Wutphase

[Luisa.Hope]

Hallo an alle !

Ich habe eine Frage, könnte bitte jemandwas dazu schreiben ?
Seit ihr manchesmal auch wütend weil alles "so" gekommen ist. Ich bin heute zum ersten Mal wütend weil alles so gekommen ist. Muß dazu sagen das ich ansonsten kein Mensch bin der schnell wütend oder agressiv wird. Ich bin nicht agressiv, eher so eine komische Wut.
In welcher Trauerphase bin ich nun ?
In den letzten Wochen und Monaten war ich eher traurig, von Wut keine Spur.
LG luisa

[cicabohna]

Hallo du

Das kenne ich auch...ich weiss nicht auswendig welche Phase das ist aber es wird dich einen Schritt weiter bringen. Ich hatte zu Anfang schlimmes Mitleid mit ihm und Sorge um ihn, dann kam irgendwann die Wut und jetzt vermisse ich ihn einfach nur noch mega...
Bei uns sind es noch nichtmal 4 Monate und manches geht bei mir im Zeitraffer. So richtig scheisse gehts mir zum Glück nur an einzelnen Tagen. Meist dann wenn ich zb am Abend was vor hab...
es geht vorbei. Fahr in den Wald, schrei dich aus, flenne was das Zeug hält. Ich hab mein Auto zusammengeschrien :-)
lg

[simi1]

Hallo Luisa,

mit einer konkreten Phasenangabe kann ich dir leider auch nicht helfen. Bei mir kommen immer wieder Wutepisoden vor. Das war bereits während der Krankheit so und ist auch jetzt regelmäßig der Fall. Ich versuche mich dann zurückzuziehen, um meine Wut ungestört herausschreien und - weinen zu können. Danach fühle ich mich sehr erschöpft, aber insgesamt dennoch besser. Manches muss einfach raus, habe ich den Eindruck.

Viel Kraft und liebe Grüße
Simi

[cicabohna]

http://www.sprechzimmer.ch/sprechzim...waeltigung.php

Da kannst du nachlesen...aber bei mir geht das auch drunter und drüber. Auch das Verhandeln und zurückwünschen habe ich ständig wieder. Ich denke schlimm ist es nur wenn du immer komisch drauf wärst. Also gar keine guten Tage hast. Das andere kommt doch immerwieder. Mit der Zeit wird der Abstand vielleicht grösser. Aber wenn's mal wieder schwieriger wird, dann wird es sicher wieder mehr. Lass es raus. Nicht unterdrücken. Dann scheint auch zwischendurch wiedermal die Sonne

[hm maria]

ja das kenne ich nur zu gut, dann ist man wütend auf alles, war auch sehr wütend auf den opa von meinem mann der war 91 jahre schon alt, und hat nur gemeckert er will nicht mehr leben war aber weiter noch vollkommen gesund, nur ein bisschen gebrechlich wegen dem alter.
dann denkt man nur warum mein vater lass denn man doch gehen, aber das war ein gemeiner mann, hat man mir gesgat,
bin auch oft böse auf meine schwiegereltern denn die wollen die enkel für sich alleine haben und jetzt geht das natürlcih ein opa ist schon weg, und die sind auch noch 10 jahre älter als mein vater war. wir werden es alle nie verstehen warum menschen so früh sterben müssen, die einen schon als kind die anderen mit 30 die anderen mit 59 und soweiter, es ist einfach nicht ehrlich weil jeder mensch doch verdient ein schönes leben führen zu können und alt zu werden mit seinen liebsten. ich gehe davon aus das ich irgendwann wieder mit ihm vereint bin. man darf böse sein, denn wir sind am trauern und die wut darüber das wir sie nciht mehr sehen sprechen und umarmen können.
lg maria

[Luisa.Hope]

Hallo !

Danke für eure Antworten.
Cica, meine Mutter ist 1 Tag vor Deinem Mann gestorben.
Manche Tage sind bei mir besser. Wie bei den meisten wechselt das auch beimir,mir geht recht lebbar immer ein paar Tage, irgendwie kommt dann was und ruck zuckbinich an einem Hammer Tag anbelangt.
Aber eine komische Wut wie heute hatte ich noch nie, vielleicht liegt es auch etwas daran das es kalt und ungemütlich draußen ist, und ich habe mich dermaßen eh über eine entfernte Bekannte geärgert gestern. Kam alles zusammen.

Ich lese hier ja immer fleissig mit, Cica, Simi, Maria, ich kenne eure Geschichte. Es tut mir leid das ihr das auch erleben müßt.

