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  #1  
Alt 19.07.2005, 13:50
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hallo, mein name ist anja und ich bin 28 jahre alt. ich verlor im feb. 1999 meinen vater an lungenkrebs. er war nur 55 jahre alt! er ging die letzten monate regelmäßig zu einem lungenarzt, denn er arbeitete seit jahren täglich an einem staubigen arbeitsplatz. nach den ersten untersuchungen hat dieser arzt meinem vater geraten, das rauchen aufzuhören "sonst wird er keine 60 jahre". damals war er anfang 50 und gab das rauchen auf. für was? er litt glücklicherweise nicht lang! "nur" 5 monate, doch die waren für ihn hart genug... natürlich auch für meine mama und uns kinder.
noch im selben jahr zog ich von zu hause aus (mein bruder auch, wie das meine mutter alles verkraften konnte, weiß ich bis heute nicht).
ich denke immernoch viel an ihn. doch jedesmal wenn ich zu meiner mum nach hause komme, wird es schlimmer. viel schlimmer. ich habe einen großen fehler gemacht: ich bin vor allem davon gerannt.
meinem bruder wurden zwillinge geschenkt...mein papa weiß nichts
in diesem jahr habe ich geheiratet...ohne meinen papa
er fehlt mir so oft....

anja
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  #2  
Alt 19.07.2005, 14:15
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Hallo Anja,
Ich verlor meinen Vater 2001 an Asbestose, er war 56. Er hatte auch Tumore in der Lunge und hat nie geraucht. Mein Opa hat 10 Jahre vor seinem Tod mit dem Rauchen aufgehört und starb dann an Krebs ( Lunge auch betroffen ).
Da spielen immer viele Faktoren mit.
Ich gehe nicht mehr zu meiner Oma, vielleicht auch weil es zu weh tut. Ich weiss das dies wohl falsch ist und mache mir Vorwürfe.
Aber ist es nicht normal, dass man in dem Alter von zu Hause weggeht ? Und du gehst doch immer noch zu deiner Mutter.
Du hast geheiratet und bist Tante geworden, warum glaubst du dass dein Vater nichts davon weiss.
Ich glaube daran dass mein Vater alles mitbekommt und 'rede' oft mit ihm.
Wir werden unsere Lieben immer vermissen, vielleicht solange bis wir selbst nicht mehr sind.
Schreib doch ein bisschen mehr über deinen Vater.
Liebe Grüsse
Viv
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  #3  
Alt 19.07.2005, 14:49
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hallo danke für deine antwort...
ich bin leider nur sehr selten bei meiner mum, da ich 500 km weiter weg gezogen bin. mein kleiner bruder auch im selben jahr 400 km. das war sehr hart für meine mum. ich bewundere sie für ihre kraft!

mein papa war naja wie soll ich sagen ... schon manchmal schwierig. er hat nicht gern gefühle gezeigt und doch habe ich oft gewusst, wenn es ihm nicht gut ging. als er damals vom arzt kam, meinte er: ich hab ein lungenkrebs, aber der is bald weg... und tat als ob es eine erkältung wäre. als es ihm dann ganz schlecht ging und er auf der intensivstation lag, meinte er immer: morgen könnt ihr wieder runter auf die andere station, dann gehts mir wieder besser. und so meinte er immer, uns aufbauen zu müssen. jedoch 2 tage vor seinem tod, wusste ich, was er wusste. er starrte meine mum und mich regelrecht an. er hat uns nicht aus den augen gelassen. so als wollte er sich unsere gesichter nochmal ganz genau einprägen. an diesen tag wussten wir (mama und ich), dass er weiß, dass es bald vorbei ist. einen tag später, war er schon kaum mehr ansprechbar. und am nächsten tag kam der wiederliche anruf vom kh: ich hätte gern mal ihre mutter gesprochen-tut mir leid, sie ist nicht da, aber was ist mit meinem vater?-das können sie sich doch denken, wenn ich sie anrufe... so habe ich erfahren, dass mein papa nicht mehr da ist!

anja
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  #4  
Alt 20.07.2005, 14:29
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Liebe Anja,
Ich finde es immer wieder schrecklich wie unsensibel manche Menschen doch sein können. Ich kann mir vorstellen,dass das sehr schlimm für dich war, dieser Anruf. Dann hast du es wohl auch deiner Mutter sagen müssen.
Aber deine Eltern scheinen mir doch sehr liebe, starke Menschen zu sein. Dein Papa wollte euch nicht leiden sehen , er hat euch also sehr geliebt. Das gibt doch ein warmes Gefühl,oder.
Und deine Mutter scheint sich ja auch nicht zu beklagen.
Weshalb hast du denn Schuldgefühle, ich meine dieses Gefühl, dass du vor allem wegläufst.
Meinst du das selber, oder hat dir jemand so was eingeredet?
Viv
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  #5  
Alt 20.07.2005, 14:47
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hallo viv,

