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  #1  
Alt 03.05.2005, 04:24
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Standard Beerdigung

Hallo,
ich möchte keinesfalls geschmacklos erscheinen und schreibt mir bitte auch sofort, wenn mein thread hier nicht reinpasst.

Ich bin sehr krank, habe aber wohl noch eine kurze Zeit. Nun war ich die letzten 2 Monate auf 2 Beerdigungen. Für meine Angehörigen kann ich mir diese Zeremonien nicht vorstellen. Ich bin ein christlicher Mensch, der auch seinen Glauben lebt, aber ich möchte niemals in einer kalten Kirchen von einem katholischen Pfarrer beerdigt werden, der michn nicht kannte.
Ausserdem bin ich (leider) sehr bekannt und die Kircher wäre voller Leute, aber auch das möchte ich nicht.

Nun habe ich euch geschrieben wie ich es mir nicht vorstellen kann, aber vielmehr würde mich interessieren, was war für euch erträglich.

Für den der geht, ist es m. E. einfacher, aber die die bleiben und leiden und trauern, was kann ich ihnen zumuten.

Liebe Grüsse
hoffentlich habt ihr Vertändnis für mein Anliegen.
Gruss kaja
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  #2  
Alt 03.05.2005, 08:58
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Standard Beerdigung

Hallo Katja,


ds ist eine schwierige frage.
ich finde das du das selbst entscheiden sollst wie du das haben möchtest.
manche leute haben nicht mehr die möglichkeit darüber gedanke zu machen, du schon.
wie alt bist du denn?
und was heisst eine kurze zeit?
liebe grüsse und viel kraft
heike


ist denn wirklich alles schon verloren?
wo ist deine hoffnung?
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  #3  
Alt 03.05.2005, 10:05
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Standard Beerdigung

Liebe Kaja,

ich kann mir denken wie schwer es Dir fiel diese Zeilen zu schreiben und auch mir fällt es schwer die Antwort zu formulieren. Deine Frage ist einer von der Art, auf die man nicht gewohnt ist sie gestellt zu bekommen, darauf zu antworten.Aber ich kann es versuchen,Dir einfach von meinen Erfahrungen erzählen.

Meine Eltern haben auf dem Land gelebt. Die dortigen Begräbnisrituale fand ich für Angehörige grausam. Es würde zu weit führen dies näher zu beschreiben, nur so viel, sie dauern immer DREI Tage und es kommen mindestens 300 Leute. Mein Papa fand dies normal, meine Mama entsetzlich. Beim Gedanken an Papas Begräbnis hatten wir Angst. Nun starb aber unsere Mama vorher. Es war ihr ein Bedürfnis, daß es nicht so abläuft, einmal weil sie es nicht wollte, aber sicher auch weil sie wußte, daß mein Bruder und ich uns wirklich davor fürchten. Sie wollte einfach nicht, daß hundert Rosenkränze von Menschen gebetet werden, mit denen sie im Leben nichts zu tun hatte. Noch an ihrem letzten Tag flüsterte sie mir zu, versprich mir, kein Tamtam!

Wir hatten in einer nahe gelegenen Stadt das Grab von Papas Mutter. Das nahmen wir dann zwar nicht, aber damit hatten wir eine schnelle Option gefunden, das Begräbnis woanders zu machen. Es war eine Urnenbestattung und wir konnten am Urnenfriedhof für Mama einen Platz bekommen. Nachträglich wundere ich mich, daß Papa mit allem einverstanden war. Bei der Urnenbestattung waren nur wir! Damit hatte Papa vorher Schwierigkeiten. Leider hatte ich mit Mama das eine nicht besprochen, ob sie einen Priester will, oder nicht. Daher hatten wir einen. Nach der Beisetzung der Urne meinte Papa, so, wenn ich sterbe, will ich das alles auch so haben nur ohne Priester.
Ich hatte für Mama einen Text für die Parte geschrieben, der war wirklich ungewöhnlich, aber er wurde sogar von ganz alten, sehr katholischen Menschen gut aufgenommen.
Eine Woche nach Mamas Tod lud ich alle Leute, die ihr wirklich nahe standen, ein. Wir fuhren zu ihrem Urnengrab, beteten, redeten, lachten und dann habe ich alle in ein italienisches Restaurant eingeladen (Mamas Lieblingsrestaurant) und jeder erhielt ein Geschenk zum Andenken.