Ich habe eine real mütterliche Freundin, mit der ich oft über Trauer rede, sie hat ihren einzigen Sohn vor 30 Jahren bei einem Motorradunfall verloren. Sie sagte mir schon oft das das mit der Zeit nicht mehr sooo klar im Kopf ist und man schon einiges an Abstand gewinnt.

Grüße an alle

[Kroko2012]

Hallo Luisa,

ich kann mich meinen "Vorrednerinnen" anschließen. Diese Wutphasen halte ich für normal und irgendwo auch wichtig, solange sie Dich nicht voll beschäftigen. Wahrscheinlich kannst Du gar nicht so genau sagen, auf wen oder was Du wütend bist. Dass Du Dich über Deine Bekannte geärgert hast, kann gut sein und das ist manchmal so ein Auslöser.

Heute genau vor 17 Wochen ist mein Freund gestorben, jetzt, um diese Stunde. Jeden Sonntag gehe ich anders damit um. Manchmal weine ich viel, manchmal bin ich wie abgestumpft, manchmal wütend. Auch die Phasen, im Auto einfach zu schreien kenne ich gut.
Auch ich war schon während der Krankheitsphasen manchmal wütend, aber das entsprach eher der totalen Hilflosigkeit und Überforderung. Bisher hatte ich es noch nicht erwähnt, aber mein Freund hatte im Februar eine Hirnblutung, aufgrund derer er sein Kurzzeitgedächtnis teilweise verloren hatte. Nach der Reha ging es ihm etwas besser. Niemand hat während des Krankenhausaufenthaltes und während der Reha bemerkt, dass er bereits schwer krebskrank war. Kannst Du Dir vorstellen wie wütend ich war?
Auf das Krankenhaus, in dem er auf der Stroke Unit lag, auf die erste Reha-Klinik, auf die zweite Reha-Klinik, auf den Hausarzt. Dieser hat erst auf meinen schon bösartig vorgetragenen Wunsch, eine Untersuchung der Lunge vorzunehmen, ein MRT veranlasst. Danach ging es dann schnell bis zur Diagnose Speiseröhrenkrebs mit Fistel in die Bronchien, unheilbar.

Aufgrund der Hirnblutung war es ihm nicht möglich, Termine zu vereinbaren, zu koordinieren, die Medikamente vorschriftsmäßig einzunehmen und die notwendigen Inhalationen (2 Stents in den Bronchien, 1 Stent in der Speiseröhre) vorzunehmen. Um alles habe ich mich gekümmert, jeden Termin wahrgenommen, alles gemanagt. Ich muss sagen, das habe ich gern getan und ich hätte auch gar nichts anderes tun können. Ich habe ihn geliebt. Ich habe Zweitmeinungen eingeholt, andere Ärzte konsultiert, bekannte Ärzte befragt und die Unterlagen versandt. Sogar einen Fernheiler habe ich bemüht und ihm Natron gegeben. (Siehe dazu Berichte im Internet). Immer bleibt aber das Gefühl, nicht richtig gehandelt, etwas vergessen zu haben, nicht ausreichend gehandelt zu haben. Und dann kommt die Wut. Zunächst auf mich. Dann auf seinen Freund, der sich lautstark anbot, mir zu helfen, und dann nur seine Freizeitvergnügungen im Sinn hatte, obwohl er nicht mehr arbeitet und demzufolge Zeit gehabt hätte. Ich habe 2 Jobs, bin 6 Wochen lang jeden Tag mit ihm zur Bestrahlung gefahren, weil ich ihm das mit einem Fahrdienst nicht zumuten wollte (orientierungslos wegen der Hirnblutung). Habe seinen Haushalt und alles andere gemacht (wir haben nicht zusammen gewohnt) und jeden Arzttermin mit ihm wahrgenommen. Ich bin wütend auf die Schwester, die sagte: Mensch, der hat ja Flöhe und Läuse auf einmal. Auf die andere Schwester, die meinte: Hat der etwa schon Hirnmetastasen? Und so weiter und so fort. Dann bin ich wütend darauf, dass er schon mit 48 Jahren sterben musste. Die Hirnblutung hätte doch auch "gereicht", warum noch Krebs dazu?
So wie mir geht es Dir sicher auch. Du wirst Erlebnisse und Gedanken haben, die Dir das Recht geben, wütend zu sein. Und ich glaube, man darf auch mal mit seinem Schicksal hadern, auch wenn man weiß, dass es viele Menschen gibt, denen aus auch schlecht, oder sogar noch schlechter geht.
Du hast mich gefragt, ob ich schlafen kann. Na in den ersten Wochen eigentlich gar nicht. Ich bin schnell eingeschlafen und nach 2 Stunden aufgewacht. Dann habe ich gegrübelt, mir Vorwürfe gemacht, sein gequältes Gesicht gesehen. Der arme Mann wusste ja manchmal gar nicht, worüber ich mit den Ärzten gesprochen habe und was mit ihm geschieht. Er war der Sache völlig ausgeliefert. Ich habe zur Überbrückung Schlaftabletten genommen. Jetzt geht es schon ohne. Und wenn ich aufwache, lese ich oder surfe im Internet, bis ich wieder müde werde.
Du fragst auch, ob ich jemanden zum reden hätte. Ich muss sagen, eine Kollegin ist wirklich für mich da. Ich habe relativ viele Bekannte, aber verstehen kann mich, glaube ich nur jemand, der Ähnliches durchgemacht hat. So wie Du und die anderen hier. Meine Leute sind grob gesagt der Meinung, nun sei es ja fast 4 Monate her und müsste mal langsam gut sein.
Liebe Luisa, setz Dich also bitte nicht selbst unter Druck, nur weil Du mal wütend bist. Ich glaube einfach, das darfst Du. Lass es raus.

