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  #16  
Alt 15.08.2006, 19:33
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Günter

wenn du jetzt lesen könntest und die Zeilen liest die Nina mir geschrieben hat, dann würdest du jetzt schmunzeln. Sie hat viel von dem gesagt was du immer zu mir gesagt hast, aber im Moment bin ich alles andere als ein Kämpfer im Moment bin ich eine Heulsuse und nervliches Frack. Ich habe mir heute aber ein neues Buch über Brustkrebs bestellt irgendwie muss ich ja versuchen den Kampf aufzunehmen auch wenn es mir grad zuviel ist. Heute wurde ich für die Bestrahlung vorbereitet habe 10 Fehler die Bestrahlt werden ein richtiges Strichmännchen. Morgen habe ich frei und meine Kollegen habe mich heute Mittag zum Chef gerufen und noch einmal mit mir gesprochen das ich mir keine Sorgen machen soll falls ich mal ausfalle das ich mich nicht unnötig quälen muss das sie nicht böse sind selbst wenn einer den Urlaub wegen meines Ausfalles abbrechen müsste (keiner fährt irgendwie ins Ausland) sie wollen das ich gesund werde und dann geht es ihnen auch besser da sie mich in ihr Herz geschlossen haben ist ja kein Wunder ich könnte von allen die Tochter sein. Sie merken, dass es mir grad sehr besch... geht. Irgendwie bin ich ohne Kraft zu allem, es tut so weh euch gehen zu lassen und zu sehen wie der nächste zu sterben droht. Uropa ist genauso verzweifelt wie ich ich kann ihn nicht aufbauen und selbst wenn es seine Lieblingsurenkelin nicht schafft dann schafft es keiner. Deine Beerdigung wird schlimmer als schlimm weil du fehlst und dann ist es endgültig. Wenn du oder besser gesagt ihr uns beschützt dann beschütze nicht mich sondern nutzt all eure Energie für Uropa ich ertrage es nicht ihn auch noch zu verlieren.

Deine verzweifelte Nicole
  #17  
Alt 16.08.2006, 12:18
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Lieber Günter

ich bin fix und fertig, ich kann nich mehr. Ich habe heute Nacht von deiner Beerdigung geträumt, es war purer Horror. Ich bin nicht so stark wie du und auch die anderen es immer sagen, ich bin ein schwaches Häufchen Elend. Als ich heute morgen in den Spiegel guckte, da hätte ich kotzen können. Ich sehe mittlerweile aus wie eine Drogensüchtige (tiefe dunkle Augenringe, total blasse Haut und eingefallene Mundwinkel). Ich kann einfach nicht mehr, wie soll es nur weiter gehen? Morgen muss ich zur Bestrahlung, davor habe ich eigentlich keine Angst sondern nur davor, das ich nicht mehr kann und ich dann den Tod von Uropa auslöse, weil er vielleicht noch eine Urenkelin beerdigen muss, doch wie soll ich Kraft aufbringen zu kämpfen, wenn immer dann wenn ein Hoffnungsschimmer am Horizont zu sehen ist wieder ein Schlag in die Magengrube kommt was mich wieder runter zieht? Hilf mir!!

Deine Nicole
  #18  
Alt 16.08.2006, 12:35
tharau tharau ist offline
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Liebe Nicole,

ich möchte dir einfach nur ein dickes Kraftpaket schicken.
Fühl dich umarmt.

Lieber Gruß
Ulrike
__________________
Schatten, die auf unser Leben fallen,
sind nichts anderes als ein sicheres Zeichen dafür,
dass es irgendwo ein Licht geben muss,
das es sich lohnt zu suchen.
  #19  
Alt 17.08.2006, 16:56
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Hallo Günter

