Meine Mama ist eigeschlafen

[huntress]

Hallo an alle Mitleidenden hier...

Durch Zufall bin ich auf dieses Forum gestossen, und das Schreiben fällt mir irgendwie leichter als das Reden, auch wenn ich weiß das es vielen anderen hier so geht.. Am Donnerstag den 12 August 2010 ist meine Mama um 12 Uhr Mittags eingeschlafen.. Sie hatte schon seit Jahren Lungenkrebs, erst auf der einen Seite der Operiert wurde, und dann ist er nach 4 Jahren auf der anderen Seite wiedergekommen.
Sie war immer eine so starke Frau, stand mit uns 4 Kindern alleine da nachdem mein Vater eine neue Freundin hatte, Sie hatte 9 Fehlgeburten und Sie hat meine Oma auch bis zum Tod Zuhause gepflegt.
Ich frage mich immer warum wir den eintritt der Sterbephase nicht bemerkt haben,und was wir noch hätten machen können.. Sie war die letzten 2 Wochen so schwach das meine Schwester und ich Ihr häufig beim Aufstehen helfen mussten, Sie wollte nicht mehr Essen und Trinken, und wir haben es immer auf Ihre ganzen Medikamente geschoben..
Es war auch bis auf mal 1 oder 2 Stunden immer einer von uns beiden bei Ihr..
Ich weiß nicht ob es eine Einbildung im Nachhinein ist, aber 2 Tage vorher bin ich Nachmittags gegangen, habe Ihr einen Kuss gegeben und ich glaube Sie immer noch sagen zu hören "Mach´s gut mein Kind"... Am nächsten Tag ging es Ihr so gut, das wir dachten Sie rappelt sich wieder hoch.. Meine Schwester ist dann am Donnerstag um 11 zur Arbeit gegangen und ich wollte um 2 drüben sein... Als ich ins Schlafzimmer kam lag Sie dort und ich wusste Sie ist gegangen.. Ich konnte nur noch Ihre Hand an meine Wange drücken und "ach Mama" sagen... Ich habe Sie dann nochmal auf die Stirn geküsst und meine Schwester auf der Arbeit angerufen... Warum hat Sie nicht noch ein wenig gewartet, oder wusste Sie wir würden schwer loslassen können, und hat uns einen letzten Liebesdienst erwiesen? Wir werden es nie mehr erfahren... Meine Schwester hat die Nacht dann an Ihrem Bett gesessen, eine Kerze angezündet und das Fenster geöffnet um Ihre Seele gehen zu lassen, aber ich konnte es einfach nicht..
Ich habe das Gefühl der Schmerz wird jeden Tag grösser und es zerreißt einem das Herz.. Mein Mann lässt mich eigentlich in Ruhe, Er hört einfach nur zu.. Er versucht auch garnicht mich erst in den Arm zu nehmen, das kann ich einfach nicht zulassen... Da bin ich wie Sie, immer die Starke und alles alleine meistern....
Gestern Abend habe ich auf dem Balkon gesessen und zum Himmel geschaut.. Leise habe ich gesagt "Jetzt geht es Dir wieder gut", und ganz in meiner Nähe kam eine Sternschnuppe runter als wollte Sie sagen " Ja Kind es ist gut so"....
Sorry für den langen Roman, aber es tut gut das loszuwerden, denn ich kann mit keinem darüber sprechen... Fü rmeine Schwester muss ich nun stark sein, und meinen Mann will ich nicht belasten....
Jetzt ist auch meine Mama ein Stern am Himmel

Liebe Grüsse
Elke

[Heike 82]

Hallo Elke,

erstmal willkommen und mein aufrichtiges Beileid.

Es ist sehr schwer die liebe Mama gehen zu lassen bzw zu verlieren, das weiß ich selbst aus eigener Erfahrung. Meie Mama ist jetzt schon fast 2 Jahre nicht mehr da und es ist immer noch genauso schlimm und schwer darüber zu erzählen.
Aber was ganz wichtig ist, was du jetzt nicht sein brauchst-das ist stark sein für andere!!!! Auch du mußt trauern können und es zulassen sonst zermürbt dich der Schmerz. Jeder wird Verständis dafür haben das du jetzt nicht so stark bist wie du es sonst bist. Mir ging es damals auch so, weil alles an mir hängen geblieben ist- Organisation Beerdigung und alles was so dazu gehört.
Auch ich wollte stark sein und dann als alles vorbei war da hat es mich total umgehauen weil die gesamte Trauer auf einmal kam.