Als Papa im Sterben lag holten sie einen Pater. Mein Bruder war entsetzt, denn mein Vater hatte das immer abgelehnt. Der Pater kam einen Tag später noch einmal und ich sah, daß sich da etwas abspielt zwischen dem Geistlichen und meinen Vater,der kein Wort mehr sagte. Als Papa gestorben war, beschlossen mein Bruder und ich den Pater zu fragen ob er die Rituale übernehmen kann. Also der oder kein anderer. Das war nicht leicht, denn es gibt ja die Hierarchie, die man nicht übergehen darf. Es klappte und wieder waren nur der innerste Kern unserer Familie.
Mit Papas Freunden machte ich das dann so wie bei Mama.

All das hat mir, bei all der Trauer, dem Schmerz, dem Verlust ein gutes Gefühl gegeben.Ich war erleichtert, daß Papa eben auch gesagt hatte, daß er es so haben will.

Ich erlebe öfter mit, wie es zwischen den Vorstellungen des Menschen der stirbt, und seinen Angehörigen große Unterschiede gibt. Ich kann nur für mich sprechen, ich habe festgelegt, daß ich eine Feuerbestattung möchte und ich habe meinen eigenen Text für den Totenbrief geschrieben. Alles andere sollen meine Angehörigen so machen wie es für sie gut ist.

Wenn Du einen Priester möchtest, dann besteht die Möglichkeit Kontakt mit einem aufzunehmen, damit er Dich kennen lernt. Es kann auch ein Familienmitglied, ein Freund sprechen.

Liebe Kaja, wenn Du magst, dann komm in das Angehörigenforum "das rauf und runter", wenn Du magst, dann können wir auch hier weiterschreiben.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall alles Gute und laß noch ein bißchen Hoffnung in Dein Leben kommen.

Briele
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  #4  
Alt 03.05.2005, 10:31
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Liebe Kaja,

ich kann Deine Gedanken gut nachvollziehen. Leider war ich auch schon auf Trauerfeiern und Beerdigungen, von denen ich dachte, das kann's doch wirklich nicht sein und irgendwie froh war, das es der, um den es eigentlich geht, es vielleicht nicht so mitbekommt oder empfindet.

Jetzt habe ich schon häufiger von den Friedwäldern gelesen. Hier ist es auch möglich, vor Ort die Trauerfeier zu halten. Es soll sehr schön sein, so im Wald zu stehen und von einem geliebten Menschen Abschied zu nehmen. Unter Umständen hält es auch einige davon ab, daran teilzunehmen, da es nicht so viele Friedwälder gibt und evtl. doch ein längerer Anfahrtsweg nötig ist.

Auch sind häufig sogenannte Redner (wird auch vom Beerdigungsinstitut angeboten) eher in der Lage als ein Pastor, eine "ansprechende" Trauerrede zu halten.

Ich wünsche Dir, dass Du aus diesen Zeilen ein paar Anregungen für Dich ziehen kannst.

Alles Liebe für Dich
Ulrike
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  #5  
Alt 03.05.2005, 12:03
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Liebe Kaja
Ich habe mir zu diesem Thema nie Gedanken gemacht, bis es meinen Schatz erwischt hat. Wir haben - obwohl er hoffnungslos krank war - zusammen nie über dieses Thema gesprochen. Ob das richtig war, ich weiss es nicht!!

Es war so unendlich schwer, meinen Mann nach dreissig Jahren Zusammensein, herzugeben. So gestaltete ich die Trauerfeier, dass es für MICH einigermassen erträglich war. Dabei wusste ich natürlich, dass es für meinen Schatz einzig wichtig war, dass es für mich gestimmt hat. Für mich persönlich war es wichtig, dass seine Freunde und die Arbeitskollegen von ihm Abschied nehmen konnten. Es tat mir gut, zu sehen und zu fühlen, dass viele Menschen mit mir zusammen um meinen Schatz trauern.

