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  #1  
Alt 11.09.2012, 15:15
gabinchen gabinchen ist offline
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Standard Nicht der Krebs, sondern die Therapie ...

...macht meinen Vater Stück für Stück kaputt.

Habe bisher im Hautkrebsforum bei "Neulinge" geschrieben, dort bekomme ich aber nicht die Hilfe, die ich jetzt bräuchte / mir erhoffe.

Mein Vater (76) gesundheitlich seit Jahren angeschlagen (Herz) hat Hautkrebs am Hintern (Pobacken innen direkt neben After) Nach einer Op bekommt er nun 1. Woche: Chemo plus Bestrahlung, dann nur BEstarhlung und dann die letzte Woche wieder Plus Chemo. Insgesamt 28 Bestrahlungen, wovon er nun 17 hinter sich hat.

Die Nebenwirkungen sind aber seit gut einer Woche so heftig: Schüttelfrost und Fieber (nachKKH-aufenthalt zum Glück wieder weg), Leukos bei 1000, sehr häufiger flüssiger Stuhlgang...immer mit Schmerzen verbunden ( bekommt aber mittlerweile eine Salbe, die den Schmerz etwas mildert), dauernder Blasendrang (alle 15 Minuten, Tag und Nacht!)....und er wird kraftloser und entmutigter von Tag zu Tag, Stunde zu Stunde.

Ich habe ehrlich gesagt mehr und mehr Angst, dass er das nicht durchsteht, obwohl ich lesen konnte, dass genau dieses Behandlungspaket von jüngeren Betroffenen (die im Alter meines Vaters sind leider seltener im Forum vertreten) recht gut "weggesteckt" wurden. Das Traurigste an der Sache ist, dass er ja nach der BEhandlung höchstwahrscheinlich den Krebs los hätte....und die Nachwirkungen "nur noch" ein paar Wochen durchstehen müsste...es wäre so toll!

Kennst das jemand mit dem Blasendrang? gibt es Medis dagegen?...Mein Vater kommt seit Tagen gar nicht mehr zum Schlafen...!

Ich wünschte, jemand könnte mir sagen: "das schafft er schon, auch wenn es qualvoll ist."

Bin unheimlich traurig,- mache meinen Vater jeden Tag Mut und lobe ihn für jeden Tag, den er so tapfer geschafft hat...aber diese riesen Sorge bleibt...

Danke fürs Zuhören...und evtl. Tips gegen die sch... Nebenwirkungen

Gabinchen
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  #2  
Alt 11.09.2012, 23:24
Benutzerbild von eos
eos eos ist offline
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Standard AW: Nicht der Krebs, sondern die Therapie ...

Hallo gabinchen,

Schade, dass sich noch niemand mit diesbezüglichen Erfahrungen gemeldet hat. Zwar kann ich nicht hautkrebsbezogen helfen, da ich aus einer anderen Krebs-Ecke komme. Aber ich gebe ein paar Denkanstöße, die Deinem Vater vielleicht helfen könnten, zumal ich mit ähnlichen Symptomen auch zu kämpfen hatte:

Schüttelfrost und Fieber sind ernstzunehmende Symptome, die darauf hinweisen, dass der Organismus mächtig darniederliegt und deshalb diese beiden Reaktionen als Abwehr-/Wiederherstellungsmechanismen mobilisiert. Auch die Leukos mit 1000 sind für den Organismus als eine gerade noch verkraftbare 'Schallgrenze' zu betrachten. Deshalb wäre zu überdenken, ob möglicherweise eine Pause/Aussetzung der Chemo bzw. Bestrahlung nicht vielleicht das kleinere Übel sein könnte. Oder zumindest eine Verminderung der Dosis bzw. Verlängerung der Behandlungsabstände ratsamer sein könnte.

Bedenkt bitte auch, dass ein Mensch mit 76 Jahren und zusätzlichen Herzproblemen eine derartige Behandlung sicherlich nicht so leicht wegsteckt, wie ein noch relativ junger Mensch. Zu bedenken ist ebenfalls, dass sich die Körperzellen (also auch die Krebszellen) eines alten Menschen wesentlich langsamer teilen, als die eines jungen. D. h. das Voranschreiten des Krebsgeschehens ist bei einem älteren Menschen i. d. R. vergleichsweise wesentlich langsamer. Auch ist es so, dass eine Chemo bzw. Chemo/Bestrahlung für den Organismus nicht nur während der akuten Behandlungsphase sehr belastend sein kann, sondern durchaus auch noch für einen längeren Zeitraum danach mehr oder minder schwere Nachwirkungen bleiben. Je nach Chemovariante bleiben auch schon mal diverse Schädigungen, die komplett irreversibel sind.

