebs hat mich beruflich und finanziell ruiniert.

Ich brauche Rat, liebe Community.

Kurze Rahmengeschichte:
Mein Studium musste ich wegen einer weit fortgeschrittenen Krebserkrankung abbrechen, bin quasi seit 7 Jahren in Behandlung gewesen. Arbeit in dieser Zeit war ausgeschlossen.

Ich bin nun 35 Jahre alt und kann anpacken. Das ganz große Problem ist nur, ich habe keine abgeschlossene Erstausbildung.

Die Rentenkasse finanziert mir keine Umschulung, das Jobcenter hat mich aussortiert und die Arbeitgeber wollen nicht (nur Absagen).

Gibt es Möglichkeiten, die noch nicht in Betracht gezogen habe, um eine Lehrstelle zu bekommen? Hat jemand ähnliche Erfahrung gemacht?

Gruß
Eiswolf
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  #2  
Alt 26.04.2018, 09:01
Die_Kämpferin Die_Kämpferin ist offline
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Standard AW: Krebs überlebt, beruflich Tod - Ich brauche Rat

Hallo Eiswolf,

das ist eine traurige und schwierige Situation, und ich kann verstehen, dass dich das fertig macht. Niemand sollte derart aussortiert werden, erst recht nicht, wenn er arbeiten will. Bei mir war es umgedreht - super Start, aber mit Mitte Vierzig war bei mir Schluss (wegen einer anderen Erkrankung). Das tut weh, vor allem, wenn man weiß, dass man doch noch etwas zu geben hätte. Ganz abgesehen vom finanziellen Aspekt.

Bist du denn soweit wieder erwerbsfähig, oder bestehen Einschränkungen?
Was hat das Jobcenter denn konkret geschrieben, und mit welcher Begründung lehnt die Rentenkasse eine Umschulung ab?
Hast du überlegt, dagegen in Widerspruch zu gehen?
Es gibt einige Stellen, die zu solchen Themen beraten, hier findest du Anlaufstellen:
[http://https://www.krebsgesellschaft...rmationen.html

Ich hoffe, ich hab das jetzt richtig gemacht mit dem Link...

Ich würde jedenfalls nicht aufgeben. Jeder hat das Recht auf eine Berufsausbildung. Zumal du es ja auch wirklich willst.
In den Kommunen gibt es Schwerbehinderten-Beratungsstellen, die sollten auch weiterhelfen können.

Ich wünsche dir sehr, dass du doch noch zu einem guten Beruf kommst!

Hallo Eiswolf,

habe mal ein bisschen "gegockelt" und denke, das Integrationsamt http://https://www.integrationsaemte...c58/index.html
ist für dein Problem der ideale Ansprechpartner.
Das gilt auch für den Fall, dass du (noch) keine Schwerbehinderung hast.
Die gesetzlichen Grundlagen dazu sind im SGB 9 festgeschrieben.
Ich hoffe, das bringt dich etwas weiter.

Good luck!

Geändert von gitti2002 (27.04.2018 um 21:22 Uhr)
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  #3  
Alt 27.04.2018, 03:49
Eiswolf Eiswolf ist offline
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Standard AW: Krebs überlebt, beruflich Tod - Ich brauche Rat

Hallo Die_Kämpferin,

danke für die Antwort.

Das Jobcenter war schon ein Brüller. Die werben auch mit Erstausbildung ab 35 usw. Ich bin halt zur beruflichen Reha dort hin und hab um "Umschulung" (so nennen die das dort) gebeten. Dann musste sich so ein (psychologischen) Eignungstest ablegen. Ergebnisse waren top, leicht überdurchschnittlich. Aber ich habe die Rechnung ohne den "Medizinischen Dienst" der Bundesagentur für Arbeit gemacht. Die haben nach "Aktenlage" sich irgendetwas zusammengespinnert und mich, kein Scherz, unter 3 Stunden täglich arbeitsfähig eingestuft.
Das ist dumm und einfach nur falsch. D.h. jegliche Förderung ist nun vom Jobcenter ausgeschlossen.

Ich hab zwar mündlich, schriftlich und per Anwalt mitgeteilt, das die Bewertung des "medizinischen Dienstes" nicht der Realität entspricht, interessiert den Verein aber nicht.

Ganz frech wurde mir dann mitgeteilt, dass eine Umschulung eine "Kann Option" ist und daher der Willkür der Sachbearbeiter des Jobcenters unterliegt. Es gibt angeblich keinen Rechtsanspruch.

Ich versuche zwar an den Verstand dieser Leute zu appellieren, aber irgendwie prallt bei den jegliche Klopfzeichen aus der Wirklichkeit ab. Komplett beratungsresistent.