Du solltest die Feier mit deinen engsten Angehörigen besprechen und auch ihre Wünsche miteinbeziehen, alles schriftlich festhalten und dann auf die Seite legen bis zum Tag X.

Inzwischen wünsche ich dir noch ganz viele gute Tage. Alles Liebe Barbara
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  #6  
Alt 03.05.2005, 15:52
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Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten.
Ja, in erster Linie geht es mir darum, was können meine Angehörigen, mein Mann und meine Kinder aushalten.
Eine Zeitlang dachte ich, ich schreibe, dass sie die Beerdigung so gestalten sollen, wie es für sie erträglich ist. Aber ich kenne meine Lieben, dann kommen Fragen, wäre dies der Mami recht gewesen oder etwas anderes.

Ich habe schon noch Hoffnung, aber ich spüre seit einigen Wochen ganz deutlich, dass mir die physische Kraft fehlt. Meine Metastasen bekommen eine solche Übermacht und ehe ich garnichts mehr mitentscheiden kann, weil alle Kräfte schwinden, ist mir dieses Thema sehr wichtig.
Ich denke, wenn ich das alles geregelt habe kann ich mich wieder leichter zurücklehnen.
Nochmals vielen Dank für eure Worte
Kaja
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  #7  
Alt 03.05.2005, 22:10
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Liebe Katja,

du schreibst sehr richtig, dass sich höchst wahrscheinlich für deine Lieben die Frage stellen wird, ob denn auch wirklich alles so ist, wie du es gewollt hättest.

Mein Mann und ich haben zwar in der Phase, in der es eigentlich ein Thema hätte sein können nicht darüber gesprochen, aber zum Glück wusste ich aus früheren Gesprächen in etwa, was er nicht wollte. Dieses Wissen war mir eine große Hilfe, denn ich wollte ihm mit diesem letzten Ritual noch ein letztes mal all unsere Liebe und unseren Respekt ausdrücken.

So war mir eines besonders wichtig: Ich wollte ihn nicht "verraten" Keine faulen Kompromisse, weil "man es so macht oder anders" Wir hatten auch großes Glück mit der Pfarrerin, der ich offen und ehrlich sagen konnte, dass wir mit Gott in den letzten Monaten unsere Probleme hatten und mit der Kirche selbst nicht unbedingt einig sind. Die Pfarrerin ist eine sehr aufgeschlossene und verständnisvolle Frau und sie ist auf all unsere Wünsche eingegangen. Wir hatten zwei Lieder ausgesucht, die von CD abgespielt wurden und unsere Tochter hat einen Text vorgetragen. Die Worte der Pfarrerin waren tröstlich und insgesamt hat es sich "richtig" angefühlt, so, dass ich denke, mein Mann hat zu allem sein ok gegeben.

Wir haben alles in so kleinem Kreis gestaltet, wie es möglich war, geringe Kompromisse wegen seiner Mama, aber auch das war ok., das hätte er gewollt. Auch wir sind abends in seine Lieblingspizzeria mit unseren Freunden essen gegangen und es wurde ein schöner und teilweise sogar lustiger Abend, auch hier wieder so, wie er es auch zu Lebzeiten gemocht hat.

Auch die Anzeige in der Zeitung haben wir so formuliert,dass es an meinen Mann gerichtet war und nicht als "Buschtrommel" für die Nachbarn zu verstehen war.

Ich finde es gut und wichtig über seine Wünsche und Vorstellungen offen zu reden. Die Beerdigung ist für jeden,der einen geliebten Menschen hergeben muss, der schlimmste Tag überhaupt. Und wie oft wird dieser Tag noch schlimmer, weil er sich aufgrund äußerer Zwänge noch nicht einmal "richtig" anfühlen kann. Und ich glaube "richtig anfühlen" kann sich der Abschied nur, wenn man weiß, demjenigen, um den es eigentlich geht, hätte dieser Tag gefallen...

Es wird deinen Angehörigen eine riesen Hilfe sein, wenn sie wissen,was du dir für diesen Tag vorgestellt und gewünscht hast.