Der flüssige Stuhlgang könnte mit Flohsamen (Reformhaus) bekämpft werden. Einen gehäuften Teel. Flohsamen - ggf. mehrmals täglich - in einem Glas Wasser anrühren (Samen aber NICHT quellen lassen) und in einem Zug austrinken. Für die Schmerzen vom Arzt geeignete Medikamente verordnen lassen (div. Schmerzmittel haben auch den Nebeneffekt, dass sie auf den Stuhlgang stopfend wirken). Zum häufigen Harndrang kann ich nur eine Vermutung äußern, und zwar dahingehend, dass die Bestrahlung vllt. die Blase bzw. den Harntrakt geschädigt hat und die Symptome nun einer starken Blasenentzündung ähnlich sind (Falls dies der Fall sein sollte, könnten ggf. Mittel helfen, die auch bei einer Blasenentzündung hilfreich sind. Hierzu Arzt fragen.) Auch wegen der Bestrahlung deshalb Überlegungen anstellen, ob sie so weitergeführt werden sollte.

Ich selbst stelle bei meinen eigenen Entscheidungen immer die Lebensqualität in den Vordergrund. Frage Deinen Vater doch, welche Einstellung ER diesbezüglich hat und helfe ihm dabei, SEINEN persönlichen Weg zu gehen, egal wie er sich auch entscheidet.

Ich hoffe, etwas von dem, was ich schrieb hilft Euch weiter und wünsche Deinem Vater möglichst wenig Qualen,
eos
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  #3  
Alt 13.09.2012, 14:19
gabinchen gabinchen ist offline
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Standard AW: Nicht der Krebs, sondern die Therapie ...

Danke Eos,

danke für deine Antwort!
Vieles klingt sehr plausibel,was du schreibst. Ich denke auch, dass die Lebensqualität im Vordergrund steht,- gerade bei einem älteren Menschen.
Der Arzt meinte vorgestern, er würde die zweite (anstehende Chemo) weniger stark machen,- er könnte sie auch nach statt mit der Bestrahlung machen.

Flohsamen nimmt mein Vater bereits. Gegen den ständigen Harndrang konnte ich ihm unerwarteterweise auch etwas helfen mit einem homöopathischen Mittel: Cantharis D4 (er nimmt aber eine andere Dosierung), was ich selbst mal eingenommen habe und bei mir hat es gewirkt (was mich bereits positiv überraschte).
Kaum zu glauben, dass dies meinem Vater nach zwei Tagen auch etwas geholfen hat,- er mus zwar trotzdem noch häufig auf Toilette, aber nicht mehr alle 15 Minuten.

Die Leukos sind nun auf über 3000 Dank Vitamin B und Antibiotikum... ...
Die Bestrahlung wurde aber tatsächlich 2 Tage ausgesetzt.

Er ist auch wieder zu Hause. Da meine Mutter aber 2 mal die Woche arbeitet und auch ehrenamtlich tätig ist,- ist mein Vater manchmal studenlang alleine,- ich wohne 200km entfernt. Meine Schwester vorort sieht die Sache etwas lockerer und kümmert sich um ihn als hätte er ne starke Erkältung....das macht mir etwas Sorgen, aber die letzten Bestrahlungstage muss er dann wieder ins KKH. Er ist natürlich lieber in gewohnter Umgebung Zu doof, dass ich soweit weg wohne und meine beiden Kinder auch noch so klein sind...die sind für meinen Papa mehr Belastung als Freude oder Ablenkung.

Der Hausarzt meines Vaters sagte zu Beginn der Behandlung:" Herr xxx , nach der Therapie fühlen sie sich wie ein neugeborener Mensch."
Damals habe ich das falsch verstanden, meine Eltern sicher auch. Wenn er das übersteht wird er so froh sein, dass es vorbei ist, und er es überlebt hat und in diesem Sinne "neu lebt",- seine körperliche Verfassung wird aber sicherlich weit von dem entfernt sein, was man unter einer Neugeburt vorstellt.

Danke nochmals und liebe Grüße, Gabinchen
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  #4  
Alt 18.09.2012, 11:12
gabinchen gabinchen ist offline
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Standard AW: Nicht der Krebs, sondern die Therapie ...

Hallo nochmal,

auch wenn niemand einen Kommentar dazu abgibt (kein Vorwurf) muss ich mir meine Gedanken von der Seele schreiben.

Mein Vater hat nun "nur noch" 7 Bestrahlungen und 5 Tage Chemo (ab morgen) vor sich,- sein Zustand ist sehr wechselhaft, Appetit hat er kaum noch, berichtete aber gestern stolz, dass er zwei Brote gegessen hat...Schmerzen, Schlaflosigkeit trotz Müdigkeit und dauernder Harndrang machen ihn fertig.

Es ist einfach unglaublich in welch kurzer Zeit ein Mensch sich in allen Bereichen so abbauen kann,- das Leben wird regelrecht aus ihm herausgesaugt und wir schauen zu... . Ich möchte nicht tatenlos zuschauen, bin eigentlich ein Mensch der einiges bewegen kann und ausgerechnet jetzt fällt mir nichts mehr ein.

