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  #1  
Alt 08.04.2010, 21:34
Julita Julita ist offline
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Standard Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Mama,

die letzten Tage war ich sehr traurig, da das Frühlingswetter mich die ganze Zeit daran erinnert hat, dass vor einem Jahr um diese Zeit noch alles in bester Ordnung war. Unser Leben war ganz normal und wir waren glücklich. Erst Ende Mai haben wir erfahren, dass Du wieder Krebs hast. Aber im April ahnten wir noch nichts davon. Nie hätte ich gedacht, dass ich Dich nur ein Jahr später auf dem Friedhof besuchen muss und dass ich meinen 30. Geburtstag ohne Dich "feiern" werde. Bis zum Schluss habe ich daran geglaubt, dass alles gut wird und dass Du wieder gesund wirst. Selbst am letzten Tag habe ich noch auf ein Wunder gehofft. Es ging nicht anders, es konnte doch nicht sein, dass mir meine liebe Mama schon genommen wird! Und dann bist Du in der Nacht zum 30.12.2009 erlöst worden, so wie Du es Dir gewünscht hast. Du hast gesagt, ich soll nicht so traurig sein und nicht weinen. Ich versuche auch ganz tapfer zu sein und alles irgendwie zu schaffen, aber es ist so schwer. Ich wusste ja, dass es schlimm wird, aber dass es sooo schwer ist, hätte ich nie gedacht. Du fehlst mir jeden Tag und ich muss immer an 1000 Sachen denken, die wir zusammen erlebt haben und dass wir jetzt nichts mehr zusammen machen können. Du hattest doch noch so viel vor! Und das alles kannst Du jetzt nicht mehr erleben. Das macht mich so schrecklich traurig. Du hättest noch viele schöne Jahre verdient, denn Du warst ein herzensguter Mensch. Natürlich hast Du mich manchmal auch genervt, aber sogar das fehlt mir jetzt. Niemand kann einen so schön nerven wie die eigene Mutter! Ich vermisse Dich so sehr.

Vorgestern habe ich das Blumenbeet gemacht. Wenn Du noch leben würdest, hätten wir es zusammen gemacht, das macht mich auch immer traurig. Dann waren natürlich auch wieder die Nachbarn da und ich muss schon sagen, die sind nicht besonders feinfühlig. Die eine (Du weißt schon wen ich meine) erzählt mir fast jeden Tag von ihrem neuen Enkelkind… Und ich denke immer: Hallo? Meine Mutter ist vor ein paar Wochen gestorben! Was interessiert mich das tolle Enkelkind?? Ist ja schön für sie, aber ich finde, wenn man weiß, dass in einer Familie gerade jemand gestorben ist, dann geht man nicht hin und erzählt von seiner eigenen tollen Familie. Oder bin ich überempfindlich? Danach bin ich jedenfalls erstmal rein gegangen und musste direkt losheulen. Nichts gegen glückliche Familien, aber von meiner eigenen Familie sind leider nur noch mein Vater, meine Oma und ich übrig geblieben, das macht mich in solchen Situationen sehr traurig.

Ich wünschte, ich könnte ganz normal weiter machen und das tun, was ich immer getan habe, so wie Du es gesagt hast. Aber an manchen Tagen geht es einfach nicht und meine Gedanken kreisen nur um Dich. Ich weiß gar nicht, was ich ohne Dich anfangen soll. Ich überlege immer, was Du gesagt hättest, was mich trösten könnte, aber mir fällt nichts ein… Ich hoffe nur, dass es irgendwann besser wird, bis dahin muss ich wohl irgendwie durchhalten.

Dieses Forum hilft mir dabei sehr, ich fühle mich nicht so allein! Ich würde gerne noch jemanden kennen lernen, dem es ähnlich geht. Ich habe in den letzten Wochen die Erfahrung gemacht, dass es schon sehr hilft, mit jemandem zu reden, der das gleiche durchgemacht hat. Andere, die noch keinen geliebten Menschen verloren haben, reden meistens nur schlau daher und klopfen blöde Sprüche. Am besten waren "Sei froh, dass Deine Mutter erlöst wurde" und "Jeder muss irgendwann mal sterben". Sorry, aber da könnte ich echt zuschlagen (und ich bin normalerweise kein gewalttätiger Mensch…).

Traurige Grüße

P.S.: In einem Buch über Trauer (weiß leider nicht mehr genau welches) habe ich folgende Sätze gelesen: "Wenn eine Mutter stirbt, stirbt auch die Tochter. Denn ohne Mutter keine Tochter." Das hat mich sehr berührt und ich finde, es stimmt.
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  #2  
Alt 08.04.2010, 22:28
Benutzerbild von Lila.Lilie
Lila.Lilie Lila.Lilie ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

hallo julita,

ich gehöre (leider) zu denen, die ganz genau wissen wie du dich fühlst. ich hab meine geliebte mam jetzt erst im märz verloren. und es tut so unsagbar weh... die beerdigung zieht sich hin, wahrscheinlich nächstes wochenende.
wie ich den tag überstehen soll... ich weiß es nicht. am liebsten würde ich an dem tag umfallen... vielleicht bin ich meiner mam dann näher...

uns trösten keine worte anderer... egal wer... ich mag das wort "trost" kaum in den mund nehmen. denn es tröstet nichts... nur der eine gedanke, unsere geliebten mütter müssen nicht mehr leiden... und sehen und hören uns irgendwie aus ihrer neuen welt?!