gestern war noch ein schlimmer Tag für mich, das kannst du dir nicht vorstellen. Gestern hat mir Karla geschrieben (eine SMS) sie hat Post von der Polizei von Amerika bekommen, den "Unfallbericht" und 2 Briefe, die sie von Manuell (ihrem Bruder) hätte bekommen müssen die schon etwas älter sind, das hat mich hellhörig werden lassen. Ich ging sofort zum Briefkasten und da war tatsächlich ein Brief aus Amerika von der Polizei und darin all die Briefe von Dirk und Mirco die seit gut einem halben Jahr von denen geschrieben wurden doch nie bei mir ankamen. Die Pullenschweine da drüben haben alle meine Briefe abgefangen und die an mich gehen sollten. Warum? Nur weil wir Deutsche sind/waren und damals beim Terror auf die Türme Deutsche mit involviert waren? Haben die überhaupt das Recht gehabt den Briefkontakt zu unterbinden? Wurden dann auch alle Telefongespräche abgehört? Ich bin so sauer auf die Amis die brauchen sich doch nicht wundern wenn immer wieder was paassiert, wenn die so fies und gemein sind. Sie haben garantiert die Briefe gelesen sonst wären sie ja im Orginalumschlag gewesen, dann hätten sie doch lesen müssen um was es geht. Klar stand in manchen Briefen das ich nicht mehr kann aber meist stand was davon drin von meiner Krebserrankung und/oder weil ich so viele Mensche in den letzten Jahren verloren habe, nichts steht auch annähernd von Anschläge auf Amerika drin. In den Briefen kam mehr Dinge zum Ausdruck als bei unseren Anrufen, ich habe beim lesen gestern gespürt wie sehr sie mich wirklich lieben und was sie für eine wahnsinnige Angst hatten mich zu verlieren. Ich bin gestern dann nach langer Zeit wieder richtig zusammengebrochen, da beim lesen mein Puls auf über 160 Schläge pro Minute und als ich fertig war mit lesen und ein Glas Wein angefangen habe zu trinken da raste mein Puls in die Tiefe und ich verlor das Bewußtsein. Du Günter hättest dir wieder extreme Sorgen gemacht aber du kennst mich, ich steh leider immer wieder auf, als ich wieder zu mir kam da wünschte ich mir das ich zu euch kommen könnte, es lohnt sich gar nicht zu kämpfen. Doch ich habe mich zusammengerissen, ich bin heute zur 1. Bestrahlung gegangen. Meine Brust scheint zu brennen, aber das ist nur ein Gefühl. Nun ja ich muss morgen wieder. Warum ich kämpfe weiß ich nicht, aber irgendwie muss ich ja für den Rest der Familie.

deine traurige Nicole
  #20  
Alt 18.08.2006, 19:30
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

ach Günter

Ich kann nicht mehr, alles wird zu viel, alle erwarten von mir die Starke zu sein, aber genau das bin ich nicht. Mir geht es beschissen, aber irgendwie scheint es keinen zu interessieren oder sie wissen nicht wie sie mit mir umgehen müssen. Ich will auch mal schwach sein dürfen, mich auf die Couch setzen und einfach anfangen zu weinen, aber dann machen sich alle Sorgen denn dann wissen sie das es mir scheiße geht also weine ich lieber heimlich still und leise und stecke wie immer meine Bedürfnisse zurück. warum denken eigentlich alle das ich stark bin??? Liegt es daran das ich 15 Jahre geboxt habe und alle das gleichsetzen das man auch seelisch stark ist? Ich war vielleicht mal stark, aber hinter jeder starken Frau steckt ein sensibler und starker Mann. Klar habe ich mich immer Tag und Nacht bis vor 3 Jahren um alle gekümmert und oft wurde ich von euch zurechtgewiesen auch mal an meine eigenen Bedürfnisse zu denken und erst Recht wenn ich krank war und anstatt mich zu pflegen mich um andere gekümmert habe, aber das war einmal. Seit Bastis Tod ist nichts mehr so wie es mal war. DU und die ausgewanderten deutschamis ihr wart die die mich stärkten in den letzten 3 Jahren und jetzt habt ihr mich allein gelassen und erwartet von mir gegen den Krebs anzukämpfen? Findet ihr das fair??? Ihr habt mir Mut gemacht mich mit meinem Schicksal auseinander zu setzen und du warst mein stiller Leidensgenosse. IHR FEHLT MIR SO SEHR DAS ES MIR MEINEN LEBENSMUT RAUBT; wenn ich jetzt auf der Stelle tot umkippen würde es wäre mir egal, es wäre mir egal ob ich damit das Leben von Uropa gefährde und er wegen mir sterben würde. Das ist so egoistisch von mir das ich mich dafür hasse, aber ich kann nicht mehr.... aber du scheinst mir irgendwie ein Tritt zu geben denn eine mir unbekannte Macht lenkte mich heute zur 2.Bestrahlung obwohl sich der Kampf gar nicht lohnt ich sehe keinen Hoffnungsschimmer am Horizont alles was mir lieb war ist weg oder steht dem Abgrund sehr nah wie mein heißgeliebter Uropa ich will nicht miterleben müssen wie er mich auch verlässt auch wenn ihm das mit noch 101 im November 102 zugestehen würde. Ach shit ...
  #21  
Alt 19.08.2006, 12:10
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