ja, mein papa war stark und meine mama ist es immernoch!
als der anruf vom kh kam, wollte der arzt die tel. der arbeitsstelle meiner mutter. ich habe dieses abgelehnt, denn meine mutter musste es anders erfahren. ich habe es ihr dann gesagt. mein bruder hat es dann von uns beiden erfahren.
eingeredet hat mir keiner meine schuldgefühle... ich weiß auch nicht, ob es schuldgefühle sind. es ist nur, dass ich das gefühl habe, den tod nicht verarbeitet zu haben. wann immer ich mein bruder sehe (der meinem vater sehr ähnelt, vor allem in gestiken und bewegungen), dann tut es ganz besonders weh. ich habe nie richtig getrauert. am anfang war ich für meine mama da und 4 monate später bin ich weg gezogen. weit weg - zu weit. hier werde ich durch nichts erinnert. sobald ich nach hause komme (zu meiner mum), geht es los. es ist wie ein schalter, der umgelegt wird. hier war dies, hier war das... ich kann auch nicht auf den friedhof. es ist alles noch so unwirklich, obwohl es so lang her ist. ich seh ihn noch überall sitzen, gehen und stehen. ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber für mich ist es nicht so! ich sage immernoch: ich fahre zu meinen eltern usw.
es ist schwer sowas in worte zu fassen, ich hoffe du weiß was ich meine.

cu anja
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  #6  
Alt 20.07.2005, 15:28
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Hallo anja,
Ich verstehe dich sehr gut,denn auch ich kann nicht richtig trauern und nun ist mein Vater schon fast 5 Jahre tot. Ich bin auch fast noch nie zu seinem Grab gegangen, nur zu Allerheiligen oder wenn ich musste...
Wenn ich am Wasser bin, sehe ich ihn da sitzen. Wir hatten ein gemeinsames Hobby, ich kann es nicht mehr ausüben seit er tot ist.
Irgendwie kommt es mir vor, als sei er nur auf einer Reise oder so...
Ich hab mir etliche Trauerbücher etc gekauft, aber ich kann nicht trauern. Ich weiss auch nicht wie ich das beschreiben soll.
Wir hatten zwar kein sehr gutes Verhältnis, aber vielleicht tut es mir gerade deswegen immernoch so weh.
Und ich kenne das auch, dass Leute stark verwundert sind, dass ich 5 Jahre danach noch so viel an ihn denke. Aber das wird wahrscheinlich auch in 5 Jahren noch so sein.
Fühlst du dich einsam ?
Wenn ich zu direkt werde oder undiskret,sage es mir, ok.
Viv
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  #7  
Alt 20.07.2005, 15:54
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hallo viv,

manchmal fühle ich mich einsam. mama redet nur sehr selten über ihn und mein bruder garnicht. mein mann hat seinen vater noch, er kann es also nicht so nachvollziehen (lernte meinen papa leider nie kennen)
die einzige mit der ich reden kann, ist meine schwägerin. sie verlor ihren vater nur 2 wochen vor uns. leider wohnt sie 600km von mir entfernt und wir reden nur, wenn wir uns sehen und die männer nicht dabei sind... also sehr selten.
mit meiner besten freundin kann ich noch darüber reden, sie kannte ihn ja auch, aber sie hat noch nie einen nahen angehörigen verloren (auch die großeltern leben noch). also kann man zwar reden, aber fühlt sich nicht so verstanden.
habe das forum erst vor einigen tagen durch zufall entdeckt und muss sagen, es hilft zu schreiben und zu lesen.

welches hobby hattet ihr denn gemeinsam? wieso hattet ihr kein gutes verhältnis? mein bruder hatte auch nicht so ein gutes verhältnis zu meinem papa, aber er leidet auch (verarbeitet allerdings alles allein). das verhältnis sagt nicht immer aus, wie lieb man jemanden hat. manchmal kann man einfach nicht so miteinander umgehen und liebt sich trotzdem sehr!

cu anja
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  #8  
Alt 20.07.2005, 16:05
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Anja,
Wir gingen viel zusammen angeln, er war ein ruhiger Mann der keine Gefühle zeigte. Er hat mich nie in den Arm genommen oder sowas. Ich wusste nie ob er mich liebt oder nicht. Ich versuchte ihm alles recht zu machen, aber es kam nicht viel Resonanz.
Aber ich danke dir für deinen letzten Satz.
Wir konnten wirklich nicht miteinander umgehen , genau das ist es, und trotzdem liebte ich ihn ( obwohl ich manchmal dachte ihn zu hassen ) und liebe ihn noch immer.
Es ist natürlich schwer für dich, dass ihr so weit von einander weg lebt.
Alles Liebe
Viv
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  #9  
Alt 20.07.2005, 16:14
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ja, das mit dem mann, der keine gefühle zeigt, kenne ich... eine kleine geschichte...