Von den Jobcenter werde ich keine Hilfe bekommen.
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  #4  
Alt 27.04.2018, 05:39
Die_Kämpferin Die_Kämpferin ist offline
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Standard AW: Krebs überlebt, beruflich Tod - Ich brauche Rat

Hallo Eiswolf,
demnach haben sie dich als erwerbsunfähig eingestuft. Dass das Jobcenter dafür zuständig ist, war mir neu - bisher dachte ich, das sei Sache der Rentenversicherung. Ich kann die medizinische Situation nicht einschätzen, aber dich einfach so vom Arbeitsmarkt zu schubsen, obwohl du arbeiten willst, ist schon ein Ding. Meist läuft es anders herum. Du hättest ja keine EU-Rente, von der du Leben könntest, sondern müsstest ein Leben lang von Leistungen des Sozialamtes leben.
Tatsächlich ist das Recht auf Berufsausbildung bei uns nicht im Grundgesetz verankert; wohl aber im EU-Recht.
Noch mal die Frage: Hast du eine Schwerbehinderung? Dann nämlich kämst du in Frage für Unterstützung durch das Integratonsamt. Bei Behinderten fördern sie die Berufsausbildung. Im Grunde ist das ein trauriges Beispiel, wie schlecht die Umsetzung der ach so hoch gepriesenen Integration oder sogar Inklusion in der Praxis klappt.
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  #5  
Alt 27.04.2018, 14:47
Eiswolf Eiswolf ist offline
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Standard AW: Krebs überlebt, beruflich Tod - Ich brauche Rat

"Meist läuft es anders herum."
Das haben mir auch einige erzählt und ich hab auch paar Betroffene kennengelernt, denen es wirklich nicht gut ging und trotzdem keine Ewerbsminderungsrente bekamen.
(Ich nehme derzeit keine Sozialleistungen in Anspruch.)

"Hast du eine Schwerbehinderung"
Unbefristet, bei 100 GdB.

Behindert mich aber im Leben nur minimal. Der Ausweis wurde bei mir beantragt als es mir richtig schlecht ging und die Prognose Schlecht war.

Nur erwähne ich den GdB nur bei den potentiellen Arbeitgebern, die auch wirklich in den Stellenausschreibungen das explizit erwünschen. Ich denke bei allen anderen, wäre das ein Hinderungsgrund.
Eigentlich ist das voll die Chance für die Arbeitgeber, die derzeit eine Quote erfüllen müssen und mit mir auch noch eine vollwertige Arbeitskraft erhalten. Ist eine Win-Win-Situation, aber die sind so auf das Papier fixiert, dass denen irgendwie der Horizont fehlt.

Das Jobcenter finde ich sowieso ein Oberbrüllerverein: Menschen nach Aktenlage, die offensichtlich überholt sind, zu bewerten ist nicht professionell. Nachdem nun Widerspruch eingelegt wurde, wäre es doch ein Mindestmaß an Professionalität die betroffene Person einzuladen und selbst zu sehen. Ich denke, dass hinter diese Bewertung des "medizinischen Dienstes" Vorsatz steht.

Geändert von Eiswolf (27.04.2018 um 14:57 Uhr)
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  #6  
Alt 12.05.2018, 00:27
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Krebs überlebt, beruflich Tod - Ich brauche Rat

Hallo Eiswolf,

hört sich alles bedrückend und recht merkwürdig an.

Wenn Du an der Situation etwas verändern willst, mußt Du das wohl eher selbst in die Hand nehmen.

Was hast Du studiert und wie weit kamst Du damit?
Vorexamen oder Testate usw. vorhanden?
Welcher Abschluß vor Beginn des Studiums?
Das alles "verfällt" ja nicht und ist eine Basis, auf der Du möglicherweise wieder "aufbauen" kannst.

Kommt es für Dich in Frage, das Studium wieder aufnehmen zu können und "mit Schein und Stempel" zu beenden?
Würdest Du das körperlich und finanziell "durchstehen" können?

Aus meiner Sicht wäre das die beste Wahlmöglichkeit, weil Dich daran weder irgendjemand hindern kann, noch irgendein "Zeitdruck" besteht.

Zitat:
Gibt es Möglichkeiten, die noch nicht in Betracht gezogen habe, um eine Lehrstelle zu bekommen?
Sicher gibt es immer Möglichkeiten.
Wenn Studium nicht mehr in Frage kommt, überleg Dir bitte, was Du am
liebsten tun würdest und was Dir auch von Deinen Fähigkeiten her "liegt".
Eher handwerkliche oder geistige oder kaufmännische Arbeit?

Welche Fähigkeiten hast Du denn eigentlich?

Wenn Du Dir darüber insgesamt Klarheit verschafft hast, kannst Du ohne weiteres Kontakt zu Innungen, Handwerkskammern, IHK usw. oder auch Einzelunternehmen aufnehmen.
Einfach hingehen und mit den Leuten in Unternehmen reden.

Es gibt gerade bei kleineren und mittelgroßen Unternehmen genug, die gar keine "Personalabteilung" haben, aber "händeringend" Leute suchen und keine bekommen.
Weil alles an Bewerbern, die per Jobcenter usw. zu ihnen geschickt wird, überwiegend "unbrauchbar" ist und meistens gar nicht arbeiten will.

Hier liegt durchaus eine Chance, die Du wahrnehmen kannst, wenn Du selbst initiativ bist bzw. wirst.

In welcher Region lebst Du denn und suchst dort Arbeit?
Es gibt nämlich auch noch einen ganz anderen Weg, mit potentiellen Arbeitgebern in's Geschäft kommen zu können.

Nämlich den, über Leute, die in div. Unternehmen "ein- und ausgehen" und ganz genau wissen, welche Betriebe Leute suchen.


Liebe Grüße und "Kopf hoch" - es wird sich schon etwas finden lassen.
lotol
__________________
Krieger haben Narben.
---
1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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