lieber günter

ich weiß das du dir jetzt Sorgen machen würdest wenn du mich sehen könntest und erst recht wenn du meine Gedanken kennen würdest. Alles ist anders seit ihr mich für immer verlassen habt.Mein Körper segnaliesiert mir das ich nicht mehr kann, ich kann kaum richtig atmen, es tut weh und mein Asthma wird durch die Bestrahlung schlimmer (sagt auch der Arzt ich habe ein neues Spray), aber am liebsten würde ich aufhören zu atmen. Es ist strahlender Sonnenschein, aber selbst das muntert mich nicht auf, ich würde mir am liebsten die Deche über den Kopf ziehen, aber das hilft auch nichts. Heute Abend kommen 2 Freunde zum beisammensein. Ich glaube um mit dem scheiß fertig zzu werden muss ich weiter an meinem Buch schreiben, was ja schon 88 Computerseiten hat. ach shit warum nur all der scheiß???

deine verzweifelte Colli
  #22  
Alt 19.08.2006, 18:59
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Günter

ich hoffe du bist mir nicht böse, aber ich schaffe es nicht zu deiner Beerdigung, ich bin nicht stark genug, ich würde an deinem Grab zusammenbrechen. Ich habe mit Oma vorhin telefoniert und es ihr gesagt, sie sagt ich solle mir keine Gedanken machen, das sie weiß das ich dich in Ehren halte und sie weiß auch das 2 Tage vor der Beerdigung der Todestag meines Schatzes ist und sie weiß das ich den Tod noch lange nicht verwunden habe. Uropa wird auch nicht kommen, er ist auch fix und fertig, nicht mal seine Vögel im Garten heitern ihn auf, wie auch wenn er wieder ein Kind zu Grabe tragen muss. Sei und bitte nicht böse, wir sind einfach nicht stark genug. Un ist nur nach heulen ich bin so wütend im Moment auf mich weil ich so egoistisch bin aber ich kann nicht anders.

deine Colle
  #23  
Alt 19.08.2006, 21:14
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Hallo liebe Nicole,

es lohnt sich immer zu kämpfen, egal wie die Welt um Dich gerade aussieht. Das Leben wurde Dir geschenkt und Du mußt versuchen, das Beste daraus zu machen. Meine Mama ist auch an Krebs erkrankt und für mich ist eine Welt zusammen gebrochen. Ich bin sogar deswegen vor meinem Chef in Tränen ausgebrochen, aber ich sage mir immer, es muss weiter gehen. Ich bin von Haus aus ein optimistischer Mensch, ich sehe immer das positive. Ich habe auch die HOffnung, dass meine Mama es schafft und das versuche ich immer wieder an sie weiter zu geben. Ich kann ja leider nicht für sie kämpfen, das muss sie selbst tun, aber ich mache ihr Mut.
Ich wünsche Dir viel Kraft, Du schaffst es Nicole, da gibt es immer noch jemanden, der alles weiß und vieles zum Guten wenden kann
Liebe Grüße

Elch
  #24  
Alt 20.08.2006, 11:02
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

lieber Günter

gersten Abend hatten wir ja den Besuch, es ging, wir habe viel über die Hochzeit gesprochen, was so schief gelaufen ist und was gut war. Die Stimmung war irgendwie komisch, angespannt und trotzdem nicht schlecht. Ich habe mich aber sehr zusammengerissen und mich nicht hängen lassen, ich habe mal wieder die Starke vorgespielt oder besser vorspielen müssen, da H. durch den Tod von K. im letzten Jahr nicht gut auf Brustkrebs zu sprechen ist, es ist halt schlimm wenn man erst sieht wie jemand qualvoll an Brustkrebs stirbt und dann erkrankt noch jemand der halb so alt ist wie man selber, da sieht man erst einmal alles schlechte. Ich habe heute nacht wieder ganz schlecht geschlafen, ich mache mir Sorgen was die anderen denken, wenn ich nicht mit zur Beerdigung komme, aber ich kann nicht. Ich bin nicht so stark. Unter meiner harten Schale steckt ein sehr weicher und sensibeler Kern. Ich hoffe, dass du es mir nicht übel nimmst, aber ich behalte dich und die anderen immer in Ehren, aber du kennst mich ja. Ich zünde täglich Kerzen an und in Gedanken bin ich dann immer bei denen die nicht mehr bei mir sind. Dich werde ich nie vergessen, du wirst immer ein Teil in meinem Herzen einnehmen. jetzt rollen gleich wieder die Tränen ich muss nur an dich denken und sie schießen mir aus den Augen, ich habe schon 4 Kontaktlinsen wegen den Tränen verloren, aber die kann ich neu kaufen, aber dich und die anderen kann ich nicht ersetzen, keiner kann dich ersetzen und auch die anderen sind durch niemanden zu ersetzen.

