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Alt 21.10.2003, 15:33
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Erlöst?!

Liebe Candy,

welche Fragen richtig sind, kann dir wohl keiner beantworten. Und es gibt hier auch kein Richtig oder Falsch - es sind deine Gefühle und die müssen raus.

Ich habe im Juli 1999 meinen Dad verloren - er hat gerade seinen 57. Geburtstag noch erlebt. Und glaube mir, so sehr ich ihm gegönnt habe, dass er von seinen Leiden erlöst wurde, so sehr habe ich ihn dafür gehasst, dass er mich allein gelassen hat. Denn ich habe diesen Mann geliebt und verehrt und habe nicht nur meinen Dad, sondern gleichzeitig meinen allerbesten Freund verloren. Ich fühlte mich plötzlich wie ein kleines verlassenes Mädchen, das nicht wußte, wie es weitergehen soll. Dabei mußte es weitergehen, denn da war ja noch meine Mama, die nach über 30 Jahren ihren Mann verlor.

Wir wußten bereits Wochen vorher, dass mein Dad sterben wird - er hatte Prostatakrebs, wurde falsch behandelt (Laser-OP statt Total-Op und der Scheiß hat gestreut), hat noch zahlreiche Chemos und Bluttransfusionen über sich ergehen lassen und trotzdem über die Hälfte seines Gewichts abgenommen, weil er irgendwann nichts mehr essen konnte. Irgendwann war dann das gesamte Skelett befallen und dass es keine Heilung mehr gab, wußten wir alle.

Und wir alle haben ihm ab einem bestimmten Punkt einfach nur noch gewünscht, dass sein Leidensweg aufhört und er keine Schmerzen mehr haben soll. Denn ihn so leiden zu sehen, hat mir das Herz gebrochen. Als er dann aber gestorben ist, waren da eben plötzlich ganz andere Gefühle und glaube mir, so wirklich begreife ich es auch heute noch nicht, dass er nicht mehr lebt.

Ich habe ein Jahr lang Nacht für Nacht von ihm geträumt - aber immer nur von ihm während seiner Krankheit und ich hab irgendwann wirklich geglaubt, ich muß mir professionelle Hilfe suchen, wenn es nicht besser wird. Ab seinem ersten Todestag ging es dann aber langsam besser und heute kann ich einigermaßen mit dem Verlust leben. Aber auch nach über vier Jahren gibt es noch Momente, wo er mir schrecklich fehlt und wo ich seinen Rat brauchen könnte. Nun besteht bei mir der Verdacht auf beginnenden Krebs und nun werde ich eben für zwei kämpfen, denn diese scheiß Krankheit soll mich nicht auch noch kriegen.

Unterm Strich nur soviel: Finde deinen eigenen Weg, mit deiner Trauer umzugehen. Sei wütend auf deinen Dad, wenn es dir hilft und wenn dir in manchen Momenten einfach danach ist. Es wird Momente geben, da gönnst du ihm dann auch seinen Frieden. Es wird sicher noch einige Zeit ein Gefühls-Auf-und-Ab sein und das ist völlig normal. Wichtig ist nur, dass du deine Trauer zuläßt. Nur so wirst du mit dem Verlust irgendwann umgehen können. Und das braucht einfach ganz viel Zeit.

Ich wünsche dir die Kraft, die du jetzt brauchst.

Einen lieben Gruss,
Biggi
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