ich funktioniere und existiere irgendwie gerade in einer scheinwelt... die gedanken an dich, meine liebe mam, die sind so unwirklich. einfach nur mal anrufen, einfach nur mal runterkommen, zum essen, zum quatschen, zum lachen und lästern...

einfach so... alles ist anders... mir fehlt jetzt schon deine stimme und ich habe angst sie zu vergessen... ich kann mich jetzt schon manchmal kaum dran erinnern... wer gibt mir denn jetzt immer die guten mam-ratschläge? die kann einem doch NUR EINE MAM geben!!! also bekomme ich jetzt keine mehr... hättest du mir nich für den schlimmen einschnitt in meinem leben etwas auf den weg geben können? genau jetzt brauch ich deine hilfe, und nur DU kannst mir dabei helfen, denn es geht ja um DICH...
so schnell, so unerwartet, wir hatten doch noch soviel vor... du hast am telefon gesagt "ja bis montag mein schatz". ich hab dich nicht nochmal sprechen können...
ich fühle mich mit meinen 34 jahren wie ein hilfloses kleinkind, dass nich ohne ihre mam kann...

@ julita
deinen geschriebenen satz "Wenn eine Mutter stirbt, stirbt auch die Tochter. Denn ohne Mutter keine Tochter." den lebe ich gerade. du bestimmt auch...
__________________


Mam... Du fehlst mir so unendlich!!! Kiss
* 21.07.1947
† 23.03.2010

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  #3  
Alt 08.04.2010, 22:40
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Julita,

"Wenn eine Mutter stirbt, stirbt auch die Tochter. Denn ohne Mutter keine Tochter." Ja, das stimmt in der Tat. Meine Ma ist im August letzten Jahres gestorben, aber ich kann es noch immer nicht fassen. Ich will es gar nicht begreifen, es nicht glauben. Das kann doch nicht sein. Sie hatte doch noch so viel vor. Sie sagte in den letzten Wochen immer wieder "Ich wollte doch so gerne alt werden" und "Ich werde dich so vermissen". Nun bin ich es, die sie vermisst, jeden Tag auf's Neue. Keine Stunde vergeht, in der ich nicht an sie denke, mich nicht an 1001 kleine Dinge erinnere, die wir gemeinsam erlebt haben. In der ich nicht daran denke, dass gewisse Erinnerungen nur wir beide geteilt haben und sie jetzt nur noch in mir zu Hause sind. In der ich sie nicht zurückwünsche, alles ungeschehen wünsche. Aber es liegt leider nicht in unserer Macht.

Ich würde dir so gerne ein tröstendes Wort sagen, aber das suche ich selbst noch immer. Deine Ma ist erst ein gutes viertel Jahr nicht mehr bei dir, meine "schon" über ein halbes Jahr, aber der Schmerz wird noch immer nicht weniger. Wird er es je? Ich weiß es nicht.

Hier zu lesen und zu schreiben hilft. Sich mit Menschen auszutauschen, denen es ebenso ergeht, mit ihnen mitzufühlen, auch das hilft. So weiß man wenigstens, dass man doch nicht alleine ist, egal, wie einsam man sich auch manchmal fühlt.

Was deine Nachbarin betrifft... Nein, du bist nicht überempfindlich, obwohl ich denke, dass sie dich vielleicht nur etwas unbeholfen aufheitern wollte.

Für die kommende Zeit wünsche ich dir ganz viel Kraft!

Yvonne
__________________
Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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  #4  
Alt 08.04.2010, 23:46
Julita Julita ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Hallo Lila.Lilie,

vielen Dank für Deine liebe Antwort, das stimmt, wirklichen Trost findet man nirgendwo. Auch wenn man es sich so sehr wünscht. Manchmal hilft es, wenn man es sich von der Seele reden (oder schreiben) kann. Auch wenn es nichts ändert, fühle ich mich danach etwas erleichtert. Nicht viel, aber wenigstens etwas. Ich finde es sehr traurig, dass Du das auch alles durchstehen musst. Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Kraft für die Beerdigung. Die Beerdigung von meiner Mama war im Januar, genau zwei Tage vor Ihrem 60. Geburtstag, das war für uns auch sehr hart. Ich habe aber die Beerdigung ganz gut überstanden, erst dachte ich, es wird sehr schlimm, aber irgendwie realisiert man es gar nicht. Das kann man in der Situation auch gar nicht. Ich habe am Anfang gedacht „DAS soll die Beerdigung von MEINER Mutter sein?“ Ich konnte es nicht glauben, dabei wusste ich natürlich genau, dass es wahr ist. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass sie wie immer ganz normal zu Hause ist und wenn wir nach Hause kommen, ist sie da und begrüßt uns... Ansonsten weiß ich nur, dass ich die ganze Zeit versucht habe, möglichst reglos dazustehen (man will vor den ganzen Verwandten und Nachbarn ja auch nicht zusammenbrechen, die starren einen alle an). Ich hatte eine weiße Lilie in der Hand und habe mich daran festgehalten. Im Nachhinein fand ich es schön, dass so viele Leute gekommen sind, viele Freunde, Verwandte und Nachbarn. Sie sind alle gekommen und wollten sich von meiner Mama verabschieden, da war ich sogar ein bisschen stolz. Viele haben auch nette Beileidskarten geschrieben, dass hat mich sehr gerührt. Geholfen hat es zwar auch nicht, aber es war eine sehr nette Geste. Trotzdem, den Tag der Beerdigung der eigenen Mutter würde man am liebsten überspringen.