Ich wollte gestern das Buch weiter schreiben, aber ich konnte nicht, es war als hielte mich jemand davon ab, ich schlug die seiten auf und lass die letzten Einträge und dann klappte ich den Hefter wieder zu. Vielleicht muss ich noch warten, ich habe ja Zeit immerhin mache ich es nur für mich als Verarbeitung.

Ich kann nicht mehr, ich bin grad fix und fertig und meine Tiere rufen nach mir, meine Lotte scheint schwanger zu sein und der Braune ist notgeil und will selbst meine beiden Häsinnen besteigen aber er bekommt von ihnen immer die Hinterpfoten ab aber er lernt es ncht. Ich werde ihm aus dem großen Bauer raus nehmen müssen und dann muss er erst einmal allein in einen Käfig. Meinem Dicken geht es gut.

in liebe deine nicole
  #25  
Alt 20.08.2006, 15:13
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Ach Günter

ich habe nun auch beschlossen nicht zu Matthias Geburtstagsfeier und gleichzeitigen Einweihungsfeier der neuen Wohnung am 26.8. zu fahren. Ich werde ihnen aber ein kleiner Hefter fertig machen am Computer zu Einweihung und Geschenk, aber nach feiern ist mir nicht, mir ist 24 stunden am Tag nach heulen. Außerdem ist der 26.8. auch der Todestag. Am 26.8. boxt auch Arthur Abraham er muss seinen Titel verteidigen und du verpasst diesen Kampf. Alles am 26.8. es ist auch noch eine Feier von Steffen da hat ein Cousin Gebutstag und er würde sich freuen wenn ich mit komme und wenn ich nicht mehr könne würde er mich wieder heim fahren, es ist alles so schwierig, aber was ist wenn das ein Zeichen von euch und ich soll anfangen wieder nach vorne zu gucken.

Im Moment kann ich aber nicht und ich habe zum Glück noch ein paar Tage um zu überlegen was ich mache oder ob ich den Tag allein verbringen will. So verzweifelt wie ich jetzt grade bin so war ich schon lange nicht mehr. Meine Lunge macht mir arge Probleme, es kann sein das ich morgen nicht meine 3. Bestrahlung bekomme wenn die schmerzen beim tief luft holen von der Bestrahlung kommen und das Asthmaspray wirkt auch nicht so gut. Alles ist zum kotzen, mein Körper zeigt doch schon, das es nicht mehr geht. Will mein Körper auch as ich aufgebe und mich meinem Schicksal stelle oder warum gehts grad stark bergab??? Ich kann nicht mehr.

deine Nicole
  #26  
Alt 20.08.2006, 19:50
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nhkjk nhkjk ist offline
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Hallo Nicole, erstmal vielen Dank für Deine tröstenden Worte. Dann wollte ich Dir auch mal viel Kraft schicken .
Was Du schreibst und was Du erdulden mußt grenzt schon an die Unmöglichkeit, aber du bist doch auf der anderen Seite ein Mensch voller Emotionen und Gefühle. wie ich Dir schon geschrieben habe, gibst Du nicht auf und stellst Dich den Herausforderungen.
Du arbeitest, Du hast den Kampf gegen den Fuck-Krebs aufgenommen,
Du kümmerst Dich um andere und Du bist so präsent, dass Du einfach nur Erfolg haben mußt.
Tue Dir bitte einen Gefallen und gib nicht auf
Und hey es ist okay Schwäche zu zeigen, es ist okay, wenn Du Dich hinsetzt und weinst und brüllst und keinen Bock hast,
Zeige es den anderen in Deiner Umgebung. Zeige ihnen wie Du drauf bist, Du wirst sehen es kommt viel zurück.
Man muss nicht stark sein, man kann auch Schwäche zeigen.
Wer Dir nicht zuhören will ode nen dummen Spruch drauf hat, hey den lass sausen.
Du hast geschrieben, dass Du zwei gute Freunde hast, die werden Dich unterstützen und auch Deine Familie. Es ist auch nicht wichtig zu der Beerdigung zu gehen. Du ehrst Günther jeden Tag auf Deine Weise, dass ist mehr wert als der Gang zur Beerdigung.
Lass Dich drücken und viel Kraft.. Deine Nina
  #27  
Alt 21.08.2006, 16:14
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Tränen Tränen ist offline
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Hallo Günter