Liebe Grüße
Kroko

[Kolibri62]

Ja, Louisa, Wut, unendliche Traurigkeit, gnadenlose Leere.....und dann wieder eine Ruhe und Glücklichsein, dass er nicht leiden musste!
Ich bin noch ganz am Anfang!

[Luisa.Hope]

Hallo Kroko !

Du hast das sehr gut geschrieben. Ich kann mich in vielem wiederfinden.
Meine Wut ist nun vorbei.
wohnst Du alleine !
Wenn Du Morgends aufwachst hast Du auch das Gefühl. Alles sch....
Bei mir dauert das immer so ca. 10 Minuten bis es wieder besser geht.
Dein Freund ist genau 1 Woche vor meiner Mutter gestorben.
Mir hilft das sehr hier im Forum. Gott sei Dank gibt es Internet. Früher kannten wir Internet ja nicht, es ist eine gute Erfindung. Ich wohne ja mitten auf dem Land, gibt hier in der Nähe keine real Trauergruppe.

LG

[Luisa.Hope]

Hallo!

Mich würde mal interessen wie ihr euch 4 Monate nach dem Tod eures Angehörigen gefühlt habt ?
Heute geht es wieder besser. Mir geht es paar Tage ja bissle besser, dann "kommt" es mal wiede hoch für ein Tag.

Viele Grüße an alle

[cicabohna]

Also bei mir jetzt nach 4 Monaten... es geht mir gut. Besser als ich es je gedacht hätte. Zwischendurch weine ich wieder einmal. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Aber im Grossen und Ganzen gehts mir gut. Ich versuche unser Leben zu ordnen. Einen neuen Weg einzuschlagen. Umgezogen sind wir ja sehr schnell zum Glück. Papierkram ist auch langsam durch und heute habe ich das erste Mal Post bekommen die michwieder ein Stück weiterbringt. Unsere Finanzlage ist endlich geklärt (nachdem ich wegen falscher Berechnungen noch Einspruch einlegen musste)...jetzt kann ich mich endlich um eine Weiterbildung/Umschulung kümmern. Ich muss mein Leben neu planen ohne ihn. Aber mit jedem noch so kleinen Erfolg gehts mir besser. Ich muss hierbleiben. Also mache ich das Beste daraus bis ich zu ihm darf. Das Leben ist auch so noch schön. Auch wenn immer etwas fehlen wird.
lg Cica

[shahan]

Liebe Kolibri62

Ein paar kurze Zeilen, die deinen unendlichen Schmerz beinhalten.
Mein tiefes Mitgefühl für den Verlust deines Partners.
Mein Schatz ist am 5. Dez 13 für immer zu den Engeln gegangen, es ist immer noch nicht fassbar, obwohl, das Rad des Lebens dreht sich weiter, für dich/mich/und viele mehr einfach ein bisschen leerer und einsamer.

L.G. Gisella

[Rachel]

mein mann ist am 27.7.13 verstorben, also vor fast 6 monaten und es geht mir nicht gut. ich bin in ein tiefes schwarzes loch gefallen und versuche jetzt da wieder raus zu kommen. Hilfe und Unterstützung habe ich alles was es nur gibt - medikamente, therapie, gespräche, freunde usw. .......................... aber es ist noch ein weiter weg nach oben.

lg gitti