Ich habe auch schon so oft auf mein Handy geguckt, ob Mama angerufen hat… Im gleichen Moment fiel mir dann ein, dass sie ja gar nicht mehr anrufen kann, weil sie nicht mehr lebt. Ich kann gar nicht beschreiben, was bei solchen Gedanken in mir vorgeht... das ist schlimm. Aber es wird wohl noch eine ganze Weile so bleiben.

Ich fühle mich mit 29 Jahren auch wieder sehr klein. Meine Mama hat mir soviel Halt gegeben, einfach dadurch, dass sie da war. Ohne sie fühle ich mich, als würde ich in der Welt nun ganz allein stehen. Meinem Freund darf ich das gar nicht sagen, der wird dann immer sauer. Er sagt, ich hätte ja noch ihn, aber das ist doch etwas ganz anderes. Wie du schon gesagt hast: Man hat nur eine Mam! Und die kann nichts und niemand ersetzen. Uns bleibt jetzt leider nur noch die Erinnerung und die tut manchmal ganz schön weh :-(
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  #5  
Alt 09.04.2010, 00:13
Julita Julita ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Yvonne,

vielen Dank für Deine Antwort, ich glaube auch, man versteht es nie. Dass ein geliebter Mensch, der immer da war, auf einmal nicht mehr da ist und auch niemals wieder kommt… das geht irgendwie über unser Verständnis hinaus. Auch wenn man genau weiß, dass es wahr ist, irgendwie kann und darf es nicht sein. Ich finde es auch schrecklich, dass unsere Mütter vieles nicht mehr erleben konnten, was sie sich so gewünscht haben. Das ist einfach ungerecht und sinnlos! Vor allem finde ich es schlimm, dass unsere Mütter es so bewusst erleben mussten. Meine Mutter wusste am Ende, dass sie sterben wird und das war einfach grausam. Dieses bewusste Abschiednehmen war schlimm. Viele sagen, es wäre toll, wenn man Zeit hätte, Abschied zu nehmen. Aber ich kann daran nichts Positives finden, es war zu früh und meiner Mama war klar, was sie alles nicht mehr erleben würde. Was würde ich geben, dass ihr (und mir) das erspart geblieben wäre!

An manchen Tagen sind die Erinnerungen schlimm. Manchmal bin ich auch dankbar, aber oft ist der Schmerz zu groß, es ist kaum auszuhalten. Was alles war und nie mehr sein wird. Was man verpasst hat und nie mehr nachholen kann. Was man noch hätte besser machen können… Keine Ahnung wie lange das noch so weitergeht. Vielleicht ein Jahr? Wird es im zweiten Jahr besser? Oder nie? Ich habe leider auch keine Ahnung!
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  #6  
Alt 09.04.2010, 13:38
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Julita,

ja, wir haben sehr ähnliche Empfindungen und Gedanken. Ich hatte mir das ehrlich gesagt auch einfacher vorgestellt, die "Zeit der Trauer". Ich setze das so in Klammern, weil dieser Ausdruck bei mir immer die Idee geweckt hat, dass das nur eine Phase wäre, die vorüber gehen würde. Aber mittlerweile glaube ich nicht mehr daran. Die Trauer wird uns wohl für den Rest unseres Lebens begleiten. Wir werden lernen müssen, damit zu leben. Wie, das weiß ich noch nicht. Vielleicht wird es ja wirklich eines Tages etwas einfacher. Das wäre uns allen zu wünschen.

Dieses bewusste Abschiednehmen ist auch schlimm. Es mag sein Gutes haben für jemanden, der noch irgendetwas in seinem Leben regeln möchte. Aber bei uns war nichts mehr zu regeln und nichts mehr zu sagen. Wir hatten uns doch schon alles gesagt. Zwischen uns gab es nie ein unausgesprochenes Wort oder ein Misverständnis, das länger als bis zum nächsten Tag gereicht hätte. Von daher hätte sich meine Ma diese Zeit auch sparen können. Sie war nur eine Qual. Von dem Tag an, an dem sie nach dem Rezidiv erfuhr, dass da plötzlich doch eine Metastase ist, wo eigentlich gar keine mehr hätte sein dürfen, von dem Tag an hatten ihre Augen ihren Glanz verloren. Es war nur noch Trauer darin, und das hat sich bis zuletzt nicht mehr geändert, nicht mal für eine Sekunde. Das kann man niemandem wünschen, schon gar nicht der eigenen lieben Mutter. Jeden Tag aufzustehen, in den Spiegel zu blicken und zu denken, so, wie lange denn noch? Wächst es? Verändert sich was? Wann sterbe ich denn nun und wie? Das muss unsagbar schrecklich sein, und noch nicht mal wir, die so dicht dran sind, werden uns auch nur zu 1/10 in diese Situation hineinversetzen können. Mir reicht dennoch schon meine eigene Version davon, wie es wohl in einem Menschen ausschauen mag, der weiß, dass er sterben wird, nicht irgendwann, sondern bald, in absehbarer Zeit, der seinem Mörder jeden Tag im Spiegel sieht und beobachten kann, wie er sich anschleicht, immer dominanter wird und man selbst immer schwächer und weniger. Das ist so unvorstellbar grausam. Rückblickend denke ich auch manchmal, bei der Rezidiv-OP hatte die Narkoseschwester so Probleme mit den Herzrythmusstörungen meiner Ma gehabt. Sie hätte sie fast nicht durch die OP gebracht. Rückblickend erwischt man sich dann beim Gedanken, dass das vielleicht auch besser gewesen wäre. Es hätte ihr so viel Leid erspart. Aber das wussten wir damals ja nicht.