ich weiß einfach nicht was ich machen soll, alle aus der Familie möchten mich gern sehen bei der Einweihungs-und Geburtstagsparty meiner großen Schwester und meinem zukünften Schwagers und auch auf deiner Beerdigung und das obwohl sie nicht wissen das ich Krebs habe. Ahnen sie das etwas ist? Oder weil sie wissen was dieser Monat für mich bedeutet? Er bedeutet Unglück seit dem 24.8.03 an dem Tag andem mein herzallerliebster Schatz den Unfall hatten und er kämpfte noch 2 Tage und verlor doch und dann am Tage seiner Beerdigung am 13.9. die Fehlgeburt früh um 2.00 Uhr (zum Glück durfte ich den Kindskörper unseres gemeinsamen Sohnes ihm in den Arm legen in den Sarg und als die Beerdigung vorbei war am Nachmittag bin ich vollendst zusammengebrochen und von der Familie warst du derjenige der mich beschützte vor den Beschützerinstinkt der Familie du hieltest sie davon ab mich mit Liebe zu überhäufen und zu erdrücken). Dafür konnte ich dir nicht genug danken.

Ich war heute 4 Stunden arbeiten und war danach fix und fertig um 11 Uhr hatte ich meine 3. Bestrahlung und hätte im stehen einschlafen können, die halbe Stunde die ich danach noch arbeiten musste habe ich mich mir starken Schwarztee wach gehalten. Jetzt geht es mit der Müdigkeit, aber die Luft wird schlechter, ich mache mir richtig Sorgen mit dem neuen Notfallasthmaspray komme ich nicht klar, ich will nicht qualvoll ersticken. Der Bestrahlungsarzt wollte sich beim Pulmonologen erkundigen was noch für ein Spray helfen könnte, da mein ursprüngliches sehr empflindlich reagiert und es derzeit nicht hilft. Zeigt mir mein Körper das ich aufgeben darf? Auch wenn andere sagen das ich es nicht machen soll? Würden sie das auch sagen wenn sie mich so sehen könnten wie ich hier mit meinen 24 Jahren abhänge und zu nichts mehr zu gebrauchen bin? Warum denken überhaupt andere das ich stark bin? Ich fühle mich so schwach und kraftlos, so willenslos und mutlos, so verzweifelt und traurig

Goethe sagte/schrieb einmal:

Der Geist der Medizin ist leicht zu fassen
ihr durchstudiert die groß´und kleine Welt
um es am Ende gehn zu lassen
wie´s Gott gefällt.

Glaubst du denn nach allem noch an Gott lieber Günter? Du wurdest von Gott schon als kleines Kind gequält, hattest es nie leicht im Leben, doch warum quälte er dich dann auch noch mit Krebs mit anfangs starken Schmerzen und Luftnot und Gebrechen? Wenn Gott die Menschen doch liebt, warum bestraft er liebe Menschen wie dich? Wenn er mich quält kann ich das verschmerzen auf kurz oder lang, aber wenn ich hilflos mitangucken muss wie liebe Menschen gequält werden dann brichts mir das Herz. Zuversichtlich waren wir und doch musstest du gehen. Ich muss schluss machen sonst schwimmt die Tastatur da schon wieder tausende Tränen rollen.

