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  #1  
Alt 25.07.2018, 21:36
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 560
Standard AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen

Hallo,
zur Zeit ist hier nicht viel los. Das liegt vielleicht an der Hitze. Die Trauer wird vielleicht nicht weniger durch Hitze, aber die Gedanken werden träger.
Vielleicht sind auch alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Es tut mir sehr leid, dass es deinen Patenonkel getroffen hat. Das zieht alle in Mitleidenschaft. Es ist so grausam, dass man kaum atmen kann. Und dann kommt diese Leere. Und sie geht nicht freiwillig.
Du bist noch in der Akutphase. Lass dir Zeit. Vor euch liegt noch die Beerdigung und der Familie die Rennerei zu den Behörden. Da ist noch gar keine Zeit für Leere.

Ich hoffe, dein Onkel musste nicht allzusehr leiden. Gegen ein Glioblastom kann man leider immer noch nicht viel ausrichten, auch wenn man viel versucht.
Wenn ihr noch Zeit miteinander verbringen konntet, hast du vielleicht noch Erinnerungen, die du nun wach halten kannst.
Ich wünsche dir viel Kraft.
__________________
Meine Ma
17.9.1957-19.2.2017, 59 Jahre, Lungenkrebs mit Hirnmetastasen
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  #2  
Alt 26.07.2018, 16:06
Benutzerbild von Hertzhaus
Hertzhaus Hertzhaus ist offline
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Beiträge: 65
Standard AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen

Hallo,

ich kann sehr genau verstehen, was du beschreibst. Vor einigen Jahren habe ich Vergleichbares erlebt. Mein Schwager wurde von derselben Krankheit heimgesucht. Gerade war er aus einem harten, arbeitsreichen Berufsleben ausgeschieden und plante seinen Ruhestand, da hieß es "Diagnose: Glioblastom. Überlebensprognose: ohne Behandlung ca. 8 Wochen; mit OP und Bestrahlung etwa 10 Monate". Wir waren fassungslos. Wollten es nicht glauben. Wir haben geweint und gebetet, gefleht und gehofft, die Ärzte mögen sich täuschen. Wir haben Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um ihm zu helfen. Es hat nichts genützt. Nach zwei OPs und Bestrahlungen, sündhaft teuren, privat bezahlten Behandlungen zur Stärkung seines Immunsystems starb er qualvoll 10 Monate nach der Erstdiagnose....... An der Aussichtslosigkeit auf Heilung von dieser Krankheit scheint sich nichts geändert zu haben..... Das tut mir sehr leid.

Mir erging es vermutlich wie dir. Ich fiel in ein abgrundtiefes Loch der Verzweiflung, Trauer und Leere. Es hat lange gedauert, bis ich wieder auf die Beine kam. Heute - 13 Jahre später - habe ich Abstand zu dem Ereignis bekommen, aber es hat tiefe Narben hinterlassen. Als ich deinen Beitrag las, fühlte ich mich sofort mittendrin in dem damaligen Chaos der Gefühle.

Du wirst irgendwann deine Trauer überwinden, aber es wird dauern nach solchem Erlebnis. Wenn du kannst, lass deine Tränen laufen, schreie deine Wut laut heraus, balle deine Hände zu Fäusten und schlage sie in Kissen..... damit du nicht an der Verzweiflung zerbrichst. Ich wünsche dir viel Kraft und Menschen um dich, die dir helfen, die Last zu tragen.

Alles Gute,
Hertzhaus
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  #3  
Alt 27.07.2018, 11:48
blindthoughts blindthoughts ist offline
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Standard AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen

Danke für Eure lieben Antworten.

Wir hatten 16 Monate Zeit, die wir intensiv genutzt haben. Ich habe viele Gelgenheiten genutzt um ihn und uns eine schöne Zeit zu machen. Trotzdem waren es 16 Monate voller Angst. Alle 6 Wochen musste er zum MRT.. und die Angst, dass ein Rezidiv auftreten könnte, war der ständige Begleiter.

Meine Familie und ich haben alles zum Thema Glioblastom gelesen, Betroffene, besonders Langzeitüberlebende kontaktiert, Spezialisten kontaktiert, wir haben alles versucht. Aber diese Krankheit ist so grausam und von heute auf morgen war mein Onkel halbseitig gelähmt, sprach nicht mehr etc. Die letzten vier Wochen lag er nur noch Zuhause im Bett und schlief unter einer Höchstdosis Morphium. Einen Abschied gab es somit nicht mehr wirklich. Ich saß an seinem Bett, hielt seine Hand und streichelte seine Haut.. ich wollte einfach da sein. Aber reden konnten wir nicht mehr, er konnte mich nichtmal mehr ansehen.

Diese Krankheit ist, wie ihr ebenfalls schon geschrieben habt, so grausam, so unberrechenbar und so aussichtslos. Trotzdem möchte ich es irgendwie schaffen, die schöne Zeit mit ihm in den Fokus zu stellen und mich an den Erinnerungen erfreuen statt an diesem riesigen Verlust kaputt zu gehen.