Ich wünsche euch beiden, Julita und Lila.Lilie, nochmals von Herzen viel Kraft für die kommende Zeit!

Auf bald,

Yvonne
__________________
Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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  #7  
Alt 09.04.2010, 14:40
Julita Julita ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Ach, Yvonne, bei meiner Mama war es auch so. Als der Arzt ihr gesagt hat, dass er ihr nicht mehr helfen kann, war es für sie vorbei. Es war so schlimm für mich, sie so zu sehen und ihr nicht helfen zu können. Sie war immer so ein lebensfroher Mensch. Aber dann ihre traurigen Augen, als sie mir gesagt hat, dass sie so schnell wie möglich sterben will… Es war einfach schrecklich. Sie hat ja auch schon gemerkt, dass ihr Körper nicht mehr mitmacht, auch wenn sie es vorher so gern wollte. Wenn ich daran denke, was in ihr vorgegangen sein muss, zerreißt es mir das Herz. Und sie war so tapfer, da bin ich sehr stolz auf sie. Aber ich wünsche mir oft, ich hätte ihr noch mehr helfen können. Im Nachhinein fallen mir noch viele Sachen ein, die ich noch hätte sagen können oder was ich vielleicht noch hätte besser machen können. Aber ich war in der Zeit mit meinen Nerven auch völlig am Ende und habe versucht stark zu sein, es war einfach zu viel. Ich hoffe trotz allem, dass ich genug für sie da war.

Ich denke auch, es wäre vielleicht besser gewesen, wenn meine Mama ein paar Tage früher erlöst worden wäre. Dann wären ihr so viele Schmerzen und Ängste erspart geblieben. Es tut mir so weh, dass meine Mama ihre letzten Tage so erleben musste. Aber man kann sich den Zeitpunkt ja nicht aussuchen. Vielleicht ist alles so gekommen, wie es kommen musste. Vielleicht wäre es anders noch viel Schlimmer gewesen? Das kann man nie wissen.

Ich wünsche uns allen auch noch viel Kraft und das wir diese traurige Zeit irgendwie durchstehen!
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  #8  
Alt 09.04.2010, 15:09
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Julita,

wie sich unsere Geschichten doch gleichen... Meine Ma war auch immer ein optimistischer Mensch. Selbst in den schwierigsten Situationen hat sie nie ihr Lachen verloren. Bis dann der Krebs kam. Das erste Mal hat sie schon sehr mitgenommen, aber wir glaubten ja alle, er käme nie wieder. Aber als er dann doch wieder da war, zerbrach sie. Ich werde nie vergessen, wie sie auf dem Stuhl im Garten saß, mit ganz toten Augen, wie ich sie noch nie zuvor an ihr gesehen habe, und sich in einem kleinen Spiegel betrachtete und schaute, wo ihr die Haare von der Bestrahlung ausgefallen waren. Sie hat so tapfer gekämpft, hat alles Mögliche und Unmögliche über sich ergehen lassen, aber nichts hat dieses Monster besiegen können.

Meine Gedanken kreisen auch oft darum, was ich hätte anders machen können, besser, wo ich mehr für sie hätte da sein können. Aber auch ich war mit meiner Kraft völlig am Ende und war mit vielen Dingen auch überfordert. Viel besser hätte ich es wohl nicht machen können. Aber natürlich denkt man doch weiterhin darüber nach. Ich denke, sie wusste, dass ich alles für sie getan habe, was ich nur konnte und sogar mehr als das. Und sie wusste, wie sehr ich sie liebe, dass sie mir die Welt bedeutet. Das ich alles dafür getan hätte, diese furchtbare Krankheit zu vertreiben. Dass ich dennoch nur hilflos zusehen konnte, wie der Krebs immer stärker und meine Ma immer schwächer wurde, darauf hatte ich keinen Einfluss.

Ich bin sicher, dass auch du genug getan hast für deine Ma. Bestimmt schaut sie jetzt stolz auf dich herunter. Sie wird gewusst haben, wie sehr du sie liebst. Am Ende ist es nur das, was wirklich zählt.

Durchstehen werde wir diese traurige Zeit gewiss. Uns bleibt ja keine andere Wahl. Der Ort hier hilft. Der Kontakt zu Menschen, denen es ähnlich ergeht, hilft. Einerseits ist es immer furchtbar traurig, zu sehen, dass andere denselben Schmerz erleiden, denn er ist so tief, so allumfassend, dass man ihn niemandem wünscht. Es ist so furchtbar, zu sehen, dass so viele Menschen durch dieses Leid gehen müssen. Aber andererseits hilft es, sich auszutauschen und gegenseitig ein wenig zu stützen auf diesem Weg. Was in uns vorgeht, kann wohl nur jemand wirklich verstehen, der dasselbe durchmacht. Es ist so schlimm, dass man es wohl erst dann mitfühlen kann. Tja.