mit 16 zog ich schonmal 200 km von zu hause weg und machte meine lehre. meine eltern besuchte ich alle 2-4 wochen. immer wenn ich am auto oder zug stand meinte mein papa: hau ab nu, dann haben wir wieder unsere ruhe... lächelte dabei. als er starb sagte mir meine mum, dass er jedesmal ins schlafzimmer ging und weinte... das wusste ich nicht. ich wusste, dass er mich liebte... aber erst später wusste ich wie sehr.

seit dem sage ich zu jedem familienmitglied, dass ich ihn oder sie lieb habe und zeige es auch! sogar meine kleinen nichten (werden im sept. 3 jahre) sagen immer: tante anja hab dich lieb. und das tut so gut!

zu meinen nichten muss ich eins noch sagen: meine schwägerin sagt immer eine kleine für meinen papa und eine kleine für ihren papa (auch er starb an krebs).

cu anjayanjay0905@aol.com
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  #10  
Alt 21.07.2005, 09:07
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Guten Morgen,
Ich finde es toll von dir dass du deine Gefühle so zeigen kannst. Ich versuche es auch, nur mit meinem Dad hatte ich da Probleme.
Aber es ist auch ein Problem unserer Gesellschaft. Gefühle zeigen, über Schwächen reden, ist für die meisten Menschen schwierig. Vielleicht glauben sie, sich damit eine Blösse zu geben oder ich weiss nicht..
Man sollte heutzutage immer stark sein, jeder hat mit sich selbst genug zu tun usw. Aber so vereinsamen wir immer mehr...
Hast du Kinder, ich kann leider keine bekommen.
Viv
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  #11  
Alt 21.07.2005, 11:32
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hallo viv,

nein, leider habe ich keine kinder. ich möchte gern, aber habe erst im letzten jahr meine umschulung abgeschlossen. nun versuche ich schon seit einem jahr eine arbeit zu finden. leider bisher nur absagen. wollte erstmal ein bisschen beruflich auf die beine kommen. sollte sich aber bis ende des jahres nichts tun, werden wir es wohl wagen :-)

was machst du beruflich? wie alt bist du?

cu anja
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  #12  
Alt 21.07.2005, 11:50
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hallo anja,
ich arbeite in einem Wirtschaftsministerium und bin diesen Monat 38 geworden.
Ich hoffe sehr für dich dass du was findest, denn so wirst du öfters doch sehr einsam sein.
Wenn ich nur zu Hause wäre, würde ich wohl noch viel mehr grübeln und nachdenken.
Alles Liebe
viv
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  #13  
Alt 21.07.2005, 11:54
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naja ich versuche mich immer abzulenken. habe einen großen hund, der braucht jede menge liebe :-). klar gibt es tage, da geht es mir nicht so gut, aber dann will ich auch mal allein sein. dann muss ich weinen. mache mir dann ein lied von pur an und heul alles raus (text ist bei gedichte). das hilft dann auch schon.

alles gute noch nachträglich zum geburtstag!!! ich wünsche dir, dass du immer stark sein wirst und vor allem gesund!!!

wenn du magst können wir ja emailadressen austauschen. möchte nicht alles hier im forum sagen.

cu anjayanjay0905@aol.com
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  #14  
Alt 21.07.2005, 14:09
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Danke anja,
Ja, so ein Hund ist schön. Ich wohne leider in einem Appartement und da wir beide arbeiten, ist das natürlich nichts für einen Hund.
Aber wer weiss, vielleicht irgendwann...
Es hat absolut nichts mit dir zu tun, aber ich möchte meine emailadresse nicht angeben. Deshalb bin ich auch nicht im Forum angemeldet.
Ich bin ziemlich offen hier im Forum, hier kann ich das, und ich möchte nicht dass plötzliche alle Nachbarn meine Probleme usw wissen.
Ich rede hier über meine Familie und bei mir könnte es sein, dass Leute die mich kennen plötzlich merken, aha, es geht also um Familie 'soundso'.
Deshalb bleibe ich lieber anonym.
Deshalb finde ich es auch schade, dass hier im Forum in verschiedenen Bereichen Registrierungspflicht ist.
Vielleicht sind ja noch Menschen in einer ähnlichen Situation und schreiben deshalb nicht hier. Das ist schade, verstehe aber auch dass man einige Menschen hier davon abhalten muss, andere zu schädigen.
liebe grüsse
Viv
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  #15  
Alt 21.07.2005, 14:27
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hallo viv,

das ist ok. mir fällt es nur schwer zu schreiben, wenn ich weiß, dass es einige lesen können. aber du hast ja recht, keiner weiß wer wir sind.
du schreibst, dass dein vater auch tumore in der lunge hatte. wie hat man ihm versucht zu helfen? bekam er noch therapien?

cu anja
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