deine traurige Nicole
  #28  
Alt 21.08.2006, 18:54
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Günter

ich war vorhin zu nah am Wasser gebaut, aber als wässriges Sternzeichen wie der Krebs weint man schon mal häftiger. Ich wollte dir noch danken für die 24 Jahre die du für mich und die 69 Jahre für unsere Familie da warst. Du hast mir in stundenlangen Gesprächen zugehört und wertvolle Tips gegeben, du hast mich in den Arm genommen wenn ich weinte. Weißt du noch als ich mit 10 Jahren auf meinem höchst eigenen Kirschbaum in Uropas Garten geklettert bin und dann von oben runterpurzelte, du warst da und hast mich getröstet und mich geschnappt und ins Auto verfrachtet und dann mit Vollgas ins Krankenhaus und du warst der erste der meinen Gibs bemalte erst meinen rechten Arm und dann den linken Arm, rechts schriebst du "Tolpatsch" und auf den linken "maltest du mir einen Kirschbaum und darunter lagen einzelne Kirschen. Es kommt mir vor als wäre es gestern gewesen. Du weißt ja das ich die nie weggeschmissen habe. Mir fallen im Moment sehr viele Szenen ein die wir gemeinsam erlebten. Auf den kommenden Gartenfesten wirst du fehlen, du fehlst uns allen. Du warst immer bedingungslos für die Familie da, daran merke ich das ich zur Familie gehöre, ich denke ich habe sehr viel von dir wie zum Beispiel das du immer erst an andere und deren Wohl gedacht hast und erst dann du an der Reihe warst. Wie oft hast du mir gesagt ich soll mich um mich selber kümmern insbesondere in den letzten Jahren, aber für mich zählt immer erst das Wohl der Familie und der Freunde. Im Moment denke ich, das es Steffen vielleicht zu viel ist mit meiner Brustkrebserkrankung und das es mir derzeit mehr als schlecht geht, so das ich mich nicht traue ihm meine Schwäche zu zeigen immerhin hat er letztes Jahr seine Frau durch Brustkrebs verloren. Ach Günter was würde ich jetzt geben für einen Rat von dir??? Alles!!! Du fehlst mir so unendlich, shit jetzt rollen gleich wieder die Tränen.

deine Heulsuse
  #29  
Alt 22.08.2006, 17:05
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Lieber Günter

Mir geht so viel durch den Kopf, alles Sätze wie: Ich will nicht mehr kämpfen müssen, ich will nicht mehr weinen müssen, ich will nicht mehr traurig sein müssen, ich will nicht mehr meine geliebten verstorbenen Menschen missen müssen, ich will nicht mehr die Krebstherapie machen müssen, ich nicht nicht mehr krank sein, ich will nicht mehr nicht so unbelastbar sein können, ich möchte nicht mehr nach 4 bis 6 Stunden Arbeit ausgepowert sein als hätte ich 12 Stunden gearbeitet, ich will nicht mehr ... ich will nicht mehr ... ich will nicht mehr ...

Ich lese derzeit all die Briefe die ich von Miro und Dirk bekommen habe. In fast allen Briefen steht, das sie mich lieben und das ich ihre beste Freundin bin, in allen Briefen steht, das ich mir um sie keine Sorgen machen muß und nun sind beide tot. Ich weine, wenn ich nur an die Briefe denke. All die Telefongespräche gehen mir durch den Kopf. Ich mache mir so meine Gedanken wie viel wertvolle Zeit eigentlich vergangen ist, in der wir traurig waren in der wir uns gegenseitig Sorgen gemacht haben in den letzten 3 Jahren, viel viele Tränen wir gemeinsam vergossen haben, aber auch wie viele schöne Jahre (seit ich 7 bin und bis vor 3 Jahren) wir kummerlos hatten in der wir die glücklichsten Menschen waren wo wir uns vor lachen und Spaß manchmal fast in die Hose gemacht haben. Wir haben so viel gemeinsam gemacht, wenn ich da an das schwimmen mit Delfinen denke vor 4 Jahren wo die Welt noch in Ordnung war. Wir haben jahrelang Sommer für Sommer die Seen unsicher gemacht mir unseren Kajaks und unseren eigenen Schwimmmeisterschaften wo es nie einen Verlieren gab weil wir meist händchenhaltend ins Ziel am anderen Ufer ankamen, wir waren Freunde fürs Leben, doch nun bin ich allein, all meine Freunde die ich mit 7 kennenlernte und lieben lernte sind im anderen Reich, was mir geblieben sind, das sind neue Freunde die noch keine große Vergangenheit mit mir haben. Wir können noch nicht sagen "weißt du noch vor ein paar Jahren" vor allem haben die mich nicht so kennengelernt wie ich einmal war, lachend, Spaß am Leben habend, aufgeschlossen, mutig, gesund und kraftvoll, nein sie haben mich kennengelert wie ich weinend bin wie ich kraftlos bin und wie ich verzweifelt bin, aber trotzdem bin ich ihnen so wichtig, das sie nicht wollen das ich sterbe oder aufgebe. Sie haben mich noch nie echt lachen hören, das Lachen bei dem ich kaum Luft bekomme und Bauchschmerzen bekam. Mein Lache ist weg, ich habe es verloren, meine Mundwinkel sind eingefallen, meine Haut Leichenblass und meine Augenringe bis zu den Mundwinkeln.