Uns bleibt nur die Hoffnung, dass es unseren Mamas da besser geht, wo sie jetzt wird. Dass sie hoffentlich keine Schmerzen mehr haben und nicht mehr leiden müssen. Hoffentlich sehen wir sie eines Tages wieder.

Alles Liebe,

Yvonne
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Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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  #9  
Alt 09.04.2010, 16:45
Julita Julita ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Yvonne,

vielen Dank für Deine lieben Worte. Es tut mir so leid, dass es bei Deiner Mutter auch so schlimm war. Wie ich Dich verstanden habe, hatte Deine Mutter auch zum zweiten Mal Krebs? Meine Mama war 2007 das erste Mal krank, gut zwei Jahre vor Ihrem Tod. Nach OP und Strahlentherapie galt sie als geheilt. Ich war sehr dankbar, dass meine Mama alles so gut überstanden hatte. Habe damals schon überlegt, wie es wäre, meine Mutter so früh zu verlieren. Aber es ging alles gut. Ich dachte, das Schicksal meint es gut mit uns. Ich verstehe auch nicht, warum die Ärzte manchmal gegen diese Krankheit nichts tun können. Manche Menschen werden geheilt und andere sterben daran. Wie kann das sein? Ich verstehe die Welt nicht mehr.

Naja, die letzten Tage sind bei mir ganz schlimm. Letzte Woche ging es mir recht gut und ich war sogar schon irgendwie versöhnt und konnte mit etwas Dankbarkeit zurückblicken. Und jetzt kommt alles wieder… es ist zum verzweifeln!

Ich glaube auch, dass wir alles getan haben, was wir konnten. Überfordert fühlte ich mich auch manchmal, aber ich habe alles für meine Mama gerne gemacht. Ich hätte auch alles getan, um sie zu retten, aber es ging leider nicht :-( Ich hoffe, dass sie das auch wusste. Werde sie gleich auf dem Friedhof besuchen, danach geht es mir meistens etwas besser. Das hätten meine Mama und ich auch nie gedacht, dass ich so bald zur Friedhofsgängerin werde. Ist immer ein komisches Gefühl.
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  #10  
Alt 09.04.2010, 17:15
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Julita,

ja, meine Ma hatte zwei Mal Zungenkrebs. Das erste Mal 2002. Damals sagten die Ärzte, es gäbe eine 90%ige Chance, dass er nie wiederkommt. Meine Ma gehörte keiner Risikogruppe an, hat nie geraucht, nie getrunken, immer betont gesund gelebt (hat leider nichts genutzt). Wir hatten Ende der 80er meine Oma an Krebs verloren (CUP), binnen zwei Jahren. Als der Krebs meiner Ma nach zwei Jahren noch nicht zurück war, dachten wir, wir hätten es geschafft (sehr naiv, wie ich heute weiß). 2007 war er dann plötzlich wieder da, nach exakt fünf Jahren. Tja, und dann war er nicht mehr zu bremsen. Es blieben von da ab kaum mehr 2 Jahre.

Wir scheinen wirklich viel gemeinsam zu haben, inklusive dieser 2 Jahresfristen... Was für einen Krebs hatte deine Ma denn? Wie schnell nach der Bestrahlung kam er wieder? Bei meiner Ma wuchs noch während der Bestrahlung eine Metastase. Diese erste befand sich allerdings außerhalb des bestrahlten Bereichs, sodass die Ärzte dachten, OK, Pech, aber nicht weiter schlimm. Tja, das war ein Irrtum. Die zweite Metastase kam dann mitten im bestrahlten Gebiet, nur wenige Wochen nach der Bestrahlung. Die ganze Quälerei hatte wohl nicht wirklich was gebracht. Der Krebs hatte sich davon überhaupt nicht beeindrucken lassen.

Deine Ma ist noch nicht lange fort. Du dachtest, du hättest dich jetzt schon irgendwie versöhnt mit ihrem Tod? Ich denke, das wird noch dauern. Das ist ein langer Prozess. Meine Erfahrung ist eher die, dass es die ersten Monate eine ziemliche Achterbahnfahrt ist. Mal geht es ganz gut, mal gar nicht, aber man denkt, es wird. Der richtige Tiefpunkt kommt oft erst Monate nach dem Tod. Zumindest bei mir war das so. Vom Versöhntsein bin ich noch weit entfernt. Ich weigere mich noch immer, daran zu glauben, dass all das wirklich passiert ist, dass sie wirklich nicht mehr da ist. Wenn ich daran denke, wie sie ihre letzten Atemzüge tat... Ich kann noch immer nicht begreifen, dass das wirklich passiert ist. Ich will gar nicht glauben, dass ich wirklich dabei war, einfach hilflos daneben stand, nichts tun konnte, den Tod nicht aufhalten konnte, den Krebs nicht besiegen konnte. Dass sie mir einfach so entglitten ist, jeden Tag ein weiteres Stückchen...

