Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Krebsarten > Lungenkrebs

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 20.02.2002, 09:15
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Weiss nicht mehr weiter

Hallo!
Vielleicht hat der eine oder andere meine Geschichte schon gelesen (grosszelliges Lungenkarzinom v. 27.10.2001). Mittlerweile hat mein Vater den Kampf gegen den Krebs aufgegeben. Nachdem die letzte Chemo nichts gebracht hat, sondern ihn körperlich nur noch schlimmer zugerichtet hat, wollte er nicht mehr. Wir hatten vorher ausgemacht, das er diesen einen Versuch noch startet, und ich nicht weiter bohre wenn es nichts bringt. Das hatte ich ihm versprochen. Mit dieser Situation klarzukommen ist schon schwer genug, aber ich schreibe deshalb heute hier weil ich einfach nicht weiss, wie es weitergehen soll. Ich pflege meinen Vater seit Oktober. Sicherlich, das hört sich nicht lange an. Mir kommt es vor wie Jahre. Die Unterstützung die ich am Anfang noch durch meine Schwester hatte, hat sich erledigt. Sie ist aus unserem Elternhaus ausgezogen, macht beruflich Karriere und lässt sich nicht mehr grossartig blicken. Mein jüngerer Bruder hat sich bisher um die Einkäufe gekümmert, aber nach einem Krach mit meinem Vater (mein Vater kann sehr ungerecht sein) hat sich das wohl ebenfalls erledigt. Mein grosser Bruder lässt sich zwei-dreimal im Monat blicken und spielt dann den grossherzigen Unterhalter. Ich gehe Vollzeit arbeiten, und wenn ich nachmittags/abends nach Hause komme kümmere ich mich um meinen Vater. Wenn ich dann fertig bin, mit der Pflege und der normalen Versorgung, gehe ich in meine Wohnung und muss praktisch auf Abruf erreichbar sein. Meinem Vater ist einfach wohler dabei, wenn jemand da ist, was ich auch verstehen kann. Am Wochenende siehts ähnlich aus, ich mache Frühstück, putze die Wohnung, mache nachmittags oft Kaffee und abends das Essen warm (Gottseidank kocht meine Oma). Zwischendurch gehe ich für ein paar Stunden in meine Wohnung, und versuche was für mich zu tun. Letzte Woche hab ich dann versucht ein Gespräch mit meinen Brüdern zu führen. Meine Bitte war, mir doch einen freien Tag in der Woche freizuschaufeln. Ein Tag an dem ich mal abschalten kann. Der Kommentar meines Bruders war wie folgt: Er wüsste garnicht was ich wollte, er wolle ja meine "Leistung" nicht schmälern, aber so dolle wär das doch alles garnicht, und ich hätte nunmal die "Arschkarte" gezogen, da ich nunmal mit im Haus wohne und früher Feierabend hätte als alle anderen. Ausserdem sei ja bei dem bisschen Pflege nichts dabei. Er würde das ohne Murren machen, und es würde ihm auch nichts ausmachen solche Sachen wie den Toilettenstuhl leeren und säubern zu erledigen. Das wäre doch alles gaaaanz easy. Aber ich wäre nunmal diejenige, die am nächsten dran ist und die meiste Zeit hat.Punkt. Ich kann nachvollziehen, das ich den grössten Teil der Pflege übernehmen muss. Will ich ja auch...ich will meinen Vater ja garnicht im Stich lassen! Aber ist es denn zuviel verlangt, ein bisschen Hilfe zu bekommen? Der nächste Punkt ist der, das mein Vater die Pflegestufe II nicht beantragen will. Nicht weil es nicht langsam Zeit würde (waschen kann er sich kaum noch, benutzt zu 95% nur noch den Toilettenstuhl, kann nicht mehr laufen, einfachste Bewegungen führen zur totalen Atemlosigkeit) sondern weil er keine Fremden um sich haben will. Was kann ich dagegen schon ausrichten? Wenn der Gutachter kommt, und mein Vater erzählt ihm (wie auch schon beim Gespräch zu Pflegestufe I - gottseidank war mein Onkel dabei und konnte noch was umbiegen) wie toll es ihm doch geht, nur weil ich ihm als Pflegerin lieber bin, was soll ich denn tun? Ich komme mir zur Zeit von allen Seiten sabotiert vor...von meinem Vater und auch von meinen Geschwistern. Was meinen Vater angeht, habe ich noch Verständnis dafür...er hat irgendwie den Sinn zur Realität verloren, und sieht einfach nicht wieviel zu tun ist. Er meint das sich alles um ihn drehen muss. Das er so fühlt kann ich schon nachvollziehen. Mein Vater ist todkrank, und ich weiss nicht wie ich mich in dieser Situation verhalten würde. Aber was für ein Recht haben meine Geschwister, sich so zu verhalten?
Mein grosser Bruder steht auf dem Standpunkt, das er seine Freizeit nicht opfern will. Meine schon. Das sie später Feierabend haben, ist richtig. Dafür fange ich aber auch morgens schon um 7 Uhr an. Das ich im Haus wohne, und es mir deshalb leichter fällt, mal eben raufzuhüpfen, ist auch richtig. Tu ich doch auch....will ich auch...aber ist ein freier Tag die Woche denn wirklich zuviel verlangt? Mittlerweile hab ich schon ein schlechtes Gewissen, weil ich mir so egoistisch vorkomme. Ich versuche das zu unterdrücken, weil mir mein Verstand was anderes sagt. Schreibt mir doch bitte mal Eure Meinung dazu....ein bisschen Objektivität könnte mir vielleicht helfen.
Liebe Grüsse
Alex
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 00:51 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55