Hier und heute wünsche ich dir jedoch, dass du dir zwar Gedanken machen kannst, aber dieser Tag noch in ferner Zukunft liegen möge. Ich drücke dir ganz fest die Daumen und wünsche dir alle Kraft und Zuversicht, die du brauchst.

LG
Andrea
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  #8  
Alt 03.05.2005, 23:31
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Liebe Kaja,

ich weiss nicht, ob es Dir möglich ist, mit Deinem Mann und Deinen Kindern offen über die Beerdigung zu sprechen.
Das hängt sicher auch vom Alter Deiner Kinder ab.
Das ist ein sehr sensibler Punkt, da Du, auch und obwohl Du vielleicht noch Hoffnung hast, dass Dein Leben noch sehr lange dauern wird ( ich wünsche es Dir von ganzem Herzem) doch mit diesem Thema in der Familie über etwas endgültiges reden musst, über das Abschiednehmen, über etwas unvermeidliches, was irgendwann geregelt werden muss.

Ich kann nur aus meiner Erfahrung mitteilen, wie mein Partner das geregelt hat. Es war ihm, genauso wie Dir, ein Bedürfnis, alles zu regeln, solange er dazu noch in der Lage ist. Er hat mit seiner Tochter und mit mir einen Termin vereinbart, um über seine Beerdigung zu reden. Da es im Vorfeld dazu allerdings schon recht kontroverse Ansichten mit seiner Tochter gab, habe ich mit einer Mitarbeiterin eines Hozpizvereins gesprochen und sie gebeten, an diesem Gespräch teilzunehmen.
Das kann ich nur jedem empfehlen, es war eine sehr gute Erfahrung, denn somit war eine "neutrale" Person an diesem Gespräch beteiligt. Sie fungierte als Moderator, mein Partner hat erzählt, wie er sich seine Beerdigung vorstellt - kein Tamtam, keine Predigt, keine Lobeshymnen von einem Pfarrer, der ihn überhaupt nicht kennt, in jedem Fall eine Feuerbestattung und dann anonym unter dem grünen Rasen beerdigt zu werden. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich seinen Willen diesbzgl. voll und ganz respektieren werde .. es gibt meiner Meinung auch andere Plätze zum Trauern als den Friedhof und ein Grab - es gibt sicher einen Platz, mit dem man schöne, gemeinsame Erinnerungen verbindet und man kann diesen Platz auch von vornherein dazu bestimmen, der Platz zu werden, an dem man mal zur Ruhe kommt, an dem man trauert und an dem man, aufgrund der guten Erinnerungen dann vielleicht auch wieder Kraft schöpfen kann für das eigene Leben, das ja weitergehen muss.
Die Tochter meines Partners (30 J) hat Ihre Vorstellungen geäussert, sie wollte unbedingt ein Grab als Platz zum trauern. Die Mitarbeiterin des Hospizvereins hat alle Gründe für das eine oder andere abgefragt und uns letztendlich die gemeinsame Entscheidung erleichtert, dem Wunsch meines Partners zu entsprechen. Seine Tochter hat das aufgrund des Gespräches akzeptiert und versteht die Gründe Ihres Vaters nun doch sehr gut.
Seit diesem Gespräch haben wir über Beerdigung nicht mehr geredet. Dieser Punkt ist geregelt, meinem Partner geht es seitdem sichtlich besser, er war sehr erleichtert, dass wir eine Regelung haben, mit der wir als engste Angehörige leben können - wir geben ihm die Sicherheit, dass wir das aushalten können.

Aus dieser Erfahrung heraus kann ich nachvollziehen, dass Du auch gerne alles geregelt haben möchtest. Diese Gedanken kosten schliesslich auch eine Menge Kraft, Kraft die Du für Dein Leben benötigst. Versuche, so offen wie möglich über alles zu reden, frag Deine Familie nach Ihren Vorstellungen, vielleicht ist die Anwesenheit einer "neutralen" Personen auch für Euch hilfreich... Hospizmitarbeiter sind entsprechend geschult und könnten Euch auch in der nächsten Zeit helfend zur Seite stehen.
Je schneller Du alles regelst, was Dich heute belastet, desto eher kannst Du Dich zurücklehnen und Deine Kraft zum Leben nutzen.
Ich wünche Dir noch ganz viel Kraft zum Leben
Lieben Gruss Gaby
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  #9  
Alt 03.05.2005, 23:41
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Liebe Kaja,

ich finde zwar schlimm, daß ich Dir auf eine so schreckliche Frage antworten muß, aber ich werde es versuchen.