Ich telefoniere jeden Tag mit ihm oder meiner Mutter und das tut ihm gut, sagt er. Aber ist das alles? Kann ich nicht mehr machen? Ich würde am Liebsten meine Kinder (5 und 3) einpacken und einfach hinfahren. Aber es ist sicher vernünftiger dies zu lassen, da die Kleinen sehr wild sind und somit auch ein Stressfaktor mehr sind.

Mein Vater ist ein sehr gläubiger Mensch. In der Erziehung seiner Kindern ist das nicht spurlos vorübergegangen, aber als gläubig würde ich mich nicht bezeichnen, deshalb fällt es mir schwer zu beten, auch wenn mein Vater mich darum bittet. Ich mache es trotzdem. Wie erwähnt bin ich eher ein Mensch der Taten als des Gebetes....deshalb werde ich ihm morgen mit einer Freundin zusammen eine "echte" kleine Ikone malen. Mein Vater liebt und sammelt Ikonen. Meine Freundin hat es gelernt Ikonen zu malen...ich hoffe er freut sich und es bringt ihm etwas... ...muss noch herausfinden, wer der Patron der Kranken und Schwachen ist... der wird dann abgebildet.

Ich hoffe so sehr, dass er die Therapie, die siaufs "dicke" Ende zugeht, übersteht...er hängt an dem berüchtigten seidenen Faden... aber hat doch eigentlich noch eine reele Chance seinen Lebensabend,... die Wärme und das Licht der untergehende Sonne zu genießen.

Wie lange dauern denn die akuten Nebenwirkungen der Chemo an? Ich kann mich erinnern, dass er 2-3 Wochen nach der ersten Chemo seinen Tiefpunkt hatte.

Danke fürs Lesen und evtl. einen Kommentar

Gabinchen
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  #5  
Alt 18.09.2012, 12:12
Wangi Wangi ist offline
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Standard AW: Nicht der Krebs, sondern die Therapie ...

Hallo Gabinchen,

ich kann zu dem Krebs leider nichts sagen, ich habe/hatte Kehlkopfkrebs. ich bin nicht so alt wie dein Vater, bin jetzt 55 und meine Bestrahlung/Chemo war vor 3 Jahren.
Ich kann dir nur sagen meine Nebenwirkungen waren auch sehr heftig, ich konnte zu Schluß überhaupt nichts mehr essen oder trinken, ging alles nur über eine Magensonde.
Aber es wird wieder besser! Ich habe zwar heute noch Einschränkungen, aber mit denen läßt sich auch das Leben wieder geniessen.
Das alles durchzustehen war sehr schwer und ich war am Ende meiner Kräfte, aber ich hatte das Ziel gesund zu werden und meine Kinder wieder zu sehen und das habe ich erreicht.
So wie du und die Familie sich um euren Vater kümmert ist das okay, und du hast Recht, quirlige Kinder sind im Moment nicht so gut für deinen Vater, er braucht seine ganze Kraft für sich.
Ich habe mich zwar über Besuch immer sehr gefreut, aber am Besten war wenn es höchstens 2 Personen auf einmal waren.
Wenn die Behandlung vorbei ist geht es erst mal schnell wieder ein bisschen bergauf, es kann dann aber auch mal ein Stillstand kommen, also nicht verzweifeln. Und sucht euch und eurem Vater Hilfe. Bei mir war es ein Logopäde der mir sehr geholfen hat. Gibt es bei euch vielleicht so etwas wie einen Krebsverein oder so? Bei uns hiess das Krebsnachsorge-Verein, der hat mir da Adressen besorgt.
Ich wünsche euch alles Gute zum Überstehen der Erkrankung!

Lieben Gruß
Wangi
__________________
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  #6  
Alt 19.09.2012, 22:31
gabinchen gabinchen ist offline
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Beiträge: 22
Standard AW: Nicht der Krebs, sondern die Therapie ...

Danke Wangi,

heute habe ich wieder mehr Hoffnung, da mein Vater heute am Telefon (gerade zurück von der Bestrahlung) recht gut klang.

Es ist auch gut zu wissen, dass man im Falle der kompletten "Nahrungsverweigerung" wg. Apetittlosigkeit eine Zeit lang künstlich ernähren kann. Bei dir lag es sicher auch daran, dass das zu bestrahlende Organ ungünstig lag was die Nahrungsaufnahme betrifft. Bei meinem Vater ist das andere Ende betroffen...nicht minder schmerzhaft, schätze ich.

Dir weiterhin alles Gute für dich. Ist es richtig dass du Kehlkopfkrebs hattest und geheilt bist? oder bist du im Moment erkrankt? Ich hoffe natürlich ersteres.

Liebe Grüße, Gabinchen
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