Ich weine heute noch viel. Jeden Tag kämpfe ich mit meinen Tränen. Heute war es sehr schlimm. Derzeit ist es schwer. Es ist Frühling, und all die Zwiebeln meiner Mutter kommen jetzt aus der Erde. Ihr ganzer Garten wird jetzt wieder grün. Jeder Zentimeter dort ein ein kleiner Teil von ihr. Den Winter über konnte ich das ausblenden, aber jetzt lacht es mich jeden Tag auf's Neue an, und ich kann nicht mehr darüber hinwegschauen. Es schmerzt jeden Tag auf's Neue.

Nun, jeder verarbeitet Trauer anders. Vielleicht verläuft es für dich ja etwas schneller und einfacher. Ich würde es dir sehr wünschen. Allerdings klingt alles, was du schreibst, sehr nach mir selbst. Wir werden uns wohl auf eine längere "Trauerphase" einrichten müssen.

Viel Kraft und fühle dich ganz lieb umarmt!

Yvonne
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Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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  #11  
Alt 09.04.2010, 18:53
Julita Julita ist offline
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Liebe Yvonne,

als erstes sei zurück-umarmt :-)

Meiner Mama haben die Ärzte auch gesagt, sie kann wieder ganz gesund werden. Sie hat auch nie geraucht oder getrunken, aber sie musste immer schon Medikamente nehmen, ich denke, dass es vielleicht daran lag. Sie hatte zuerst im Oktober 2007 Gebärmutterhalskrebs und wurde geheilt. Bei den Nachuntersuchungen wurde auch nichts gefunden. Dann letztes Jahr im Mai hatte sie auf einmal einen Knoten am Hals, der sich als Metastase herausstellte. Bei dem Wort Metastase wurde mir ganz schlecht, man hat doch schon oft gehört, dass Metastasen das Todesurteil bedeuten. Wir wollten es aber alle nicht wahrhaben. Ich hörte dann auch oft, dass Menschen trotz Metastasen noch viele Jahre leben können. Und gibt es nicht auch immer wieder plötzliche Heilungen, die kein Arzt erklären kann? Damit habe ich ganz fest gerechnet und es war wahrscheinlich sehr naiv. Aber was sollte ich sonst machen? Ich konnte doch auch nicht davon ausgehen, dass meine Mama bald tot ist. Ich musste ihr doch Mut machen, damit sie kämpft. Und das hat sie dann auch getan. Es wurden dann bei der CT noch mehr Metastasen gefunden. Eine an der Wirbelsäule, am Magen, an Leber und Niere. Das war für meine Mutter sehr schlimm, aber wir haben daran geglaubt, dass sie wieder gesund wird. Dann nach Bestrahlung und Chemotherapie waren die meisten Metastasen weg, aber der Arzt konnte es nicht genau erkennen. Am Magen war wohl noch etwas. Dafür bekam sie dann so komische Chemo-Tabletten und das war dann das Ende. Keine drei Wochen später war es soweit, meine Mama tot. Und ich (Vollidiot) hatte ihr versprochen, dass sie nächstes Jahr Weihnachten noch da sein wird. Wollte ihr doch nur Mut machen…

Wir haben übrigens noch eine Gemeinsamkeit: Mein Opa ist 1992 an Lungenkrebs gestorben. Es dauerte alles in allem auch ungefähr zwei Jahre. Da musste ich währende der Krankheit meiner Mama auch oft dran denken. Dass die Ärzte ihm nicht mehr helfen konnten…

Ach ja, der Frühling macht mir im Moment auch ganz schön zu schaffen. Das Blumenbeet haben Mama und ich immer zusammen gemacht. Zu zweit ging es viel schneller und machte auch mehr Spaß. Jetzt mache ich es allein. Das ist immer traurig, aber ich versuche es im Sinne meiner Mutter zu machen. Es hätte sie bestimmt gefreut, dass ich es so gut pflege und dass es so schön aussieht. Sie hat sich früher mit dem Blumenbeet auch immer so viel Mühe gegeben. Und die letzten zwei Jahre haben wir noch das Gemüsebeet zusammen bepflanzt. Ohne Mama habe ich dazu aber keine Lust mehr. Sie hat sich immer so über die selbst gepflanzten Zucchini gefreut. Das sind auch alles Erinnerungen, die daran hängen.

Das Auf und Ab kenne ich auch, aber dass es manchmal so tief runtergeht, dass ist für mich schlimm. Ich glaube, schlimmer als heute geht es nicht mehr. Aber meine Erfahrung ist auch, dass es mit der Zeit immer schlimmer wird. Sollte es nicht besser werden? Aber ich bin zu ungeduldig, es ist noch nicht lange her. Aber ich darf auch nicht so traurig sein, Mama hat gesagt, ich soll nicht traurig sein und wenn sie mich sehen könnte, wie ich ganz verzweifelt und traurig bin, dann wäre sie bestimmt auch ganz traurig. Deshalb muss ich wirklich versuchen, dass es mir besser geht, sie hätte es doch so gewollt. Das ist das Einzige, was ich noch für sie tun kann…

Weißt Du schon, was Du mit Deinem restlichen Leben anfängst? Ich weiß es noch nicht. Mir macht nichts mehr richtig Spaß. Ich arbeite ganz normal, muss ja auch Geld verdienen, aber sonst interessiert mich nicht mehr viel. Ich weiß auch nicht, worauf ich im Moment hinarbeiten sollte, es fühlt sich ohne Mama alles so leer und sinnlos an. Ich habe auch viel für sie getan, da fehlt mir jetzt was.

