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Alt 11.02.2010, 20:05
andy_mya andy_mya ist offline
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Registriert seit: 21.11.2008
Beiträge: 4
Standard Gekämpft, gehofft und mit Würde eingeschlafen ..

Hallo liebe Forum Mitglieder,
ich muss einfach mal ein wenig schreiben was ich im letzten 15 Monaten erlebt habe.
Bei meinem Schwager (er war 45 Jahre alt) wurde im Oktober 2008 auf Grund von Schmerzen im Arm eine "Verdickung unter der Achsel" festgestellt. Nachdem mir und meiner damals hochschwangeren Schwägerin die Diagnose - es sind Metatsen die von einem Hautkrebs kommen - mitgeteilt wurde, brach bei uns alle erst einmal eine Welt zusammen. Mein Schwager war zu dem Zeitpunkt frisch verheiratet und erwartete seinen ersten Nachwuchs.
Noch vor der Geburt seines Sohnes (am 24.12.2008) wurde er erfolgreich operiert - unter dem Arm und auf der Lunge wurde ihm eine 1,5 mm große Metastase entfernt - wir waren alle glücklich nachdem es hieß "Tumor- und Metastasenfrei entlassen". Ein Primärtumor wurde nie gefunden selbst auch einem PET-CT nicht. Im Janunar 2009 fing mein Schwager mit einer Interferontherapie an die auch einiges von ihm abverlangte - aber er hat sich nie beklagt.
Nach dieser Therapie wurde ein weiteres PET-CT gemacht und der Schock zeigte sich in 5 neuen Metastasen die gewachsen waren. Es folgte die erste Chemo die er auch gut verkraftete - er machte seinen Lieblingssport "Radfahren" a`la Lance Armstrong (bis zu 3 Stunden draußen oder auf dem Hometrainer).
In dieser ganzen Zeit wurde er liebevoll von seiner Frau, seiner Schwester und seinen Freunden umsorgt - ging es ihm gut, so ging es auch uns gut!
Die Untersuchung nach der ersten Chemo verhieß einen guten Anfang - eine Metastase war verschwunden, zwei weitere hatten sich verkleinert und die anderen zwei waren unverändert - die Hoffnung stieg.
Mein Schwager fuhr mit seiner Familie in sein Haus nach Schweden wo sie sich von dem ersten Stress erholten und er seine kleine Familie genießen konnte.
Als er nach zwei Monaten wieder kam unterzog er sich einer weiteren Chemo die ihm aber nicht bekam und seine Thrombozyten wurden von mal zumal schlechter. Daraufhin wurde eine neue Chemo im November 2009 angefangen, aber der Krebs hatte sich immer mehr ausgebreitet - nicht desto trotz haben er und ich immer weiter an unseren Sieg gegen die Krankheit gelaubt (er hatte auch seine Mallorca Radrundreise sowie die Marathonfahrt "Rund um den Bodensee" bereits gebucht).
Am 14. Jaunar 2010 rief er mich jedoch an und teilte mir mit, das er nur noch 6 - 8 Wochen zu leben hat - ich war wie geschockt, gelähmt und maßlos leer.
Als ich an diesem Tag von meiner Dienstreise zurück kam fuhr ich gleich zu ihm und fragte was er von mir erwartet und was ich für ihn tun soll / kann. Die Antwort kam prompt und ehrlich: " Bitte gebe mir einfach Normalität und keine Trauer und Mitleid - dafür ist später Zeit genug".

In den letzten 4 Wochen durfte ich ihn, zusammen mit seiner Frau, seiner Schwägrin und seiner Schwester (meiner Frau) begleiten. Sein Wunsch war es zu Hause zu sterben und wir konnten ihm diesen Wunsch (in Zusammenarbeit mit seinem Hausarzt - ein Freund von mir) erfüllen. Die letzten Wochen forderte von uns allen sehr viel (Schmerzstillende Mittel verabreichen - per Tablette oder Spritze, waschen,füttern, oder einfach nur bei ihm sitzen und mit ihm reden) aber er gab uns dadurch die Möglichkeit ihn zu begleiten und auch für alles zu danken - während der ganzen Zeit die ich mit ihm verbrachte (sei es zu Chemo zu fahren, sei es im KK auf irgendwelche Befunde zu warten) hatte er nie mit seinem Schicksal gehadert.
Auf Grund des Morphiums hatte er seit Sonntag schon nichts mehr gegessen bzw. getrunken auch das Reden oder Wahrnehmen der Umgebung war nicht mehr immer möglich.

Mein Schwager starb gestern, 10.02.2010 um 13:10 h in dem Armen seiner Frau während ich mit seinem einjährigen Sohn auf dem Arm im Nebenzimmer stand.

Ich habe mich kurz vor seinem Sterben, als ich am Bett saß mehrfach auch für das Vertrauen und die Möglichkeit im zu begleiten gedankt - leider hatten wir von Anfang an keine faire Chance gehabt.

Beste Grüße an alle und gebt die Hoffnung nie auf denn sie ist es wert zu haben.
Andy
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