Mein Mann Pit 39 ist am 01.04.2005 verstorben. War haben einen sehr großen Freundeskreis und es waren auch so ca. 400 Leute auf der Beerdigung. Pit war immer gern unter vielen Menschen, desto mehr desto besser.
Pit ist aus der Kirche ausgetreten. Er hatte nicht so Probleme mit dem Glauben mehr mit der Kirche an sich.

Ich habe aber einen evangelischen Pfarrer der bei meiner Oma und bei meinem Vater schon wunderschöne Reden gehalten hat. Er ist dann auch gekommen und wir hatte eine kleine Rede in der Aussegnungshalle. Ich habe dann noch ein Lied von U2 (Pits Lieblingsband) spielen lassen und der Pfarrer wollte vorab den Text des Liedes, das er in seine Rede eingebaut hat. Er hat über sein Leben gesprochen. Über seine Familie, seine Freunde und seine Lieblingsautos. Es war wirklich sehr persönlich. Mich haben viele Leute gefragt ob er ihn gekannt hat, den das hat sich wirklich so angehört. Am Grab ist er nicht von meiner Seite gewichen bis der Letzte weg war.
Pit wurde verbrannt. Es war irgenwie leichter für mich. Mein Schatz war 194 cm groß. Ich konnte ihn nicht mit der Urne in Zusammenhang bringen.

Ich bete für Dich und schicke Dir ein großes Kraftpacket.

Liebe Grüße

Petra
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  #10  
Alt 04.05.2005, 13:04
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Hallo Kaja,

meine Tante (Patentante und Schwester meiner Mutter) ist vor 1 1/2 Jahren gestorben. Sie hatte zuvor mit ihren erwachsenen Söhnen besprochen, dass sie sich bestimmte Musik zur Trauerfeier wünschte, ausserdem dass für ein Hospiz gespendet werden sollte statt Blumen, und was ich persönlich am schönsten und (bezeichnend für diese wunderbare Frau) berührendsten fand, war dass sie sich gewünscht hatte und das stand auch in der Traueranzeige, man solle keiner Trauerkleidung tragen. Wir sollten am Tag der Trauerfeier nicht nur an ihr Ende denken sondern an ihr Leben insgesamt... Das fand ich schön, und sehr sehr stark von ihr. Ich habe das sehr bewundert, eben so wie ich jetzt Deinen Mut hier bewundere. Zur Beerdigung meines Vaters letztes Jahr hatten wir einen sehr schlechten Redner (mein Vater war nicht in der Kirche) den uns leider der Bestatter "empfohlen" hatte, das war furchtbar. ich wünschte ich hätte die Kraft gehabt statt dessen zu sprechen aber ich konnte nicht. Am meisten hätte ich mir gewünscht, vielleicht ein guter Freund meines Vater hätte für ihn gesprochen, der die Kraft gehabt hätte, aber es ging dann alles so schnell und ich kannte die Freunde nicht gut, und so konnte ich es nicht mehr besser organisieren.

Wenn Du vorsorgen willst, vielleicht hast Du einen Freund/Freundin deines Vertrauens mit dem Du darüber sprechen kannst ob er oder sie oder mehrere das für Deine Familie übernehmen können. Und ich würde vielleicht wenn ihr jetzt nicht darüber sprechen könnt einen Brief für Deine Lieben hinterlegen, in dem Du ihnen sagen kannst was Du denkst.... dass Du es Dir vielleicht so oder so wünschen würdest aber dass das wichtigste ist dass sie auch damit klarkommen, dass es Dir schon recht ist wenn sie es so tun wie sie es können, dass alles OK ist...