Lieber Günter, ich bräuchte dich jetzt, du würdest mir jetzt in den Arsch treten und sagen, es bringt nichts sich hängen zu lassen, du würdest mit Gefühl auf mich trotzdem eingehen, du würdest mich in den Arm nehmen und mir Mut machen. Wenn ich dich immer sah, da dachte ich immer "man bist du ein starker Mann und ich hänge ab, dabei hatte ich doch eine wunderschöne Vergangenheit" du bist mit uns Kindern immer so lieb umgegangen und warst immer für uns da, du hast deine Frau zur glücklichsten auf der Welt gemacht, du hast eine wundervolle Tochter erzogen und dein ganzer Stolz waren deine Enkelkinder. Du hast durch deinen Tod eine verdammt große Lücke hinterlassen die niemand schliesen kann. Dein Papa ist noch mehr verzweifelt wie ich, ich habe Angst das er deinen Tod nicht verkraftet. Deine Beerdigung steht nun im Raum am Montag werden deine sterblichen Überreste in die Erde eingelassen, aber ich bringe auch nicht die Kraft auf zudem muss ich Ende der Woche ins Krankenhaus, ich werde am Freitag um 9.30 operiert, dann wird endlich die tickende Zeitbombe von Metastase rausgeholt, wie es dann mit der Chemo aussieht weiß ich noch nicht. Selbst wenn ich es seelisch schafffen würde zu deiner Beerdigung zu kommen so werde ich körperlich nicht in der Lage sein. Ich weiß das du denkst das es fahrlässig ist, wenn ich mich auch gleich wieder auf eigene Verantwortung entlassen werde, aber du kennst meine Krankenhausphobie und wenn du auf mich aufpasst dann kann mir nichts passieren, am 14.7. habe ich mich ja auch noch am Tag der OP nach 6 Stunden entlassen, ich schlafe die Narkose soweit aus, das ich es heim schaffe und falle dort dann gleich ins Bett. Du musst dir keine Sorgen machen immerhin brauche ich nur meinen Chef anrufen und er kommt und der Notarzt ist in 2 Minuten da, da die Rettungsstelle ein Katzensprung von meinem Zuhause entfernt ist.

Mir schwirrt auch der Gedanke oder besser gesagt die Frage im Kopf herum, was Krebs eigentlich für ein Sinn hat? Die fachliche Begründnung was Krebs ist das weiß ich, aber welchen tieferen Sinn hat er? Warum bekommen so viele Menschen Krebs und warum trifft es auch immer mehr junge Menschen? Liegt es an der Umwelt, oder woran? Ich finde keine Antwort. Und welchen Sinn hat der Tod? Den Sinn die hinterbliebenen zu quälen? Ab einem gewissen Alter ist der Tod normal und den Menschen auch gegönnt, aber welchen Sinn hat der Tod eines 2-jährigen Kindes? Oder einer glücklichen Familie? Oder von 30-jährigen? Der Tod ist ... ich kann nicht mehr

deine Heulsuse
  #30  
Alt 22.08.2006, 21:40
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Standard AW: In Gedenken an dich Günter

Günterlein

ich habe mich beruhigt ist halt im Moment alles zu viel. Entschuldige falls du dir Sorgen machst wenn du die Zeilen siehst. Keine Angst auch wenn ich sehr drepressiv schreibe und noch viel depressiver drauf bin so bin ich nicht suizidgefährdet auch wenn der Tod mir gerade gnädig erschiene. Ich bin halt kraftlos und ausgepowert, aber du hast immer gesagt solange Hoffnung besteht dann ist noch nichts verloren und Glaube versetzt Berge doch aus deinem Mund hörte es sich besser an. Ich vermisse deine Ratschläge

deinen Nicole
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