Also versuch dich trösten zu lassen und auch mal zu weinen, egal ob jemand dabei ist oder nicht-du wirst sehen es tut gut.

Ich wünsch dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit und du fragen hast dann schreib mich einfach an.

Vlg Heike

[HeikesFreundin]

... ich möchte mich den Worten von Heike anschliessen ...

Mein aufrichtiges Beileid, Elke und ganz viel Kraft
für Dich und euch.

Angie

[Silke27]

Hallo Elke.

Deine Erfahrung sind meiner sehr ähnlich. mein vater ist auch vor kurzem erst gestorben
Essen und trinken war auch nicht mehr möglich. Er war sehr schwach, was wir auch auf die Medikamente zurückführten (waren ja doch nicht wenige).
Zwei Tage vor seinem Tod, war er eigentlich gut drauf (konnte sogar etwas witzeln).
Bevor ich dann gehen wollte, sagte er zu mir: ich möchte so gern nach Hause. da hab ich noch gesagt, jetzt warte mal ab bis es dir noch etwas besser geht, und dann gehen wir Heim. (Nach seinem Tod, bekommen solche Worte eine ganz andere Bedeutung. Die Worte gehen mir im nachhinein immer wieder im Kopf rum)
Am nächsten Tag ging es Ihm dafür um so schlechter und in der Nacht ist er dann eingeschlafen.

Wißt Ihr was seltsam ist/war? Ich hab Ihm vor langer Zeit gesagt, dass ich Ihn lieb habe. Aber seitdem er sehr krank war nicht mehr. ich hatte Angst, dass das wie ein Abschied klingt (er war sich ja bewußt, dass es eine tödliche Krankheit war). Und das wollte ich nicht. Ich meine, er weiss wie sehr ich Ihn lieb gehabt habe, aber manchmal frägt man sich schon, ob man es hätte nochmal loswerden sollen.

Ich bin auf jeden Fall stolz auf Ihn, dass er so tapfer gekämpft hat !

VG

[huntress]

Irgendwie reißt es im Moment auch nicht ab, Gestern war ich beim Onkel meines Mannes der drauf bestanden hat nochmal die Haare geschnitten zu bekommen... Er war auch schwer Krebskrank, und nur noch ein Schatten Seiner selbst... Er hatte schon 4 mal Täglich Morphium bekommen und konnte nicht mehr Essen, also wurde Er künstlich ernährt, ect. Er ist dann heute Morgen eingeschlafen an Seinem 70. Geburtstag

[Stilles Wasser]

Liebe Elke
schön, dass du zu uns gefunden hast, wenn auch aus weniger schönen Gründen.
Ich frage mich manchmal, wieviel Leid und Schmerz ein Mensch ertragen kann, wie in deinem Fall. Versuche jetzt bitte nicht stark zu sein, nur um den anderen etwas beweisen zu wollen. Laß deinen Schmerz raus und zeige ihn auch. Du darfst auch mal schwach sein. Schließlich ist das Liebste, was ein Mensch je hat, nun nicht mehr da. Du belastest weder deinen Mann noch deine Schwester oder sonst wen.
Wir sind hier im Forum für dich da

Viel Kraft für die kommende Zeit.

Stilles Wasser

[huntress]

Das hast Du schön geschrieben... Danke Dir .. Irgendwie ist es komisch im Augenblick, ich bin zwar immer noch ab und zu traurig, aber den Rest des Tages eigentlich viel zu beschäftigt um darüber nachzudenken... Abends vorm Einschlafen denke ich an meine Mama voller Dankbarkeit und Liebe, und ich fühle mich dann garnicht mehr so traurig sondern voller Wärme, ist das nicht irgendwie komisch? Eigentlich kommen mir immer dann noch die Tränen wenn ich von anderen Leuten angesprochen werde, oder drüber schreibe. Vielleicht versuche ich auch einfach nicht zuviel daran zu denken, und möglicherweise kommt dann der tiefe Fall noch... Vor vielen Jahren als meine beste Freundin von Ihrem Mann umgebracht wurde war der Fall eigentlich sofort da, es fühlte sich an als wenn einem Jemand den Boden unter den Füssen wegzieht....
Es werden die nächsten Wochen bringen wenn wir die Wohnung auflösen müssen
Jedes Stück was meine Mama geliebt hat in den Händen zu halten wird sicher nicht einfach werden....