Ich bin nicht krank, ich kann nie behaupten ich wüsste was in dir vorgeht... aber wenn ich an meine Kinder denke wäre es immer das wichtigste für mich dass sie klarkommen und kein schlechtes Gewissen haben oder sich Sorgen machen ob es OK für mich ist wie sie es machen..... wenn sie z.B. keine grosse Feier aushalten würden (ging mir auch so, mein Vater war hier auch ziemlich bekannt... wir haben es dann so gelöst dass wir uns für kleineren Kreis aus Familie + Kollegen und alten Bekannten entschieden haben, und hatten dann hier für die Öffentlichkeit erst eine Anzeige "hinterher"...) dass es dann OK wäre.... oder auch dass Du es auch lieber so hättest... am Ende zählt doch nur die Familie und enge Freunde.

Ich weiss nicht ob mein Vater für sich selbst auch so entscheiden hatte, aber er wollte nie über diese Dinge sprechen. Also habe ich versucht es so gut ich konnte zu machen. Auf jeden Fall hätte ich mich seinem Wunsch gebeugt, egal wie, wenn er einen hinterlassen hätte.

Das sind meine Gedanken hierzu.

Alles Gute und viel Kraft
Kerstin
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  #11  
Alt 04.05.2005, 19:48
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Hallo Kaja,
meine Mutter hat die letzten 15 Jahre In Griechenland gelebt.
Ich habe sie bis (fast ) zum Ende bei mir in Belrin gepflegt. Als wir gemerkt haben, dass es zu Ende geht, war Ihr letzter Wunsch, in GR beerdigt zu werden. Wir haben es dann mit aller letzter Kraft geschafft, Sie nach Hause zu bringen. Sie konnte noch 2 Mal durch IHren Garten gehen, Ihren Hund steicheln und über das Meer den Lampenfischeren zu sehen. Ich bin sooo froh, daß ich Ihr diesen Wunsch erfüllen konnte.
Ic hätte von meiner Ma eigentlich erwartet, dass irgendwo ein Brief liegt, wo alles für Ihre Beerdigung geregelt ist. So war sie eigentlich. Aber im Gegenteil. Sie hat uns in vollem Chaos hinterlassen. Werder IHre Papiere, Nachlassenschaften noch die Beerdigung waren geregelt. Ich hatte auch so sehr gehofft, noch orgendwo kleine Briefchen und Zettelchen zwischen Ihren Sachen zu finden. Nichts! Sie hat so lange gewußt, dass Sie gehen muss. Es wäre soo schön gewesen, beim aussortieren Ihrer Anziehsachen hoer - und dort ein Briefchen zufinden. Sie hat sogar Ihre Emails alle gelöscht. Ich frage mich warum und fühle mich manchmal bestraft und ungeliebt.
Da Sie nun mal in GR beerdigt werden wollte, habe wir Sie nach allen griescischen Gebräuchen bestattet. Zum Glück haben das die gr. Nachbarn übernomme, da ich als Deutsche keine Ahnung von diesen Riten habe. Wir haben ihr auch einen Grabstein gestellt, der nicht von den üblichen abweicht. Ihre beste Freundin hat uns das zum Vorwurf gemacht. Meiner Ma hätte ich eigentlich eher ein schlichtes Holzkreuz oder einen Feldstein gestellt. Oder Sie verbrennen lassen und die Asche über Ihr geliebtes Land verstreuen lassen. Aber- Sie wollte in GR sterben und so wurde Sie auch dementsprechend Beerdigt. Ich denke, dass hat sie evtl. so gewollt. Vielleicht war Ihr es auch egal????? Ich will Dir dait sagen, dass es für die Hinterbliebenen sehr serh schön ist, wenn man nicht bei all der Trauer sich noch Gedanken über den Nachlass und die Beerdigung machen muss. Ich hätte gehofft, meine Ma hätte alles bestimmt. von der Rede bis zur Musik. So habe ich dann am Grab all meine Kraft zusammen genommen und die einzigen deutschen Worte gesprochen. Ein Gedicht von Hilde Domin, dass neben Ihrem Bett hing. Hinterlasse Deiner Familie etwas geschriebenes von Dir. Es ist alles soooo traurig und jede Kleinigkeit kann solche Freude machen.
Ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass Du nur ein vorübegehendes Tief hast!!!
Alles Liebe
Katharina
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  #12  
Alt 04.05.2005, 23:21
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Liebe Kaja,