Ich hoffe, dass morgen ein besserer Tag für uns wird!
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  #12  
Alt 09.04.2010, 19:37
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Liebe Julita,

es ist erschreckend, mich in deinen Worten wiederzufinden. Ich sehe, dir geht es ebenso wie mir. Das tut mir so leid. Du hast Recht. Unsere Mamas schauen bestimmt runter auf uns uns sorgen sich, wenn sie sehen, wie depremiert wir sind. Aber ich kann doch auch nicht so tun, als wäre alles in Butter... Es ist ja nichts in Butter.

Wenn ich heute in den Spiegel schaue, dann erschrecke ich mich vor mir selbst, weil ich jetzt in meinen Augen dieselbe Traurigkeit sehe, die ich in den Augen meiner Ma auch gesehen habe. Dieser Tunnel, dieser Sog, diese tottraurigen Augen. Ich bekomme sie nicht mehr weg...

Nein, ich habe auch keine Ahnung, was ich mit meinem restlichen Leben anfangen möchte. "Restlich" trifft es, denn anfühlen tut es sich jedenfalls, als wäre dies nur noch der klägliche und unwichtige "Rest" von irgendetwas, was einmal ein Leben war, das aber jetzt völlig irrelevant ist. Vielleicht hat das damit zu tun, dass unsere Gedanken und Leben in den letzten Jahren völlig von der Sorge um unsere Mütter ausgefüllt waren. Und nun, da diese Sorge fort ist, ist da ein Loch. Aber ich fürchte, dieses Loch geht viel tiefer. Es ist nicht nur die Sorge die fehlt. Es ist das eigene Leben. Ich habe nicht nur das Gefühl, dass meine Ma gestorben ist, sondern auch, dass ein Teil von mir mit ihr gestorben ist. Und das Teil, das nun fehlt, ist wie ein schwarzes Loch und reißt alles andere mit. Lust habe ich auch keine mehr. Ich funktioniere nur noch. Auch ich muss Geld verdienen, arbeiten, jeden Tag, aber da ist kein Funke mehr, kein Herzblut, es ist wirklich nur noch reines Funktionieren wie eine Maschine, weil es halt sein muss. Ich habe das Gefühl, mir ist der Sinn des Lebens abhanden gekommen. Früher, da hat es mich gefreut, meine Ma stolz zu machen. Das war mein Antrieb, sie glücklich zu machen. Aber jetzt ist keiner mehr stolz auf mich. Was nutzt mir irgendeine Freude, wenn sich keiner mit mir mitfreut? Ich habe eine Mann, und obwohl ich meinen Mann sehr liebe, muss ich sagen, dass ein Mann kein Ersatz für eine Mutter ist. Eine Mutter ist Heimat. Sie ist der Mensch auf Erden, der uns am längsten und besten kennt. Sie ist ein Teil von uns. Und wir sind ein Teil von ihr. Ein Mann kann diesen Platz nie ausfüllen, und wenn er sich noch so sehr bemüht.

Bitte mache dir keine Vorwürfe, dass du deiner Ma wegen Weihnachten Mut gemacht hast! Ich finde das ganz toll, dass du das gemacht hast. Du hast ihr bestimmt viel Kraft dadurch gegeben. Krebs ist so unberechenbar. Man weiß vorher nie, wie diese Krankheit verläuft. Manch eine andere Ma erlebt unter vergleichbaren Umständen vielleicht auch noch das nächste Weihnachtsfest. Und ohne Hoffnung kann man auch nicht kämpfen. Hoffnung muss da sein. Dass sie sich nicht erfüllt hat, daran trägst du keine Schuld!

Ja, ich dachte auch, mit der Zeit würde es besser werden, dabei wurde es immer schlechter, und jetzt ist es chronisch. Man spricht ja im Allgemeinen von einem Trauerjahr. Ich denke, das sollten wir uns auch ohne Ungeduld zugestehen.

Ich wünsche dir ein paar Lichtblicke, auch an diesem Abend! Aus meinem Fenster sehe ich gerade die letzten Sonnenstrahlen eines schönen Frühlingstages. Die Vögel zwitschern im Garten. Die Katzen tollen auf der Terasse herum. Es gibt dennoch auch so viele schöne Dinge. Ich wünsche dir, dass du ein paar davon wahrnehmen kannst.

Alles Liebe,

Yvonne
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Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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  #13  
Alt 09.04.2010, 19:38
Benutzerbild von Lila.Lilie
Lila.Lilie Lila.Lilie ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

hallo ihr lieben,

wie sehr ähnelt sich doch jetzt unser leben...
der frühling war immer eine große freude für mich. über jedes blümchen hab ich mich gefreut, die vögel haben angefangen zu zwitschern... der frühling wird jedoch nun FÜR IMMER einen faden beigeschmack haben... er wird nicht mehr der aufblühende frühling sein. es wird der frühling sein, den meine mam nicht mehr draußen erleben durfte...

ich hab auch gestern zu meinem freund gesagt - ich existiere und funktioniere derzeit. die freude am leben hab ich verloren, denn ich hab den engsten innigsten menschen verloren...

wenn ich höre dass manche noch nach 5 jahren schmerzlich leiden...

im leben leiden der kranke und die angehörigen sorgen sich. "danach" sorgen sich die kranken in ihrer erlösten welt weil sie uns sehen, wie sehr wir leiden...
.................................