Aber es ist so schwer, nicht nur mein Leid, was mich täglich weinend zusammenbrechen lässt. Besonders das meiner Mutter (seiner Schwester) und seinen Eltern (meinem Opa und meiner Oma). Sie leiden zu sehen tut unendlich weh.

Meine Freunde können schlecht damit umgehen.. es ist ja „nur“ der Onkel.. und man hätte ja so lange gewusst, das er krank sei.. sie verstehen es nicht ..

Deswegen bin ich hier und freue mich umso mehr über Eure Antworten!

Geändert von blindthoughts (27.07.2018 um 11:51 Uhr)
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  #4  
Alt 27.07.2018, 14:49
Benutzerbild von Hertzhaus
Hertzhaus Hertzhaus ist offline
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Beiträge: 65
Standard AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen

Hallo blindthoughts,

und wieder habe ich ein Déjà-vu Erlebnis. Unglaublich, wie sich alles wiederholen kann...

Wie du, haben wir alles gelesen, recherchiert und probiert, was uns möglich war. Die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen immer zuletzt, zumal mein Schwager uns bis dahin kernig gesund zu sein schien, sportlich aktiv und athletisch war. Angesichts des rasanten Verfalls, der epileptischen Anfälle und neurologischen Ausfälle bei meinem Schwager wurden wir jedoch hilfloser und verzweifelten zunehmend. Die Zeit raste davon und ran wie Sand durch unsere Hände... der Tod war nicht aufzuhalten, aber WIR WOLLTEN IHN NICHT ZULASSEN!!! Das war bis dahin eine der schlimmsten Erfahrungen meines Lebens. Wie bei dir reagierten Freunde und Kollegen nach seinem Tod auf meine tiefe Trauer mit geringem Verständnis. " Mein Gott, es war doch NUR der Schwager"... Sowas kann nur sagen, wer niemals einen gesunden Menschen in kürzester Zeit an eine so grausame Krankheit verloren geben musste. Ich habe natürlich auch wegen meiner verzweifelten Zwillingsschwester, seiner Ehefrau, so gelitten.

Ganz wichtig scheint mir zu sein, was du anstrebst, nämlich für euch die gute Zeit, die ihr der Krankheit abtrotzen konntet, in positiver Erinnerung zu behalten. Es klingt profan, aber nur wer erleben musste, was wir erlebt haben, weiß den Wert einzelner schöner Momente am Lebensende wirklich zu schätzen. Und das gibt uns Trost. Mir bis heute.

Viele Grüße,
Hertzhaus

Geändert von Hertzhaus (27.07.2018 um 15:09 Uhr)
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  #5  
Alt 02.08.2018, 07:28
blindthoughts blindthoughts ist offline
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Beiträge: 13
Standard AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen

Hallo,

ein einhalb Wochen ohne meinen Onkel liegen hinter mir. Gestern war die Beerdigung. Es war alles so traurig: ihn zu Grabe zu tragen, die Rede, die Beileidswünsche, das war alles so unwirklich. Das passt doch gar nicht zusammen. Der Tod und mein über alles geliebter Onkel.. das passt doch nicht..
Gestern fühlte ich mich den ganzen Tag nur leer, wie ausgehöhlt und der Schmerz meiner Familie hallt doppelt und dreifach in mir nach..
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  #6  
Alt 02.08.2018, 08:01
Clea Clea ist offline
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Beiträge: 560
Standard AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen

Diese Leere hatte, habe ich auch. Sie schafft es bis heute, anderthalb Jahre später, den schönen Sonnenschein, der hier herrscht, zu verdunkeln.
Ich habe gelernt, mit ihr klar zu kommen. Irgendwie.
Nach der Beerdigung war es besonders schlimm. Die Termine um alles zu regeln sind erstmal vorbei. Dieses Loch aus Nichtstun ist riesengroß.
__________________
Meine Ma
17.9.1957-19.2.2017, 59 Jahre, Lungenkrebs mit Hirnmetastasen
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  #7  
Alt 15.08.2018, 19:34
blindthoughts blindthoughts ist offline
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Beiträge: 13
Standard AW: Du wirst mir an jedem Tag den ich lebe, fehlen

Dein Tod ist nun drei Wochen her, deine Beerdigung zwei Wochen.

In der letzten Woche war ich im Urlaub, er war schon so lange geplant und ich wollte raus..

Aber du hast mich begleitet. Bei jedem Sonnenuntergang habe ich weinen müssen. In diesen Momenten habe ich mich dir so nah gefühlt. Das Meer war immer etwas, was uns verbunden hat, und ich war so traurig, dir dieses Mal keine Bilder schicken zu können. Ich kann gar nichts mehr mit dir teilen, obwohl ich so oft möchte..

Du fehlst uns so sehr. Es ist so ungerecht.

Ich hoffe ich finde bald einen Weg, nur noch freudig an dich zurückzudenken, ohne jedes Mal weinend zusammenzubrechen..
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