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  #16  
Alt 21.07.2005, 15:24
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hallo du,
Bin froh dass du mich verstehst.
Er hatte längere Zeit Husten, wir dachten es wäre eine Grippe und er war sowieso ein Mensch der nie zum Arzt ging.
Als er dann doch ging stellten sie Wasser in der Lunge fest. Er kam nach Heidelberg und wurde dort operiert. Ein Lungenflügel raus, Herzklappe, Rippenfell, usw usw. Er wurde regelrecht ausgeweidet.
Er hatte Asbestkrebs, wie sich nachher herausstellte.
Er bekam Schlaf-und Beruhigungsmittel und dann sagte ihm ein Arzt die Wahrheit. Natürlich kriegte er nichts mit.
Zu uns sagten sie, es wäre vielleicht noch für 6-12 Monate. Chemo oder sonstwas hätte keinen Zweck.
Also fuhren wir mit ihm etliche hundert Kilometer mit dem Auto nach Hause.
Er wusste zwar dass er Krebs hatte, aber dachte das wäre jetzt operiert und er müsste sich nur erholen.
Wir sagten ihm auch nichts, sein Hausarzt auch nicht, keiner.
Ich weiss nicht ob es richtig war. Ich denke, er hätte nur den Arzt fragen müssen, aber er hatte auch den Bericht, hat ihn aber nicht verstanden.
Nein, ich weiss , ich würde es wieder so tun, ihm nichts sagen.
Er war dann zu Hause, bekam Morphium, von uns noch zusätzlich Beruhigungsmittel und Schlafmittel . Er wurde immer dünner, schob aber alles auf die Operation hin.
Aber er lebte noch 11 Monate, ging angeln, fuhr Auto, war aber immer sehr schwach. Dann ging er sogar noch in die Weinberge zum Arbeiten ( Hobby ).
Wir konnten ihm nichts sagen. 'Hey Dad, du glaubst zwar dass du wieder gesund wirst, aber in Wirklichkeit wirst du in ein paar Monaten tot sein.'
Wir haben viele Vorwürfe von anderen Menschen gekriegt, aber ich hätte ihm das nie gesagt.
Dann, zum Schluss, kriegte er eine Erkältung hinzu, war viel draussen und irgendwann ist wohl seine Lunge geplatzt. Ins Krankenhaus und dort war er dann ohne Bewusstsein bis zu seinem Tod ( einen Tag ).
Es war schlimm. Dieses Wissen dass er stirbt und gleichzeitig seine Hoffnung, es wird wieder.
Ich habe erst hier erfahren, dass es doch Behandlungsmöglichkeiten gegeben hätte, aber es war bestimmt besser,dass er dieses Jahr so gelebt hat wie er es gelebt hat.
Mein Opa: 6 Wochen von der Diagnose bis zum Tod. Er wurde 59. Auch er wusste nichts, sogar der Chefarzt, der wirklich jedem die Wahrheit sagen wollte, sagte ihm nichts.
Am Tag ehe er starb, schrie er noch, nehmt mich mit nach Hause, und wir sagten noch 2-3 Tage, dann holen wir dich. Aber wir wussten dass er dann nicht mehr leben würde. Ich konnte diese Zeit nur mit starken Beruhigungsmittel ertragen, brach die Schule ab etc.
Ich seh jetzt wieder oder immer noch alles vor mir und werde es wohl nie verkraften.
Man vergisst ein wenig, man lebt ja weiter, aber ich werde nie darüber hinwegkommen.
Und dann die Ungewissheit, war es richtig, ihnen nichts zu sagen oder hätte man doch...
ich weiss es nicht und werde es auch nie erfahren.
Das wurde jetzt lang, aber nach so langer Zeit will eigentlich keiner mehr was darüber hören und jetzt kann ich fast nicht mehr aufhören zu schreiben, vertippe mich sogar vor lauter Eile andauernd.
Ich will das nie mehr erleben, bitte Gott, wenn, dann will ich den Krebs bekommen.
Danke Anja
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  #17  
Alt 22.07.2005, 10:24
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guten morgen viv,

ja dieser sch... krebs (sorry). ich habe solche wut auf ihn, aber gleichzeitig angst vor ihm. meine oma war auch schon an lungenkrebs erkrankt, meine andere omi hatte brustkrebs. ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn ich die diagnose bekommen würde...
in meiner umgebung sind so viele an krebs gestorben...mein papa, meine ome, meine ehemalige nachbarin, eine arbeitskollegin meiner mama, einige bekannte und die frau vom freund meiner mama. sie kannte ich auch. keiner kam vom krebs weg. naja meine nachbarin galt 3x als geheilt. immer wieder hat sie gekämpft und doch verloren. sie war so nett und hilfsbereit!
wenn man allerdings als 28 jährige frau zu einem arzt geht, seine familiengeschichte erzählt und untersucht werden will (röntgen usw.) wird man fast ausgelacht: sie sind ja noch so jung..., wenn ich hier allerdings einige postings lese, dann sehe ich, dass das alter keine rolle spielt.
leider weiß ich auch nicht, zu welchem arzt ich sonst gehen soll. ich habe mal bei einem arzt hier gearbeitet und weiß einige geschichten von den andern ärzten. das ist wohl mein problem, trauen würde ich keinem hier.

