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  #1  
Alt 11.10.2012, 16:07
Königskind Königskind ist offline
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Registriert seit: 11.11.2010
Beiträge: 2
Standard Ich muss es los werden!!!

Hallo!
Mein Name ist Svenja, ich bin 26 Jahre alt, verheiratet und Mutter einer einjährigen, wundervollen Tochter.
Vor 17 Monaten verstarb meine Mama nach 7 Monaten Krankheit.
2007 entdeckte man Brustkrebs bei ihr. Ein ziemlich aggressiver, jedoch im „Anfangsstadium“. Dann das ganze Drum und Dran...Chemo, Bestrahlung usw...
2010... 3 Jahre später kam er dann zurück!!! Ich umschreibe diese Krankheit gern wie einen Löwenzahn. Wenn es dazu kommt, dass er zur Pusteblume wird, fliegen die kleinen Schirmchen durch den Körper, setzen sich irgendwo ab und warten darauf, zu einer eigenen kleinen Pflanze heran zu wachsen.
Sie setzten sich in Leber, Knochen (Wirbelsäule) und Gehirn!!!
Ich glaube, ich muss nicht schreiben, was das bedeutete! Es war die Hölle!
Als ich davon erfuhr, beendete ich noch mein Staatsexamen (Kinderkrankenschwester), ich heiratete meinen geliebten Mann und wir entschieden uns dazu, 1 Jahr eher als „geplant“ ein Kind zu bekommen, damit es meine Mama noch erfährt!
Sie bekam Cortison, sah schnell aus wie ein Ballon, Hand Fuss- Syndrom von der Tablettenchemo, Wesensveränderungen unter der Strahlentherapie...Die ganze Palette!
Am Tag meiner Hochzeit (4.12.2010) führte sie mich durch die Kirche, nahm alle Kraft zusammen, stieg aus ihrem Rollstuhl auf und tat es einfach!
Ich bereue nichts!
Nach meinem Examen entschied ich mich, sie zu pflegen. In die Arbeitslosigkeit zu gehen... 220,-EURO Arbeitslosengeld bekam ich!!! 7 mon. Dann war sie tot!
Ich bin ein Realist, male mir keine unrealistischen bunten Blümchenbilder in meinem Kopf!
Ich bin ein sarkastischer Mensch, habe mir im Laufe meines Lebens einen gewissen schwarzen Humor zu eigen gemacht!

Meine Tochter kam im Oktober 2011.
Sie ist mein Leben!
Jetzt ist sie 1 Jahr alt und in meinem Kopf beginnt dieser Drang, mich mitzuteilen! Ich will manchmal laut schreien, so laut, dass jeder mich hört!
Ich habe keine Familie mehr. Bis auf die Mama meiner Mama. Die ist mir auch nicht wirklich eine große Stütze.
Mein Mann verlor vor 12 Jahren beide Elternteile an Krebs!
Ich klinge jetzt etwas konfus, aber da sind soo viele Ding ein meinem Kopf, ich weiss einfach nicht, wo ich anfangen soll!!!
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  #2  
Alt 13.10.2012, 02:53
Lolaphe Lolaphe ist offline
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Registriert seit: 13.10.2012
Beiträge: 2
Standard AW: Ich muss es los werden!!!

Hallo Svenja,

ja, stimmt, was du schreibst klingt konfus.Aber ich kann das ganz gut verstehen,weil ich mich gerade auch absolut durch den Wind fühle.Und man weiss trotzdem irgendwie was du sagen willst.
Ich bin auch 26 und habe auch gerade einen der stärksten Menschen verloren den die Welt je gesehen hat.Was du über deine Mutter schreibst, wie sie dich in der Kirche begleitet hat, erinnert mich auch schwer an die Tapferkeit meiner Tante.Tante klingt so unverbindlich,aber sie war der zweitwichtigste Mensch nach meiner Mum, den es für mich gab.
Ich weiss nicht wie es für dich ist,aber für mich ist es das erste Mal, dass ich mich von jemandem verabschieden muss.Und momentan ist es echt die Hölle,auch wenn ich den ganzen Alltagskram blabla hinkriege und nach Aussen hin wahrscheinlich noch nicht mal traurig wirke.
Das Einzige was mir im Moment immer wieder hilft (und fast nur deshalb habe ich mich hier angemeldet-um es zu teilen) ist ein Gedanke von Rainer Maria Rilke.Das klingt bekloppt, liegt aber daran, dass sie selbst es - kurz vor ihrem Tod- im Internet gepostet hatte.-Bestimmt nicht ohne Grund.
Dazu muss ich sagen,dass sie sehr plötzlich erkrankte,in relativ jungen Jahren gestorben ist und bis zum Schluss den Kampf nicht aufgegeben hat.Von uns allen geliebt und von vielen,auch von mir, bis zum Ende begleitet hat diese starke Frau noch in den letzten Momenten mit uns (unter Schmerzen und mit getrübtem Bewusstsein) gequatscht und gescherzt...Ihre Lebensfreude (ihr Sarkasmus auch ;-)) und ihre Weisheit ist das was ich am schlimmsten vermisse.Da wird einfach immer eine riesige Lücke sein!
Ohne Ende tut das weh und ich weiss auch nicht,wann es aufhören wird,verrückt zu sein.Aber vielleicht müssen wir jetzt einfach mal Geduld haben.

"Habe Geduld gegen alles Ungelöste in deinem Herzen und versuche, die Fragen selbst lieb zuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forsche jetzt nicht nach Antworten, die dir nicht gegeben werden können, weil du sie nicht leben kannst und es handelt sich darum alles zu leben. Lebe jetzt die Fragen - vielleicht lebst du dann allmählich ohne es zu merken in die Antwort hinein."

Rainer Maria Rilke


Ich wünsch dir das Beste
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