hey mam,
wollte dir mal wieder liebe grüße dalassen. ich vermisse dich jeden tag mehr. ich hab heute nacht tatsächlich von dir geträumt! 2 sessel (sahen aus wie aus unserer elternwohnung) standen in meinem wohnzimmer. in dem einem saß ich, den anderen du. ich hab deinen arm gestreichelt, dir übers gesicht gefahren. ich wollte dich bewußt spüren. aber ich glaub du hast dabei nichts gesagt. ich weiß nicht wie es das ordnen soll...
ich würde dir am telefon so gern sagen wie es doch vorm haus zwitschert, wie lang doch die tage schon wieder sind. aber es ist einfach nichts besonderes mehr. ich kanns nicht mit dir teilen. und schön finde ichs auch nicht, denn du kannst es nicht mit deinen augen sehen...

...oder doch?

manchmal klammere ich mich an die hoffnung und vorstellung, dass du in einer welt bist, weiter existierst, uns alle hörst, siehst, im leben weiter begleitest; die einfach für unseren verstand noch nicht realisierbar ist. so wie wenn man darüber nachdenken würde was hinter dem weltall ist oder wie weit es geht...
und weil du noch keine erfahrung in deiner neuen, schmerzlosen, welt hast, hast du noch nich ganz den weg zu mir gefunden?...

mam, ich warte jeden tag, jede nacht auf dich. MEIN LEBEN LANG...

kiss
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Mam... Du fehlst mir so unendlich!!! Kiss
* 21.07.1947
† 23.03.2010

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  #14  
Alt 09.04.2010, 19:44
Antara-01 Antara-01 ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Lila,Lilie, es ist wirklich erschreckend, zu sehen, wie sehr sich unser Leid gleicht (und unsere Nachrichten einander überschneiden und dabei inhaltlich gleichen)...
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Mama 21.11.1941-09.08.2009 (Zungenkrebs)
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  #15  
Alt 10.04.2010, 13:02
Julita Julita ist offline
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Standard AW: Meine liebe Mama, Du fehlst mir so sehr!

Liebe Yvonne,

bei Deinem vorletzten Beitrag kommt mir vieles so vor, als hätte ich es selbst aufgeschrieben… Ich sehe im Moment auch sehr traurig aus, im Spiegel sehe ich ein ganz schrecklich trauriges Gesicht und noch traurigere Augen. Komisch, dass man es so sehr an den Augen sieht. Als es Mama so schlecht ging, fühlte ich mich plötzlich um 10 Jahre gealtert und jetzt fühle ich mich manchmal, als wäre ich schon 100 Jahre alt. Naja, es ist der erste Frühling, den wir ohne unsere Mütter erleben müssen. Wie soll es uns da besser gehen, wenn wir bei jedem Blick aus dem Fenster sehen, was Mama auch gern gesehen hätte und nicht mehr sehen kann?

Das finde ich auch, dass unser Leben vorher durch die Sorge um unsere Mütter total ausgefüllt war. Man war ständig in Sorge, wie es ihr geht, ob sie noch etwas braucht, ob man noch etwas für sie tun kann, ob es ihr bald besser geht. Da ist jetzt wirklich ein Loch und mir fehlt jetzt auch irgendwie der Antrieb. Alles was ich gemacht habe, war auch irgendwie für Mama. Schule, Studium, Beruf… sie war immer stolz. Oder sagen wir fast immer, sie hat sich auch manchmal Sorgen um mich gemacht. Aber ich konnte ihr dann zeigen, dass ich es schaffe, das ergab alles einen Sinn. Der fehlt mir jetzt. Ich versuche mich trotzdem an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen, weil Mama es so gewollt hätte. Ansonsten mache ich mir viele Gedanken über das Leben. Wozu es gut ist und was das alles noch soll. Aber jetzt selbst tot umzufallen ist ja auch keine Lösung, wir müssen auch an die lieben Menschen um uns rum denken. Für unsere Männer ist es sicher auch sehr schwer, uns so traurig zu sehen. Ich bin auch sehr froh, dass ich meinen Freund habe und dass er in dieser schwierigen Zeit für mich da ist. Ohne ihn wäre es alles noch 1000 Mal schwerer. Ihm zuliebe (und natürlich meiner Mama zu liebe) muss ich versuchen, mich etwas besser zu fühlen. Aber so tun, als wäre nichts gewesen, geht natürlich nicht. Das kann man nie vergessen und auch die vielen schönen Jahre, die wir mit unseren Müttern hatten, werden wir nie vergessen.

Du hast Recht, ich musste meiner Mutter Hoffnung machen. Es war auch das, was ich in der Situation für das Richtige hielt. Aber im Nachhinein denke ich dann, dass sie es vielleicht so verstanden hat, dass ich sie und ihre Krankheit nicht ernst nehme, dass ich es auf die leichte Schulter nehme. Aber das war nicht der Fall, ich hatte die ganze Zeit wahnsinnige Angst, sie zu verlieren. Aber das muss sie auch gewusst haben. Ich wünsche mir nur, ich hätte es ihr doch auch mehr gezeigt, aber ich dachte, ich muss so stark wie möglich sein, damit wir wenigstens etwas Normalität aufrecht erhalten können. So macht man sich seine Gedanken…

Liebe Grüße
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