hast du angst, auch krebs zu bekommen?

cu anja
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  #18  
Alt 22.07.2005, 11:11
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Hallo anja,
Die Wut ist verständlich, weil es ein so 'schnelles, langsames' Sterben ist mit Hoffnung, Trauer und allen anderen Gefühlen. Obwohl, es muss ja nicht immer so ausgehen, viele werden ja auch wieder gesund.
Aber am Anfang klingt es halt meistens wie ein Todesurteil .
Und, ich glaube, es gibt nur sehr wenige Familien, wo keine Krebserkrankung aufgetreten ist.
Heute weiss man halt besser Bescheid über Krebs und es gibt viele Behandlungsmöglichkeiten. Aber dieses Wissen verleitet natürlich auch oft zu 'sinnlosen Quälereien'.
Früher sind die Menschen halt einfach so an Krebs gestorben, sie wurden immer schwächer und starben.
An die Schmerzen denke ich da aber lieber nicht.
Was ist besser? Es gibt so viele Pros und Kontras. Natürlich bin ich für die Krebsforschung, nur das 'Behandeln' ist manchmal unverständlich.
Ich denke dass jeder Angst vor Krankheit und Tod hat, wir hängen so am Leben, vielleicht ist das einfach weil wir nicht wissen wie und ob es irgendwie weitergeht.
Dabei weiss ja jeder,wenn man geboren wird, wird man auch irgendwann sterben müssen.
Aber die meisten Menschen verdrängen das halt.
Ich kann nur vermuten, wie ich denken werde, da ich ja noch nie selbst betroffen war.
Im Moment habe ich keine Angst Krebs zu bekommen.
Gehe auch nicht regelmässig zum Arzt, was ich doch gelegentlich müsste, vielleicht spielt da unbewusst doch Angst mit, wer weiss..
So auf die Art, wenn die suchen, finden sie vielleicht auch was.
Ich hab viel grössere Angst, dass jemand von meinen Lieben Krebs bekommt.
Und da bin ich mir sicher, dann hätte ich ihn lieber.
Viele Betroffene schütteln jetzt bestimmt den Kopf, aber ich meine es ernst.
Lieber selbst Krebs haben, anstatt es als Angehöriger nochmals zu erleben.
Ich denke von mir, dass ich damit umgehen könnte, auf meine Weise. Und ich würde dann auch alles wissen wollen, so wie ich es aus dem Buch von Lance Armstrong gelesen habe. Mich nicht mit vagen Aussagen von Arzten zufrieden geben und 2,3 Meinungen hören wollen.
Ich wäre garantiert eine unbequeme Patientin. So viele Menschen vertrauen den Arzten blind, wissen nicht mal was in ihren Infusionen drin ist und noch vieles mehr. Ich hab nicht mehr viel Vertrauen in Arzte.
Aber ich hab ja gut reden, wo ich nicht betroffen bin.
viv
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  #19  
Alt 22.07.2005, 16:55
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hallo viv,

es ist ein schwieriges thema. ich weiß nicht, ob es mir "lieber" wäre eher selbst krebs zu haben, als andere... kann ich schwer beurteilen, denn ich möchte nicht, dass andere so leiden, wie bei papa... möchte aber auch keinen selbst leiden sehen... also sehr schwierig.

ich bin leider schon so oft mit dem tod konfrontiert worden: als ich 13 war starb mein opi (das war auch schwer, denn ich war jede ferien bei meinen großeltern, sie haben ALLES für mich getan)... damals war ich allerdings noch jung und hatte mit meiner entwicklung zu tun. in den darauf folgenden jahren starb meine tante (selbstmord), meine oma (lungenkrebs), mein opa (lungenkrebs), meine omi (herzversagen),die oma meines mannes, mein onkel und mein papa. ich red nun mal nicht von bekannten und freunden meiner eltern. das habe ich ja alles nur am rande mitbekommen. also genug, dass man eigentlich langsam mal wissen müsste, wie man damit umzugehen hat. nur leider ist es immer anders... immer... ob man einen menschen geliebt hat oder ob man kaum kontakt hatte (hatte mit meinem onkel nicht viel kontakt).

seit ich hier in dieses forum schreibe, kommen all die erinnerungen wieder. ich weiß noch nicht, ob es gut ist oder nicht. mir fallen viele dinge wieder ein... von allen. ob meine omi und mein opi, die oft mit mir im zoo waren (ich liebe tiere) oder natürlich mein papa - wie er lachte, wie er schaute, wenn er sauer war oder wie er mir manchmal zuzwinkerte, so dass es niemand anderes sehen sollte...

so, nun muss ich mich fertig machen (erschrockenaufdieuhrschau). wollen gleich noch in ein möbelgeschäft, denn die schwester meines mannes will nun auch heiraten. mal schauen, ob wir was gutes finden.

cu anja
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