nun ist schon viel gesagt worden zu deiner wichtigen Frage. Ein paar Zeilen trotzdem noch von mir:
Ich habe meine Mutter verloren. Sie hat wohl sehr deutlich gespürt,dass es dem Ende zugeht, denn in der letzten Woche vor ihrem Tod ( sie war zuhause und es ging ihr eigentlich "ganz gut")sprach sie immer in kleinen "Portionen" auch über ihr Begräbnis.Sie suchte z.B.ein Foto von sich und gab es mir. Viel sprach sie darüber, was sie NICHT will, nämlich salbungsvolle Worte und übertriebenen Aufwand, keine teure Beerdigung,kein Blumenmeer (lieber Spenden für die Kinderkrebshilfe ).Dann hatte sie noch einen besonderen Auftrag für mich: Sie wollte,dass ich den Begräbnisteilnehmern sagen soll,dass sie keine Angst vor dem Sterben hatte,dass die Schmerzen erträglich waren und dass sie sie keinesfalls bemitleiden sollen ( sie hasste Mitleid,traute diesem Gefühl nicht ).Weiters sagte sie:" Sag ihnen,sie sollen nicht weinen, denn ich habe dann ja ausgelitten, ich bin dann bei Jesus, da bin ich sicher"

Als sie dann starb und 1000 Dinge zu organisieren, viele Fragen zum Begräbnis zu beantworten waren, da wußte ich einfach Bescheid.Es gab kein Grübeln darüber, welche Musik,welcher Spruch ,welcher Sarg zu wählen war und welche Leute einzuladen sind.
Mit Trost und auch ein wenig Stolz hat es mich erfüllt, dass ich es schaffte,eine Rede sozusagen in Stellvertretung von ihr zu halten und den anderen das zu vermitteln, was die letzte Botschaft meiner Mama an sie war. Hatte dabei das starke Gefühl,sie steht neben mir und gibt mir die Kraft dazu.( die Rede war unkonventionell- wie meine Mutter es auch war )Der Pfarrer bemühte sich wirklich, er kannte sie auch- letztlich war es aber nicht so wichtig,was er sagte, er und die Kirche waren auch meiner sehr gläubigen Mutter nie sehr wichtig gewesen.
Es war ein trostvolles Begräbnis, es war Mamas letzter "Auftritt" in dieser Welt und er war wohl so,wie sie sich das wünschte,nämlich eigenwillig und auf( für sie ) Wesentliches konzentriert.
Noch heute-10 Monate danach- bin ich ihr dankbar für ihr Vertrauen zu mir, für ihren Mut und ihre Klarheit. Sie hat mir ihr Begräbnis anvertraut und mir damit auch gezeigt, wie tief unsere Beziehung und innere Verbundenheit war.Sie hat es mir zugetraut, dass ich mit ihr zusammen auf ihren Tod hinschaute und dies war es u.a.,was für mich alles verkraftbarer machte.

Das also ist meine Antwort,liebe tapfere Kaya, nämlich mit den Angehörigen, vielleicht aber auch nur mit dem, der am meisten Bereitschaft und "Reife" dafür zeigt, darüber zu sprechen ( mit meinem Bruder hätte es Mama nicht besprechen können, er war noch ganz "woanders" )
In Gedanken bei dir,
Alina
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  #13  
Alt 05.05.2005, 20:03
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Ihr Lieben,
herzlichen Dank für eure sehr innigen Schreiben.
Ja, das Sterben beginnt am Tag der Geburt und es ist nichts Bedrohliches. Ich weiss, es geht weiter und ich habe so gelebt und lebe noch, dass ich angstfrei ins Reich des Lichtes schweben kann.
Vieles was ihr mir geschrieben habt, von eueren Erfahrungen habe ich mir gewünscht zu hören.
Ich habe noch die Kraft mit meinem Mann und meinen Töchtern über mein letztes "Fest" zu reden.

Ich danke euch
Kaja
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